10 Tipps zur Fütterung von säugenden Sauen

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Nur wenn säugende Sauen genügend Futter aufnehmen, können sie ausreichend Milch für ihre Ferkel produzieren. Das wiederum ist wichtig für gut entwickelte und gesunde Ferkel mit hohen Absetzgewichten. Es können schnell 12 Liter Milch am Tag sein, die eine Sau produzieren muss und auch kann, sofern die Voraussetzungen dafür stimmen. Dabei sollten Sauen nicht zu viel Gewicht verlieren, da dies negative Auswirkungen auf die folgenden Trächtigkeiten und die Fruchtbarkeit haben kann. Doch manche Sauen fressen einfach nicht genug Futter und im Sommer ist es noch schwieriger: Bei hohen Temperaturen reduzieren die Sauen ihre Futteraufnahme ganz automatisch, sie haben einfach keinen Appetit mehr. Deshalb haben wir 10 Tipps zusammengestellt, wie es gelingen kann, die Sauen zum Fressen zu motivieren:

1. Mehrmals am Tag füttern: Statt zweimal besser dreimal täglich Futter vorlegen, wenn möglich sogar noch öfter in mehrere kleine Portionen aufgeteilt
2. Pellets anbieten: statt mehlförmigem Futter Pellets anbieten, viele Sauen mögen diese lieber, die Partikelgröße sollte nicht zu fein sein wegen der Gefahr von Magengeschwüren, 800 bis 900 Mikrometer Korngröße sind empfohlen
3. Futter anfeuchten: feuchtes Futter wird nicht nur im Sommer oft lieber gefressen als trockenes Futter
4. Gute Beleuchtung: die Lichtdauer im Abferkelstall sollte mindestens 16 Stunden andauern
5. kein Futterwechsel: möglichst immer das gleiche Futter während der Säugezeit anbieten, der Magen-Darm-Trakt stellt sich nur ungern um
6. Bestes Futter: beste Futterqualität sicherstellen, keine Mykotoxine füttern, eventuell spezielles Geburtsfutter einsetzen
7. Viel Wasser: eine gute Wasserversorgung sicherstellen, pro kg Futter sind bis zu 8 Liter Wasseraufnahme zu rechnen
8. Viel Frischluft: vor allem am Kopf sollten die Sauen viel frische Luft zugeführt bekommen, eventuell sind zusätzliche Lüfter zu installieren oder die sogenannte Nasenlüftung
9. Ställe kühlen im Sommer: viel lüften und ggf. kühlen, auch durch Versprühen von Wasser, dabei aber Luftfeuchte beachten, 18 bis 21 °C ist die Wohlfühltemperatur von laktierenden Sauen
10. Gute Kondition: in der Trächtigkeit nicht zu viel füttern, da zu viel Körperfett führt über das Sättigungshormon Leptin zu vermindertem Appetit
11. Troghygiene beachten: am besten Sattfütterung, dabei keine Reste im Trog behalten, Tröge regelmäßig säubern

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/23

Nabelgesundheit beim Kalb: Goldstandard Desinfektion oder nur bei Hygienemängeln nötig?

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Nabelentzündungen beim Kalb sind eine regelmäßig vorkommende Erkrankung. Aktuell sind 20,9 % der noch nicht abgesetzten Kälber davon in Deutschland betroffen. Zur Vorbeugung wird oftmals eine frühzeitige Desinfektion des Nabels nach der Geburt empfohlen. Doch hierzu gibt es kontroverse Ansichten. Inwiefern diese Empfehlungen wissenschaftlich belegt sind, hat eine Literaturrecherche* über die Veröffentlichungen zu dieser Thematik über die letzten 40 Jahre untersucht.

Es wurden nur Studien betrachtet, in denen die Effektivität dieser Maßnahme hinsichtlich der Vorbeugung von Nabelinfektionen untersucht wurde. Insgesamt konnten nur 6 Studien gefunden werden, die den Effekt einer Nabeldesinfektion als vorbeugende Maßnahme untersucht haben. Die Studien unterschieden sich hinsichtlich der eingesetzten Desinfektionsmittel, der Tierzahl, dem Geschlecht der Kälber und der Dauer sowie der Technik der Untersuchung.

Die verwendeten Desinfektionsmittel wurden durch ein einmaliges Dip-Verfahren auf die Nabelschnur aufgebracht. Genutzt wurden Jod-Lösungen (7 %, 0,5 bis 2 %), Chlorhexidin (4 %), Chlor-Lösung (0,1 %), Trinatriumcitrat (10 %), Trocken-Nisin mit Talkumpuder, Flüssig-Nisin und einige weitere Produkte. In der Regel erfolgte die Nabeldesinfektion direkt nach dem Entdecken der neugeborenen Kälber bzw. innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Geburt. Die Nabelschnur wurde gekürzt auf etwa 40 mm und dann in die Desinfektionslösung getaucht. Eine Studie fand heraus, dass Kälber mit einer kurz abgerissenen Nabelschnur ein höheres Risiko einer Infektion hatten als die Kälber mit längerer Nabelschnur. Eine andere Studie zeigte, dass Kälber mit einer feuchten Nabelschnur eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, dort eine Infektion zu entwickeln, als Kälber mit gut abgetrocknetem Nabel.

Lediglich in einer Studie konnte ein vorbeugender Effekt der Desinfektion nachgewiesen werden. Keine einzige Studie zeigte eindeutig, dass die Desinfektion mit 7 %iger Jod-Lösung der Goldstandard bei der Nabeldesinfektion ist. Grundsätzlich wiesen alle Studien methodische Mängel auf, so dass letztlich keine definitive Aussage darüber getroffen werden kann, ob sich eine Nabeldesinfektion beim Kalb positiv auf die Nabelgesundheit auswirkt.

Interessant ist vor allem die Frage, ob bei Fehlen der Risikofaktoren unhygienische Abkalbebox, ungünstiges Geburtsmanagement, schlechte Kolostrumversorgung und schlechte Iglueinstreu eine Nabeldesinfektion gar nicht nötig ist. Oder andersherum gefragt, ob eine Nabeldesinfektion nur dann sinnvoll ist, wenn die genannten Risikofaktoren vorhanden sind und auf das Kalb einwirken.

* Lange, Dorothee et al.: Auswirkung einer Nabeldesinfektion auf die Nabelgesundheit beim Kalb. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 2022; 50: 157-162.

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/23

Bürgerbefragung zur Tierhaltung ergibt deutlichen Verbesserungsbedarf

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Die Akzeptanz tierischer Produkte schwindet in Deutschland. Die Tierhaltung wird zunehmend kritisiert. Ein SocialLab-Verbundprojekt unter der Koordination des Thünen-Instituts in Braunschweig hat nun hierzu in den Jahren 2022 und 2023 zwei Bürgerbefragungen durchgeführt (n=2004 und n=2000). Es wurde die Wahrnehmung der Haltung von Mastschweinen, Milchkühen, Masthähnchen und Legehennen überprüft. Konkrete Vorstellungen zur Haltung hatten die Bürgerinnen und Bürger bei Milchkühen, dann folgen die Mastschweine und Legehennen. Die wenigsten Vorstellungen gab es über die Haltung von Masthähnchen.

Viele Bürgerinnen und Bürger denken, dass die genannten Tierarten nicht genug Platz im Stall haben und sie nicht ins Freie kommen. Außerdem würden sie nicht artgerecht ernährt und der Stallboden sei zu hart. Zu viele prophylaktisch eingesetzte Medikamente kritisieren die Bürger und insgesamt eine zu hohe Tierzahl pro Landwirt. Nur wenige Bürger nehmen die aktuelle Haltung als gut war.

Diese Ergebnisse der Befragungen beziehen sich auf die sogenannte konventionelle Haltungsform. Die Tierhaltung nach EU-Ökoverordnung zeigt ein deutlich positiveres Bild in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Insgesamt zeigt die Befragung, dass ein wesentlicher Teil der Bürger erhebliches Verbesserungspotential bei der konventionellen Tierhaltung sieht. Insbesondere die Aspekte Platz, Luft und Licht werden kritisiert. Für die Bürger sind ausreichend Platz, Zugang ins Freie und ein mit Stroh eingestreuter Boden für eine tiergerechte Haltung wichtig. Die gesellschaftliche Akzeptanz der heute in Deutschland praktizierten Tierhaltung ist nicht hoch. Die Mehrheit der Bürger findet, dass das Tierwohl als Thema von allen gesellschaftlichen Gruppen angegangen werden sollte. Doch vor allem den Landwirt selber sowie den Staat sehen die Bürger in der Verantwortung, für mehr Tierwohl zu sorgen. Eine deutliche Diskrepanz ist laut der Bürgerbefragung darin zu sehen, dass der Landwirt für mehr Tierwohl sorgen sollte, und dass die Landwirte wiederum finden, dass sie schon viel für das Tierwohl tun und vom Verbraucher ein größeres finanzielles Engagement wünschen. Der Tierarzt könnte hier eine Vermittlerrolle einnehmen.

Quelle: Ivica Faletar et al: Wahrnehmung der Tierhaltung aus Bürgerperspektive. Deutsches Tierärzteblatt 8, 2023.

Niedersächsisches Agrarministerium gibt zwei Erlasse zu Tiertransporten an Behörden – weiterer Erlass folgt

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Das Landwirtschaftsministerium Niedersachsen (ML) hat ein Erlasspaket zu Tiertransporten und Exporten von lebenden Tieren auf den Weg gebracht. Tierschutzwidrige Zustände sollen unterbunden werden.

Am 9. Oktober ist der sogenannte „Ägypten-Erlass“ in Kraft getreten. Dieser besagt, dass die kommunalen Behörden Tiertransporte per Schiff nach Alexandria untersagen sollen, wenn als Bestimmungsort ein Stall im dortigen Hafen angegeben ist. Dem Landwirtschaftsministerium liegen glaubhafte Informationen vor, nach denen niedersächsische Rinder nicht wie angegeben dort untergebracht waren. Der angegebene Treibweg durch den Hafen ist für die Tiere nicht passierbar. Unter diesen Voraussetzungen sind die Transporte nicht mehr zu genehmigen.

Am 22. November wurde zudem den zuständigen Veterinärbehörden der sogenannte „Untersagungs-Erlass“ zugestellt. Darin werden die kommunalen Veterinärbehörden aufgefordert, ab sofort Transporte von Rindern nach Ägypten, Algerien, Aserbaidschan, Irak, Iran, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Libanon, Libyen, Marokko, Syrien, Tadschikistan, Tunesien, Turkmenistan und Usbekistan zu untersagen.

Der Erlass stützt sich auf den Umstand, dass Rinder, die in diese Länder exportiert werden, unabhängig ob sie zur Zucht eingesetzt werden oder nicht, in absehbarer Zeit ohne Betäubung geschlachtet werden. Betäubungslose Schlachtungen von Rindern führen regelmäßig zu erheblichen, langanhaltenden Schmerzen und Leiden für die Tiere. Hierbei ist es unerheblich, ob der Zeitpunkt der Schlachtung bereits feststeht, da in den benannten Staaten das betäubungslose Schlachten die übliche Schlachtmethode ist und die dorthin transportierten Tiere mit hinreichender Wahrscheinlichkeit am Ende ihrer Nutzung auf diese Weise geschlachtet werden. Ein Rücktransport dieser Tiere nach Europa ist nach Tierseuchenrecht nicht zulässig.

Hierzu Miriam Staudte: „Da aus den genannten Ländern keine Rinder wieder nach Europa zurücktransportiert werden, enden sie alle irgendwann durch Schlachtung ohne Betäubung. Zahlreichen Berichten zufolge wird zur Fixierung der Rinder häufig erhebliche Gewalt eingesetzt und das bedeutet große Schmerzen und Leiden für die Tiere. Unsere Veterinärbehörden sind aber verpflichtet, auch künftige Verstöße gegen das Tierschutzrecht zu verhindern. Dies geht in den genannten Fällen nur durch Untersagung des Transports. Es gibt für die Veterinärbehörden kein milderes Mittel, diese drohenden Tierschutzverstöße zu verhindern.“

Ein dritter Erlass, der die Richtlinien für alle längeren Transporte in Drittländer konkretisiert, befindet sich kurz vor der Veröffentlichung. Eine der Neuerungen wird sein, dass der Organisator eines Transports durch Fotos am Bestimmungsort dokumentieren muss, dass die Tiere angekommen und bedarfsgerecht versorgt worden sind. Auf den Fotos müssen Ohrmarken der Tiere erkennbar sein. Dies prüfen die Behörden in standardmäßigen Retrospektivkontrollen.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Beobachtungsstudie zum selektiven Trockenstellen

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Die häufigsten Erkrankungen von Milchkühen sind u.a. subklinische Euterentzündungen, die schon ab einem Zellgehalt von 100.000 Zellen/ml Milch gesundheitlich relevant sind und zu geringerer Milchproduktion führen. Zur Behandlung werden Antibiotika eingesetzt, unter anderem zu Beginn der Trockenstehzeit, weil die Heilungsrate während der Trockenstehzeit besser ist als während der Laktation. Seit 2022 schreibt das neue Tierarzneimittelgesetz allerdings vor, bestandsweite antibiotische Behandlungen nur noch in begründeten Einzelfällen durchzuführen, um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Dazu zählt auch das Trockenstellen mit Antibiotika. Deshalb werden Kühe immer öfter selektiv antibiotisch trockengestellt.

Um zu überprüfen, ob das selektive Trockenstellen die Eutergesundheit auf längere Sicht gefährdet, wurden 90 bayerische Milchviehbetriebe bezüglich der Reduktion von antibiotischen Behandlungen zum Trockenstellen sowie deren Auswirkungen auf die Eutergesundheit untersucht. Zwischen 2016 und 2021 wurden die Betriebe innerhalb der STAR-Initiative teilweise für mehr als 3 Jahre begleitet und jährlich Viertelgemelksproben aller laktierenden Kühe der Herden genommen. Die Teilnahme war freiwillig. Bedingung für die Teilnahme war eine Tankmilchzellzahl von unter 200.000 Zellen in den 3 Monaten vor dem Projektbeginn und eine Neuinfektionsrate in der Trockenperiode von unter 25 %. Weiterhin sollte keine Kuh mit Streptococcus agalactiae oder Streptococcus canis infiziert sein, und Staphylococcus aureus sowie Streptococcus uberis sollten bei weniger als 15 Kühen zu finden sein. Für ein einheitliches Vorgehen beprobte der TGD Bayern alle teilnehmenden Betriebe zu Beginn mittels Schalmtest und ein standardisierter Fragebogen erfasste die Managementpraktiken. Der Einsatz von internen Zitzenversieglern wurde empfohlen. Die Landwirte sollten alle Behandlungen rund um das Trockenstellen dokumentieren und notieren, ob die Kuh später eine Mastitis hatte sowie weitere Details rund um die Eutergesundheit. Die Ergebnisse der Milchleistungsprüfungen wurden ebenfalls ausgewertet. Als Besonderheit in dieser Studie ist zu werten, dass viele Betriebe zu Studienbeginn nur wenige Kühe antibiotisch trockenstellten.

Behandlungen und Probemelkergebnisse wurden ausgewertet. In einigen Herden wurden zu Beginn kontagiöse Erreger (Streptococcus agalactiae und Streptococcus canis) nachgewiesen. Hier musste erst eine Sanierung der Herden stattfinden, was die antibiotikahaltigen Behandlungen im ersten Jahr erhöhte. Durchschnittlich waren 62 % der Kühe zu Beginn antibiotisch zum Trockenstellen behandelt worden. Die Häufigkeit von Trockensteherbehandlungen schwankte von Jahr zu Jahr bei den Betrieben, zeigte aber im Durchschnitt eine sinkende Tendenz. Der Einsatz von internen Zitzenversieglern nahm über die Zeit von 39 % der Kühe bis auf 84 % der Kühe zu.

Die Eutergesundheit der Herden in Bezug auf die Zellzahl blieb über die Jahre annähernd gleich, die kuhassoziierten Erreger wurden weniger. Lediglich ab dem 3. Jahr stieg die Neuinfektionsrate während der Trockenstehphase. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass es besonders beim selektiven Trockenstellen wichtig ist den Infektionsstatus der Herde und des Einzeltieres zu kennen, um den Behandlungsbedarf zu bestimmen.

Quelle: Ulrike Sorge et al.: Selektives Trockenstellen auf bayerischen Betrieben – eine Fallserie. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 2023; 51: S. 160 bis 167

Zuerst erschienen im E-Magazim „Der Hoftierarzt“ 5/2024

11 Tipps zur Vorbeugung von Rindergrippe

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  1. Einstallcheck: Tierärztliche Untersuchung neu zugekaufter Tiere
  2. Stressfreier Transport: Transport so stressfrei wie möglich: Tiere ausreichend tränken und füttern, Umgang ruhig und schonend
  3. Durchdachter Zukauf: Zukauf aus wenigen und vor allem gesunden Beständen und Tiere in gleichmäßigen Gruppen, Unterbringung der neu zugekauften Tiere für zwei bis vier Wochen in einem separatem Isolier- bzw. Quarantänestall, damit die Neuankömmlinge sich ausruhen und an die neue Keime gewöhnen können, Kontrolle der Körpertemperatur
  4. Krankenbucht: Abtrennung erkrankter Tiere in einem Krankenstall zur besseren Beobachtung und sofortiger Behandlung, chronisch kranke Tiere aus dem Bestand herausnehmen
  5. Beste Haltungsbedingungen: Überprüfung und Korrektur mangelhafter Stallbedingungen in Bezug auf Fütterung, Klima (Zugluft, Licht), Haltung
  6. Rein-Raus: Haltung der Tiere im Rein-Raus-Verfahren mit entsprechend regelmäßiger Reinigung und Desinfektion
  7. Impfungen: gezielte Impfmaßnahmen gegen Rindergrippe im Spätsommer an klinisch gesunden Rindern, oder auch ganzjährige Impfung
  8. Keine Parasiten: Bekämpfung von Parasiten, z.B. Würmern, Räude verursachenden Milben und Hautpilz (Rinderflechte)
  9. Gute Biestmilchversorgung: ausreichend qualitativ hochwertige Biestmilch für das Kalb (Empfehlung: mindestens 3 bis 4 Liter innerhalb der ersten sechs Lebensstunden)
  10. Kolostrumbank: bei Notfällen wie Krankheit oder Tod des Muttertieres Ersatzbiestmilch von gesunden Kühen vorrätig haben
  11. Hohe Tiergesundheit: Durchfallbekämpfung (Rota-Corona-Coli-Kryptosporidien-Kokzidien)

Zuerst erschienen in „Der Hoftierarzt 5-23“

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5/2023 steht zum kostenfreien Abruf bereit

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Liebe Leserinnen und Leser!

„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 5/2023 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet außerdem folgende Themen:

  • Wie bleibt der Darm bei Puten gesund?
  • Kälber jetzt noch umfassender vor Rindergrippe schützen
  • Beobachtungsstudie zum selektiven Trockenstellen
  • Q-Fieber beim Rind: Bedrohung für Milchvieh und Halter
  • 11 Tipps zur Vorbeugung von Rindergrippe
  • Blauzungenkrankheit im Landkreis Ammerland
  • Verdauungsstörungen natürlich regulieren
  • Deuka primo DuoPower: Spielerisch die Futteraufnahme von Ferkeln maximieren
  • Feeder „Longtail“ – der neue Langtrog Trockenfutterautomat: Gemeinsam und ad-libitum Fressen
  • smaXtec: Hinweise auf Krankheiten durch TruAdvice-Technologie
  • Schluckimpfung gegen Ileitis: Gesunde Schweine sind die Basis
  • Saugferkel besser vor Durchfall schützen
  • Bürgerbefragung zur Tierhaltung ergibt deutlichen Verbesserungsbedarf

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt einfach hier registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail klicken und dann gleich kostenfrei downloaden und lesen!

 

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Brottrunk für Kälber: Darm gesund, Kälber gesund?

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Kälber sind empfindlich, wenn sie auf die Welt kommen. Ihr Immunsystem ist noch nicht voll ausgebildet, deshalb ist es für sie besonders wichtig, in einer hygienischen Umwelt und guten Haltungsbedingungen groß zu werden. Denn ihr einziger Schutz vor Krankheitserregern besteht in der reichlichen und schnellen Aufnahme der Biestmilch. Je nachdem, ob und wieviel sie davon bekommen haben, können sie den vielfältigen Erregern etwas entgegensetzen. Vor allem Durchfall- und Grippeerreger haben sonst leichtes Spiel.

Nachhaltige Aquakultur als Beitrag zur Ernährungssicherheit: 17. Oktober Diskussionsveranstaltung in Berlin

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Aquakulturen dienen der Aufzucht von Wasserorganismen wie Algen, Fischen, Muschel- und Krebstieren für die Lebensmittelerzeugung. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung gilt Aquakultur als ein vielversprechender Ansatz, um Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Doch sie muss nachhaltig gestaltet werden, da Wasser – insbesondere Süßwasser – eine begrenzte Ressource ist. Die Brasilianische Akademie der Wissenschaften (ABC) und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina bringen dazu in einer öffentlichen Keynote und Podiumsdiskussion internationale Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft miteinander ins Gespräch.

Schweinehaltung: Weniger Ammoniak-Emissionen aus dem Stall

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Vor allem geschlossene, wärmegedämmte Mastschweineställe mit Vollspaltenböden haben ein höheres Emissionspotenzial für Ammoniak. „Dort wird die Gülle meist die ganze Mast über unterhalb des Spaltenbodens gelagert. Diese große Oberfläche zusammen mit der langen Lagerdauer und der großen Lagermenge sowie den vergleichsweise hohen Temperaturen im Stall begünstigen die Emission von Ammoniak“, erklärt Lilly Wokel, Doktorandin im Fachgebiet Verfahrenstechnik der Tierhaltungssysteme an der Universität Hohenheim.

Tierrettung bei Stallbränden – #TiHo-Tierschutztagung 2023

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Dr. Florian Diehl (HSWT) hat sich eingehend mit der Evakuierung von Großtieren bei Stallbränden beschäftigt und stellte auf der Tierschutztagung 2023 detailliert dar, wie sich z. B. Rinderhalter auf den Fall der Fälle vorbereiten können.

Immer wieder brechen in Stallungen Brände aus, weil der Blitz einschlägt, elektrische Anlagen Funken sprühen, bei feuergefährlichen Arbeiten, durch Selbstentzündung aufgrund von Lagerfehlern und auch durch Brandstiftung.

Meist komme es zu einem schnellen Brandverlauf, der schnelles Handeln erfordere und deshalb sei es ratsam vorbereitet zu sein. Innerorts gelegene Höfe seien oft im Lauf der Jahre erweitert worden, verschachtelt gebaut und brächten im Brandfall angrenzende Wohngebäude in Gefahr. Eine entfernte Aussiedlerlage dagegen stelle die Feuerwehr oft vor Probleme, was Anfahrtswege und Abstellmöglichkeiten ihrer Fahrzeuge beträfe. Ein vorausgeplantes Rettungskonzept, am besten zusammen mit der FFW, mache deshalb unbedingt Sinn.

Rinder retten sich kaum selbst (und wenn meist zu spät) vor Feuer, haben Angst vor dem Unbekannten und laufen lieber bekannte Wege. Sie haben eine schlechte Hell-Dunkel-Adaption, was im Brandfall schlimme Folgen haben kann. Austriebsflächen müssten ausgeleuchtet werden, sagte Diehl, aber ohne die Tiere zu blenden. Für jede Tiergruppe sollten möglichst zwei (freie) Ausgänge vorhanden sein und, weil die Rettung mit hohem Personalaufwand verbunden ist, wäre ein Notfallbündnis mit benachbarten Landwirten ratsam.

Vor dem Austrieb müsse klar sein, ob die Tiere innerbetrieblich untergebracht werden können, ob sie raus dürfen oder dort eventuell Personen gefährden (innerorts, Bahngleise, Bundesstraße) und schließlich, ob sie raus können, also ein Treiben überhaupt möglich ist. Die Bodenbeschaffenheit auf dem Weg ins Freie müsse unbedingt beachtet, Gülleabwurfgitter etwa abgedeckt werden.

Auf dem Staatsgut Achselschwang wurde bei Versuchen ein signifikanter Vorteil für Kühe ermittelt, die den Austrieb, und am besten auch die Austriebsfläche, gewöhnt sind. Aber: regelmäßige Übungen seien nicht empfehlenswert, weil immer ein Verletzungsrisiko für Mensch und Tier besteht, Rinder dabei immer gestresst werden und niemand wisse, wie lange ein Gewöhnungseffekt Bestand habe. Weidebetriebe hätten allerdings durchaus einen Vorteil.

Ganzjährige Rinder- und Pferdehaltung auf Naturschutzflächen – #TiHo-Tierschutztagung 2023

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Im Frühjahr 2023 erlangte ein NABU-Weideprojekt mit Heckrindern in Ostfriesland traurige Berühmtheit, als dort Rinder und Kälber verendeten und eklatante Verstöße gegen Haltungsverordnungen und Tierschutz festgestellt wurden. Schon 2020 waren im Speicherkoog Konik-Pferde in NABU-Obhut verhungert. 2018 starben Wasserbüffel an Erschöpfung in einem Wasserloch, wie auch 2013, als bei einem Hochwasser auf den Elsholzwiesen Konikpferde und Taurusrinder ertranken. Wer glaubt Tiere auf großen Flächen aussetzen zu können und dann „der Natur ihren Lauf lässt“, lernt eben höchstens deren grausame Seite kennen.

Gerd Kämmer, Biologe und Vorstandsvorsitzender der Bunde Wischen eG, erläuterte in seinem Vortrag anlässlich der diesjährigen Tierschutztagung in Hannover, dass und wie die „Wilde Weide“ funktionieren kann.

Bunde Wischen hält auf sechs Flächen mit zusammen 1.700 ha insgesamt 1.000 Rinder und 80 Koniks, für deren Betreuung 14 Vollzeit-Arbeitskräfte zuständig sind. Zum Konzept der naturschutz-orientierten Beweidung gehörten Großflächigkeit, ganzjährige Beweidung und – je nach Flächenproduktivität – eine Besatzdichte zwischen 0,2 und 0,5 GV/ha. Die Tiere hätten Zugang zu allen Strukturen, wie Knicks, Wälder und Gewässer, führte Kämmer aus.

Bei der Betreuung sei möglichst stressarmes Handling oberstes Ziel: von der Ohrmarke über Blutproben bis zur Schlachtung. Die Kennzeichnung der flinken Kälber stelle auf großen Flächen eine echte Herausforderung dar – auch wegen aggressiver Mutterkühe. Deswegen würden die Kälber in den ersten Lebenstagen per Blasrohr betäubt und dann relativ problemlos markiert.

Bei der Zufütterung gelte das Prinzip: klotzen nicht kleckern, damit auch rangniedere Tiere genügen Futter abbekommen. Beim Witterungsschutz seien dreiseitig geschlossene Unterstände nicht die Lösung, weil höchstens ranghohe Tiere sie benutzten. Wenn die Fläche keinen natürlichen Windschutz biete, sei sie eben ungeeignet für ein Weideprojekt.

Blutproben werden in einer Fanganlage genommen welche die Tiere gut kennen, weil sich dort frostsichere Tränken und Mineralleckeimer befinden. Das „Einsammeln“ von Pferden sei recht einfach, wenn die Leitstute menschlichen Kontakt gewohnt ist. Da sich Rinder auf großen Flächen aber schnell in kleine Gruppen aufteilen, sei es schon schwieriger diese zusammen zu treiben.

Zum Herdenmanagement gehöre auch, weibliche Tiere rechtzeitig von den männlichen zu trennen, damit es keine Geburten im Winter gibt und auch der Inzucht müsse durch Austausch der männlichen Tiere entgegengewirkt werden. Rinder-Schlachtungen schließlich fänden per Kugelschuss in einer speziell konzipierten Fanganlage statt, die für alle Tiere zur bekannten Umgebung gehöre.

Auch bei Bunde Wischen verenden Tiere. Von 2016 bis 2018 starben 38 ältere Rinder und 19 unmarkierte Kälber bei oder kurz nach der Geburt. Bei rund 1.000 Rindern ergibt sich so eine jährliche Verlustrate von nur 1,9%. Damit diese so niedrig bleibt, wäre dem Projekt für die Zukunft ein geeignetes Wolfsmanagement zu wünschen, da so große Flächen natürlich niemals eingezäunt werden können.

Allen die sich umfassend mit dem Thema befassen wollen, seien die neuen „Leitlinien für die tiergerechte ganzjährige Weidehaltung von Rindern und Pferden auf Naturschutzflächen“ wärmstens empfohlen (hier zum Download).

Saugferkeldurchfälle: Viele Erreger sind beteiligt

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Von Ulrike Amler, Dipl. Ing. agr., Fachjournalistin

Saugferkeldurchfälle sind ein häufiges und ernst zu nehmendes Problem in der Ferkelerzeugung. Die Erkrankungen treten oft schon in den ersten Lebenstagen auf. Der wirtschaftliche Schaden durch Ferkelverluste ist erheblich und die Folgen häufig bis zum Mastende auf der Waage und bei der Schlachtabrechnung sichtbar. Wieso erkranken so viele Ferkel daran und wie können die Ferkel frühestmöglich vor dieser Erkrankung geschützt werden?

Die Ursachen für frühe Saugferkeldurchfälle sind vielfältig. Neben der Kokzidiose durch den Parasiten Cystoisospora suis führen bakterielle Infektionen mit verschiedenen Clostridien- und Escherichia coli-Stämmen zu gefürchteten Durchfällen. Auch Rota- und Coronaviren können sogenannte porcine neonatale Durchfallerkrankungen (ND) in der Säugephase verursachen. Die Erkrankungs- und Todesrate ist abhängig vom Erreger unterschiedlich hoch. Die wirtschaftlichen Verluste dieser frühen Erkrankungen sind jedoch erheblich.

Saugferkeldurchfälle sind sogenannte Faktorenerkrankungen. Neben der Beteiligung eines oder mehrerer Erreger können auch ungünstige Bedingungen in der Haltungsumwelt eine Erkrankung begünstigen. Die wichtigsten Faktoren sind hier die Temperaturen im Abferkelstall, wie auch das Alter, die Kondition und das Futter der Sauen und im Zusammenhang mit diesen eine unzureichende Kolostrumaufnahme der Ferkel.

Während in älteren Studien häufig nur ein Erreger für ein ND-Geschehen verantwortlich gemacht wurde, sind nach neueren Erhebungen auf den meisten Betrieben mit ND im Abferkelstall mehrere Erreger am Durchfallgeschehen beteiligt. Tierärzte und Landwirte sollten das bei der Interpretation von Diagnoseergebnissen berücksichtigen und das Erkrankungsbild, die Erkrankungsrate sowie die Rate der Tierverluste in Verbindung mit dem vorgefundenen Erreger auf Plausibilität prüfen. Nicht selten ergeben wiederholte Untersuchungen weitere pathogene Durchfallerreger.

Saugferkeldurchfall entsteht durch viele Erreger
Nach einer 2022 in der Fachpublikation Veterinary Science veröffentlichten Studie* von Nicolas Mertens und Kollegen wurden in Ferkelerzeugerbetrieben am häufigsten Clostridium perfringens Typ A, pathogene Escherichia coli (E. coli) und Rotavirus Typ A als Verursacher identifiziert. Hierfür wurden bereits im Jahr 2017 insgesamt 555 Würfe aus 205 Betrieben untersucht. Insbesondere bakterielle Durchfallerreger, deren Toxine zur Erkrankung, weitreichenden und nachhaltigen Darmschädigungen oder zum Tod der Tiere führen, lassen sich durch Antibiotika im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf kaum beeinflussen. Hierzu zählen verschiedene Stämme der C. perfringens und E. coli. In 59,2 % der Betriebe, die Probleme mit Saugferkeldurchfall hatten, wurden Toxin bildende Clostridium perfringens Typ A nachgewiesen.


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Neues EU-Projekt an der Universität Bayreuth nutzt Künstliche Intelligenz zur Tierhaltung in der Landwirtschaft

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Eine am Tierwohl orientierte Haltung von Schweinen zu fördern und umweltschädliche Emissionen zu senken, ist das Ziel des neuen Verbundprojekts „ProcessPig“. Prof. Dr. Agnes Koschmider, Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Process Analytics an der Universität Bayreuth, kooperiert in diesem Vorhaben mit zahlreichen Forschungseinrichtungen, Unternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben. Hauptziel ist die Entwicklung eines digitalen Monitorings, das Verhaltensmuster von Schweinen in freibelüfteten Ställen erfasst und analysiert. Die EU fördert das Vorhaben in den nächsten drei Jahren mit über 484.000 Euro im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft Agrar (EIP Agri).

Das Forschungsprojekt „ProcessPig“ ist ein Beispiel für die steigende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) und datengetriebener Prozessanalyse in der Landwirtschaft. Die enge Zusammenarbeit in einem Netzwerk von Partnern aus Wissenschaft und Praxis lässt dabei wichtige neue Erkenntnisse für die künftige Gestaltung der Tierhaltung und ein nachhaltiges Handeln in der Agrarbranche erwarten.

Das Vorhaben knüpft an aktuelle europäische Entwicklungen in der Tierhaltung an. Aufgrund von gesetzlichen Anforderungen und wachsendem öffentlichen Interesse werden immer mehr Ställe mit freier Lüftung und vergrößertem Platzangebot für die Tiere gebaut oder unter diesen Aspekten umgebaut. Innovative Haltungssysteme sehen vor, dass die Schweine unterschiedliche Funktionsbereiche – wie Ruhe- und Kotbereiche – nutzen können. Die Lebensbedingungen im Stall sollen auf diese Weise den natürlichen Bedürfnissen der Tiere stärker angepasst und ihr Verhalten entsprechend gefördert werden. Zugleich gibt es europaweit Bestrebungen, schädliche Umweltauswirkungen der Tierhaltung zu verringern, insbesondere die Freisetzung von Ammoniak, die zur Versauerung von Böden und zur Eutrophierung von Gewässern beiträgt. Das neue EU-Projekt will diese, auf eine Förderung des Tierwohls und des Umweltschutzes ausgerichteten Entwicklungen nachhaltig unterstützen und dafür die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) nutzen.

„Sensoren, Videodaten und KI-Algorithmen sollen künftig ein Monitoring-System bilden, das es ermöglicht, das Verhalten der Schweine in Echtzeit zu analysieren. Abweichungen von erwarteten Verhaltensmustern werden erkannt und als Schlüsselindikatoren visualisiert. Dadurch erhalten die Landwirte Hinweise auf potenzielle Probleme und können die Haltungsbedingungen der Tiere umgestalten, nicht zuletzt im Hinblick auf die klimatischen Verhältnisse im Stall. Durch die Nutzung von KI-gestützten Algorithmen zur Verhaltenserkennung können das Wohlbefinden der Tiere signifikant verbessert und der Umweltschutz erheblich gefördert werden“, sagt Prof. Dr. Agnes Koschmider.

Dr. Andreas Melfsen vom Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel betont die grundsätzliche Bedeutung dieses Ansatzes: „Unser Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen dem Verhalten der Schweine und den klimatischen Bedingungen mit Hilfe von KI-gestützter Analyse von Video- und Sensordaten zu erfassen. So können wir frühzeitig erkennen, wenn Tiere aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse von ihren gewohnten Verhaltensmustern abweichen, und geeignete Maßnahmen ergreifen.“

Die Partnereinrichtungen aus Wissenschaft und Praxis:
Das Projekt ProcessPig basiert auf einem Netzwerk von Forschungseinrichtungen, Wirtschaftsunternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben. Hierzu zählen der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Process Analytics an der Universität Bayreuth, das Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik (ILV) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Firma Lock Antriebstechnik GmbH in Ertingen, Baden-Württemberg, sowie fünf landwirtschaftliche Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. Assoziierte Partner aus den Bereichen Forschung, Versuchseinrichtungen und landwirtschaftliche Beratung verstärken das Netzwerk.

Quelle: Universität Bayreuth

Effektive Kombination von Phagen und Antibiotika zur verbesserten Therapie von KLEbsiella pneumoniae

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Im Rahmen dieses Projektes sollen Untersuchungen zur Eignung kombinierter Ansätze von Bakteriophagen und Antibiotika zur Reduktion von multiresistenten Klebsiella pneumoniae Infektionen insbesondere beim Menschen erfolgen. Das Projekt beschäftigt sich mit der Charakterisierung einer K. pneumoniae Stamm-Kollektion, die einem One Helath Ansatz entspricht. Diese Stämme sollen dann eingehend phänotypisch und genetisch charakterisiert werden. Darüber hinaus werden verfügbare Klebsiella Bakteriophagen aus dem Konsortium sequenziert, um auch hier detaillierte informationen zur genetischen Basis der Phagen zu haben.

Im weiteren werden die Genominformation der Bakterien und Phagen verwendet, um mathematische Modelle zu erstellen, die Aussagen zur Phagen/Wirtsspezifiät zulassen. Künftig soll auf mikrobiologische Untersuchungen diesbezüglich verzichtet werden können, da diese sehr aufwendig sind. Weitere Teilaspekte des Projektes werden sich mit Untersuchungen zu Depolymerasen beschaftigen, um deren Potenzial zu Verstärkung eines Bakteriophageneinsatzes zu bestimmen. Der Einsatz von Antibiotika mit und ohne Bakteriophage/Depolymerase soll in weiteren Untersuchungen im Detail bestimmt werden, um eine verbesserte Effizienz zukünftiger therapeutische Methoden zu ermöglichen.

Als innovativer Zusatz wird die in vitro Herstellung von Phagen untersucht, deren Einsatz ohne aufwendige Reinigungsschritte im Bereich der Humanmedizin zu ermöglichen. Ziel des Projektes ist es, die Bekämpfung von multiresistenten K. pneumoniae Infektionen durch einen kombinierten Einsatz von Antibiotika und Bakteriophagen/Depolymerasen zu verbessern. Der primäre Fokus ist ein Einsatz im Humanbereich, jedoch soll das Projekt im Sinne eines One Health Ansatzes durchgeführt werden, um auch den Einsatz in anderen Sektoren zu evaluieren.

Koordination:

Universität Breslau

Projektpartner:

Universität Breslau, Polen
Katholische Universität Leuven, Belgien
Sorbonne-Universität, Frankreich
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, Deutschland
The Hebrew University of Jerusalem, Israel
Invitris, Deutschland

Quelle: BfR

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Liebe Leserinnen und Leser!

Das fünfjährige Jubiläum des E-Magazins „Der Hoftierarzt“ haben wir zum Anlass genommen Prof. Dr. Nicole Kemper von der TiHo, Hannover zu fragen: Wo steht die deutsche Nutztierhaltung in fünf Jahren?. Das Interview mit der Direktorin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) finden Sie gleich auf den ersten Seiten.

„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 4/2023 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet außerdem folgende Themen:

• Bürgerrat Ernährung – Polittheater statt Partizipation
• Hitze – Herausforderungen für die Fruchtbarkeit im Sommer
• Schwergeburt: Optimale Erstversorgung der Kuh sicherstellen!
• Nabelgesundheit beim Kalb
• Wiederkauen und Aktivität als Tierwohl-indikatoren?
• Verdauungsstörungen natürlich regulieren
• PICKStein MeidArom® speziell für kleine Herden und Mobilställe
• Saugferkeldurchfälle: Viele Erreger sind beteiligt
• Menken & Drees Friggy Wasservernebler: Kühleffekt bis zu 6°C
• Kuhortung und Herdenüberwachung mit InnoMoo ENGS
• 10 Tipps zur Fütterung von säugenden Sauen
• Verlängerte Nutzungszeit durch Mauser und das Wurmproblem bei Bio-Legehennen

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt einfach hier registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail klicken und dann gleich kostenfrei downloaden und lesen!

„Drei Jahre ASP in Deutschland – wo stehen wir?“ Fachtagung des Verbunds trafo:agrar

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Rund 80 überregionale Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, des öffentlichen Veterinärwesens und der landwirtschaftlicher Praxis sind der Einladung des Verbunds Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) gefolgt und haben am vergangenen Donnerstag, 31. August 2023, auf der Fachtagung „Drei Jahre ASP in Deutschland – wo stehen wir?“ die Bilanz und Perspektiven des Geschehens der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland diskutiert. Dazu gehöhrten unter anderem die kommende Umsetzung des neuen europäischen Tiergesundheitsrechts (AHL) Schweinehalter und Behörden und erste Lösungsansätze aus Niedersachsen.

Anlass der vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und dem Landvolk unterstützen Tagung war der Relaunch der ASP-Risikoampel, einem kostenlosen und frei zugänglichen Onlinetool zur Risikobewertung eines Eintrags von ASP in schweinehaltende Betriebe. Die grundlegend überarbeitete Neuauflage der „ASP-Risikoampel“ kündigte Dr.in Barbara Grabkowsky, Leiterin des Verbunds trafo:agrar – dessen Koordinierungsstelle ihren Sitz an der Universität Vechta hat –, für den Nachmittag an. Zunächst präsentierten Fachleute aus Wissenschaft, Veterinärverwaltung und Wirtschaft aktuelle Aspekte und neue Entwicklungen in den Bereichen ASP-Seuchengeschehen, Impfstoffentwicklung, Vermarktung, Recht und Biosicherheit.

Prof.in Dr.in Carola Sauter-Louis, Leiterin des Instituts für Epidemiologie des FLI, stellte die aktuelle epidemiologische Lage dar. Zur Eindämmung der ASP bei Wildschweinen gebe es gute Erfahrungen mit Schutzkorridoren, deren Bewirtschaftung jedoch konsequent große Ressourcen benötigen. „Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest erfordert erhebliche personelle und materielle Ressourcen sowie ein hohes Maß an Ausdauer. Doch die vor Kurzem erfolgte Aufhebung einiger Restriktionszonen in Deutschland stimmen uns optimistisch“, so die Bewertung der Wissenschaftlerin.

Aktuelles zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen die ASP, auch mit einem Einblick in die Forschungsergebnisse des FLI, stellte PD Dr.in Sandra Blome, stellv. Leiterin des Instituts für Virusdiagnostik des FLI, vor. Eine hinreichende Wirkung hätten bisher nur Lebendimpfstoffe zeigen können, deren Sicherheitsprofil jedoch kritischer zu beurteilen sei, besonders bei der Verabreichung an Wildschweine. Zwar gebe es inzwischen vielversprechende Impfstoffkandidaten, eine Zulassung der EMA stehe hingegen noch aus. „Auf dem Gebiet der Impfstoffforschung wurden große Fortschritte gemacht und eine Impfung von Wildschweinen in betroffenen Gebieten könnte eine mittelfristige Option sein. Im Rahmen eines EU geförderten Projekts werden wir versuchen einen oder mehrere Kandidaten zur zentralen Zulassung durch die EMA zu führen.“

Aus Sicht der Fleischwirtschaft beleuchtete Dr. Gereon Schulze Althoff, seit kurzem für das Thema Nachhaltigkeit in der Geschäftsführung der Tönnies-Gruppe verantwortlich, die Perspektive des Handels auf die Schweineproduktion in Zeiten von ASP. Mit einem klaren Bekenntnis zur heimischen Produktion, gerade unter Nachhaltigkeitsaspekten und trotz Standortnachteile durch ASP bei Wildschweinen, so Althoff, gab er einen optimistischen Ausblick auf ein wieder zunehmendes Exportgeschehen. Er betonte in seinem Vortrag, wie wichtig die Schweinehaltung für eine klimaangepasste Landwirtschaft sei. Nur mit Schweinen könne man bestimmte Kreisläufe schließen. Der Export vor allem von Nebenerzeugnissen, die in Deutschland nicht verzehrt werden, komme schrittweise zurück und wird eine wichtige Ergänzung zur Stabilisierung des Einkommens für Landwirtinnen und Landwirten sein.

Zu Anforderungen des neuen europäischen Tiergesundheitsrechts für Schweinehalterinnen und Schweinehalter referierte Dr.in Barbara Hoffmann, Leiterin des Referats Tierseuchen, EU-Handel, Internationale Fragen, Krisenzentrum im BMEL (Bonn). So wurden nach Erfahrungen mit der ASP in der EU konkretere Vorgaben in einer Durchführungsverordnung für Schweinehalter festgelegt, deren Betriebe in Sperrzonen liegen (EU-VO 2023/594). Neben stets geltenden „angemessenen Maßnahmen“ zum Schutz der Bestände würden demnach „verstärkte Maßnahmen“ in der betrieblichen Biossicherheit gefordert, welche besondere Bedeutung für eine Fortsetzung des Handels mit Schweinen und Fleischerzeugnissen in Sperrzonen erlangten. EU-rechtlich festgelegte Sperrfristen könnten so erheblich verkürzt werden.

Nach dem Überblick zur ASP-Situation galt der Nachmittag dem Blick auf die Praxis. Zu Leistungen der Tierseuchenkasse im Tierseuchenfall berichtete Dr.in Ursula Gerdes von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, in welchen Fällen Entschädigungen erfolgen oder auch versagt werden. Anschaulich untermauerte diese Ausführungen die Tierärztin Leonie Klein, die an der Tierärztlichen Hochschule Hannover Untersuchungen zur Biosicherheit in schweinehaltenden Betrieben durchführte. Demnach bestünden noch große Defizite in der Umsetzung von Biosicherheitsmaßnahmen, was vor dem Hintergrund der Sicherung gesunder Tierbestände kritisch zu bewerten sei. Für den Verbund trafo:agrar stellte Dr.in Maria Gellermann die überarbeitete und aktualisierte „ASP-Risikoampel 2.0“ vor. Zahlreiche Fachleute hätten auch mit Unterstützung des FLI, der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und des Landvolks Niedersachsen daran mitgewirkt, das Online-Tool zu aktualisieren. Die neue ASP-Risikoampel könne in Niedersachsen dabei ein Element eines künftig erforderlichen betriebsindividuellen Biosicherheitsplans sein, so die Projektleiterin. Mit spannenden Erfahrungen aus Sicht einer Tierversicherung beendete Albert Ziegler, verantwortlich für die Produktentwicklung im Bereich Landwirtschaft bei der R+V-Versicherung (Wiesbaden) die Tagung. Er erläuterte am Beispiel des ASP-Geschehens in Emsbühren die Vorteile einer Ertragsschadenausfallversicherung und stellte hierzu Kalkulationen vor.

In den Diskussionen wurde besonders deutlich, dass für die Umsetzung des neuen EU-Tiergesundheitsrechts in die Praxis noch Fragen offenblieben, so der Verbund trafo:agrar. „Niedersachsen habe nun erstmals einen breit aufgestellten Vorschlag zur Umsetzung vorgelegt, so das Fazit, bevor die Tagung mit dem Appell schloss, auch künftig weiter nur gemeinsam und mit Augenmaß auf allen Ebenen die Herausforderungen der ASP und der Umsetzung des neuen EU-Rechts in die Praxis fortzusetzen.“

Quelle: Universität Vechta

Langes Heu in Futterautomaten oder Eimer reduziert abnormales orales Verhalten bei milchgetränkten Kälbern

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Kurz gehäckseltes Heu (≤5 cm) in einem Eimer angeboten, reduziert bei Kälbern „abnorme repetitive Verhaltensweisen“ (z. B. Zungenrollen) und „nichtnutritive orale Manipulationen (NNOM)“, die Bewegungen ähneln, die bei der Futteraufnahme vorkommen.

Ein Forscherteam der University of California (Downey et al. 2023)
wollten herausfinden, ob die Gabe von langem Heu (∼19 cm), in einem Eimer oder einem PVC-Rohrfütterer positive Auswirkungen hat.

Einzeln auf Sand gehaltene Holsteinkälber wurden ad libitum mit Startergetreide und begrenztem Milchaustauscher (5,7–8,4 L/Tag Step-up) über eine Flasche gefüttert oder mit Berggrasheu in einem Eimer oder in einer PVC-Rohrzuführung. Der 56 × 10,2 cm PVC-Rohrfütterer hatte 4 Öffnungen, die 6,35 cm breit waren, wodurch das Kalb seine Zunge in das Rohr stecken und seine Zunge krümmen musste, um Heu zu entnehmen.

Der Versuch dauerte von der Geburt bis zum Alter von 50 Tagen, als die schrittweise Entwöhnung begann und allen Kälbern TMR gefüttert wurde. Die Tiere waren am 60. Tag vollständig entwöhnt. In Woche 4 und 6 wurden orale Aktivitäten (Fressen, Wiederkäuen, Wasser trinken, Milch saugen, Selbstpflege, NNOM, Zungenrollen, Zungenschnippen und Hecheln) durch direkte Beobachtung über 24 Stunden aufgezeichnet.

Die Fütterung von langem Heu, unabhängig von der Präsentationsmethode, erhöhte die gesamte Trockenmasse-Aufnahme, die Getreideaufnahme und die durchschnittliche Tageszunahme im Vergleich zu Kontrollkälbern. Die Bereitstellung von Heu erhöhte auch das Wiederkäuen (25 % zu 15 % der 24-Stunden-Beobachtungen in der Kontrollgruppe) und die Fresszeit (5,5 % zu 2 % in der Kontrollgruppe).

Abnormales Verhalten wurde bei allen Kälbern beobachtet. Die Bereitstellung von Heu reduzierte einige davon, einschließlich NNOM (5,5 % gegenüber 9 % in der Kontrollgruppe). Es gab keinen Unterschied in der NNOM zwischen Kälbern, die mit Heu im Rohr oder im Eimer gefüttert wurden, obwohl Eimerkälber mehr Heu verbrauchten. Die Bereitstellung von Heu hatte keinen Einfluss auf andere Verhaltensweisen: Wassertrinken (0,5 %), Fellpflege (3 %) oder Zungenschnippen (3 %).

Die Kälber zeigten auch Anzeichen von Polydipsie (pathologisch gesteigertes Durstempfinden mit vermehrter Flüssigkeitsaufnahme) und putzten sich übermäßig, Zungenrollen zeigten zwar 85 % der Kälber, aber nur relativ selten.

Das Füttern von Heu im Eimer oder Rohrfütterer reichte nicht aus, den Verhaltensstörungen entgegenzuwirken, die mit Einzelhaltung und begrenzter Möglichkeit, Milch zu saugen (<1 % der Zeit), verbunden sind.

Die Bereitstellung von langem Heu, in Eimer oder Rohrfütterer, förderte das Wiederkäuen, verbesserte die Leistung (höhere Getreideaufnahme und Tageszunahme) und reduzierte zumindest einige, aber nicht alle der beträchtlichen abnormalen oralen Verhaltensweisen, die diese Kälber zeigten.

Die Originalquelle ist hier zu finden.

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/2023

Antibiotika-Einsatz bei Masttieren: Erster Jahresbericht liefert genauere Daten

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Tendenz weiter rückläufig

Zum Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung gibt es ab jetzt jedes Jahr ausführliche Zahlen. Den ersten Bericht hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) heute veröffentlicht. Gerade bei Tierarten, bei denen bisher besonders viel und häufig Antibiotika eingesetzt wurden, zeigt sich dabei eine erfreuliche Tendenz: Sowohl die Zahl der Behandlungstage je Tier als auch die Menge der insgesamt eingesetzten Antibiotika waren im Jahr 2022 rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verbrauchsmenge von Antibiotika bei Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten insgesamt um 12 % zurückgegangen.

„Der Rückgang zeigt, dass das im Tierarzneimittelgesetz festgeschriebene Antibiotikaminimierungskonzept wirksam ist“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Das ist eine gute Nachricht. Durch den geringeren Antibiotikaeinsatz sinkt langfristig das Risiko durch resistente Keime. Mit Hilfe der nun jährlichen Berichte sind wir deutlich näher am Geschehen und können zeitnah Handlungsempfehlungen geben.“

Seit diesem Jahr hat das BfR die Aufgabe, jährlich die Daten zum Antibiotika-Einsatz im Hinblick auf deren mögliche Bedeutung für den gesundheitlichen Verbraucherschutz zu bewerten. Konkret untersucht wurde die Entwicklung der Therapiehäufigkeit und der Verbrauchsmengen von antimikrobiellen Substanzen bei Mastkälbern, Mastrindern, Mastferkeln und Mastschweinen, Masthühnern und Mastputen. In der Vergangenheit hat das BfR bereits zwei Berichte zum Antibiotika-Einsatz über längere Beobachtungs-Zeiträume veröffentlicht. Nun liegt der erste Jahresbericht vor – für das Jahr 2022.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Verbrauchsmenge von Antibiotika bei den untersuchten Tiergruppen insgesamt um 12 % zurückgegangen. Bezogen auf die Verbrauchsmengen je Tier und Tag war der Rückgang am stärksten bei Mastferkeln und Masthühnern (jeweils -12 %), gefolgt von Mastputen (-8 %), Mastkälbern (-5 %) und Mastschweinen (-3 %).

Auch die populationsweite Therapiehäufigkeit ging zurück. Hier war der stärkste Rückgang bei Mastferkeln (-8 %) festzustellen. Auch bei Masthühnern (-4 %), Mastputen (-3 %) sowie Mastkälbern und Mastschweinen (jeweils -2 %) gab es einen weiteren Rückgang der Therapiehäufigkeit. Lediglich bei den über acht Monate alten Mastrindern stiegen Therapiehäufigkeit und Verbrauchsmengen für Antibiotika im vergangenen Jahr an. Allerdings ist in dieser Tiergruppe der Antibiotikaeinsatz insgesamt mit deutlichem Abstand geringer als in allen anderen untersuchten Gruppen.

Hervorzuheben ist außerdem ein Rückgang der Verbrauchsmengen bei den besonders kritischen Wirkstoffen der Cephalosporine der 3. und 4. Generation (-32 %) und der Polypeptidantibiotika (-24 %). Die populationsweiten Therapiehäufigkeiten für diese Substanzen gingen bei der Mehrzahl der Tiergruppen ebenfalls zurück. Auch die Verbrauchsmengen von Fluorchinolonen sanken insgesamt (-9 %), allerdings wiesen vier der sechs Nutzungsarten (Mastkälber, Mastferkel, Mastschweine, Mastputen) einen Anstieg der Therapiehäufigkeit auf.

Die Ergebnisse für das Jahr 2022 zeigen, dass Masthühner die höchste populationsweite Therapiehäufigkeit aufwiesen (45 Tage je Tier und Jahr), gefolgt von Mastputen (41 Tage), Mastkälbern (26 Tage), Mastferkeln (21 Tage), Mastschweinen (6 Tage) und Mastrindern (< 1 Tag). Die Verbrauchsmenge von Antibiotika in den sechs untersuchten Tiergruppen betrug insgesamt 309 Tonnen, von denen der größte Teil auf Mastschweine entfiel (91 Tonnen), gefolgt von Mastferkeln (62 Tonnen), Mastputen (56 Tonnen), Masthühnern (52 Tonnen) und Mastkälbern (46 Tonnen). Bei Mastrindern wurde weniger als eine Tonne an Antibiotika verbraucht. Auch die Antibiotika-Resistenzraten des Indikatorkeims E. coli haben sich in diesen Tiergruppen in den vergangenen Jahren verringert. Allerdings zeigt sich, dass nicht jeder reduzierte Antibiotika-Einsatz unmittelbar zu verringerten Resistenzraten führt. Deshalb sind hier weitere Reduktionsanstrengungen erforderlich, um das Risiko einer Exposition der Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber antibiotikaresistenten Bakterien weiter zu verringern. Link zum Download des Berichts.

Quelle: BfR

Nutzen Mastochsen Beschäftigungsmaterial auf einer reizarmen Weide?

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Beschäftigungsmaterial kann das Wohlbefinden von Nutztieren verbessern, weil es die Umweltkomplexität erhöht und eine größere Bandbreite natürlicher Verhaltensweisen fördert. Es gibt bisher aber nur begrenzte Daten über Notwendigkeit und Auswirkungen von Beschäftigungsmaterial bei extensiv gehaltenen Rindern, die auf grasbewachsenen Paddocks ohne zusätzliche natürliche und künstliche Merkmale gehalten werden.

Australische Forscherinnen haben nun untersucht (Dickson et al. 2022), welche Art Beschäftigungsmaterial Rinder in einer kargen Koppelumgebung verwenden und bevorzugen. Acht Gruppen von je sieben Angus-Ochsen, die auf beweideten Paddocks ohne natürliche oder künstliche Merkmale untergebracht waren, wurden drei Wochen lang tagsüber je zweimal pro Woche beobachtet. Ihnen wurden eine Rinderbürste, ein Stück hängendes Seil, ein Baumstumpf und ein Hackschnitzelhaufen angeboten.

Obwohl die Verwendung von Beschäftigungsmaterial im Laufe der Zeit allgemein abnahm, blieben Bürsten, Baumstumpf und Holzschnitzel auf einem höheren Verwendungsniveau als das Seil. Dies deute darauf hin, dass die Bürste, der Baumstumpf und der Hackschnitzelhaufen wertvollere Ressourcen für das Vieh waren, da sie Pflege- und Liegeverhalten ermöglichten, obwohl auch an Baumstumpf, Holzhackschnitzel und Seil orale Manipulationen stattfanden, kommentieren die Autorinnen der Studie.

Die Originalquelle ist hier zu finden.

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 3/23