Schwanzbeißen rechtzeitig erkennen: Kann künstliche Intelligenz unterstützen?

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Von Dr. Veronika Drexl, Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein

Wie wichtig die Auseinandersetzung mit dem Halten von unkupierten Schweinen ist, zeigt die geplante Änderung des Tierschutzgesetztes. Hier soll eine weitere Reduzierung von nicht-kurativen Eingriffen festgeschrieben werden. Welche Indikatoren bei der Früherkennung von Schwanzbeißen helfen können, wurden im Rahmen des Konsortialprojektes zum Kupierverzicht beim Schwein (KoVeSch) ermittelt. Ein weiteres Ziel dieses Projektes war es, mithilfe dieser Indikatoren eine automatische Früherkennung von Schwanzbeißen mittels künstlicher Intelligenz zu entwickeln.

Im Projekt wurden nicht nur Daten am Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp, sondern auch an der Versuchsstation (VS) Wehnen erfasst. Auf den beiden Standorten wurde zwischen Oktober 2019 bis 2021 die Haltung von unkupierten Schweinen in konventionellen (Vergleichsbuchten) sowie optimierten Buchten (KoVeSch-Buchten) in der Ferkelaufzucht (FAZ) und Mast erprobt. Weitere Managementmaßnahmen in den KoVeSch-Buchten zur Reduzierung von Stress, welcher zu Schwanzbeißen führen kann, war das buchtenweise Umstallen von der FAZ in die Mast. Hierbei fand keine Durchmischung der Tiere statt. Ebenso war es das Ziel, dass die KoVeSch-Buchten sich in der FAZ und der Mast ähneln. So wechselten die Schweine bei Umstallung in die Mast in eine größere Bucht, erkannten dort allerdings die Elemente aus der FAZ wieder. In Tabelle 1 finden sich die Kennwerte der VS Wehnen.

Geeignete Indikatoren finden
Nach der Ermittlung der bedeutendsten Indikatoren für die Entstehung von Schwanzverletzungen wurden diese selektiert. Das bedeutet, es wurden nur diese bedeutendsten Indikatoren für die automatische Früherkennung von Schwanzbeißen herangezogen. Die selektierten Indikatoren waren für die FAZ die Schwanzhaltung, Hautverletzungen, der Therapieindex in der Säugezeit, der Wasserverbrauch, die Aktivität und die Abluftrate. In der Mast waren die selektierten Indikatoren die Schwanzhaltung, Erkrankungen des Bewegungsapparats, die Aktivität und die Abluftrate. Die Entwicklung der automatischen Früherkennung zeigt schematisch Abbildung 2.

In einem ersten Schritt wurde ein Vorhersagemodell (Neuronales Netz) anhand der Daten vom LVZ Futterkamp erstellt. Dabei wurde mittels künstlicher Intelligenz zuerst das Vorhersagemodell trainiert mit den Daten der selektierten Indikatoren und dem Auftreten von Schwanzverletzungen. Anschließend wurde getestet, ob dieses Vorhersagemodell nur anhand der selektierten Indikatoren das Auftreten von Schwanzverletzungen vorhersagen kann. In einem weiteren Schritt wurde getestet, ob mit dem entwickelten Vorhersagemodell auch auf anderen Betrieben das Auftreten von Schwanzverletzungen anhand der selektierten Indikatoren vorhergesagt werden kann. Hierfür wurden die Daten der VS Wehnen verwendet. Die Genauigkeit der Vorhersage wurde im ersten und im zweiten Schritt als Übereinstimmung zwischen dem wahren und vorhergesagten Vorkommen von Schwanzverletzungen pro Tag ermittelt.

Untersucht wurden verschiedene Vorhersagezeiträume: Einen Tag vor dem Auftreten von Schwanzverletzungen wurden diese mit den Daten des Vortages der selektierten Indikatoren vorhergesagt. Zusätzlich wurde untersucht, ob bis zu fünf Tage vor dem Auftreten von Schwanzverletzungen diese bereits vorhergesagt werden können. Ebenso wurde getestet, ob ein bis fünf Tage vor dem Auftreten von Schwanzverletzungen die Daten der selektierten Indikatoren verwendet werden sollen.


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Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt 6/2024

Kälber häufig vielen Erregern gleichzeitig ausgesetzt

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Von Dr. Heike Engels

Kälberdurchfall und Rindergrippe sind die beiden häufigsten Erkrankungen bei Kälbern auf Milchviehbetrieben in Nordamerika, aber auch hier in Europa und Deutschland. In den USA und Kanada werden 17 % bzw. 24 % der Kälber wegen Kälberdurchfall behandelt sowie 10 % und 21 % aufgrund von Rindergrippe. Kälberdurchfall hat einen Anteil von etwa 57 % bei den Gründen, warum Kälber früh sterben, und Rindergrippe ist für etwa 24 % der Kälberangänge verantwortlich. Die Zahlen sind ähnlich zu europäischen Bedingungen.

Neugeborenen-Kälberdurchfall ist ein Komplex, das häufig durch eine Wechselwirkung zwischen schwacher Kälberimmunität und einer Infektion durch einzelne oder mehrere Krankheitserreger verursacht wird. Dazu zählen bovines Rotavirus Gruppe A, bovines Coronavirus (BCV), Salmonella enterica spp., Escherichia coli K99+ und Cryptosporidium parvum. Ebenso ist Rindergrippe bei Kälbern eine multifaktorielle Erkrankung, die durch mehrere Erreger verursacht wird, darunter Mannheimia haemolytica, Pasteurella multocida, Histophilus somni, Mycoplasma bovis, Bovine Virus Diarrhea Virus (BVDV), Respiratory Syncytial Virus (BRSV), Bovines Parainfluenzavirus Typ 3 (BPI3V), Rinderherpesvirus Typ 1 (BHV-1) und BCV.

Regionale Unterschiede Bei Erregern und Risikofaktoren
Es liegen nur begrenzte veröffentlichte Daten über die Häufigkeit der mit Kälberdurchfall und Rindergrippe assoziierten Krankheitserreger auf Herdenebene bei Milchkälbern vor. Unterschiede im Management von Kälbern und ihrer Umgebung können die Häufigkeit von Krankheitserregern innerhalb einer Herde beeinflussen. Beispielsweise war die Wahrscheinlichkeit, dass Milchviehbetriebe, die keinen separaten Abkalbestall hatten, positiv auf M. bovis waren, höher als bei Betrieben, die über einen separaten Abkalbestall verfügten. Außerdem wurde Rindergrippe in den Wintermonaten (Dezember bis März) im Vergleich zu anderen Jahreszeiten häufiger aus Mast- und Milchkälbern isoliert. Darüber hinaus haben Managementpraktiken möglicherweise nicht die gleichen Auswirkungen auf das regionale Vorkommen von Krankheitserregern. In Milchviehbetrieben in Süd-Ontario, Kanada, war die Fütterung von Milchaustauscher an Milchkälber mit einer erhöhten Ausscheidung von C. parvum verbunden, während sie in Milchviehbetrieben aus New York mit einem Rückgang der C. parvum-Infektion verbunden war. Daher ist eine genaue Dokumentation der mit Kälberdurchfall und Rindergrippe verbundenen Krankheitserreger und Risikofaktoren auf regionaler Ebene erforderlich.

Deshalb war das Ziel einer Querschnittsstudie*, das Auftreten von mit Kälberdurchfall und Rindergrippe assoziierten Durchfall- und Atemwegs-Krankheitserregern in einer Population von Milchkälbern innerhalb einer Stichprobe von Milchviehherden zu bestimmen und Risikofaktoren auf Herdenebene herauszufinden. Von April bis August 2022 wurde einmalig eine Stichprobe von 100 Milchviehbetrieben in Ontario besucht. Auf den Betrieben wurde ein Fragebogen zu den Themen Biosicherheit, Kalbe- und Kolostrummanagement, Fütterung vor dem Absetzen und Haltung ausgefüllt. Bei jedem Betriebsbesuch wurden etwa fünf Kälber im Alter zwischen 2 und 35 Tagen nach dem Zufallsprinzip für die Kotprobenahme ausgewählt. Darüber hinaus wurden etwa fünf Kälber im Alter zwischen 21 und 122 Tagen nach dem Zufallsprinzip für die Nasopharynx-Probenahme ausgewählt. Insgesamt wurden 363 Kotproben (von 83 Milchviehbetrieben) und 390 Nasopharyngealabstrichproben (von 80 Milchviehbetrieben) gesammelt. Kotproben wurden einzeln mithilfe einer Multiplex-PCR analysiert, um bakterielle und parasitäre Darmpathogene zu identifizieren. Nasopharyngealabstriche wurden als eine gepoolte Probe pro Betrieb mittels Bakterienkultur und Echtzeit-PCR analysiert.

Die 100 einbezogenen Milchviehbetriebe melkten im Durchschnitt 126 Milchkühe und hatten im Durchschnitt insgesamt 281 Tiere, darunter Kühe, Färsen und Ochsen und Bullen. Die durchschnittliche Anzahl Milchkälber (d.h. < 60 Tage) betrug 81,2. In 46 Milchviehbetrieben waren die Kälber einzeln aufgestallt, während 54 in Gruppenhaltungen lebten. In 80 Betrieben kam die manuelle Milchfütterung zum Einsatz, während in neun Betrieben ausschließlich die automatische Milchfütterung und in 11 Betrieben eine Kombination aus manueller und automatischer Milchfütterung zum Einsatz kam. 43 Betriebe verwendeten Milchaustauscher als häufigste Milchquelle, während 48 Betriebe hauptsächlich Vollmilch nutzten. In zwei Betrieben wurde die gleiche Verwendung von Milchaustauscher und Vollmilch praktiziert, und vier bzw. zwei der Betriebe verwendeten hauptsächlich Sperrmilch bzw. angesäuerte Milch. Einige Erreger besonders häufig
Die am häufigsten auf Herdenebene nachgewiesenen enterischen Krankheitserreger waren Cryptosporidium parvum (67,4 %) und Escherichia coli K99+ (13,2 %). Die am häufigsten auf Herdenebene nachgewiesenen Atemwegserreger waren Pasteurella multocida (62,5 %), bovines Coronavirus (42,5 %, BCV) und Mycoplasma bovis (21,2 %). Die Studie ergab im Vergleich zu Atemwegserkrankungen bei altersgemäßen Kälbern in einer Stichprobe von Milchviehbetrieben in Ontario eine viel höhere Prävalenz von Kälberdurchfall auf Herden- und Tierebene.

Zwei Faktoren waren mit C. parvum verbunden: die Anzahl der Kälber vor dem Absetzen pro Jahr auf dem Betrieb und die Quelle der gefütterten Milch. C. parvum war positiv korreliert für Betriebe mit mehr als 61 noch nicht abgesetzten Kälbern pro Jahr und der überwiegenden Fütterung von Vollmilch an die Kälber. Das Vorkommen von M. bovis war positiv mit Herden korreliert, die manuelle und automatische Milchfütterungssysteme kombinierten, und das Vorkommen des bovinen Coronavirus korrelierte positiv mit mehr als 98 noch nicht abgesetzten Kälbern im Laufe des Jahres. Weiterhin wurde der Zusammenhang zwischen den häufigsten Krankheitserregern und der Kälbersterblichkeit vor dem Absetzen untersucht. Herden, die positiv auf C. parvum, M. bovis oder bovines Coronavirus waren, hatten ein höheres Risiko, dass die Kälber vor dem Absetzen starben. Diese Ergebnisse liefern Erkenntnisse für die zukünftige Forschung zu Krankheitserregern im Zusammenhang mit Durchfall bei neonatalen Kälbern und Atemwegserkrankungen bei Rindern und bieten Orientierung für Tierärzte und Milchbauern bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Krankheitsbekämpfung in Milchkälberherden, auf denen häufig Kälberdurchfall oder Rindergrippe vorkommen.

Kälberdurchfall häufiger als Grippe
Die Tatsache, dass etwa drei Viertel der Herden und ein Drittel der Kälber von Kälberdurchfall betroffen waren, zeigt, dass die aktuellen Ansätze zur Bekämpfung von Kälberdurchfall in dieser Herde verbessert werden könnten. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass in zwei Dritteln der Betriebe C. parvum bei Kälbern festgestellt wurde und dieser signifikant mit einer erhöhten Sterblichkeit vor dem Absetzen verbunden war, empfehlen die Wissenschaftler*innen, dass sich die Kontrollprogramme auf eine bessere Bekämpfung dieses Erregers konzentrieren sollten. Besorgniserregend war die hohe Prävalenz von BCV und M. bovis auf Herdenebene, da beide mit einer erhöhten Sterblichkeit vor dem Absetzen verbunden waren. Während P. multocida häufig nachgewiesen wurde und statistisch mit Rindergrippe assoziiert war, ist seine klinische Relevanz für die Wissenschaftler*innen unklar und war nicht mit der Mortalität vor dem Absetzen verbunden.

Je mehr Kälber sich im Betrieb befinden, desto größer ist das Risiko, bestimmte Darm- und Atemwegserreger zu entdecken. Die Zusammenhänge zwischen der Art der Milchfütterung und dem Nachweis von Krankheitserregern waren widersprüchlich, was darauf hindeutet, dass kontrollierte Studien erforderlich sind, um diesen potenziell wichtigen Übertragungsweg weiter aufzuklären. Darüber hinaus haben die Wissenschaftler*innen Lücken in der wissenschaftlichen Literatur zu Krankheitserregern im Zusammenhang mit Kälberdurchfall und Rindergrippe identifiziert, die für zukünftige Forschung berücksichtigt werden sollten.

*Studie:
S.G. Umaña Sedó et al.:∙ Herd-level occurrence and risk factors associated with respiratory and enteric pathogens from dairy calves in Ontario: A cross-sectional study. Journal of Dairy Science, Articles in Press, October 14, 2024.

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 6-2024

Lebensmittelsicherheit: Biofilme verbessern das Überleben von Listerien

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Die Listeriose ist eine seltene, aber gefährliche bakterielle Erkrankung. Ursache dieser Krankheit sind durch Listerien verunreinigte Lebensmittel. Listerien sind weit verbreitet und kommen auch häufig in lebensmittelverarbeitenden Betrieben vor, wo Nahrungsmittel kontaminiert werden können. Eine aktuelle Studie unter Leitung des COMET-Zentrums FFoQSI (Austrian Competence Centre for Feed and Food Quality, Safety and Innovation; gefördert durch BMK, BMDW und den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien) und der Vetmeduni zeigt nun, dass Listeria (L.) monocytogenes bestehende Biofilme besiedeln kann. Aber nicht nur das, L. monocytogenes versteckt und überlebt auch in Biofilmen.

Mikroorganismen in der natürlichen und vom Menschen gemachten Umwelt leben überwiegend in Gemeinschaften, die durch eine selbstproduzierte Matrix aus extrazellulären polymeren Substanzen (EPS) geschützt sind. Innerhalb dieser sogenannten Biofilme zeigen die mikrobiellen Zellen veränderte Phänotypen und Genexpressionsmuster. Darüber hinaus dient die selbst produzierte gemeinsame Matrix als Schutzschild, Nährstoffquelle und bietet Raum für den genetischen Austausch.

Erhöhte, langfristige Überlebensfähigkeit im Versteck der Biofilme
L. monocytogenes können über einen längeren Zeitraum in der Umgebung der Lebensmittelproduktion überleben. Hier bieten Biofilme möglicherweise eine Nische für langfristiges Überleben, da sie vor Umweltschwankungen und Desinfektionsmitteln schützen, wie Studienerstautorin Eva Voglauer vom FFoQSI (Austrian Competence Centre for Feed and Food Quality, Safety and Innovation) erklärt: „Unsere Daten deuten darauf hin, dass sich L. monocytogenes in Multispezies-Biofilmen ansiedeln kann, was die Überlebensfähigkeit gegenüber Reinigung und Desinfektion in lebensmittelverarbeitenden Betrieben erhöhen und die Persistenz unterstützen könnte.“

Demnach wird die bakterielle Zusammensetzung und Matrixkomposition der Biofilme durch die Anwesenheit von L. monocytogenes nicht signifikant beeinflusst, das heißt Listerien verstecken sich unbemerkt im Biofilm. Die Genexpressionsstudie zeigte laut Studien-Letztautorin Kathrin Kober-Rychli (Zentrum für Lebensmittelwissenschaften und Öffentliches Veterinärwesen/Vetmeduni) weiters, „…dass L. monocytogenes ein spezifisches Set an Genen benötigt, um sich in Biofilmen anzusiedeln.“

Analyse von Listerien in einem Biofilm aus einem Fleischverarbeitungsbetrieb
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschafter:innen das Verhalten eines Isolats von L. monocytogenes in einem Multispezies-Biofilm. Dieser setzte sich aus Pseudomonas fragi, Brochothrix thermosphacta und Carnobacterium maltaromaticum zusammen. Diese Isolate wurden aus einem Biofilm eines Fleischverarbeitungsbetriebes entnommen. Analysiert wurden die Zusammensetzung der Biofilmgemeinschaft und der Matrix sowie die Transkriptionsaktivität. „L. monocytogenes besiedelte den Multispezies-Biofilm und machte nach sechs Stunden 6,4 % aller Biofilmzellen aus. Die transkriptomische Analyse ergab, dass 127 Gene von L. monocytogenes im Vergleich zum Inokulum signifikant hochreguliert waren, darunter Gene, die mit Motilität, Chemotaxis, Eisen- und Proteintransport zusammenhängen“, betonen die Studienautorinnen.

Listeriose bei Mensch und Tier: Seltene, aber gefährliche Erkrankung
Listerien finden sich auch in gekühlten, vakuumverpackten Lebensmitteln – und können sich unter diesen widrigen Umständen sogar vermehren. Grund sind zwei Fähigkeiten, die Listerien auszeichnen: Einerseits sind sie kältetolerant und andererseits können sie von einem aeroben in einen anaeroben Zustand wechseln. Darüber hinaus sind Listerien sehr säureresistent und auch gegenüber hohen Salzkonzentrationen unempfindlich. Vermutlich nicht zuletzt aufgrund dieser Eigenschaften sind sie in der Natur fast überall zu finden. Aufgrund hoher hygienischer Standards und dem Durcherhitzen von vielen gefährdeten Produkten ist die Zahl der Erkrankungen an einer Listeriose gering. In Österreich wurden im Jahr 2023 von der Nationalen Referenzzentrale (NRZ) 37 Fälle einer invasiven Listeriose beim Menschen gemeldet.

Dabei handelt es sich um schwere Verläufe, die fast ausschließlich Kleinkinder und Menschen mit geschwächter Immunabwehr betreffen und auch zum Tod führen können. In aller Regel wird der Erreger über die Nahrung aufgenommen. Betroffen sind neben dem Menschen auch andere Säugetiere, insbesondere Wiederkäuer, in seltenen Fällen jedoch auch Vögel und sogar Fische und Krebse.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Erfolgreiche Zertifizierung für nachhaltiges Fütterungskonzept von Schweinen

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Noch für das Jahr 2025 haben sich verschiedene Teilnehmer aus der Industrie mit der „Klimaplattform Fleisch“ zum Ziel gesetzt, eine deutschlandweite Branchenlösung für die Reduktion von Treibhausgasemissionen in der Fleischproduktion zu finden. Mit der erfolgreichen Zertifizierung des nachhaltigen Fütterungskonzeptes für Schweine hat KWS nun den ersten, wichtigen Schritt hin zu dieser Lösung gemacht.

Eine roggenbetonte Fütterung von Schweinen fördert die Tiergesundheit und führt zu einer deutlichen Senkung der CO2 Emissionen in der Tierhaltung. Vor diesem Hintergrund hat KWS gemeinsam mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein nachhaltiges Fütterungskonzept für Schweine entwickelt – basierend auf Ergebnissen des durch den Bund geförderten 6-R Projektes1. Mit dessen Umsetzung können rund 20 bis 30 Prozent der CO2 Emissionen bis zur Schlachtung eingespart werden. Der Grund: Roggen ist im Anbau ressourceneffizienter als andere Kulturarten. Für dieses zukunftsorientierte Fütterungskonzept hat KWS nun die offizielle Zertifizierung nach ISO 14064-2 erhalten.

„Die Klimaplattform dient dazu, die Hauptverursacher der CO2 Emissionen in der Landwirtschaft und Fleischindustrie zu identifizieren, die einzelnen Komponenten anzupassen und so die Bilanz zu verbessern“, sagt Dr. Andreas von Felde, der bei KWS den Bereich Tierfütterung international verantwortet. „KWS hat mit der erfolgreichen Zertifizierung des 6-R Konzeptes Verantwortung für einen wichtigen Part in dieser Wertschöpfungskette übernommen und alle Beteiligten näher an die angestrebte Branchenlösung für 2025 gebracht.“ Eine artgerechte, gesundheitsfördernde Tierhaltung und die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln sind eine gesellschaftliche Forderung. Insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel erwartet daher von der Industrie eine nachhaltige Fleischproduktion. Neben der Fütterung haben weitere Aspekte wie die Haltungsform, das Betriebsmanagement, der Energieverbrauch und vieles mehr großen Einfluss auf die CO2 Bilanz. Alle Komponenten kommen nun auf den Prüfstand, um Verbesserungspotenziale zu finden und die Klimabilanz zu verbessern.

Eine emissionsreduzierte Tierfütterung ist ein wichtiger Beitrag, um die Tierhaltung in Deutschland und Europa zu sichern und um den ökologischen Fußabdruck in der Lebensmittelproduktion zu verringern. Die Unterstützung einer nachhaltigen Ernährung ist Teil der KWS Nachhaltigkeitsinitiative 2030, mit der sich das Unternehmen ambitionierte und messbare Ziele setzt, um Lösungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu liefern. Mit einem breiten Produktportfolio an Kulturarten und digitalen Tools entwickelt KWS im Rahmen des Seed2FEED Programms Lösungen für eine nachhaltige, ressourcenschonende und ökonomische Tierfütterung.

1: 6-R: Regionale Renaissance von Roggen und Raps zur Reduktion von Problemen in Pflanzenbau und Tierproduktion durch Reevaluation der Inhaltsstoffe und deren gezielte Nutzung zur Förderung des Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzes. Das 6-R Konzept wurde von Prof. Dr. Josef Kamphues (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover) entwickelt und wird heute als Grundlage für eine roggenreiche Fütterung genutzt.

Quelle: KWS

Weiterer Fortschritt im Kampf gegen Maul- und Klauenseuche – EU legt Zeitplan für weitere Zonierung fest

Im Kampf gegen die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg hat die EU-Kommission mit einem Durchführungsbeschluss das weitere Vorgehen im Hinblick auf die tiergesundheitlichen Sperrzonen festgelegt. Der Beschluss wurde möglich, weil die Tierseuchenmaßnahmen zügig umgesetzt wurden und es zu keiner weiteren Ausbreitung des Seuchengeschehens kam. Die 3-Kilometer-Schutzzone wird ab sofort aufgehoben und in die Überwachungszone integriert. Diese gilt noch bis zum 24. Februar weiter. Im Anschluss gelten dann die Überwachungsmaßnahmen bis zum 11. April in einer kleineren Zone.

Dazu erklärt Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft: „Das konsequente Vorgehen gegen die Maul- und Klauenseuche zahlt sich aus. Nach wie vor beschränkt sich der Ausbruch auf einen Betrieb. Das zeigt, dass die getroffenen Maßnahmen richtig sind und wirken.

Wir haben als Land für unser konsequentes und transparentes Vorgehen international von vielen Seiten Anerkennung erhalten und Vertrauen aufgebaut. Das zahlt sich nun auch in den Verhandlungen mit unseren europäischen Partnern aus. Die jetzt durch die EU-Kommission festgelegte kleinere Zone, die es für die sogenannte Regionalisierung braucht, ist eine direkte Folge dieser guten Arbeit. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf dieser Basis auch bei den Verhandlungen mit Drittstaaten eine gute Ausgangsposition haben.

Mein Dank gilt allen, die gerade vor Ort, im Land, im Bund, in den Laboren gemeinsam von früh bis spät mithelfen, Tiere zu schützen und die Folgen auf unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft so gering wie möglich zu halten. Kein Hof soll wegen der Maul- und Klauenseuche aufgeben müssen – daran arbeiten wir mit Hochdruck.“

Parallel dazu werden bereits die Vorbereitungen für die Beantragung der Wiedererlangung der MKS-Freiheit Deutschlands bei der WOAH getroffen. Der Durchführungsbeschluss der EU ist seit Dienstag rechtskräftig.

Quelle: BMEL

Aktuelles Interview: Federpicken bei der Legehenne – Hat die „inneren Uhr“ etwas damit zu tun?

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Federpicken ist ein unerwünschtes Verhalten von Legehennen, das sich oft schon in den ersten Lebenswochen einstellt und unbehandelt zu schweren Verletzungen unter den Tieren führen kann. Die Wissenschaft ist sich nach wie vor uneins, welche Faktoren ursächlich Auslöser für dieses Verhalten sind. Prof. Dr. Werner Bessei, Institut für Nutztierwissenschaften der Universität Hohenheim, sowie Senior Vice-President der World Poultry Science Association (WPSA) und Präsident der deutschen Zweigstelle, hat in diesem Zusammenhang den circadianen Rhythmus einmal genauer betrachtet.

Herr Prof. Bessei, hat die Wissenschaft schon eine Erklärung für das Federpicken?
Die Forschung nach den Ursachen des Federpickens beim Geflügel hat bisher nicht zu einem entscheidenden Durchbruch geführt. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Faktoren mit Federpicken in Zusammenhang gebracht, wie z. B. die Ernährung, Haltung (Einstreu, Besatzdichte, Gruppengröße), Genetik, Klima und Licht. Basierend auf diesen Kenntnissen wurden Management-Maßnahmen zur Verhinderung dieses schadensträchtigen Verhaltens entwickelt. Das Resultat war jedoch in den meisten Fällen nicht überzeugend. Von allen Maßnahmen hat sich das Absenken der Lichtintensität als wirksamste Methode zur Kontrolle des Federpickens herausgestellt. Da nach der Tierschutznutztierverordnung jedoch eine Lichtintensität von mindesten 20 Lux vorgeschrieben ist, kann diese Maßnahme nur bedingt eingesetzt werden.

Inwiefern beeinflusst Licht das Federpicken?
In der Praxis werden häufig Ausbrüche von Federpicken beobachtet, wenn im Frühjahr Sonnenlicht durch Fenster oder Lichtbänder in den Stall fällt. Die Lichtintensität steigt dann in den von der Sonne angestrahlten Bereichen von etwa 20 auf mehrere Tausend Lux an. Zur Verhinderung von Federpicken wurden deshalb früher die Fenster in Hühnerställen mit roter Farbe angestrichen. In einer fand man heraus, dass durch hohe Lichtintensität besonders das starke und schädigende Picken anstieg. Das leichte Federpicken, das keine oder nur unbedeutende Gefiederschäden erzeugt, stieg dagegen bei niedriger Lichtintensität an. Trotz der seit langer Zeit bekannten Wirkung des Lichts auf Federpicken wurden bisher nur wenige Versuche dazu durchgeführt. Die Wirkungsweise des Lichts auf Federpicken ist nicht bekannt. Es wurde spekuliert, dass die Hennen bei sehr niedriger Lichtintensität nicht in der Lage sind, zielgenau zu picken, um die Federn zu fassen und heraus zu ziehen. Diese Erklärung ist jedoch nicht zutreffend, denn Hennen können auch bei sehr geringer Lichtintensität noch kleine Unterschiede in der Größe von Futterpartikeln erkennen. Auch Untersuchungen zur Wirkung verschiedener Lichtquellen und -farben auf Federpicken haben bisher keine eindeutigen Ergebnisse erbracht.

Neuere genomische Studien an Legehennen, die auf hohes und niedriges Federpicken selektiert worden waren, zeigten, dass die Expression verschiedener Gene unterschiedlich auf die Lichtintensität reagiert. Unter anderen waren hiervon auch Gene betroffen, die mit der zentralen inneren Uhr und somit mit dem circadianen Rhythmus zusammenhängen. Dies ist insofern interessant, als dass Störungen des circadianen Rhythmus bei Menschen und Versuchstieren zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen wie Hyperaktivität, Hyperaggression, extremer Furcht und Schizophrenie führen können. Es stellte sich somit die Frage, ob nicht auch das Federpicken beim Huhn als Verhaltensstörung im Zusammenhang mit einer Störung des circadianen Rhythmus steht. Dieser Aspekt wurde bisher nicht in Betracht gezogen.

Was versteht man unter dem circadianen Rhythmus?
Die innere Uhr ist genetisch veranlagt und erzeugt einen autonomen unabhängigen Tagesrhythmus, der im Bereich von etwa 24 Stunden liegt. Er wird deshalb circadianer Rhythmus genannt.


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29. Internationale Bioland-Geflügelfachtagung am 26./27. 2. 2025

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Die Bioland-Geflügelfachtagung 2025 steht unter dem Motto „Das Huhn der Zukunft – welches Tier steht morgen in meinem Stall?“. Zu den Programm-Highlights gehören drei Fachexkursionen. Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, zu welcher Exkursion Sie tendieren:

26. 2. 2025
Eierproduktion
natürlich-BIO-Ei GmbH, Konrad Halder
Schlachtmobilbesichtigung, Edgar Lutz
Geflügelhof Rothäusle, Renate von Sanden

Geflügelfleischproduktion
Achim Faller
Friedhelm Unterweger

Straußenexkursion und Bibliotheksführung im Kloster Bad Schussenried
Bibliotheksführung im Kloster Bad Schussenried: Die Führung durch den Bibliothekssaal im ehemaligen Prämonstratenserkloster Schussenried gibt Einblicke in einen der schönsten barocken Bibliothekssäle Süddeutschlands. Welche Bedeutung eine Bibliothek haben kann – das zeigt die grandiose Raumschöpfung des Schussenrieder Bibliothekssaals. Die Schussenrieder Mönche feierten damit die Welt des Wissens, die ihre große Büchersammlung im 18. Jahrhundert bot.

Straußenfarm Waldburg: Bei der Führung lernen Sie das Betriebskonzept der Straußenfarm Waldburg kennen und erfahren mehr über die Besonderheiten der Afrikanischen Strauße, über ihre Haltung und Fütterung, die Ställe und Gehege.

27. 2. 2025
Zuchtfortschritte bei Legehennen und Mastgeflügel im Bio-Bereich

Diskussion über das Huhn der Zukunft mit Referierenden, Expert:innen und Praktiker:innen

Faire Preise für eine nachhaltige Landwirtschaft, Jan Plagge, Präsident Bioland e. V.

Vollkostenrechnung als Orientierungserlös

Vorstellung eines vollkostendeckenden Eier-Preises, Michael Däuber, Bioland e. V.

Vorstellung eines vollkostendeckenden Hähnchen-Preises, Bernhard Grueb, Bioland e. V.
Die beiden Vorträg finden zeitgleich parallel statt.

Gemeinsam im Plenum: Diskussion über faire Preise mit Akteuren des Bio-Geflügelmarktes und den Tagungsteilnehmenden

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Mastitis: Schulung des Personals gut für Melkroutine, Eutergesundheit und Milchqualität

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Neben den verschiedenen landwirtschaftlichen Verfahren ist eine durchdachte Melkroutine entscheidend, um Mastitis vorzubeugen und die Sicherheit und Qualität der Milch zu verbessern. Die unzureichende Einhaltung der Melkroutinen bleibt jedoch ein Hauptfaktor, der zur Variabilität der Milchqualität in Herden beiträgt. Die Schulung der Mitarbeiter ist unerlässlich, um die Einhaltung der Melkroutinen sicherzustellen, die sich direkt auf die Milchqualität und Eutergesundheit auswirken. Ziel dieser Studie* war es, die Auswirkungen einer Schulung auf das Verständnis der Mitarbeiter für die Melkroutine, Verhaltensänderungen während des Melkens und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Milchqualität und Eutergesundheit zu untersuchen.

An dem Projekt nahmen Mitarbeiter (n = 112) von 16 kommerziellen Milchviehbetrieben in Michigan und Ohio teil. Die Schulung wurde mit einem aktiven Lernansatz durchgeführt, bei dem Gruppendiskussionen im Vordergrund standen. Der Schwerpunkt lag auf der Pathogenese, Identifizierung und den Risikofaktoren für Mastitis sowie auf den Gründen und der Bedeutung jedes einzelnen Schritts im Melkablauf. Vor und nach der Schulung wurden Bewertungen durchgeführt, um Wissensveränderungen zu messen. Die Melkstände wurden bewertet, um Verhaltensveränderungen festzustellen. Daten aus klinischen Mastitisfällen und der somatischen Zellzahl im Milchtank wurden verwendet, um die Eutergesundheit und Milchqualität abzuschätzen.

Schulung sorgte für mehr Sorgfalt
Zur Beurteilung der Auswirkungen der Schulungsmaßnahme wurden segmentierte und lineare gemischte Regressionsanalysen verwendet. Die Teilnehmer waren überwiegend Melktechniker (61,1 %), wobei 70 % von ihnen weniger als ein Jahr Erfahrung hatten und im Durchschnitt seit 9 Monaten in ihrem Beruf tätig waren. Die Kenntnis der Melkroutine erhöhte sich nach der Schulung von 49,3 % auf 67,6 % der richtigen Antworten. Basierend auf Bewertungen im Melkstand erhöhte sich die Kontaktzeit des Desinfektionsmittels vor dem Melken um 9 s pro Kuh. Der Anteil der Melkvorgänge mit unzureichender Vorbereitungszeit sank von 69 % (vor der Schulung) auf 48 % (nach der Schulung).

Der Anteil unzureichender Zitzenbedeckung während der Desinfektion nach dem Melken sank von 9,8 % (77 von 782) vor dem Training auf 5,9 % (34 von 572) nach dem Training. In der Woche unmittelbar nach dem Training gab es einen deutlichen Anstieg klinischer Mastitisfälle. Die Wissenschaftler*innen vermuten, dass dies mit gesteigerter Aufmerksamkeit für das Entdecken von klinischer Mastitis zusammenhängt. Darüber hinaus wurde der Aufwärtstrend bei der somatischen Zellzahl im Sammeltank gestoppt. Die Ergebnisse deuten auf eine Verbesserung der allgemeinen Mastitiserkennung und der Milchqualität hin und unterstreichen die Bedeutung gezielter Schulungsprogramme für Mitarbeiter zur Verbesserung der Einhaltung der Melkroutine, der Verbesserung der Milchqualität und der Förderung einer besseren Eutergesundheit.

Mehr Zufriedenheit und Engagement
Die Schulung der Mitarbeiter hatte einen positiven Einfluss auf ihr Wissen und ihre Praktiken im Zusammenhang mit Melkroutinen und erzeugte Zufriedenheit und die Bereitschaft, Melkprotokolle einzuhalten. Darüber hinaus wirkte sie sich positiv auf die Praktiken zur Zitzendesinfektion nach dem Melken aus. Angesichts der Schlüsselrolle, die Mitarbeiter für die Milchqualität spielen, sollten regelmäßige Schulungen und Beurteilungen daher Teil ihrer Entwicklung in kommerziellen Milchviehbetrieben sein.

Studie*:
Zelmar Rodriguez et al.: Impact of training dairy farm personnel on milking routine compliance, udder health, and milk quality. Journal of Dairy Science, Articles in Press, November 07, 2024

Quelle: Der Hoftierarzt, Dr. Heike Engels

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 6-2024

Neue Einblicke in die Interaktion von Darm-Mikrobiom und Wirtstieren

Mikrobiome von Lebewesen sind ein Paradebeispiel für symbiotische Beziehungen, da Gast und Wirt gleichermaßen profitieren. Dem Mikrobiom bietet sich als Gast (Symbiont) eine geschützte Lebensumgebung, während dem Wirt gesundheitsförderliche Effekte zugutekommen – so sind beispielsweise bei Tieren wie auch dem Menschen viele Stoffwechselprozesse ohne Mikroorganismen nicht möglich. Eine aktuelle österreichisch-deutsche Studie unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien sowie des Max-Delbrück-Centers for Molecular Medicine in the Helmholtz Association (MDC) untersuchte nun die ökoevolutionäre Dynamik der Wirt-Mikrobiom-Interaktionen anhand von Mäusen.

Nahe verwandte Wirtsarten haben ähnliche Symbionten, aber die Auswirkungen der genetischen Vermischung der Wirte (Hybridisierung) und der Umweltbedingungen auf diese Gemeinschaften sind noch weitgehend unbekannt. „Wir untersuchten deshalb den Einfluss der genetischen Vermischung des Wirts und der Umweltfaktoren auf die prokaryotischen und eukaryotischen Gemeinschaften – Pilze und Parasiten – im Darm der beiden Hausmaus-Unterarten Mus musculus domesticus und M. m. musculus und ihren Hybriden“, erklärt Studienautorin Susana C. M. Ferreira vom Institut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni.

Infektionen und ihre Wirkung auf das Darm-Mikrobiom
Die Forscher:innen verglichen dazu wild lebende, gefangene Mäuse mit gezüchteten Mäusen aus einer kontrollierten Laborumgebung vor und während einer Störung des Mikrobioms durch eine Infektion. Bei wild gefangenen Mäusen sagten Umweltfaktoren die Gesamtzusammensetzung des Mikrobioms sehr deutlich voraus. Der genetische Abstand zwischen den Unterarten beeinflusste die Gesamtzusammensetzung des Mikrobioms und die einzelnen Komponenten – Bakterien, Parasiten und Pilze – erheblich. Zwar hatte die Hybridisierung nur einen schwachen Effekt, sie wirkte sich aber signifikant auf die Zusammensetzung der Pilze aus. „Ähnliche Muster beobachteten wir bei wildlebenden Mäusen, bei denen der genetische Abstand und die Hybridisierung die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflussten, wobei Pilze gegenüber infektionsbedingten Störungen stabiler waren als andere Komponenten des Mikrobioms“, so Ferreira.

Genetische Unterschiede spiegeln sich in der Beziehung von Wirt und Mikrobiom wider
Der genetische Abstand zwischen den Unterarten hat laut Ferreira einen stärkeren und konsistenten Effekt auf die Mikrobiom-Komponenten als die Unterschiede in der erwarteten Heterozygotie – also der Mischerbigkeit in Bezug auf genetische Merkmale – zwischen den Hybriden. „Das deutet darauf hin, dass die Wirtsdivergenz und die Wirtsfilterung eine Schlüsselrolle bei der Mikrobiom-Divergenz spielen, die von Umweltfaktoren beeinflusst wird. Insgesamt lassen unsere Ergebnisse vermuten, dass sich genetische Unterschiede zwischen den Wirten auf die Symbionten-Gemeinschaften im Darm der beiden Hausmaus-Unterarten auswirken und in den Interaktionen zwischen Wirt und Symbionten widerspiegeln“, erklärt Ferreira.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

ShrimpWiz: Mehr Tierwohl in der heimischen Garnelenzucht durch KI

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Garnelen in deutschen Supermärkten stammen fast ausschließlich aus Zuchtanlagen außerhalb der EU – ohne Nachweis darüber, ob sie artgerecht gehalten wurden. Unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts untersucht ein Konsortium gemeinsam mit dem Unternehmen Oceanloop im Projekt „ShrimpWiz“, wie eine landbasierte Garnelenzucht in Deutschland aufgebaut werden kann, die das Tierwohl garantiert und dabei wirtschaftlich für Unternehmen ist. Hierfür nutzen sie eine Bilderkennungssoftware, um die Tiere automatisiert zu untersuchen und zu versorgen.

In der modernen landbasierten Aquakultur müssen Anlagenbetreiber ihre Garnelen regelmäßig abfischen, messen und wiegen, um die Anzahl der Tiere und ihren Zustand zu erfassen. Dies führt jedoch zu Stress bei den Garnelen und vermindert so das Tierwohl. Auch ist es praktisch unmöglich, Stresssymptome oder sogar kranke Tiere selbst bei optimalen Lichtverhältnissen in den Zuchtanlagen zu erkennen. Genau hier setzt das Projekt „ShrimpWiz“ an: Unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) hat ein Team von Forschenden und Ingenieuren in Zusammenarbeit mit Oceanloop, einem Pionier in der europäischen Indoor-Garnelenzucht, ein System entwickelt, das mit Hilfe einer KI-unterstützten Bilderkennungssoftware Garnelen auf Fotos zählen kann. Unter realistischen Zuchtbedingungen und in Echtzeit kann das System auch die Länge der Tiere mit einer Genauigkeit von 95 Prozent bestimmen.

Mit KI mehr Bewusstsein schaffen für eine nachhaltige und artgerechte Garnelenzucht
Der erste Prototyp wurde in der Forschungs- und Entwicklungsfarm von Oceanloop in Kiel getestet. Ein modernes Smartphone, das über der Wasseroberfläche installiert ist, fotografiert die Garnelen automatisch einmal pro Minute und überträgt die Live-Daten an einen lokalen Server. Hier zählen die Algorithmen von Computer Vision jede einzelne Garnele auf jedem Bild und messen ihre Länge. Durch die Kombination aus hochauflösender Bildqualität, modernster Kamerahardware, leistungsstarken Rechnern und der neuesten Generation von KI-basierten Bildverarbeitungsmodellen konnte das Team sogar optische Anzeichen von Stress bei den Tieren erkennen.

Oceanloop Anlagen nutzen im Gegensatz zur Teichproduktion klares Wasser in der Zucht. Daher eignen sich diese Anlagen hervorragend für die KI-gestützte Überwachung der Garnelen, wie das Konsortium im Vorgängerprojekt „MonitorShrimp“ zeigen konnte. Aufgrund der starken Trübung des Wassers in den traditionellen Teichanlagen ist eine optische Erfassung des Tierwohls, sei es mit bloßem Auge oder automatisierter Bilderkennung, nahezu ausgeschlossen. Dr. Stephan Ende, der Koordinator des Projekts am AWI, ist überzeugt, dass die Klarwassertechnologie daher der Schlüssel zu Fragen des Tierschutzes in intensiven Aquakulturanlagen ist: „Der Einsatz von Bilderkennungssoftware zur Messung der Garnelen ermöglicht eine genaue und nicht-invasive Überwachung von Tierschutz und Produktivität in der Garnelenzucht – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Die Klarwassertechnologie in Kombination mit unserer Software ‚Early Welfare Alert‘ kann der Ausgangspunkt für jede Tierschutzkennzeichnung in der zukünftigen Garnelenindustrie sein.“ Das Ziel von „ShrimpWiz“ ist, eine marktreife Tierwohl-Software für die landbasierte Garnelenzucht zu entwickeln, die es ermöglicht, alle erforderlichen Informationen in einer einzigen Aufnahme zu erfassen, einschließlich Biomasse, Stress und – in einer späteren Phase auch – mögliche Krankheiten.

„Die nicht-invasive Echtzeit-Überwachung von wichtigen Produktionsparametern wie Wachstum, Futterverwertung, Überleben und Stress wird einen entscheidenden Beitrag zum besseren Verständnis der Garnelenzucht leisten. Wir können diese verwenden, um ein künstliches neuronales Netzwerk zu entwickeln, das alle verfügbaren Farmdaten berücksichtigt, die sich leicht auf mehr als hundert summieren können“, sagt Dr. Bert Wecker, CTO von Oceanloop. Tomasz Kowalczyk, Gründer und CEO von NeuroSYS, das an der Entwicklung des Algorithmus für das Projekt beteiligt war, erklärt: „Technologische Fortschritte können Unternehmen und ganze Branchen verändern. Wir sind bereit, Teil dieses Wandels zu sein und arbeiten daran, die Vorteile von Künstlicher Intelligenz und Deep Learning in der Garnelenzuchtbranche einzuführen.“

Das Konsortium sieht in der Entwicklung von KI-basierter Software eine Möglichkeit, nicht nur das Wohlergehen der Tiere zu verbessern, sondern auch die Produktionseffizienz zu steigern. Die Technologie kann helfen, die Digitalisierung der Indoor-Garnelenzucht voranzutreiben, was notwendig ist, um das heutige Preisniveau im Einzelhandel zu erreichen. „Der Nachweis der technischen Machbarkeit alternativer Lösungen ist von entscheidender Bedeutung, um dem wachsenden Bewusstsein von Kunden und Interessengruppen für eine nachhaltigere und artgerechtere Garnelenzucht gerecht zu werden“, schließt Stephan Ende.

Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Innovationsförderprogramms.

Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

PRRS-Bekämpfung in den USA: Einheitlicheres Vorgehen erforderlich

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Das Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS) ist eine bedeutende Krankheit in den meisten Schweine produzierenden Regionen weltweit. Das PRRS-Virus (PRRSV) kann mehrere Monate lang in einzelnen Schweinen und Schweinepopulationen überleben. Akute Krankheitsausbrüche sind häufig und werden mit der Einschleppung neuer Viren und dem Fehlen einer angemessenen Herdenimmunität in Verbindung gebracht. Um die Auswirkungen von PRRSV auf die Produktion in Zuchtbeständen zu verringern, werden verschiedene immunologische Lösungen eingesetzt, darunter Lebendvirusimpfungen (LVI) und modifizierte Lebendvirusimpfstoffe (MLV) oder eine Kombination aus beiden.

Vergleich von PRRS-Bekämpfungsmaßnahmen
Mithilfe einer freiwilligen Umfrage* sammelten Wissenschaftler*innen Informationen zu den Maßnahmen, die als Reaktion auf PRRS-Ausbrüche in verschiedenen Zuchtbeständen von 2019 bis 2021 in den Vereinigten Staaten umgesetzt wurden. Sie erfragten Informationen zur Altersstruktur der Herde, Biomanagementpraktiken, diagnostischen Tests und Testergebnissen sowie Produktionsdaten und Ausbruchssymptome der Herden. An dieser Studie nahmen 86 Herden teil, in denen ein PRRS-Ausbruch auftrat. Jede Herde wurde beobachtet, bis der gewünschte PRRS-Herdenstatus erreicht war. Die durchschnittliche Herdengröße betrug 3902 Sauen (Bereich: 765–12.694 Sauen). Vierzig Prozent der Befragten (35 von 86) gaben an, Biomanagementstrategien zur Minimierung der PRRSV-Übertragung unter Sauen und Ferkeln empfohlen und umgesetzt zu haben. Dazu zählen Ammensauen, Rein-raus in der Aufzucht, Injektionsnadelwechsel zwischen Sauen, Ferkelversetzen innerhalb 24 Stunden, lebensschwache Ferkel merzen, Arbeitsablauf von jungen zu alten Tieren, Kleidungswechsel, Desinfektion, und vieles mehr.

Ein PRRS-Ausbruch wurde durch RNA-Nachweis mittels PCR und durch den Tierarzt beobachtete klinische Anzeichen von PRRS (z. B. Zunahme von Fehlgeburten, Zunahme der Sauensterblichkeit, Zunahme der Anzahl totgeborener Ferkel) charakterisiert. Die jeweiligen Herdentierärzte wurden gebeten, einen Fragebogen mit Informationen zur Altersstruktur der Herde und den als Reaktion auf den PRRS-Ausbruch durchgeführten Maßnahmen auszufüllen. Die Tierärzte überarbeiteten den Fragebogen vierteljährlich, bis die Herde den gewünschten Status gemäß den Empfehlungen der American Association of Swine Veterinarians (AASV) zur PRRSV-Herdenklassifizierung erreicht hatte: positiv instabil (I), positiv stabil (II-A), positiv stabil (II-B [wird eliminiert]), vorläufig negativ (III) und negativ (IV).

Zu den Ausschlusskriterien zählten Ereignisse, die sich auf die Ergebnisse der Studie auswirken würden, wie etwa Ausbrüche anderer Krankheiten (z. B. Ferkeldurchfall), ein zweiter PRRS-Ausbruch vor Erreichen der Stabilität oder eine Veränderung des Sauenbestands um ≥ 20 % aufgrund von Faktoren, die nichts mit dem PRRS-Ausbruch zu tun hatten. Die Daten wurden von Farmen in Iowa, Nebraska, Oklahoma, Minnesota, Illinois, Indiana, Texas, Ohio, Colorado und Kansas gesammelt.

Ergebnisse schlechter als noch vor 10 Jahren
Bei 86 Herdenausbrüchen wurden unterschiedliche Biomanagementpraktiken beobachtet. Die mediane Zeit bis zur Stabilität betrug 38,0 Wochen und die Zeit bis zum Erreichen der Basisproduktivität betrug 22,0 Wochen. Die medianen Gesamtproduktionsverluste betrugen 3675 Schweine pro 1000 Sauen; die Zeiten bis zur Stabilität und Basisproduktivität waren länger und die Verluste höher als in einer vor zehn Jahren durchgeführten Studie (26,6 Wochen, 16,5 Wochen bzw. 2217 Schweine/1000 Sauen). Die Strategie zur Herdenschließung, Herdeninterventionen wie Lebendvirusimpfung und abgeschwächter Lebendvirusimpfstoff sowie Biomanagementstrategien zur Verringerung der Virusübertragung zwischen Sauen und Schweinen waren in den untersuchten Herden inkonsistent. Die Vielfalt der in dieser Studie berichteten Biomanagementmaßnahmen zeigte, dass nach einem PRRS-Ausbruch mehr Konsistenz, also mehr einheitliches Vorgehen, zwischen den Herden erforderlich ist.

*Studie:
Rodrigo C. Paiva et al.: Description of practices adopted in response to porcine reproductive and respiratory syndrome outbreaks among breeding herds in the United States from 2019-2021. Journal of Swine Health and Production, September and October, 2024. Volume 32, Number 5 .

Quelle: Der Hoftierarzt, Dr. Heike Engels

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 6-24. Für ein kostenfries Abo kann man sich hier ganz einfach registrieren.

Wie Digitalisierung und KI landwirtschaftliche Betriebe unterstützen

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Projekt „SimpleAgriData“ zeigt am Beispiel ökologischer Geflügelhaltung, wie sich digitale Daten effizient nutzen lassen

Auch in der Landwirtschaft kommt es zu einer zunehmenden Digitalisierung, wodurch immer mehr Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette gesammelt werden können. Da diese Daten aus unterschiedlichen Quellen stammen und in unterschiedlichen Formaten gespeichert werden, können Landwirte diese häufig nicht sinnvoll auswerten und ihr Potenzial kann nicht ausgeschöpft werden.

Wissenschaftler:innen der HKA erforschen daher gemeinsam mit den Konsortialpartnern der Biofino GmbH & Co. KG, GS agri eG und VetVise GmbH im Projekt „SimpleAgriData“, wie diese Daten in der ökologischen Landwirtschaft nutzbar gemacht werden können, um Ressourceneffizienz, Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaftsbetriebe zu erhöhen. Das gesamte Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

Während der Grünen Woche in Berlin hat Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, den Zuwendungsbescheid am 20. Januar an die Verbundkoordinatorin Prof. Dr. Christine Preisach aus der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule Karlsruhe (HKA) für das neue Forschungsprojekt „SimpleAgriData“ übergeben.

Ziel des Projekts ist in erster Linie der Ausbau einer interoperablen Open-Source-Datenplattform. Über sie sollen die Daten aus der gesamten Wertschöpfungskette gesammelt, für Landwirt:innen nutzbar gemacht werden und auch den Datenaustausch in einem einheitlichen Format ermöglichen. „Durch den Einsatz von KI können den landwirtschaftlichen Betrieben zudem konkrete Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden, um Kosten zu reduzieren und die Arbeit zu erleichtern“, so Verbundkoordinatorin Prof. Dr. Christine Preisach.

Im Fokus des Projekts stehen Ställe aus der Bio-Hähnchenmast. Sie werden mit einem Kamerasystem ausgestattet, wodurch 24/7 Video- und Tonaufnahmen generiert werden. Diese Informationen werden durch Klima-, Futter- und Tierarztdaten ergänzt. Nachdem diese Daten erfolgreich in eine Datenplattform eingespeist wurden, erfolgt eine umfangreiche Datenanalyse mit KI-Modellen. Ob Futter- oder Haltungsoptimierung: In diesem Projekt werden mehrere Anwendungsfälle aus der ökologischen Geflügelhaltung prototypisch umgesetzt.

Über die Rolle der Projektleitung wird das Team an der HKA neben dem Projektmanagement auch für die Erstellung der Open-Source-Datenplattform als auch für Teile der KI-basierten Analyse der Daten sorgen.

Quelle: Hochschule Karlsruhe

Beste Chancen für Winterkälber

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Die kalte und nasse Jahreszeit stellt für die Aufzucht kleiner Kälber eine Herausforderung dar. Durch die witterungsbedingt häufig hohe (Luft-)Feuchtigkeit können Keime in der Umgebung länger überdauern. Dies stellt ein erhöhtes Risiko für Unterkühlung und Infektionen, hier vor allem Durchfall und Atemwegserkrankungen, dar. Aktuell kommt es als Nachwirkung der BTV 3 – Infektionen vermehrt zu verfrühten Geburten, was die Betreuung der Kälber nochmal intensiviert. Mit diesen bewährten Praxistipps kommen die Winterkälber dennoch gesund und fit durch die dunkle Jahreszeit:

1. Von Anfang an: Trocken und warm
Bei Temperaturen unter 10 °C befinden sich Kälber bereits außerhalb ihrer thermoneutralen Zone. Sie brauchen ein zugluftfreies Mikroklima und reichlich trockene Stroheinstreu, um ihre Körpertemperatur halten zu können. Neugeborene Kälber sollten vollständig getrocknet werden, damit sie gerade in den ersten sensiblen Stunden ihre gesamte Energie zur Kolostrumaufnahme und -verdauung nutzen können. Kälberdecken helfen zusätzlich, die Körpertemperatur zu halten, besonders bei Temperaturen unter 5 °C.

2. Gut geschützt: Immunprophylaxe gegen Neugeborenendurchfall
Auch und gerade in der nasskalten Jahreszeit ist ein gezielter Schutz von neugeborenen Kälbern gegen die häufigsten Durchfallerreger über das Kolostrum eine effektive Maßnahme. Durch die OneShot – Mutterschutzimpfung von Virbac mit einem breiten Impffenster von drei Monaten bis drei Wochen vor der Geburt bildet die tragende Kuh gegen Rota- und Coronaviren sowie E. coli Antikörper, die sich im Kolostrum anreichern und mit der ersten Kolostrumgabe an das Kalb übergehen. Voraussetzung für die Schutzwirkung ist natürlich eine zeitnahe und reichliche Gabe des hygienisch einwandfreien Kolostrums an das neugeborene Kalb. Durch die konsequente Impfung reduzieren sich die Krankheitssymptome und die durchfallbedingte Sterblichkeit der Kälber deutlich. Entsprechend weniger Einzeltierbehandlungen und Antibiotika sind nötig.

Bestens vorbereitet auf den Winter sind Betriebe mit einer eigenen Biestmilchbank, also eingefrorenem Kolostrum exzellenter Qualität (> 25 % BRIX). Neuere Studien zeigen, dass Kühe im Winter weniger Biestmilch bilden als im Sommer. Ein Vorrat an Kolostrum, der bei Bedarf schonend aufgetaut wird, garantiert auch bei Kühen mit wenig Kolostrum oder Kolostrum schlechter Qualität die lückenlose und optimale Versorgung der Neugeborenen.

3. Erhöhter Energiebedarf: Kälber satt füttern
Der Erhaltungsbedarf von Kälbern steigt im Winter um 20 %. Ideal ist die ad libitum – Tränke, um die Kälber bedarfsgerecht mit Energie zu versorgen. Alternativ kann die Tränkemenge und/oder die Milchaustauscherkonzentration um 20 % erhöht werden. Zur frühzeitigen Förderung der Vormagenentwicklung gehört das Anbieten von frischem Kälbermüsli oder Kälber-TMR ab dem 3. Lebenstag. Erwärmtes Tränkwasser hilft dem Kalb zusätzlich, seine Körpertemperatur zu halten.

4. Konsequente Hygiene: Täglich Eimer reinigen
Nicht nur im Winter ist eine konsequente Hygiene im Kälberbereich ein absolutes Muss. Die Umgebung der Kälber ist optimalerweise so keimarm wie möglich, Tränkeeimer und Schalen sind täglich gründlich zu reinigen. Auf die sorgfältige Reinigung und Desinfektion der Kälberhütten nach jeder Belegung ist besonderes Augenmerk zu richten. Achtung: Einige Desinfektionsmittel sind bei kalten Temperaturen nicht optimal wirksam (Kältefehler)!

5. Sorgfältige Tierbeobachtung: Hinschauen lohnt sich
Eine regelmäßige aufmerksame Kontrolle der Kälber in Hinblick auf frühe Krankheitsanzeichen wie Durchfall und Atemwegserkrankungen bewirkt, dass ein frühzeitiges Eingreifen vor Ausbildung von schweren Symptomen möglich ist. Schnelle Hilfe bei ersten Durchfallsymptomen des Kalbes sind die Zwischentränke von Elektrolyten und gegebenenfalls die Gabe eines Schmerzmittels.

Advertorial der Firma Virbac

Kontakt:
Virbac Tierarzneimittel GmbH
Dr. Kerstin Duncker
Tel: +49 4531 805111
kerstin.duncker@virbac.de

US-Unternehmen Perdue Farms integriert das On-Farm-Brutkonzept „NestBorn“

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Das Unternehmen Perdue Farms, ein familiengeführtes US-amerikanisches Lebensmittel- und Landwirtschaftsunternehmen in der vierten Generation, hat beschlossen, das On-Farm-Brutkonzept „NestBorn“ in seine Broilerproduktion und -versorgung zu integrieren. Dies teilen die Unternehmen NestBorn und Perdue Farms in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit. Die Einführung dieses innovativen Ansatzes zum Schlüpfen von Eintagsküken in Broilerställen – statt in Brütereien – passe perfekt zum Glauben des Unternehmens an verantwortungsvolle Ernährung und Landwirtschaft und stehe im Einklang mit seinem langjährigen Engagement für Tierwohl und den Verzicht auf Antibiotika.

Im Sommer 2023 wurde von Perdue Foods in der Nähe seines Hauptsitzes auf der Halbinsel Delmarva eine Demonstrations-Eierplatziermaschine von NestBorn in Betrieb genommen, um größere Mengen an vorinkubierten Bruteiern effizient in Broilerställe zu bringen. Der Vorteil des Schlupfs direkt auf dem Bauernhof bestehe laut Unternehmen darin, dass der Zugang zu Futter und Wasser sofort erfolgt, wodurch das Risiko unterversorgter Küken verringert wird. Darüber hinaus entfallen auch die Handhabung in der Brüterei und der Transport von Eintagsküken, mögliche Beschwerden des frisch geschlüpften Kükens werden vermieden. Dies führe zu einer verbesserten Kükenqualität und gesundheitlichen Vorteilen.

Nach mehr als einem Jahr der Demonstration und Validierung in einem „Tiefstreu“-Kontext haben Perdue Farms und NestBorn im Rahmen einer bevorzugten Partnerschaft vereinbart, die NestBorn-Schlupflösung auf dem Bauernhof weiter einzusetzen. In seiner ersten Phase werden zwei hochmoderne NestBorn-Eiablagemaschinen – gebaut und unterstützt vom Automatisierungsexperten Viscon – in den USA eingesetzt, um die Anzahl der in den Betrieben von Perdue ausgebrüteten Küken deutlich zu erhöhen.

„In unserem Bestreben, Tiere verantwortungsvoll für die Ernährung aufzuziehen, sind wir immer auf der Suche nach einer kontinuierlichen Verbesserung des Tierschutzes“, sagte Bruce Stewart Brown, Chief Science Officer bei Perdue Farms. „Vor ein paar Jahren begannen wir damit, die Durchführbarkeit und den potenziellen Nutzen des Schlupfs in unserem Betrieb zu untersuchen. Wir begannen damit, vorinkubierte Eier in Hähnchenställe zu bringen, anstatt den Brüter zu benutzen. Wir kamen zu dem Schluss, dass NestBorn ein zusätzlicher Vorteil für unsere Masthähnchenbetriebe ist, der unsere Bemühungen um das bestmögliche Tierwohl und unser Engagement für den Verzicht auf Antibiotika unterstützen wird.“

Im Namen des in Belgien ansässigen Unternehmens NestBorn teilte General Manager Erik Hoeven seine Freude über diese erste Expansion außerhalb des europäischen Kontinents: „Seit der offiziellen Einführung von NestBorn im Jahr 2018 wurden Küken in mehr als 10 europäischen Ländern mit unserem Konzept ausgebrütet. Wir sind sehr froh, dass wir ein visionäres Geflügelunternehmen wie PERDUE FARMS gefunden haben, das uns bei der Feinabstimmung der Ausrüstung und der Methodik für die spezifischen US-Bedingungen geholfen hat. Wir hoffen, dass die Bevorzugung der Ställe anstelle der Brütereien für die letzten 2 oder 3 Tage des Schlupfprozesses PERDUE FARMS alternative Lösungen für künftige Brütereikonzepte und Investitionsstrategien bieten kann.

Quelle: NestBorn & Perdue Farms Corporate Communications

FBN tritt Bundesnetzwerk 3R bei: Zellbasierte Fischforschung für weniger Tierversuche und nachhaltige Verbesserungen in der Zanderaufzucht

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Das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) setzt ein wichtiges Zeichen im Bereich der tierversuchsfreien Forschung: Die Arbeitsgruppe Wachstumsphysiologie der Fische tritt dem Bundesnetzwerk 3R des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bei.

Neu im Bundesnetzwerk 3R die Arbeitsgruppe Wachstumsphysiologie der Fische am FBN, welche sich in ihren Projekten dem 3R Prinzip verschrieben hat. (obere Reihe v.l.n.r Dr. Katrin Tönißen, Valeria di Leonardo, PD Dr. Bianka Grunow; untere Reihe v.l.n.r. Katrin Weiß, Dr. George Franz) © FBN

Mit ihrer Expertise im Bereich der Fischzellforschung setzt sich die Arbeitsgruppe Wachstumsphysiologie der Fische unter der Leitung von PD Dr. Bianka Grunow aktiv für das Tierwohl ein und entwickelt tierfreundliche und praxisnahe Alternativen zu Tierversuchen.

Bundesnetzwerk 3R: Ein starkes Netzwerk für tierversuchsfreie Forschung
Die Mitgliedschaft im Netzwerk ermöglicht es dem FBN, seine Forschung nach dem 3R-Prinzip „Replace, Reduce, Refine“ auszubauen, Expertise mit anderen 3R-Forschenden auszutauschen, tierversuchsfreie Methoden in der Fischforschung zu etablieren und darüber hinaus gemeinsam mit Partnern innovative Ansätze für die Aquakulturindustrie zu entwickeln. Das Netzwerk bietet seit 2022 eine bundesweite interdisziplinäre Plattform für den Austausch zu alternativen Methoden, um Tierversuche langfristig zu reduzieren oder zu ersetzen.

Fischzellen werden für die Langzeitlagerung in Stickstoff aufbewahrt © FBN

Zellbasierte Forschung als Alternative zu Tierversuchen in der Fischbiologie
Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 verfolgt die Arbeitsgruppe das Ziel, die zellbasierte Forschung in der Fischbiologie nachhaltig zu etablieren. Der Fokus liegt dabei auf der Etablierung und Weiterentwicklung von Fischzelllinien, die es ermöglichen, biologische Prozesse auf zellulärer Ebene zu untersuchen, ohne auf lebende Tiere angewiesen zu sein. Mit derzeit 50 etablierten Zelllinien von 15 verschiedenen Fischarten, die in speziellen Stickstofftanks gelagert werden, hat sich die Arbeitsgruppe eine Vorreiterposition in Deutschland erarbeitet.

„Mit unseren Zelllinien können wir viele physiologische Prozesse, wie zum Beispiel die Auswirkungen von Temperaturveränderungen, direkt auf Zellebene untersuchen. Das ist nicht nur ein großer Schritt für den Tierschutz, sondern auch für die Flexibilität der wissenschaftlichen Forschung“, erklärt PD Dr. Bianka Grunow, Leiterin der Arbeitsgruppe Wachstumsphysiologie der Fische am FBN.

3R-Expertise in der Praxis: Verbesserung der Zanderaufzucht
Auch in der Industrie ist das Tierwohl entscheidend. Dies zeigt die Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe mit der Aquakulturindustrie, z.B. im Projekt Zanderlordosis. Das Projekt hat das Ziel, die Ursachen von Wirbelsäulenerkrankungen bei Zandern zu erforschen. Diese Erkrankungen treten häufig auf, beeinträchtigen das Wachstum der Fische und verringern ihre Lebensfähigkeit. Durch die Optimierung der Haltung von Zanderlarven und Jungfischen sollen solche Fehlbildungen verhindert werden. Damit wird nicht nur die Gesundheit der Tiere verbessert, sondern auch ihr Wohlbefinden gefördert. „Mit dem Projekt `Zanderlordosis´ verbinden wir die Grundlagenforschung an unseren Zelllinien mit praktischer Anwendung in der Aquakultur. Durch die Zusammenarbeit mit der Industrie können wir wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in verbesserte Haltungsbedingungen umsetzen. Damit fördern wir das Tierwohl und schaffen gleichzeitig eine nachhaltigere Basis für die Zanderzucht“, so Grunow weiter.

Zukunftsvision: Eine Fischforschung unter 3R-Aspekten
Die Arbeit der Arbeitsgruppe Wachstumsphysiologie der Fische am FBN ist ein wichtiger Schritt in eine tierversuchsfreie Zukunft der Fischforschung und gibt gleichzeitig entscheidende Impulse für die Entwicklung tiergerechter Haltungsverfahren in der Aquakultur. Die Partnerschaft mit der 3R-Initiative des Bundes, das Engagement im Zanderlordosis-Projekt und die Entwicklung neuer Zelllinien sind nur einige Beispiele, wie das FBN neue Maßstäbe für Tierschutz und Wissenschaft setzt.

Weitere Informationen zum Bundesnetzwerk 3R: www.bundesnetzwerk-3r.de

Quelle: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)

Brandenburg stellt Antrag zur Aktivierung der Impfstoff-Datenbank wegen Maul- und Klauenseuche

Zum Antrag Brandenburgs zur Aktivierung der Impfstoff-Datenbank erklärt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir:

„Die Impfreserve ist wie ein Feuerlöscher im Haus. Es ist beruhigend, ihn griffbereit zu haben, auch wenn man hofft, ihn nie zu brauchen. Es ist gut, dass wir mit der Impfreserve für alle denkbaren Szenarien gerüstet sind. Das stärkt die Reaktionsfähigkeit im Kampf gegen die Seuche und bedeutet nicht, dass tatsächlich geimpft wird. Impfungen sollten der allerletzte Schritt sein. Die Aktivierung der Impfreserve ist keine Entscheidung zur Impfung, sie ermöglicht aber, im Fall der Fälle wesentlich schneller reagieren zu können.

Um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern, haben Maßnahmen zur unmittelbaren Eindämmung des Virus Vorrang. Oberstes Ziel ist und bleibt, Tiere zu schützen und die Schäden für unsere Land- und Ernährungswirtschaft so klein zu halten wie nur möglich. Kein Hof sollte aufgrund der Maul- und Klauenseuche aufgeben müssen. Mein Haus und ich stehen im engen Austausch mit den betroffenen Branchen und mit unseren Handelspartnern weltweit.“

Die Aktivierung der Impfstoff-Datenbank kann vorsorglich durch das betroffene Bundesland (hier: Brandenburg) erfolgen. Die Aktivierung ist eine vorbeugende Maßnahme, die nicht automatisch bedeutet, dass Impfstoffe tatsächlich eingesetzt werden. Möglich wird die Aktivierung der Impfstoff-Datenbank erst, weil das bundeseigene Friedrich-Loeffler-Institut den Serotyp des Virus umgehend bestimmt hat. Das EU-Recht räumt nur im Ausnahmefall die Möglichkeit für Notimpfungen ein – die Entscheidung über den tatsächlichen Einsatz der Impfung trifft das betroffene Bundesland. Eine Notimpfung kommt dann in Betracht, wenn sich die Infektion massiv und schnell ausbreitet. Diese würde zum Beispiel in Form einer Ringimpfung erfolgen, um eine Immunschranke um einen Seuchenherd zu bilden und damit eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern.

Quelle: BMEL

24. Internationale Bioland-Schweinefachtagung am 19./20. 2. 2025 in Hannover & online

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Unter dem Motto „In Bewegung bleiben“ findet am 19. und 20. Februar die diesjährige Schweinefachtagung des Bioloandverbandes statt. Als Präsenzveranstaltung in Hannover und als Livestream im Internet. Das Programm im Detail:

Tierwohl: Kein Alleinstellungsmerkmal der ökologischen Schweinehaltung!
Dr. Karl-Heinz Tölle, Geschäftsführer der ISN Projekt GmbH der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. ISN

Freiwillig mehr Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit – ein Weg, das Verbandsprofil zu schärfen? Überlegungen und Vorschläge als Diskussionsgrundlage
Prof. Dr. Robby Andersson, Professor für Tierhaltung und Produkte, Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Studienschwerpunkt angewandte Geflügelwissenschaften

Klimakennzahlen einer tierwohlgerechten Schweinehaltung
N.N., Bioland e.V.

Tierwohlgerechte Haltung und Klimaschutz vereinbaren: Was bedeutet das konkret?
Prof. Dr. Wilhelm Pflanz, Professor für Tierwissenschaften in der ökologischen Landwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Ein Netzwerk als Hilfe zur Selbsthilfe beim Umbau der Tierhaltung
Dr. Katja Brase, Verbundkoordinatorin des Netzwerkes Fokus Tierwohl

Raufutterstrategien zur Versorgung von norddeutschen Ökoschweinen mit regionalen Eiweiß – eine ökonomische Betrachtung
Dirk Klinkmann, Thünen-Institut für ökologischen Landbau

Gesunde (Öko)Schweine in Deutschland: Ein Einblick in das Gemeinschaftsprojekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover und Bioland-Verband
Johannes Hagner, Bioland e. V., Fachberatung Schweinehaltung

Praktikerbericht: Von der Spezialisierung zur Vielfalt – in der Erzeugung und in der Vermarktung. Ein Erfahrungsbericht
Hermann Poppen, Bioland-Hof Sonnenschein der Familie Poppen, Aurich

Anmeldeschluss ist am 05.02.2025 für die Präsenz-Teilnahme in Hannover
und am 17.02.2025, 12:00 Uhr für die Online-Teilnahme.

Haltungsform: Aktuelle Zahlen bestätigen Tierwohl-Trend

• Verteilung der Haltungsform-Stufen für 2023 erhoben und mit 2022 verglichen
• Zahlen für Fleisch und Fleischerzeugnisse sowie Milch und Molkereiprodukte veröffentlicht
• Stufe 2 war auch 2023 als Basis für mehr Tierwohl in der Breite etabliert

Die Trägergesellschaft der fünfstufigen Haltungsform-Kennzeichnung hat heute die Anteile in den einzelnen Stufen für das Jahr 2023 veröffentlicht. Im Schweinefleischangebot setzt sich die bereits 2022 zu verzeichnende Entwicklung von der Haltungsform 1 „Stall“ zur Haltungsform 2 „Stall + Platz“ fort – im Selbstbedienungssegment lag 2023 der Anteil der Ware bei über 90 Prozent in der Haltungsform 2. Bei Geflügel bleibt der Anteil in der Stufe 2 stabil bei um die 90 Prozent, während sich zugleich eine Entwicklung in Richtung der Stufen 3 und 4 abzeichnet. Die jetzt veröffentlichten Zahlen zeigen die Verteilung des Produktangebots in den einzelnen Stufen für die verschiedenen Tierarten im Vergleich zu 2022. In den Jahren 2022 und 2023 war die nun fünfstufige Kennzeichnung noch vierstufig und die jetzige Stufe fünf in der Stufe vier enthalten. Die Datenerhebung 2023 basiert auf den tatsächlichen Absatzmengen des gesamten Jahres bei den Eigenmarken der teilnehmenden Lebensmitteleinzelhändler. Um die Entwicklung der Tierhaltung in Deutschland transparent darzustellen, werden diese Zahlen regelmäßig kommuniziert.

Grafik: ITW

Schweinefleisch: Weitere Verschiebung von Stufe 1 nach Stufe 2
Wie bei der vorangegangenen Erhebung zeigt sich auch für das Jahr 2023 im Bereich Schweinefleisch eine Verschiebung von Stufe 1 zu Stufe 2. Die Zahlen belegen eine deutliche Verschiebung im Selbstbedienungssegment von Stufe 1 (1,5 Prozent) zu Stufe 2 (90,5 Prozent). Hier ergaben frühere Erhebungen aus dem Jahr 2022 eine Verteilung von 7,1 Prozent in Stufe 1 und 84,9 Prozent in Stufe 2. Diese Verschiebung resultiert aus der zunehmenden Umstellung der Sortimente auf das Tierwohlprogramm der Initiative Tierwohl (ITW). Aber auch in den Stufen 3 und 4 ist das Bestreben des Handels erkennbar, Kunden mehr Auswahl zu bieten, was sich auch in den Bedientheken widerspiegelt.

Geflügel: Haltungsform 2 stabil, Zuwachs in Stufe 3
Das Engagement in der Initiative Tierwohl hat dazu geführt, dass große Teile des Geflügelsortiments in der SB-Theke auf Stufe 2 angeboten werden (89,8 Prozent bei Hähnchen, 91,5 Prozent bei Pute). Im Sortiment der Bedientheke ist insbesondere bei Putenfleisch eine signifikante Veränderung zu beobachten. So sank nicht nur der Anteil von Fleisch der Stufe 1 von 6,8 Prozent im Jahr 2022 auf 0,0 Prozent im Jahr 2023 und der Stufe 2 von 63,5 Prozent auf 59,7 Prozent, sondern gleichzeitig stieg der Anteil der Stufe 3 von 26,3 Prozent auf 39,8 Prozent.

Rindfleisch: Kennzeichnungssystem verbreitet sich
Bei Rindfleisch ist besonders an der Bedientheke ein starker Rückgang von Fleisch ohne Haltungsform zu beobachten. Während im Jahr 2022 noch 36,8 Prozent des Sortiments ohne Haltungsform waren, waren es im Jahr 2023 nur noch 13,4 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil von Fleisch der Stufe 3 stark an. An der Bedientheke wuchs der Anteil von Fleisch aus der Haltungsstufe 3 von 19,8 Prozent im Jahr 2022 auf 27,4 Prozent im Jahr 2023.

Grafik: ITW

Milch: Der Anteil ohne Haltungsstufe reduziert sich um fast die Hälfte
Ähnlich wie bei Rindfleisch ist auch der Anteil der Milch ohne Haltungsform stark zurückgegangen. Während im ersten Jahr der Kennzeichnung für Milch, 2022, der Anteil der Milch aus Betrieben ohne Haltungsstufe 81,9 Prozent betrug, waren es 2023 nur noch 44,9 Prozent. Positiv ist die Entwicklung der Haltungsstufe 4, die im Vergleich zu 2022 von 11,7 Prozent auf 13,8 Prozent gestiegen ist.

Weitere Informationen: www.haltungsform.de

Über die Haltungsform-Kennzeichnung
Die Haltungsform-Kennzeichnung ist eine fünfstufige Siegel-Klassifikation für tierische Erzeugnisse, die ab Juli 2024 von vier auf fünf Stufen umgestellt wird. Sie wurde im April 2019 eingeführt. Sie klassifiziert Tierwohl-Siegel und Qualitätssicherungsprogramme entsprechend ihren Anforderungen an die Tierhalter und dem sich daraus ergebenden Tierwohl-Niveau. Die Kennzeichnung finden Verbraucher auf Verpackungen bei ALDI Nord, ALDI SÜD, Bünting Gruppe, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto Marken-Discount, PENNY, REWE und McDonlad‘s. Die „Haltungsform“ steht weiteren Unternehmen offen.

Die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH ist Trägerin der Haltungsform-Kenn-zeichnung. Sie organisiert die korrekte Eingruppierung von Standards und Programmen in die Systematik dieses Haltungskennzeichens, überwacht die korrekte Anwendung und Umsetzung dieser Systematik und unterstützt die teilnehmenden Unternehmen in der Kommunikation gegenüber Öffentlichkeit und Verbrauchern.

Vollständige Informationen zu den Kriterien der einzelnen Stufen erhalten Verbraucher auf der Webseite zur Haltungsform unter www.haltungsform.de.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH:

Bovikalc® Dry – Milchproduktion und Euterinnendruck zum Trockenstellen senken

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Neueste Studienergebnisse* zu Bovikalc® Dry zeigen, dass eine geringere Milchproduktion zum Trockenstellen und damit einhergehend ein niedrigerer Euterinnendruck zu einer signifikant geringeren Häufigkeit von erhöhten somatischen Zellzahlen (LSCC) im ersten Laktationsmonat beitragen. Besonders relevant ist, dass auch die Risiken für klinische Mastitis und Merzung in der nachfolgenden Laktation signifikant verringert waren.

Eine geringere Milchproduktion zum Trockenstellen ist ein essenzieller Faktor zur Vorbeugung von Mastitis, insbesondere beim selektiven Trockenstellen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen die Effektivität von Bovikalc® Dry bei der Reduktion der Milchproduktion zum Trockenstellen – was der Kuh hilft, diese Risikozeit besser zu überstehen.

Boehringer Ingelheim engagiert sich weiterhin in der Forschung und Entwicklung von Lösungen zur Verbesserung der Tiergesundheit.

Bildquelle: Boehringer Ingelheim

Weitere Informationen finden Sie auf https://www.bovikalc.de/bovikalc-dry

Studie:
*Florentino, C. et al. (2024): Randomized clinical trial evaluating the effects of administering acidogenic boluses at dry-off on udder health, milk yield, and herd removal. J Dairy Sci 107:3899–3915

Quelle: Boehringer Ingelheim

Thünen-Präsident Prof. Dr. Folkhard Isermeyer ist verstorben

Der langjährige Präsident des Thünen-Instituts, Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, ist am 14. Januar 2025 im Alter von 67 Jahren verstorben. Das Thünen-Institut verliert mit ihm nicht nur seinen „Architekten“, einen exzellenten Wissenschaftler und klugen Strategen, sondern auch eine Persönlichkeit, die mit Vertrauen, offenem Ohr und menschlicher Wärme geführt hat.

Der in Wirtschaft und Wissenschaft geschätzte Agrarökonom Folkhard Isermeyer hat kurz nach der Neuordnung der Ressortforschung im Jahr 2009 die Präsidentschaft des Thünen-Instituts übernommen. Zuvor war er Institutsleiter und Präsident der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), einer von drei Vorgängereinrichtungen des Thünen-Instituts. Mit der ihm eigenen Weitsicht, Geduld und Leidenschaft hat er im Laufe der vergangenen 15 Jahre aus drei sehr unterschiedlichen Forschungsinstituten eine Wissenschaftseinrichtung geformt, deren große gesellschaftliche Bedeutung der Wissenschaftsrat zuletzt 2024 bestätigt hat. Konsequent hat er dabei die vorhandenen fachlichen Forschungskompetenzen zu Land- und Forstwirtschaft, zu Fischerei und ländlichen Räumen zusammengeführt, um Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und zur Entwicklung ländlicher Regionen vorlegen zu können. Als politikberatende Institution genießt das Thünen-Institut auch dank Folkhard Isermeyers Wirken einen herausragenden Ruf. Als Honorarprofessor an der Universität Göttingen hat er sein Wissen auch an die nächsten Generationen weitergegeben

Seine Fähigkeiten als begnadeter Kommunikator und Netzwerker setzte Folkhard Isermeyer immer wieder dafür ein, unterschiedliche Menschen und Meinungen zusammenzuführen und aus dem Ruder laufende Diskussionen auf den Kern und auf eine solide, evidenzbasierte Basis zurückzuführen. Internationale Netzwerke wie agri benchmark gehen auf seine Initiative zurück. Er war ein wichtiger Impulsgeber für die politischen und agrarwissenschaftlichen Debatten in Deutschland und Europa. Davon haben nicht zuletzt das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung („Borchert-Kommission“) und die Zukunftskommission Landwirtschaft profitiert. Der Erfolg beider Kommissionen war ihm eine Herzensangelegenheit.

Obwohl er stets das große Ganze im Blick hatte und auch von seinen Wissenschaftler*innen eine gewisse Flughöhe einforderte, verlor er nie die Bodenhaftung. So blieb er der Region Braunschweig sein Leben lang persönlich verbunden und engagierte sich beispielsweise für das Netzwerk ForschungRegionBraunschweig und das Haus der Wissenschaft.

Seine Präsidentschaft am Thünen-Institut hat er selbst als „den tollsten Job der Welt“ bezeichnet. Er starb kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand an den Folgen einer schweren Erkrankung. Das Thünen-Institut wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Seine Nachfolge tritt am 1. Februar die Forstwissenschaftlerin Prof. Dr. Birgit Kleinschmit an.

Quelle: Thünen Institut

Video-Interview mit Prof. Dr. Folkard Isermeyer von 2015 zum Thema „Nationaler Dialog zur Nutztierhaltung“