Finnlands größter Ferkelbetrieb rentabel trotz Kupierverzichts

0

Eine erfolgreiche Haltung von Langschwänzen ist immer eine besondere Herausforderung. Das verdeutlichen zahlreiche Studien etwa anhand der Häufigkeit von Schwanzverletzungen. Dass dies auch anders geht, beweist Timo Heikkilä. Er ist Finnlands größter Ferkelerzeuger und zudem langjähriger Kunde und Partner des niedersächsischen Stallausrüsters WEDA Dammann & Westerkamp. Für die Haltung von Schweinen mit unkupierten Schwänzen hat der Finne ein spezielles Konzept entwickelt. Dies praktiziert er so erfolgreich, dass seine Farm kürzlich von der EU-Kommission als Musterbeispiel für die Haltung von Langschwänzen ausgewählt wurde.

Timo Heikkiläs Farm mit 3.500 Sauen, 6.000 Ferkeln (7 bis 30 Kilogramm) im Flatdeck und 1.200 Jungsauen (30 bis 140 Kilogramm) steht im südwestfinnischen Rusko, 200 Kilometer westlich von Helsinki. „Bei uns in Finnland ist das Kupieren von Schwänzen seit dem 11. November 2002 verboten. Trotzdem haben wir im Januar 2003 mit der Haltung von Langschwänzen begonnen“, berichtet Heikkilä. Und seine Ergebnisse belegen, dass er mit seinem Ansatz richtig liegt: Lediglich zwei Prozent der Tiere kommen mit kaputten Schwänzen beim Schlachthof an.

Eliminierung der Stressoren
„Die Hauptursache für das Schwanzbeißen ist Stress“, betont Heikkilä. Stress entsteht seiner Meinung nach durch eine Reihe von Faktoren: Zum Beispiel dadurch, dass die Tiere nicht gleichzeitig fressen können. Zudem ist häufig die Klimatechnik nicht richtig eingestellt, sodass die Luft entweder schlecht ist oder Zugluft entsteht. „Ein weiterer Faktor ist, dass es nicht genug Beschäftigungs- und Spielmaterial gibt“, ergänzt er. „Alleine durch das Eliminieren dieser Stressfaktoren kann man bereits sehr viel erreichen“, weiß Heikkilä.

Hoher Gerste-Anteil im Futter
Schweinehaltern, die auf die Haltung von Langschwänzen umstellen möchten, macht Heikkilä daher Mut und rät: „Um den Stress für die Tiere zu reduzieren, empfehle ich den Einbau langer Tröge, also ein Fressplatzverhältnis von 1:1. Überdies sollten die Tiere am besten mit einer Flüssigfütterung versorgt werden.“ Timo Heikkilä arbeitet seit Jahren erfolgreich mit der Flüssigfütterung von WEDA. „Dadurch erhalten meine Tiere ihr Futter mit einem hohen Anteil an Gerste. Weizen sehe ich eher kritisch, da er weniger Rohfaser enthält“, berichtet er.

Hygienetechnik elementar
Timo Heikkilä verfüttert ausschließlich pelletiertes Zukauf-Fertigfutter. Die Pelletierung verhindert das Eindringen von Salmonellen über das Futter in seinen Tierbestand. Außerdem setzt er bei der Fütterung Säuren ein. Nicht zuletzt eine gute Hygiene in der Flüssigfütterung hält Heikkilä für elementar:

„Unsere Anlage ist mit der neuesten Hygienetechnik von WEDA ausgerüstet. Diese umfasst eine regelmäßige Reinigung der Behälter mit UV-Licht, die Spülung der gesamten Anlage mit Lauge sowie die Reinigung der Ablaufrohre im Stall.“ Damit gibt Heikkilä der Entstehung von Keimen und Bakterien keine Chance.

Gutes Stallklima
Eine weitere Säule seines Konzeptes ist das gute Stallklima. Um es zu erreichen, muss etwa die Schadgasbelastung reduziert werden. In Rusko gelingt dies auf drei Arten: durch die Senkung des Ammoniakgehalts, die Einströmung der Zuluft direkt in die Buchten und durch einen Anteil von zwei Drittel geschlossener Bodenfläche. Gerade Letzteres hält etwa die Gülleoberfläche in den Abteilen niedrig.

Extraportion Stroh regt Spieltrieb an
Den Einsatz von ausreichend Beschäftigungs- und Spielmaterial hält Timo Heikkilä für elementar:„Wir setzen dabei ganz puristisch auf Stroh, dass allerdings in guter Qualität vorliegen muss“, führt er aus. „Sobald wir merken, dass die Tiere beißen, werfen wir eine Extraportion Stroh in die Bucht. Das lenkt sie ab und regt sie sofort zum Spielen an.“ Den ersten Schritt zur erfolgreichen Umstellung auf die Haltung von Langschwänzen sieht Timo Heikkilä im Einbau von Langtrögen, um den Futterneid unter den Tieren zu unterbinden. „Das wichtigste ist jedoch meiner Erfahrung nach, alle Maßnahmen bereits im Vorfeld zu planen und nicht erst zu reagieren, wenn die Probleme schon da sind“, zieht Timo Heikkilä Bilanz seines erfolgreichen Haltungskonzeptes.

Quelle: WEDA Dammann & Westerkamp GmbH

ALDI Bio Weide Rind: ALDI SUISSE unterstützt schweizweit einzigartiges Weidemastprojekt

0

ALDI SUISSE führt per Januar 2020 das Projekt sowie das damit verbundene Bio-Rindfleischsortiment «ALDI Bio Weide Rind» (ABWR) ein. Das Projekt wurde von ALDI SUISSE gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL vor rund zwei Jahren initiiert und sorgt dafür, dass männliche Milchrassekälber auf dem Geburtsbetrieb aufwachsen dürfen. Für sie gab es bislang im Bio-Landbau keine Verwendung.

Übernahme von Verantwortung
Das Projekt «ALDI Bio Weide Rind» basiert auf allen bewährten Bio-Standards, geht aber noch einen entscheidenden Schritt weiter: Im Rahmen von ABWR dürfen auch männliche Milchrassekälber auf dem Geburtsbetrieb aufwachsen. Solche Kälber werden aus der Milchviehhaltung unter höchsten Anforderungen an Tierwohl und Nachhaltigkeit aufgezogen. Aus ethischer und ökologischer Sicht ist es erstrebenswert, diesen Jungtieren aus der Milchproduktion ein artgerechtes Leben auf der Weide zu ermöglichen. Alle Jungtiere bleiben zwingend die erste Zeit – mindestens 150 Tage – auf dem Geburtsbetrieb. Somit entfallen Transporte sowie das Umstallen von jungen Kälbern mitten im Immunitätsloch im Alter von rund 4 Wochen, was den Antibiotikaeinsatz auf ein Minimum reduziert. Dies ist in der Schweiz einzigartig. ALDI SUISSE nimmt somit eine Pionierrolle im Detailhandel ein.

Nach zweijähriger Initiierungsphase gelangen erste Artikel in den Verkauf
Das Projekt wurde bereits 2018 ins Leben gerufen. Nun, nach knapp zweijähriger Aufbauphase, ist ab sofort eine Reihe von Rindfleischartikeln unter dem Label «ALDI Bio Weide Rind» im Verkauf erhältlich. «Mit dem Kauf dieses Produktes erhält die Kundschaft nicht nur ein qualitativ hochwertiges Fleischprodukt, sondern unterstützt gleichzeitig das damit verbundene schweizweit einzigartige Projekt, das wir gemeinsam mit dem FiBL entwickelt haben», freut sich Thomas Eberle, Buying Director bei ALDI SUISSE. Mitinitiator Eric Meili, Berater am Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, betont die grosse Herausforderung im Bio-Landbau und ergänzt stolz: «Das Projekt liegt mir in meiner Tätigkeit als Bio-Berater für das FiBL sehr am Herzen. Gemeinsam nehmen wir unsere Verantwortung gegenüber den männlichen Milchrassekälbern wahr», so der studierte Landwirt.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
Die Basis für das Projekt «ALDI Bio Weide Rind» bilden sämtliche bewährten Bio-Standards. Darüber hinaus zeichnen folgende Fakten das Projekt aus und machen es in der Kombination somit absolut einzigartig:

• Kälber dürfen auf dem Geburtsbetrieb aufwachsen, wo sie mindestens 150 Tage bleiben und abgetränkt werden.
• Stärkung und Aufbau des eigenen Immunsystems: Der Antibiotika-Einsatz kann so auf ein absolutes Minimum reduziert werden.
• Männliche Milchrassekälber dürfen auf Bio-Bauernhöfen leben.
• Futter erfolgt ausschließlich von saftigen Wiesen. Sojafütterung ist verboten.
• Einsatz spezieller «Flatskin»-Verpackung bei einigen Produkten, dadurch Plastikreduktion von 70 %.
• «Nose-To-Tail»-Ansatz: Das gesamte Tier wird verwertet.

Weitere teilnehmende Betriebe gesucht
Bisher haben sich rund 70 Betriebe für das Projekt angemeldet. Dies ist jedoch noch nicht ausreichend, um alle über 200 ALDI SUISSE-Filialen mit dem Bio-Rindfleischsortiment «ALDI Bio Weide Rind» zu versorgen. Derzeit ist lediglich das Bio-Weidehackfleisch schweizweit in allen 209 Filialen erhältlich. Die weiteren Artikel wie Filet, Ragout oder Entrecôte gibt es nur in rund einem Viertel der Filialen. Deshalb werden weitere teilnehmende Geburts- und Mastbetriebe gesucht. Interessierte Landwirtschaftsbetriebe werden gebeten, mit dem FiBL für weitere Informationen in Kontakt zu treten.

Quelle: ALDI SUISSE AG

BfR: Virusübertragung (H5N8) durch den Verzehr von Lebensmitteln vom Geflügel ist unwahrscheinlich

0

In Brandenburg wurde bei einer wilden Blässgans ein Fall von hochpathogener aviärer Influenza (Geflügelpest, oft auch als Vogelgrippe bezeichnet) festgestellt, verursacht von einem Virus des Subtyps H5N8. Eine Übertragung des Erregers über Lebensmittel auf den Menschen ist nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand unwahrscheinlich. Für die Übertragung anderer aviärer Influenzaviren von Vögeln auf den Menschen waren in der Vergangenheit fast ausschließlich direkte Kontakte mit infiziertem lebendem Geflügel verantwortlich. Für die Möglichkeit einer Infektion des Menschen durch rohe Eier oder Rohwursterzeugnisse mit Geflügelfleisch von infizierten Tieren gibt es bisher keine Belege. Auf die Einhaltung von Hygieneregeln im Umgang mit und bei der Zubereitung von rohem Geflügelfleisch und Geflügelfleischprodukten sollte grundsätzlich geachtet werden, auch im Hinblick auf andere möglicherweise enthaltene Krankheitserreger.

Dabei gelten folgende allgemeine Hygienevorschriften:
• rohe Geflügelprodukte und andere Lebensmittel getrennt lagern und zubereiten, insbesondere wenn Letztere nicht noch einmal erhitzt werden
• Gerätschaften und Oberflächen, die mit rohen Geflügelprodukten in Berührung gekommen sind, gründlich mit warmem Wasser und Spülmittelzusatz reinigen
• Verpackungsmaterialien, Auftauwasser u. ä. sofort entsorgen
• Hände mit warmem Wasser und Seife waschen
• Geflügelspeisen gründlich durchgaren. Das bedeutet, dass für mindestens 2 Minuten eine Kerntemperatur von 70 °C erreicht werden muss.
• Eier sollten vor dem Verzehr gekocht werden, bis Eiweiß und Eigelb fest sind, d. h. je nach Größe für mindestens 6 Minuten.

Weiterführende Informationen des BfR sind hier veröffentlicht

Auf den Internetseiten des Friedrich-Loeffler-Instituts des Robert Koch Instituts und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft finden sich weitere Hinweise zum Thema Vogelgrippe.

Weitere Informationen zu aviären Influenzaviren hat das BfR bereits früher veröffentlicht: Fragen und Antworten zur Lebensmittelhygiene in Zeiten der Vogelgrippe

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung

Bioreaktor Kuh – Antikörper aus der Kuh ersetzen Antibiotika

0

Komplexe Lebensmittel wie Milch enthalten zahlreiche Einzelkomponenten, die für medizinische, ernährungstherapeutische oder technologische Zwecke genutzt werden können und damit die Wertschöpfung im Vergleich zum herkömmlichen Produkt signifikant steigern. So können mithilfe der sogenannten Milchproteinfraktionierung, einer speziellen Membrantechnik, aus der Milch gezielt geimpfter Kühe Antikörper gewonnen werden, die im Falle von Antibiotika-Resistenzen Anwendung finden. Antikörper spielen bei der Infektionsabwehr eine zentrale Rolle. Sie erkennen und markieren in den Körper eingedrungene Krankheitserreger und aktivieren daraufhin das Immunsystem.

Im Rahmen eines Projekts der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) haben Dr. Hans-Jürgen Heidebrecht und Prof. Dr. Ulrich Kulozik vom Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung (ZIEL) an der Technischen Universität (TU) München diese Fraktionierungsmethode jetzt wesentlich verbessert. Mithilfe der von ihnen entwickelten neuartigen Mikrofiltrationsmembranen ist es möglich, spezifische Antikörper aus der Milch abzutrennen und soweit anzureichern, dass sie unter anderem als Ersatz für Antibiotika eingesetzt werden können. Das Projekt war im November 2019 unter den drei Finalisten bei der Wahl zum Otto von Guericke-Preis der AiF. Der Preis wird einmal im Jahr für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der IGF vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die vorwettbewerbliche IGF wird im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer 100 Forschungsvereinigungen organisiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit öffentlichen Mitteln gefördert.

Medikamente auf Milchbasis
Durch die Ergebnisse des IGF-Projekts, das vom AiF-Mitglied Forschungskreis der Ernährungsindustrie e.V. (FEI) koordiniert wurde, ist der gesamte Prozess der Milchproteinfraktionierung deutlich effizienter geworden und eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten. So kann dieser innovative Ansatz perspektivisch zur Entwicklung von Medikamenten auf Milchbasis überall dort eingesetzt werden, wo es ein empfindliches Mikrobiom-Gleichgewicht gibt und dieses Gleichgewicht nicht mit unspezifischen Antibiotika zerstört werden soll.

Deutliche Verbesserung
„Bei der Mikrofiltration wird Milch mit Druck durch Membranen gepresst und dadurch in verschiedene Komponenten unterteilt“, erklärt Kulozik das Verfahren. „Die Methode war nicht neu. Damit aber die Antikörper im Filtrat landen und zudem von hoher Funktionalität und Reinheit waren, mussten wir die Membranen deutlich verbessern. Das ist uns gelungen“, freut sich der Forscher. Heidebrecht beschreibt die Gewinnung der Antikörper. „Im Prinzip setzen wir die Kuh als Bioreaktor ein und machen uns ihr Immunsystem zunutze. Indem wir die Kuh mit inaktiven menschlichen Krankheitserregern immunisieren, erzeugen wir ganz bestimmte Antikörper in der Kuhmilch. Die reichern wir dann entsprechend an und nutzen sie für die orale passive Immunisierung von Menschen.“ In einer Pilotanwendung wurden auf diese Art schon Antikörper gegen Krankenhauskeime erzeugt. Weitere mögliche Anwendungen sind die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen, bakteriellen Hauterkrankungen oder Karies. Derzeit ist eine große Studie in Vorbereitung, um ein neues Medikament auf den Markt zu bringen.

Hohe wirtschaftliche Relevanz
Mittlerweile sind die neuen Membranen auch kommerziell verfügbar. Für Dr. Wolfgang Holzmüller von der Allgäuer Milei GmbH bedeuten diese einen massiven Technologievorsprung für das Unternehmen. „Die beiden Wissenschaftler haben eine Schlüsseltechnologie weiterentwickelt, die wegweisend für die Milchindustrie ist. Die Projektergebnisse eröffnen uns völlig neue Anwendungsgebiete“, betont Holzmüller. Die Milei GmbH war als einer von 19 Industriepartnern am Projektbegleitenden Ausschuss des IGF-Projekts beteiligt.

Dr. Volker Häusser, Geschäftsführer des FEI, weist auf die hohe Zahl der beteiligten Industriepartner bei diesem Projekt hin: „19 Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Wirtschaftsbranchen haben dieses Projekt begleitet. Allein diese Zahl zeigt, wie relevant das Projektthema für die mittelständische Wirtschaft ist.“ Die Ergebnisse des Projekts werden perspektivisch gesehen milliardenschwere Märkte beeinflussen, ist sich Häusser sicher. „Vor allem aber werden die Ergebnisse positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben“, so sein Resümee.

Einen vierminütigen Film zum Projekt finden Sie in der AiF-Mediathek

Quelle: Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V.

Ihr Tanz verrät: Honigbienen fliegen auf Erdbeeren

0

Bienen sind Bestäuber vieler Wild- und Nutzpflanzen, jedoch nimmt ihre Vielfalt und Dichte in zahlreichen Landschaften ab. Ein Forschungsteam der Universitäten Göttingen, Sussex und Würzburg hat nun das Sammelverhalten von Bienen in Agrarlandschaften untersucht. Dafür analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die sogenannten Bienentänze. Sie fanden heraus, dass Honigbienen Erdbeerfelder bevorzugen, auch wenn direkt in der Nähe der Raps blühte. Nur bei starker Rapsblüte waren weniger Honigbienen im Erdbeerfeld zu beobachten. Wildbienen wählten hingegen konstant das Erdbeerfeld. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Agriculture, Ecosystems & Environment erschienen.

Ein Team aus den Abteilungen Funktionelle Agrobiodiversität und Agrarökologie der Universität Göttingen stellte für die Untersuchungen kleine Honigbienenvölker an elf Standorten in der Region Göttingen/Kassel neben Erdbeerfeldern auf. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entschlüsselten dann anhand von Videoaufnahmen die Bienentänze. Diese nutzen Honigbienen, um die Richtung und Entfernung einer attraktiven besuchten Nahrungsquelle zu kommunizieren. In Kombination mit Landschaftskarten konnten so die bevorzugten Landnutzungstypen bestimmt werden. Zudem untersuchte das Team, welche Pflanzen die Bienen als Pollenressourcen nutzen und bestimmte die Honigbienen- und Wildbienendichte im Feld.

Das Ergebnis: Honigbienen bevorzugen das Erdbeerfeld, auch wenn Raps massenhaft in der Landschaft blüht. Die Honigbienen aus der umgebenden Landschaft sind bei starker Rapsblüte jedoch seltener im Erdbeerfeld anzutreffen. „Solitär lebende Wildbienen, wie Sandbienen, halten sich hingegen konstant im Erdbeerfeld auf“, sagt Erstautorin Svenja Bänsch, Postdoktorandin in der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität der Universität Göttingen. Wildbienen haben daher eine große Bedeutung für die Bestäubung von Nutzpflanzen. „Mit der Studie konnten wir zeigen, dass insbesondere kleine Honigbienenvölker für die Bestäubung von Erdbeeren im Freiland geeignet sein können. Jedoch zeigen unsere Ergebnisse auch, dass Wildbienen in den Landschaften durch geeignete Managementmaßnahmen gefördert werden sollten“, schlussfolgert Abteilungsleiterin Prof. Dr. Catrin Westphal.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen

Mit mehr Tierwohl Immunsystem stärken

0

In letzter Zeit haben immer mehr Studien ergeben, dass es einen Zusammenhang zwischen Stress jeglicher Art und der Funktion des Immunsystems gibt. Professor Xavier Manteca, Autonome Universität Barcelona, Spanien, erklärt im Rahmen des 12. Farm Animal Well Being Forums, was Stress genau im Körper macht und wie die Verbesserung des Tierwohls die Situation verbessern kann.

Prof. Manteca, welche Auswirkungen hat Stress auf die Tiere?
Das Nervensystem gibt bei Schmerz oder Stress Botenstoffe ab, die die Reaktion des Immunsystems negativ beeinflussen. Daher ist es wichtig, die Einflussfaktoren zu kennen und dafür zu sorgen, dass sie die Tiere und ihr Immunsystem möglichst nicht negativ beeinflussen. Ist die Haltung der Tiere suboptimal, ist der Umgang mit ihnen ruppig, haben sie Verletzungen oder gehen sie lahm, verursacht all das Stress, was negativ auf das Immunsystem wirkt. Das Immunsystem reagiert sehr empfindlich auf Stress, der die Tiere sehr viel schlechter mit Infektionen umgehen lässt. Ist das Immunsystem durch Stress und entzündliche Prozesse dauerbeschäftigt, zieht es den Tieren Energie ab, die dann für andere Leistungen wie z.B. Milchproduktion oder Fruchtbarkeit nicht zur Verfügung steht.

Können Sie Beispiele für Stressoren nennen?
Ein Beispiel ist ruppiger Umgang mit den Tieren. Dies verursacht Angst vor Menschen und betrifft alle Tierarten. Angst bedeutet Stress und erhöht das Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme, einschließlich Lahmheit und Mastitis bei Milchkühen. Viele Tierwohlprobleme einschließlich chronischer Hunger, thermische und körperliche Beschwerden und frühzeitige Entwöhnung gehen mit einer Stressreaktion einher. Das Liegeverhalten ist nachweislich eine Grundvoraussetzung für das Wohlbefinden von Milchkühen, …


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

Mykoplasmen: Individuelle Impfstrategien erforderlich

0

Von Ulrike Amler, freie Agrarjouralistin

Der Erreger von Mycoplasma hyopneumoniae (M. hyo) zerstört bei Schweinen das Flimmerepitel der oberen Atemwege und ebnet den nachfolgenden Erregern von Atemwegserkrankungen den Weg. Der Erreger der Enzootischen Pneumonie kommt in praktisch allen Schweinehaltungen vor und die Impfung von Saugferkeln ist in den meisten Regionen unumgänglich. Ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht in Regionen mit hoher Schweindichte, Zahl und Nähe positiver M. hyo-Bestände sowie stark frequentierter Transportrouten. Der Erreger kann über die Kleidung verschleppt und über die Luft bis zu 5 Kilometer weit getragen werden. Am häufigsten infizieren sich die Tiere mit M. hyo zu Beginn der Mast, wenn der maternale Schutz nachlässt. Heterogene Voraussetzungen von Betrieben im Hinblick auf Größe, Ausstattung, Management, eingesetzte Genetik und Vermarktungsstrategien der Erzeuger erfordern individuelle Impfpläne. Hierzu gehört auch die Entscheidung zwischen herkömmlichen Impfungen oder einer One-Shot-Impfung mit einem 1999 isolierten Impfstamm.

Türöffner für Atemwegserkrankungen
Mit der Zerstörung der Flimmerhärchen durch die zellwandlosen Bakterien Mycoplasma hyopneumoniae geht die Selbstreinigungsfunktion der Lunge verloren. Weiteren Erregern aus dem Porcine Respiratory Disease Complex (PRDC) ist der Zugang in die Lunge geöffnet. In einer internationalen angelegten Studie (Cvjetković et al. 2018) konnte gezeigt werden, dass eine Vorinfektion durch M. hyo das klinische Bild von APP massiv verstärkt. Die Impfung gegen M. hyo ist deshalb ein absolutes Muss, um den Erreger zu kontrollieren und wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. In einer vergleichenden Studie zeigten Lungen nach der Two-Shot-Impfung signifikant mehr Läsionen, die auf virale Erreger zurückzuführen sind.

Angepasstes Gesundheitsmanagement
Two-Shot-Impfungen werden in der ersten und vierten Lebenswoche verabreicht. In den engen Impfplänen müssen Ferkel innerhalb nur 21 bis 28 Tagen gegen weitere bakterielle und virale Erreger geimpft werden. Die Praxis zeigt, dass sich eine schützende Immunantwort gegen M. hyo nur einstellt, wenn maternale Antikörper ausreichend abgebaut und ein ausreichender Abstand der M. hyo-Impfung zu weiteren Impfungen besteht. Bis zu vierzehn Tage wird das Immunsystem des Ferkels durch Lebendimpfstoffe wie gegen PRRS beansprucht. Die erwünschte Immunantwort der M. hyo-Impfung in diesem Zeitraum, wie sie bei Two-Shot-Impfungen vorkommen, könnte für einen belastbaren Impfschutz ausbleiben.

Viele Impfstoffe basieren noch auf dem 1958 isolierten J-Stamm und weisen weniger als 55 % Übereinstimmung mit aktuellen Feldstämmen auf.


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

AfT-Symposium: Diagnostik in der Rinderpraxis

0

Das Symposium der Akademie für Tiergesundheit e. V. (AfT) im Rahmen des Leipziger Tierärztekongresses am 18. Januar beschäftigte sich mit dem Thema der Diagnostik beim Rind und deren Bedeutung für spezielle Krankheitsbilder

Von den international anerkannten Experten wurden die Herausforderungen und Unterschiede für klinische und labordiagnostische Untersuchungen herausgearbeitet. Der klinischen Untersuchung kommt dabei eine große Bedeutung zu. Sie ist mit der Bewertung der Befunde der Grundbaustein für die tierärztliche Arbeit. Nach wie vor hat die klinische Untersuchung des Einzeltieres eine wesentliche Position, da sich hieraus Rückschlüsse ergänzt mit einem regelmäßigen Monitoring wichtiger Parameter auch auf die Herde ziehen lassen. Herdenbetreuung und Einzeltierdiagnostik und -therapie sind dabei eng miteinander verzahnt.

Neue labordiagnostische Methoden haben die Präzision und Sensitivität der Diagnostik deutlich verbessert. Gleichwohl kann ein Laborergebnis weder die klinische Auseinandersetzung mit dem Patienten ersetzen noch für sich allein eine klinische Diagnose stellen. Für den praktizierenden Tierarzt ist es hilfreich, bereits vor einer Probennahme mit dem untersuchenden Labor persönlich Kontakt aufzunehmen. Gemeinsam lässt sich ein für die vermutete(n) Differentialdiagnose(n) maßgeschneidertes Laborpaket schnüren. Vor der Entscheidung für eine Therapie sollten das Laborergebnis und das Umfeld, aus dem die Proben stammen, kritisch hinterfragt werden, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Zunehmend eingesetzte Point-of-Care-Analytik kann als erste, schnelle orientierende Hilfe auf dem Betrieb dienen.

Aufgezeigt wurde, dass die Infektionsdiagnostik in der Rinderpraxis in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark durch die Bekämpfung anzeigepflichtiger Tierseuchen dominiert wurde. Im Vordergrund standen Antikörpernachweise und Intrakutantests, beispielsweise bei Tuberkulose. Die Anforderungen haben sich inzwischen verändert. Die moderne Infektionsdiagnostik bringt genauere Ergebnisse, erfordert aber auch eine aufwändigere Datenverwaltung. Sie fördert sogar bislang unbekannte Erreger zutage. Neue Parameter, wie Entzündungsmarker, gewinnen bei chronischen Infektionsgeschehen an Bedeutung. Die Kommunikation zwischen Labor, Tierarzt und Landwirt wird intensiver.

Anhand von praktischen Beispielen wurde die Frage nach der Repräsentativität von Betriebsdiagnostik erläutert und auf das Dilemma der sogenannten Diagnostika-Kaskade aufmerksam gemacht. Selbst bei jedem korrekt durchgeführten Einzelschritt summieren sich die kleinsten Ungenauigkeiten und mindern die Detektionswahrscheinlichkeit. Das Zusammenspiel der verschiedenen Elemente (von der klinischen Untersuchung über die Probenentnahme bis zur Sektion) wurde beispielhaft für die Diagnostik von Lungenerkrankungen aufgezeigt. Auch im Bereich der Mastitisdiagnostik haben sich die diagnostischen Möglichkeiten in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die richtige diagnostische Vorgehensweise stellt sicher, dass die jeweilige Fragestellung beantwortet werden kann.

Unter den Erkrankungen des Bewegungsapparates rangieren beim adulten Rind die Klauenerkrankungen mit 90 Prozent an erster Stelle. Wesentlich Bausteine der Diagnostik sind hier die klinische Untersuchung, unterstützt von bildgebenden und digitalen Methoden sowie die bakteriologische Diagnostik. Die Palette der diagnostischen Methoden, die im Fruchtbarkeitsmanagement eingesetzt werden, ist enorm breit. Aufgrund der ökonomischen, therapeutischen und ethischen Konsequenzen sollten die eingesetzten Methoden daher kritisch hinterfragt werden. Neue Möglichkeiten durch intensives Monitoring, bspw. mit Sensoren, verlangen die Expertise des Tierarztes, um die gewonnenen Daten sinnvoll für die Entscheidung über die geeignete Behandlung zu interpretieren. Verstärkte Anstrengungen zur Standardisierung und Validierung der digitalen Mittel wurden angemahnt.

Dem Landwirt als genauem Beobachter seiner Tiere kommt trotz verstärktem Monitoring mit digitaler Erfassung einer Vielzahl von Parametern nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung zu.

Die ausführlichen Abstracts zum AfT-Symposium stehen hier zum Download bereit.

Afrikanischen Schweinepest

0

Anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin, fand am 21.01.2020 eine Pressekonferenz der Bundestierärztekammer (BTK) auch zur „Afrikanischen Schweinepest“ statt.

Zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) referierten Dr. Iris Fuchs, 1. Vizepräsidentin der BTK, und Prof. Dr. Dr. h. c. Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts. Obwohl Deutschland bisher frei von dieser Tierseuche geblieben ist, ist sie in Belgien und im Westen Polens bedrohlich nahe an die deutschen Außengrenzen herangerückt. Für Dr. Fuchs ist die Früherkennung von Tierseuchen ein maßgeblicher Faktor zu ihrer Bekämpfung. Tierärzte leisten bei der Prävention und Bekämpfung von Tierseuchen einen wesentlichen Beitrag, der laut Fuchs auch wertgeschätzt werden müsse. Die Tierärzteschaft fordere deswegen u. a. eine Personalverstärkung in der Veterinärverwaltung und die Förderung von Schulungsmaßnahmen für Jäger und Landwirte. Alle Beteiligten sollten sich ihrer Verantwortung zur Mitwirkung bewusst sein. Prof. Mettenleiter sieht die Möglichkeiten der Prävention und somit die Minimierung der Eintragswahrscheinlichkeit insbesondere in erhöhter Wachsamkeit und umfangreichen Biosicherheitsmaßnahmen. Da auf absehbare Zeit kein adäquater Impfstoff zur Seuchenkontrolle zur Verfügung stehen werde, solle der Früherkennung und dem angemessenen Einsatz von Maßnahmen in Deutschland eine herausragende Rolle zukommen.

Quelle: BTK

Ohne Gefahr genießen

Entgegen der gefühlten Angst vieler Deutscher vor unerlaubten Rückständen in Lebensmitteln, sprechen die jährlichen Ergebnisse des Nationalen Rückstandskontrollplans eine andere Sprache. Die Anzahl nicht vorschriftsmäßiger Rückstandsbefunde bleibt weiterhin sehr gering. Nie zuvor waren Lebensmittel so sicher wie heute.

Die Studie „Ängste der Deutschen“, durchgeführt von der R+V Versicherung im Jahr 2018 hat gezeigt, dass 55 Prozent der Deutschen Angst vor Schadstoffen in Lebensmitteln haben. Eine Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im gleichen Jahr ergab, dass 50 Prozent der Konsumenten der Meinung sind, dass der Staat konkrete Maßnahmen wie Verbote und Beschränkungen ergreifen sollte, um die Verbrauchervor gesundheitlichen Risiken zu schützen.

Unbegründete Ängste
Dies ist erstaunlich. Denn die regelmäßigen behördlichen Untersuchungen zeigen jedes Jahr aufs Neue, dass die Angst unbegründet ist. Umfassende und vertrauenswürdige Berichte wie der Nationale Rückstandskontrollplan des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) werden scheinbar nur wenig als Informationsquellegenutzt. Dabei bestätigen die positiven Ergebnisse der seit 1989 regelmäßig durchgeführten Untersuchungen, dass Lebensmittel tierischen Ursprungsohne Sorgen verzehrt werden können. Die Belastungen mit unerwünschten Stoffen bei Fleisch, Milch, Eiern oder Honig tendieren konstant gegen Null.

Wie entstehen MRLs?
Regelmäßig untersucht werden auch Rückstände von Tierarzneimitteln. Nachweiseoberhalb festgelegter Rückstandshöchstmengen (maximum residue limit, MRL) liegen unverändert niedrig, überwiegend sogar im Promillebereich. MRLs setzen sich zusammen aus zwei Werten: erstens aus der Dosis ohne beobachtete schädliche Wirkung (NOAEL) und zweitens aus der zulässigen täglichen Aufnahmemenge (ADI). Beide Werte erhalten jeweils noch einmal Sicherheitszuschläge um das Zehnfache. Im letzten Schritt wird der ADI-Wert auf die verschiedenen tierischen Lebensmittelverteilt und ein individueller MRL Wert festgelegt.

Höchste „Sicherheitsstufe“
Aufgrund der eingebauten Sicherheitsfaktoren bei der Bestimmung der Rückstandhöchstmenge kann sich abhängig vom Wirkstoff ergeben, dass ein Mensch ein Leben lang jeden Tag rd. 45 kg Muskelfleisch, d.h. um die 160 Schnitzel oder über hundert Liter Milch, ja bis zu 7.500 Liter Milch trinken müsste, um überhaupt an relevante Rückstandsgehalte heranzukommen.

In der Summe aller Proben und unerwünschten Stoffe, einschließlich Kontaminanten lag der Anteil der Rückstandsbefunde oberhalb der festgelegten Höchstgehalte im Jahr 2017 bei 0,66 Prozent. Die Befunde für Tierarzneimittellagen noch weit darunter und variierten für Proben von Rind, Schwein und Geflügel zwischen 0,01 und 0,15 Prozent.

Höchster Standard auch auf EU-Ebene
Auch auf europäischer Ebene bewegen sich die Rückstände von Tierarzneimitteln auf niedrigem Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt der Rückstandsbericht 2017 der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Mit 0,35 Prozent der Proben über den zulässigen Höchstgehalten lag die Rate auf vergleichbarem Niveau wie in den Vorjahren.

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT)