Hochboxen helfen gegen Hitzestress

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„Im Sommer sind immer zuerst die Hochboxen belegt“ – diese Aussage hört man von Landwirten, die beide Systeme (Hochboxen und Tiefboxen) im Stall haben. Das funktioniert allerdings nur mit tiergerecht weichen Gummimatten. Komfortmatten von KRAIBURG werden nicht nur bei hohen Temperaturen gerne von den Tieren angenommen.

Ab 16 °C sinkt die tägliche Liegezeit Je nach Milchleistung leiden Kühe bereits ab Temperaturen von 16 – 20 °C an Hitzestress. Das macht sich schnell bemerkbar, wenn auffallend viele Tiere am Gang „herumstehen“. Auch im Sommer sollen diese Stehzeiten so kurz wie möglich gehalten werden, denn die Klauen werden zusätzlich belastet. Neben Ventilatoren im Liegebereich können auch Hochboxen mit Gummimatten helfen, die Tiere zum Liegen zu animieren.

Gummi ist nicht gleich Gummi Das Geheimnis liegt im Gummi, denn die Zusammensetzung von Gummimischungen variiert sehr stark. Die KRAIBURG-Rezeptur besitzt ideale wärmeleitende Eigenschaften. Bei hohen Temperaturen helfen die KRAIBURG Komfortmatten, überschüssige Wärme vom liegenden Tier abzuführen. Produkte wie WINGFLEX, KEW Plus oder WELA sind zudem tiergerecht weich – auch bei minimaler Einstreumenge.

Hochboxen mit weichen Gummimatten und Minimaleinstreu machen deutlich weniger Arbeit als Tiefbuchten mit Strohmist-Matratzen. Zudem kann im Sommer der Liegekomfort erhöht werden, weil die Gummi-Oberfläche im Vergleich zur Mistmatratze deutlich kühler ist. Angesichts anhaltend hoher Temperaturen sollte jede Möglichkeit genutzt werden, um die Liegezeit der Tiere, und folglich ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit, zu erhalten.

Mehr Informationen finden Sie unter www.kraiburg-elastik.de oder bei Ihrem KRAIBURG-Fachhändler

Quelle: Kraiburg

Antibiotikaabgabemengen in der Tiermedizin weiter rückläufig

„Tierärzte haben erneut deutlich weniger Antibiotika eingesetzt. Seit 2011 wurde die Menge um rd. 58 Prozent reduziert. In 2018 trug mit mehr als einem Drittel der Rückgang bei den als humanmedizinisch wichtig eingestuften Fluorchinolonen und Cephalosporinen der 3. und 4. Generation bei. Durch ein umfassendes Tiergesundheits- und Hygienemanagement kann der Landwirt mit seinem betreuenden Tierarzt Krankheiten verhüten. Dies dient dem Tierwohl und der nachhaltigen Produktion sicherer Lebensmittel. Die Grafik verdeutlicht die Reduktion der Antibiotikaabgabemengen durch Minimierungskonzepte, die auf den Prinzipien des verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika“ schreibt der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT) in seiner neuesten Pressemitteilung.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlichte jetzt die aktuellen Zahlen (s. Tabelle oben) und führt dazu aus:

Die Menge der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika in Deutschland ist 2018 weiter leicht zurückgegangen. Sie sank im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 auf 722 Tonnen (minus 1,5 %) und erreichte damit das bislang niedrigste Niveau seit 2011, dem ersten Jahr der Erhebung (minus 57,6 % gegenüber 1706 Tonnen im Jahr 2011). Zum ersten Mal seit der Erfassung der Abgabemengendaten für Antibiotika und deren Auswertung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) liegen auch die Mengen der abgegebenen Fluorchinolone sowie Cephalosporine der 3. und 4. Generation unter dem Wert von 2011. Diese Wirkstoffklassen sind für die Therapie beim Menschen von besonderer Bedeutung.

Die Abgabemenge der Fluorchinolone ist im Vergleich zum Vorjahr um ca. 2,2 Tonnen (t) gesunken, die der Cephalosporine der 3. und 4. Generation um 1,6 t. Da sich diese deutliche Verringerung bei diesen Wirkstoffklassen erst für die Abgabemengen 2018 ergibt, liegt die Vermutung nahe, dass hierfür die Änderungen der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) ursächlich sind. Die TÄHAV schreibt seit dem 1. März 2018 vor, dass bei der Anwendung von Fluorchinolonen und Cephalosporinen der 3. und 4. Generation ein Antibiogramm nach standardisierten Verfahren durchzuführen ist.

Im Jahr 2018 wurden 722 Tonnen Antibiotika von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte in Deutschland abgegeben. Die Hauptabgabemengen bilden wie in den Vorjahren Penicilline mit etwa 271 t und Tetrazykline mit etwa 178 t, gefolgt von Polypeptidantibiotika (Colistin) mit 74 t und Sulfonamiden (63 t) sowie Makroliden (59 t). Von den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen eingestuften Antibiotikaklassen (Critically Important Antimicrobials for Human Medicine) wurden im Vergleich zum Vorjahr bei zwei Wirkstoffklassen höhere Mengen abgegeben (Zunahme: ca. 4,0 t Makrolide bzw. rund 0,024 t Polypeptidantibiotika). Gegenüber dem ersten Erfassungsjahr 2011 haben die Abgaben von Colistin aber um ca. 42 % und die Menge der Makrolide um rund 66 % abgenommen (Anhang – Tab. 1: Vergleich der Abgabemengen der Wirkstoffklassen 2011 bis 2018).

Der Einsatz von Tierarzneimitteln dient dem Ziel, kranke Tiere zu behandeln und damit die Tiergesundheit und den Tierschutz zu fördern. Der Einsatz ist gleichermaßen auf den Schutz des Verbrauchers vor Zoonosen und sicheren Lebensmitteln ausgerichtet. Die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika stellt eine globale Bedrohung in der Human- und Veterinärmedizin dar. Der Transfer von antibiotikaresistenten Bakterien und/oder der Transfer von Resistenzgenen zwischen Mensch und Tier sind wechselseitig möglich.

Moderhinke: Wenn das Schaf nicht mehr laufen kann

Von Dr. Ursula Domes, Schafgesundheitsdienst, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

Lahmheiten kommen auch bei Schafen vor, auch wenn sie in der Regel viel Weidegang haben. Regelmäßige Klauenpflege ist also auch bei Schafen wichtig. Wird diese jedoch vernachlässigt und kommen einige Umweltfaktoren hinzu, kann die gefürchtete Moderhinke entstehen.

Das Klauenhorn beim Schaf wächst ständig nach und muss somit regelmäßig per Pflegeschnitt gekürzt werden. Dies kann bei weichem Untergrund bis zu viermal im Jahr nötig sein, bei hartem Untergrund und langen Märschen dementsprechend seltener.

Wenn das Klauenhorn zu lang wird, klappt es nach innen oder außen um. Im ersten Fall entstehen somit Höhlen, wo sich gern Bakterien vermehren, im zweiten Fall reißt das Horn ein und das Schaf kann sich leicht Steine oder Dornen eintreten. Wenn Klauen lange nicht geschnitten werden, wachsen diese schnabelartig nach vorne. Bei lehmigem Boden können sich Erdklumpen zwischen den Klauen ansammeln und beim Trocknen reiben und starke Lahmheiten verursachen.

Neben diesen einfacheren Lahmheitsursachen werden ansteckende Krankheiten wie besonders die Moderhinke stark gefürchtet. Wegbereiter ist das Bakterium Fusobacterium necrophorum, das überall in der Umwelt vorhanden ist, und erste schmierige Entzündungen zwischen den Klauen hervorruft. Wenn dann noch ein zweites Bakterium dazukommt, das Dichelobacter nodosus, entsteht die Moderhinke, die einen typischen süßlichen Geruch aufweist.


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Rindfleischgenuss mit gutem Gewissen – #Farm Animal Well-Being Forum 1

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Von Dr. Heike Engels

Für die nachhaltige Produktion von Milch und Rindfleisch sollte auch das Potential der männlichen Kälber von milchbetonten Rassen bestmöglich genutzt werden. Dies dachte sich auch der Tierarzt Rob Drysdale aus Großbritannien: Er stellte sein besonderes Konzept „StraightLine Beef“ kürzlich auf dem 12. Boehringer Ingelheim Farm Animal Well-Being Forum vor.

Rob Drysdale interessierte sich schon immer für die nachhaltige Rindfleischerzeugung in einer integrierten Lieferkette. Nachdem er viele Jahre als Tierarzt arbeitete, entschied er sich zu einer Weiterbildung im Supply Chain Management. Er promovierte 2016 mit dem Thema „Rindfleisch aus der Milchviehherde: Ist Integration die Antwort?“ und gründete in dieser Zeit sein Unternehmen StraightLine Beef. Dies ist eine Lieferkette bzw. Integration für Rindfleisch aus der Milchviehhaltung. Ein Netzwerk aus etwa 40 Milchviehbetrieben liefert eine vertraglich abgesicherte Anzahl Kälber an Drysdale, dann übernehmen Aufzüchter und Mäster die Kälber bis zur Schlachtreife.

Bisher ist solch eine Integration überwiegend aus dem Geflügel- und Schweinebereich bekannt. Drysdale startete 2014 mit 60 Kälbern und hat nun 4.500 Rinder an 14 Standorten in Wales und Südwestengland unter Vertrag. Für die Aufzucht der Kälber hat er Handlungsanweisungen erarbeitet, die von jedem Betrieb umgesetzt werden müssen, damit nur gesunde und fitte Kälber in seine Lieferkette kommen. In diesen Listen sind u.a. die Kolostrumgabe, die Fütterung und Impfungen vorgeschrieben.

Daneben bewirtschaftet Rob Drysdale seit März 2017 in Somerset seinen eigenen Mastbetrieb, in dem er eine intensive und grasbasierte Rindfleischproduktion praktiziert. StraightLine Beef unterhält mehrere Lieferketten, von reinen Bullen aus der Milchproduktion bis hin zu grasgefütterten Angus-Kreuzungsrindern. Häufig werden ausgewählte Elitebullen der Rassen Hereford und Angus zur Anpaarung verwendet, um eine gleichbleibende Fleischqualität zu erzielen. Drysdale verfolgt das Ziel, die Nachhaltigkeit vom Milchviehbetrieb und der Fleischproduktion bis zum Restaurantteller oder Einzelhandelsregal kontinuierlich zu verbessern. Aus seiner Sicht ist es Sache der Produzenten zu beweisen, dass die Produktion von Rindfleisch sowohl ethisch als auch nachhaltig sein kann.

Weitere Information hier.

Antibiotika: Geflügelwirtschaft erarbeitet Reduktionsziele – und fordert Unterstützung bei Zulassung innovativer Verfah-ren

Die deutsche Geflügelwirtschaft steht für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibioti-ka und will aktiv ihren Beitrag zu einer Minimierung von Antibiotikaresistenzen leisten. Das haben Spitzenvertreter der Branche am Mittwoch im Gespräch mit Bundeslandwirt-schaftsministerin Julia Klöckner und weiteren führenden Vertretern der beiden Bundesmi-nisterien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Gesundheit (BMG) klar gemacht. „Wir teilen die Ziele von BMEL und BMG, den Einsatz von Antibiotika und insbesondere Reserveantibiotika deutlich weiter zu reduzieren“, sagt Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG). Die Wirtschaft hat der Ministerin beim Treffen in dieser Woche erste Grundzüge einer komplexen Minimierungs-strategie vorgelegt, die in den kommenden Wochen weiter ausgearbeitet wird. ZDG-Präsident Ripke fordert die gezielte und entschlossene Begleitung durch die Politik: „Um unsere ambitionierten Ziele umzusetzen, sind wir zwingend auf die Unterstützung der Politik angewiesen, so zum Beispiel bei der Zulassung neuer, innovativer Verfahren wie ,Competitive-Exclusion‘-Kulturen oder Bakteriophagen.“

Bei „Competitive Exclusion“-Kulturen (CE) wird durch eine Frühbesiedlung mit einer natür-lichen Geflügeldarmflora die Besiedlung mit unerwünschten Krankheitserregern und resis-tenten Keimen deutlich erschwert. Diese innovativen Behandlungsverfahren mit CE-Kulturen, wie die Geflügelwirtschaft sie zusammen mit der Freien Universität Berlin im Forschungsvorhaben EsRAM (Entwicklung stufenübergreifender Reduktionsmaßnahmen für Antibiotikaresistente Erreger beim Mastgeflügel) in den vergangenen drei Jahren mit vielversprechenden Erkenntnissen erprobt hat, sowie die Anwendung von Bakteriophagen müssen kurzfristig zugelassen oder in Pilotprojekten angewendet werden, fordert die deut-sche Geflügelwirtschaft. „Wir wollen unserer Verantwortung gerecht werden, brauchen hier aber auch tatkräftige und konstruktive Begleitschritte der Bundesregierung“, betont ZDG-Präsident Ripke. „Die Reduzierung von Antibiotikaresistenzen geht uns alle an. Auch die Politik ist gefordert, ihren Teil beizutragen.“

Quelle: ZDG

Gesunder Darm = intaktes Immunsystem?

Von Dr. Heike Engels

In jüngster Zeit geraten der Darm, die Verdauung sowie das Immunsystem immer mehr in den Fokus. Man hat verstanden, dass über die Fütterung nicht nur Leistung, sondern auch Darmgesundheit erreicht werden kann und dass der gesunde Darm ganz eng mit einem leistungsfähigen Immunsystem zusammenhängt. Roggen kann dabei ebenfalls eine große Rolle spielen.

Das Immunsystem ist für die Erhaltung der Gesundheit unerlässlich. Es ist jedoch kein starres Gebilde, sondern wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. So greifen beispielsweise das Wohlbefinden oder aber auch die Ernährung der Schweine in die Steuerung des Immunsystems mit ein. Doch wie wird das Immunsystem in Balance gehalten? Das Immunsystem ist überall im Körper. Es ist ein Zusammenspiel von Zellen, Geweben und Botenstoffen aller Art, alles kommuniziert miteinander. Der größte Teil des Immunsystems ist im Darm lokalisiert. Im Darm leben unzählige nützliche Bakterien, die sogenannten Kommensalen, die den wesentlichen Teil des Mikrobioms darstellen. Sie spielen eine erhebliche Rolle bei der Steuerung immunologischer Prozesse im Darm. Direkt unter der Darmschleimhaut sitzt das ausgeklügelte Darmimmunsystem, das sofort auf eindringende Erreger reagiert.

Mikrobiom kommuniziert mit Gehirn
Das Mikrobiom im Darm, also die Gesamtvielfalt der Mikroorganismen im Darm, besiedelt alle Teilbereiche des Verdauungstraktes, von der Mundhöhle bis zum Rektum (Enddarm). Das Mikrobiom stimuliert die Entwicklung des Immunsystems und reguliert seine Funktion über bakterielle Stoffwechselprodukte. Nicht zuletzt konkurrieren die guten Bakterien und die Krankheitserreger im Darm um den gleichen Lebensraum und um die gleiche Nahrung. Ein ausbalanciertes Mikrobiom stabilisiert den Darm gegen ein Überwuchern mit Krankheitserregern. Verschiedene Studien haben belegen können, dass das Mikrobiom im Darm mit dem Gehirn kommuniziert und umgekehrt. Die Darm-Gehirn-Achse wirkt über ungünstige Keime im Darm auf das Gehirn, denn die Darmflora nimmt mittels Hormonen, Immunmolekülen und ihren eigenen Metaboliten auf das Gehirn Einfluss und kann so zum Beispiel das Fressverhalten steuern, also den Appetit. Andersherum wirkt die Gehirn-Darm-Achse über Stress auf den Darm und dessen Bewohner und kann das Mikrobiom verändern.

Futter für das Mikrobiom
Eine vielfältige Keimzusammensetzung des Mikrobioms ist gut für das Immunsystem, eine Verschiebung der Keime in eine bestimmte einseitige Richtung schwächt das Immunsystem.


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Schuld sind immer die anderen

Rudolf Henke, der Vorsitzende des Marburger Bundes, beklagt mal wieder den „massiven Einsatz von Reserveantibiotika in der Geflügelmast“ und meint, Humanmediziner bräuchten Reserveantibiotika zur Therapie schwerer Infektionen, die mit konventionellen Substanzen nicht mehr behandelt werden könnten.

Er hätte besser mal das „Bayerische Ärzteblatt“ zur Hand nehmen sollen, das in einem bemerkenswerten Artikel schreibt: „Derart pauschale Schuldzuweisungen sind so falsch wie gefährlich, denn sie lenken vom eigentlichen Problem ab. Die Resistenzproblematik ist ein globales, multifaktorielles Problem, das nur im Sinne des „One-Health-Ansatzes“ durch gemeinsame Aktionen aller beteiligten Personenkreise aus Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Tiermedizin, Humanmedizin und öffentlichen Gesundheitswesen gelöst werden kann“.

Der Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren wurde seit 2011 drastisch vermindert (-57%). Für die Humanmedizin fehlen entsprechende Verbrauchszahlen bis heute. Beim Geflügel ist das Uralt-Mittel Colistin, das Humanmediziner jetzt gerne exklusiv für sich reklamieren wollen, jedoch bisher nicht wirklich zu ersetzen. In der Veterinärmedizin suchen Forscher und Praktiker nach Wegen, den Antibiotikaeinsatz weiter zu senken und – wann immer möglich – auf besonders wichtige Wirkstoffe zu verzichten. Diese Strategie möchten man auch der Humanmedizin empfehlen.

Trockenstellen in der Diskussion – Selektiv oder doch so wie immer?

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Von Dr. Joachim Lübbo Kleen, Fachtierarzt für Rinder

„Milchkühe werden am Ende der Laktation trockengestellt“ – So war es eigentlich immer, und schon sehr lange gehört ein antibiotischer Trockensteller dazu. Im Zuge der Antibiotikareduktion ist in den letzten Jahren das Trockenstellen vermehrt in die Diskussion gekommen und es wird viel vom sogenannten „selektiven Trockenstellen“ berichtet. Auch wenn über das Wie und Warum dieser Maßnahme mittlerweile Klarheit herrscht, so ist doch dazu in der Praxis immer wieder Unsicherheit festzustellen.

Die Trockenstehphase ist grundsätzlich als Ruhephase für den Gesamtorganismus der Kuh zu verstehen. Hauptzweck ist die Rück- und Neubildung des Eutergewebes, um in der neuen Laktation wiederum eine möglichst hohe Produktivität erreichen zu können. Bestehende Verletzungen oder Hyperkeratosen heilen ab und das Drüsengewebe wird regeneriert. Die Eutergesundheit profitiert aber auch davon, dass in der Trockenperiode die bestmöglichen Chancen bestehen, bereits vorhandene, langfristig bestehende Eutererkrankungen auszuheilen. So können z.B. auch subklinische Infektionen mit Staphylococcus aureus am ehesten in der Trockenperiode eliminiert werden. Es ist bei entsprechend guter Durchführung des Trockenstellens sowie guter Haltungs- und Hygienebedingungen grundsätzlich möglich, bis zu 80 % und mehr der bereits bestehenden Euterinfektionen auszuheilen.

Neuinfektionen vermeiden
Die Trockenperiode ist also als Chance zu sehen, Eutergesundheit positiv zu beeinflussen. Dem steht ein Risiko für Neuinfektionen der Milchdrüse entgegen, das vor allem in den ersten 14 Tagen nach dem Trockenstellen deutlich erhöht ist. Der Strichkanal ist in dieser Zeit noch nicht verschlossen und die Abwehrsituation ist durch eine geringe Leukozytenkonzentration ungünstig. Ähnlich sieht es vor dem Abkalben aus:


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Alte Genome offenbaren Neues zur Abstammung unserer Hausrinder

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Der eurasische Auerochse gilt als Vorfahre unserer heutigen Hausrinder. Er wurde über einen längeren Zeitraum mit Beginn vor etwa 10.500 Jahren in Randgebieten des Fruchtbaren Halbmonds, den Tälern von Euphrat und Tigris, domestiziert. Seit dem 17. Jahrhundert ist die wilde Form ausgestorben, doch seine domestizierten Nachfahren, heute auf der ganzen Welt als Nutztiere verbreitet, leben fort. Vieles in der jahrtausendelangen Geschichte der Hausrinder ist noch unklar, genetische Informationen heute lebender Tiere geben allenfalls ein verwaschenes Bild vergangener Prozesse wieder, die das Rind zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Ein internationales Wissenschaftlerteam ist der Geschichte der frühen Rinder nachgegangen. Die Gruppe hat genomische Daten von 67 Tieren aus acht Jahrtausenden untersucht und so die Geschichte der Rinderdomestikation detaillierter als jemals zuvor nachgezeichnet. Die große genetische Ähnlichkeit zwischen dem anatolischen Ur, wie der Auerochse auch genannt wird, und den ersten Hausrindern bestätigt den Domestikationsursprung in dieser Region.

Einkreuzung von Wildrindern in Hausrindherden
Die Studie macht jedoch auch deutlich, dass im Laufe der Zeit unterschiedliche lokale Wildpopulationen ihre genetischen Spuren im Hausrind hinterließen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Wildrinder der Levante und Europas mit den vom Menschen importierten Hausrindherden vermischt haben“, erklärt Dr. Amelie Scheu von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). „Diese Einkreuzungen blieben vormals unentdeckt, da sie durch Auerochsenbullen geschahen, bisherige Studien jedoch hauptsächlich allein mütterlicherseits weitergegebenes Erbgut untersuchten. Erst der technische Fortschritt hat uns über die Möglichkeit, ganze Genome entschlüsseln zu können, zu dieser Erkenntnis verholfen.“

Mit Zebus gegen Hitze und Dürre
Die ersten domestizierten Rinder zeigten, so die Studie unter Leitung von Prof. Dan Bradley, Populationsgenetiker am Trinity College Dublin, noch keine genetischen Einflüsse von Zebus. Dieses Buckelrind (Bos indicus) wurde wahrscheinlich weiter östlich im Indus-Tal domestiziert. Vor etwa 4.000 Jahren tauchten aber im genetischen Code der Hausrinder des Nahen Ostens erste Hinweise auf Vermischungen beider Gruppen auf. Als Grund wird eine extreme Dürre vermutet, die sich über mehrere Jahrhunderte hinzog. Möglicherweise haben die frühen Bauern auf die veränderten klimatischen Bedingungen mit der Einkreuzung von Zebus reagiert, die Hitze und Trockenheit besser standhalten als taurine Rinder. Dieser Einschnitt markiert den Beginn einer bis heute andauernden globalen Ausbreitung der Zebus. Die Nachfahren der ersten Buckelrinder werden weltweit in tropischen Regionen bevorzugt gehalten.

Die Forschungsarbeit „Ancient cattle genomics, origins and rapid turnover in the Fertile Crescent” ist in der renommierten Fachzeitschrift Science erschienen und wurde von dem Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem ERC Advanced Grant für Daniel Bradley, Professor für Populationsgenetik am Trinity College Dublin, unterstützt.

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Bundesagrarministerium unterstützt Wanderschäfer mit über einer Million Euro

Schutzmaßnahmen gegen den Wolf werden gefördert

Ab dem kommenden Montag, 15. Juli, können Wanderschäfer, die mit ihren Herden durch Wolf- und Wolfspräventionsgebiete ziehen, eine Förderung für Maßnahmen zum Schutz gegen den Wolf beantragen. Dann tritt eine entsprechende Förderrichtlinie des Ministeriums der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, in Kraft. Für das so genannte ‚Bundesprogramm Wolf‘ stehen 1,05 Millionen Euro zur Verfügung.

Julia Klöckner: „Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist ein Erfolg des Artenschutzes. Gleichzeitig stellt sie insbesondere die heimischen Wanderschäfer vor große Herausforderungen. Denn die Errichtung, Überwachung und Absicherung wolfsabweisender Zäune und anderer Schutzmaßnahmen kostet nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld. Den finanziellen Mehraufwand der Wanderschäfer wollen wir mit unserem „Bundesprogramm Wolf“ ausgleichen. Vorgesehen ist eine Prämie von 36 Euro pro Wanderschaf. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, so zum bestmöglichen Schutz der Schafe und Herden beizutragen.“

Die entsprechende Förderrichtlinie Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Antragsformulare und weitere Informationen sind hier zusammengestellt.
Hintergrund:

Das „Bundesprogramm Wolf“, dessen Fördervolumen 1,05 Million Euro beträgt, hat zum Ziel, Wanderschäfer mit geringen oder keinen direktzahlungsberechtigten Flächen bei Maßnahmen zum Schutz der Herden vor dem Wolf finanziell zu unterstützen. Die Förderung soll dazu verwendet werden, um finanzielle, laufende Mehraufwendungen der Wanderschäfer für den Herdenschutz vor Wolfsübergriffen im Jahr 2019 aufzufangen. Investitionskosten werden nicht gefördert. Es ist ein pauschaler Betrag in Höhe von 36 EUR pro Wanderschaf vorgesehen, sofern jedoch die Anzahl der beantragten Prämien die verfügbaren Mittel übersteigt, wird die Prämie pro Tier entsprechend gekürzt.

Voraussetzung für die Förderung ist zum einen eine Herde von mindestens 200 Wanderschafen, die zum Stichtag 15.Juli 2019 über ein Jahr alt sind, die Wanderung durch Wolfs- und Wolfspräventionsgebiete in der Hauptweidesaison 2018 und 2019 (01.04. – 01.10.), eine maximal 40 Hektar große im Eigentum befindliche oder gepachtete Grünland- oder Dauergrünlandfläche sowie die Verwendung von Maßnahmen gegen den Schutz vor Wölfen (wolfsabweisende Zäune und/oder Herdenschutzhunde).

Die Zuwendung erfolgt als De-minimis-Beihilfe auf Grundlage der Verordnung (EU) Nr. 1408/2013 der Kommission vom 18. Dezember 2013 über die Anwendung der Artikel 107 und 108 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union auf De-minimis-Beihilfen im Agrarsektor (ABl. Nr. L 352 vom 24.12.2013, S. 9 – 17), zuletzt geändert durch Verordnung (EU) 2019/316 (Amtsblatt der EU Nr. L51 I vom 22.02.2019, S. 1 ff) und wird als einmaliger nicht rückzahlbarer Zuschuss im Wege der Festbetragsfinanzierung gewährt. Antragsfrist ist der 31. August 2019.

Quelle: BMEL