1. Thüringer Schweinegipfel

Wenn man bedenkt, dass für jeweils zwei Einwohner Thüringens ein Schwein gehalten werden muss (Pro-Kopf-Verzehr 35,7 kg p. a.), wurde es wohl Zeit für einen eigenen Schweinegipfel. Am 15. Mai fanden sich dann auch 200 Teilnehmer zur ersten Veranstaltung dieser Art ein. Von den insgesamt 222 Schweinhaltern Thüringens hatte sich also offensichtlich der größte Teil auf den Weg nach Waltershausen gemacht.

93% der Thüringer Sauen werden in Betrieben mit weniger als 500 Tieren gehalten und 85% der Mäster haben weniger als 2.000 Stallplätze, aber es gibt auch einige Großbetriebe in der Ferkelerzeugung. Knapp ¾ der Höfe bieten ihren Schweinen den gesetzlich vorgeschriebenen Platz an, ¼ nimmt an der Initiative Tierwohl teil und stellt 10% mehr Platz zur Verfügung und etwa 1% entfällt auf Bio-Betriebe.

Wie ihre Berufskollegen in anderen Bundesländern auch, sorgen sich Thüringer Bauern um ihre Zukunft. Der Endtermin für die betäubungslose Ferkelkastration steht fest, doch welche Lösung sie wählen sollen, wissen viele Ferkelerzeuger noch nicht. Auch beim Um- oder gar Neubau von Ställen herrscht Unsicherheit: wie soll der weitgehende Verzicht auf die Fixierung von Sauen baulich am besten umgesetzt werden. Für diese Problemfelder forderte Andre Telle, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen, für seine Berufskollegen Planungssicherheit und fachliche Unterstützung.

Er verwies auch auf die erheblichen Zusatzbelastungen durch den Thüringer Filtererlass für bestehende große Anlagen und die dort geforderte Nachrüstung mit Abluftwäschern zur Verringerung der Ammoniak- und Geruchsemissionen. Gegenüber einem Stallneubau könnte die Investitionen um das 2- bis 3-fache höher ausfallen, je nach Produktionsrichtung. Die Stückkosten je Tier wüchsen, über die gesamte Produktionskette, um etwa € 15,- pro Jahr. Weil die Thüringer Schweinehalter diese Zusatz-Belastung durch den Markt nicht refinanziert bekämen, müsse es einheitliche Lösungen für Deutschland und Europa geben, forderte Telle.

„Fleisch – (k)ein Lebensmittel mit Zukunft“
In einem spannenden Vortrag beleuchtete Prof. Ulrike Weiler (Uni Hohenheim) das Lebensmittel Fleisch aus verschiedenen Blickwinkeln. Auch wenn der Markt für Fleischersatzprodukte jährlich um 18% steigt, pendelt der Fleischkonsum in Deutschland seit Jahren um die 60 kg pro Kopf und Jahr. Schwein verliert zwar tendenziell gegen Geflügel, liefert aber immer noch den Löwenanteil der tierischen Proteine.

Gerade der Verzehr von „rotem Fleisch“ sei in der Vergangenheit oft mit Gesundheitsgefahren in Verbindung gebracht worden, führte die Wissenschaftlerin aus. Heute aber rede z. B. keiner mehr über das „böse“ Cholesterin. Zwar gäbe es eine Korrelation zwischen hohem Fleischkonsum und gesteigerter Krebsanfälligkeit, die aber gelte genauso für den Unfalltod. Nicht „viel-Fleisch-essen“ sei der Grund für höhere Krankheitsanfälligkeit, sondern viel mehr der gesamte Lebensstil.

Über die Gesundheitsgefahren durch Fleisch-Verzicht, wie etwa Mangelerscheinungen, werde leider eher wenig geredet. Und allen die Angst vor Rückständen im Fleisch haben, empfiehlt Ulrike Weiler den Blick in den nationalen Rückstandkontrollplan. Der zeige nämlich, dass verschiedenste Rückstände in Wild, Honig und Gemüse weit höher ausfallen als in Fleisch.

Auch auf die Zielkonflikte zwischen Tierwohl. Umweltschutz und Genusswert ging die Professorin ein. Werde heute über tiergerechte Haltung gesprochen, denke kaum jemand dabei ans CO2. Bei Mutterkuhhaltung fallen je Kilo Schlachtgewicht 27,3 kg CO2EQ an, bei der Bullenmast aber nur 16,0 kg. Bei Rinderhaltung auf der Weide und 500 g Tageszunahme (ohne Kraftfutter) fallen 28,9 kg CO2EQ an. In der Stallhaltung mit Maissilage, Kraftfutter und 1.500 g Tageszunahme aber nur 7,0 kg CO2EQ.

Klimarelevant im Schweinestall sind vor allem Methan und Lachgas. Je Tierplatz und Jahr werden so aber ganz unterschiedliche Mengen von CO2 Äquivalenten (EQ) produziert. Auf Vollspalten 92,0 kg Methan und 29,6 kg Lachgas, bei Tiefstreu aber 80,5 kg Methan stolze 740,0 kg Lachgas!

Auch wenn man Genusswert und Klimabelastung gegenüberstellt, schneidet das edle Kobe-Rind eher schlecht ab. Je Kilo Schlachtgewicht produziert es 36 kg CO2EQ, verglichen mit nur 16 kg CO2EQ beim Mastbullen aus der Milchlinie. Moderne Mastschweine schlagen mit 3,3 kg CO2EQ zu Buche, das Wildschwein dagegen mit 10,2 kg CO2EQ.

Wer all dem entgehen möchte und lieber zum Kunstfleisch greift muss schließlich wissen, dass, neben Rinderstammzellen, zu dessen Herstellung u. a. ein Medium aus Hydrolysat von Cyanobakterien als Substrat, ein paar Wachstumsfaktoren/Hormone und natürlich Antibiotika von Nöten sind. Und auch der Burger aus pflanzlichem Fleischersatz hat seinen Blutgeschmack nur, wenn ihm Leghamoglobin als Hämoglobin-Ersatz beigemischt wurde.

Hähnchenhalter wählen Stefan Teepker an die Spitze: „Wir brauchen eine echte Perspektive für uns Tierhalter“

Der Bundesverband bäuerlicher Hähnchenerzeuger e. V. (BVH) hat einen neuen Vorsitzenden. Einstimmig ist Stefan Teepker, 38-jähriger Landwirt aus Handrup im südlichen Emsland, von der Mitgliederversammlung in dieser Woche an die Spitze des Berufsverbandes der deutschen Hähnchenhalter gewählt worden. „Ich freue mich sehr darauf, mit meinem starken Vorstandsteam die Zukunft der Hähnchenhaltung in Deutschland aktiv mitzugestalten“, bedankte sich Teepker vor den rund hundert Teilnehmern der Versammlung für das Vertrauen. „Unsere Aufgabe als Verband ist es, die tierwohlorientierte, nachhaltige und innovative Arbeit der deutschen Hähnchenhalter zu begleiten und zu unterstützen. Wir sind als Branche richtig gut aufgestellt – aber wir stehen auch vor gewaltigen Herausforderungen, die wir gemeinsam angehen wollen.“ Insbesondere in der Stärkung der Entwicklungsmöglichkeiten für die deutsche Erzeugung mit ihren hohen Standards sehe er eine wichtige Aufgabe seiner Arbeit als Vorsitzender, sagte Teepker und forderte hier auch die aktive Unterstützung der Politik ein: „Wir brauchen auch in Zukunft eine echte Perspektive für uns Tierhalter in Deutschland!“

Große Sorgen um die Zukunft der Hähnchenhaltung in Deutschland
Die Hähnchenhalter haben bei immer höheren Auflagen und immer strengeren Anforderungen große Sorgen um ihre Zukunft, das klang in der Versammlung immer wieder an. „Ein Wort zieht sich dabei wie ein roter Faden durch unsere Arbeit – und zwar das Wort Zielkonflikte. Die gegenläufigen Anforderungen zwischen Tierwohl und Umweltschutz ohne eine zufriedenstellende Lösung machen eine Planbarkeit für uns Tierhalter enorm schwierig“, kritisierte Teepker ein fehlendes Gesamtkonzept im Rahmen der Nationalen Nutztierstrategie des BMEL. In seinem Jahresbericht hatte Teepker, bislang stellvertretender Vorsitzender des BVH, einige zentrale Herausforderungen aufgezeigt: Die Novelle der TA Luft, die Überlegungen zum staatlichen Tierwohlkennzeichen, das Hin und Her bei der Düngeverordnung, die Diskussionen um den Antibiotikaeinsatz und die starke Marktposition osteuropäischer Erzeuger bei einer fehlenden Kennzeichnung der Herkunft von Geflügelfleisch in der Gastronomie. Gerade die Herkunftskennzeichnung sei ein wichtiges Thema, so Teepker: „Denn Hähnchenfleisch ist bei den Deutschen beliebter denn je. Aber der Druck aus dem Ausland ist da! Und damit unsere hohen Standards überhaupt wahrgenommen werden, brauchen wir eine verlässliche Kennzeichnung auch in der Gastronomie.“

Thomas Korte einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Stefan Teepker folgt in der Funktion des BVH-Vorsitzenden auf Rainer Wendt, der sein Amt im Februar dieses Jahres niedergelegt hatte. Zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden wurde Thomas Korte aus Surwold/Emsland gewählt. Neu im 15-köpfigen Vorstandsteam des BVH ist Peter Vollmers aus Stade. Nach 13 Jahren aktiven Engagements wurde Diedrich Dammann aus dem Vorstand verabschiedet.

Der BVH-Vorstand
Vorsitzender: Stefan Teepker
stellv. Vorsitzender: Thomas Korte
Weitere Vorstandsmitglieder: Philipp Beckhove, Richard Danninger, Dietmar Deitermann, Sven Diekhaus, Marion Dorn, Christian Högl, Jürgen Hörstmann, Thomas Korte, Matthias Meckmann, Dr. Andreas Schröder, Kristin Schultz, Peter Vollmers, Josef Wohlfrom.

Quelle: ZDG

Preis der Tiergesundheit 2019: 55 Bewerbungen aus Deutschland und Österreich bei MSD Tiergesundheit eingegangen

Bewerbungsphase mit großem Erfolg abgeschlossen – Jury besucht und bewertet die besten Betriebe – Preisverleihung findet im September 2019 in Berlin statt

55 Milchviehbetriebe aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands sowie aus Österreich haben sich für den Preis der Tiergesundheit in den letzten Monaten bei MSD Tiergesundheit beworben. Schriftlich, bebildert oder per Video – die teilnehmenden Landwirte und Betriebe haben ihre Maßnahmen zur Kälbergesundheit umfassend dargestellt. Und eines lässt sich jetzt schon sagen: Die Qualität der eingereichten Konzepte ist hoch.

„Die Bereitschaft zur Teilnahme an diesem neuen Preis ist erfreulich groß. Dies zeigt, wie sehr sich die Landwirte mit dem Thema Tiergesundheit auseinandersetzen. Eine Kombination aus innovativen Managementmaßnahmen, tiergerechten Haltungsbedingungen und vorausschauenden Impfkonzepten bilden dabei zumeist den Grundstein.“ erklärt Dr. Stefan von Rüden, Leiter Geschäftsbereich Nutztier bei MSD Tiergesundheit.

Eine unabhängige Jury prüft die Bewerbungen

Seit dem Ende der Bewerbungsphase am 01. Mai werden alle Betriebe, die eine Kälbergesundheitsstrategie eingereicht haben besucht, um die Maßnahmen zu dokumentieren und dadurch für die unabhängige Expertenjury vergleichbar zu machen.
Wird ein Betrieb in die engere Auswahl genommen, findet ein weiterer Besuch mit Vertretern der Jury statt.

Durch den Preis der Tiergesundheit sollen Erfolge von Landwirten durch innovative, nachhaltige Haltungs- und Gesundheitskonzepte im Bereich der Kälberaufzucht ins Rampenlicht gestellt werden und so nicht nur untereinander zum Erfahrungsaustausch anregen, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Preisverleihung findet im September 2019 in Berlin statt

Der „Preis der Tiergesundheit“ wird im September 2019 in einem feierlichen Rahmen verliehen. Die drei Erstplatzierten erhalten ein zweckgebundenes Preisgeld für die Umsetzung weiterer Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit und – haltung.

Mehr Informationen zum „Preis der Tiergesundheit“ erhalten Sie unter www.preisdertiergesundheit.com

„Preis der Tiergesundheit“ 2019 – die Jury:

Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge
Professorin für Tierernährung an der Fachhochschule Kiel

Dr. Caroline van Ackeren
Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg

Dr. Johann Gasteiner
Stellvertretender Direktor und Leiter für Forschung und Innovation, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein, Österreich

Dr. Christian Koch
Lehr- und Versuchsanstalt Hofgut Neumühle

Herr PD Dr. Karsten Donat
Geschäftsführer der Thüringer Tierseuchenkasse

Herr Dr. Carl-Christian Gelfert
Fachberatung Rind, MSD Tiergesundheit

Quelle: MSD Tiergesundheit

Newcastle Disease: Biosicherheit und Impfpflicht

Von Dr. Heike Engels

Zeigt Geflügel Atemnot, grünlichen Durchfall sowie zentralnervöse Symptome mit rascher Todesfolge, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Infektion mit dem virulenten Stamm aviärer Paramyxoviren vom Serotyp I (APMV-1). Was sich so kompliziert anhört, beschreibt die bekannte anzeigepflichtige Tierseuche Newcastle Disease (ND).

An Newcastle Disease erkrankte Tiere sitzen meist mit offenem Schnabel in dunklen Ecken. Sie atmen schnarchend und niesen häufig. Außerdem ist ein drastischer Rückgang der Legeleistung zu bemerken sowie dünnschalige bis schalenlose Eier und wässriges Eiklar. Die Schwere des Krankheitsverlaufs ist abhängig von der betroffenen Tierart, dem Alter und Immunstatus sowie der Pathogenität des ND-Virus. Bei rascher Ausbreitung innerhalb der Herde treten Todesfälle ohne vorher sichtbare Symptome auf. Die Todesrate erkrankter Tiere beträgt bis zu 100 %. Ist der Verlauf etwas verzögert, dann überwiegen Symptome wie hochgradige Apathie mit Verweigerung von Futter- und Wasseraufnahme, geschwollene Augenlider, bläulich verfärbte Kämme und Atemnot. Diese Tiere können die ND überleben, sind aber zeitlebens geschädigt und fallen später durch Lähmungen der Bein- und Flügelmuskulatur sowie Halsverdrehen auf. Das Krankheitsbild erinnert in ihrem schweren Verlauf an die Geflügelpest, daher wird die Newcastle-Krankheit in Fachkreisen auch als atypische Geflügelpest bezeichnet.

Schneller Verlauf mit Todesfolge
Doch die Erkrankung richtet nicht nur bei den erkrankten Tieren selbst großen Schaden an, sondern führt auch zu schweren wirtschaftlichen Folgen für Tierhalter und ganze Regionen. Betroffene Tierbestände müssen sofort getötet werden, großräumige Sperren um den Seuchenherd werden errichtet. Aufgrund von Handelsbeschränkungen kommt es zu schwerwiegenden Problemen im Absatz von Tieren und ihren Produkten auf dem Markt. Hühner und Puten gelten als besonders empfänglich für ND, aber auch Enten, Gänse, Strauße oder Tauben und sogar Pinguine, Raben, Papageien und Kanarienvögel können sich infizieren oder zumindest das Virus in sich tragen und verbreiten ohne selbst erkranken. Die Newcastle-Krankheit ist hochansteckend. Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen beträgt nur drei bis sechs Tage. Die Übertragung des Virus kann auf zwei Wegen geschehen: direkt von Tier zu Tier und indirekt über Fahrzeuge, Mist, Futter oder Transportkisten sowie über den Menschen. Infizierte Vögel scheiden das Virus über die Luftwege sowie über Sekrete und Exkrete aus. Durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier im Stall oder auf dem Transport (auch von geschlachteten Tieren, Bruteiern oder Eintagsküken) breitet sich das Virus sehr schnell aus. Für den Menschen ist die Newcastle-Krankheit nicht gefährlich, es kann bei Infektion eine Bindehautentzündung auftreten.

Anzeigepflichtige Tierseuche
Newcastle Disease kommt in vielen Ländern in Zentral- und Südamerika, Asien, Mittlerer Osten und Afrika endemisch vor.


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Neues, zukunftsträchtiges Fermentationsverfahren entwickelt

Die Nutzenvorteile der Futterfermentation für die Schweinehaltung sind vielfältig: sinkende Futterkosten, höhere Futterverdaulichkeit, ein niedrigerer Antibiotikaeinsatz und nicht zuletzt reduzierte Stickstoff- und Phosphor-Einträge in die Böden, um nur einige Vorzüge zu nennen. Aus diesen Gründen hat Porlaso, der argentinische Partner des niedersächsischen Stallausstatters WEDA Dammann & Westerkamp GmbH, gemeinsam mit dem niederländischen Experten Dr. Ronald Scholten von Dr. FERM, ein vielversprechendes, zukunftsträchtiges Fermentationsverfahren entwickelt.

Die Grundidee zielt darauf ab, dass Schweinehalter in die Lage versetzt werden sollen, etwa rohe, vollfette Sojabohnen als hochwertiges Futtermittel in ihren eigenen Betrieben fermentieren zu können. Das Verfahren basiert auf einer ausgeklügelten Kombination aus Temperatur und speziellen Bakterien und Enzymen. Technologische Grundlage dafür ist eine Fermentation aus dem Hause WEDA, die sich bereits seit Jahren erfolgreich in der täglichen Praxis der Schweinehaltung bewährt hat. Darüber hinaus bringt WEDA ein großes Maß an Erfahrung bei der, in diesem Verfahren essentiellen, integrierten Prozesssteuerung, -überwachung und Mischtechnik mit ein.

Das Verfahren arbeitet nach der sogenannten synchronisierten Batch-Fermentation, in der zwei Fermenter abwechselnd das Rohmaterial aufarbeiten. Dabei spielt die Hygiene eine große Rolle: Entsprechend wird ein Fermenter gereinigt, während im anderen der Fermentationsprozess abläuft. Im Kern geht es bei der neuen Fermentation auch um einen effizienten Prozess, mit dem die in rohem Soja enthaltenen Anti-Ernährungsfaktoren sicher abgebaut werden können. Bislang mussten diese schädlichen Essenzen aufwendig in einem Röst- oder Extrudierungsverfahren eliminiert werden. Das Risiko besteht jedoch darin, dass damit nicht immer alle Anti-Ernährungsfaktoren vollständig deaktiviert werden.

Ein essenzieller Vorteil der Fermentation: Im Gegensatz zu den anderen Methoden fällt ein hoher Anteil an wertvoller Milchsäure an, der die Magen-Darm-Gesundheit der Tiere fördert und Salmonellen, sowie E-Coli signifikant reduziert. Überdies lassen sich damit, je nach Bedarf und Kosten, unkompliziert und rasch auch andere Stoffe aufbereiten. Die Fermentation könnte sich somit in vielerlei Hinsicht als gewinnbringend und nützlich für die Betriebe erweisen: In der Tierhaltung gibt es, insbesondere bei steigender Betriebsgröße, eine wachsende Nachfrage nach individuellem Futter, etwa für Jungtiere. Für die Halter wäre es entsprechend attraktiv, zum Beispiel rohe Sojabohnen, Roherbsen und Rohbohnen selber zu fermentieren oder eigens fermentiertes Futter in die Futterrationen aufzunehmen. Die Resultate der Betriebe, die dieses Verfahren anwenden, sprechen jedenfalls für sich: eine gesteigerte Produktivität sowie eine deutliche Absenkung der Vergabe von Medikamenten und Additiven.

Ein ökologischer Faktor kommt noch hinzu: Normales Futter muss mit Phosphor gemischt werden, was den Gehalt dieses Stoffes in der Gülle erhöht und in der Folge zu erhöhten Werten beim Ausbringen auf die Felder führt. Dagegen wird der Phosphor im fermentierten Futter von den Tieren mit höherem Wirkungsgrad verwertet und gelangt am Ende der Kette in geringeren Mengen in die Gülle und damit in die Böden. Neben diesem ökologischen Aspekt schlägt sich zudem ein essentieller betriebswirtschaftlicher Vorteil in allen Bilanzen nieder: Dr. Ronald Scholten attestiert dem neuen Fermentationsverfahren unter dem Strich einen jährlichen Kostenvorteil von etwa 50.000 Euro pro 1.000 Sauen einschließlich Ferkeln.

Quelle:
WEDA Dammann & Westerkamp GmbH

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N/P- reduzierte Fütterung: Auch Fütterungstechnik muss passen

Von Gerd Hermeling, Hanke Bokelmann, LWK Niedersachsen

Viele Schweinehalter stehen durch die neue Düngeverordnung unter großem Druck bezüglich der Verwertung ihres Wirtschaftsdüngers. Eine N- und P-Reduzierung im Futter ist ein wichtiger Ansatz. Dabei muss jedoch auch die Fütterungstechnik passen.

Schweinehalter vor allem in den Veredlungsregionen suchen derzeit verstärkt nach Möglichkeiten, die Kosten für ihren anfallenden Wirtschaftsdünger in Zukunft in den Griff zu bekommen. Zum einen wird je nach Region verstärkt über Separationsanlagen für Gülle nachgedacht und ggf. auch schon investiert. Zum anderen bieten viele Mischfutterhersteller und Beratungsorganisationen Futterkonzepte an, um die Nährstoffe zu senken. Es geht dabei vorrangig um Phosphor und Stickstoff. Nach Vorgaben der DLG gibt es entsprechende Konzepte mit N-/P-Reduzierung oder mit starker N-/P-Reduzierung.

Schweine bedarfsgerecht versorgen
Die N- und P-reduzierte Fütterung beinhaltet drei Futterphasen, die stark und sehr stark N- und P-reduzierte Fütterung vier Futterphasen. Zum Teil werden von der Mischfutterindustrie bereits Multiphasenprogramme in der Mastschweinefütterung angeboten. Mehrere Futterphasen sind ebenso wichtig, um die Schweine gezielt und bedarfsgerecht in allen Gewichtsabschnitten bestmöglich zu versorgen. Viele Fütterungsversuche in der Mast bestätigen, dass auch mit einer stärkeren N- und P-Reduzierung im Futter gute Leistungen im Stall erzielt werden können.

Eine optimale Versorgung der Tiere in den unterschiedlichen Gewichtsabschnitten führt auch zu einer Entlastung des Stoffwechsels. Denn eine zu hohe Rohproteinversorgung belastet die Stallluft, in erster Linie Ammoniak, durch die erhöhten Stickstoffausscheidungen. Ebenso wurde in Versuchen der Landwirtschaftskammer festgestellt, dass Schweine, die mit stark und sehr stark N- und P-reduziertem Futter gemästet wurden weniger Wasser verbrauchen und damit auch der Gülleanfall sinken kann.

Niedersachsenweit sind ca. 25 % der Schweinehalter Eigenmischer. Die übrigen 75 % der Betriebe beziehen Mischfuttermittel, der regionale Schwerpunkt liegt dabei in der Weser-Ems-Region. Eigenmischer haben beim Einsatz von unterschiedlichen Fütterungsphasen wenige Schwierigkeiten, dies technisch umzusetzen. Der Chargenmischer oder auch die Flüssigfütterung können über die Anwendungsprogramme der jeweiligen Hersteller optimal und bedarfsgerecht die Futter zusammenstellen und mischen.
Beim Chargenmischer ist ein Vorteil, dass bei einer kontinuierlichen bzw. abteilweisen Haltung, die Schweine buchtenweise über separate Ventile versorgt werden können. Auch sind hier häufig entsprechend mehrere Silos vorhanden.

Futterphasen verschneiden
Des Weiteren können über die Fütterungsprogramme unterschiedliche Verschneidungsphasen gefüttert werden. Diese werden nach Tagen oder theoretischen Gewichtsabschnitten angelegt.


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Tiergesundheit: TN Tempo kommt besser mit PRRS zurecht

Die Bedeutung unterschiedlicher Tiergenetik in Bezug auf die Auswirkungen einer PRRS Virusinfektion wurde jetzt erstmalig in einer Studie in den USA untersucht. Die repräsentative Untersuchung mit mehr als 1.400 Schweinen wurde vom größten Schweineproduzenten in den USA durchgeführt. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Nachkommen eines Topigs Norsvin TN Tempo Ebers deutlich besser nach einer PRRS-Befalls-Situation zurechtkommen, als die Nachkommen des aktuellen US-Marktführers.

So kommen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, dass TN Tempo Nachkommen bessere Tageszunahmen und eine höhere Futtereffizienz sowie eine deutlich höhere Überlebensrate aufweisen, was zu einer höheren Anzahl vermarktungsfähiger Schweine führt. Dies brachte einen wirtschaftlichen Vorteil von acht Euro (neun Dollar) pro Mastschwein im Vergleich zur Konkurrenzlinie.

„Die Ergebnisse dieses Versuches bestätigen einmal mehr die positiven Eigenschaften von TN Tempo Schweinen. In deren Zuchtprogramm wird die natürliche Robustheit, Gleichmäßigkeit und schnelle Wachstumsrate von TN Tempo Nachkommen kontinuierlich verfolgt und verbessert. Das Ergebnis sind gesündere Schweine, ein verbesserter Tierschutz und weniger Einsatz von Tierarzneimittel, insbesondere nach PRRS Befall“, fasst Eduard Eissing, Geschäftsführer bei Topigs Norsvin Deutschland, die Ergebnisse zusammen.

Tabelle: Absetz – Mast Leistung des TN Tempo
vs. dem aktuellen US-Marktführer unter PRRS Bedingungen

Quelle: TOPIGS SNW GmbH

Klöckner: Wirksame Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration – Isofluran-Verordnung im Bundeskabinett

Landwirte sollen Vollnarkose selbst durchführen können – Voraussetzung ist die Erlangung eines Sachkundenachweises

Das Bundeskabinett hat sich heute mit dem vorgelegten Verordnungsentwurf der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, zur Durchführung der Betäubung mit Isofluran bei der Ferkelkastration befasst. Der Gesetzgeber hatte vergangenes Jahr beschlossen, die Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration um zwei Jahre zu verlängern.

Bundesministerin Klöckner betont: „Mir ist es wichtig, bereits jetzt in der Übergangsfrist Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration zu schaffen. Nach der Entscheidung von Bundestag und Bundesrat habe ich daher rasch reagiert und die Isofluran-Verordnung vorangebracht, mit der sich heute das Bundeskabinett befasst hat. Nach ihrem Inkrafttreten wird es den Landwirten möglich sein, die Vollnarkose zur wirksamen Schmerzausschaltung mit diesem Mittel selbst durchzuführen. Voraussetzung dafür ist ein Sachkundenachweis, der sowohl eine theoretische wie praktische Prüfung umfasst. Das ist im Sinne des Tierwohls und des Tierschutzes.

Daneben bringen wir auch die Jungebermast und die Impfung gegen Ebergeruch voran. Neben der Vollnarkose mit Isofluran sind das weitere Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration. Denn klar ist: Eine weitere Verlängerung wird es mit mir nicht geben. Ab Jahresbeginn 2021 werden wir in Deutschland mit die schärfsten Regelungen haben, Vorreiter sein.“

Hintergrund:
Die „Verordnung zur Durchführung der Betäubung mit Isofluran bei der Ferkelkastration durch sachkundige Personen“ (FerkBetSachkV) ermöglicht die Durchführung der Vollnarkose mit Isofluran durch den Landwirt oder andere sachkundige Personen.

Das sieht die Verordnung konkret vor:
Um den Sachkundenachweis zu erlangen, müssen zunächst Zulassungsvoraussetzungen erfüllt sein. Hierzu gehören:
• Vollendung des 18. Lebensjahres
• erforderliche Zuverlässigkeit
• einschlägige Berufsausbildung bzw. ein einschlägiges Studium oder berufliche Erfahrung im Umgang mit Ferkeln

Zudem sieht die Verordnung folgende Voraussetzungen zur Erlangung des Nachweises vor:
• einen theoretischen Lehrgang
• eine theoretische Prüfung im Anschluss an den Lehrgang
• eine Praxisphase unter Anleitung eines fachkundigen Tierarztes im Anschluss an den theoretischen Teil
• eine praktische Prüfung im Anschluss an die Praxisphase

Zum weiteren Zeitplan:
Die Verordnung wird dem Deutschen Bundestag zugeleitet und soll in der zweiten Jahreshälfte 2019 in Kraft treten.

Wie fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration?
Grundsätzlich unterstützt und forciert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Anwendung der Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration durch vielfältige Maßnahmen:
• Bereits Ende November 2018 hat Bundesministerin Klöckner die Schlacht- und Verarbeitungswirtschaft sowie den Einzelhandel im Rahmen eines Runden Tisches dazu gedrängt, alle drei Alternativen zu akzeptieren und entsprechend gemästete Tiere aufzunehmen und zu vermarkten.
• Ebenfalls Ende November hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit das Narkosemittel Isofluran für die Anwendung bei der Ferkelkastration zugelassen. Damit ist dieses Arzneimittel auch ohne Umwidmung durch den Tierarzt anwendbar;
• Haushaltsmittel für die Unterstützung von Ferkelerzeugern zur Beschaffung von Narkosegeräten stehen zur Verfügung, die dazu erforderlichen Fördergrundsätze werden derzeit erarbeitet;
• Im laufenden Jahr (2019) und im Jahr 2020 sind Informationspakete geplant, um sicherzustellen, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher sachlich über die tierschutzrelevanten Fragestellungen in der Sauenhaltung und der Schweinemast – insbesondere zu den Alternativen zur Ferkelkastration – informieren können.

Quelle: BMEL

Ernährung Quo Vadis #BbT2019

Auf dem diesjährigen BbT-Kongress referierte Prof. Hannelore Daniel (TUM) zum Thema „Ernährung der Zukunft“. Sie sprach bekanntere und weniger bekannte Aspekte, bekanntere und weniger bekannte Lösungsansätze an.

Wenn in den nächsten Jahrzehnten, vor allem südlich des Äquators, die Weltbevölkerung wächst und die gleichen Regionen von Erwärmung und Versteppung betroffen wären, stünden pro Kopf der Weltbevölkerung nur noch 50% der heutigen Ackerfläche zur Verfügung. Gälte es deshalb in den weniger entwickelten Ländern, zunächst die Ernteverluste durch Technologietransfer zu verringern, müssten in unseren entwickelten und gemäßigten Breiten die Ernährung Vorrang vor Biogas und Treibstoff haben.

Die Erträge müssten parallel mit Hilfe neuer Techniken wie CrisprCas gesteigert und neue Proteinquellen (z. B. Insekten vor allem fürs Viehfutter) erschlossen werden. Der Ernährungsstil in westlichen Ländern müsse sich ändern (Fleischverzicht zugunsten des Klimas) und neue Produktionsmethoden eingeführt werden. Wegen des zukünftigen Flächenmangels böte sich, so die Münchner Wissenschaftlerin, Wachstum in die Höhe („vertical farming“) an, aber auch die Erschließung der Tiefe. Hier wurden erste Versuche gestartet, quasi im Bergwerk Pflanzen anzubauen, ganz ohne Insektizid- oder PSM-Einsatz. Und für den Hausgebrauch gibt es sogar schon Klimaschränke für „Ackerbau“ daheim. So groß wie ein Kühlschrank passt das Gerät mühelos in jede Küche.

Gerade dem Laborstadium entwachsen, ist die Entwicklung von Fleischersatz. Die Variante aus Soja schmeckt angeblich gut, wird schon heute in New York auf Hamburgern angeboten und findet (für $15,- pro Stück) auch zahlreiche Käufer. Die In-Vitro-Variante von „echtem“ Fleisch sei dagegen noch viel zu teuer und im Geschmack arg verbesserungswürdig. Es liefen sogar Versuche Milch rekombinant aus Proteinen und Kasein herzustellen. Ganz ohne Kuh.