Schweinehaltung: Weniger Ammoniak-Emissionen aus dem Stall

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Vor allem geschlossene, wärmegedämmte Mastschweineställe mit Vollspaltenböden haben ein höheres Emissionspotenzial für Ammoniak. „Dort wird die Gülle meist die ganze Mast über unterhalb des Spaltenbodens gelagert. Diese große Oberfläche zusammen mit der langen Lagerdauer und der großen Lagermenge sowie den vergleichsweise hohen Temperaturen im Stall begünstigen die Emission von Ammoniak“, erklärt Lilly Wokel, Doktorandin im Fachgebiet Verfahrenstechnik der Tierhaltungssysteme an der Universität Hohenheim. Deswegen interessieren sich die Forscherinnen vor allem für die Möglichkeiten der Gülle-Kühlung und der Güllekanal-Verkleinerung in geschlossenen Mastschweineställen, bei denen der Austausch mit der Umgebungsluft über Ventilatoren erfolgt. Sie setzen dabei vor allem auch auf Umbaulösungen für bestehende Ställe. „Nach unseren Messungen im direkten Vergleich der Stall-Abteile mit und ohne Minderungstechnik zeigen sich Minderungspotenziale zwischen 10 und 60 Prozent für Ammoniak“, so Prof. Dr. Gallmann. „Im Detail hängt dies natürlich auch stark von der Jahreszeit und der Mastphase ab und schwankt über den Jahresverlauf.“ Gülle-Kühlung mindert Emissionen Einen hohen Einfluss auf die Bildung von Schadgasen hat die Temperatur der Gülle: „Durch Absenken der Gülletemperatur auf unter 15 °C können die in der Gülle ablaufenden chemisch-biologischen Prozesse reduziert werden, was zu einer deutlichen Minderung der Emissionen beiträgt“, erläutert Lilly Wokel. Eine Möglichkeit, die Temperatur in der Gülle zu senken, sind Kühlleitungen, die bereits beim Bau des Stalls in den Boden des Güllekanals einbetoniert werden. In bestehenden Ställen kommen Kühlrippen zum Einsatz, die im Güllekanal in der Gülle schwimmen. „Sie sind gut nachzurüsten und haben einen positiven Effekt auf das Stallklima“, so die Wissenschaftlerin. Dabei zirkuliert gekühltes Wasser in einem geschlossenen Kreislauf durch die Rippen und nimmt die Wärme aus der Gülle auf. Über eine Wärmepumpe wird diese wieder abgegeben und kann in anderen Bereichen des Stalles genutzt werden, zum Beispiel als Heizung für Liegeflächen oder in der Ferkelaufzucht. So lässt sich der für die Kühlung benötigte Energiebedarf teilweise kompensieren. Verkleinerung des Güllekanals durch den Einbau von Güllewannen Eine etwas größere bauliche Veränderung erfordert die Einrichtung eines Teilspaltensystems in Kombination mit einer Verkleinerung der Gülle-Oberfläche. Dabei werden die Buchten der Tiere in verschiedene Funktionsbereiche eingeteilt. Mit unterschiedlich gestalteten Liege-, Fress- und Kotbereichen sollen die Tiere animiert werden, nur in einem kleinen Bereich, der mit Spalten ausgestattet ist, zu harnen und zu koten. „Denn Schweine legen ihren Kotbereich in der Regel entfernt vom Ruhebereich an und, wenn sie die Möglichkeit haben, auch entfernt vom Futterbereich“, weiß Prof. Dr. Gallmann. „Wenn ich diese Funktionen entsprechend zuordne und für jede Funktion genügend Platz vorsehe, dann machen sie das von sich aus.“ So kann durch saubere Buchten zusätzlich die verschmutzte bzw. emittierende Oberfläche verkleinert und die Bildung von Schadgasen reduziert werden. Unter den Spaltenbereichen befinden sich V-förmige Wannen, die eine kleinere Oberfläche haben als ein herkömmlicher Güllekanal. Werden diese Wannen zudem möglichst häufig entleert, wird nicht nur die Oberfläche noch weiter verkleinert, sondern auch die im Stall gelagerte Güllemenge deutlich reduziert. Relevantes Reduktionspotenzial auf die Emission von Ammoniak Beide untersuchten Maßnahmen besitzen ein relevantes Potenzial die Emission von Ammoniak zu reduzieren. „Wir sehen aber auch, dass die Rahmenbedingungen eine große Rolle spielen“, erklärt Lilly Wokel: „Vieles hängt von den baulichen Gegebenheiten ab, beispielsweise wie gut die Gülle abfließen kann, oder ob sich festes Material vielleicht an den Kühlrippen anstaut. Aber auch, wie oft gereinigt wird oder wie das Verhalten der Tiere im Stall gesteuert werden kann, spielt eine Rolle.“ Als Nächstes werden die Daten der Optimierungsphase ausgewertet. Die Forscherinnen haben untersucht, ob die Kombination mit weiteren Fütterungsmaßnahmen oder der Zusatz von saurer Molke zur Gülle eine weitere Verringerung der Emission ermöglichen, auch und vor allem für die Stall-Abteile ohne bauliche-technische Maßnahme. „Schließlich müssen wir der Praxis auch taugliche Lösungen anbieten, die in einem ersten Schritt schnell und vergleichsweise günstig zu realisieren sind.“ HINTERGRUND: Projekt EmissionsMinderung Nutztierhaltung (EmiMin) EmiMin startete am 1. Juli 2018 und ist auf fünf Jahre ausgelegt. Die Verbundpartner neben der Universität Hohenheim sind das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL), das auch die Projektleitung innehat, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Universität Bonn, das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) und das ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften in Köln. Die Förderung des Projektes EmiMin erfolgte aus Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Das Vorhaben wird mit insgesamt rund 9 Mio. Euro gefördert, wovon gut 2 Mio. Euro auf die Universität Hohenheim entfallen. Weitere Informationen – Projekt-HomepageErklärfilm zum Hohenheimer TeilprojektAlle Erklärfilme der ProjektpartnerExpertenliste zu Tierschutz Quelle: Universität Hohenheim

Tierrettung bei Stallbränden – #TiHo-Tierschutztagung 2023

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Dr. Florian Diehl (HSWT) hat sich eingehend mit der Evakuierung von Großtieren bei Stallbränden beschäftigt und stellte auf der Tierschutztagung 2023 detailliert dar, wie sich z. B. Rinderhalter auf den Fall der Fälle vorbereiten können. Immer wieder brechen in Stallungen Brände aus, weil der Blitz einschlägt, elektrische Anlagen Funken sprühen, bei feuergefährlichen Arbeiten, durch Selbstentzündung aufgrund von Lagerfehlern und auch durch Brandstiftung. Meist komme es zu einem schnellen Brandverlauf, der schnelles Handeln erfordere und deshalb sei es ratsam vorbereitet zu sein. Innerorts gelegene Höfe seien oft im Lauf der Jahre erweitert worden, verschachtelt gebaut und brächten im Brandfall angrenzende Wohngebäude in Gefahr. Eine entfernte Aussiedlerlage dagegen stelle die Feuerwehr oft vor Probleme, was Anfahrtswege und Abstellmöglichkeiten ihrer Fahrzeuge beträfe. Ein vorausgeplantes Rettungskonzept, am besten zusammen mit der FFW, mache deshalb unbedingt Sinn. Rinder retten sich kaum selbst (und wenn meist zu spät) vor Feuer, haben Angst vor dem Unbekannten und laufen lieber bekannte Wege. Sie haben eine schlechte Hell-Dunkel-Adaption, was im Brandfall schlimme Folgen haben kann. Austriebsflächen müssten ausgeleuchtet werden, sagte Diehl, aber ohne die Tiere zu blenden. Für jede Tiergruppe sollten möglichst zwei (freie) Ausgänge vorhanden sein und, weil die Rettung mit hohem Personalaufwand verbunden ist, wäre ein Notfallbündnis mit benachbarten Landwirten ratsam. Vor dem Austrieb müsse klar sein, ob die Tiere innerbetrieblich untergebracht werden können, ob sie raus dürfen oder dort eventuell Personen gefährden (innerorts, Bahngleise, Bundesstraße) und schließlich, ob sie raus können, also ein Treiben überhaupt möglich ist. Die Bodenbeschaffenheit auf dem Weg ins Freie müsse unbedingt beachtet, Gülleabwurfgitter etwa abgedeckt werden. Auf dem Staatsgut Achselschwang wurde bei Versuchen ein signifikanter Vorteil für Kühe ermittelt, die den Austrieb, und am besten auch die Austriebsfläche, gewöhnt sind. Aber: regelmäßige Übungen seien nicht empfehlenswert, weil immer ein Verletzungsrisiko für Mensch und Tier besteht, Rinder dabei immer gestresst werden und niemand wisse, wie lange ein Gewöhnungseffekt Bestand habe. Weidebetriebe hätten allerdings durchaus einen Vorteil.

Ganzjährige Rinder- und Pferdehaltung auf Naturschutzflächen – #TiHo-Tierschutztagung 2023

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Im Frühjahr 2023 erlangte ein NABU-Weideprojekt mit Heckrindern in Ostfriesland traurige Berühmtheit, als dort Rinder und Kälber verendeten und eklatante Verstöße gegen Haltungsverordnungen und Tierschutz festgestellt wurden. Schon 2020 waren im Speicherkoog Konik-Pferde in NABU-Obhut verhungert. 2018 starben Wasserbüffel an Erschöpfung in einem Wasserloch, wie auch 2013, als bei einem Hochwasser auf den Elsholzwiesen Konikpferde und Taurusrinder ertranken. Wer glaubt Tiere auf großen Flächen aussetzen zu können und dann „der Natur ihren Lauf lässt“, lernt eben höchstens deren grausame Seite kennen. Gerd Kämmer, Biologe und Vorstandsvorsitzender der Bunde Wischen eG, erläuterte in seinem Vortrag anlässlich der diesjährigen Tierschutztagung in Hannover, dass und wie die „Wilde Weide“ funktionieren kann. Bunde Wischen hält auf sechs Flächen mit zusammen 1.700 ha insgesamt 1.000 Rinder und 80 Koniks, für deren Betreuung 14 Vollzeit-Arbeitskräfte zuständig sind. Zum Konzept der naturschutz-orientierten Beweidung gehörten Großflächigkeit, ganzjährige Beweidung und – je nach Flächenproduktivität – eine Besatzdichte zwischen 0,2 und 0,5 GV/ha. Die Tiere hätten Zugang zu allen Strukturen, wie Knicks, Wälder und Gewässer, führte Kämmer aus. Bei der Betreuung sei möglichst stressarmes Handling oberstes Ziel: von der Ohrmarke über Blutproben bis zur Schlachtung. Die Kennzeichnung der flinken Kälber stelle auf großen Flächen eine echte Herausforderung dar – auch wegen aggressiver Mutterkühe. Deswegen würden die Kälber in den ersten Lebenstagen per Blasrohr betäubt und dann relativ problemlos markiert. Bei der Zufütterung gelte das Prinzip: klotzen nicht kleckern, damit auch rangniedere Tiere genügen Futter abbekommen. Beim Witterungsschutz seien dreiseitig geschlossene Unterstände nicht die Lösung, weil höchstens ranghohe Tiere sie benutzten. Wenn die Fläche keinen natürlichen Windschutz biete, sei sie eben ungeeignet für ein Weideprojekt. Blutproben werden in einer Fanganlage genommen welche die Tiere gut kennen, weil sich dort frostsichere Tränken und Mineralleckeimer befinden. Das „Einsammeln“ von Pferden sei recht einfach, wenn die Leitstute menschlichen Kontakt gewohnt ist. Da sich Rinder auf großen Flächen aber schnell in kleine Gruppen aufteilen, sei es schon schwieriger diese zusammen zu treiben. Zum Herdenmanagement gehöre auch, weibliche Tiere rechtzeitig von den männlichen zu trennen, damit es keine Geburten im Winter gibt und auch der Inzucht müsse durch Austausch der männlichen Tiere entgegengewirkt werden. Rinder-Schlachtungen schließlich fänden per Kugelschuss in einer speziell konzipierten Fanganlage statt, die für alle Tiere zur bekannten Umgebung gehöre. Auch bei Bunde Wischen verenden Tiere. Von 2016 bis 2018 starben 38 ältere Rinder und 19 unmarkierte Kälber bei oder kurz nach der Geburt. Bei rund 1.000 Rindern ergibt sich so eine jährliche Verlustrate von nur 1,9%. Damit diese so niedrig bleibt, wäre dem Projekt für die Zukunft ein geeignetes Wolfsmanagement zu wünschen, da so große Flächen natürlich niemals eingezäunt werden können. Allen die sich umfassend mit dem Thema befassen wollen, seien die neuen „Leitlinien für die tiergerechte ganzjährige Weidehaltung von Rindern und Pferden auf Naturschutzflächen“ wärmstens empfohlen (hier zum Download).

Saugferkeldurchfälle: Viele Erreger sind beteiligt

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Von Ulrike Amler, Dipl. Ing. agr., Fachjournalistin Saugferkeldurchfälle sind ein häufiges und ernst zu nehmendes Problem in der Ferkelerzeugung. Die Erkrankungen treten oft schon in den ersten Lebenstagen auf. Der wirtschaftliche Schaden durch Ferkelverluste ist erheblich und die Folgen häufig bis zum Mastende auf der Waage und bei der Schlachtabrechnung sichtbar. Wieso erkranken so viele Ferkel daran und wie können die Ferkel frühestmöglich vor dieser Erkrankung geschützt werden? Die Ursachen für frühe Saugferkeldurchfälle sind vielfältig. Neben der Kokzidiose durch den Parasiten Cystoisospora suis führen bakterielle Infektionen mit verschiedenen Clostridien- und Escherichia coli-Stämmen zu gefürchteten Durchfällen. Auch Rota- und Coronaviren können sogenannte porcine neonatale Durchfallerkrankungen (ND) in der Säugephase verursachen. Die Erkrankungs- und Todesrate ist abhängig vom Erreger unterschiedlich hoch. Die wirtschaftlichen Verluste dieser frühen Erkrankungen sind jedoch erheblich. Saugferkeldurchfälle sind sogenannte Faktorenerkrankungen. Neben der Beteiligung eines oder mehrerer Erreger können auch ungünstige Bedingungen in der Haltungsumwelt eine Erkrankung begünstigen. Die wichtigsten Faktoren sind hier die Temperaturen im Abferkelstall, wie auch das Alter, die Kondition und das Futter der Sauen und im Zusammenhang mit diesen eine unzureichende Kolostrumaufnahme der Ferkel. Während in älteren Studien häufig nur ein Erreger für ein ND-Geschehen verantwortlich gemacht wurde, sind nach neueren Erhebungen auf den meisten Betrieben mit ND im Abferkelstall mehrere Erreger am Durchfallgeschehen beteiligt. Tierärzte und Landwirte sollten das bei der Interpretation von Diagnoseergebnissen berücksichtigen und das Erkrankungsbild, die Erkrankungsrate sowie die Rate der Tierverluste in Verbindung mit dem vorgefundenen Erreger auf Plausibilität prüfen. Nicht selten ergeben wiederholte Untersuchungen weitere pathogene Durchfallerreger. Saugferkeldurchfall entsteht durch viele Erreger Nach einer 2022 in der Fachpublikation Veterinary Science veröffentlichten Studie* von Nicolas Mertens und Kollegen wurden in Ferkelerzeugerbetrieben am häufigsten Clostridium perfringens Typ A, pathogene Escherichia coli (E. coli) und Rotavirus Typ A als Verursacher identifiziert. Hierfür wurden bereits im Jahr 2017 insgesamt 555 Würfe aus 205 Betrieben untersucht. Insbesondere bakterielle Durchfallerreger, deren Toxine zur Erkrankung, weitreichenden und nachhaltigen Darmschädigungen oder zum Tod der Tiere führen, lassen sich durch Antibiotika im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf kaum beeinflussen. Hierzu zählen verschiedene Stämme der C. perfringens und E. coli. In 59,2 % der Betriebe, die Probleme mit Saugferkeldurchfall hatten, wurden Toxin bildende Clostridium perfringens Typ A nachgewiesen.

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Neues EU-Projekt an der Universität Bayreuth nutzt Künstliche Intelligenz zur Tierhaltung in der Landwirtschaft

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Eine am Tierwohl orientierte Haltung von Schweinen zu fördern und umweltschädliche Emissionen zu senken, ist das Ziel des neuen Verbundprojekts „ProcessPig“. Prof. Dr. Agnes Koschmider, Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Process Analytics an der Universität Bayreuth, kooperiert in diesem Vorhaben mit zahlreichen Forschungseinrichtungen, Unternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben. Hauptziel ist die Entwicklung eines digitalen Monitorings, das Verhaltensmuster von Schweinen in freibelüfteten Ställen erfasst und analysiert. Die EU fördert das Vorhaben in den nächsten drei Jahren mit über 484.000 Euro im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft Agrar (EIP Agri). Das Forschungsprojekt „ProcessPig“ ist ein Beispiel für die steigende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) und datengetriebener Prozessanalyse in der Landwirtschaft. Die enge Zusammenarbeit in einem Netzwerk von Partnern aus Wissenschaft und Praxis lässt dabei wichtige neue Erkenntnisse für die künftige Gestaltung der Tierhaltung und ein nachhaltiges Handeln in der Agrarbranche erwarten. Das Vorhaben knüpft an aktuelle europäische Entwicklungen in der Tierhaltung an. Aufgrund von gesetzlichen Anforderungen und wachsendem öffentlichen Interesse werden immer mehr Ställe mit freier Lüftung und vergrößertem Platzangebot für die Tiere gebaut oder unter diesen Aspekten umgebaut. Innovative Haltungssysteme sehen vor, dass die Schweine unterschiedliche Funktionsbereiche – wie Ruhe- und Kotbereiche – nutzen können. Die Lebensbedingungen im Stall sollen auf diese Weise den natürlichen Bedürfnissen der Tiere stärker angepasst und ihr Verhalten entsprechend gefördert werden. Zugleich gibt es europaweit Bestrebungen, schädliche Umweltauswirkungen der Tierhaltung zu verringern, insbesondere die Freisetzung von Ammoniak, die zur Versauerung von Böden und zur Eutrophierung von Gewässern beiträgt. Das neue EU-Projekt will diese, auf eine Förderung des Tierwohls und des Umweltschutzes ausgerichteten Entwicklungen nachhaltig unterstützen und dafür die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) nutzen. „Sensoren, Videodaten und KI-Algorithmen sollen künftig ein Monitoring-System bilden, das es ermöglicht, das Verhalten der Schweine in Echtzeit zu analysieren. Abweichungen von erwarteten Verhaltensmustern werden erkannt und als Schlüsselindikatoren visualisiert. Dadurch erhalten die Landwirte Hinweise auf potenzielle Probleme und können die Haltungsbedingungen der Tiere umgestalten, nicht zuletzt im Hinblick auf die klimatischen Verhältnisse im Stall. Durch die Nutzung von KI-gestützten Algorithmen zur Verhaltenserkennung können das Wohlbefinden der Tiere signifikant verbessert und der Umweltschutz erheblich gefördert werden“, sagt Prof. Dr. Agnes Koschmider. Dr. Andreas Melfsen vom Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel betont die grundsätzliche Bedeutung dieses Ansatzes: „Unser Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen dem Verhalten der Schweine und den klimatischen Bedingungen mit Hilfe von KI-gestützter Analyse von Video- und Sensordaten zu erfassen. So können wir frühzeitig erkennen, wenn Tiere aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse von ihren gewohnten Verhaltensmustern abweichen, und geeignete Maßnahmen ergreifen.“ Die Partnereinrichtungen aus Wissenschaft und Praxis: Das Projekt ProcessPig basiert auf einem Netzwerk von Forschungseinrichtungen, Wirtschaftsunternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben. Hierzu zählen der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Process Analytics an der Universität Bayreuth, das Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik (ILV) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Firma Lock Antriebstechnik GmbH in Ertingen, Baden-Württemberg, sowie fünf landwirtschaftliche Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Assoziierte Partner aus den Bereichen Forschung, Versuchseinrichtungen und landwirtschaftliche Beratung verstärken das Netzwerk. Quelle: Universität Bayreuth

Effektive Kombination von Phagen und Antibiotika zur verbesserten Therapie von KLEbsiella pneumoniae

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Im Rahmen dieses Projektes sollen Untersuchungen zur Eignung kombinierter Ansätze von Bakteriophagen und Antibiotika zur Reduktion von multiresistenten Klebsiella pneumoniae Infektionen insbesondere beim Menschen erfolgen. Das Projekt beschäftigt sich mit der Charakterisierung einer K. pneumoniae Stamm-Kollektion, die einem One Helath Ansatz entspricht. Diese Stämme sollen dann eingehend phänotypisch und genetisch charakterisiert werden. Darüber hinaus werden verfügbare Klebsiella Bakteriophagen aus dem Konsortium sequenziert, um auch hier detaillierte informationen zur genetischen Basis der Phagen zu haben. Im weiteren werden die Genominformation der Bakterien und Phagen verwendet, um mathematische Modelle zu erstellen, die Aussagen zur Phagen/Wirtsspezifiät zulassen. Künftig soll auf mikrobiologische Untersuchungen diesbezüglich verzichtet werden können, da diese sehr aufwendig sind. Weitere Teilaspekte des Projektes werden sich mit Untersuchungen zu Depolymerasen beschaftigen, um deren Potenzial zu Verstärkung eines Bakteriophageneinsatzes zu bestimmen. Der Einsatz von Antibiotika mit und ohne Bakteriophage/Depolymerase soll in weiteren Untersuchungen im Detail bestimmt werden, um eine verbesserte Effizienz zukünftiger therapeutische Methoden zu ermöglichen. Als innovativer Zusatz wird die in vitro Herstellung von Phagen untersucht, deren Einsatz ohne aufwendige Reinigungsschritte im Bereich der Humanmedizin zu ermöglichen. Ziel des Projektes ist es, die Bekämpfung von multiresistenten K. pneumoniae Infektionen durch einen kombinierten Einsatz von Antibiotika und Bakteriophagen/Depolymerasen zu verbessern. Der primäre Fokus ist ein Einsatz im Humanbereich, jedoch soll das Projekt im Sinne eines One Health Ansatzes durchgeführt werden, um auch den Einsatz in anderen Sektoren zu evaluieren. Koordination: Universität Breslau Projektpartner: Universität Breslau, Polen Katholische Universität Leuven, Belgien Sorbonne-Universität, Frankreich Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, Deutschland The Hebrew University of Jerusalem, Israel Invitris, Deutschland Quelle: BfR

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/2023 steht zum kostenfreien Abruf bereit

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Liebe Leserinnen und Leser! Das fünfjährige Jubiläum des E-Magazins „Der Hoftierarzt“ haben wir zum Anlass genommen Prof. Dr. Nicole Kemper von der TiHo, Hannover zu fragen: Wo steht die deutsche Nutztierhaltung in fünf Jahren?. Das Interview mit der Direktorin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) finden Sie gleich auf den ersten Seiten. „Der Hoftierarzt“ Ausgabe 4/2023 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet außerdem folgende Themen: • Bürgerrat Ernährung – Polittheater statt Partizipation • Hitze – Herausforderungen für die Fruchtbarkeit im Sommer • Schwergeburt: Optimale Erstversorgung der Kuh sicherstellen! • Nabelgesundheit beim Kalb • Wiederkauen und Aktivität als Tierwohl-indikatoren? • Verdauungsstörungen natürlich regulieren • PICKStein MeidArom® speziell für kleine Herden und Mobilställe • Saugferkeldurchfälle: Viele Erreger sind beteiligt • Menken & Drees Friggy Wasservernebler: Kühleffekt bis zu 6°C • Kuhortung und Herdenüberwachung mit InnoMoo ENGS • 10 Tipps zur Fütterung von säugenden Sauen • Verlängerte Nutzungszeit durch Mauser und das Wurmproblem bei Bio-Legehennen Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt einfach hier registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail klicken und dann gleich kostenfrei downloaden und lesen!

„Drei Jahre ASP in Deutschland – wo stehen wir?“ Fachtagung des Verbunds trafo:agrar

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Rund 80 überregionale Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, des öffentlichen Veterinärwesens und der landwirtschaftlicher Praxis sind der Einladung des Verbunds Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) gefolgt und haben am vergangenen Donnerstag, 31. August 2023, auf der Fachtagung „Drei Jahre ASP in Deutschland – wo stehen wir?“ die Bilanz und Perspektiven des Geschehens der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland diskutiert. Dazu gehöhrten unter anderem die kommende Umsetzung des neuen europäischen Tiergesundheitsrechts (AHL) Schweinehalter und Behörden und erste Lösungsansätze aus Niedersachsen. Anlass der vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und dem Landvolk unterstützen Tagung war der Relaunch der ASP-Risikoampel, einem kostenlosen und frei zugänglichen Onlinetool zur Risikobewertung eines Eintrags von ASP in schweinehaltende Betriebe. Die grundlegend überarbeitete Neuauflage der „ASP-Risikoampel“ kündigte Dr.in Barbara Grabkowsky, Leiterin des Verbunds trafo:agrar – dessen Koordinierungsstelle ihren Sitz an der Universität Vechta hat –, für den Nachmittag an. Zunächst präsentierten Fachleute aus Wissenschaft, Veterinärverwaltung und Wirtschaft aktuelle Aspekte und neue Entwicklungen in den Bereichen ASP-Seuchengeschehen, Impfstoffentwicklung, Vermarktung, Recht und Biosicherheit. Prof.in Dr.in Carola Sauter-Louis, Leiterin des Instituts für Epidemiologie des FLI, stellte die aktuelle epidemiologische Lage dar. Zur Eindämmung der ASP bei Wildschweinen gebe es gute Erfahrungen mit Schutzkorridoren, deren Bewirtschaftung jedoch konsequent große Ressourcen benötigen. „Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest erfordert erhebliche personelle und materielle Ressourcen sowie ein hohes Maß an Ausdauer. Doch die vor Kurzem erfolgte Aufhebung einiger Restriktionszonen in Deutschland stimmen uns optimistisch“, so die Bewertung der Wissenschaftlerin. Aktuelles zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen die ASP, auch mit einem Einblick in die Forschungsergebnisse des FLI, stellte PD Dr.in Sandra Blome, stellv. Leiterin des Instituts für Virusdiagnostik des FLI, vor. Eine hinreichende Wirkung hätten bisher nur Lebendimpfstoffe zeigen können, deren Sicherheitsprofil jedoch kritischer zu beurteilen sei, besonders bei der Verabreichung an Wildschweine. Zwar gebe es inzwischen vielversprechende Impfstoffkandidaten, eine Zulassung der EMA stehe hingegen noch aus. „Auf dem Gebiet der Impfstoffforschung wurden große Fortschritte gemacht und eine Impfung von Wildschweinen in betroffenen Gebieten könnte eine mittelfristige Option sein. Im Rahmen eines EU geförderten Projekts werden wir versuchen einen oder mehrere Kandidaten zur zentralen Zulassung durch die EMA zu führen.“ Aus Sicht der Fleischwirtschaft beleuchtete Dr. Gereon Schulze Althoff, seit kurzem für das Thema Nachhaltigkeit in der Geschäftsführung der Tönnies-Gruppe verantwortlich, die Perspektive des Handels auf die Schweineproduktion in Zeiten von ASP. Mit einem klaren Bekenntnis zur heimischen Produktion, gerade unter Nachhaltigkeitsaspekten und trotz Standortnachteile durch ASP bei Wildschweinen, so Althoff, gab er einen optimistischen Ausblick auf ein wieder zunehmendes Exportgeschehen. Er betonte in seinem Vortrag, wie wichtig die Schweinehaltung für eine klimaangepasste Landwirtschaft sei. Nur mit Schweinen könne man bestimmte Kreisläufe schließen. Der Export vor allem von Nebenerzeugnissen, die in Deutschland nicht verzehrt werden, komme schrittweise zurück und wird eine wichtige Ergänzung zur Stabilisierung des Einkommens für Landwirtinnen und Landwirten sein. Zu Anforderungen des neuen europäischen Tiergesundheitsrechts für Schweinehalterinnen und Schweinehalter referierte Dr.in Barbara Hoffmann, Leiterin des Referats Tierseuchen, EU-Handel, Internationale Fragen, Krisenzentrum im BMEL (Bonn). So wurden nach Erfahrungen mit der ASP in der EU konkretere Vorgaben in einer Durchführungsverordnung für Schweinehalter festgelegt, deren Betriebe in Sperrzonen liegen (EU-VO 2023/594). Neben stets geltenden „angemessenen Maßnahmen“ zum Schutz der Bestände würden demnach „verstärkte Maßnahmen“ in der betrieblichen Biossicherheit gefordert, welche besondere Bedeutung für eine Fortsetzung des Handels mit Schweinen und Fleischerzeugnissen in Sperrzonen erlangten. EU-rechtlich festgelegte Sperrfristen könnten so erheblich verkürzt werden. Nach dem Überblick zur ASP-Situation galt der Nachmittag dem Blick auf die Praxis. Zu Leistungen der Tierseuchenkasse im Tierseuchenfall berichtete Dr.in Ursula Gerdes von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, in welchen Fällen Entschädigungen erfolgen oder auch versagt werden. Anschaulich untermauerte diese Ausführungen die Tierärztin Leonie Klein, die an der Tierärztlichen Hochschule Hannover Untersuchungen zur Biosicherheit in schweinehaltenden Betrieben durchführte. Demnach bestünden noch große Defizite in der Umsetzung von Biosicherheitsmaßnahmen, was vor dem Hintergrund der Sicherung gesunder Tierbestände kritisch zu bewerten sei. Für den Verbund trafo:agrar stellte Dr.in Maria Gellermann die überarbeitete und aktualisierte „ASP-Risikoampel 2.0“ vor. Zahlreiche Fachleute hätten auch mit Unterstützung des FLI, der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und des Landvolks Niedersachsen daran mitgewirkt, das Online-Tool zu aktualisieren. Die neue ASP-Risikoampel könne in Niedersachsen dabei ein Element eines künftig erforderlichen betriebsindividuellen Biosicherheitsplans sein, so die Projektleiterin. Mit spannenden Erfahrungen aus Sicht einer Tierversicherung beendete Albert Ziegler, verantwortlich für die Produktentwicklung im Bereich Landwirtschaft bei der R+V-Versicherung (Wiesbaden) die Tagung. Er erläuterte am Beispiel des ASP-Geschehens in Emsbühren die Vorteile einer Ertragsschadenausfallversicherung und stellte hierzu Kalkulationen vor. In den Diskussionen wurde besonders deutlich, dass für die Umsetzung des neuen EU-Tiergesundheitsrechts in die Praxis noch Fragen offenblieben, so der Verbund trafo:agrar. „Niedersachsen habe nun erstmals einen breit aufgestellten Vorschlag zur Umsetzung vorgelegt, so das Fazit, bevor die Tagung mit dem Appell schloss, auch künftig weiter nur gemeinsam und mit Augenmaß auf allen Ebenen die Herausforderungen der ASP und der Umsetzung des neuen EU-Rechts in die Praxis fortzusetzen.“ Quelle: Universität Vechta

Langes Heu in Futterautomaten oder Eimer reduziert abnormales orales Verhalten bei milchgetränkten Kälbern

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Kurz gehäckseltes Heu (≤5 cm) in einem Eimer angeboten, reduziert bei Kälbern „abnorme repetitive Verhaltensweisen“ (z. B. Zungenrollen) und „nichtnutritive orale Manipulationen (NNOM)“, die Bewegungen ähneln, die bei der Futteraufnahme vorkommen. Ein Forscherteam der University of California (Downey et al. 2023) wollten herausfinden, ob die Gabe von langem Heu (∼19 cm), in einem Eimer oder einem PVC-Rohrfütterer positive Auswirkungen hat. Einzeln auf Sand gehaltene Holsteinkälber wurden ad libitum mit Startergetreide und begrenztem Milchaustauscher (5,7–8,4 L/Tag Step-up) über eine Flasche gefüttert oder mit Berggrasheu in einem Eimer oder in einer PVC-Rohrzuführung. Der 56 × 10,2 cm PVC-Rohrfütterer hatte 4 Öffnungen, die 6,35 cm breit waren, wodurch das Kalb seine Zunge in das Rohr stecken und seine Zunge krümmen musste, um Heu zu entnehmen. Der Versuch dauerte von der Geburt bis zum Alter von 50 Tagen, als die schrittweise Entwöhnung begann und allen Kälbern TMR gefüttert wurde. Die Tiere waren am 60. Tag vollständig entwöhnt. In Woche 4 und 6 wurden orale Aktivitäten (Fressen, Wiederkäuen, Wasser trinken, Milch saugen, Selbstpflege, NNOM, Zungenrollen, Zungenschnippen und Hecheln) durch direkte Beobachtung über 24 Stunden aufgezeichnet. Die Fütterung von langem Heu, unabhängig von der Präsentationsmethode, erhöhte die gesamte Trockenmasse-Aufnahme, die Getreideaufnahme und die durchschnittliche Tageszunahme im Vergleich zu Kontrollkälbern. Die Bereitstellung von Heu erhöhte auch das Wiederkäuen (25 % zu 15 % der 24-Stunden-Beobachtungen in der Kontrollgruppe) und die Fresszeit (5,5 % zu 2 % in der Kontrollgruppe). Abnormales Verhalten wurde bei allen Kälbern beobachtet. Die Bereitstellung von Heu reduzierte einige davon, einschließlich NNOM (5,5 % gegenüber 9 % in der Kontrollgruppe). Es gab keinen Unterschied in der NNOM zwischen Kälbern, die mit Heu im Rohr oder im Eimer gefüttert wurden, obwohl Eimerkälber mehr Heu verbrauchten. Die Bereitstellung von Heu hatte keinen Einfluss auf andere Verhaltensweisen: Wassertrinken (0,5 %), Fellpflege (3 %) oder Zungenschnippen (3 %). Die Kälber zeigten auch Anzeichen von Polydipsie (pathologisch gesteigertes Durstempfinden mit vermehrter Flüssigkeitsaufnahme) und putzten sich übermäßig, Zungenrollen zeigten zwar 85 % der Kälber, aber nur relativ selten. Das Füttern von Heu im Eimer oder Rohrfütterer reichte nicht aus, den Verhaltensstörungen entgegenzuwirken, die mit Einzelhaltung und begrenzter Möglichkeit, Milch zu saugen (<1 % der Zeit), verbunden sind. Die Bereitstellung von langem Heu, in Eimer oder Rohrfütterer, förderte das Wiederkäuen, verbesserte die Leistung (höhere Getreideaufnahme und Tageszunahme) und reduzierte zumindest einige, aber nicht alle der beträchtlichen abnormalen oralen Verhaltensweisen, die diese Kälber zeigten. Die Originalquelle ist hier zu finden. Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/2023

Antibiotika-Einsatz bei Masttieren: Erster Jahresbericht liefert genauere Daten

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Tendenz weiter rückläufig Zum Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung gibt es ab jetzt jedes Jahr ausführliche Zahlen. Den ersten Bericht hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) heute veröffentlicht. Gerade bei Tierarten, bei denen bisher besonders viel und häufig Antibiotika eingesetzt wurden, zeigt sich dabei eine erfreuliche Tendenz: Sowohl die Zahl der Behandlungstage je Tier als auch die Menge der insgesamt eingesetzten Antibiotika waren im Jahr 2022 rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verbrauchsmenge von Antibiotika bei Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten insgesamt um 12 % zurückgegangen. „Der Rückgang zeigt, dass das im Tierarzneimittelgesetz festgeschriebene Antibiotikaminimierungskonzept wirksam ist“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Das ist eine gute Nachricht. Durch den geringeren Antibiotikaeinsatz sinkt langfristig das Risiko durch resistente Keime. Mit Hilfe der nun jährlichen Berichte sind wir deutlich näher am Geschehen und können zeitnah Handlungsempfehlungen geben.“ Seit diesem Jahr hat das BfR die Aufgabe, jährlich die Daten zum Antibiotika-Einsatz im Hinblick auf deren mögliche Bedeutung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu bewerten. Konkret untersucht wurde die Entwicklung der Therapiehäufigkeit und der Verbrauchsmengen von antimikrobiellen Substanzen bei Mastkälbern, Mastrindern, Mastferkeln und Mastschweinen, Masthühnern und Mastputen. In der Vergangenheit hat das BfR bereits zwei Berichte zum Antibiotika-Einsatz über längere Beobachtungs-Zeiträume veröffentlicht. Nun liegt der erste Jahresbericht vor – für das Jahr 2022. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verbrauchsmenge von Antibiotika bei den untersuchten Tiergruppen insgesamt um 12 % zurückgegangen. Bezogen auf die Verbrauchsmengen je Tier und Tag war der Rückgang am stärksten bei Mastferkeln und Masthühnern (jeweils -12 %), gefolgt von Mastputen (-8 %), Mastkälbern (-5 %) und Mastschweinen (-3 %). Auch die populationsweite Therapiehäufigkeit ging zurück. Hier war der stärkste Rückgang bei Mastferkeln (-8 %) festzustellen. Auch bei Masthühnern (-4 %), Mastputen (-3 %) sowie Mastkälbern und Mastschweinen (jeweils -2 %) gab es einen weiteren Rückgang der Therapiehäufigkeit. Lediglich bei den über acht Monate alten Mastrindern stiegen Therapiehäufigkeit und Verbrauchsmengen für Antibiotika im vergangenen Jahr an. Allerdings ist in dieser Tiergruppe der Antibiotikaeinsatz insgesamt mit deutlichem Abstand geringer als in allen anderen untersuchten Gruppen. Hervorzuheben ist außerdem ein Rückgang der Verbrauchsmengen bei den besonders kritischen Wirkstoffen der Cephalosporine der 3. und 4. Generation (-32 %) und der Polypeptidantibiotika (-24 %). Die populationsweiten Therapiehäufigkeiten für diese Substanzen gingen bei der Mehrzahl der Tiergruppen ebenfalls zurück. Auch die Verbrauchsmengen von Fluorchinolonen sanken insgesamt (-9 %), allerdings wiesen vier der sechs Nutzungsarten (Mastkälber, Mastferkel, Mastschweine, Mastputen) einen Anstieg der Therapiehäufigkeit auf. Die Ergebnisse für das Jahr 2022 zeigen, dass Masthühner die höchste populationsweite Therapiehäufigkeit aufwiesen (45 Tage je Tier und Jahr), gefolgt von Mastputen (41 Tage), Mastkälbern (26 Tage), Mastferkeln (21 Tage), Mastschweinen (6 Tage) und Mastrindern (< 1 Tag). Die Verbrauchsmenge von Antibiotika in den sechs untersuchten Tiergruppen betrug insgesamt 309 Tonnen, von denen der größte Teil auf Mastschweine entfiel (91 Tonnen), gefolgt von Mastferkeln (62 Tonnen), Mastputen (56 Tonnen), Masthühnern (52 Tonnen) und Mastkälbern (46 Tonnen). Bei Mastrindern wurde weniger als eine Tonne an Antibiotika verbraucht. Auch die Antibiotika-Resistenzraten des Indikatorkeims E. coli haben sich in diesen Tiergruppen in den vergangenen Jahren verringert. Allerdings zeigt sich, dass nicht jeder reduzierte Antibiotika-Einsatz unmittelbar zu verringerten Resistenzraten führt. Deshalb sind hier weitere Reduktionsanstrengungen erforderlich, um das Risiko einer Exposition der Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber antibiotikaresistenten Bakterien weiter zu verringern. Link zum Download des Berichts. Quelle: BfR

Nutzen Mastochsen Beschäftigungsmaterial auf einer reizarmen Weide?

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Beschäftigungsmaterial kann das Wohlbefinden von Nutztieren verbessern, weil es die Umweltkomplexität erhöht und eine größere Bandbreite natürlicher Verhaltensweisen fördert. Es gibt bisher aber nur begrenzte Daten über Notwendigkeit und Auswirkungen von Beschäftigungsmaterial bei extensiv gehaltenen Rindern, die auf grasbewachsenen Paddocks ohne zusätzliche natürliche und künstliche Merkmale gehalten werden. Australische Forscherinnen haben nun untersucht (Dickson et al. 2022), welche Art Beschäftigungsmaterial Rinder in einer kargen Koppelumgebung verwenden und bevorzugen. Acht Gruppen von je sieben Angus-Ochsen, die auf beweideten Paddocks ohne natürliche oder künstliche Merkmale untergebracht waren, wurden drei Wochen lang tagsüber je zweimal pro Woche beobachtet. Ihnen wurden eine Rinderbürste, ein Stück hängendes Seil, ein Baumstumpf und ein Hackschnitzelhaufen angeboten. Obwohl die Verwendung von Beschäftigungsmaterial im Laufe der Zeit allgemein abnahm, blieben Bürsten, Baumstumpf und Holzschnitzel auf einem höheren Verwendungsniveau als das Seil. Dies deute darauf hin, dass die Bürste, der Baumstumpf und der Hackschnitzelhaufen wertvollere Ressourcen für das Vieh waren, da sie Pflege- und Liegeverhalten ermöglichten, obwohl auch an Baumstumpf, Holzhackschnitzel und Seil orale Manipulationen stattfanden, kommentieren die Autorinnen der Studie. Die Originalquelle ist hier zu finden. Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/23

Klein heißt nicht automatisch fein: Auch Hühner aus Hobbyhaltung können krank werden

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Von Luisa Watzer, Amtliche Tierärztin, Landkreis Grafschaft Bentheim Die Medien und besonders selbsternannte Tierschützer schimpfen regelmäßig über die böse „Massentierhaltung“ und das alle Probleme der Nutzgeflügelhaltung daraus gründen. Doch ist dem wirklich so? Ist in der Privathaltung alles besser und es bestehen gar keine Probleme? In Wahrheit sind viele Thematiken im Bereich der Intensivtierhaltung deutlich besser behandelt und weniger problembehaftet. Relevante Tierseuchen treten in der Hobbyhaltung ebenso, oder sogar häufiger, als in der kommerziellen Haltung auf. Am bekanntesten dürfte die Klassische Geflügelpest sein, da sie besonders in den letzten Jahren häufig für Schlagzeilen gesorgt hat. Das Virus der Klassischen Geflügelpest, oder Aviären Influenza (AI) kann zuverlässig in der Wildwasservogel-Population gefunden werden. Mit Ausnahme von einigen Stämmen und besonders anfälligen Jungtieren, sind Wasservögel im Allgemeinen gut auf das Virus angepasst und erleiden bei Infektion meistens einen milden Verlauf. Anders sieht es jedoch mit Hühnern oder gar Puten aus, die sehr starke Reaktionen auf die Infektion zeigen, was innerhalb kürzester Zeit zum vollständigen Versterben der gesamten Herde führen kann. Übertragen wird das hochansteckende Virus über Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel den Kot. Erste Anzeichen einer Infektion sind Stille im Stall, Schnupfen, ein starker Rückgang der Futter- und Wasseraufnahme, sowie der Legeleistung. Die Tiere verenden qualvoll an Atemnot, hervorgerufen durch eine bauschaumartige Flüssigkeit in der Lunge und der Luftröhre. Eine nachgewiesene Infektion führt bisweilen unweigerlich zur Tötung des Bestandes und Einrichtung von Schutzzonen, in denen der Transport von lebendem Geflügel eingeschränkt, oder vollständig untersagt ist. Eine Impfung gegen das AI-Virus ist in verschiedenen Drittländern verfügbar, die rechtliche Grundlage ist in Deutschland allerdings bisher noch nicht geschaffen, um eine Impfung durchführen zu können. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Impfung über die Geflügelpestschutzverordnung untersagt, ein neues Gesetz ist allerdings auf dem Weg von der Europäischen Kommission verabschiedet zu werden. Welche Konsequenzen die Einführung einer Impfung hat ist jedoch noch nicht geklärt. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, welche Tierarten für eine (Nadel-)Impfung überhaupt in Frage kommen, sondern auch wie sich die Impfung auf die aktuelle Art der Tierseuchenbekämpfung (aktuell Eradikation) auswirken wird. Was kann ich nun als Hobbyhalter tun, um eine Infektion zu verhindern, oder zumindest das Risiko stark zu senken? Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass Wassergeflügel nicht im selben Stall/Auslauf wie sonstiges Geflügel gehalten wird. Ställe sollten gegen Wildvögel, sowie Schadnager gesichert sein. Ausläufe sollten idealer Weise überdacht sein, oder mit einer Plane überzogen, um herabfallenden Kot aus Ausläufen fern zu halten. Zusätzlich sollte auf die eigene Hygiene besonders geachtet werden. Im Idealfall wechselt auch der Kleine Hobbyhalter sein Schuhwerk und seine Klamotten beim Betreten von seinem Geflügelstall und Auslauf. Bei der getrennten Haltung von Wassergeflügel und sonstigem Geflügel sollte jeweils individuelle Kleidung und Schuhwerk getragen werden.

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MSD Tiergesundheit präsentierte neue Daten im Rahmen der Entwicklung einer Behandlung gegen Cryptosporidium parvum

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MSD Tiergesundheit präsentierte neue Daten im Rahmen der Entwicklung eines Impfstoffes zur Reduktion von C. parvum-Infektionen auf dem „European Buiatrics Congress“ und dem „ECBHM Jubilee Symposium 2023“ in Berlin. Der Gp40-Antigen-Impfstoff löst bei trächtigen Kühen eine Immunantwort gegen Cryptosporidium parvum aus, um ihre neugeborenen Kälber durch Antikörper im Kolostrum zu schützen. Die kombinierten Studienergebnisse stellen weltweit den ersten wirksamen maternalen Impfstoff gegen C. parvum dar. MSD Tiergesundheit stellte auf dem „European Buiatrics Congress“ und dem „ECBHM Jubilee Symposium 2023“ (EBC 2023) neun neue Studien vor, einschließlich entscheidender Feldstudiendaten zur Bewertung der Wirksamkeit eines experimentellen Impfstoffs zum Schutz gegen Cryptosporidium parvum (C. parvum) bei neugeborenen Kälbern. „Cryptosporidium parvum ist ein hochinfektiöser zoonotischer Parasit, der mit Neugeborenendurchfall bei Kälbern in Verbindung gebracht wird, eine der Hauptursachen für hohe Morbiditäts- und Mortalitätsraten bei Kälbern. Es besteht ein dringender Bedarf, diese gefährliche Infektion zu behandeln und vorzubeugen“, sagt Dr. Geert Vertenten, Global Technical Director of Ruminant Biologicals bei MSD Animal Health. „Die Daten, die wir auf dem European Buiatrics Congress 2023 präsentieren, unterstützen nachdrücklich die Weiterentwicklung eines Gp40-basierten Impfstoffs, der die Entwicklung von C. parvum bei neugeborenen Kälbern hemmt. Der erste Datensatz, der auf dem EBC 2023 vorgestellt wird, evaluiert einen experimentellen Cryptosporidien-Impfstoff zum Schutz vor C. parvum Infektionen bei neugeborenen Kälbern durch passive Immunisierung. In der Studie erhielten gesunde tragende Färsen im letzten Trächtigkeitstrimester den experimentellen Cryptosporidien-Impfstoff. Nach der Geburt wurde Kolostrum von geimpften Färsen gesammelt und den lebensfähigen neugeborenen Kälbern verabreicht. Das Kolostrum wurde bis zu vier Stunden nach der Geburt verabreicht, bevor die Kälber bis zu vier Stunden später C. parvum-Oozysten ausgesetzt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass neugeborene Kälber, die mit Kolostrum von mit Cryptosporidien geimpften Färsen gefüttert wurden, ein deutlich geringeres Risiko hatten, an Durchfall zu erkranken, gemessen an den erhobenen Gesundheits- und Durchfallscores. MSD Tiergesundheit wird demnächst eine zweite Reihe von Untersuchungen vorstellen, die die Antikörperreaktion des gleichen Cryptosporidien-Impfstoffs bei Rindern in Bezug auf parasitäre Infektionsstadien von C. parvum und ein In-vitro-Infektionsmodell untersuchten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Titer von In-vitro neutralisierenden Gp40-Antikörpern bei Tieren, denen der Cryptosporidien-Impfstoff verabreicht wurde, im Vergleich zur nicht geimpften Kontrollgruppe, deutlich erhöht war. Diese Daten bestätigen auch, dass Gp40 ein wichtiges Protein ist, das auf der Außenseite verschiedener C. parvum-Infektionsstadien exprimiert wird. „Wir von MSD Tiergesundheit sind führend beim Schutz von Rindern vor den häufigsten und schwerwiegendsten Krankheitserregern und bieten Lösungen für das gesamte Herdenmanagement an, um das Tierwohl und die betriebliche Effizienz zu verbessern. Diese Verantwortung beginnt damit, dass wir denjenigen, die für das Gesundheitsmanagement von Rinderherden sorgen, die nötigen Instrumente an die Hand geben, um die Tiere gesund zu halten und die Notwendigkeit von Behandlungen zu minimieren“, sagt Dr. Philippe Houffschmitt, Associate Vice President of the Global Ruminant Business bei MSD Animal Health. „Wir freuen uns, unsere neuesten Forschungsergebnisse zur C. parvum-Prävention vorzustellen. Wir hoffen, dass sie den wachsenden Bestand an wissenschaftlichen Erkenntnissen ergänzen und Rinderhaltern dabei helfen, bessere Entscheidungen über Gesundheitsinterventionen für Tiere zu treffen. Die vollständigen Daten aus beiden C. parvum-Studien werden im Anschluss an den Kongress in der Zeitschrift „Vaccine“ oder „Veterinary Vaccine“ veröffentlicht. Eine vollständige Liste der Vorträge von MSD Tiergesundheit auf dem EBC 2023 umfasst: Oral presentations Donnerstag, 24. August: • Serologic predictors for pneumonia in male dairy veal calves Freitag, 25. August: • Main bovine respiratory infectious agents identified on stethoscopes and boots from 12 rural veterinary clinics • Effect of on-arrival BRD vaccination on ultrasound confirmed pneumonia and production parameters in male dairy calves: a randomized clinical trial • Motivation of dairy farmers to engage in primary prevention: current situation, drivers and perceived constraints Samstag, 26. August: • The effect of communication training on veterinarians’ communication and motivational interviewing skills assessed by herd health recordings Poster presentations • Are Bovine Respiratory Syncytial Virus (BRSV) vaccine strains still aligned with circulating BRSV strains • Intranasal vaccination of calves at day of birth with a live attenuated vaccine against BRSV and PI3 and a live attenuated vaccine against respiratory coronavirus • Can serology help to identify the risk of Mannheimia haemolytica outbreaks in adult dairy cows? • Prevalence of bovine coronavirus on farms with respiratory disease in Northwestern Germany • Prevalence, Biosecurity and Risk Management of Bovine Coronavirus Infections on Dairy Farms in Europe • The effect of colostrum supplementation during the first 5 days of life on calf morbidity, enteric pathogens, weight gain and immunological response • Mannheimia haemolytica vaccination of breeding goats to enhance the transfer of passive immunity against pneumonic pasteurellosis • The first efficacious cryptosporidium vaccine protecting new-born calves • Bovine anti-gp40 antibodies neutralize Cryptosporidium infections in-vitro and are reactive with different Cryptosporidium stadia • Postpartum excretion of internal teat selant after selective dry cow therapy Quelle: MSD Tiergesundheit

NEU: Das Top-Hygienepulver mit Eukalyptus-Aroma

Natürliche Reduzierung der Keimbelastung in Schweine- und Kuhställen / Minderung von Eigengerüchen bei unterschiedlichen Herden und Würfen / sehr gute Hautverträglichkeit für Mensch und Tier – trotz hoher Alkalität / behördlich geprüft/* Die Hufgard GmbH stellt jetzt erstmals mit „DESICAL® plus ODORO“ ein Hygienepulver mit Eukalyptus-Aroma zur Keimreduzierung in Kuh- und Schweineställen vor. Das Produkt ist natürlich trotz hoher Wirksamkeit. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) bestätigt die gute Hautverträglichkeit unter Praxisbedingungen.
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DESICAL® plus ODORO reduziert die Keimbelastung im Kuh- und Schweinestall auf natürliche Weise. Das Biozidprodukt trägt zur Entlastung der Atemwege und zur Geruchsneutralisierung in Ställen bei. So hilft es beispielsweise bei der Reduzierung des Eigengeruches der Ferkel aus unterschiedlichen Würfen oder in der Rinderhaltung. „DESICAL® plus ODORO eignet sich optimal als Hygienestreu in der Bullenmast, wenn unterschiedliche Kälber aus verschiedenen Ställen zusammenkommen“, erläutert Frank Blecher, Vertriebsleiter von DESICAL. Hier bringt DESICAL® plus ODORO gleich mehrere Vorteile: Eine Minderung von Gerüchen, eine positive Hygienewirkung und eine bessere Darmflora der Tiere durch die Reduktion gängiger Darmbakterien. Das neue Hygieneprodukt besteht ausschließlich aus hochwertigen Komponenten, wie beispielsweise Tonmehle aus regionalen Vorkommen. Dabei hat es eine sehr gute Hautverträglichkeit für Mensch und Tier – trotz hoher Alkalität. Behördlich geprüft Der Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) bestätigt die gute Hautverträglichkeit von DESICAL® plus ODORO. Durch den Schweinegesundheitsdienst erfolgte ein Besuch vor und drei Besuche nach dem Abferkeln der Versuchs- und Kontrollgruppen. Die Sauen und Ferkel wurden anhand eines einheitlichen Erhebungsbogens untersucht und mit einem Scoresystem beurteilt. Bei der vierwöchigen Anwendung von DESICAL® plus ODORO als Hygienestreu im Abferkelstall konnten unter Praxisbedingungen keine negativen Einflüsse auf Haut und Gesäuge von 29 Sauen und 363 neugeborenen Ferkeln festgestellt werden. Kleinere Verletzungen, wie beispielsweise Kratzer am Gesäuge der Sau, heilten zügig ab. DESICAL® plus ODORO ist ab sofort in 1.000 kg und 400 kg BigBags erhältlich. Die Anwendungsberatung und der Vertrieb erfolgt über die Hufgard GmbH in 63768 Rottenberg (Tel.: +49-(0)60 24-67 39-0 und E-Mail: info@desical.de). Weitere Informationen auch online unter www.desical.de.

Auf Grund der mangelnden Umsetzung ihrer Empfehlungen seitens der Politik löst sich die Borchert-Kommission auf

In einem Statement vom 22.08.2023 hat das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, die sogenannte Borchert-Kommission, bekannt gegeben, ihre Arbeit niederzulegen. Dem Netzwerk war es 2020 gelungen, erstmalig ein Gesamtkonzept für den Umbau der deutschen Tierhaltung hin zu einem höheren Tierwohlniveau vorzulegen. Die Empfehlungen des Gremiums, bestehend aus Vertretern der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, Umweltverbänden, Wissenschaft und Wertschöpfungsketten, finden seitens der Politik keine Beachtung. Trotz erster Schritte in Bezug auf Änderungen im Bau- und Umweltrecht, sei ein für die Umsetzung notwendiger Durchbruch im Bundeshaushalt 2024 nicht erkennbar, so die Borchert-Kommission im gestern veröffentlichten Statement. WLV-Präsident Hubertus Beringmeier bedauert die Auflösung: „Die Borchert-Kommission hat erstmalig ein Gesamtkonzept für einen Umbau der Tierhaltung in Deutschland vorgelegt. Die Entscheidung zur Auflösung des Gremiums bedauere ich sehr, obgleich ich diesen Schritt nachvollziehen kann. Insbesondre die Frage der Finanzierung ist bis heute ungeklärt – besonders der Koalitionspartner FDP muss sich hier bewegen!“ Beringmeier sieht die Änderungen im Bau- und Umweltrecht als erste Schritte in die richtige Richtung – allerdings müsse die Frage der Finanzierung schnellst möglichst geklärt werden. „Als WLV standen wir von Anfang an hinter der ganzheitlichen Umsetzung der Empfehlungen der Borchert-Kommission – die Umsetzung dieser Empfehlungen muss auch nach Auflösung des Gremiums weiterhin verfolgt werden.“, so Beringmeier. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kommentiert: „Die Ergebnisse der Borchert-Kommission waren ein entscheidender Durchbruch, auch und gerade, weil sie von der gesamten Breite aller gesellschaftlichen Akteure im Agrarsektor getragen und erarbeitet wurden. Alte Gräben wurden überwunden, es wurde verantwortungsvoll um Kompromisse gerungen und ein tragfähiger Konsens zur „Nutztier“-Haltung der Zukunft erarbeitet. Quellen: Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband Deutscher Tierschutzbund e.V.

Kälber haben andere Ansprüche als Jungrinder

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Von Dr. Julia Glatz-Hoppe, Beraterin für Milchrindhaltung, Mecklenburg-Vorpommern Wird die Milchproduktion in einem Betrieb ausgedehnt, werden in erster Linie Investitionen in neue, komfortable Kuhplätze getätigt und mehr Kühe gehalten. Zum einen werden zusätzliche Liegeboxen oder gar ein neuer Boxenlaufstall gebaut, zum anderen stehen Tiefstreulaufställe als Abkalbe- und Krankenställe zur Erweiterung an. Mit der Vergrößerung der Herde der laktierenden Kühe werden auch mehr Plätze für Trockensteher benötigt. Wird zum Beispiel als Betriebsziel genannt, 150 Kühe zu melken, dann bedeutet das, dass die gesamte Herde in etwa 175 Kühe groß ist, da ca. 13 bis 15 % der Tiere trockenstehen. Mit dem Wachstum der Herde steigt auch die Anzahl der Abkalbungen pro Jahr und in der Regel auch die benötigten Jungtierplätze für die eigene Nachzucht. Die Platzplanung für die Jungrinder und auch die Kälber steht jedoch oftmals hinten an und Handlungsbedarf erscheint erst erforderlich, wenn alle vorhandenen Ställe bereits voll belegt sind und Platzmangel herrscht. Für die Haltung von Kälbern und Jungrindern lassen sich Altgebäude grundsätzlich gut nutzen, wenn sie auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tiergruppe angepasst werden. Während für heranwachsende und adulte Rinder keine detaillierten Haltungsvorschriften existieren, werden Mindestanforderungen an das Halten von Kälbern bis zum Alter von sechs Monaten in der Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung (TierSchNutztV) formuliert. Dies resultiert unter anderem daraus, dass Kälber andere Ansprüche an ihre Haltungsumwelt haben als größere Rinder, die bereits vollständige Wiederkäuer sind. Kälber befinden sich zunächst noch in der Immunisierungsphase und werden erst allmählich zum Wiederkäuer. Eine wichtige Mindestanforderung der TierSchNutztV, die zunächst nicht besonders schwer einzuhalten scheint, kann aber je nach Situation in Altgebäuden zum begrenzenden Faktor werden: Es wird gefordert, dass bei einer möglichst gleichmäßigen Verteilung im gesamten Aufenthaltsbereich der Kälber eine Lichtstärke von mindestens 80 Lux für mindestens zehn Stunden täglich dem Tagesrhythmus angeglichen erreicht wird. Um das zu gewährleisten, sind ausreichende lichtdurchlässige Flächen sowie künstliches Licht für die dunkle Jahreszeit vorzusehen. Diese Forderung ist sicherlich als ein Mindestmaß an zu sehen, da eine Lichtstärke von 80 Lux zum Beispiel für das menschliche Empfinden nicht einmal für längeres Lesen ausreichend ist und eher dämmerig erscheint. Eine erfolgreiche Kälberaufzucht wird in offenen helleren Ställen einfacher, denn Licht hat viele positive Wirkungen und fördert zum Beispiel Aktivität, Wachstum und Futteraufnahme. Zudem ist eine gute Beleuchtung für die Tierkontrolle zwingend. Aus arbeitswirtschaftlichen und hygienischen Gründen ist die gängige Beratungsempfehlung, Kälber in den ersten 1 bis 2 Lebenswochen einzeln zu halten.

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Precision Livestock Farming in der Milchviehhaltung: Ein Überblick

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Von Dr. Joachim Lübbo Kleen, CowConsult Digitalisierung, Big Data – das sind Schlagworte, die seit einigen Jahren auch mit der Milchviehhaltung in Verbindung gebracht werden. Nicht nur in der Fachpresse, auch in der allgemeinen Berichterstattung wird die zunehmende Verbreitung von Informationstechnologie auf Betrieben wahrgenommen. Nach einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom (Bitkom e.V. 2020) nutzen etwa 80 % der deutschen Landwirte in irgendeiner Form digitale Technologien. Es ist also angebracht, eine Übersicht über den aktuellen Stand des „Precision Livestock Farming“ in der Milchviehhaltung zu erhalten. Mit „Digitalisierung“ wird eine Vielzahl unterschiedlicher Vorgänge beschrieben und es lassen sich zahllose Definitionen für diesen Begriff finden. Digitalisierung wird in der Nutztierhaltung häufig im Zusammenhang mit Sensortechnik, elektronischer Datenverarbeitung oder Autonomen Systemen wie Melkrobotern verwendet. Zunehmend wird hierfür der Oberbegriff des „Precision Livestock Farming“ (PLF) (Berckmans 2008) genutzt, der diese und andere Komponenten zusammenfasst. Unter PLF ist zu verstehen, dass Systeme wie Roboter und Sensoren zunehmend Daten erheben, welche durch standardisierte Rechenoperationen (Algorithmen) verarbeitet werden. Die Ergebnisse der Algorithmen deuten auf Veränderungen hin (z.B. sogenannte „Alarme“), diese dienen dann als Grundlage für Entscheidungen. Der Unterschied zur traditionellen, retrospektiven Entscheidungsfindung liegt hierbei in der unmittelbaren Verfügbarkeit und Verarbeitung von Daten, der Integration von Daten verschiedener Quellen und der daraus folgenden unmittelbaren Umsetzung einer Entscheidung. Sensoren Ein „Sensor“ ist ein „Messfühler“, der physikalische Werte erfasst und messen kann. Mit „Sensor“ wird im Bereich der Milchviehhaltung vor allem der Bereich der automatischen Brunsterkennung verknüpft; diese Anwendung ist verbreitet und der praktische Nutzen gut belegt. Beispielhaft sei hier die Arbeit von (Kempf 2016) erwähnt, in der von einer Brunsterkennungsrate von 95 % durch das Sensorsystem und einer Überlegenheit gegenüber visueller Brunstbeobachtung berichtet wird. Aber auch andere Parameter können durch Sensoren mittlerweile erfasst werden, auch wenn nicht alle Systeme schon marktreif sind. Ein biologischer Parameter kann hierbei durchaus durch unterschiedliche Sensortypen erfasst werden. Beispielhaft sei hier die Wiederkauaktivität genannt: Um das Wiederkauen der Tiere zu erfassen, können Beschleunigungssensoren (Reiter et al. 2018), Drucksensoren (Shen et al. 2020) oder Mikrofone (Vanrell et al. 2018) verwendet werden. Knight (2020) teilt die verfügbaren Sensorsysteme ein in „Systeme an der Kuh“ (z.B. Beschleunigungssensoren, ruminale pH-Meter), „Kuh-nahe Sensoren“ (z.B. Kameras oder Mikrofone) und „Kuh-ferne Sensoren“ (z.B. Analysevorrichtungen für Biomarker in der Milch). Die Algorithmen können durch entsprechende Prozesse des sogenannten „machine learning“ schließlich auf Basis von Datenmustern Ereignisse voraussagen, also beispielsweise das Risiko für eine klinische Mastitis errechnen und Risikotiere anzeigen. Die Datenintegration kann aber auch sensor-unabhängige Daten umfassen wie Milchmengenmessung, tierärztlich erhobene Befunde oder wirtschaftliche Rahmendaten. Von der Entscheidungsunterstützung ergebe sich hier der nächste Entwicklungsschritt zur Entscheidungsfindung („decision making“), bei der ein System die sich auf Basis der erhaltenen Informationen anbietenden Optionen wie Separierung, Behandlung, Besamung usw. dem Tierhalter anbiete oder sogar selbst umsetze, beispielsweise indem ein Besamungsauftrag bei festgestellter Brunst automatisch übermittelt oder ein Tier durch Programmierung der Tierseparation in eine andere Gruppe überführt werde. Diese Stufe kann als vollständige Umsetzung des Konzeptes des PLF verstanden werden: Die Sensoren sind hierbei lediglich Lieferanten von Information, welche dann von Algorithmen ausgewertet und mit anderen Informationen verknüpft wird. Es ist aber festzustellen, dass derzeit kein Sensorsystem für sich allein eine volle Ausschöpfung der theoretischen Möglichkeiten erreicht. Anwender sind also vorerst auf eine Kombination von Systemen angewiesen, sollten sie eine vollständige Überwachung und Steuerung der Milchviehherde anstreben. Algorithmen Unter „Algorithmus“ wird ein „Rechenvorgang nach einem bestimmten [sich wiederholenden] Schema“ (Duden 2021b) verstanden. Ein Algorithmus ist also ein standardisierter, iterativer Vorgang, der dazu dient, Informationen mittels eines festgelegten Prozesses zu Aussagen zu verarbeiten. Wie bereits erwähnt, dienen Algorithmen im Rahmen des PLF dazu, aus Sensordaten oder anderen Informationen, wie z.B. Lebensereignissen der Kuh, anwendbare Informationen zu schaffen.

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Wie Bürgerbeteiligung (nicht) funktioniert – Bürgerrat Ernährung III

Über Formen deliberativer Demokratie ist schon viel philosophiert und diskutiert worden. Auch der damalige Wissenschaftliche Beirat des BMEL hat in seinem Gutachten 2015 deliberative Formate zur Ermittlung gesellschaftlich akzeptierter Formen der Nutztierhaltung vorgeschlagen (S. 274 ff.). Als ein Bespielt wird dort Kanada genannt, wo „über 400 Personen in zehn unabhängigen Web-Foren über die Frage der Freilandhaltung von Milchkühen diskutiert“ haben. Weitere Beteiligungsformen reichen von Townhall-Meetings mit hunderten Personen bis zur „Grand Dèbat“ in Frankreich mit 10.134 lokalen Treffen, 27.374 eingegangenen Briefen und E-Mails und 1.932.884 Online-Beiträgen. In Frankreich ging es allerdings um viele Themen, nicht nur um die Milchkühe. Im deutschen „Bergerrat Ernährung“ sollen nun 160 Menschen über neun hochkomplexe Themen diskutieren und haben dafür drei Wochenenden und sechs Online-Sitzungen Zeit. Ein mehr als sportliches Programm. Nein, sogar ein in höchstem Maß fahrlässiges Vorhaben. Zu den bisher beteiligten Beiräten und der Bürgerauswahl habe ich mich bereits hier und hier geäußert. Nachdem nun der Entwurf eines Detailkonzepts vorliegt, muss ich die Kritik auf das gesamte Prozedere ausweiten. Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats sollen nämlich nicht nur 2-3 Experten für jedes Thema benennen, sondern es sollen zusätzlich bei allen Sitzungen Faktenchecker anwesend sein. Diese „beschaffen und erläutern Wissensbestände zu neu entstandenen Informationsbedarfen. Auf Anforderung prüfen sie die sachliche Richtigkeit von Fakten, auf die sich die Argumentationen der Kleingruppen beziehen, und beschaffen sie Informationen zu neu entstandenen Wissensbedarfen.“ Für die Checker-Rolle werden „vorzugsweise fachlich ausgewiesene Angehörige des wissenschaftlichen Mittelbaus von Universitäten bzw. Doktorandinnen und Doktoranden angesprochen. Einzelne Faktencheckerinnen und Faktenchecker sollten zudem einen juristischen Hintergrund mitbringen“. Nicht genug damit, dass also zwei Dutzend Experten gefunden werden müssen. Es kommt ein weiteres Dutzend Faktenchecker mit Mehrfach-Kompetenzen hinzu. Alle zusammen sollen dann noch ihr Wissen allgemeinverständlich, ohne Fremdwörter mit didaktischem Talent vermitteln können. Wer – um Himmels Wilen – soll all diese Kriterien bei der Auswahl geeigneter Personen berücksichtigen können? Noch fragwürdiger wird es dann durch den Verweis auf das „Feedback vorangegangener Bürgerräte, bei denen die Teilnehmenden zum Teil von der Masse und der Flughöhe des Inputs überwältigt waren. Die Prozesse wurden teilweise als verschult empfunden.“ Als Lösung hierfür wird präsentiert: „Die Arbeit am Thema soll daher mit dem Wissen und den Interessen der Teilnehmenden beginnen und nicht mit dem Input durch Expertinnen und Experten.“ Und anschließend eingestanden: „Durch das offene Prozessdesign und die Mitgestaltung der Bürgerinnen und Bürger können möglicherweise nicht alle Fragen, die dem Bürgerrat mit dem Einsetzungsbeschluss gestellt worden sind, beantwortet werden.“ Sollte der gesamte Prozess mit Ernsthaftigkeit durchlaufen werden, ist zumindest Letzteres garantiert! Von der Komplexität der neun anstehenden General-Themen hat sicher jede und jeder eine gewisse Vorstellung. Im Fall der Nutztierhaltung erlaube ich mir die Schätzung, dass ein Vielfaches der eingeplanten Zeit nötig wäre, um nur diesen einen Bereich zu beleuchten und dass eine Masse Input und eine gewisse Flughöhe ganz unvermeidlich wären. Wie könnte es bei den weiteren acht Bereichen anders sein? Um Bürgermeinungen zu solch hochkomplexen Dingen wie Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit, Preisbildung und Nahrungsmittelproduktion zu ermitteln, bräuchte es mehr als einen Bürgerrat. Ein komplett anderes Konzept wäre vonnöten. Ein Kommentar von Thomas Wengenroth Teil I der Kritik (am Wissenschaftlichen Beirat) finden Sie hier und Teil II (an der Auswahl der Kandidaten) hier.

QS-Zahlen belegen sinkende Antibiotikagaben – Rückgang unabhängig von sinkenden Tierzahlen

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Tierärzte und Tierärztinnen verschrieben 2022 in QS-Schweine haltenden Betrieben deutlich weniger Antibiotika als noch im Vorjahr. Dies ergibt die aktuelle Auswertung des Antibiotikamonitorings für Schweine haltende Betriebe im QS-System. Im Vergleich zum Jahr 2021 sank die verabreichte Menge im Jahr 2022 bei Mastschweinen um knapp 14 Prozent, bei Sauen um 9 Prozent, bei Saugferkeln um 8 Prozent und bei Aufzuchtferkeln sogar um 20,5 Prozent. Der Antibiotika-Therapieindex im QS-System kennzeichnet zweimal jährlich die durchschnittliche Anzahl der Behandlungseinheiten je Tierplatz in einem Halbjahr. „Damit setzen wir die durchschnittliche Anzahl an Tieren auf dem jeweiligen Betrieb ins Verhältnis zur de facto verabreichten Antibiotikamenge“, erläutert Sabrina Heß, Teamleiterin Tiergesundheit bei der QS Qualität und Sicherheit GmbH (QS) den Unterschied zwischen den QS-Daten und den staatlichen Angaben, in denen die Gesamtmenge der verkauften Antibiotika an alle Veterinäre (Groß- und Kleintierpraxen) festgehalten wird. „Die QS-Zahlen aus dem Jahr 2022 zeigen, dass die Rückgänge bei den Antibiotikamengen nicht auf geringere Tierbestände zurückzuführen sind. Diese Zahlen sprechen für die Erfolge bei der Bestandsbetreuung, durch die sich die Antibiotikaabgabe je Tier verringert hat, unabhängig von den Bestandszahlen.“ Seit über zehn Jahren wertet QS die tatsächlich verabreichten Antibiotikamengen in den QS-Betrieben aus. Über die QS-Datenbank stellt QS damit nicht nur dem jeweiligen Betrieb regelmäßig einen validen Überblick über die Tiergesundheit in seinem Bestand zur Verfügung, sondern kann auch allgemeine Tendenzen im Verschreibungsverhalten der Nutztierpraktiker verifizieren: Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich demnach der Einsatz von Antibiotika im QS-System nahezu halbiert und auch die aktuellen Zahlen des Therapieindex Schwein zeigen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH

Veganer und Vegetarier verzweifelt gesucht – Bürgerrat Ernährung II

Auf der Bundestags-Website zum Bürgerrat „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“ heißt es: „Die Teilnehmer des Bürgerrats werden per Zufallsprinzip ausgewählt (…). Bei der Zusammensetzung soll darauf geachtet werden, dass die Bürger je nach Alter, Geschlecht, regionaler Herkunft, Gemeindegröße und Bildungshintergrund fair beteiligt werden“. „Zudem soll der Anteil der sich vegetarisch oder vegan ernährenden Personen an der Bevölkerung im Bürgerrat abgebildet werden“.
Tabellen zum BMEL-Ernährungsreport 2021, Seite 24
In die repräsentativen Samples, die in die Verlosung kamen, wurden dann 2 % Veganer und 10% Vegetarier aufgenommen, d. h. von 160 Bürgerräten sollen sich 19 fleischlos ernähren. Als Quelle für diesen Anteil wird der Ernährungsreport 2021 des BMEL genannt, der 2% Veganer und 10% Vegetarier ermittelt hat. Der Report stammt noch aus der Amtszeit von Julia Klöckner und wurde am 10. 2. 2021 veröffentlicht. Es gäbe allerdings auch einen Ernährungsreport 2022, der am 4. 4. 2022, also in der Amtszeit von Cem Özdemir, veröffentlicht wurde. Warum wurde dann nicht auf aktuellere Zahlen zurückgegriffen?
Tabellen zum BMEL-Ernährungsreport 2022, Seite 27
Ein Blick auf die Ergebnisse von 2022 hilft weiter: Die Zahl der Veganer hat sich gegenüber dem Vorjahr  halbiert, die der Vegetarier ist um 30% gesunken. In die Samples dürften demnach statt 19 nur 13 Fleischlos-Esser aufgenommen werden. Wer macht sich hier die Welt wie er sie bestellt? Den ersten Kommentar zu den Mitgliedern des Wissenschaftichen Beirats finden Sie hier. Teil III der Kritik (am Grund-Konzept) finden Sie hier.