Auf dem diesjährigen BbT-Kongress referierte Prof. Hannelore Daniel (TUM) zum Thema „Ernährung der Zukunft“. Sie sprach bekanntere und weniger bekannte Aspekte, bekanntere und weniger bekannte Lösungsansätze an.
Wenn in den nächsten Jahrzehnten, vor allem südlich des Äquators, die Weltbevölkerung wächst und die gleichen Regionen von Erwärmung und Versteppung betroffen wären, stünden pro Kopf der Weltbevölkerung nur noch 50% der heutigen Ackerfläche zur Verfügung. Gälte es deshalb in den weniger entwickelten Ländern, zunächst die Ernteverluste durch Technologietransfer zu verringern, müssten in unseren entwickelten und gemäßigten Breiten die Ernährung Vorrang vor Biogas und Treibstoff haben.
Die Erträge müssten parallel mit Hilfe neuer Techniken wie CrisprCas gesteigert und neue Proteinquellen (z. B. Insekten vor allem fürs Viehfutter) erschlossen werden. Der Ernährungsstil in westlichen Ländern müsse sich ändern (Fleischverzicht zugunsten des Klimas) und neue Produktionsmethoden eingeführt werden. Wegen des zukünftigen Flächenmangels böte sich, so die Münchner Wissenschaftlerin, Wachstum in die Höhe („vertical farming“) an, aber auch die Erschließung der Tiefe. Hier wurden erste Versuche gestartet, quasi im Bergwerk Pflanzen anzubauen, ganz ohne Insektizid- oder PSM-Einsatz. Und für den Hausgebrauch gibt es sogar schon Klimaschränke für „Ackerbau“ daheim. So groß wie ein Kühlschrank passt das Gerät mühelos in jede Küche.
Gerade dem Laborstadium entwachsen, ist die Entwicklung von Fleischersatz. Die Variante aus Soja schmeckt angeblich gut, wird schon heute in New York auf Hamburgern angeboten und findet (für $15,- pro Stück) auch zahlreiche Käufer. Die In-Vitro-Variante von „echtem“ Fleisch sei dagegen noch viel zu teuer und im Geschmack arg verbesserungswürdig. Es liefen sogar Versuche Milch rekombinant aus Proteinen und Kasein herzustellen. Ganz ohne Kuh.