Europaweit erste Genbank für Honigbienen im Aufbau

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So wichtig – und so gefährdet: Während die einst in Deutschland heimische Dunkle Honigbiene fast ausgerottet ist, geht auch die genetische Vielfalt der häufig gezüchteten Kärntner Honigbiene verloren. Wissenschaftler legen nun eine Notfallreserve für die Zukunft an. Sie soll die innerartliche Vielfalt für die Bienenzucht sichern und diese fit machen für den Klimawandel. Deutschland wäre damit das erste Land mit einer derartigen Genreserve für Honigbienen.

Unter welchen Voraussetzungen lässt sich eine Genbank für Honigbienen aufbauen? Neben technischen Fragen für das Einfrieren des genetischen Materials geht es darum, welche Populationen vorrangig erhalten werden sollen. Hierfür sammeln Experten des Länderinstituts für Bienenkunde Hohen Neuendorf sowie des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen Proben von über 300 Bienenvölkern im In- und nahegelegenen Ausland. Anschließend wird Genmaterial dieser Bienen für die Gefrierlagerung bei -196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff aufbereitet, die sogenannte Kryokonservierung.

Lebendige Reserve mit Vorbildcharakter
„Die Sicherung des genetischen Materials kann dazu beitragen, die Generosion der Honigbienen einzudämmen. Dies betrifft nicht nur die in Deutschland ursprünglich heimische Dunkle Biene, sondern auch die jetzt weit verbreitete Kärntner Biene. Der Erhalt der genetischen Vielfalt ist eine Art Versicherung gegenüber den Folgen zukünftiger Veränderungen“, erklärt Professor Dr. Kaspar Bienefeld, Leiter des Länder-instituts für Bienenkunde Hohen Neuendorf. Fertig sein soll die Genbank Ende 2021. „Wir wollen mit dem Aufbau dieser lebendigen Reserve die dauerhafte Voraussetzung zur Einlagerung weiterer Honigbienen-Genetik zentral in der Deutschen Genbank landwirtschaftlicher Nutztiere am Friedrich-Loeffler-Institut schaffen. Das könnte als Vorbild für ähnliche Initiativen EU- ja weltweit dienen, da manche, an extreme Klimabedingungen angepasste Bienenrassen in vielen Ländern bereits durch Importe stark gefährdet sind“, so Bienefeld.

Klimawandel stellt Bienenzucht vor Herausforderungen
Das Thema Klimawandel beschäftigt auch die Bienenzüchter. Die Auswirkungen auf Böden, Vegetation und Lebensräume sind enorm. Vor diesem Hintergrund kommt dem Erhalt einer möglichst großen innerartlichen Honigbienen-Vielfalt noch mehr Bedeutung zu. Diese Notwendigkeit sieht das Bundeslandwirtschaftsministerium ebenfalls. Es fördert den Aufbau der Genbank für Honigbienen als Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Erhaltung und innovativen Nutzung der Biologischen Vielfalt. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreut die Arbeiten als Projektträger.

Deutsche Genbank landwirtschaftlicher Nutztiere
Bereits im Jahr 2016 wurde in Deutschland eine Genbank für andere landwirtschaftliche Nutztierarten gegründet. Neben dem Bund sind die Länder Partner dieser Genbank. Das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt der BLE wird zukünftig das eingelagerte Material in seiner Datenbank erfassen und darstellen.

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Tierwohl nicht nur Freiheit von Schmerz – #Farm Animal Well-Being Forum 3

Die Bereitschaft, für ein verbessertes Tierwohl auch mehr zu bezahlen, ist noch immer eine große Herausforderung, wie Dr. Lynn Frewer von der Universität Newcastle kürzlich auf dem 12. Boehringer Ingelheim Farm-Animal Well Being-Forum erklärte. Sorgen im Hinblick auf das Wohlbefinden bzw. die Haltungsbedingungen von Nutztieren entsprechen nicht immer unbedingt dem tatsächlichen Kauf- und Konsumverhalten. Charlotte Winder von der Universität Guelph aus Kanada wies darauf hin, dass die Definition von Tierwohl nicht ausschließlich die physische Gesundheit umfasst.

Es gilt zu bedenken, dass es Tieren ohne Schmerzen trotzdem nicht unbedingt gut geht. Die Schmerzforschung an Tieren ist herausfordernd. Häufig sind mehrere Ergebnisse bzw. Studien erforderlich, um zu verstehen, wie Tiere empfinden. Dies kann eine Vielzahl von physiologischen und / oder Verhaltensindikatoren oder -tests einschließen. Die zunehmende Sorge der Gesellschaft um das Tierwohl hat zu Veränderungen in Bezug auf Empfehlungen und Vorschriften zur Schmerzlinderung und -prävention bei Nutztieren geführt. Es liegt im Interesse dieser Tiere, dass diese Anforderungen so nachweisbar wie möglich sind und auch wirklich eine Wirkung haben.

Quelle: Dr. Heike Engels

Ferkelprestarter Blattivit® Piggystart jetzt mit speziellen Präbiotika – für mehr Sicherheit in der Aufzucht

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Galakto – Oligisacchariden sorgen für eine stabile Darmflora
Optimale Zusammensetzung der gewünschten Bakterien wird gefördert
Positive Effekte auf die Tiergesundheit

Ab sofort bieten die Profuma Spezialfutterwerke den bewährten Ferkelprestarter Blattivit Piggystart mit einer verbesserten Rezeptur an. Erstmalig kommen neben Hefen jetzt auch Präbiotika zum Einsatz. Damit wird auf natürliche Weise die Magen-Darm-Entwicklung der Ferkel unterstützt und die Immunität sowie die Energieversorgung in der Aufzuchtphase verbessert.

Präbiotika können im Dünndarm nicht abgebaut werden. Dies übernehmen die Darmbakterien. Dabei entstehen sogenannte kurzkettige Fettsäuren, die zahlreiche positive Wirkungen mit sich bringen. Zudem vermehren sich erwünschte Darmbakterien-Kulturen, wie zum Beispiel die Bifidobakterien.

Zu den neueren Präbiotika in der Tierernährung zählen Galaktose-haltige Oligosaccharide (kurz GOS). Hierbei handelt es sich um Verbindungen aus mehreren Zuckerbausteinen, die auch in der humanen Milch vorkommen.

GOS in der Ferkelfütterung
Aufgrund dieser positiven Eigenschaften haben die Fütterungsexperten der Profuma Spezialfutterwerke den bewährten Ferkelstarter Blattivit Piggystart jetzt auch mit GOS ausgestattet. Der schmackhafte Prestarter sorgt für eine gute Futteraufnahme und entlastet die Sau in der Säugephase. Dadurch wird die Energieversorgung vor allem schwächerer Ferkel sichergestellt und enthaltene Probiotika sichern eine stabile Darmentwicklung. In der Praxis sorgt dies für gesunde Ferkel, homogene Absetzgewichte und insgesamt fittere Sauen.

Ein stabiler Darm ist machbar!
„Durch die GOS-Zugabe erreichen wir auch einen zusätzlichen Effekt. Die unverdaulichen Ballaststoffe erreichen sicher den Dickdarm und werden hier von der Dickdarmflora verstoffwechselt“, urteilt Christian Müller, Produktmanager Schwein bei Profuma. „Als Folge entstehen kurzkettige Säuren wie Acetat, Butyrat, Lactat und Propionat. Speziell Butyrat dient den Darmzotten als Nährstoff und bewirkt mit anderen kurzkettigen Fettsäuren einen tieferen pH-Wert im Dickdarm. Dadurch kommt es zu einer starken Vermehrung von erwünschten Bifidobakterien, die für eine
optimale Zusammensetzung der Darmbakterien notwendig sind, und der Darm wird insgesamt sehr stabil“, so Müller weiter.

Erste Praxiserfahrungen mit der neuen Rezeptur zeigen, dass durch die Galactose-haltigen Oligosaccharide eine schnelle und bessere Magen-Darm-Entwicklung erreicht wird und die Immunität der Saugferkel verbessert wird, da sie das Wachstum von positiven Darmbakterien anregen. Zudem schützt eine stärkere Darmwand vor schädigenden Bakterien.

Das neue Blattivit Piggystart mit verbesserter Ausstattung ist ab sofort im Futtermittelhandel erhältlich.

Quelle: PROFUMA Spezialfutterwerke

Jetzt bewerben: Neue Bekanntmachung zur Förderung von Bienen in der Agrarlandschaft

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Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert ab sofort Lösungen für ein Zusammenwirken von Bestäubern, Imkern und landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland. Ziel ist, das Nahrungsangebot und die Lebensbedingungen für Honigbienen und andere Bestäuberinsekten zu verbessern. Ideen für Forschungsprojekte können bis zum 28. November 2019 bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingereicht werden.

Mit der neuen Bekanntmachung „Förderung von Forschungsvorhaben zum Schutz von Bienen und weiteren Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft“ fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Projekte, in denen innovative, ökologische sowie nachhaltige Lösungen für eine bestäuberfördernde Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen entwickelt werden. Konkret sollen innovative und praxisorientierte Produkte und Verfahren für die Verbesserung der Widerstandskraft von Honigbienen, einen bestäuberfreundlichen Pflanzenschutz und Pflanzenbau sowie Maßnahmen für Agrarräume entwickelt und erprobt werden. Der Wissenstransfer in die Praxis ist dabei ein wesentliches Element. Die beteiligten Akteure aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Imkerei sind aufgefordert, gemeinsam Synergien und Potenziale aller Bereiche zu nutzen und Lösungen für die Praxis zu entwickeln.

Forschungseinrichtungen und Unternehmen können Zuwendungen für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben beantragen. Die Einbindung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wird besonders begrüßt. Die Projektskizzen können bis zum 28. November 2019 beim Projektträger BLE eingereicht werden.

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Preis der Tiergesundheit 2019: Gewinner stehen fest

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Preisverleihung am 21. September in Berlin Jury hat die Top 5 Betriebe ausgewählt – Teilnehmer erfahren auf der Preisverleihung in Berlin, wer gewonnen hat

Die Gewinner des „Preis der Tiergesundheit“ 2019 stehen fest: Die Jury hat ihre Wahl getroffen. Alle 55 Bewerbungen aus Deutschland und Österreich wurden von den sechs Jurymitgliedern sorgfältig gesichtet sowie zahlreiche Betriebe vor Ort direkt bewertet. Noch ist die Wahl geheim. Die Top 5 Betriebe erfahren erst während der Preisverleihung am 21. September 2019 in Berlin, wer zu den drei Preisträgern gehört.

„Für uns sind alle Teilnehmer Gewinner, da sie bereits Maßnahmen zur Steigerung des Tiergesundheit in ihren Betrieben umsetzen und kontinuierlich weitere Verbesserungen anstreben. Die hohe Teilnahmerzahl am ersten ‚Preis der Tiergesundheit‘ zeigt, wie stark sich unsere Landwirte für Tierwohl engagieren, dass heißt vor allem, ein gesundes Umfeld für ihre Tiere zu schaffen.“ erklärt Dr. Stefan von Rüden, Leiter Geschäftsbereich Nutztiere von MSD Tiergesundheit.

Das Niveau aller 55 eingereichten Bewerbungen war sehr hoch. Die Jury hat sich die Entscheidung daher nicht leicht gemacht und jedes Detail in die Entscheidung einfließen lassen. Am Ende können sich nur drei Bewerber über den „Preis der Tiergesundheit“ 2019 und damit auf ein zweckgebundenes Preisgeld für ihre nächsten Tiergesundheitsprojekte freuen.

Diese Top 5 von insgesamt 55 Bewerbungen hoffen auf den Sieg:

Christine Löb, Reupelsdorf

Frau Christine Löb, Reupelsdorf
Luchbergmilch/Agrargenossenschaft e.G. Cunnersdorf
Milchwirtschaft Dehles e.G., Weischlitz
Postma GbR, Lambrechtshagen
Landwirtschaftlicher Betrieb Marcus Rohwer, Westerrönfeld

(Die Auflistung ist in alphabetischer Reihenfolge und steht in keiner Verbindung zur Bewertung durch die Juroren)

Mit dem „Preis der Tiergesundheit“ will MSD Tiergesundheit langfristig eine höhere Aufmerksamkeit für das Thema Tiergesundheit in der Landwirtschaft erreichen, den Erfahrungsaustausch unter Landwirten in Deutschland und Österreich fördern und gleichzeitig dem Verbraucher die Landwirtschaft wieder näherbringen.

Mehr Tierwohl für gesündere Tiere – #Farm Animal Well-Being Forum 2

Dass ein Mehr an Tierwohl für mehr Tiergesundheit sorgen kann, erklärte Professor Xavier Manteca, Autonome Universität Barcelona, Spanien, kürzlich auf dem 12. Boehringer Ingelheim Farm Animal Well-Being Forum. Einige Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen dem allgemeinen Wohlbefinden und der Prävalenz von Infektionskrankheiten. Die körperliche Gesundheit ist ein zentraler Bestandteil des Tierschutzes. Jede physische Erkrankung, einschließlich Infektionskrankheiten, ist eine wesentliche Einschränkung des Wohlbefindens.

Einige Krankheiten scheinen wichtiger zu sein als andere, was ihren Einfluss auf das Wohlbefinden angeht. Sie verursachen Schmerzen und Unbehagen bei den Tieren, was sich deutlich auf deren Wohlbefinden auswirkt. Auch Tierwohlprobleme, die nicht direkt mit der Gesundheit zusammenhängen, erhöhen das Risiko von Infektionskrankheiten und damit den therapeutischen Bedarf. Und auch Stress in jeder Form wirkt sich nachteilig auf das Tierwohl und damit die Gesundheit aus. Um diese Probleme zu lösen, ist es laut Manteca wichtig, erst einmal zu verstehen, welche negativen Einflüsse es auf die Tiere gibt. Dann gilt es diese abzustellen bzw. die Einflüsse soweit es geht zu verringern. Mehr Tierwohl hätte somit einen zusätzlichen Nutzen für die menschliche Gesundheit und die Ernährungssicherheit.

Quelle: Dr. Heike Engels

Akademie für Tiergesundheit vergibt Forschungsstipendien – Förderpreis zuerkannt

Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Veterinärmedizin eine Kernaufgabe der Akademie für Tiergesundheit (AfT).

Promotionsstipendien und Kongressbeihilfen
Auch in diesem Jahr unterstützt die Akademie für Tiergesundheit Promovierenden auf dem Gebiet der Tiergesundheit. Mit jeweils einem 24-monatigen Stipendium werden zwei Doktorandinnen unterstützt, die an der Justus-Liebig-Universität, Gießen equines Thrombozytenlysat als stimulierendes Zellsupplement in der regenerativen Veterinärmedizin bzw. an der Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover den Einfluss von Stress auf die Wirt-Erreger-Interaktion im Schwein untersuchen. Umfangreich abgerufen wurden auch in diesem Jahr bereits wieder Reisebeihilfen, mit denen die AfT die Teilnahme junger Wissenschaftler an Fachkongressen unterstützt.

Förderpreis
Herausragende wissenschaftliche Leistungen würdigt die Akademie mit ihrem 5.000 Euro dotierten Förderpreis. Der Förderpreis 2020 wird an zwei Wissenschaftlerinnen für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der molekularen Biologie vergeben. Mit dem Forschungspreis gewürdigt werden Frau Dr. Andrea Theresia Feßler, PhD, Freie Universität Berlin für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zur molekulare Mikrobiologie und Antibiotikaresistenz (v. a. Staphylococcus) sowie Frau Dr. habil. Berit Bangoura, Assisstant Professor, University Wyoming/Universität Leipzig für ihre molekularbiologischen Studien zur Parasit-Wirt-Interaktion und Kontrolle von Eimeria und Toxoplasma spp. bei verschiedenen Tierarten.
Die Verleihung der Förderpreise soll im Rahmen des AfT-Symposiums am 18.01.2020 beim Leipziger Tierärztekongress erfolgen.

Akademie für Tiergesundheit e.V.
Postfach 26 01 64
53153 Bonn

Julia Klöckner zur aktuellen Debatte über das Thema Fleischsteuer

„Die Debatte zeigt: Es gibt eine Sensibilität dafür, dass mehr Tierwohl nicht zum Nulltarif zu haben ist und mehr Geld kostet. Das Geld muss nicht automatisch aus Steuererhöhungen kommen, sondern kann durch Schwerpunktsetzungen erreicht werden. Aber ich begrüße grundsätzlich die Diskussion darüber, was uns mehr Tierwohl wert ist, wie wir es in den Ställen umsetzen und die Gesellschaft mitnehmen! Es ist wichtig, dass wir diese Debatte gesamtgesellschaftlich führen und zu einem Konsens kommen, was uns bessere Bedingungen für die Nutztiere wert sind. Denn zur Steigerung des Tierwohls sind häufig hohe Investitionen erforderlich. Etwa, wenn es um dafür notwendigen, kostenintensiven Stallumbauten geht.

Diese Kosten kann nicht allein eine Bauernfamilie stemmen. Die Alternative: Wenn Bauern sich diese Umbauten nicht mehr leisten können, hören sie auf. Das kann aber nicht im Interesse von uns Verbrauchern sein, die zunehmend auf regionale Erzeugung und Produkte setzen. Wenn wir weiter heimische Produktion mit hohen Standards und entsprechenden Kontrollen wollen, dann müssen gerade unsere Familienbetriebe wettbewerbsfähig bleiben. Denn gibt eine Bauernfamilie auf, hört der Verbraucher nicht auf Fleisch zu essen, sondern greift häufig nach anderer Ware. Bei importierter Ware gilt es zu bedenken, dass wir deren Produktionsstandards wir nicht kontrollieren können wie hier vor Ort. Deshalb ist es in unser aller Interesse, dass eine gesunde, nachhaltige Landwirtschaft und Tierhaltung in ganz Deutschland möglich ist.

Konkret bedeutet das, dass es für diese Leistungen und die Erfüllung gesellschaftlicher Erwartungen auch öffentliche Mittel geben muss. Welche Instrumente und Wege hier in Frage kommen, darüber diskutieren wir in dem von mir eingesetzten „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“ mit breiter Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen. Auch der Verbraucher an der Ladenkasse hat es in der Hand, welche Wirtschaftsweise er mit seinem Konsum und seinem Geldschein unterstützt. Bauern erzeugen das, was nachgefragt wird. Politisch will ich mehr Einsatz für Tierwohl belohnen. Ein entsprechendes Tierwohlkennzeichen, das dem Verbraucher beim Kauf klare Orientierung gibt, wo mehr für das Wohlbefinden des Tieres getan wurde, kann dabei helfen.“

Quelle: BMEL

Das ursprüngliche Konzept stammt von Prof. Folkhard Isermeyer, dem Präsidenten des Thünen-Instituts. Er hat es bereits 2018 vorgestellt

Bioland vergleicht Tierwohl-Kennzeichen

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Bioland hat die verschiedenen Stufen der Tierwohl-Kennzeichen des Handels und des BMEL mit der EU-Ökoverordnung und den eigenen Verbandsrichtlinien verglichen. Der Verband schreibt in seiner neuesten Pressemitteilung, es falle auf, „dass die Haltungsform des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) und der aktuelle Kriterienkatalog des staatlichen Tierwohlkennzeichens stellenweise selbst in den besseren Stufen nicht über den gesetzlichen Mindeststandard hinausreichten.“

Das staatliche Label ist in die Stufen (1) bis (3) aufgeteilt. Eine eigene Stufe für Bio-Fleisch ist nicht vorgesehen. Die Haltungsform des LEH reicht von Stufe (1), dem gesetzlichen Mindeststandard bis (4), wobei Stufe (4) Bio und konventionelle „Premium“-Haltung zusammenfasst.

Der Bioland-Präsident ist alarmiert: „Die beiden Labels grenzen an Verbrauchertäuschung. Beim Einkauf greifen Verbraucher zur vermeintlich besten Stufe und halten noch nicht einmal mit voller Garantie die wirklich bestmögliche Stufe, nämlich Bio, in den Händen“, so Jan Plagge. „Die Konsumenten brauchen Orientierung, anstatt Verwirrungstaktiken!“

Der Verband kritisiert darüber hinaus, dass die Einstiegsstufe bei beiden Labels die Stufe (1) ist. Es gilt also: Je höher die Stufe, desto besser die Tierhaltung. Dies ist der von Verbrauchern gelernten Kennzeichnung von Eiern, die seit Jahren etabliert ist, entgegengesetzt. Dort steht (0) für Bio, (1) für Freilandhaltung, (2) für Bodenhaltung und (3) für den gesetzlichen Mindeststandard.

Außerdem hätten die Schweine, auch in den höchsten Stufen der beiden Kennzeichnungssysteme, mehr als 50 Prozent weniger Platz im Stall (inklusive Auslauffläche) als es im Öko-Recht Standard ist (2,3 qm gegenüber maximal 1,5 qm). Auslauf erhielten die Tiere nur in den obersten Stufen. Auch im Bereich des Einsatzes von Antibiotika und Arzneimitteln weise keine der Stufen eine Einschränkung auf. Der Verbraucher dürfe hingegen davon ausgehen, dass mit jeder Stufe auch eine stufenweise Besserung der entscheidenden Kriterien einhergeht.

Auffallend sei zudem, dass die Haltungskriterien der Muttertiere und Ferkel nahezu ausgeklammert werden. Bei beiden Labels hat jedes Tier in allen Stufen nur den gesetzlichen Mindeststandard von maximal 2,5 qm Fläche zur Verfügung (gegenüber 7,5 qm nach EU-Ökoverordnung und Bioland). Auch Kastenstände, also die Fixierung von Sauen kurz vor und nach der Geburt, blieben erlaubt. Genauso wie das Kupieren der Schweineschwänze, welches lediglich beim staatlichen Tierwohllabel und da auch erst ab Stufe (2) nicht mehr erlaubt sei.

„Das staatliche Tierwohllabel und die Haltungsform sind kaum dazu geeignet, dem Verbraucher die Kaufentscheidung zu erleichtern. Sie verwirren mit komplizierten Abstufungen und berufen sich zu oft auf den gesetzlichen Mindeststandard, um sich wirklich mit dem Aufdruck „Tierwohl“-Label schmücken zu können“, resümiert Plagge und ergänzt: „Noch ist das freiwillige staatliche Tierwohllabel nicht gesetzlich verabschiedet worden. Es ist zu hoffen, dass Ministerin Klöckner Einsicht zeigt und die Kritik von Verbrauchern, Landwirten und ihren Kollegen auf politischer Ebene ernst nimmt.“

Quelle: Bioland

Was die vielen Label, vor allem wirtschaftlich, für Bio-Schweinehalter bedeuten können, war bereits auf der diesjährigen Internationalen Bioland-Schweinetagung ein Thema. Peter Spandau referierte dort über die Label-Flut im Einzelhandel und deren Bedeutung für die Bio-Schweinehalter. Ausführlicher Bericht hier.

Kälberflechte ernst nehmen

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Die Kälberflechte zählt zu der häufigsten Hauterkrankung des Rindes. Sie ist in ganz Deutschland in vielen Laufställen verbreitet. Obwohl sie nicht lebensbedrohlich ist und deshalb schnell unterschätzt wird, sollte man die Tiere und damit auch sich selbst schützen.

Die ersten klinischen Erscheinungen treten drei bis vier Wochen nach der Infektion auf und sind eher unauffällig: Es entwickeln sich auf der Haut des infizierten Rindes kleine Knoten, die durch einen Pilz (vor allem Trichophyton verrucosum) entstehen, der die Haarfollikel befällt und in die Haarzwiebel einwächst. Die Haare sträuben sich an dieser Stelle. Wenig später bilden sich dort Borken mit abgebrochenen Haaren. Sie können jucken und im frischen Stadium auch nässen und blutig sein.

Schnelle Ausbreitung im Bestand
Rinder erkranken meistens am Kopf und Hals. In der Regel heilen diese Veränderungen nach 3 bis 6 Monaten ab. Es kann jedoch zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen. Außerdem sind die Sporen der Fadenpilze sehr langlebig, sie können unter günstigen Bedingungen jahrelang infektiös bleiben. Deshalb kommt es in Betrieben, die einmal den Erreger der Kälberflechte im Bestand haben, immer wieder zu Reinfektionen, meistens in den Wintermonaten. Im Sommer sind Erkrankungen seltener, zumindest die Weidetiere sind davon selten betroffen, weil die UV-Strahlung die meisten Pilze abtötet. Meistens erfolgt die Einschleppung der Hautinfektion über zugekaufte Tiere. Aber auch Hunde, Katzen und Pferde können an Trichophythie erkranken und als Überträger in Frage kommen. Im Stall breitet sich die Infektion dann in der Regel ganz schnell aus. Die Übertragung erfolgt entweder durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier oder auch über Stallgeräte, beispielsweise die Kuhputzbürste. Auch Fliegen, Läuse und Haarlinge können die Erreger von einem Tier zum anderen tragen.

Auf Menschen übertragbar
Es kommt zu Leistungseinbußen bei der Milchleistung und in der Mast. Ist das Immunsystem der Tiere geschwächt, sind sie anfälliger für Trichophytie und andere Erkrankungen. Und nicht zuletzt schädigt die Kälberflechte durch die Narben in der Haut das Leder, was dann nicht mehr verwertet werden kann und der Handel mit den Tieren ist erschwert. Aber der wichtigste Grund für eine wirksame Bekämpfung ist die Übertragbarkeit auf den Menschen. Die Infektion mit dem Erreger der Kälberflechte verläuft beim Menschen häufig schwerer und langwieriger als beim Rind, wenn sie zu spät erkannt und behandelt wird. Er hält sich in tieferen Hautschichten auf, was bei der Abheilung zu Narbenbildung führen kann. Besonders betroffen sind die Hände und Unterarme, gelegentlich auch die Gesichtshaut. Vor allem Kinder und immunschwache Menschen sind gefährdet.

Impfung zur Vorbeugung
Gegen die Kälberflechte gibt es eine Impfung. Diese wirkt nicht nur vorbeugend, sondern auch therapeutisch und sorgt dafür, dass die Hautveränderungen schneller wieder abheilen. Bereits drei Wochen nach der Impfung wrd der Erfolg der Maßnahme sichtbar: Die krustigen Stellen heilen ab, die Haare beginnen wieder zu wachsen. Da meistens der gesamte Bestand betroffen ist, bietet sich eine Impfung zur Bekämpfung an. Der gesamte Bestand wird im Abstand von 14 Tagen zweimal geimpft bis auf die Kälber unter einem Monat. Begleitende Maßnahmen wie beispielsweise Waschungen mit einem fungizidhaltigen Produkt können ebenfalls helfen. Es gibt Hinweise, dass die Ausbreitung der Kälberflechte durch einen Mangel in der Vitamin-A und Spurenelementversorgung begünstigt wird. Deshalb sollten Fütterung und Haltung überprüft werden. Da sich die Pilzsporen sehr lange in der Stallumgebung aufhalten können, sind gründliche Reinigungs- und Hygienemaßnahmen empfehlenswert. Vor allem die Kuhbürste sollte gereinigt und desinfiziert werden. Es gibt mehrere Impfstoffe gegen Kälberflechte: Der Tierarzt weiß je nach Bestandssituation, welcher jeweils eingesetzt werden sollte.

Quelle: Dr. Heike Engels