Kälberdurchfall häufig durch Koinfektionen verursacht

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Die Mutterschutzimpfung gegen Rota- und Coronaviren und E.coli sowie die Versorgung der Kälber mit hochwertigem Kolostrum ist die Basis, um Kälber vor Durchfall zu schützen. Zwar konnte eine Studie* nachweisen, dass der Erreger Cryptosporidium parvum ebenfalls häufig am Durchfallgeschehen beteiligt ist, doch besteht keine statistische Korrelation zwischen dem Auftreten von Durchfall und dem Nachweis von Crypto. parvum.

Die Studie*untersuchte 441 Kälberkotproben von 98 Rinderbeständen auf das Vorhandensein von Crypto. parvum. Bei 60,8 % der untersuchten Kälber und 92,9 % der Betriebe konnte Crypto. parvum nachgewiesen werden. Von diesen positiven Proben waren 43 % ausschließlich Crypto. parvum positiv, 36,7 % der Proben enthielten jedoch zusätzlich Coronavirus, Rotavirus und E. coli K99. Im Zusammenspiel mit bovinen Rotaviren, bovinen Coronaviren und E.coli K99 steigerten sich Durchfallintensität und -häufigkeit sowie die Kälberverluste.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen deutlich, dass der Schweregrad des Durchfallgeschehens bei Koinfektionen maßgeblich zunimmt im Vergleich zu Monoinfektionen. Deshalb macht es Sinn, gegen die wesentlichen Erreger zu impfen (bovine Rotaviren, bovine Coronaviren und E.coli K99), um die Konzentration spezifischer Antikörper gegen die betreffenden Erreger im Kolostrum zu erhöhen, um damit Koinfektionen vorzubeugen. Vermeidung durch Mutterschutzimpfungen ist auf jeden Fall zu empfehlen, aber auch Hygiene rund ums Abkalben sowie optimiertes Kolostrummanagement.

Weitere Informationen unter: https://www.vetmedica.de/mutterschutzimpfung

*Studie: Göhring, Franziska et al.: „Untersuchungen zur Häufigkeit von Cryptosporidium parvum bei Durchfallkälbern und der Einfluss von Koinfektionen auf das Durchfallgeschehen. Tierärztliche Umschau, 112-120 (2014)

Neues EUROSTARS-Projekt bewilligt: Verbesserte Phosphorverwertung und erhöhte Knochenstabilität bei Schweinen

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Das FBN startet gemeinsam mit dem Schweizer Unternehmen SUISAG, das Genetik für eine verantwortungsvolle und erfolgreiche Schweinehaltung anbietet sowie der Medizintechnikfirma PoroUS GmbH das innovative Projekt „Verbesserte Phosphorverwertung und erhöhte Knochenstabilität bei Schweinen“ (PigBoneS).

Das Ziel des Projekts ist die Auswahl und Züchtung von Schweinen mit optimierter Phosphorverwertung und gleichzeitig erhöhter Knochenstabilität. Letzteres wird durch das nicht-invasive POROUS 3D Ultraschallverfahren ermöglicht, das die präzise Messung von Knochendichte und -stabilität gewährleistet. Die Identifizierung relevanter genetischer Marker bildet die Grundlage für ein neues fortschrittliches Zuchtprogramm, mit dem bedeutende Fortschritte bei der Tiergesundheit und den Umweltwirkungen der Tierhaltung erzielt werden sollen.

Positive Auswirkungen optimierter Phosphorverwendung
Das Projekt bietet vielfältige positive Implikationen: Eine optimierte Phosphorverwertung kann zu einer besseren Knochenentwicklung und -stabilität führen, was das allgemeine Wohlbefinden und das Wachstum der Tiere fördert. Das POROUS Verfahren stellt eine wichtige diagnostische Grundlage zur Beurteilung der Knochen-gesundheit dar. Dr. Julia Eschenbrenner von POROUS kommentiert: „Wir sind sehr froh, in dieses Projekt mit zwei starken innovativen Partnern zu starten. Für POROUS bietet das Projekt die Chance, den Anwendungsbereich unserer Technologie zu er-weitern. Wir freuen uns, einen Beitrag zu Tierwohl und Umweltschutz zu leisten.“ Die AG Bildgebung, Simulation und Stimulation der Charité Universitätsmedizin Berlin von Prof. Kay Raum ist ebenfalls beteiligt, um Mikrostrukturanalysen und numerische Schallausbreitungssimulationen im Knochen durchzuführen. Der Ansatz zur Verbesserung der Schweinegesundheit adressiert auch effektiv das Problem der Beinschwäche der schnellwüchsigen Tiere in modernen Haltungssystemen.

PigBoneS verbindet Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit
Zudem reduziert eine effizientere Phosphorverwertung die Phosphorausscheidungen über die Gülle und damit die Umweltbelastung durch die Tierhaltung. Dies unterstreicht, dass Nährstoffeffizienz, Umweltschutz und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken miteinander verbunden sind. Mit der Konzentration auf eine Verbesserung der Phosphornutzung wird hier auf eine umweltfreundlichere und nachhaltigere Lebensmittelproduktion hingearbeitet.

Eine verantwortungsvolle, nachhaltige Nutztierhaltung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der heutigen Landwirtschaft und Bioökonomie sowie ein wichtiger Aspekt von Ressourcenkreisläufen. Das Eurostars-Projekt „Verbesserte Phosphorverwertung und erhöhte Knochenstabilität bei Schweinen“ trägt dazu bei, diese Ziele zu erreichen.

Das Projekt wurde im Rahmen des Eureka Eurostars Netzwerkprogramms bewilligt und am 1.6.2024 begonnen. Das Netzwerkprogramm fördert grenzüberschreitende Innovationsprojekte und wird in Deutschland vom BMBF und in der Schweiz von Innosuisse unterstützt und gefördert.

Quelle: Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)

Tierseuchenbekämpfung am Rande der Eskalation

ASP führt zu enormer personeller Belastung

Die aktuell prekäre Tierseuchensituation in Deutschland führt zu einer enormen personellen Belastung in Veterinärverwaltungen, Laboren und den zuständigen Stellen der Bundeswehr. Insbesondere angesichts der sich ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) macht die Bundestierärztekammer (BTK) erneut auf diese Problematik aufmerksam und warnt vor einer Eskalation.

„Die gegenwärtige ASP-Situation in den angrenzenden Bundesländern zu Polen und die ASP-Einträge in Schwarzwild und Hausschweinebestände in Hessen und Rheinland-Pfalz verlangen u. a. den Veterinärämtern höchste Einsatzbereitschaft ab, um den Seuchenzug einzudämmen, aufzuhalten und das Ziel der Seuchentilgung zu erreichen“, mahnt der BTK-Präsident Ltd. VD Dr. Holger Vogel. „Personelle Entlastungen sind unverzüglich sicherzustellen – sowohl in den Grenzbundesländern als auch in den Bundesländern mit Solitäreinträgen. Auch die Bereitstellung der erforderlichen Finanzmittel in der aktuellen Phase der Ausbreitung ist zwingend erforderlich“, sagt Dr. Vogel.

Schon der Deutsche Tierärztetag 2018 forderte die Landesregierungen auf, länderübergreifende, verbindliche Leitlinien für die personelle Ausstattung der Veterinär- und Untersuchungsämter zu erarbeiten und deren Umsetzung durch die Länder vollständig zu finanzieren (Download Arbeitskreis 3: Amtstierarzt 2030). Es muss dafür Sorge getragen werden, dass die staatlichen Untersuchungseinrichtungen den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind, insbesondere durch eine angemessene Ausstattung mit qualifiziertem Personal.

Seit einigen Jahren breitet sich die ASP in Deutschland immer weiter aus und macht die Notwendigkeit, im Sinne einer erfolgreichen Tierseuchenbekämpfung zu handeln, nun deutlicher denn je.

Quelle: BTK

Am Ei erkennen, wie die Henne gehalten wurde: Wissenschaft präsentiert zuverlässige Nachweismethode

Stammt das Bio-Ei wirklich von einer Legehenne aus ökologischer Haltungsform? Diese Frage lässt sich mittels Kernspinresonanz-Spektroskopie (NMR-Spektroskopie) beantworten. Dazu werden Ei-gelb-Proben analysiert, deren Spektren wie ein Fingerabdruck großen Informationsgehalt liefern. Ein Abgleich mit charakteristischen Mustern je Haltungsform aus einer Datenbank mit Referenzspektren gibt Aufschluss über die tatsächliche Haltungsform – und das alles mit einer Messegenauigkeit von nahezu 100 Prozent.

Ein Forscherteam am DIL Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. in Quakenbrück hat dafür eine innovative Methode entwickelt: Mittels NMR-Spektroskopie ist künftig mit nur einer Messung eindeutig erkennbar, ob ein Ei wirklich von ökologisch gehaltenen Legehennen stammt. Hierfür haben die Forschenden rund 4.500 Eiproben untersucht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat das Projekt über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) gefördert.

Referenz-Datenbank mit KI aufgebaut
Zum Nachweis der Haltungsform haben die Forschenden aus den Eiern gewonnene Eigelb-Extrakt-Proben mittels 1H-NMR-Spektroskopie analysiert. Die so erzeugten Spektren bilden ein hochspezifisches Muster der Ei-Probe ab, quasi einen Fingerabdruck mit einem großen Informationsgehalt. Mithilfe multivariater Datenanalysen, maschinellem Lernen und KI haben die Forschenden für jede Haltungsform charakteristische Muster identifiziert und eine Datenbank sowie ein Authentizitäts-Modell aus diesen Referenzspektren erstellt. Durch den Abgleich des 1H-NMR-Spektrums von unbekannten Eigelb-Proben mit dem Modell aus Referenzspektren ist es ihnen gelungen, die tatsächliche Haltungsform nachzuweisen

Fast 100 Prozent Messgenauigkeit – auch Rasse ermittelbar
Das errechnete Modell für die Klassifizierung von Eiern aus konventioneller und ökologischer Haltung erreicht eine Genauigkeit von 99,9 Prozent, während sich die untersuchten Eier mit einer Genauigkeit von 97,1 Prozent den vier Haltungsformen zuordnen lassen. Zusätzlich ist es den Forschenden gelungen, die Rasse der Legehennen (Lohmann Selected Leghorn, Dekalb, Lohmann Brown, Sandys) mit einer Modellgenauigkeit von 98,4 Prozent zu ermitteln.

Nachweismethode für Handel und Verarbeitung
Nach Einschätzung der Forschenden bieten die Ergebnisse ein großes Potenzial in der Lebensmittelüberwachung, etwa im Verdachtsfall oder bei Stichprobenuntersuchungen für den Handel und den Verarbeitungsbereich. Unternehmen können entsprechende Analysen beauftragen und damit zuverlässig überprüfen, ob der Stempelcode auf der Eischale die Haltungsform der Legehennen korrekt angibt. Dies stärkt das Vertrauen in die Echtheit von Bio-Eiern und somit die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Bio-Eiern.

Partner für Weiterführung gesucht
Damit sich das Verfahren etabliert, müssen die Modelle mit weiteren authentischen Proben ergänzt werden und aktuell bleiben. Denn nur, wenn zusätzliche, teils noch nicht bekannte Einflussfaktoren wie etwa weitere Rassen und Futtermittel berücksichtigt werden, bleiben die Modelle aussagekräftig. Das DIL lädt Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbände zur Zusammenarbeit ein, um diese zukunftsweisende Analytik und ihre Anwen-dungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln.

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Die QS-Tiergesundheitsberatung: Projekt startet mit der Umsetzung

• Testrechnungen erfolgreich ausgewertet
• Befunddatenberechnung im August löst noch keine verpflichtende Beratung für Schweinehalter aus
• Anmeldung für Berater zum 1. August möglich

Das Projekt zur Einführung einer verpflichtenden Tiergesundheitsberatung für schweinehaltende Betriebe mit Mängeln bei der Tiergesundheit startet zum 1. August im QS-System mit der Umsetzung. Nach einer Schulungsphase können sich nun die Berater bei der QS Qualität und Sicherheit GmbH (QS) anmelden. Sobald die Anmeldung der ersten Berater abgeschlossen ist, startet QS die auditrelevante Befunddatenberechnung. Die Auswertung der Befunddaten im August löst dementsprechend noch keine verpflichtende Beratung aus.

„Das Interesse aus der Branche ist groß,“ fasst QS-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs die letzten Monate zusammen. „Für die Schulungen der Auditoren und Berater haben wir außerordentlich wertvolle fachliche Unterstützung vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. sowie von den Tiergesundheitsdiensten Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und der Tierärztlichen Hochschule Hannover erhalten. Auch das Interesse seitens der zukünftigen Beraterinnen und Berater war enorm hoch. Das zeigt uns deutlich, dass sich die intensiven Vorbereitungen gelohnt haben und wir für den Start des Projektes gut aufgestellt sind.“

Schulungen abgeschlossen
QS hat in den vergangenen Wochen in Zusammenarbeit mit Experten aus der Tiermedizin und der Beratung sowohl die Auditoren als auch die Berater für die zukünftige QS-Tiergesundheitsberatung geschult. Die letzten Zulassungstests sind in diesen Tagen abgeschlossen. Ab dem 1. August können sich alle Berater bei QS anmelden, die die Schulung erfolgreich abgeschlossen haben. Die zugelassenen Berater können dann von den betroffenen Tierhaltern als Berater ausgewählt werden.

Proberechnungen analysiert
Die Probeauswertung der sichtbaren relevanten Befunde vom 1. Mai 2024 hat QS analysiert und letzte Anpassungen vorgenommen. Rückmeldungen aus der Branche konnten berücksichtigt werden und haben dazu geführt, dass QS den Infobrief an die Landwirte noch einmal optimiert. So kann zukünftig der mögliche Beratungsbedarf besser erkannt werden.

Auditrelevante Befunddatenberechnung zum 1. November 2024
Sobald die Anmeldung der ersten Berater abgeschlossen ist, startet QS die auditrelevante Befunddatenberechnung zum 1. November 2024. Das Konzept sieht ergänzend zur Information über diese Tiergesundheitsdaten im nächsten Schritt ein Audit vor. Erst wenn in diesem Audit die Auffälligkeiten bestätigt werden, ist der Tierhalter zur Tiergesundheitsberatung verpflichtet.

Mehr Informationen zur QS-Tiergesundheitsberatung finden Sie hier.

QS Qualität und Sicherheit GmbH
Qualitätssicherung – Vom Landwirt bis zur Ladentheke.

Seit über 20 Jahren ist QS die Institution der Wirtschaft für die Sicherheit bei der Produktion von Lebensmitteln und Futtermittel. Das QS-System definiert die Anforderungen an Lebensmittelsicherheit und Qualitätssicherung lückenlos entlang der gesamten Wertschöpfungsketten für Fleisch, Obst, Gemüse und Kartoffeln. Alle über 180.000 Partner im QS-System lassen sich von unabhängigen Auditoren regelmäßig kontrollieren. Flächendeckende Monitoring-Programme und gezielte Laboranalysen flankieren die Qualitätssicherung. Die Produkte aus dem QS-System erkennt man am QS-Prüfzeichen. Es steht für sichere Lebensmittel, auf deren gewissenhafte und überwachte Herstellung sich alle Wirtschaftsbeteiligten, die Verbraucher und die Gesellschaft verlassen können.

Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH

Infektionsrisiko mit dem West-Nil-Virus in Deutschland

Forschende der Biogeografie der Universität Bayreuth haben das erste Modell entwickelt, das das räumliche und zeitliche Risiko einer Infektion mit dem West-Nil-Virus in Standvögeln, Zugvögeln und dem Menschen in Deutschland simuliert. Damit legen sie die Basis für ein Warnsystem für Krankheiten, deren Übertragung durch den Klimawandel beeinflusst wird.

Das von Stechmücken auf den Menschen übertragbare West-Nil-Virus (WNV) tritt seit langem im Südeuropa auf. Begünstigt durch den Klimawandel ist eine Übertragung auch in nördlicheren Gebieten möglich. In Deutschland wurden Krankheitsfälle beim Menschen erstmals 2019 registriert. Ein Modell, welches das Infektionsrisiko in Deutschland abbildet, kann als Warnsystem fungieren und dabei helfen, geeignete Präventionsmaßnahmen zu treffen und die ärztliche Differentialdiagnostik anzupassen.

Das WNV gehört zu den Flaviviren und wird von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen. An Vögeln infizierte Mücken können das Virus auch auf Menschen übertragen. In Südeuropa kommt es schon seit langem im Sommer zu Ausbrüchen. Bisher waren die Sommertemperaturen in Deutschland durchgehend am Tag und in der Nacht nicht warm genug für eine Übertragung durch die weitverbreitete Gemeine Stechmücke. Seit 2019 sind allerdings auch in Deutschland Fälle von Infektionen beim Menschen bekannt sind. Das West-Nil-Fieber heilt meist ohne Komplikationen aus. Jedoch sind Spätfolgen bei Erkrankten, die Entzündungen des Gehirns entwickelten, häufig und Personen mit Vorerkrankung oder ältere Menschen können aufgrund des in das Nervengewebe eindringenden West-Nil-Virus sterben.

Oliver Chinonso Mbaoma, Dr. Stephanie Thomas und Prof. Dr. Carl Beierkuhnlein vom Lehrstuhl für Biogeografie der Universität Bayreuth haben ein Modell entwickelt, mit dem das räumliche und zeitliche Infektionsrisiko mit dem WNV in Deutschland simuliert werden kann. Das Modell basiert auf Umweltdaten wie tägliche Temperatur und Niederschlag sowie epidemiologischen Daten und wurde anhand der menschlichen und tierischen WNV-Fälle der letzten fünf Jahre überprüft. Zudem bezog das Forschungsteam Eigenschaften der Moskitos und Vogelarten, die für die Übertragung des WNV besonders wichtig sind, in die Berechnungen mit ein.

Die Modellergebnisse bilden bisherige Gebiete mit WNV-Fällen gut ab und zeigen weitere Gebiete im Westen von Nordrhein-Westfalen, Ober- und Mittelrhein sowie einzelne Landkreise in Bayern auf, in denen eine Übertragung aus klimatischer Sicht von Juli bis Ende Oktober möglich wäre.

„Unsere Ergebnisse legen den Grundstein für ein Frühwarnsystem für Infektionskrankheiten, deren Übertragung durch die steigenden Temperaturen begünstigt wird. Das Modell kann dem öffentlichen Gesundheitsdienst dabei helfen, Präventionsmaßnahmen zu treffen. Zudem kann die Ärzteschaft anhand der Risikolage die Differentialdiagnostik anpassen“, sagt Thomas.

Die Forschungsarbeit wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege über das Projekt BayByeMos (AP-2411-PN 21-14-V3-D22827/2022) im Rahmen des Verbundprojekts „Klimawandel und Gesundheit II“ (VKG II) gefördert.

Quelle: Universität Bayreuth

Süddeutsche Schweinefleischerzeugung – zukunftsorientiert, klimafreundlich, wirtschaftlich

Im Rahmen der Projekte „SüdSchwein4Klima“ und „Netzwerk Fokus Tierwohl“ fand am 04. Juli in Ulm-Seligweiler eine gemeinsame Informationsveranstaltung statt, welche die Nachhaltigkeit der süddeutschen Schweinehaltung in den Mittelpunkt stellte, um diese zielgerichtet zu gestalten. Zu der hybriden Veranstaltung waren rund 60 Teilnehmende entlang der Wertschöpfungskette Schweinefleisch nach Ulm-Seligweiler gekommen. Etwa 40 weitere Teilnehmende verfolgten die Veranstaltung online. Vertreten waren Verbände, schweinehaltende Betriebe, Züchter*innen, der Viehhandel, Schlachtbetriebe, Hersteller*innen von Wurst- und Fleischwaren sowie Vertreter*innen aus Verwaltung und Politik.

Zum Auftakt der Veranstaltung wurden die beiden Projekte vorgestellt. Das vom BMEL geförderte deutschlandweite Verbundprojekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ verfolgt das Ziel bereits vorhandenes Fachwissen aus Wissenschaft, Forschung und Praxis zum Thema Tierwohl, Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu bündeln, aufzubereiten und in die Praxis weiterzugeben. Der Wissenstransfer wird von den Projektpartnern in verschiedenen Formaten umgesetzt.

Im Rahmen des EIP-AGRI Projektes „SüdSchwein4Klima“ hat sich eine operationelle Gruppe (OPG) gebildet, bestehend aus Partnern der land- und forstwirtschaftlichen Praxis, Forschungs- und Versuchseinrichtungen, Verarbeitungs- und Vermarktungsunternehmen sowie Verbänden und landwirtschaftlichen Organisationen in Bayern und Baden-Württemberg. Gemeinsam erarbeiten sie ein zentrales Nachhaltigkeitsmodul in der Informationsplattform Qualifood®, welches eine Nachhaltigkeitsbibliothek sowie einen Klima-Schnellcheck beinhaltet. Nutzer*innen insbesondere Landwirt*innen sollen somit eine einfache und sichere Möglichkeit haben, an Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit zu gelangen. Der Klima-Schnellcheck ermöglicht eine erste Einschätzung hinsichtlich der Klimafreundlichkeit landwirtschaftlicher Betriebe.

Qualifood® wird bereits jetzt von den meisten schweinehaltenden Betrieben in Süddeutschland genutzt. Die Integration eines solchen Moduls unterstützt daher die süddeutsche Schweinefleischerzeugung, sich klimafreundlich, tierwohlorientiert und wirtschaftlich zukunftsfähig auszurichten.

Einige Forschungsvorhaben und Maßnahmen für die Entwicklung einer nachhaltigen Tierhaltung im süddeutschen Raum und darüber hinaus existieren bereits. Das wurde durch die Fachvorträge zu verschiedenen Projekten deutlich. Hierzu referierten Professor*innen der Universitäten Hohenheim und Göttingen sowie Mitarbeiter*innen der LfL Bayern, der LSZ Boxberg, der Bodensee-Stiftung, des Fleischprüfrings Bayern e.V. sowie der Ringgemeinschaft Bayern e.V..

Alle Beiträge standen im Kontext einer nachhaltigen, kreislauforientierten Tierhaltung und zeigten die Komplexität der Nachhaltigkeitsthemen, die Zusammenhänge sowie die Herausforderungen und Möglichkeiten , die sich hieraus ergeben.

Angefangen bei der „Gestaltung einer tiergerechten Haltung“ nahm das Programm die zentralen Nachhaltigkeitsaspekte „Futtermittel und Fütterung“, „Wirtschaftsdüngermanagement“ sowie „Kommunikation innerhalb der Wertschöpfungskette“ in den Blick. Diese Aspekte sind wichtige Stellschrauben bei der Gestaltung einer nachhaltigen Schweinehaltung.

Die Vorstellung von zwei Erfassungsmethoden zur Klimawirkung, dem LfL Klima-Check sowie dem ACCT-Tool, welches von der Bodensee-Stiftung mitentwickelt wurde, rundeten das Programm ab. Neben informativem Input, bot die Veranstaltung ebenfalls die Möglichkeit zur Diskussion zu den vorgestellten Inhalten.

Nähere Informationen zu dem Projekt „Netzwerk Fokus Tierwohl“ finden Sie unter der QR-Code rechts.

Nähere Informationen zu dem Projekt „SüdSchwein4Klima“ finden Sie unter dem QR-Code links.

 

 

 

Das Projekt wird gefördert im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI). Die Projektförderung ist eine Maßnahme des Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum Baden-Württemberg 2014-2020 (MEPL III). Es wird durch das Land Baden-Württemberg und über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) finanziert.

OPG-Mitglieder:
▪ Schweinezuchtverband Baden-Württemberg e.V. (Leadpartner)
▪ Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg (LSZ Boxberg)
▪ Fleischprüfring Bayern e.V.
▪ Universität Hohenheim mit der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie
▪ Bodensee-Stiftung
▪ Müller Fleisch GmbH
▪ Süddeutsches Schweinefleischzentrum Ulm Donautal GmbH
▪ Ulmer Fleisch GmbH
▪ Bayerischer Bauernverband KdÖR
▪ Landesbauernverband in Baden-Württemberg e.V.
▪ Bioland Erzeugerring Bayern e.V.
▪ Raiffeisen Viehzentrale GmbH
▪ Erzeugergemeinschaft Südbayern e.G.
▪ Ringgemeinschaft Bayern e.V.
▪ Erzeugergemeinschaft Franken-Schwaben w.V.
▪ UEG Hohenlohe-Franken w.V.
▪ Bayerische Bauern Marketing GmbH
▪ 5 landwirtschaftliche Betriebe

Quelle: Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg – Schweinehaltung und Schweinezucht – (Landesanstalt für Schweinezucht – LSZ)

Information zur Blauzungenkrankheit: Rasch ansteigende Infektionszahlen – Impfung empfohlen

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In den vergangenen Wochen steigt die Zahl der Infektionen mit der Blauzungenkrankheit stark an. Besonders betroffen sind die Niederlande und in Deutschland das Land Nordrhein-Westfalen. In den Niederlanden wurden seit Mitte Juni 2024 über 500 Fälle der Blauzungenkrankheit des Serotyps 3 (BTV-3) nachgewiesen. Innerhalb der letzten vier Wochen erfolgten über 400 Nachweise von BTV-3 in nordrhein-westfälischen Betrieben. Auch für Niedersachsen ist ein Anstieg der BTV-3-Fälle festzustellen. Während in Niedersachsen im Jahr 2024 90 BTV-3-Infektionen nachgewiesen wurden (Stand: 22. Juli 2024), erfolgten etwa 50 Prozent der Feststellungen innerhalb der letzten vier Wochen.

Aus den Niederlanden wird berichtet, dass auch Tierbestände von BTV-3-Nachweisen betroffen sind, die gegen das Virus geimpft wurden. Es sei daraus aktuell jedoch nicht zu schlussfolgern, dass die Impfung nicht wirksam sei. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin empfehlen weiterhin empfängliche Tiere mit einem zur Anwendung gestatteten Impfstoff gegen BTV-3 zu impfen. Derzeit stehen in Deutschland drei Impfstoffe zur Verfügung, deren Anwendung per Verordnung gestattet wurde. Es gibt keine Möglichkeit die Blauzungenkrankheit therapeutisch zu bekämpfen. Neben einer Impfung können jedoch bestimmte mückenabweisende Mittel (Repellents) abwehrende Wirkung hervorrufen. Die Anwendung von Repellents ist bei bestimmten Verbringungen sogar rechtlich vorgeschrieben (siehe Hintergrund).

Im Rahmen einer Härtebeihilfe übernimmt die Niedersächsische Tierseuchenkasse weiterhin die Kosten für eine Impfstoffdosis pro Schaf bzw. Ziege, maximal jedoch 3 Euro. Voraussetzung ist, dass die Impfung in der HI-Tier-Datenbank eingetragen wird und der Antrag auf Beihilfe, sobald technisch möglich, digital über die Homepage der Tierseuchenkasse gestellt wird. Bis dahin ist der Antrag per Papier über das zuständige Veterinäramt bei der Niedersächsischen Tierseuchenkasse einzureichen. Die Möglichkeit Härtebeihilfe zu beantragen, werde nach Mitteilung der Niedersächsischen Tierseuchenkasse von niedersächsischen Schaf- und Ziegenhaltern gut in Anspruch genommen.

Hintergrund:
Die aktuelle BTV-3-Inzidenzentwicklung belegt, dass die laut einer qualitativen Risikobewertung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) als besonders hoch eingeschätzte Gefahr der Virusübertragung auf empfängliche Tiere zwischen Mai und Oktober zutrifft. Für das Virus empfänglich sind insbesondere Schafe und Ziegen, aber auch Rinder sowie Neuweltkameliden wie Alpakas und Wildwiederkäuer können sich mit dem Virus infizieren. BTV-3 Infektionen beim Schaf und bei der Ziege können mit erheblichen Tierverlusten und mit Tierleid einhergehen.

Bei Rindern und anderen Wiederkäuern verläuft die Erkrankung in der Regel mit milder Symptomatik. Die Krankheit wird von Gnitzen, blutsaugenden Mücken der Gattung Culicoides übertragen. Auf diesem Wege kann eine Verbreitung auch nach dem Verbringen infizierter Tiere stattfinden. Daher gelten für die Bestände in Niedersachsen, sowie in anderen von BTV-3 betroffenen Ländern, strengere Regeln wie eine verpflichtende PCR-Testung oder eine Behandlung mit mückenabweisenden Mitteln bei einer Verbringung in BTV-freie Gebiete. Seit dem ersten Ausbruchsfall am 25. Oktober 2023 im Landkreis Ammerland wurden insgesamt 111 Feststellungen bei Schafen und Rindern aus 25 Landkreisen und kreisfreien Städten in Niedersachsen gemeldet (Stand 22. Juli 2024).

Auf Menschen ist die Krankheit nicht übertragbar – auch nicht durch den Konsum von tierischen Produkten.

Links:

Webseite Tierseuchen-Info des LAVES

Risikobewertung des FLI

Steckbrief Blauzungenkrankheit des FLI

TSIS – TierSeuchenInformationssystem des FLI

Ständige Impfkommission Veterinärmedizin: Stellungnahme zur Impfung empfänglicher Wiederkäuer gegen BTV-3

Quelle: Herausgeber: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Acht neue Zoonoseerreger in Österreich in den letzten 20 Jahren

Forschende des Complexity Science Hub (CSH) und der Vetmeduni entwickeln erstmals eine interaktive Landkarte zoonotischer Erreger in Österreich, die fast ein halbes Jahrhundert umspannt.

Die Schnittstellen zu identifizieren, an denen die Übertragung stattfindet – das ist eine der größten Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von Zoonosen, also von Krankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragbar sind. „Unser Projekt begann mit der Frage: Können wir die zoonotischen Schnittstellen in Österreich charakterisieren und visualisieren?“, erklärt Amélie Desvars-Larrive vom Complexity Science Hub und der Vetmeduni Wien.

So entstand die erste umfassende Übersicht zur Übertragung von Zoonoseerregern zwischen Menschen, Tieren, Lebensmitteln, Überträgerarten wie Zecken und der Umwelt, mit aufschlussreichen Einblicken in Übertragungsketten. „Es handelt sich dabei um ein komplexes System, in dem die meisten Zoonoseerreger in der Lage sind, sowohl Menschen als auch verschiedene Tierarten aus unterschiedlichen Taxa zu infizieren“, so die Forscherin.

Die in Nature Communications veröffentlichte Studie zeigt zudem, dass die Anzahl der Zoonoseerreger in Österreich zunimmt – insbesondere in den letzten 20 Jahren, in denen acht neue Arten aufgetreten sind, darunter das West-Nil-Virus und das Usutu-Virus. „Auf ein erhöhtes Risiko der Übertragung von Zoonoseerregern deutet unsere Netzwerkanalyse an den Schnittstellen Mensch-Rind und Mensch-Lebensmittel hin“, erklärt Desvars-Larrive.

VON FLEISCH BIS ZECKEN
In ihrer Analyse stellten die Forscher:innen fest, dass bestimmte Quellen eine unverhältnismäßig große Rolle beim Austausch von Zoonoseerregern spielen ¬– wie Hühner, Rinder, Schafe und einige Fleischprodukte, die eine relativ große Zahl von Zoonoseerregern übertragen und potenziell verbreiten können.

Von 197 verschiedenen Zoonoseerregern, die im Zeitraum zwischen 1975 und 2022 dokumentiert wurden, konnten 187 in insgesamt 155 verschiedenen Wirbeltierwirten nachgewiesen werden. Elf Erreger kamen in umweltbezogenen Medien wie Sandkisten vor. Fünfzehn Erreger, vor allem Bakterien wie Listeria, Escherichia und Salmonella, wurden in Lebensmitteln gefunden – mehr als die Hälfte davon in Fleisch und Fleischerzeugnissen. Außerdem wurden 24 Krankheitserreger in Vektoren, also Überträgern, wie Zecken nachgewiesen. „Mit 16 verschiedenen übertragenen Erregern übertragen Zecken außerdem mehr Krankheiten als jeder andere Vektor“, erklärt Desvars-Larrive.

NEUE ERREGER
Zu den neu aufgetretenen Erregern in Österreich zählen das West-Nil-Virus, das 2016 erstmals in Österreich nachgewiesen wurde, und das Usutu-Virus, das seit 2001 in Österreich vorkommt und damals erstmals außerhalb von Afrika detektiert wurde. Beide Erreger kommen hauptsächlich in Vögeln vor, können aber durch Mückenstiche auf den Menschen übertragen werden und wurden beide auch bereits in Pferden nachgewiesen.

SECHS GEMEINSCHAFTEN
„Als wir uns angesehen haben, welche Wirbeltierwirte, Lebensmittel und Umweltquellen sich welche Pathogene teilen, stellten wir fest, dass das Netzwerk in Österreich in sechs Gemeinschaften organisiert ist“, so Desvars-Larrive, wobei der Mensch am meisten Erreger mit Haus- und Nutztieren wie Hunden, Katzen und Kühen teilt.

„Interessanterweise haben wir zum Beispiel auch festgestellt, dass Puten mehr Pathogene mit Lebensmitteln teilen als mit anderen Vogel- und Geflügelarten“, erklärt die Wissenschafterin weiter. Wildschweine, Hunde, Katzen und einige Nagetiere wiederum fungieren mitunter als „Brücken“ zwischen verschiedenen Gemeinschaften und können so dazu beitragen, dass sich Krankheiten leichter im Netz verbreiten.

BEWUSSTSEIN SCHAFFEN
Diese neue, netzwerkbasierte Methode bietet wertvolle Einblicke in zoonotische Übertragungsketten und kann so die Entwicklung von Strategien gegen Zoonosen erleichtern. „Zu wissen, welche Akteur:innen im Zoonosen-Netzwerk einflussreicher sind als andere, kann zum Beispiel in Überwachungsprogrammen für Zoonosen sehr hilfreich sein, da sie als Risikoindikatoren dienen könnten“, so Desvars-Larrive.

„Mit unserer interaktiven Karte wollen wir aufklären und Neugierde wecken“, sagt die Forscherin. „Natürlich kommen wir alle mit verschiedenen Krankheitserregern in Kontakt, wobei aber nur wenige tatsächlich zu einer Erkrankung führen und wir uns deshalb nicht zu große Sorgen machen sollten.“ Dennoch sei es gut, ein gewisses Bewusstsein zu entwickeln – zum Beispiel dafür, wie wichtig es ist, ein Messer zwischen verschiedenen Lebensmitteln zu reinigen, um eine Kreuzkontamination zu vermeiden. „Oder wenn man von einer Zecke gebissen wurde, sollte man in den nächsten Wochen wachsam sein, denn Zecken übertragen eine ganze Reihe von Krankheiten auf Mensch und Tier, die oft schwer zu diagnostizieren sind, da die Symptome erst Wochen später auftreten können“, so Desvars-Larrive.

ÖSTERREICH IN ZAHLEN
In Österreich leben derzeit rund neun Millionen Menschen, Tendenz steigend. Österreichs Tierwelt umfasst rund 45.870 Arten, darunter 110 Säugetierarten. Darüber hinaus leben in 35 Prozent der 3,9 Millionen österreichischen Haushalte auch Haustiere. Das Land zählt etwa 53.300 Rinder, eine Million Schweine und fünf Millionen Stück Geflügel, während es rund 130.000 gültige Jagdscheine gibt. Diese Zahlen geben einen Eindruck darüber, wie viele Schnittstellen es allein zwischen Menschen und Tieren gibt.

DATENLAGE VERBESSERN
„Wir sehen in unseren Daten nur die Spitze des Eisbergs – nur jene Zoonosen, die tatsächlich diagnostiziert wurden. Leptospirose, beispielsweise, ist in Österreich noch relativ selten und kann grippeähnliche Symptome aufweisen. Wenn sie nicht eindeutig als Leptospirose diagnostiziert wurde, sehen wir das in den Daten nicht“, erklärt Desvars-Larrive.

Die koordinierte epidemiologische Überwachung konzentriert sich hauptsächlich auf meldepflichtige Krankheiten, wodurch amtlichen Zahlen häufig nicht regulierte Zoonoseerreger, die im Land zirkulieren, übersehen. „Eine solche Verzerrung kann zu einer verzerrten Bewertung des gesamten Zoonoserisikos führen“, so die Wissenschafterin.

Obwohl SARS-CoV-2 beispielsweise sowohl für Menschen als auch für Tiere meldepflichtig ist, wird es in keiner der COVID-19-bezogenen Publikationen, die sich mit menschlichen Fällen befassen, als Zoonose bezeichnet, weshalb es in diesen Daten nicht vorkommt. Auch die einzige Veröffentlichung, die SARS-CoV-2 bei österreichischen Tieren untersuchte, erwähnte das zoonotische Potenzial nicht.

Mehr und in zentralisierter Form vorliegende Daten über One Health – ein Ansatz, wonach die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt miteinander verknüpft ist – sind entscheidend für die Kontrolle und Prävention von zoonotischen Infektionskrankheiten. Es gibt zahlreiche Anstrengungen in dieser Richtung, vor allem seit der SARS-CoV-2-Pandemie, jedoch bestehen nach wie vor erhebliche Hürden, wie rechtliche Fragen im Bereich des Datenaustauschs. Insbesondere die Umweltaspekte von Zoonosen sind oft unterrepräsentiert, was es erschwert, ein vollständiges Bild zu erhalten. „Mit unserem Netzwerk haben wir jedoch einen ersten Überblick über die zoonotischen Schnittstellen von Menschen, Tieren, Lebensmitteln und der Umwelt geschaffen, was die Entwicklung von One-Health-Strategien gegen Zoonosen erleichtern kann“, so Desvars-Larrive.

INTERAKTIVE ZOONOSEKARTE
Die Forschenden führten zunächst eine systematische Literaturrecherche zu allen dokumentierten Zoonoseerregern in Österreich zwischen 1975 und 2022 durch. „Daraus erstellten wir ein Netzwerk, das die Beziehungen zwischen Zoonoseerregern, ihren Wirten, Überträgern wie Zecken oder Moskitos, aber auch andere – oft vernachlässigte – Infektionsquellen, wie eine kontaminierte Umwelt, zum Beispiel eine Sandkiste, oder kontaminierte Lebensmittelquellen in Österreich beschreibt“, so Desvars-Larrive. Die Ergebnisse der Analyse wurden von CSH-Datenvisualisierungsexpertin Liuhuaying Yang in einer interaktiven Zoonose-Landkarte Österreichs aufbereitet, die öffentlich zugänglich ist.

Zoonosekarte online

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Forschung zu nachhaltiger Rindernutzung und kuhgebundener Kälberaufzucht

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Ein Forschungsprojekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) zeigt, wie nachhaltige Milch- und Rindfleischerzeugung durch geschlossene Bio-Wertschöpfungsketten und kuhgebundene Kälberaufzucht funktionieren kann.

Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts mehrWERT Öko-Milch + Fleisch unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler wurden Ende Mai an der Fakultät für Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) die wichtigsten Ergebnisse aus dem dreieinhalbjährigen Projekt vorgestellt. Umfassende Informationen finden sich im Abschlussbericht. Unter den 62 Teilnehmenden waren Landwirtinnen und Landwirte, milch- und fleischverarbeitende Betriebe sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Beratung und Wissenschaft.

Bei Kälbern aus bayerischen Öko-Milchviehbetrieben verbleibt bislang nur ein sehr geringer Anteil in der Biowertschöpfungskette, der letztendlich als Öko-Rindfleisch vermarktet wird. Die Forschenden ermittelten belastbare Zahlen und identifizierten alternative Wege zur Vermarktung bzw. Verwertung von Kälbern. Damit kann das grundsätzlich positive Image der Verbraucher:innen bezüglich der Biolandwirtschaft dauerhaft gesichert und einer mittelfristig aufkommenden Debatte zur Thematik proaktiv begegnet werden.

Am Vormittag präsentierten die Projektbeteiligten von HSWT, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die Ergebnisse ihrer jeweiligen Arbeitspakete.

Peter Weindl (HSWT) stellte Ergebnisse aus studentischen Abschlussarbeiten zum Thema „Kälber der ökologischen Milchviehhaltung in Bayern“ vor, im Einzelnen

• Status quo-Erhebungen zu Kälbern auf Öko-Milchviehbetrieben,
• Erhebungen zur Öko-Rindermast in Bayern,
• Erfolgsfaktoren von Vermarktungsinitiativen und
• Öko-Rindfleisch in der Außer-Haus-Verpflegung (Fokus Nordbayern).

Theresa Hautzinger, (HSWT) ergänzte die Ergebnisse zur praktischen Umsetzung der kuhgebundenen Kälberaufzucht bis hin zur Gewichtsentwicklung und Gesundheit der Kälber.

Bernhard Ippenberger (LfL) rückte bei seinem Vortrag „Nachhaltige Rinderhaltung – das ist mehr als Tierwohl und Klimaschutz“ die ökonomische Betrachtung in den Fokus. Saro Ratter (Schweisfurth Stiftung) zeigte die Entwicklung der kuhgebundenen Kälberaufzucht in der Öko-Milchviehhaltung Bayerns auf und plädierte für umfangreichen Wissenstransfer sowie den Aufbau von modellhaften Wertschöpfungsketten.

Am Nachmittag wurden einzelne Themen in Workshops vertieft, z. B. warum Milch und Fleisch zusammengehören, wie die Platzierung von Bio-Rindfleischprodukten aus der Milchviehhaltung im Bio-Großhandel gelingt oder wie die kuhgebundene Kälberaufzucht im Deckungsbeitragsrechner berücksichtigt wird. Und ob und inwiefern die Milchleistungsprüfung (MLP) für Betriebe mit kuhgebundener Kälberaufzucht funktionieren kann.

Quelle: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf