Bürgerbefragung zur Tierhaltung ergibt deutlichen Verbesserungsbedarf

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Die Akzeptanz tierischer Produkte schwindet in Deutschland. Die Tierhaltung wird zunehmend kritisiert. Ein SocialLab-Verbundprojekt unter der Koordination des Thünen-Instituts in Braunschweig hat nun hierzu in den Jahren 2022 und 2023 zwei Bürgerbefragungen durchgeführt (n=2004 und n=2000). Es wurde die Wahrnehmung der Haltung von Mastschweinen, Milchkühen, Masthähnchen und Legehennen überprüft. Konkrete Vorstellungen zur Haltung hatten die Bürgerinnen und Bürger bei Milchkühen, dann folgen die Mastschweine und Legehennen. Die wenigsten Vorstellungen gab es über die Haltung von Masthähnchen.

Viele Bürgerinnen und Bürger denken, dass die genannten Tierarten nicht genug Platz im Stall haben und sie nicht ins Freie kommen. Außerdem würden sie nicht artgerecht ernährt und der Stallboden sei zu hart. Zu viele prophylaktisch eingesetzte Medikamente kritisieren die Bürger und insgesamt eine zu hohe Tierzahl pro Landwirt. Nur wenige Bürger nehmen die aktuelle Haltung als gut war.

Diese Ergebnisse der Befragungen beziehen sich auf die sogenannte konventionelle Haltungsform. Die Tierhaltung nach EU-Ökoverordnung zeigt ein deutlich positiveres Bild in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Insgesamt zeigt die Befragung, dass ein wesentlicher Teil der Bürger erhebliches Verbesserungspotential bei der konventionellen Tierhaltung sieht. Insbesondere die Aspekte Platz, Luft und Licht werden kritisiert. Für die Bürger sind ausreichend Platz, Zugang ins Freie und ein mit Stroh eingestreuter Boden für eine tiergerechte Haltung wichtig. Die gesellschaftliche Akzeptanz der heute in Deutschland praktizierten Tierhaltung ist nicht hoch. Die Mehrheit der Bürger findet, dass das Tierwohl als Thema von allen gesellschaftlichen Gruppen angegangen werden sollte. Doch vor allem den Landwirt selber sowie den Staat sehen die Bürger in der Verantwortung, für mehr Tierwohl zu sorgen. Eine deutliche Diskrepanz ist laut der Bürgerbefragung darin zu sehen, dass der Landwirt für mehr Tierwohl sorgen sollte, und dass die Landwirte wiederum finden, dass sie schon viel für das Tierwohl tun und vom Verbraucher ein größeres finanzielles Engagement wünschen. Der Tierarzt könnte hier eine Vermittlerrolle einnehmen.

Quelle: Ivica Faletar et al: Wahrnehmung der Tierhaltung aus Bürgerperspektive. Deutsches Tierärzteblatt 8, 2023.