Mykoplasmen: Individuelle Impfstrategien erforderlich

Von Ulrike Amler, freie Agrarjouralistin

Der Erreger von Mycoplasma hyopneumoniae (M. hyo) zerstört bei Schweinen das Flimmerepitel der oberen Atemwege und ebnet den nachfolgenden Erregern von Atemwegserkrankungen den Weg. Der Erreger der Enzootischen Pneumonie kommt in praktisch allen Schweinehaltungen vor und die Impfung von Saugferkeln ist in den meisten Regionen unumgänglich. Ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht in Regionen mit hoher Schweindichte, Zahl und Nähe positiver M. hyo-Bestände sowie stark frequentierter Transportrouten. Der Erreger kann über die Kleidung verschleppt und über die Luft bis zu 5 Kilometer weit getragen werden. Am häufigsten infizieren sich die Tiere mit M. hyo zu Beginn der Mast, wenn der maternale Schutz nachlässt. Heterogene Voraussetzungen von Betrieben im Hinblick auf Größe, Ausstattung, Management, eingesetzte Genetik und Vermarktungsstrategien der Erzeuger erfordern individuelle Impfpläne. Hierzu gehört auch die Entscheidung zwischen herkömmlichen Impfungen oder einer One-Shot-Impfung mit einem 1999 isolierten Impfstamm.

Türöffner für Atemwegserkrankungen
Mit der Zerstörung der Flimmerhärchen durch die zellwandlosen Bakterien Mycoplasma hyopneumoniae geht die Selbstreinigungsfunktion der Lunge verloren. Weiteren Erregern aus dem Porcine Respiratory Disease Complex (PRDC) ist der Zugang in die Lunge geöffnet. In einer internationalen angelegten Studie (Cvjetković et al. 2018) konnte gezeigt werden, dass eine Vorinfektion durch M. hyo das klinische Bild von APP massiv verstärkt. Die Impfung gegen M. hyo ist deshalb ein absolutes Muss, um den Erreger zu kontrollieren und wirtschaftliche Verluste zu vermeiden. In einer vergleichenden Studie zeigten Lungen nach der Two-Shot-Impfung signifikant mehr Läsionen, die auf virale Erreger zurückzuführen sind.

Angepasstes Gesundheitsmanagement
Two-Shot-Impfungen werden in der ersten und vierten Lebenswoche verabreicht. In den engen Impfplänen müssen Ferkel innerhalb nur 21 bis 28 Tagen gegen weitere bakterielle und virale Erreger geimpft werden. Die Praxis zeigt, dass sich eine schützende Immunantwort gegen M. hyo nur einstellt, wenn maternale Antikörper ausreichend abgebaut und ein ausreichender Abstand der M. hyo-Impfung zu weiteren Impfungen besteht. Bis zu vierzehn Tage wird das Immunsystem des Ferkels durch Lebendimpfstoffe wie gegen PRRS beansprucht. Die erwünschte Immunantwort der M. hyo-Impfung in diesem Zeitraum, wie sie bei Two-Shot-Impfungen vorkommen, könnte für einen belastbaren Impfschutz ausbleiben.

Viele Impfstoffe basieren noch auf dem 1958 isolierten J-Stamm und weisen weniger als 55 % Übereinstimmung mit aktuellen Feldstämmen auf.


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