Erst Kombination von Neonikotinoiden und Milben schwächt Honigbienen

Forscher des Instituts für Bienengesundheit der Universität Bern und des internationalen Honigbienen-Forschungsnetzwerkes COLOSS melden die Entdeckung, eines Zusammenwirkens zwischen der Milbe Varroa destructor und Neonikotinoiden, welches die Lebensdauer von Honigbienen beeinträchtigt.

Die Westliche Honigbiene, Apis mellifera, ist der mit Abstand wichtigste von Menschen gehaltene Bestäuber weltweit. In den vergangenen Jahren kam es global zu hohen Verlusten von Honigbienenvölkern. Es wird seit Längerem vermutet, dass ein Zusammenwirken von verschiedenen Stressfaktoren hinter diesen Verlusten steht.

Nun melden die Wissenschaftler des Instituts für Bienengesundheit der Universität Bern und Agroscope in Zusammenarbeit mit dem internationalen Honigbienen-Forschungsnetzwerk COLOSS und den Universitäten von Auburn (USA) und Chiang Mai (Thailand), dass es einen bislang unbekannten Mechanismus gibt, der diese erhöhten Verluste an Honigbienenvölkern weltweit erklären kann. Die Ergebnisse wurden in «Scientific Reports» publiziert, dem Open Access-Journal von «Nature».

Eine ungute Kombination
Zwei Stressfaktoren, die einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit von Honigbienen haben, sind Insektizide und die nahezu überall vorkommende Milbe V. destructor. Diese Milbe stammt ursprünglich aus Asien, wo sie die Östliche Honigbiene, Apis cerana, befällt. Nach einem Wirtswechsel auf die Westliche Honigbiene A. mellifera wurde sie weltweit zu deren gefährlichster biotischer Bedrohung. Der negative Effekt von weit verbreiteten Insektiziden, speziell den Neonikotinoiden, sei ebenfalls bereits bekannt, schreibt die Universität Bern in ihrer neuesten Mitteilung. Bislang existierten jedoch noch keine Daten, welche ein solches Zusammenwirken zwischen diesen beiden Faktoren aufzeigen konnten.

In den untersuchten Honigbienen-Kolonien hatte die Behandlung der experimentellen Arbeiterinnen mit zwei ausgewählten Neonikotinoiden keinen Einfluss auf Gewicht und Langlebigkeit. Sobald allerdings ein Befall mit der Milbe Varroa destructor hinzukam, konnte ein schädliches synergistisches Zusammenwirken der beiden Stressfaktoren nachgewiesen werden. Davon waren besonders die langlebigen Winterhonigbienen betroffen, die im Herbst geboren werden, um das Überleben der Kolonie im Winter zu sichern. Der negative «Kombi-Effekt» führte nicht nur zu einer kürzeren Lebensdauer der Winterbienen-Arbeiterinnen, sondern auch zu einer reduzierten Körpergröße. Die Körpergröße ist ein wichtiger Faktor für die Leistungsfähigkeit der Winterbienen. Davon hängt unter anderem ab, wie gut sie ihre Körpertemperatur gegen die Kälte verteidigen können.

Für schonendere Mittel
«Imkerinnen und Imker in vielen Regionen dieser Welt sind von viel zu hohen Völkerverlusten betroffen», sagt Prof. Peter Neumann vom Institut für Bienengesundheit der Universität Bern, Co-Autor der Studie und Präsident des COLOSS-Netzwerkes. Für die Forscher sind mit dem Nachweis eines solchen Zusammenwirkens zwischen Insektiziden und Milben entsprechende nachhaltige Lösungen in der Landwirtschaft und Imkerei zum Schutz der Honigbienenvölker von zentraler Bedeutung. «Ein reduzierter Einsatz von Insektiziden sowie eine verbesserte Kontrolle der Milbe Varroa destructor sind dringend erforderlich», sagt Dr. Lars Straub, Erstautor und Post-Doktorand am Institut für Bienengesundheit.

Anmerkung:
Die Bienenvölker wurden Neonicotinoid-kontaminiertem Pollen (in realistischen Dosen von 4 ppb Thiamethoxam und 2 ppb Clothianidin) ausgesetzt oder, zum Vergleich, kontrollierten unkontaminierten Pollen. Insgesamt 42 Tage lang im Frühjahr, wenn die Kolonien normalerweise Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt sind.

Link zur Studie (englisch)

Quelle: Universität Bern

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