Projekt „MiniAbeR“: Umfrage der TU München zum Antibiotika-Einsatz beim Mastgeflügel

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Das Projekt MiniAbeR soll zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes und der Risikoverschleppung in der Geflügelmast betragen und richtet sich direkt an Mastgeflügel-haltende Landwirte.

Die damit verbundene Umfrage dauert etwa 15 Minuten. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgt anonym, sodass sie nicht auf einen bestimmten Betrieb zurückverfolgt werden können. Über die Umfrage hinaus können interessierte Mäster Futter- und Mistproben zu Analysezwecken zur Verfügung stellen bzw. auf dem Betrieb eine unentgeltliche Begehung und Probenahme durchführen lassen (die Analysekosten übernimmt die TUM).

Das Projekt ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung, wird von Prof. Dr. Julia Steinhoff-Wagner (Professur für Tierernährung und Metabolismus, Technische Universität München) und Dr. Céline Heinemann (Institut für Tierwissenschaften, Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) geleitet und ist außerdem mit einer Verlosung verbunden.

Details und Anmeldung hier.

Frohes Fest!

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Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern und allen Autorinnen und Autoren schöne, vor allem erholsame Festtage! Ab dem 8. Januar werden alle Kräfte gebraucht!

Wiener Forscher entwickeln ersten Schnelltest zum Nachweis von Bienenviren

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Forscher des Instituts für Virologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien entwickelten im Rahmen des interdisziplinären Projektes „Zukunft Biene 2“ und der Kooperation mit der Firma Megacor einen Schnelltest für den Nachweis von drei wichtigen Viruserkrankungen von Honigbienen. Der direkt am Bienenstand einsetzbare Schnelltest FASTest Bee 3T eröffnet neue diagnostische Möglichkeiten und wurde kürzlich auf den Markt gebracht.

Entwickelt wurde der Schnelltest für Bienenviren von Kerstin Seitz und Till Rümenapf, am Institut für Virologie der Vetmeduni, und der Firma Megacor mit dem Ziel, Imkern und Tierärzten ein günstiges und unkompliziertes Testsystem anzubieten. Der Virenschnelltest erlaubt erstmals die rasche und zeitgleiche Diagnose der Infektion mit dem Flügeldeformationsvirus (DWV), dem Sackbrutvirus (SBV) und dem akuten Bienenparalysevirus (ABPV).

FASTest Bee 3T: Ergebnisse am Bienenstand binnen weniger Minuten
Gegenüber den bisherigen labordiagnostischen Verfahren, die ein Einsenden der Proben nötig machten, ist der neu entwickelte FASTest Bee 3T eine deutliche Vereinfachung: Innerhalb von wenigen Minuten kann der Virusnachweis direkt am Bienenstand durchgeführt werden.

Der Testablauf beginnt mit dem Sammeln von fünf frischtoten Bienen, die in einem speziellen Einweg-Mörsergefäß aufgeschlossen werden. Nach Hinzugabe einer Pufferlösung werden drei Teststreifen in das Gefäß gestellt und nach höchstens zehn Minuten abgelesen. Wie beim COVID-Test erscheint bei korrekter Anwendung auf jedem Teststreifen eine Kontrolllinie und im positiven Fall eine spezifische Nachweislinie.

Innovation für die Bienengesundheit
„Der FASTest Bee 3T ist ein innovativer Beitrag aus der Veterinärmedizin zur Verbesserung der Bienengesundheit, denn er ermöglicht, die gute imkerliche Praxis mit objektiven Testergebnissen zu unterstützen, direkt vor Ort, bei geringem Aufwand und Kosten“, erklären die Test-Entwickler.

Die mit dem Schnelltest nachweisbaren Erreger DWV und SBV sind eng an das Vorkommen der Varroamilbe gekoppelt, denn die Milbe vermehrt sich in den Brutzellen der Honigbiene und infiziert dabei die Larven, die meist vor dem Schlupf abstreben. Passiert dies im Herbst, fehlen die für das Überwintern wichtigen Winterbienen und das gesamte Volk geht unter. „Gefährlich ist daher die Kombination aus Bienenviren und Varroamilben“ warnt Kerstin Seitz und ergänzt: „mehr Viren bedeuten auch mehr Milben“. Diesen Zusammenhang nützt der FASTtest Bee 3T, um mit Hilfe der Virusnachweise frühzeitig einen gefährlichen Befall mit Varroamilben zu bestimmen. Gegen Milben kann der/die Imker effektive Maßnahmen ergreifen, wenn dies rechtzeitig erfolgt. In der Praxis kommen die Maßnahmen allerdings oft zu spät, weil man die tatsächliche Milbenbelastung unterschätzt hat.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Uni Hohenheim: Fleisch und Eier – Zweinutzungshühner schmecken besser

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Kein „Entweder-Oder“, sondern „Und“ − Zweinutzungshühner liefern sowohl aromatisches Fleisch als auch wohlschmeckende Eier, so eine Studie mit Beteiligung der Uni Hohenheim.

Zweinutzungshühner erfahren seit dem Verbot des Kükentötens im Januar 2022 in Deutschland besondere Aufmerksamkeit. Bei ihnen können sowohl die Eier, als auch das Fleisch genutzt werden. Zweinutzungshühner sind eine ethische Alternative, aber wie sieht’s mit dem Geschmack aus? Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Hohenheim in Stuttgart unter Leitung des Naturland-Verbandes Baden-Württemberg waren Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn aufgerufen, die sensorischen Eigenschaften von Fleisch und Eiern aus ökologischer Produktion zu beurteilen. Dafür haben sie im Sommer 2023 Aussehen, Geschmack und Geruch mehrerer Linien von Zweinutzungshühnern analysiert, verkostet und systematisch bewertet. Auch wenn die Testenden Unterschiede sowohl zwischen den verschiedenen Linien als auch zwischen den einzelnen Teilen – Brust, Schlegel, Flügel oder Sud – feststellten, lautete ihr Gesamturteil „Zweinutzungshühner schmecken besser!“.

Der Appetit auf Geflügelfleisch ist groß: Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden 2022 in Deutschland 11,4 Kilogramm Geflügelfleisch pro Kopf verzehrt. Aber auch Eier erfreuen sich einer großen Beliebtheit: Der Pro-Kopf-Verbrauch, inklusive verarbeiteter Produkte wie beispielsweise Backwaren, Nudeln und Fertigmahlzeiten, lag 2022 bei 230 Stück.

„Lieferte früher das klassische Landhuhn sowohl Eier als auch Fleisch, hat die große Nachfrage zu einer Trennung der verschiedenen Zuchtlinien geführt“, erklärt Prof. Dr. Lukas Kiefer vom Naturland-Verband Baden-Württemberg e.V. „Während die Lege-Linien darauf gezüchtet wurden, viele und große Eier zu legen, sollen die Hühner der Mast-Linien möglichst schnell viel Fleisch ansetzen.“

Die Folge: Männliche Küken von Legehennen wurden lange Zeit bereits am ersten Lebenstag getötet – sie legen keine Eier und liefern in der Mast zu wenig und nicht zufriedenstellendes Fleisch. Zwar gibt es seit 1. Januar 2022 in Deutschland das Verbot, frisch geschlüpfte Küken zu töten, allerdings gibt es viele Schlupflöcher, weiß Prof. Dr. Kiefer: „Uns erreichen immer wieder Berichte darüber, dass die Brut ins europäische Ausland verlagert wird, wo Küken noch getötet werden dürfen.

Alternative zum Kükentöten
Für die Umsetzung des Verbotes schlägt das BMEL drei Alternativen vor. So können bei den Lege-Linien die männlichen Küken aufgezogen und als sogenannte „Bruderhähne“ vermarktet werden. Aufgrund der geringeren Fleischqualität und der höheren Kosten stellt dies für die Betriebe jedoch einen Wettbewerbs-Nachteil dar. Alternativ kann durch das sogenannte In-Ovo-Sexing, also die Geschlechtsbestimmung bereits im Ei, verhindert werden, dass männliche Küken überhaupt ausgebrütet werden – ein Lösungsansatz der in der konventionellen Geflügelbranche derzeit überwiegt und auch von manchen Bio-Eier-Erzeuger:innen als sinnvolle Option betrachtet wird.

Doch vor allem von Öko-Verbänden wird die Geschlechtsbestimmung im Brutei aus ethischen Gründen abgelehnt. Sie setzen verstärkt auf die dritte Option: sogenannte Zweinutzungshühner. Gemeint ist damit der Einsatz der Hennen zum Eierlegen und der Hähne zur Fleischerzeugung. Doch „Zweinutzungshühner haben einen Nachteil: Sie können zwar sowohl Eier als auch Fleisch liefern, bleiben in ihrer Leistung aber rund 20 Prozent unter den etablierten Lege- und Mastlinien“, sagt Prof. Dr. Kiefer. „Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder.“

Noch kein Markt für Zweinutzungshühner in Baden-Württemberg
Derzeit halten und vertreiben nur wenige Pionierbetriebe in Baden-Württemberg solche Tiere. „In Baden-Württemberg gibt es derzeit keinen Markt für Zweinutzungshühner“, beschreibt Dr. Beate Gebhardt vom AK BEST der Universität Hohenheim. Abhilfe schaffen will hier das Projekt „Zweiwert“. Gemeinsam mit weiteren Partner:innen wollen der Naturland-Verband und die Universität Hohenheim ein regionales Netzwerk schaffen, um die Wertschöpfungskette „Zweinutzungshuhn“ in Baden-Württemberg aufzubauen.

Denn oft sind die bestehenden Produktions- und Lieferstrukturen noch nicht ausreichend. Vielfach scheitere die Vermarktung an ganz banalen Dingen, beschreibt Prof. Dr. Kiefer: „So können Zweinutzungshühner in gängigen Schlachtbetrieben oft nicht verarbeitet werden, weil die Schlachtlinien nicht auf ihre Größe ausgelegt sind.“

„Aber auch der Großteil der Verbraucher:innen kann mit dem Begriff ‚Zweinutzungshuhn‘ nicht viel anfangen“, erklärt Dr. Gebhardt. Damit steht die Vermarktung von Zweinutzungshühnern vor großen Herausforderungen: „Da die Produkte noch wenig bekannt sind, ist eine effektive Kommunikation zu Werten wie Nachhaltigkeit und Tierwohl wichtig.“

Produktqualität erlebbar machen
Die Kritik an der heutigen Geflügelhaltung und zunehmende Ansprüche führten dazu, dass Verbraucher:innen immer mehr Wert auf die biologische Qualität und eine regionale Herkunft der Produkte legten. Dabei zeigten sich bestimmte Käuferschichten auch bereit, mehr Geld für Eier und Fleisch von Zweinutzungshühnern zu bezahlen.

„Das allein wird allerdings nicht ausreichen. Wichtig ist es auch die Konsumierenden von der Qualität der Produkte zu überzeugen“, fährt Dr. Gebhardt fort. „Studien zeigen, dass der Genuss bzw. der Geschmack häufig an erster Stelle beim Kauf von Lebensmitteln stehen. Ein als angemessen empfundener Preis gibt dann oftmals den letzten Ausschlag.“

Ein entscheidender Ansatz ist es also, das Produkt für die Konsumierenden erlebbar zu machen. Wer die Hintergründe kennt und Gelegenheit hatte, sich von der Qualität zu überzeugen, der wird bewusster einkaufen und auch höhere Preise akzeptieren, so die Erwartung der Projektbeteiligten.

Aromatischer Geschmack – auch ohne Salz und andere Gewürze
Mit der Aufgabe innovative Vermarktungsstrategien für Zweinutzungshühner zu entwickeln, beschäftigten sich im Sommer 2023 auch Studierende der Fachrichtung Food Management der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Im Rahmen eines Praxisprojektes waren sie aufgerufen, sowohl Fleisch als auch Eier von Zweinutzungshühnern blind zu verkosten und zu bewerten.

Im Test waren vier Linien von Zweinutzungshühnern aus ökologischer Produktion sowie Hühner bzw. Eier aus dem Supermarkt zum Vergleich. Anhand eines mehrteiligen Fragebogens beurteilten die Studierenden die sensorischen Eigenschaften wie Aussehen, Geschmack und Geruch von Brust, Flügel und Schlegel sowie vom Sud und den Eiern.

Auch wenn es sich nur um einen ersten Test handelt, an dem nur wenige Personen teilnahmen, lässt sich das allgemeine Urteil kurz zusammenfassen: „Zweinutzungshühner schmecken besser!“ Obwohl ohne Salz oder andere würzende Zutaten gekocht, konnten sie vor allem durch ihr Aroma überzeugen. Sollten sich diese Ergebnisse in weiteren Tests bestätigen, könnten Zweinutzungshühnern von den Verbraucher:innen stärker akzeptiert werden und zu deren weiteren Verbreitung beitragen.

HINTERGRUND: Projekt ZweiWert
Im Rahmen der Europäische Innovationspartnerschaften (EIP) fördern die Europäische Union (EU) und das Ministerium für Ernährung, ländliche Räume und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) das Projekt „Aufbau von Wertschöpfungsketten für Zweinutzungshühner in Baden-Württemberg“ (ZweiWert) von 01/2022 bis 12/2024. Unter der Leitung des Naturland-Verbandes Baden-Württemberg e. V. befassen sich mehrere Fachgebiete der Universität Hohenheim sowie weitere Partner:innen aus der landwirtschaftlichen Erzeugung und Vermarktung mit dem Aufbau einer Wertschöpfungskette zu Zweinutzungshühnern in Baden-Württemberg. Dabei möchten sie alle Stufen von der Züchtung bis zur Vermarktung im Dialog unterstützen, um so ein Angebot von Zweinutzungshühnern aus bäuerlicher Züchtung und Haltung mit sich daran anschließender regionaler Verarbeitung und Vermarktung zu schaffen.

Weitere Infos: https://www.zwei-wert.de

Quelle: Universität Hohenheim

Schluckimpfung gegen Ileitis: Gesunde Schweine sind die Basis

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Auseinanderwachsen, dünner Kot – das sind typische Symptome für die Darmerkrankung Ileitis. Gerade in Zeiten mit hohen Futterkosten und bei Vermarktung über Haltungsstufe 3 und 4 sind die Betriebe alarmiert. Eine Impfung kann die Tiere schützen. Wie das schnell und sicher geht, hat Ralf Wülpern aus Rockstedt herausgefunden.

Ralf Wülpern aus Rockstedt, Landkreis Rotenburg (Wümme), hält 520 Sauen im 3-Wochen-Rhythmus und hat in einem weiteren Stall zusätzlich 2.700 Aufzuchtplätze. Er macht sich viele Gedanken um die Tiergesundheit und setzt gerne auf vorbeugende Maßnahmen. „Gesunde Schweine sind für uns elementar, sie sind die Basis unserer Vermarktungsstrategie. Wir halten Ferkel mit Ringelschwanz, weil wir auch an Mäster liefern, die für die Haltungsstufen 3 und 4 Strohschweine mästen und eine Vermarktung an Metzgereien betreiben. Der Ringelschwanz funktioniert nur bei ganz gesunden Tieren, die sich zudem wohl fühlen. Deswegen setzen wir neben ausgeklügeltem Futter mit viel Struktur schon lange auf umfangreiche Impfungen im Ferkelalter wie PRRS, Mykoplasmen und Circo“, so der Landwirt.

Doch trotz so gut geschützter Ferkel kann es Probleme geben. „Wir liefern unsere Ferkel an insgesamt 5 feste Mäster. Vor einiger Zeit fingen die Tiere bei einem Mäster plötzlich an mit Durchfall und bei einem anderen mit Auseinanderwachsen. Die Diagnostik dort vor Ort ergab dann Ileitis“, erinnert sich Ralf Wülpern. Die Darmerkrankung Ileitis ist sehr verbreitet. Der Erreger ist in nahezu jedem Stall vorhanden. Nicht nur die akute Form macht Probleme, sondern auch schon die subklinische Verlaufsform. Denn auch wenn sie keine Krankheitssymptome auslösen, haben die Lawsonien trotzdem einen großen Einfluss auf die biologischen Leistungen. Behandeln kann man die Ileitis mit Antibiotika, doch diese Therapie kann nur für den akuten Fall eine Lösung sein, denn sie schützt nicht die nachfolgenden Schweine. Für den dauerhaften Schutz über die gesamte Mastdauer gibt es die Schluckimpfung gegen Ileitis.

Impfung gegen Ileitis beugt vor
Deshalb startete der Mäster eine Woche nachdem er die 28 kg-Ferkel von Ralf Wülpern bekam, mit der Schluckimpfung gegen Ileitis. Doch das funktionierte nicht so gut wie erwartet, weil die Impfung offensichtlich zu spät kam. Tierarzt Sönke Hartjen, Vet-Team GmbH aus Vechta, erklärt warum: „Infektion und Impfung hatten sich zeitlich überlagert. Die Ferkel infizieren sich sofort beim Einstallen in die Mast, und wenn sie dann nicht geimpft sind, bricht die Erkrankung kurze Zeit später aus. Insofern muss die Impfung bereits in der Aufzucht rechtzeitig vor der Infektion erfolgen, damit die Ferkel spätestens zur Einstallung in die Mast eine belastbare Immunität ausgebildet haben.“ Deshalb wandte sich der Mäster an Ralf Wülpern. Für den Sauenhalter war sofort klar, dass er die Schluckimpfung in sein Tiergesundheitsmanagement integriert, obwohl eine sofort eingeleitete Diagnostik bei drei Altersgruppen seiner Ferkel noch keine Lawsonien nachweisen konnte. „Wir haben die Mäster informiert und alle waren sofort damit einverstanden, auch mit der finanziellen Beteiligung. Wir machen es immer so, dass alle Mäster auch alle Maßnahmen mittragen, das funktioniert gut.“

Schneller geht es mit der Ileitis-Pumpe
Die Schluckimpfung gegen Ileitis kann oral gedrencht oder über Trinkwasser oder Flüssigfütterung verabreicht werden. Die ersten zwei Durchgänge drenchte Ralf Wülpern mit seinem Team, was aber bei knapp 1000 Ferkeln alle drei Wochen sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Deshalb stellte Ralf Wülpern auf die Schluckimpfung via Trinkwasser um. Er nutzt dafür die Ileitis-Pumpe. Sie ist noch recht neu auf dem Markt. Eine Pumpe nur für die Ileitis-Impfung ist eine gute Lösung, da sie ausschließlich für den Impfstoff genutzt wird, sie ist nicht verunreinigt und daher in der Hygiene deutlich besser. Medikamentendosierer werden auch für Leitungsdesinfektion, orale Antibiotikagaben und sonstige Medikamente und für Säurezugaben genutzt, weshalb man sie sehr gut säubern muss, wenn man sie auch für den Impfstoff nutzen möchte. Schnell passieren sonst Fehler, und der Impfstoff kann nicht wirken. Die Ileitis-Pumpe braucht nur wenig Platz, sie wird einfach installiert, und sämtliches Material für den Einbau ist dabei. „Einmal eingebaut und auf den Wasserdruck eingestellt läuft sie ohne weiteren Aufwand“, so Tierarzt Sönke Hartjen. Damit die Ferkel zum Einstallen in die Mast eine Immunität aufbauen können, erfolgt die Impfung 2 Wochen vor Ende der Aufzucht. „Dieser späte Impfzeitpunkt ist für die beteiligten Betriebe ideal. Die Ferkel sind alt genug und stabil sowie impffähig und je später wir impfen, desto länger schützt die Impfung in der Endmast“, sagt Sönke Hartjen.

Mäster sehen Impferfolge
Ralf Wülpern ist bisher sehr zufrieden mit der Ileitis-Pumpe. „Wir haben sie jetzt seit einigen Wochen im Einsatz und nach anfänglichen Anpassungen läuft alles prima. Wir müssen jetzt nur noch einen knappen Liter Wasser vorbereiten, den blauen Wasserstabilisator Thiosulfat hinzufügen und dann die benötigten rund 1.000 Impfdosen hinzufügen. Dann ergibt alles zusammen 3 Liter Stammlösungsvolumen. Schließlich wird die Pumpe angestellt, damit sie innerhalb von 6 Stunden den Impfstoff in jedes Abteil transportiert. Nach 6 Stunden ist die Impfung beendet, ohne dass wir uns weiter kümmern müssen. Jedes Schwein hat dann seine Dosis aufgenommen. Die Pumpe ist sehr leicht zu bedienen und bringt die Impfung schnell und problemlos zum Tier“, zeigt sich Ralf Wülpern sehr zufrieden.

Die Mäster, die jetzt schon seit einem Jahr Ileitis-geimpfte Ferkel von Ralf Wülpern bekommen, sind mit dem Impfergebnis ebenfalls zufrieden. Das Auseinanderwachsen ist vorbei und auch die Darmstabilität ist besser geworden. Die Verkaufsgruppen sind einheitlicher und die Abteile 5 bis 7 Tage früher geräumt. Die Mäster möchten die Schluckimpfung gegen Ileitis auf jeden Fall beibehalten. Und auch Ralf Wülpern und Tierarzt Sönke Hartjen befürworten das. „Eine stabile Darmgesundheit ist die Basis für das tierische Wohlbefinden und für eine gute Futterverwertung. Speziell der letzte Punkt ist bei den derzeit ständig steigenden Futterpreisen auch ein Argument für die Schluckimpfung“, so Sönke Hartjen, „und mit der neuen Ileitis-Pumpe ist die Schluckimpfung einfach und schnell durchgeführt.“

Hntergrund
Ileitis – Nicht allein der Durchfall ist das Problem
Der Erreger der Ileitis verursacht verschiedene Krankheitsbilder. Manche führen zu schweren Verlusten, wie die akute Form der Ileitis, die sogenannte PHE (porzine hämorrhagische Enteropathie). Häufiger sind jedoch mildere Verläufe der Ileitis, die mit Durchfällen und Kümmern einhergehen (PIA: porzine intestinale Adenomatose). Die häufigste Verlaufsform in den Beständen ist jedoch die subklinische Ileitis (d.h. also ohne typische Anzeichen wie Durchfall), welche zu gravierenden Leistungsverlusten führt und damit zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen. Über den Kontakt mit Erreger haltigem Kot gelangt Lawsonia intracellularis in den Darm eines dann frisch infizierten Schweines. Dort sucht der Erreger zielstrebig die sogenannten Kryptepithelzellen der Darmschleimhaut auf, die durch Zellteilung für den permanenten Ersatz abgestorbener Darmschleimhautzellen sorgen. Die Darmschleimhaut verdickt sich, und in der Folge ist die Resorption von Nährstoffen aus der Nahrung gestört.

Dieser Beitrag erschien zuerst im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5/23

Wie bleibt der Darm bei Puten gesund?

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Von Viola Erfkämper, LWK NRW

Ein gesunder Darm und eine optimale Fütterung von Puten sind die besten Voraussetzungen für eine ideale Nährstoffaufnahme und damit für hohe Leistungen und Wohlbefinden. Welche veterinärmedizinischen Aspekte sind beim Thema Darmgesundheit zu beachten und wie kann man Puten gesund und effizient füttern? Zu diesen Fragen informierten die Experten Dr. Ronald Günther (Fachtierarzt für Geflügel) und Dr. Hartmut Meyer (Moorgut Kartzfehn) in einer Online-Veranstaltung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl.

Die Gemeinschaft der Mikroorganismen im Darm nennt sich Mikrobiom. Dazu gehören Symbionten (die „Guten“), Kommensalen (die „Neutralen“) und Pathogene (die „Schlechten“). Es handelt sich hierbei um eine Vielzahl unterschiedlicher Mikroorganismen, wie zum Beispiel Bakterien, Pilze, Viren und Einzeller. Das Mikrobiom, auch Darmflora genannt, entwickelt sich vom Eintagsküken zum erwachsenen Tier. Seine Zusammensetzung variiert je nach Darmabschnitt. Die Verweildauer des Futters im Verdauungstrakt ist beim Geflügel im Vergleich zu anderen Tierarten sehr kurz, daher unterscheidet sich auch die Zusammensetzung des Darmmikrobioms deutlich. Dr. Günther erklärte, dass die Bakteriengemeinschaft im Darm sinngemäß ein wichtiges Organ darstelle, dessen Gesundheit genauso wichtig sei wie die der anderen Organe.

Dysbiose durch Stress?
Wenn die Darmflora in ein Ungleichgewicht kommt, bezeichnet man dies als Dysbiose. Die Ursachen für die Entstehung von Dysbiosen sind vielfältig:


Zuerst erschienen im zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Zum kostenfreien Abo bitte einfach hier anmelden und dann den Link in der Bestätigungs-Mail anklicken. Anschließend den Artikel in der letzten Ausgabe weiterlesen:

 

Forschung am FBN wird Coverstory im Science Magazine

Nutztiere überraschen Wissenschaftler mit ihren komplexen Fähigkeiten

Wie empathisch sind eigentlich Nutztiere und wozu sind sie kognitiv in der Lage? Forschungsergebnisse der Verhaltensphysiologie am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) haben bereits in der Vergangenheit viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun war der Science-Journalist David Grimm zu Besuch und hat einen Artikel über die Verhaltensforschung am FBN veröffentlicht.

Das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf hat in der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft für Aufsehen gesorgt: das renommierte Science Magazin berichtet in der Titelgeschichte seiner aktuellen Ausgabe über die Verhaltensforschung des Instituts. Der Bericht „What are farm animals thinking? New research is revealing surprising complexity in the minds of goats, pigs, and other livestock“ beleuchtet u.a. die Forschung zu kognitiven Fähigkeiten und emotionaler und sozialer Intelligenz von Ziegen, Kühen und Schweinen. Auf fünf Seiten fasst der renommierte Wissenschaftsjournalist David Grimm die Eindrücke seines zweitägigen Besuchs in Dummerstorf zusammen und gibt Einblicke in die laufende Forschung am FBN und seine Bedeutung für die Haltung von Nutztieren.

„Wir arbeiten mit verschiedenen konzeptionellen Ansätzen“, sagt Prof. Birger Puppe, Leiter des Instituts für Verhaltensphysiologie am FBN und Professor für Verhaltenskunde an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. „Wir haben festgestellt, dass Nutztiere Emotionen wie Freude, Angst und sogar Empathie empfinden können. Ihre kognitiven Fähigkeiten sind viel ausgeprägter, als wir uns bisher vorgestellt haben.“

Eine Zwergziege steht vor dem Lerncomputer am FBN.
© Nordlicht

Helfende Schweine und kluge Ziegen beeindrucken Science-Journalisten
Dieses noch wenig beachtete Feld der Nutztierforschung interessierte auch David Grimm. Der US-amerikanische Wissenschaftsjournalist, der bereits 2021 über die „Kuhtoilette“ am FBN berichtet hatte, erkor die Verhaltensforschung am FBN als Thema seiner Berichterstattung für „Science“ aus. Dafür recherchierte er im September 2023 zwei Tage vor Ort. Grimm hatte die Gelegenheit, die Tiere hautnah zu erleben und zu erfahren, wie smart und interaktiv Nutztiere sein können. Grimm zeigte sich beeindruckt von den vielfältigen experimentellen Ansätzen und der Expertise des Instituts.

„Der Besuch am FBN war eine tolle Erfahrung“, so Grimm. „Es war spannend zu sehen, wie engagiert die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Arbeit sind und wie begeistert sie ihre Ergebnisse vermitteln können.“

So erlebte David Grimm unter anderem Schweine, die Artgenossen in Not halfen und diese befreiten. Die wissenschaftliche Veröffentlichung von FBN-Wissenschaftlerin Dr. Liza Moscovice dazu hatte im Sommer für große internationale Aufmerksamkeit gesorgt und faszinierte auch David Grimm bei seinem Besuch. Auch das Thema „Cow friends – Freundschaften unter Kühen“ wirkte nachhaltig auf Grimm. Annkatrin Pahl, die dazu am FBN promoviert, erläuterte das Konzept ihrer Arbeit, das zeigen soll, dass Kühe freundschaftliche Bande zu anderen Kühen knüpfen und sich „Freundschaft“ positiv auf das Wohlbefinden der Tiere auswirkt.

Einen Teil seines Besuchs verbrachte David Grimm im Ziegenstall, wo ihm Dr. Christian Nawroth und Dr. Jan Langbein die in der Kognitionsforschung eingesetzten Lerncomputer für Ziegen und ein Projekt zum Nachweis altruistischen Verhaltens bei Zwergziegen präsentierten. In dem Versuch halfen Ziegen Artgenossen, an Futter zu gelangen, auch wenn sie selbst keine Chance hatten, die Nahrung selbst zu fressen.

Erkenntnisse verändern Denkweise über Nutztiere
Die Tatsache, dass das FBN zur Coverstory im Science Magazine geworden ist, unterstreicht die Bedeutung der Forschungsarbeit des Instituts. „Die internationale Anerkennung und das Interesse an den Studien des FBN verdeutlichen, dass die komplexen kognitiven Fähigkeiten von Nutztieren zunehmend erkannt werden“, so Dr. Christian Nawroth, der am FBN zu Afrikanischen Zwergziegen forscht.

„In den vergangenen Jahrzehnten haben wir uns hauptsächlich auf die Produktivität und Effizienz von Nutztieren konzentriert“, betont FBN-Verhaltensbiologe Dr. Jan Langbein. „Wir müssen aber auch ihre geistigen und emotionalen Fähigkeiten berücksichtigen. Wir sind stolz darauf, dass unsere Forschung auf internationaler Ebene Anerkennung findet und dazu beiträgt, diese wichtigen Veränderungen in der menschlichen Einstellung gegenüber Nutztieren voranzutreiben.“

„Die Forschungsergebnisse des FBN und anderer Gruppen, die auf diesem Gebiet arbeiten, stellen das traditionelle Bild von Nutztieren als wenig anspruchsvolle, kognitiv und emotional einfache Tiere zunehmend in Frage und zeigen, dass z.B. Rinder, Schweine und Ziegen über erstaunlich komplexe emotionale und kognitive Fähigkeiten verfügen. Dieser neuen Erkenntnisse haben auch enorme Auswirkungen auf Fragen des Wohlbefindens und Tierschutzes sowie der artgerechten Haltung. Damit auf dem Titel des Science Magazine zu sein, freut uns außerordentlich und bestätigt uns in unserer Arbeit“, fasst Prof. Birger Puppe, Leiter des Instituts für Verhaltensphysiologie, zusammen.

Das FBN plant, die Ergebnisse der Studien in Folgeprojekten zu vertiefen und die Auswirkungen ihrer Forschung auf verschiedene Bereiche der Nutztierhaltung zu untersuchen.

Begleitend zu dem Artikel ist ein Podcast erschienen, der den Besuch Davis Grimms mit vielen Originalaufnahmen anschaulich zusammenfasst.

Zum „Science“ Magazine:
Das Science Magazine zählt zu den renommiertesten Fachzeitschriften im Bereich der Naturwissenschaften und deckt ein breites Spektrum an Themen von der Physik und Biologie über Chemie bis hin zu medizinischer Forschung und Umweltwissenschaften ab. Die On- und Offlinepublikationen des Magazins erreichen weltweit mehrere Millionen Leser.

Originalpublikation
„What are farm animals thinking? New research is revealing surprising complexity in the minds of goats, pigs, and other livestock“; Science Vol. 382, Issue 6675, Seiten 1103-1107
Veröffentlichungsdatum: 8.12.2023 https://www.science.org/content/article/not-dumb-creatures-livestock-surprise-scientists-their-complex-emotional-minds

Quelle: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)

Roadmap zur Reduzierung des Antibiotikabedarfs

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„HealthforAnimals“ vertritt Entwickler und Hersteller von Tiergesundheitsprodukten, darunter Impfstoffe, Diagnostika, Parasitizide, Antibiotika, digitale Technologien und andere Instrumente, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren fördern. Jetzt wurde der 2. Roadmap-Fortschrittsbericht veröfffentlicht. Als wichtigste Ergebnisse nennt die Organisation:

• 6,3 Milliarden in Forschung und Entwicklung investiert
• 71 neue Impfstoffe auf den Markt gebracht
• 28 neue Diagnosetools auf den Markt gebracht
• 1,9 Millionen Arzneimittelanwender wurden im verantwortungsvollen Umgang geschult
• Über 25 Millionen US-Dollar werden in Form von Veterinärstipendien und Forschungsstipendien bereitgestellt
• 93 neue wissenschaftliche Veröffentlichungen, die unser Verständnis von Krankheiten und AMR verbessern

Der Fortschrittsbericht zeige, im Rahmen einer „One Health“-Strategie, dass der Tiergesundheitssektor klare, messbare Maßnahmen ergreife, um eine verantwortungsvolle Nutzung und den Umgang mit Antibiotikaresistenzen zu fördern. Ein abschließender Fortschrittsbericht wird im Jahr 2025 veröffentlicht.

Die Roadmap 2023 zur Reduzierung des Bedarfs kann hier heruntergeladen werden.

Wiederkauen und Aktivität als Tierwohlindikatoren?

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Die digitale Überwachung der Milchkühe bietet viele Vorteile, nicht nur bei größeren Betrieben. Zahlreiche Systeme überwachen mit Sensoren die Aktivität, die Futteraufnahme, die Wiederkautätigkeit, Daten der Melkungen und das alles in Echtzeit, so dass die Daten sofort am Computer oder Smartphone ausgewertet werden können. Auf diese Weise möchte man Lahmheiten, Stoffwechselstörungen oder auch Fruchtbarkeitsparameter wie die Brunst frühzeitig erkennen und entsprechend managen. In den Melkrobotern werden schon viele Daten erhoben, die durch Sensoren am Tier (Pedometer am Fuß, Halsband mit Sensor, Ohrmarke mit Sensor) ergänzt werden. Bei der Brunst ist zum Beispiel die Aktivität erhöht und das Wiederkauen vermindert. Bei einer Lahmheit und weiteren Erkrankungen wiederum sinkt die Aktivität, und die betroffenen Kühe gehen aufgrund der Schmerzen seltener zum Melken. Natürlich ist die Nutzung der Daten und damit der Erfolg der Überwachung stark davon abhängig, wie der Landwirt mit den Daten umgeht und wie sie aufbereitet werden. Wer diese Sensoren nutzt, muss kontinuierlich dran bleiben, um Veränderungen schnell zu erkennen. Praktisch sind automatische Warnmeldungen bei Abweichungen von den Normalwerten, so dass einzelne Tiere schnell überprüft werden können.

Eine aktuelle Studie* hat sich mit genau dieser Thematik beschäftigt. Sie will die Zusammenhänge darstellen zwischen den Blut- und Milchparametern und denen der Aktivität und Wiederkautätigkeit. Die Datenerhebung fand über acht Monate auf zwei Fleckviehbetrieben mit Melkrobotern statt in Bayern. 95 Tiere waren in die Untersuchung einbezogen, die sich jeweils in dem Zeitraum 10. bis 30. Tag nach der Kalbung befanden. Die Tiere wurden klinisch untersucht, Blut- und Milchproben genommen sowie Daten zur täglichen Bewegungsaktivität und zur Wiederkautätigkeit erfasst. Die Blutproben wurden auf den Gehalt an freien Fettsäuren und Haptoglobin untersucht, die Milchproben auf die Inhaltsstoffe Fett, Eiweiß, Harnstoff, Laktose, Azeton, NEFA, BHB sowie auf den Gehalt somatischer Zellen.

Erhöhte NEFA-Konzentrationen im Blut gingen mit einer geringeren täglichen Aktivität der Tiere einher. Tiere mit höheren Laktose-Gehalten in der Milch zeigen eine höhere tägliche Aktivität. Höhere Hp-Konzentrationen im Blut zeigen eine geringere Wiederkauaktivität an. Höhere Harnstoff-Gehalte in der Milch zeigen längeres tägliches Wiederkauen an.

Die Forscherinnen und Forscher rund um Franziska Hajek kamen zu dem Schluss, dass Mithilfe der Messung der Aktivität und der Wiederkautätigkeit eine frühzeitige Erkennung von Veränderungen im Verhalten möglich ist. Ursachen dafür sind häufig beginnende subklinische Gesundheitsstörungen. Beide Parameter sollten als Indikatoren in das Monitoring eines präventiv ausgerichteten Tiergesundheitsmanagements aufgenommen werden, um Auffälligkeiten frühzeitig festzustellen und klinischen Erkrankungen vorzubeugen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen aber auch, dass die Messungen unspezifisch sind und unbedingt eine klinische Untersuchung und Therapie des betroffenen Tieres erfordern.

Wichtig: Die Sensoren und die Auswertung der Daten dienen Landwirt und Tierarzt als Unterstützung und ersetzen nicht die tägliche Betreuung und Beobachtung der Tiere!

Studie: Hajek, Franziska et al. (2023): Nutzung von täglicher Aktivität und Wiederkautätigkeit als Indikatoren im Tiergesundheitsmonitoring von Milchkühen. Der Praktische Tierarzt 104, Heft 2/2023, S. 166-175.

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/2023

Circo-Impfung von Boehringer Ingelheim wirkt zuverlässig gegen PCV2d

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Die Circo-Impfung von Boehringer Ingelheim zeigt seit Jahren sowohl unter Praxisbedingungen1 als auch in unzähligen internationalen Studien2 eine unverändert hohe Wirksamkeit gegen alle aktuell relevanten PCV2-Stämme im Feld. Der viel diskutierte Stamm PCV2d ist bereits seit Jahren die vorherrschende PCV2-Variante, gegen die die Circo-Impfung von Boehringer Ingelheim ebenfalls nachgewiesenermaßen zuverlässig schützt2.

Das porcine Circovirus hat viele Genotypen: PCV2a war bis zum Jahr 2000 der vorherrschende Genotyp. Seither sind auch PCV2b, PCV2c und aktuell vor allem PCV2d in den Beständen zu finden. Die Circo-Impfung von Boehringer Ingelheim weist eine starke Kreuzprotektion gegenüber PCV2d auf und schützt daher zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen.

Seit der Einführung der Circo-Impfung von Boehringer Ingelheim wurden weltweit mehr als 4 Milliarden Schweine erfolgreich mit diesem Impfstoff gegen PCV2 geschützt. Die Studien, die Praxiserfahrungen und die Zufriedenheit der Kunden beweisen es: Der Impfstoff wirkt und ist erfolgreich beim Schutz gegen PCV2!

Weitere Informationen unter:

https://www.tiergesundheitundmehr.de/15-jahre-bewaehrter-schutz-gegen-das-circovirus.pdfx

1 https://www.tiergesundheitundmehr.de/reproduktionsstoerungen-durch-das-circovirus-pvc2.pdfx;

https://www.tiergesundheitundmehr.de/15-jahre-bewaehrter-schutz-gegen-das-circovirus.pdfx

2 Friedrich et al., 2019.; Payne et al., 2016; Jeong et al., 2015; Opriessnig et al., 2014; Park et al., 2019

Dr. Kevin Kress: kevin_benjamin.kress@boehringer-ingelheim.com
Tel.: +49 (6132) 77-181179

Wo steht die deutsche Nutztierhaltung in fünf Jahren? Interview mit Prof. Dr. Nicole Kemper

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Das Magazin für Nutztierhalter „Der Hoftierarzt“ ist 5 Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, mit Frau Prof. Nicole Kemper einmal einen Blick zurück und auch nach vorne zu werfen. Was hat sich in den letzten 5 Jahren in der Nutztierhaltung verändert und wie wird es wohl weitergehen? Prof. Dr. Kemper ist die Direktorin des Institutes für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Frau Prof. Kemper, vor fünf Jahren haben wir unser Magazin gegründet und Sie haben InnoPig vorgestellt. Seitdem hat sich bei uns ein bisschen was und bei InnoPig und ähnlichen Projekten eine ganze Menge getan.

Gerade aus InnoPig sind noch weitere Projekte entstanden. Ziel damals war herauszufinden, was passiert, wenn Sauen in der Abferkelung nicht oder nur zeitweise fixiert werden. Die Ergebnisse von InnoPig sind mit in die Gesetzesänderungen miteingeflossen und im Anschluss haben sich weitere große Themen ergeben: wie kann vor allem Digitalisierung helfen, noch mehr Tierwohl in die Ställe zu bringen und die Betriebe beim Tier-Monitoring zu unterstützen. Da hat sich viel getan.

Wir sind in den vergangenen fünf Jahren auch bei den sogenannten Tierschutz-Indikatoren weitergekommen. Wo wir aus meiner Sicht schon ganz viel wissen – und da hat InnoPig auch seinen Beitrag geleistet – ist die Frage: wieviel Strukturierung braucht ein Schwein und wie können die gesamten Haltungssysteme noch tiergerechter gestaltet werden?

Zur Strukturierung gehört ja auch der gesamte Platzbedarf. Was wäre denn Ihrer Meinung nach die Mindestbuchtgröße?

Das lässt sich gar nicht so pauschal beantworten. Egal bei welcher Tierart sollte es nie alleine nur um den Platzbedarf bzw. die Besatzdichte gehen. Es sollte immer in der Zusammenschau gesehen werden: welche Struktur bietet der zur Verfügung stehende Raum den Tieren? Die Frage ist auch, wie die Tiere ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen können und das hängt nicht nur von der Größe ab.

Sie haben die technische Unterstützung angesprochen, müssen wir uns darunter Audio- und Video-Systeme vorstellen?

Audio- und Video-Daten, Daten zur Futter- und Wasseraufnahme und auch Wärmebilder sind das eine, wenn es um das Tier an sich geht, aber auf jeden Fall zählen auch Stallklimadaten dazu. Es geht darum, Daten wirklich umfassend zusammenzuführen und auszuwerten.

Gibt es denn schon Systeme, die nach der Datenauswertung auch die richtige Handlungsempfehlung geben?

Dazu laufen aktuell große Forschungsprojekte. Das Nachfolgeprojekt von InnoPig ist das Experimentierfeld DigiSchwein, in dem verschiedene, auf dem Markt befindliche Sensor-Systeme getestet und zusammengeführt werden. Mit den Endergebnissen ist dann nächstes Jahr zu rechnen. Es gibt schon Systeme, die vielversprechend sind, aber von den Lösungen die damals auf der EuroTier 2018 unter dem Motto „Digital Animal Farming“ gezeigt wurden, sind erstaunlich wenige tatsächlich auf den Markt gekommen. Im Nachfolgeprojekt von DigiSchwein, der Zukunftsregion TiPP, wird die digitale Rückverfolgbarkeit und Transparenz entlang der Wertschöpfungskette Schwein in der Region Oldenburger Münsterland noch näher beleuchtet.

Liegt es denn schlicht an den Kosten?

Das glaube ich nicht mal. Ich denke, es fällt vielen noch schwer, den Nutzen digitaler Anwendungen zu erkennen. All unsere wissenschaftlichen Arbeiten zur Frage Was ist der entscheidende Faktor für gute Tiergesundheit? zeigen ja: der entscheidende Faktor ist der Mensch! Und wer dann z. B. nicht besonders technikaffin ist, erkennt nicht gleich den Zusatznutzen, den ein Monitoring 24-Stunden-7-Tage-die-Woche bietet.

So wie ich die Landwirte kenne, fragen die sich morgens ja nicht „was mache ich heute?“ sondern „was lasse ich bleiben?“. Die müssten doch eigentlich bei der technischen Unterstützung „Hurra“ schreien?

Dafür sind die bisher verfügbaren Angebote vielleicht noch nicht weit genug ausgereift. Und es ist zurzeit auch noch kein Rundumpaket beispielsweise für Schweinehalterinnen und Schweinehalter im Angebot.

Dann müssen wir in weiteren fünf Jahren noch mal drüber sprechen.

Ich hoffe doch, dass sich bis dahin noch einiges tut. Letztendlich ist die Erkenntnis entscheidend, dass der Mensch der wichtigste Faktor einer guten Tierbetreuung ist, die Technik den Menschen aber in seiner Entscheidungsfindung sinnvoll unterstützen kann.

Jetzt haben wir über Schweine gesprochen. Zu den Milchkühen hat ja die große PraeRi-Studie umfangreiche Daten geliefert. Wie sieht es denn dort mit den technischen Innovationen aus?

Das entscheidende Ergebnis der PraeRi-Studie ist auch wieder: die größte Rolle spielen die Betriebsleiterinnen bzw. der Betriebsleiter und das Management. Aber die Milchviehbetriebe sind bei der Datenerfassung schon viel weiter als die Schweinebetriebe, bei der Melktechnik, der Bewegungsmessung und Brunsterkennung etwa. Aus den vorhandenen Daten lassen sich auch einige Erkenntnisse ziehen, gerade was das Herdenmanagement betrifft, aber auch hier ist das Thema: wie lassen sich die verschiedenen Daten sinnvoll zusammenführen.

Die Rinderhaltung stand in den vergangenen Jahren auch nicht ganz so im Fokus was den Tierschutz angeht, weil eigentlich davon auszugehen ist, dass Kühe Zugang zu Außenklima haben und vielleicht auch noch Zugang zur Weide. Aber natürlich gibt es auch in der Rinderhaltung noch einige Optionen für Verbesserungen.

Wir haben über Schweine und Rinder gesprochen, kommen wir doch mal zum Geflügel: da „droht“ eine Nutztierhaltungsverordnung z. B. für Puten.

Genau, bisher gelten dort die freiwilligen Eckwerte. Generell ist es begrüßenswert, dass alle Tiere in die Tierschutz-Gesetzgebung mit aufgenommen werden. Bei der Pute wird aktuell natürlich die Besatzdichte stark diskutiert und hier gilt auch wieder: Platz alleine ist es nicht.

Gerade bei der Haltung von Puten mit ungekürzten Schnäbeln ist es wirklich entscheidend, dass alle Faktoren, die eventuell Auswirkungen auf das Verhalten haben können, berücksichtigt werden, wie zum Beispiel Beschäftigungsmaterial, Struktur und Fütterungsmanagement. Auch wenn die Politik gerne einfache Lösungen hätte: Die Haltung unserer Nutztiere ist komplex und erfordert umfassende Expertise.

Ich erinnere mich an meinen ersten Stallbesuch bei Putenhähnen kurz vor dem Ende der Mast. Da regierte ganz deutlich das Testosteron.

Ja, das ist öfter der Fall. Und ein ungekürzter Schnabel, gerade beim Putenhahn, ist tatsächlich eine Waffe. Bei den Legehennen war der Verzicht aufs Schnabelkürzen relativ leicht umzusetzen. Aber Puten mit intakten Schnäbeln zu halten, ist noch mal eine ganz andere Nummer. Wie bei den unkupierten Ringelschwänzen bei Schweinen sehe ich hier zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht die Umsetzung auf breiter Basis.

Auf der Schwierigkeitsskala liegt der Ringelschwanz so ungefähr in der Mitte, oder?

Bei Schweinen glaube ich, dass es in einem Großteil der Fälle möglich ist, die Tiere unkupiert zu halten, wenn die Haltungsumstände optimal sind. Wenn das bis zum Mastende ohne Schwanzbeißen gelingt, ist es auf jeden Fall ein guter Indikator, dass alles richtig gemacht wurde. Bei den Puten ist es ungleich schwieriger, unkupierte Tiere zu halten.

Prof. Robby Anderson von der FH Osnabrück hat mal gesagt: bei Hühnern ist das Federpicken eine Verhaltensstörung, bei Puten aber völlig normales Verhalten.

Bei Hennen und auch bei Puten leiten sich Federpicken und Kannibalismus größtenteils aus dem Explorations-, also dem Erkundungsverhalten, ab. Bei Putenhähnen kommt zudem der Aspekt des Territorialverhaltens und des Konkurrenzkampfs um die Hennen hinzu. Und da kann übrigens eine geringere Besatzdichte tatsächlich kontraproduktiv sein, wenn die Hähne ihren Territorialanspruch massiver ausbauen und verteidigen.

Oh, das ist ja gemein!

Ja, aber das ist natürliches Tierverhalten …

Dann müsste man vielleicht mal Fotos von verletzten Puten publizieren …

Bei der diesjährigen Tierschutz-Tagung im Frühjahr in München haben wir aus einem unserer Forschungsprojekte zur Haltung Schnabel-ungekürzter Puten solche Fotos präsentiert und es ging ein Raunen durch den Saal. Das sind furchtbare Bilder, die so keiner, egal ob Landwirt, Laie oder Experte , sehen möchte.

Laien, besonders in ihrer Eigenschaft als Verbraucher, sehen gerne Ferkel mit Ringelschwanz (von den kupierten Schnäbeln bei Geflügel wissen sie meist noch nichts), sie sehen gern Kühe und Kälber auf der Weide und – ein neuer Trend – finden muttergebundene Kälberaufzucht ganz toll. Für Tierhalter ist aber dieses ganze Programm mit großen Herausforderungen verbunden. Wie können wir denn ein halbwegs realistisches Bild einer akzeptablen bis vorbildlichen Nutztierhaltung transportieren, das auch der Durchschnittsverbraucher versteht?

Da ist in den letzten Jahrzehnten bei der Kommunikation vieles schiefgelaufen. Den Verbrauchern wurde einfach nicht vermittelt, wie Landwirtschaft realistisch abläuft und warum man tut was man tut. Vieles hat gute Gründe, die nicht unbedingt zwingend in der Wirtschaftlichkeit zu suchen sind, sondern beispielsweise auch im Seuchenschutz. Das muss glaubhaft vermittelt werden, und ja, manche Sachverhalte sind komplex. Diese lassen sich aber in der Regel doch vernünftig erklären.

Auch die Wissenschaft muss dazu beitragen, indem sie soweit möglich einfach
und nachvollziehbar kommuniziert. Auch die Landwirtschaft sollte klar Stellung beziehen und vermitteln: Was ihr euch wünscht, können wir in Teilen realisieren, aber manches macht aus bestimmten Gründen einfach keinen Sinn.

Deutsche Verbraucher sind an einen extrem hohen Standard gewöhnt, was Versorgungs- und auch Lebensmittelsicherheit wie Krankheitserreger oder Parasiten betrifft. Sie wissen gar nicht mehr, dass diese Sicherheit teilweise auch den Haltungssystemen mit ihrer hohen Effizienz und Biosicherheit geschuldet ist. Es heißt also zu vermitteln: Ja, wir strengen uns an und verbessern unsere Systeme sinnvoll und wo immer es geht – solange der Verbraucher es bezahlt.

Der Verbraucher gehört damit zum Kreis der Akteure, wenn es um Verbesserung des Tierwohls geht und der Gesetzgeber natürlich auch. Aber wo es tatsächlich lang geht bestimmt doch eigentlich der Handel. Bis Gesetze geändert sind, hat Aldi längst auf Fleisch der Haltungsstufen 3 und 4 umgestellt.

Der Handel sitzt tatsächlich am längeren Hebel und bewirkt Umbrüche auch viel schneller, als das per Gesetz passieren würde. Der LEH will die ganze Spannbreite der Verbraucherwünsche bedienen: Vom Tierwohl- bis zum Billigfleisch, das gerade in Zeiten hoher Inflation eben verstärkt nachgefragt wird.

Bei einem Stufenmodell nach der Haltungsform, wie es nun politisch umgesetzt wird, stört mich, dass dadurch eine „Klassengesellschaft“ entsteht. Aus meiner Sicht sollte es allen Tieren gut gehen, nicht nur den Tieren in den höheren Haltungsstufen Die Politik und der Handel setzen auf die Klassifizierung, um verschiedene Verbrauchersegmente zu bedienen und einen schrittweisen Umbau langsam anzugehen, aber hier wäre es wahrscheinlich zielführender, auch Anreize für Verbesserungen in bestehenden Systemen zu schaffen und schrittweise die breite Basis mitzunehmen.

Im ganz großen Stall mit viel Platz können ja durchaus auch kranke Tiere leben.

Genau. Auch die Größe eines Betriebs sagt nichts über die Tiergesundheit oder das Tierwohl aus, ebenso wenig wie Bio oder konventionell– in allen Haltungssystemen kann es gute und schlechte Betriebe geben. Entscheidend ist wirklich, dass der Mensch den richtigen Blick fürs Tier hat und dann die richtigen Maßnahmen ergreift.

Wie überall im Leben regiert auch in der Tierhaltung die Gauß-Kurve. Wie kann es denn gelingen, die Qualität der Haltung insgesamt weiter ins Positive zu verschieben?

Das lässt sich nur schrittweise erarbeiten. Wir sind in Deutschland in der absoluten Luxusposition, dass wir über eine gute Tierhaltung und ein hohes Tierwohl diskutieren können. Noch vor 10, 12 Jahren hätte ich nie gedacht, dass Tierschutz gesellschaftlich so ein ungemein relevantes Thema wird.

Auch in Sachen Tierwohl könnte Deutschland eine Vorreiterrolle im Tierschutz übernehmen. International wird Deutschlands Landwirtschaft bisher mit einem hohen Technologiegrad und mit hoher Effizienz wahrgenommen. Wenn hier noch der Tierschutz mit aufgenommen wird, ist das auch ein Pfund, mit dem gewuchert werden kann.

Auf der anderen Seite befindet sich Deutschland natürlich auch im internationalen Wettbewerb und sollte konkurrenzfähig bleiben. Das ist die zentrale Herausforderung, die es zu bewältigen gilt – um tatsächlich in die Umsetzung zu gelangen.

Wären denn weitere fünf Jahre ein Zeithorizont für die Umsetzung?

Da bin ich ein bisschen desillusioniert, was die politische Umsetzung betrifft, die realitätsnahe Umsetzung wohlgemerkt. In den letzten Jahren passierte erst gar nichts, und dann wird gleich so weit übers Ziel hinausgeschossen, dass ein Großteil der Landwirte daran zweifelt, ob sich Investitionen überhaupt noch lohnen oder ob die Tierhaltung nicht doch besser aufgegeben wird. Dies ist nicht zielführend für die nötige, zukunftsorientierte Transformation der Landwirtschaft.

Aus wissenschaftlicher Sicht wissen wir sehr viel darüber, was die Tiere brauchen und wie dies in der Praxis umzusetzen ist. Im vor- und nachgelagterten Bereich, beispielsweise im Stallbau, ist so viel Expertise in Deutschland vorhanden. Aber reichen fünf Jahre für die Umsetzung, so dass die Tierhaltung allen gerecht wird, nicht nur den Tieren, sondern auch den Verbrauchern und den Landwirten?

Ein Bestreben in all unserer Forschung ist es stets, die Landwirte mitzunehmen.
Wer soll es denn auch sonst machen? Die Tierhaltung abzuschaffen und dann Fleisch nur noch zu importieren, kann nicht unser Bestreben sein.

Ich bin meist optimistisch und es ist schon viel in Bewegung. Für den Zeitraum von fünf Jahren würde ich mir wünschen, dass vor allem auch die Stimmung unter den Landwirten wieder positiver wird und von der Politik Schritt-für-Schritt-Programme angeboten werden. Die Tierzahlen werden sicher runtergehen – aber für das, was produziert wird, gibt es auch eine adäquate Entlohnung – das wäre mein Wunsch!

Sieht es denn aktuell danach aus?

In der Politik ist das Problem: Bei jedem Regierungswechsel wird sich neu sortiert und das Ziel geändert. Da wird jahrelang am Thema gearbeitet, durchaus von Experteninnen und Experten – Stichwort Borchert-Kommission – und nach einem Regierungswechsel sollte dann doch nicht wieder ganz vor vorne angefangen werden.

Aber Sie sind ja grundoptimistisch eingestellt.

Wenn auch teilweise etwas desillusioniert, bleibe ich optimistisch. In Deutschland ist so viel Expertise vorhanden – egal ob Rind, Schwein oder Geflügel – und innovative Betriebe werden Lösungen finden und sich halten können.

Ich glaube auch, dass wir nicht so schnell von tierischen Produkten wegkommen werden. Reduzierter Fleischkonsum und vielfältige Angebote sind sicher gut, aber tierische Proteine werden weiterhin auf dem Speiseplan stehen und eben deswegen müssen auch Lösungen für die Nutztierhaltung gefunden werden.

Und auch aus wissenschaftlicher Sicht bin ich optimistisch, denn in den letzten Jahren haben wir doch extrem viel Wissen erlangt zu Tiergesundheit und Tierverhalten. Und schließlich: In der Zusammenarbeit von Wissenschaft, Industrie, Politik und Landwirtschaft steckt noch so viel Potential und Energie!

Frau Prof. Kemper, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!

Link zum Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) an der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Links zu den ARD-Wissen Filmen mit Prof. Nicole Kemper über Schweine und Puten

Links zu DigiSchwein und TiPP

Das Interview erschien zuerst im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/2023

Tierschutzkontrollen in der Geflügelhaltung – #TiHo-Tierschutztagung 2023

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Anlässlich der 43. Tierschutztagung in Hannover berichtete die Amtstierärztin Luisa Watzer von ihren Erfahrungen bei der Ausstallung von Geflügel.

Im Amtsbezirk der Tierärztin gibt es ca. 100 Betriebe mit Legehennen, 100 Hähnchen- und 15 Putenmäster, bei denen stichprobenhaft Verladeuntersuchungen stattfanden. Allgemein gesagt steht für Transporteure häufiger die Arbeitsgeschwindigkeit im Vordergrund, nicht der Tierschutz.

Bei den Masthühnern käme es öfter zu Fassen und Tragen an einem Bein. Nach mündlicher Anordnung die Vögel an beiden Beinen zu fassen, verringere sich das Verladetempo um 2/3. Tierschutzwidriges Greifen an Kopf, Hals oder Flügeln komme dagegen nur selten vor, berichtete Luisa Watzer.

Beim Verladen von Puten käme es vor, dass in der Mitte des LKW eine Käfigpalette leer gelassen und die restlichen überladen würden. Dies geschehe nach Vorgabe des Schlachthofs, um dort das Entladen zu beschleunigen.

Bei einer Verladung von Legehennen wurden die Transportkäfige mit bis zu 25 Tieren gefüllt, statt der gesetzlich erlaubten 16 Hennen. Ein Umladen vor Ort war nicht möglich, weswegen dann 2.000 Hennen im Stall bleiben mussten. Am zweiten (ungeplanten) Verladetag vergingen dann Stunden zwischen dem Einfangen der Hühner und der Ankunft des LKW. Auf dem Transporter befanden sich bereits Hühner aus anderen Betrieben, die auch noch jeweils für unterschiedliche Schlachthöfe bestimmt waren.

Bei Wachteln schließlich gestalte sich das Treiben schwierig – weil die Vögel flugfähig sind! Besonders gerne flögen sie in Richtung Licht und deshalb auch auf Stirnlampen zu.

Wichtig ist der Bericht der Amtstierärztin auch für Geflügelhalter, weil diese mitverantwortlich sind für alles was im Stall geschieht, bis die Tiere den Hof verlassen haben.

Zuchtziel: mütterliche Sauen Podcast Netzwerk Fokus Tierwohl

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Der Haltung von Sauen in Bewegungsbuchten und in Buchten mit freier Abferkelung erfordert einiges an Know-How und Management-Geschick. Doch auch die Sauen selbst sind eine gewichtige Einflussgröße. Um Erdrückungsverluste bei der Abferkelung ohne dauerhafte Fixierung der Sau zu vermeiden, sind aufmerksame, auf den Schutz der Ferkel gerichtete Sauen vonnöten. Der Drang, die Ferkel zu schützen, darf sich dabei aber nicht gegen den Menschen richten.

Die Haltung in alternativen Abferkelsystemen erfordert also besonders mütterliche, gleichzeitig aber auch umgängliche Sauen. Welche Merkmale zeichnen mütterliche Sauen aus? Welche Rolle spielt die Genetik? Kann man Sauen auf Mütterlichkeit züchten oder lassen sich durch gutes Management schnellere und bessere Erfolge erzielen?

Diesen Fragen gehen Susanne Gäckler und Dr. Christian Lambertz im neuen Podcast des Netzwerks Fokus Tierwohl mit ihren Interviewpartner:innen Dr. Meike Friedrichs, Geschäftsführerin bei der GFS Topgenetik, Sabine Obermaier vom Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, und Prof. Johannes Baumgartner von der Veterinärmedizinischen Universität Wien nach.

Als wichtigste Aspekte für mütterliche Sauen sehen die Experten das Nestbauverhalten, das Abliegeverhalten einschließlich des Vorabliegeverhaltens, die Kommunikation zwischen Sauen und Ferkeln sowie den Schutz der Ferkel an. Die Zucht auf das Merkmal „Mütterlichkeit“ ist gut möglich, wenngleich ein Fortschritt bei Erblichkeiten zwischen 5 % und 30 % erst über längere Zeit sichtbar wird. Aber auch eine Haltungsumgebung und Fütterung, die den Sauen gerecht wird und die das Ausleben ihres mütterlichen Verhaltens erlaubt, tragen entscheidend dazu bei, die Haltung in den alternativen Abferkelsystemen erfolgreich zu meistern.

Quelle: Netzwerk Fokus Tierwohl

10 Tipps zur Fütterung von säugenden Sauen

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Nur wenn säugende Sauen genügend Futter aufnehmen, können sie ausreichend Milch für ihre Ferkel produzieren. Das wiederum ist wichtig für gut entwickelte und gesunde Ferkel mit hohen Absetzgewichten. Es können schnell 12 Liter Milch am Tag sein, die eine Sau produzieren muss und auch kann, sofern die Voraussetzungen dafür stimmen. Dabei sollten Sauen nicht zu viel Gewicht verlieren, da dies negative Auswirkungen auf die folgenden Trächtigkeiten und die Fruchtbarkeit haben kann. Doch manche Sauen fressen einfach nicht genug Futter und im Sommer ist es noch schwieriger: Bei hohen Temperaturen reduzieren die Sauen ihre Futteraufnahme ganz automatisch, sie haben einfach keinen Appetit mehr. Deshalb haben wir 10 Tipps zusammengestellt, wie es gelingen kann, die Sauen zum Fressen zu motivieren:

1. Mehrmals am Tag füttern: Statt zweimal besser dreimal täglich Futter vorlegen, wenn möglich sogar noch öfter in mehrere kleine Portionen aufgeteilt
2. Pellets anbieten: statt mehlförmigem Futter Pellets anbieten, viele Sauen mögen diese lieber, die Partikelgröße sollte nicht zu fein sein wegen der Gefahr von Magengeschwüren, 800 bis 900 Mikrometer Korngröße sind empfohlen
3. Futter anfeuchten: feuchtes Futter wird nicht nur im Sommer oft lieber gefressen als trockenes Futter
4. Gute Beleuchtung: die Lichtdauer im Abferkelstall sollte mindestens 16 Stunden andauern
5. kein Futterwechsel: möglichst immer das gleiche Futter während der Säugezeit anbieten, der Magen-Darm-Trakt stellt sich nur ungern um
6. Bestes Futter: beste Futterqualität sicherstellen, keine Mykotoxine füttern, eventuell spezielles Geburtsfutter einsetzen
7. Viel Wasser: eine gute Wasserversorgung sicherstellen, pro kg Futter sind bis zu 8 Liter Wasseraufnahme zu rechnen
8. Viel Frischluft: vor allem am Kopf sollten die Sauen viel frische Luft zugeführt bekommen, eventuell sind zusätzliche Lüfter zu installieren oder die sogenannte Nasenlüftung
9. Ställe kühlen im Sommer: viel lüften und ggf. kühlen, auch durch Versprühen von Wasser, dabei aber Luftfeuchte beachten, 18 bis 21 °C ist die Wohlfühltemperatur von laktierenden Sauen
10. Gute Kondition: in der Trächtigkeit nicht zu viel füttern, da zu viel Körperfett führt über das Sättigungshormon Leptin zu vermindertem Appetit
11. Troghygiene beachten: am besten Sattfütterung, dabei keine Reste im Trog behalten, Tröge regelmäßig säubern

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/23

Nabelgesundheit beim Kalb: Goldstandard Desinfektion oder nur bei Hygienemängeln nötig?

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Nabelentzündungen beim Kalb sind eine regelmäßig vorkommende Erkrankung. Aktuell sind 20,9 % der noch nicht abgesetzten Kälber davon in Deutschland betroffen. Zur Vorbeugung wird oftmals eine frühzeitige Desinfektion des Nabels nach der Geburt empfohlen. Doch hierzu gibt es kontroverse Ansichten. Inwiefern diese Empfehlungen wissenschaftlich belegt sind, hat eine Literaturrecherche* über die Veröffentlichungen zu dieser Thematik über die letzten 40 Jahre untersucht.

Es wurden nur Studien betrachtet, in denen die Effektivität dieser Maßnahme hinsichtlich der Vorbeugung von Nabelinfektionen untersucht wurde. Insgesamt konnten nur 6 Studien gefunden werden, die den Effekt einer Nabeldesinfektion als vorbeugende Maßnahme untersucht haben. Die Studien unterschieden sich hinsichtlich der eingesetzten Desinfektionsmittel, der Tierzahl, dem Geschlecht der Kälber und der Dauer sowie der Technik der Untersuchung.

Die verwendeten Desinfektionsmittel wurden durch ein einmaliges Dip-Verfahren auf die Nabelschnur aufgebracht. Genutzt wurden Jod-Lösungen (7 %, 0,5 bis 2 %), Chlorhexidin (4 %), Chlor-Lösung (0,1 %), Trinatriumcitrat (10 %), Trocken-Nisin mit Talkumpuder, Flüssig-Nisin und einige weitere Produkte. In der Regel erfolgte die Nabeldesinfektion direkt nach dem Entdecken der neugeborenen Kälber bzw. innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Geburt. Die Nabelschnur wurde gekürzt auf etwa 40 mm und dann in die Desinfektionslösung getaucht. Eine Studie fand heraus, dass Kälber mit einer kurz abgerissenen Nabelschnur ein höheres Risiko einer Infektion hatten als die Kälber mit längerer Nabelschnur. Eine andere Studie zeigte, dass Kälber mit einer feuchten Nabelschnur eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, dort eine Infektion zu entwickeln, als Kälber mit gut abgetrocknetem Nabel.

Lediglich in einer Studie konnte ein vorbeugender Effekt der Desinfektion nachgewiesen werden. Keine einzige Studie zeigte eindeutig, dass die Desinfektion mit 7 %iger Jod-Lösung der Goldstandard bei der Nabeldesinfektion ist. Grundsätzlich wiesen alle Studien methodische Mängel auf, so dass letztlich keine definitive Aussage darüber getroffen werden kann, ob sich eine Nabeldesinfektion beim Kalb positiv auf die Nabelgesundheit auswirkt.

Interessant ist vor allem die Frage, ob bei Fehlen der Risikofaktoren unhygienische Abkalbebox, ungünstiges Geburtsmanagement, schlechte Kolostrumversorgung und schlechte Iglueinstreu eine Nabeldesinfektion gar nicht nötig ist. Oder andersherum gefragt, ob eine Nabeldesinfektion nur dann sinnvoll ist, wenn die genannten Risikofaktoren vorhanden sind und auf das Kalb einwirken.

* Lange, Dorothee et al.: Auswirkung einer Nabeldesinfektion auf die Nabelgesundheit beim Kalb. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 2022; 50: 157-162.

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/23

Bürgerbefragung zur Tierhaltung ergibt deutlichen Verbesserungsbedarf

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Die Akzeptanz tierischer Produkte schwindet in Deutschland. Die Tierhaltung wird zunehmend kritisiert. Ein SocialLab-Verbundprojekt unter der Koordination des Thünen-Instituts in Braunschweig hat nun hierzu in den Jahren 2022 und 2023 zwei Bürgerbefragungen durchgeführt (n=2004 und n=2000). Es wurde die Wahrnehmung der Haltung von Mastschweinen, Milchkühen, Masthähnchen und Legehennen überprüft. Konkrete Vorstellungen zur Haltung hatten die Bürgerinnen und Bürger bei Milchkühen, dann folgen die Mastschweine und Legehennen. Die wenigsten Vorstellungen gab es über die Haltung von Masthähnchen.

Viele Bürgerinnen und Bürger denken, dass die genannten Tierarten nicht genug Platz im Stall haben und sie nicht ins Freie kommen. Außerdem würden sie nicht artgerecht ernährt und der Stallboden sei zu hart. Zu viele prophylaktisch eingesetzte Medikamente kritisieren die Bürger und insgesamt eine zu hohe Tierzahl pro Landwirt. Nur wenige Bürger nehmen die aktuelle Haltung als gut war.

Diese Ergebnisse der Befragungen beziehen sich auf die sogenannte konventionelle Haltungsform. Die Tierhaltung nach EU-Ökoverordnung zeigt ein deutlich positiveres Bild in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Insgesamt zeigt die Befragung, dass ein wesentlicher Teil der Bürger erhebliches Verbesserungspotential bei der konventionellen Tierhaltung sieht. Insbesondere die Aspekte Platz, Luft und Licht werden kritisiert. Für die Bürger sind ausreichend Platz, Zugang ins Freie und ein mit Stroh eingestreuter Boden für eine tiergerechte Haltung wichtig. Die gesellschaftliche Akzeptanz der heute in Deutschland praktizierten Tierhaltung ist nicht hoch. Die Mehrheit der Bürger findet, dass das Tierwohl als Thema von allen gesellschaftlichen Gruppen angegangen werden sollte. Doch vor allem den Landwirt selber sowie den Staat sehen die Bürger in der Verantwortung, für mehr Tierwohl zu sorgen. Eine deutliche Diskrepanz ist laut der Bürgerbefragung darin zu sehen, dass der Landwirt für mehr Tierwohl sorgen sollte, und dass die Landwirte wiederum finden, dass sie schon viel für das Tierwohl tun und vom Verbraucher ein größeres finanzielles Engagement wünschen. Der Tierarzt könnte hier eine Vermittlerrolle einnehmen.

Quelle: Ivica Faletar et al: Wahrnehmung der Tierhaltung aus Bürgerperspektive. Deutsches Tierärzteblatt 8, 2023.

Niedersächsisches Agrarministerium gibt zwei Erlasse zu Tiertransporten an Behörden – weiterer Erlass folgt

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Das Landwirtschaftsministerium Niedersachsen (ML) hat ein Erlasspaket zu Tiertransporten und Exporten von lebenden Tieren auf den Weg gebracht. Tierschutzwidrige Zustände sollen unterbunden werden.

Am 9. Oktober ist der sogenannte „Ägypten-Erlass“ in Kraft getreten. Dieser besagt, dass die kommunalen Behörden Tiertransporte per Schiff nach Alexandria untersagen sollen, wenn als Bestimmungsort ein Stall im dortigen Hafen angegeben ist. Dem Landwirtschaftsministerium liegen glaubhafte Informationen vor, nach denen niedersächsische Rinder nicht wie angegeben dort untergebracht waren. Der angegebene Treibweg durch den Hafen ist für die Tiere nicht passierbar. Unter diesen Voraussetzungen sind die Transporte nicht mehr zu genehmigen.

Am 22. November wurde zudem den zuständigen Veterinärbehörden der sogenannte „Untersagungs-Erlass“ zugestellt. Darin werden die kommunalen Veterinärbehörden aufgefordert, ab sofort Transporte von Rindern nach Ägypten, Algerien, Aserbaidschan, Irak, Iran, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Libanon, Libyen, Marokko, Syrien, Tadschikistan, Tunesien, Turkmenistan und Usbekistan zu untersagen.

Der Erlass stützt sich auf den Umstand, dass Rinder, die in diese Länder exportiert werden, unabhängig ob sie zur Zucht eingesetzt werden oder nicht, in absehbarer Zeit ohne Betäubung geschlachtet werden. Betäubungslose Schlachtungen von Rindern führen regelmäßig zu erheblichen, langanhaltenden Schmerzen und Leiden für die Tiere. Hierbei ist es unerheblich, ob der Zeitpunkt der Schlachtung bereits feststeht, da in den benannten Staaten das betäubungslose Schlachten die übliche Schlachtmethode ist und die dorthin transportierten Tiere mit hinreichender Wahrscheinlichkeit am Ende ihrer Nutzung auf diese Weise geschlachtet werden. Ein Rücktransport dieser Tiere nach Europa ist nach Tierseuchenrecht nicht zulässig.

Hierzu Miriam Staudte: „Da aus den genannten Ländern keine Rinder wieder nach Europa zurücktransportiert werden, enden sie alle irgendwann durch Schlachtung ohne Betäubung. Zahlreichen Berichten zufolge wird zur Fixierung der Rinder häufig erhebliche Gewalt eingesetzt und das bedeutet große Schmerzen und Leiden für die Tiere. Unsere Veterinärbehörden sind aber verpflichtet, auch künftige Verstöße gegen das Tierschutzrecht zu verhindern. Dies geht in den genannten Fällen nur durch Untersagung des Transports. Es gibt für die Veterinärbehörden kein milderes Mittel, diese drohenden Tierschutzverstöße zu verhindern.“

Ein dritter Erlass, der die Richtlinien für alle längeren Transporte in Drittländer konkretisiert, befindet sich kurz vor der Veröffentlichung. Eine der Neuerungen wird sein, dass der Organisator eines Transports durch Fotos am Bestimmungsort dokumentieren muss, dass die Tiere angekommen und bedarfsgerecht versorgt worden sind. Auf den Fotos müssen Ohrmarken der Tiere erkennbar sein. Dies prüfen die Behörden in standardmäßigen Retrospektivkontrollen.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Beobachtungsstudie zum selektiven Trockenstellen

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Die häufigsten Erkrankungen von Milchkühen sind u.a. subklinische Euterentzündungen, die schon ab einem Zellgehalt von 100.000 Zellen/ml Milch gesundheitlich relevant sind und zu geringerer Milchproduktion führen. Zur Behandlung werden Antibiotika eingesetzt, unter anderem zu Beginn der Trockenstehzeit, weil die Heilungsrate während der Trockenstehzeit besser ist als während der Laktation. Seit 2022 schreibt das neue Tierarzneimittelgesetz allerdings vor, bestandsweite antibiotische Behandlungen nur noch in begründeten Einzelfällen durchzuführen, um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Dazu zählt auch das Trockenstellen mit Antibiotika. Deshalb werden Kühe immer öfter selektiv antibiotisch trockengestellt.

Um zu überprüfen, ob das selektive Trockenstellen die Eutergesundheit auf längere Sicht gefährdet, wurden 90 bayerische Milchviehbetriebe bezüglich der Reduktion von antibiotischen Behandlungen zum Trockenstellen sowie deren Auswirkungen auf die Eutergesundheit untersucht. Zwischen 2016 und 2021 wurden die Betriebe innerhalb der STAR-Initiative teilweise für mehr als 3 Jahre begleitet und jährlich Viertelgemelksproben aller laktierenden Kühe der Herden genommen. Die Teilnahme war freiwillig. Bedingung für die Teilnahme war eine Tankmilchzellzahl von unter 200.000 Zellen in den 3 Monaten vor dem Projektbeginn und eine Neuinfektionsrate in der Trockenperiode von unter 25 %. Weiterhin sollte keine Kuh mit Streptococcus agalactiae oder Streptococcus canis infiziert sein, und Staphylococcus aureus sowie Streptococcus uberis sollten bei weniger als 15 Kühen zu finden sein. Für ein einheitliches Vorgehen beprobte der TGD Bayern alle teilnehmenden Betriebe zu Beginn mittels Schalmtest und ein standardisierter Fragebogen erfasste die Managementpraktiken. Der Einsatz von internen Zitzenversieglern wurde empfohlen. Die Landwirte sollten alle Behandlungen rund um das Trockenstellen dokumentieren und notieren, ob die Kuh später eine Mastitis hatte sowie weitere Details rund um die Eutergesundheit. Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfungen wurden ebenfalls ausgewertet. Als Besonderheit in dieser Studie ist zu werten, dass viele Betriebe zu Studienbeginn nur wenige Kühe antibiotisch trockenstellten.

Behandlungen und Probemelkergebnisse wurden ausgewertet. In einigen Herden wurden zu Beginn kontagiöse Erreger (Streptococcus agalactiae und Streptococcus canis) nachgewiesen. Hier musste erst eine Sanierung der Herden stattfinden, was die antibiotikahaltigen Behandlungen im ersten Jahr erhöhte. Durchschnittlich waren 62 % der Kühe zu Beginn antibiotisch zum Trockenstellen behandelt worden. Die Häufigkeit von Trockensteherbehandlungen schwankte von Jahr zu Jahr bei den Betrieben, zeigte aber im Durchschnitt eine sinkende Tendenz. Der Einsatz von internen Zitzenversieglern nahm über die Zeit von 39 % der Kühe bis auf 84 % der Kühe zu.

Die Eutergesundheit der Herden in Bezug auf die Zellzahl blieb über die Jahre annähernd gleich, die kuhassoziierten Erreger wurden weniger. Lediglich ab dem 3. Jahr stieg die Neuinfektionsrate während der Trockenstehphase. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass es besonders beim selektiven Trockenstellen wichtig ist den Infektionsstatus der Herde und des Einzeltieres zu kennen, um den Behandlungsbedarf zu bestimmen.

Quelle: Ulrike Sorge et al.: Selektives Trockenstellen auf bayerischen Betrieben – eine Fallserie. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 2023; 51: S. 160 bis 167

Zuerst erschienen im E-Magazim „Der Hoftierarzt“ 5/2024

11 Tipps zur Vorbeugung von Rindergrippe

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  1. Einstallcheck: Tierärztliche Untersuchung neu zugekaufter Tiere
  2. Stressfreier Transport: Transport so stressfrei wie möglich: Tiere ausreichend tränken und füttern, Umgang ruhig und schonend
  3. Durchdachter Zukauf: Zukauf aus wenigen und vor allem gesunden Beständen und Tiere in gleichmäßigen Gruppen, Unterbringung der neu zugekauften Tiere für zwei bis vier Wochen in einem separatem Isolier- bzw. Quarantänestall, damit die Neuankömmlinge sich ausruhen und an die neue Keime gewöhnen können, Kontrolle der Körpertemperatur
  4. Krankenbucht: Abtrennung erkrankter Tiere in einem Krankenstall zur besseren Beobachtung und sofortiger Behandlung, chronisch kranke Tiere aus dem Bestand herausnehmen
  5. Beste Haltungsbedingungen: Überprüfung und Korrektur mangelhafter Stallbedingungen in Bezug auf Fütterung, Klima (Zugluft, Licht), Haltung
  6. Rein-Raus: Haltung der Tiere im Rein-Raus-Verfahren mit entsprechend regelmäßiger Reinigung und Desinfektion
  7. Impfungen: gezielte Impfmaßnahmen gegen Rindergrippe im Spätsommer an klinisch gesunden Rindern, oder auch ganzjährige Impfung
  8. Keine Parasiten: Bekämpfung von Parasiten, z.B. Würmern, Räude verursachenden Milben und Hautpilz (Rinderflechte)
  9. Gute Biestmilchversorgung: ausreichend qualitativ hochwertige Biestmilch für das Kalb (Empfehlung: mindestens 3 bis 4 Liter innerhalb der ersten sechs Lebensstunden)
  10. Kolostrumbank: bei Notfällen wie Krankheit oder Tod des Muttertieres Ersatzbiestmilch von gesunden Kühen vorrätig haben
  11. Hohe Tiergesundheit: Durchfallbekämpfung (Rota-Corona-Coli-Kryptosporidien-Kokzidien)

Zuerst erschienen in „Der Hoftierarzt 5-23“

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5/2023 steht zum kostenfreien Abruf bereit

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„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 5/2023 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet außerdem folgende Themen:

  • Wie bleibt der Darm bei Puten gesund?
  • Kälber jetzt noch umfassender vor Rindergrippe schützen
  • Beobachtungsstudie zum selektiven Trockenstellen
  • Q-Fieber beim Rind: Bedrohung für Milchvieh und Halter
  • 11 Tipps zur Vorbeugung von Rindergrippe
  • Blauzungenkrankheit im Landkreis Ammerland
  • Verdauungsstörungen natürlich regulieren
  • Deuka primo DuoPower: Spielerisch die Futteraufnahme von Ferkeln maximieren
  • Feeder „Longtail“ – der neue Langtrog Trockenfutterautomat: Gemeinsam und ad-libitum Fressen
  • smaXtec: Hinweise auf Krankheiten durch TruAdvice-Technologie
  • Schluckimpfung gegen Ileitis: Gesunde Schweine sind die Basis
  • Saugferkel besser vor Durchfall schützen
  • Bürgerbefragung zur Tierhaltung ergibt deutlichen Verbesserungsbedarf

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