Auseinanderwachsen, dünner Kot – das sind typische Symptome für die Darmerkrankung Ileitis. Gerade in Zeiten mit hohen Futterkosten und bei Vermarktung über Haltungsstufe 3 und 4 sind die Betriebe alarmiert. Eine Impfung kann die Tiere schützen. Wie das schnell und sicher geht, hat Ralf Wülpern aus Rockstedt herausgefunden.
Ralf Wülpern aus Rockstedt, Landkreis Rotenburg (Wümme), hält 520 Sauen im 3-Wochen-Rhythmus und hat in einem weiteren Stall zusätzlich 2.700 Aufzuchtplätze. Er macht sich viele Gedanken um die Tiergesundheit und setzt gerne auf vorbeugende Maßnahmen. „Gesunde Schweine sind für uns elementar, sie sind die Basis unserer Vermarktungsstrategie. Wir halten Ferkel mit Ringelschwanz, weil wir auch an Mäster liefern, die für die Haltungsstufen 3 und 4 Strohschweine mästen und eine Vermarktung an Metzgereien betreiben. Der Ringelschwanz funktioniert nur bei ganz gesunden Tieren, die sich zudem wohl fühlen. Deswegen setzen wir neben ausgeklügeltem Futter mit viel Struktur schon lange auf umfangreiche Impfungen im Ferkelalter wie PRRS, Mykoplasmen und Circo“, so der Landwirt.
Doch trotz so gut geschützter Ferkel kann es Probleme geben. „Wir liefern unsere Ferkel an insgesamt 5 feste Mäster. Vor einiger Zeit fingen die Tiere bei einem Mäster plötzlich an mit Durchfall und bei einem anderen mit Auseinanderwachsen. Die Diagnostik dort vor Ort ergab dann Ileitis“, erinnert sich Ralf Wülpern. Die Darmerkrankung Ileitis ist sehr verbreitet. Der Erreger ist in nahezu jedem Stall vorhanden. Nicht nur die akute Form macht Probleme, sondern auch schon die subklinische Verlaufsform. Denn auch wenn sie keine Krankheitssymptome auslösen, haben die Lawsonien trotzdem einen großen Einfluss auf die biologischen Leistungen. Behandeln kann man die Ileitis mit Antibiotika, doch diese Therapie kann nur für den akuten Fall eine Lösung sein, denn sie schützt nicht die nachfolgenden Schweine. Für den dauerhaften Schutz über die gesamte Mastdauer gibt es die Schluckimpfung gegen Ileitis.
Impfung gegen Ileitis beugt vor
Deshalb startete der Mäster eine Woche nachdem er die 28 kg-Ferkel von Ralf Wülpern bekam, mit der Schluckimpfung gegen Ileitis. Doch das funktionierte nicht so gut wie erwartet, weil die Impfung offensichtlich zu spät kam. Tierarzt Sönke Hartjen, Vet-Team GmbH aus Vechta, erklärt warum: „Infektion und Impfung hatten sich zeitlich überlagert. Die Ferkel infizieren sich sofort beim Einstallen in die Mast, und wenn sie dann nicht geimpft sind, bricht die Erkrankung kurze Zeit später aus. Insofern muss die Impfung bereits in der Aufzucht rechtzeitig vor der Infektion erfolgen, damit die Ferkel spätestens zur Einstallung in die Mast eine belastbare Immunität ausgebildet haben.“ Deshalb wandte sich der Mäster an Ralf Wülpern. Für den Sauenhalter war sofort klar, dass er die Schluckimpfung in sein Tiergesundheitsmanagement integriert, obwohl eine sofort eingeleitete Diagnostik bei drei Altersgruppen seiner Ferkel noch keine Lawsonien nachweisen konnte. „Wir haben die Mäster informiert und alle waren sofort damit einverstanden, auch mit der finanziellen Beteiligung. Wir machen es immer so, dass alle Mäster auch alle Maßnahmen mittragen, das funktioniert gut.“
Schneller geht es mit der Ileitis-Pumpe
Die Schluckimpfung gegen Ileitis kann oral gedrencht oder über Trinkwasser oder Flüssigfütterung verabreicht werden. Die ersten zwei Durchgänge drenchte Ralf Wülpern mit seinem Team, was aber bei knapp 1000 Ferkeln alle drei Wochen sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Deshalb stellte Ralf Wülpern auf die Schluckimpfung via Trinkwasser um. Er nutzt dafür die Ileitis-Pumpe. Sie ist noch recht neu auf dem Markt. Eine Pumpe nur für die Ileitis-Impfung ist eine gute Lösung, da sie ausschließlich für den Impfstoff genutzt wird, sie ist nicht verunreinigt und daher in der Hygiene deutlich besser. Medikamentendosierer werden auch für Leitungsdesinfektion, orale Antibiotikagaben und sonstige Medikamente und für Säurezugaben genutzt, weshalb man sie sehr gut säubern muss, wenn man sie auch für den Impfstoff nutzen möchte. Schnell passieren sonst Fehler, und der Impfstoff kann nicht wirken. Die Ileitis-Pumpe braucht nur wenig Platz, sie wird einfach installiert, und sämtliches Material für den Einbau ist dabei. „Einmal eingebaut und auf den Wasserdruck eingestellt läuft sie ohne weiteren Aufwand“, so Tierarzt Sönke Hartjen. Damit die Ferkel zum Einstallen in die Mast eine Immunität aufbauen können, erfolgt die Impfung 2 Wochen vor Ende der Aufzucht. „Dieser späte Impfzeitpunkt ist für die beteiligten Betriebe ideal. Die Ferkel sind alt genug und stabil sowie impffähig und je später wir impfen, desto länger schützt die Impfung in der Endmast“, sagt Sönke Hartjen.
Mäster sehen Impferfolge
Ralf Wülpern ist bisher sehr zufrieden mit der Ileitis-Pumpe. „Wir haben sie jetzt seit einigen Wochen im Einsatz und nach anfänglichen Anpassungen läuft alles prima. Wir müssen jetzt nur noch einen knappen Liter Wasser vorbereiten, den blauen Wasserstabilisator Thiosulfat hinzufügen und dann die benötigten rund 1.000 Impfdosen hinzufügen. Dann ergibt alles zusammen 3 Liter Stammlösungsvolumen. Schließlich wird die Pumpe angestellt, damit sie innerhalb von 6 Stunden den Impfstoff in jedes Abteil transportiert. Nach 6 Stunden ist die Impfung beendet, ohne dass wir uns weiter kümmern müssen. Jedes Schwein hat dann seine Dosis aufgenommen. Die Pumpe ist sehr leicht zu bedienen und bringt die Impfung schnell und problemlos zum Tier“, zeigt sich Ralf Wülpern sehr zufrieden.
Die Mäster, die jetzt schon seit einem Jahr Ileitis-geimpfte Ferkel von Ralf Wülpern bekommen, sind mit dem Impfergebnis ebenfalls zufrieden. Das Auseinanderwachsen ist vorbei und auch die Darmstabilität ist besser geworden. Die Verkaufsgruppen sind einheitlicher und die Abteile 5 bis 7 Tage früher geräumt. Die Mäster möchten die Schluckimpfung gegen Ileitis auf jeden Fall beibehalten. Und auch Ralf Wülpern und Tierarzt Sönke Hartjen befürworten das. „Eine stabile Darmgesundheit ist die Basis für das tierische Wohlbefinden und für eine gute Futterverwertung. Speziell der letzte Punkt ist bei den derzeit ständig steigenden Futterpreisen auch ein Argument für die Schluckimpfung“, so Sönke Hartjen, „und mit der neuen Ileitis-Pumpe ist die Schluckimpfung einfach und schnell durchgeführt.“
Hntergrund
Ileitis – Nicht allein der Durchfall ist das Problem
Der Erreger der Ileitis verursacht verschiedene Krankheitsbilder. Manche führen zu schweren Verlusten, wie die akute Form der Ileitis, die sogenannte PHE (porzine hämorrhagische Enteropathie). Häufiger sind jedoch mildere Verläufe der Ileitis, die mit Durchfällen und Kümmern einhergehen (PIA: porzine intestinale Adenomatose). Die häufigste Verlaufsform in den Beständen ist jedoch die subklinische Ileitis (d.h. also ohne typische Anzeichen wie Durchfall), welche zu gravierenden Leistungsverlusten führt und damit zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen. Über den Kontakt mit Erreger haltigem Kot gelangt Lawsonia intracellularis in den Darm eines dann frisch infizierten Schweines. Dort sucht der Erreger zielstrebig die sogenannten Kryptepithelzellen der Darmschleimhaut auf, die durch Zellteilung für den permanenten Ersatz abgestorbener Darmschleimhautzellen sorgen. Die Darmschleimhaut verdickt sich, und in der Folge ist die Resorption von Nährstoffen aus der Nahrung gestört.
Dieser Beitrag erschien zuerst im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 5/23