Initiative Tierwohl: Schweinehalter gewinnen Innovationspreis Tierwohl

Die Initiative Tierwohl (ITW) hat gestern erstmalig innovative Ideen und Projekte rund um die Schweine- und Geflügelhaltung mit dem Innovationspreis Tierwohl ausgezeichnet. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hob in einem Grußwort während der Preisverleihung das Engagement der Preisgewinner sowie der ITW für Innovation in der Landwirtschaft hervor. Die ITW zeichnete vier Landwirte aus, und zwei wissenschaftliche Projekte erhielten den Zuschlag für eine finanzielle Förderung. Die Jury bestand aus dem Beraterausschuss der Initiative Tierwohl unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Johann Heinrich von Thünen-Instituts.

„Wir freuen uns über die vielen innovativen Beiträge zur Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung“, sagte Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl. „Innovative Ideen zu etablieren ist selbst dann eine Herausforderung, wenn diese wirklich nützlich und sinnvoll sind. Wir leisten mit dem Innovationspreis Tierwohl einen Beitrag dazu, solche Innovationen zu unterstützen.“

„Innovative Ideen sorgen für mehr Tierwohl – ob nun in der konventionellen oder ökologischen Tierhaltung“, sagte Julia Klöckner, Bundesministerin des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). „Zum ersten Mal zeichnet die Initiative Tierwohl solche Ideengeber aus, die mit guten Einfällen für Verbesserungen im Stall sorgen – herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger! Und auch mit meinem Ministerium bin ich dabei, die Ställe der Zukunft zu entwickeln. Ein Mehr an Tierwohl wollen wir zusammenbringen mit der Sicherung der wirtschaftlichen Grundlage der Landwirte. Zudem arbeiten wir zielstrebig an unserem staatlichen Tierwohlkennzeichen.“

Die Landwirtin Gabriele Mörixmann erhielt für die Idee eines Aktivstalls für Schweine den Preis für das innovativste Konzept. Den dritten Platz für erfolgreich umgesetzte Projekte in der Landwirtschaft belegte der Schweinemäster Christoph Becker für die Umstrukturierung seines Stalls, die zu mehr Bewegungsfreiheit für die Tiere führte. Er erhält dafür 5.000 EUR. Der mit 7.000 EUR dotierte, zweite Platz ging an den Landwirt Heinz Hackmann, der in seinem Stall eindrucksvoll demonstriert, wie das Konzept von Gabriele Mörixmann in der Praxis funktioniert und das Tierwohl verbessert. Den ersten Platz, der mit 10.000 EUR dotiert ist, vergab die Jury, die aus dem Beraterausschuss der ITW bestand, an den Schweinehalter Peer Sachteleben für seinen mobilen Schweinestall mit Auslaufhaltung. Neben den Preisträgern aus der Landwirtschaft gewannen zwei wissenschaftliche Projekte eine finanzielle Förderung zur Umsetzung. Den Zuschlag erhielt zum einen die Veterinärmedizinerin Dr. Birgit Spindler für die Entwicklung eines kameragesteuerten Frühwarnsystems, das gegenseitiges Verletzen von Puten erkennen soll. Zum anderen erhielt Gé Backus von Connecting Agri & Food eine Förderung für das Pilotprojekt „Kluger Stall“, bei dem es um eine innovative Lösung zum Management des Klimas in Schweineställen geht. Das Fördervolumen für die beiden wissenschaftlichen Projekte beträgt fast 400.000 EUR.

Zur Jury gehörten neben Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, der den Vorsitz innehatte, Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an. Prof. Dr. Harald Grethe (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Peter Kunzmann (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover), Prof. Dr. Robby Andersson (Hochschule Osnabrück) und Prof. Dr. Lars Schrader (Friedrich-Loeffler Institut) übergaben als weitere Mitglieder des Jury die Preise an die Landwirte. Die ITW plant den „Innovationspreis Tierwohl“ regelmäßig auszuloben. Weiterführende Informationen finden Interessierte hier: www.innovationspreis-tierwohl.de.

Die Preisträger

Sonderpreis Aktivstall, Gabriele Mörixmann
Landwirtin Gabriele Mörixmann aus Melle in Niedersachsen hat schon so einige Erfahrungen mit unterschiedlichsten Haltungssystemen gesammelt. Im Laufe der Jahre hat sie Sauen in einem Biobetrieb gehalten, aber auch konventionell Schweine gemästet. Beide Konzepte haben sie nicht vollständig überzeugt. Ihr Wunsch: Eine Schweinehaltung, die den Spagat zwischen möglichst viel Tierwohl, Transparenz und Umweltschutz sowie einem wirtschaftlichen Betrieb bis in die Ladentheke schafft.

Familie Mörixmann fasste den Entschluss, ein völlig neues Stallkonzept zu entwickeln. Dieses sollte die Vorteile der biologischen und konventionellen Haltung kombinieren, und sich nach außen transparent darstellen. Das Ergebnis: der sogenannte Aktivstall für Schweine. Er bietet den Schweinen unterschiedliche Stroh- und Spaltenbodenbereiche, die sie selbst frei wählen können. Neben einem Fressbereich auf Spaltenboden und den Wühlbereichen mit Stroh, stehen den Tieren auch helle Stallbereiche mit Duschen und Spielzeugen, dunklere Ruhebereiche sowie Außenklimabereiche zur Verfügung. So gibt es im Aktivstall besonders viel Bewegungsfreiheit und Beschäftigungsmöglichkeiten mit doppelt so viel Platz. Erstmals umgesetzt wurde das Konzept im Jahr 2012 in einem vierzig Jahre alten Maststall der Familie Mörixmann. Als Ideengeberin berät Gabriele Mörixmann mittlerweile auch andere Landwirte, die am innovativen Stallkonzept interessiert sind. Für ihr Stallkonzept erhält sie den Innovationspreis Tierwohl.

3. Preis „Buchtenstrukturierung“, Christoph Becker
Christoph Becker betreibt seit 2010 eine konventionelle Schweinemast in der Lüneburger Heide. Im Laufe der Jahre probierte der Landwirt viele neue Ideen aus, um das Tierwohl in seinem Stall zu steigern. Die Erfahrungen haben ihm gezeigt, dass mehr Platz oder das reine Angebot von Stroh alleine nicht ausreicht.

In dem Schweinestall waren die separaten Buchten bisher an einen Mittelgang angeordnet. Diese Struktur hat Becker aufgebrochen. Anstelle von sechs Buchten für jeweils fünfzehn Tiere gibt es nun zwei große Buchten für je fünfundvierzig Schweine. Dafür wurden die Trennwände zwischen den Buchten entfernt und durch kurze Stichwände ersetzt. Die Stroh- und Futterautomaten stehen zentral an einer Stelle, wodurch eine gemeinschaftliche Futteraufnahme begünstigt wird. Zuletzt wurden die Trennwände zwischen den Buchten im hinteren Bereich entfernt. Nur noch ein Kontaktgitter trennt die beiden Bereiche voneinander ab. Nun können sich alle Schweine im Raum sehen und kennenlernen. In den Fußboden wurden Heizungsrohre eingesetzt, die den Stall erwärmen und kühlen können. Das Ergebnis: Die Weiterentwicklung der Stallabteile brachte einen spürbaren Wohlfühleffekt für die Tiere, der mit dem Innovationspreis Tierwohl ausgezeichnet wird.

2. Preis Aktivstall, Heinz Hackmann
Landwirt Heinz Hackmann betreibt seit 1989 eine Schweinemast in Hemmelte in Niedersachsen. Tierwohl war und ist ihm wichtig. Deshalb war er sofort begeistert, als er vor drei Jahren von einem neuen Stallkonzept seiner Kollegin Gabriele Mörixmann hörte, das den Schweinen besonders viel Platz, Bewegung und Abwechslung bietet. Und das in bestehenden Gebäuden. Schnell stand der Entschluss fest: auch auf seinem Hof sollte es einen sogenannten „Aktivstall“ geben.

Um das Konzept in einem alten Stall der Schwiegereltern umzusetzen, reichten kleinere Umbaumaßnahmen aus. Mit großer Wirkung: So bietet der Stall heute 240 Tieren vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten, viel Platz und Tageslicht. In den fünf unterschiedlichen Stallbereichen wechseln sich Spaltenböden und Stroh ab. Es gibt Liege- und Spielbereiche, Scheuerbalken, Sisalseile, Bürsten und Ketten mit Weichhölzern. Auch zum Fressen und Saufen müssen die Schweine aktiv werden, um die Tränken und Futterstellen zu erreichen. Das Verhalten der Tiere in der Gruppe hat sich verbessert, sodass auf das vorsorgliche Kürzen der Schwänze meist verzichtet werden kann. Das Konzept für mehr Tierwohl und Tiergesundheit überzeugt Heinz Hackmann. Deshalb plant er, weitere Aktivstall-Mastplätze zu schaffen. Mit seiner Umsetzung des Aktivstalls hat er auch die Initiative Tierwohl überzeugt und erhält deshalb den Innovationspreis Tierwohl.

1. Preis „Mobile Auslaufhaltung“, Peer Sachteleben
Peer Sachteleben betreibt seit gut einem Jahr den Schlehbaumhof im niedersächsischen Osnabrück. Ihm ist das Wohl seiner Tiere sehr wichtig. Daher machte sich der Landwirt von Anfang an intensive Gedanken darüber, wie die Schweinhaltung auf seinem Hof aussehen könnte. Sachteleben beschäftigte unter anderem die Frage, wie er seinen Tieren genügend Auslauf bieten kann, und dabei dennoch die strengen Vorgaben des örtlichen Veterinäramtes einhält.

Sachteleben entwickelte eine Auslaufhaltung in mobilen Schweineställen. Sie kombiniert Vorteile einer Stall- und Freilandhaltung. Im mobilen Stall steht den Tieren ein geschützter Raum mit großen Liegeflächen, verschiedenen Klimazonen und einer fest installierten Wasser- und Futterversorgung zur Verfügung. Neu ist, dass die Ställe fahrbar sind und sich mit den Tieren an Board als Anhänger ziehen lassen. Das ermöglicht dem Landwirt, die Ställe auf unterschiedliche Weideflächen umzustellen und den Tieren so einen Zugang zu großem Auslauf im Freiland zu bieten. Durch einsetzbare Türelemente erfüllen sie auch die strengen Vorgaben zum Seuchenschutz. Für die gelungene Umsetzung seiner Idee wird Peer Sachteleben mit dem Innovationspreis Tierwohl ausgezeichnet.

Empfänger von Fördergeldern

Projekt 1: Kluger Stall, Gé Backus, Connecting Agri & Food
Nur wenige wissen, dass ein optimales Stallklima erheblich zu einer guten Tiergesundheit und weniger Stress beiträgt. Häufig wissen Landwirte, beispielsweise Schweinehalter von Mastschweinen und Ferkeln, gar nicht so genau, wie es um das Klima in den verschiedenen Abteilungen ihrer Ställe eigentlich bestellt ist. Dabei führen gesunde Tiere letztendlich auch zu besseren finanziellen Ergebnissen eines landwirtschaftlichen Betriebes.

Gé Backus von Connecting Agri & Food, einer der beiden Gewinner in der Kategorie „Projektförderung in der Praxis – Wissenschaft“ ist auf dieses Problem aufmerksam geworden. Als Direktor von Connecting Agri & Food, einem Unternehmen, das mit Beteiligten der Lieferkette im Agrar- und Lebensmittelsektor zusammenarbeitet, hat er regelmäßig mit Menschen zu tun, die in der Landwirtschaft arbeiten.

„Mir ist in meinen Gesprächen aufgefallen, dass viele Landwirte die Bedeutung eines guten Stallklimas gar nicht genau kennen. Das Klima nimmt einen großen Einfluss auf das Verhalten der Schweine und ihre Gesundheit. Mit unserem System ‚Kluger Stall‘ wollen wir Landwirten ein Tool an die Hand geben, dass ihnen die Überwachung der nötigen Richtwerte erleichtert“, erklärt Gé Backus seine Motivation für das Projekt.

Stabiles Klima sorgt für weniger Stress
Um das Klima in einem Schweinestall einschätzen zu können, sind vor allem vier Richtwerte ausschlaggebend: neben Temperatur und Luftfeuchtigkeit außerdem der Kohlendioxidgehalt (CO2) sowie der Ammoniakgehalt (NH3). Diese Werte können sowohl innerhalb als auch zwischen verschiedenen Tagen erheblich voneinander abweichen. Optimal sind dagegen möglichst stabile klimatische Bedingungen, und niedrige Werte für NH3. Ein wichtiger Nebeneffekt eines optimalen Klimas: Durch die geringere Stressbelastung der Tiere nimmt die Wahrscheinlichkeit von Problemen wie dem Schwanzbeißen ab. Im Idealfall könnte auf diesem Wege sogar auf das vorsorgliche Kupieren der Schwänze bei Ferkeln verzichtet werden.

Zusammen mit dem ICT-Unternehmen Whysor hat Gé Backus‘ Unternehmen eine technische Lösung entwickelt, die das Stallklima im Blick behält. Sie soll es Schweinehaltern ermöglichen, jederzeit Einblick in die klimatischen Bedingungen der Ställe ihrer Ferkel und Mastschweine zu erhalten und, wenn nötig, aktiv zu werden. Dazu werden zunächst Sensoren in den Ställen angebracht, die im Minutentakt Messwerte an das „Kluger Stall“-Dashboard senden. Hier werden sie übersichtlich für den Landwirt aufbereitet. Die Werte können zusätzlich auf Smartphone, Tablet oder PC abgerufen werden.

„Kluger Stall“ – Ein Stall, der mitdenkt
Im zweiten Schritt werden für jeden Betrieb individuelle Schwellenwerte festgelegt. Werden diese überschritten, löst eine Alarmfunktion aus. Der Landwirt erhält eine Benachrichtigung auf sein Smartphone, kann so aktuelle Extremsituationen erkennen und direkt auf diese reagieren. Die Software hat noch weitere Funktionen: So kann sich der Landwirt tägliche Zusammenfassungen, grafische Darstellungen der Messwerte und einen Klimareport anzeigen lassen. Außerdem wird den teilnehmenden Landwirten der Vergleich mit den anderen Mitgliedern einer Erzeugergemeinschaft ermöglicht.

Ziel des Projektes ist es, mithilfe moderner Tools das Verständnis der Schweinehalter für das Klima in den Ställen zu vermitteln und ihnen zu helfen, zukünftig Fehler in der Klimaführung ihres Stalls zu vermeiden. Bereits seit Dezember 2017 ist das Projekt praxisfertig, nun kann es in einem ersten Pilotprojekt getestet werden: Mit seinem Pilotprojekt „Kluger Stall“ konnte Gé Backus die Jury überzeugen und erhält eine Projektförderung mit Vollfinanzierung für ein Pilotprojekt mit ca. 30 Teilnehmern.

Projekt 2: Automatisches Frühwarnsystem zur Detektion von Verletzungen bei Puten, Dr. med. vet. Birgit Spindler
Verletzungen der Tiere in Putenställen, hervorgerufen durch gegenseitiges Bepicken, haben vielfältige Gründe – ein zu eng besetzter Stall ist nur ein möglicher davon. Ein automatisches Frühwarnsystem soll deshalb dazu beitragen, Verletzungen bei Puten schneller aufzuspüren. Entwickelt wird das System unter der Leitung von Dr. med. vet. Birgit Spindler, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und Leiterin der Arbeitsgruppe Tierschutz am Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie.

Das von Dr. med. vet. Birgit Spindler zu entwickelnde, kamerabasierte Frühwarnsystem soll es ermöglichen, erste Anzeichen von Kannibalismus-Verletzungen in Putenställen frühzeitig zu erkennen. Landwirte erhalten so die Möglichkeit, sich umgehend um die verletzten Tiere zu kümmern.

„Wir haben festgestellt, dass ein frühzeitiges Eingreifen bei ersten Anzeichen von gegenseitig zugefügten Pickverletzungen in Putenherden die Anzahl der betroffenen Tiere stark reduzieren kann. Dabei trägt die frühzeitige Detektion von verletzten Tieren durch eine kontinuierliche Überwachung erheblich zur Verbesserung von Tierwohl und Tiergesundheit bei“, erläutert Dr. med. vet. Spindler die Vorteile ihres Systems.

Nicht nur in der Intensivtierhaltung: Kannibalismus im Putenstall
Mit einer Prävalenz von bis zu 13 Prozent ist das Auftreten von Kannibalismus, also das gegenseitige Bepicken, in der Putenmast ein ernstzunehmendes Tierschutzproblem. Der Begriff Prävalenz stellt die Häufigkeit von erkrankten Tieren zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitabschnitt dar. Die Verhaltungsstörung, die diesem Fehlverhalten zugrunde liegt, kann bei Puten in allen Haltungsformen vorkommen – von Intensivtierhaltung bis Bio. Bisher ist es in den meisten Haltungsformen üblich, die Schnäbel der Puten vorsorglich zu kürzen und so die Schäden durch Pickverletzungen zu minimieren. Um zukünftig auf diese Maßnahme verzichten zu können, gilt es neben der Suche nach den Auslösern, das Management und die Haltung der Tiere zu optimieren.
Das Frühwarnsystem basiert auf der Idee, Bilder aus dem Stall auszuwerten und einzuordnen. Im Zuge der Bildverarbeitung kommen sogenannte neuronale Netze zum Einsatz. Die Funktionsweise von künstlichen, neuronalen Netzwerken kann wie Nachahmung von Informationsverarbeitung im Gehirn auf technischem Weg beschrieben werden.. Solche Netzwerke werden aktuell bereits genutzt, um Verletzungen bei einzelnen Schweinen festzustellen. Jetzt soll untersucht werden, ob die Erweiterung des Verfahrens auf größere Tiergruppen, wie sie beispielsweise in einer Putenmast vorkommen, möglich ist.

Ein intelligentes System, das bei Gefahr Alarm schlägt
Zu Beginn des Projektes muss das zu entwickelnde, lernfähige System mit Bildmaterial von gesunden Puten im Normalzustand und mit Tieren mit Verletzungen trainiert werden. Das über mehrere Mastdurchgänge zusammengestellte Material wird anschließend in Einzelbilder zerlegt und manuell analysiert. Werden verwundete Tiere erkannt, wird die Verletzung markiert und im System hinterlegt. Auf diese Weise wird das neuronale Netzwerk trainiert, sodass das System zukünftig das aufgenommene Bildmaterial selbstständig auswerten und in Echtzeit verarbeiten kann.

Anders als bei den momentan vorgeschriebenen Kontrollgängen, , hat der Landwirt, unterstützt durch das System, einen lückenlosen Überblick über die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Tiere und erhält bei Abweichungen von den Normalwerten umgehend eine Benachrichtigung. So kann der Landwirt schnell eingreifen und, wenn nötig, betroffene Tiere von der Gruppe trennen. Kleine, augenscheinlich unauffällige Verletzungen können in der Putenmast in kürzester Zeit zu massiven Problemen führen. Die Wahrscheinlichkeit, diese zu übersehen, ließe sich durch das Frühwarnsystem stark minimieren. Mit ihrem Konzept konnte Dr. med. vet. Birgit Spindler die Jury der Initiative Tierwohl überzeugen und erhält eine Projektförderung mit Vollfinanzierung in Höhe von 228.736 Euro.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

BTK lehnt Verordnungsentwurf des BMEL zur Ferkelkastration entschieden ab

Bei der Frühjahrs-Delegiertenversammlung der Bundestierärztekammer (BTK) am 29./30. März 2019 in Berlin verabschiedeten die Delegierten eine Erklärung, in der sie den „Entwurf einer Verordnung zur Durchführung der Narkose mit Isofluran bei der Ferkelkastration durch sachkundige Personen“ (FerkNarkSachkV) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) entschieden ablehnen.

Eine Narkose sei immer mit einem Risiko verbunden und beim Tier, ebenso wie beim Menschen, ein hochkomplexer Vorgang, der nicht nur die Durchführung, sondern auch die Vorbereitung, Überwachung und Nachsorge des Patienten umfasse, schreibt die Kammer in ihrer neuesten Pressemitteilung.

„Auch das Erkennen und Behandeln von Narkosezwischenfällen, wie Atemdepression oder Herz-Kreislaufstillstand, erfordern tierärztlichen Sachverstand“, erklärte BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann. Voraussetzung dafür sei das Studium der Tiermedizin. Nicht ohne Grund sei in Deutschland die Durchführung von Narkosen bei Wirbeltieren Tierärzten vorbehalten (§ 5 Tierschutzgesetz). Die Bundesregierung plane nun aus rein wirtschaftlichen Interessen eine Änderung dieser Situation.

Nach dem Entwurf der FerkNarkSchkV solle Tierhaltern die Durchführung einer Anästhesie in einem 6-stündigen Crashkurs vermittelt werden, schreibt die Standesvertretung weiter. Die dafür notwendige Sachkunde, die Veterinäre im langjährigen Studium erwerben, könne so keinesfalls erlernt werden. „Die Bundesregierung nimmt Schmerzen, Leiden und den Tod von Ferkeln bewusst in Kauf und verstößt somit gegen das Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz.“

Zusätzlich würde durch die Narkose mit Isofluran die Umwelt belastet, denn Isofluran sei ein Treibhausgas, das die Ozonschicht zerstöre. Außerdem träten arbeitsschutzrelevante Belastungen für den Anwender auf. Unwohlsein und Übelkeit seien dabei die geringsten Beeinträchtigungen, denn auch die Schädigung der Leber, anaphylaktische Reaktionen und Herzstillstand seien einige der bekannten Nebenwirkungen bei der Arbeit mit dem Narkosegas.

„Die Delegierten der BTK protestieren aufs Schärfste gegen die durch die Bundesregierung präferierte Durchführung der Narkose mit Isofluran bei der Ferkelkastration durch andere sachkundige Personen als Tierärzte“, heißt es zum Schluss.

Die ausführliche Stellungnahme der BTK und des Bundesverbands der beamteten Tierärzte (BbT) zum Verordnungsentwurf finden Sie hier.

Quelle: Bundestierärztekammer

Wie das Kapazitätsproblem zu bewältigen wäre, wenn nur Tierärzte Ferkel kastrieren dürften, sagt die Kammer nicht. Dass der Eberfleisch-Anteil kurzfristig und drastisch steigerbar wäre oder die Immunokastration, 20 Jahre nach ihrer Markteinführung, einen plötzlichen Siegeszug starten könnte, ist aber eher unwahrscheinlich.

Sicher sind die Apparaturen zur Isofluran-Betäubung, etwa die Masken, noch verbesserungswürdig, aber besser als die „Dänische Methode“ ist die Gasbetäubung sicher. Laufende Forschungsprojekte zur Ferkelkastration werden garantiert nicht bis zum 31.1.2 2020 abgeschlossen und mögliche neue Substanzen ebenso sicher nicht zugelassen sein.

Langfristig mögen, dank gentechnischem Sexing, nur noch weibliche Schweine zur Welt kommen, bis dahin vergehen aber noch etliche Jahre. In der Humanmedizin werden in Zukunft medizinische Hilfskräfte kleinere Eingriffe routinemäßig vornehmen, unterstützt durch entsprechende Technik. Sollte also vielleicht der hauptberufliche Kastrierer, nach 3- oder 6-monatiger Ausbildung, im Schweinestall zum Zuge kommen?

Denkbar und diskussionswürdig ist sicher manches, fest steht aber eins: der Termin für das Ende der betäubungslosen Ferkelkastration.

Ferkelkastration unter Isofluran-Narkose – rechtzeitig vorausplanen!

Nach der Entscheidung von Bundestag und Bundesrat die Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration um zwei Jahre zu verlängern, hat das BMEL, mit einem Referentenentwurf zur Vollnarkose mittels Isofluran die Umsetzung einer Alternativmethode zur betäubungslosen Ferkelkastration auf den Weg gebracht.

Insbesondere von den kleinen und mittleren Betrieben werde eine Alternative, mit der Ferkel weiterhin chirurgisch kastriert werden können, als unabdingbar gesehen, so das Ministerium.

Die Verordnung soll vor Ende des Jahres in Kraft treten und im Haushalt des BMEL sind Mittel für die Förderung der Anschaffung der Narkosegeräte durch die Landwirte vorgesehen.

Ab Januar 2020 können dann entsprechende Schulungen angeboten werden. Nach erfolgreichem Abschluss eines theoretischen Teils, folgt eine Praxis-Einweisung (die auch der Hoftierarzt im eigenen Betrieb vornehmen kann) und abschließend eine praktische Prüfung.

Insgesamt sind zwar zwölf Monate Zeit für alle Lehrgangstermine, wie viele Anbieter (in welchen Regionen) es geben wird, ist allerdings noch offen. Auch werden vermutlich Ferkelerzeuger, die auf Ebermast oder Kastration durch den Tierarzt setzen, aus Sicherheitserwägungen an einem Isofluran-Kurs teilnehmen.

Deshalb ist es bestimmt ratsam, dass sich jeder Ferkelerzeuger mit der Methode auseinandersetzt. Selbst wenn sich z. B. nur jeder 3. oder 4. Betrieb für Isofluran entscheidet, erscheint eine frühestmögliche Anmeldung sinnvoll, um am 1.Januar 2021 gewappnet zu sein.

Der gesamte Referentenentwurf inklusive Erläuterungen ist hier nachzulesen.

Sensorgestütztes Frühwarnsystem für tierischen Stress

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Ein sensorgestütztes Frühwarnsystem für tierischen Stress steht im Fokus einer Ausgründung von ATB-WissenschaftlerInnen. Zentrales Element ist ein neuartiger Sensor zur Messung der intranasalen Druckdifferenz beim Ein- und Ausatmen. Ein EXIST-Stipendium unterstützt ab dem 1. April 2019 die GründerInnen dabei, ihre innovative Geschäftsidee eines ganzheitlichen Gesundheitsmonitorings in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung zur Marktreife weiter zu entwickeln.

Unterstützt durch ein EXIST-Gründerstipendium und begleitendes Mentoring seitens des ATB wagen zwei junge Wissenschaftlerinnen des ATB gemeinsam mit einem Softwareentwickler den Schritt in die Selbständigkeit. Motiviert und inspiriert durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Milchviehhaltung wollen Saskia Strutzke und Sarah Jahn mit der geplanten Unternehmensgründung ein „System zur automatischen Detektion umfassender Gesundheitsparameter von Nutztieren“ zur Marktreife weiter entwickeln.

Die Idee für ein Messgerät, das die Atemfrequenz bei Milchkühen automatisch, kontinuierlich und zuverlässig misst, hatte Saskia Strutzke im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Tierwohl am ATB entwickelt. „Bislang mussten wir die Atemfrequenz als wichtigen Hitzestressindikator visuell mit der Stoppuhr erfassen“, erinnert sie sich. Daraufhin entwickelte sie eine Methode, die Atemfrequenzmessung zu automatisieren.

Zentrales Element des Systems ist ein neuartiger Sensor zur intranasalen Druckdifferenzmessung, der durch eine spezielle Haltevorrichtung an der Nase des Tieres befestigt wird. „Die Anbringung ist unkompliziert und nicht invasiv. Unsere Vorversuche haben gezeigt, dass der Sensor die Tiere in ihrem Verhalten nicht beeinträchtigt“, erklärt Saskia Strutzke.

Das Sensorsystem erfasst neben der Atemfrequenz auch weitere Stressindikatoren wie das Atemverhalten, nimmt Lautäußerungen und Wiederkauraten auf und detektiert darüber hinaus auch das Tierverhalten. Zudem will das Gründerteam das Spektrum der erfassten Vitalparameter als ergänzende Informationen für das ganzheitliche Gesundheitsmonitoring durch Integration weiterer Sensordaten erweitern. Die Daten werden in einer speziellen Software zusammengeführt und können, anschaulich und übersichtlich aufbereitet, vom Tierhalter über das Smartphone oder Tablet einfach per App abgerufen werden. Informationen zu Stressbelastungen der Herde, beispielsweise Hitzestress, oder zum aktuellen gesundheitlichen Zustand einzelner Tiere, z. B. im Fall einer bevorstehenden Geburt, erreichen den Tierhalter so auch fernab des Hofes. Treten deutliche Abweichungen über einen längeren Zeitraum auf, erhält der Landwirt per App eine Warnmeldung.

„Für Landwirte wird diese Form der Gesundheitsüberwachung das Management deutlich erleichtern“, so Saskia Strutzke. „Sie bekommen damit ein Frühwarnsystem, das meldet, sobald sich physiologische Werte ihrer Tiere in einer kritischen Weise verändern und nicht erst dann, wenn Leistungseinbrüche in Folge von gesundheitlichen Problemen den Produktionsablauf und gar die Wirtschaftlichkeit des Betriebes gefährden.“

Ein erster Prototyp, der in der Lage ist, Wiederkaurate, Atemfrequenz und Lautäußerung zuverlässig zu messen, wurde erfolgreich getestet. Das Patent (DE 10 2017 130 454.1) zu „System und Verfahren zur Messung einer Druckdifferenz“ wurde Ende 2017 angemeldet und ist derzeit in Überprüfung. Das ATB ist an der Gemeinschaftserfindung zu 50 % beteiligt.

Für ihre innovative Idee eines ganzheitlichen Gesundheitsmonitorings mit Hilfe des neuen Sensorsystems erhielt Saskia Strutzke 2018 den Förderpreis der Agrarwirtschaft. „Diese Auszeichnung und die Resonanz auf den vorgestellten Sensor hat mich darin bestärkt, die Ausgründung anzugehen“, erläutert Saskia Strutzke. „Wir denken da auch an weitere Anwendungsbereiche. Wenn wir das System mit einer tierartspezifischen Haltevorrichtung ausstatten, kann es künftig nicht nur bei Rindern, sondern auch bei Pferden oder selbst bei Hunden zum Einsatz kommen. Gerade der Einsatz bei Pferden zur ganzheitlichen Überwachung, zur Geburtsterminierung oder zu Trainingszwecken ist vorstellbar.“

Das EXIST-Stipendium fördert die GründerInnen für die Dauer eines Jahres, um die Gründung des Unternehmens bestmöglich vorzubereiten, d. h. das Produkt weiter zu entwickeln, Marktakzeptanz zu erlangen und einen Businessplan zu erstellen. Das ATB unterstützt die Ausgründung mit Infrastruktur und fachlicher Expertise. Potsdam Transfer, die zentrale Anlaufstelle der Universität Potsdam für Gründungen aus der Wissenschaft, bietet zudem begleitende Unterstützung und Beratung im Rahmen des Gründungsnetzwerks. Die Unternehmensgründung ist für das erste Quartal 2020 geplant.

EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende, AbsolventInnen und WissenschaftlerInnen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben handelt es sich um innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten.

Quelle: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)

Einheitliche Haltungskennzeichnung für Fleisch jetzt im Handel

Lebensmittelhandel startet mit einheitlicher Kennzeichnung ab 1. April 2019
Verbraucher erkennen jetzt sehr schnell das Tierwohl-Niveau der Produkte
Einführung des einheitlichen vierstufigen Systems

Ab heute finden Verbraucher die einheitliche Fleisch-Kennzeichnung „Haltungsform“ in den Märkten der in der Initiative Tierwohl (ITW) engagierten Lebensmitteleinzelhändler (LEH). Beginnend im April führen die Unternehmen schrittweise die Kennzeichnung ein. Sie ordnet bestehende Qualitätssicherungs-, Tierwohl- und Bioprogramme für Schweine, Rinder und Geflügel nach einem für alle Teilnehmer gültigen Anforderungskatalog in einem vierstufigen System ein. Die Verbraucher können dadurch sehr schnell erkennen, wie das Tierwohl-Niveau der Tierhaltung ist, aus der das konkrete Produkt stammt. Die Organisation der Kennzeichnung erfolgt über die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH. Diese ist auch Trägerin der Initiative Tierwohl.

Mit der „Haltungsform“ etabliert der Handel jetzt eine einheitliche, unternehmensübergreifende Haltungskennzeichnung und kommt dem Verbraucherwunsch nach mehr Erkennbarkeit und Transparenz nach. Die Kennzeichnung „Haltungsform“ ist so konzipiert, dass sie grundsätzlich vereinbar ist mit der geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichnung.

Das neu geschaffene Kennzeichen der „Haltungsform“ markiert in einem vierstufigen System jeweils, nach welcher Haltungsform die Tiere gehalten wurden. Die 1. Stufe „Stallhaltung“ entspricht dabei den gesetzlichen Anforderungen bzw. dem QS- oder einem vergleichbaren Standard. Fleisch, das mit Stufe 2 „Stallhaltung plus“ gekennzeichnet ist, muss darüber hinaus aus einer Haltung mit höheren Tierwohlstandards wie etwa mindestens 10 Prozent mehr Platz im Stall und zusätzlichem Beschäftigungsmaterial stammen. Stufe 3 „Außenklima“ fordert für die Tiere unter anderem noch mehr Platz und Frischluft-Kontakt. Bei Stufe 4 „Premium“ haben die Tiere noch mehr Platz und müssen Auslaufmöglichkeiten haben. So wird z. B. Biofleisch in diese Stufe eingeordnet.

Die Kennzeichnung werden Verbraucher auf Verpackungen bei ALDI Nord, ALDI SÜD, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto Marken-Discount, PENNY und REWE finden. Die „Haltungsform“ steht weiteren Unternehmen offen. Vollständige Informationen zu den Kriterien der einzelnen Stufen erhalten Verbraucher auf der Webseite zur Haltungsform unter www.haltungsform.de.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Liegen, sitzen oder stehen: Die Größe der Tiere bestimmt die Ruheposition

Kühe liegen immer in Brustlage, um ihre Verdauungsvorgänge nicht zu unterbrechen. Nagetiere ruhen sich auch sitzend aus, Riesenkängurus auch manchmal auf dem Rücken. Ein Team der UZH hat die Ruhepositionen von Säugetieren untersucht. Je größer ein Tier, desto seltener legt es sich hin – und wenn doch, dann eher auf die Seite. Aber es gibt Ausnahmen.

Warum sieht man Kühe auf der Weide nie auf der Seite liegen? Bei Wiederkäuern wie Kühen, Schafen, Antilopen, Hirschen oder Giraffen werden im Magen die Futteranteile, die noch einmal gekaut werden sollen, anhand der Schwerkraft aussortiert. Damit dies jederzeit reibungslos funktioniert, muss der Magen im Stehen wie im Liegen die gleiche Position zur Schwerkraft haben. Das ist der Grund, warum Kühe immer in Brustlage ruhen und sich so gut wie nie auf die Seite legen. Daher wird vermutet, dass sich Tiere, die nicht auf die gleiche Art verdauen, eher auf die Seite legen können. Um den Zusammenhang von Verdauungssystem und Ruheposition genauer zu untersuchen, beobachteten Forschende der Universität Zürich 250 Säugetiere in Zoos in mehr als 30’000 Ruhephasen.

Große Tiere ruhen im Stehen oder auf der Seite
Sie fanden heraus, dass ihre Vermutung nicht ganz stimmte: Neben anderen Faktoren beeinflusst die Körpergröße die Ruheposition der Tiere mehr als der Verdauungstyp. Kleine Tiere mit kurzen Beinen verweilen viel in Brustlage – ihre Körperform ist dafür ideal. So zum Beispiel die Klippschliefer aus Afrika, die an Meerschweinchen erinnern. „Je kürzer der Abstand der Körpermitte zum Boden ist, desto eher legen sich die Tiere hin“, sagt Prof. Marcus Clauss von der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der UZH. Je größer die Tiere sind, desto häufiger legen sie sich ganz auf die Seite, was bei massigen Tieren bequemer für die Beine ist.

Aber es gibt Ausnahmen: Große Tiere ruhen auch im Stehen. Pferde tun dies viel häufiger als ihre nächsten Verwandten, die Tapire oder Nashörner. Dabei „fixieren“ sie jeweils im Stand mit ihrer Kniescheibe eines ihrer Hinterbeine, ohne dafür die Muskeln anspannen zu müssen. Kamele wie Lamas oder Dromedare würgen wie die Wiederkäuer einen Teil des Mageninhalts wieder hoch; anders als die Kühe können sie sich jedoch manchmal auf die Seite legen und ihren Verdauungsmechanismus kurzzeitig unterbrechen.

Elefanten liegen auf der Seite
Von allen Pflanzenfressern liegen die Elefanten am häufigsten in Seitenlage. Werden sie jedoch älter und können nicht mehr so gut aufstehen, meiden sie das Ablegen. „Darum ist es wichtig, Elefanten im Zoo Hügel aus Sand zur Verfügung zu stellen. Wenn sie leicht schräg liegen, kommen auch alte Tiere viel leichter wieder hoch“, erklärt Christian Schiffmann, der Elefanten-Spezialist im Team der Forschenden. Haben die Tiere diese Möglichkeit nicht, lehnen sie sich vermehrt an Wänden, Pfosten oder Baumstämme an.

Flusspferde dagegen scheinen bis ins hohe Alter beweglich zu sein und legen sich auf die Seite. Nagetiere machen auch gerne einmal sitzend eine Pause. Als einzige untersuchte Tierart ruhen sich Riesenkängurus auch manchmal auf dem Rücken aus.

Quelle: Universität Zürich

ATB-Ausgründung Melk-FEE will für mehr Kuhwohl sorgen

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Im Fokus der Unternehmensgründung Melk-FEE GmbH von ATB-WissenschaftlerInnen steht das Wohlbefinden von Milchkühen durch Forschung, Entwicklung, Erprobung und Beratung im Bereich der Milchgewinnung. Mit der ATB-Ausgründung wird die in langjähriger Forschung erworbene wissenschaftliche Melkkompetenz des Instituts in neuer Form in der Praxis verankert.

Die Melk-FEE GmbH adressiert mit ihrem Leistungsangebot einen wachsenden Markt, denn die gesellschaftlichen Forderungen nach einer Verbesserung des Tierschutzes und des Tierwohls in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nehmen stetig zu. Dies gilt auch im Hinblick auf die Verfahren der Milchgewinnung. Beim maschinellen Melken kommt eine Milchkuh mindestens zweimal täglich intensiv mit der Technik in Kontakt. Ist das Melksystem nicht bestmöglich an die Physiologie des Tieres angepasst, kann die Zitze Schaden nehmen und das Wohlbefinden der Kuh leiden. Die Schnittstelle zwischen tierischem Gewebe und Technik ist der Zitzengummi des Melkzeugs.

Motiviert durch das in ihrer Promotion am ATB erworbene Wissen wird Dr. Susanne Demba mit ihrem Gründerteam unter anderem eine neue Methode der Zitzengummiprüfung zur Marktreife weiterentwickeln. Mit Hilfe einer Druckmessfolie und eines in vitro Eutermodells können Zitzengummis hinsichtlich ihrer Druckwirkung auf die Zitze getestet werden, ohne dass Tierversuche notwendig sind. Diese bisher einzigartige Methode wird es Herstellern künftig ermöglichen, die Zitzengummis bestmöglich an die Zitzen der Milchkühe anzupassen, bevor sie in den Markt eingeführt werden.

Darüber hinaus wird das Unternehmen softwareunterstützte Beratungsangebote für Landwirte entwickeln, um Schwachstellen in Haltung und Management in Milchviehbetrieben zu analysieren und Maßnahmen zu erarbeiten, die helfen, das Tierwohl in der Milchviehhaltung ganzheitlich zu verbessern. Ergänzt wird das Produktportfolio um die Zertifizierung von Milchmengenmessgeräten nach Richtlinien des International Committee for Animal Recording (ICAR). Melktechnikhersteller können mit Hilfe der Zertifizierung den Marktwert ihrer Milchmengenmessgeräte erhöhen.

Das Gründerteam besteht aus den AgrarwissenschaftlerInnen Dr. Susanne Demba, Prof. Dr. Reiner Brunsch, ATB, Prof. Dr. Sandra Rose von der Hochschule Neubrandenburg, und der Juristin Johanna Siegmund. Zusammen verfügen sie über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Milchgewinnung und Melktechnik.

Seit Ende 2018 wird dieses langjährige Forschungsgebiet am ATB nicht mehr weitergeführt. „Das ATB begrüßt, dass die institutionell aufgebauten Kompetenzen mit der Gründung in privatwirtschaftliches Engagement überführt werden können“, so Prof. Brunsch, der das junge Unternehmen als Mentor begleiten wird. „Wir freuen uns auch, dass Melk-FEE GmbH die ICAR-Zertifizierungen vom ATB übernimmt. Damit bleibt eines von weltweit nur drei Testcentern in der Region verankert und kann auch künftig als Anlaufstelle für Hersteller und Kontrollverbände auf Länderebene wie auch international fungieren“.

Dr. Susanne Demba geht die neuen Herausforderungen mit Begeisterung und Elan an: „Ich freue mich besonders auf die enge Zusammenarbeit mit Landwirten und Herstellern, die sich über das Konzept der Melk-FEE GmbH entwickeln wird, und natürlich auch darauf, den Bürostuhl häufiger gegen Gummistiefel eintauschen zu können.“

Melk-FEE GmbH wird ab 1. April 2019 für die Dauer von einem Jahr mit einem EXIST-Gründerstipendium gefördert. Die Gründer erhalten damit die Möglichkeit, das Geschäftsmodell weiter zu entwickeln, Laborkapazitäten und Infrastruktur des ATB zu nutzen, um Methoden vor deren Markteinführung weiter zu optimieren, sowie um einen Kundenstamm aufzubauen. Bereits bei der Antragstellung unterstützte das EXIST-Gründungsnetzwerk Leibniz-Transfer das Team und wird das Vorhaben auch über den gesamten Gründungsprozess in betriebswirtschaftlicher Hinsicht begleiten.

EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende, AbsolventInnen und WissenschaftlerInnen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben handelt es sich um innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten.

Quelle: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)

100 Jahre Tierärzteverband

Gestern feierte der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) mit rund 300 nationalen und internationalen Gästen aus Tierärzteschaft, Politik und Wirtschaft im historischen Kaisersaal des Frankfurter Römers sein 100-jähriges Bestehen. Bürgermeister Uwe Becker hieß die Gäste willkommen und überbrachte die Grüße der Stadt Frankfurt. Er zeigte sich erfreut, dass der bpt in Frankfurt ansässig ist und auch künftig bleiben wird. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz nahmen das Jubiläum zum Anlass, das Engagement des Verbands zu würdigen und aktuelle Herausforderungen anzusprechen. Schauspieler und Kabarettist Michael Quast unterhielt die Gäste mit einem launigen Rückblick auf 100 Jahre tierärztliche Tätigkeit.

„Schwierige Zeiten waren das damals 1919 für unsere Praktikerkollegen, aber ich glaube, Felix Train, der Gründungsvater des Reichsverbands Praktischer Tierärzte (RPT), wäre auf seinen Nachfolgerverband, unseren heutigen Bundesverband, stolz“, hob bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder in seiner Ansprache hervor. Die Gründung des RPT habe schließlich entscheidend dazu beigetragen, dass Nutztier- und Kleintiermedizin heute Wachstumsmärkte mit guten Zukunftsperspektiven seien und der Tierarzt der mit Abstand am besten ausgebildete Akteur in der Lebensmittelkette.

„Lebensmittel in Deutschland sind heute so sicher und Tiere so gesund wie niemals zuvor. Auch der Tierschutz hatte noch nie einen so hohen Stellenwert wie heute. Das ist zu großen Teilen der Arbeit der praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte und damit auch den Bemühungen unseres Verbands zu verdanken“, so Moder. Mit Blick auf den Tierschutz mache er sich allerdings Sorgen. Ganz akut stünde nämlich die flächendeckende tierärztliche Notdienstversorgung von Nutz- und Kleintieren auf der Kippe. Das starre Arbeitszeitgesetzes trage Schuld daran, dass massenhaft tierärztliche Kliniken den 24/7-Notdienst aufgäben, ganz zu schweigen vom langsamen und oft lautlosen Sterben der Landtierarztpraxen. Mit rasender Geschwindigkeit werde gerade eine über einhundert Jahre gewachsene und bewährte Struktur zerstört. Dagegen müsse dringend etwas unternommen werden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner griff das Thema in ihrer Festrede auf und sicherte ihre Unterstützung bei der Problemlösung zu. Am Beispiel der Haltung von Pferden als Nutztiere im landwirtschaftlichen Betrieb in den 1950er Jahren und deren Verdrängung durch die Mechanisierung zeigte die Ministerin auf, wie sich das Berufsbild der Tierärzte verändert hat. „Hunde und Katzen wurden mehr und mehr zu Familienmitgliedern, denen dann auch eine intensive tiermedizinische Betreuung zuteilwurde. Dieser Trend hat bis heute angehalten. Die Kleintiermedizin ist zur wichtigsten Säule Ihres Berufsstandes geworden“, erläuterte Klöckner. Gleichzeitig richtete sie ihren Blick auf die Zukunft tierärztlicher Tätigkeit: „Die zunehmende Digitalisierung im Stall wird auch für den Tierarzt direkte Auswirkungen haben. Neue Diagnostikmethoden zur Erfassung von Gesundheitsparametern als frühzeitiger Indikator von Krankheiten werden zur Verfügung stehen und damit wird ein frühes tiermedizinisches Eingreifen wahrscheinlicher. Prophylaxe statt Therapie könnte Wirklichkeit werden.“ Die Bundesministerin dankte dem Verband ausdrücklich für die vertrauensvolle, sehr fachliche und belastbare Zusammenarbeit mit ihrem Ministerium.

Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz dankte den Verbandsmitgliedern für ihren Einsatz und ihr Engagement: „Tierärztinnen und Tierärzte leisten mit ihrer täglichen Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung und zum Wohlergehen der Tiere. Der bpt ist seit Ende 2018 außerdem Mitglied am Runden Tisch Tierwohl in Hessen, um gemeinsam mit landwirtschaftlichen Verbänden, Tierschutzorganisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus der Wissenschaft und der Verwaltung, die Bedingungen für landwirtschaftliche Nutztiere in Hessen zu verbessern. Beim Runden Tisch konnten wir beispielsweise eine bundesweit einmalige Selbstverpflichtung für weniger Antibiotika bei Milchkühen vereinbaren. Darüber hinaus engagiert sich der Verband im Stiftungsrat der Tierschutzstiftung zur Förderung von Tierheimen. Hierfür spreche ich Ihnen heute meinen besonderen Dank aus!“

Ein besonderes Highlight bot der Rückblick von Schauspieler und Kabarettist Michael Quast auf 100 Jahre tierärztliche Tätigkeit. Im Gewand des Prof. Dr. J. Ruffus referierte Quast zum Thema „Von der Oeconomia ruralis zum Kompetenzkreis Tierwohl – Tierärztliche Praxis im Wandel der Zeiten“ und erntete damit tosenden Applaus: „Dinosaurier sind nie zum Tierarzt gegangen. Und was war die Folge? Tatsächlich musste das Tierreich mehrere hundert Millionen Jahre ohne Ihre Fürsorge zurechtkommen – mit teilweise verheerenden Konsequenzen.“

Konsequenzen, die Verbandspräsident Moder mit Blick auf die aktuellen Probleme nicht wiederholt wissen möchte.

Quelle: Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.

Imkertipp: Der Kleine Beutenkäfer

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Momentan ist noch Winter, die Temperaturen endlich kalt genug, so dass die Bienen in ihrer Wintertraube sitzen und das Brüten eingestellt haben. Jetzt ist nichts weiter zu tun, als per Wiegekontrolle dafür zu sorgen, dass die Bienen genug Futter haben, und die Imkerutensilien können für die kommende Saison vorbereitet werden. Zeit also, sich fortzubilden: ein aktuelles Thema ist der Kleine Beutenkäfer. Dieser kleine Käfer gilt als die gefährlichste parasitäre Bedrohung der Honigbiene seit Entdeckung der Varroamilbe. Und zwar deshalb, weil er seine Eier direkt in die Bienenbrut legt, die nach 3 Tagen schlüpfenden Larven fressen dann die Brut, den Honig und die Pollen. Nach 10 bis 28 Tagen ist die Larve ausgewachsen und wird eine sogenannte Wanderlarve. In diesem Stadium verlässt sie den Bienenstock, gräbt sich tief in die Erde ein und verpuppt sich dort zum Käfer. Eine Woche später sind diese Käfer wieder geschlechtsreif und die Invasion des Bienenstocks geht erneut los. Das Larvenstadium kann große Schäden im Bienenstock hervorrufen, besonders wenn es zu einer Massenvermehrung kommt.

Ein Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer wird meist zuerst daran sichtbar, dass entweder ein adulter Käfer im Bienenstock gesichtet wird, oder aber dass bei starkem Befall der Wabeninhalt faulig wird und, wenn es Honigwaben betrifft, sich verflüssigt und außen an der Beute hinabläuft. Ein Verdacht auf den Kleinen Beutenkäfer ist gegenüber den örtlichen Veterinärbehörden anzeigepflichtig. Diese suchen dann die betroffenen und umliegenden Bienenstöcke auf und überprüfen den Verdacht mittels Proben, die an ein Labor geschickt werden. Bis zu endgültigen Bewertung unterliegen die Bienenvölker sowie die Imkerutensilien einer Sperre, sie dürfen nicht vom Standort entfernt werden bzw. es dürfen keine neuen Bienen an den Standort gelangen.

Eine Ausrottung des Kleinen Beutenkäfers erscheint nur dann möglich, wenn der Befall frühzeitig entdeckt wurde. Es wird ein Sperrbezirk von etwa 10 km Radius um den betroffenen Bienenstand eingerichtet. Sämtliche Bienenvölker im Sperrbezirk müssen aufgesucht und untersucht werden. Am betroffenen Bienenstand müssen die Bienenvölker abgetötet und unschädlich beseitig werden. Vor dieser Maßnahme werden sogenannte Sentinel-Völker mit effektiven Beutenkäfer-Fallen an den Standort gebracht, die alle zurückbleibenden Beutenkäfer anlocken sollen. Diese Völker werden dann über einen längeren Zeitraum auf Beutenkäferbefall beobachtet. Der Boden rund um die Beuten muss ebenfalls behandelt werden, weil sich dort Puppenstadien befinden können. Insektizide sind umweltschädlich, daher könnte die Abtragung des Bodens um ca. 50 cm mit anschließender Kälte- oder Hitzebehandlung eine Lösung sein.

Der Kleine Beutenkäfer stammt ursprünglich aus Afrika. Da er sehr invasiv ist, wurde er seit seiner ersten Entdeckung außerhalb Afrikas 1996 in den USA stetig weiterverbreitet. Heute hat er alle Kontinente bis auf die Antarktis erreicht und ist in vielen Ländern präsent. In Europa wurde er zuerst 2014 in Italien entdeckt, wo er bis heute nicht ausgerottet werden konnte. Durch Wanderimkerei und den Handel mit Bienenvölkern und Königinnen innerhalb Europas besteht jederzeit die Gefahr, den Kleinen Beutenkäfer auch nach Deutschland zu verschleppen. Es ist daher eigentlich keine gute imkerliche Praxis, Bienenvölker aus anderen Ländern zu kaufen, den der vermeintlich günstige Preis kann am Ende schlimme Folgen haben.

Quelle: Der Kleine Beutenkäfer: Vorgehensweise bei einer Einschleppung: Marc Oliver Schäfer. Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle 3, 2018, S. 166-169.


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„Memorandum of Understanding“: Wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Marktöffnung Chinas für Geflügelfleisch

Die intensiven Bemühungen des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG) um eine Öffnung des chinesischen Marktes für Geflügel-fleisch und Geflügelgenetik aus Deutschland tragen Früchte. Aktuell ist eine zehnköpfige chinesische Wirtschaftsdelegation mit Vertretern der „Chinese Broiler Alliance“ (CBA) zu Gast in Deutschland, um sich vor Ort über die hohen Standards der deutschen Geflü-gelfleischerzeuger bei den Themen Antibiotikareduzierung, Tierwohl und Lebensmittelsicherheit zu informieren. Höhepunkt des Delegationsbesuchs: Im Beisein des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel haben ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke und Yin Chengwen als Vertreter der chinesischen Seite am Montagabend im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein „Memorandum of Under-standing“ unterzeichnet. „Diese bilaterale Vereinbarung wird getragen von Partner-schaft und Vertrauen und ist damit eine hervorragende Grundlage für eine in Zukunft noch engere Zusammenarbeit“, betont Ripke die Bedeutung des Memorandums. Das angestrebte Veterinärabkommen zwischen Deutschland und China als Voraussetzung für eine Marktöffnung für Geflügelfleisch und Geflügelgenetik rückt mit diesem Bekenntnis zu einer künftigen Kooperation noch einmal deutlich näher. In diesem Zusammenhang dankt Ripke ausdrücklich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ihrem Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel für ihre tatkräftige Unterstützung auf dem langen Weg zu einem Veterinärabkommen. So werden Spitzenvertreter der deutschen Geflügelwirtschaft Staatssekretär Fuchtel bei seiner anstehenden Reise Ende April nach China begleiten.

„Intensiver fachlicher Austausch ist für beide Seiten ein Gewinn“
In den vergangenen Jahren hat der ZDG kontinuierlich einen intensiven fachlichen Aus-tausch mit den zuständigen chinesischen Wirtschaftsverbänden gepflegt, konkret mit der „Chinese Broiler Alliance“ (CBA) mit Präsident Li Jinghui an der Spitze. „Dieser regelmäßige Austausch ist für beide Seiten ein Gewinn“, betont ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke. „CBA und ZDG können mit vereinten Kräften und ihrem einmaligen Unternehmer- und Expertenpool gemeinsam entscheidenden Einfluss nehmen auf innovative und nachhaltige Entwicklungen zwischen ihren Regierungen und in der Welt. Antibio-tikareduzierung, Tierschutz, Lebensmittelsicherheit und der weltweite Kampf gegen die Geflügelpest sind hier wichtige Beispiele.“ Bei ihrem jetzigen Besuch haben die chinesischen Wirtschaftsvertreter unter anderem einen modernen Hähnchenmastbetrieb besucht und im Gespräch mit Spitzenvertretern der Unternehmen der deutschen Schlachtgeflügelwirtschaft den Austausch zu aktuellen Themen gesucht. Begleitet wurde der Besuch von Shen Liping, einer hochrangigen Vertreterin der Wirtschafts- und Handelsabteilung der chinesischen Botschaft in Deutschland.

Export von Hähnchenfüßen würde Lebensmittelverschwendung entgegenwirken
Das angestrebte Veterinärabkommen zwischen Deutschland und China würde den Weg Richtung Export öffnen und wäre so ein wichtiger Beitrag zur Zukunftssicherung und Nachhaltigkeit der innovativen deutschen Geflügelwirtschaft. Anders als die Mitteleuropäer essen die chinesischen Verbraucher nämlich vom Hähnchen auch die Flügel und Füße, die hier in Deutschland keine Nachfrage finden und zu Tiermehl verarbeitet werden müssen. „Das ist nichts anderes als Lebensmittelverschwendung, die wir nicht weiter verantworten wollen – auch vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung nachhaltig und langfristig zu sichern“, erklärt Ripke. In diesem Zusammenhang kommt auch der kontinuierlichen Pflege der deutsch-chinesischen Partnerschaft durch die Bundesregierung in Fragen der Ernährungswirtschaft zukunftsweisende und friedenssichernde Bedeutung zu. „Dabei sagen wir als ZDG der Bundesministerin unsere volle Unterstützung zu“, so Ripke.

Quelle: ZDG