Porzine epidemische Diarrhoe (PED) – Noch ein Problem für Deutschland?

0

Von Simone Leidenberger, PD Dr. Sandra Blome, Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

Die porzine epidemische Diarrhoe, kurz PED, ist bereits seit den 1970er Jahren in Deutschland bekannt, jedoch war es lange Zeit still um die Erkrankung in deutschen Schweinehaltungen. Der Verursacher der PED ist das gleichnamige Virus (PEDV). Es handelt sich um ein Virus, das sehr eng mit dem Virus der transmissiblen Gastroenteritis (TGE) verwandt ist. Eine Unterscheidung zwischen diesen beiden Erregern ist nur im Labor möglich. Der Mensch ist für das Virus nicht empfänglich, es handelt sich nicht um eine Zoonose.

Die Geschichte der PED
Obwohl die PED in Europa schon lange bekannt ist, ist sie in Deutschland länger nicht mehr aufgetreten. Seit 2014 wurden allerdings wieder gehäuft Fälle vor allem in Südwestdeutschland gemeldet. Ähnliche Krankheitsgeschehen gab es auch in anderen zentraleuropäischen Ländern, wie Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Italien und Österreich.
Man unterscheidet bei PEDV unterschiedliche Virusstämme, die unterschiedlich schwere Krankheitsverläufe auslösen. Im Jahr 2011 wurde aus dem asiatischen Raum von einer besonders aggressiven, bislang unbekannten Virusvariante berichtet, die zu hohen Ferkelverlusten führte. Zwei Jahre darauf sorgten explosionsartige Ausbrüche von PED in den USA für weltweites Aufsehen. Die PED-Fälle, die seit Mai 2014 in Deutschland auftreten, zeichnen sich bislang durch hohe Erkrankungsraten mit geringen Verlustraten aus. In manchen Fällen sind jedoch auch hohe Verluste im Saugferkelbereich zu verzeichnen. Vermutlich spielen hier zusätzliche bakterielle oder virale Infektionen, wie beispielsweise Rotaviren oder auch Managementfehler eine wichtige Rolle.

Wie erkenne ich PED?
Erkrankte Tiere zeigen abhängig von ihrer Altersklasse unterschiedlich schwere Durchfallsymptomatik. Besonders betroffen ist der Bereich der Ferkelaufzucht mit wässrig-gelben Durchfällen begleitet von Erbrechen und schweren Flüssigkeitsverlusten. Die Verlustrate in dieser Altersklasse kann bis zu 100 % betragen. Mit zunehmendem Alter sind die Tiere für eine Infektion weniger empfänglich und das Durchfallgeschehen verläuft weniger schwer. Die Tiere infizieren sich über den Kontakt mit Kot infizierter Tiere, wobei das Virus auch in getrocknetem Kot über längere Zeit haltbar ist.
Im Stall macht sich die PED binnen 22 bis 36 Stunden, in Einzelfällen bereits 12 Stunden nach der Infektion zunächst mit Erbrechen und anschließendem Durchfall bemerkbar. Betroffene Tiere leiden unter vermehrter Gasbildung im Dünndarm, wodurch der Ferkelkörper trommelförmig wirkt.
In schweren Fällen, vor allem bei Saugferkeln, sind die Tiere bereits wenige Stunden nach dem Auftreten der Symptome apathisch und nicht mehr stehfähig. Besonders schwer erkrankte Tiere verenden bald aufgrund schweren Flüssigkeitsverlustes und damit einhergehendem Kreislaufversagen. Weniger schwer erkrankte Tiere zeigen über mehrere Tage Durchfall und erholen sich dann vollständig. In der Regel erkranken bis zu 100 % der Tiere des betroffenen Stallabteils.

Ist es wirklich PEDV?
Der Nachweis von PEDV kann in vielen kommerziellen Laboren und an den Landesuntersuchungsämtern erfolgen. Als Probenmaterial eignen sich Einzel- oder Sammelkotproben, sowie Kottupfer oder Dünndarmmaterial verendeter Tiere. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, das Virus direkt über den Nachweis des Genoms zu bestätigen. Hierzu wird eine Polymerasekettenreaktion (PCR) durchgeführt. Dieses Verfahren erlaubt zeitgleich die Unterscheidung von PEDV und TGEV.


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

Ziegen richtig füttern

Von: Christina Burau, Referentin für kleine Wiederkäuer, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Ziegen bevorzugen schmackhaftes Futter und selektieren ihr Futter. Je nach Lebensstadium hat die Ziege unterschiedliche Ansprüche an ihr Futter. Egal ob Hobbyhaltung oder großer Bestand – die Grundsätze der Ziegenfütterung muss zum Wohle der Tiere jeder beachten.

Alle Wiederkäuer lassen sich in drei Äsungs- bzw. Fresstypen einteilen. Es gibt zum einen die Konzentratselektierer, zu denen das Rehwild sowie auch Elche gehören. Kennzeichnend für diese Tiere ist, das überwiegend nährstoffreiche Blätter und Gehölze gefressen werden und weniger gegrast wird. Auf der anderen Seite gibt es die Rauhfutter-Fresser, die das meiste Futter über Grasen aufnehmen, wie z.B. Rinder und Schafe. Dazwischen gibt es die Intermediär-Typen, die zwischen dem Konzentratselektierer und dem Raufutter-Fresser angesiedelt sind. Dazu gehören neben den Ziegen auch Dam- und Rotwild sowie Gämse und Wisente. In Zeiten eines üppigen Nahrungsangebotes selektieren Ziegen gerne ihr Futter und wählen dann Kräuter, Sträucher und ähnliches. Im Winter wird dann meist auf das vorhandene Rauhfutter zurückgegriffen.

Pansen gut versorgen
Die optimale Pansenversorgung steht bei Ziegen, wie auch bei Rindern, an erster Stelle. Der Pansen ist charakteristisch für Wiederkäuer. Dort wird das grob zerkleinerte Futter von den Pansenbakterien aufgeschlossen. Die Pansenbakterien ermöglichen den Abbau von Rohfaser (Cellulose) zu Essigsäure. Diese steht dem Organismus dann für weitere Stoffwechselprozesse zur Verfügung und die Ziege gewinnt daraus Energie. Futterproteine werden durch die Pansenbakterien zu Ammoniak und weiter zu einzelnen Aminosäuren aufgespalten, aus denen wieder neues Mikrobenprotein gebildet wird. Dieses Mikrobenprotein kann dann im Dünndarm weiter verwertet werden für den tierischen Organismus. Kohlenhydrate aus dem Futter werden im Pansen zu Zucker und Stärke und weiter zu Propion- und Buttersäure umgewandelt. Die ständige Säurebildung lässt den pH-Wert sinken, der bei normaler Pansenaktivität bei 6 – 7 liegen sollte. Um diesen pH-Wert zu halten, ist es notwendig, dass die Ziege als Wiederkäuer regelmäßig wiederkaut und Speichel produziert. Denn der Speichel enthält Natriumbicarbonat, dass den Pansen pH-Wert abpuffert.

Futterration individuell planen
Doch wie sieht nun eine wiederkäuergerechte Ziegenfütterung aus? Die eine optimale Ration für Ziegen gibt es nicht. Jeder Ziegenhalter hat eine andere Futtergrundlage, betriebliche Voraussetzungen und setzt andere Futtermittel ein. Hier gilt es zu prüfen, welche Futtermittel vorhanden sind oder welche kostengünstig eingesetzt werden können. Die folgenden Grundsätze sollten dann bei der folgenden Rationsplanung einfließen.


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

Woran sterben unsere Kälber?

0

Von Dr. Karsten Donat, Geschäftsführer der Thüringer Tierseuchenkasse

Für die meisten Praktiker oder Experten für Tiergesundheit – sei es mit landwirtschaftlichem oder tierärztlichem Hintergrund – sind Durchfälle und Lungenentzündungen die Hauptgründe für Kälberverluste in unseren Milchviehherden. Sucht man jedoch nach „harten Daten“ so wird man nicht so leicht fündig. Drei Studien aus den neuen Bundesländern zeigen anhand strukturierter Datenerhebungen in einer nennenswerten Anzahl von Milchviehbetrieben, wo der Schuh drückt.

In einer Untersuchung in 50 nordostdeutschen Milchkuhhaltungen lag die Sterblichkeit der Kälber bis zum 6. Monat bei 5 % (0-18 %, Tautenhahn, 2017), in Thüringen bei 6,4 % (Donat und Siebert, 2008). Auffällig waren jedoch die großen Unterschiede zwischen den Betrieben: Im Jahr 2016 hatten zwei Drittel der Herden mit über 30 Geburten weniger als 7 % Kälberverluste, was in der Literatur häufig als Grenzwert genannt wird, 27 % hatten unter 3 % Verluste. Leider gibt es mit 19 % auch einen erheblichen Anteil mit Kälberverlusten über 10 % (Söllner-Donat, 2018). Es stellt sich somit die Frage, wo die Ursachen für diese Unterschiede liegen.

Nach Schätzungen anhand der betrieblichen Aufzeichnungen trat Neugeborenendurchfall in den nordostdeutschen Milchviehbetrieben im Mittel bei 12 % der Kälber und Atemwegserkrankungen bei 17,5 % der Kälber auf. Damit lagen 45 % bzw. 51 % der Betriebe über dem Richtwert von 15 %. Nabelentzündungen waren mit einer Häufigkeit von 1,6 % deutlich seltener (Tautenhahn, 2017). Von 60 sächsischen Betrieben schätzte die gute Hälfte ein, mit Durchfall kein Problem zu haben, 17 dagegen erkannten hier ein Problemfeld für den Bestand. Beim genaueren Hinsehen in Rahmen einer Stichprobenuntersuchung zeigte sich, dass nur 4 Betriebe keine Durchfallkälber hatten, dagegen in mehr als der Hälfte der Bestände der Anteil der Kälber mit Durchfall über 50 % lag (Steinhöfel, 2017).

Häufiger Nachweis von Kryptosporidien
In Sachsen, Thüringen und Nordostdeutschland machte man sich auch auf die Suche nach den Durchfallerregern. Tatsächlich fanden sich Rotaviren in etwa der Hälfte bis ca. zwei Drittel der Bestände. Coronaviren waren deutlich seltener anzutreffen (2-11 % der Herden). Dagegen war der Erreger Cryptosprodium parvum in 80-98 % der Bestände nachweisbar. Bei den Kryptosporidien handelt es sich um einzellige Parasiten, welche in die Darmschleimhaut eindringen und Durchfälle verursachen können. Sie bilden Oozysten, eine Dauerform, die vom Kalb ausgeschieden werden. Diese Oozysten sind in der Umwelt bei ausreichender Feuchtigkeit lange überlebensfähig und weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber vielen Desinfektionsmitteln auf. Hier liegt das Problem!


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

N- und P-reduzierte Fütterung in der Geflügelhaltung #Geflügeltagung2019

Über Möglichkeiten und Grenzen rund um das Thema N- und P-reduzierte Fütterung berichtete Dr. Detlef Kampf, DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung. „Eine möglichst effektive Nutzung der verfügbaren Ressourcen stellt eine unserer derzeit größten Herausforderungen in der Nutztierhaltung dar. Dabei stehen die Neubewertung der Eiweiß- und Phosphorversorgung sowie die sich daraus ergebenden Ausscheidungen an Stickstoff und Phos¬phor über die tierischen Exkremente im Focus“, so Dr. Detlef Kampf. Hierzu wurde eigens eine entsprechende Arbeitsgruppe eingerichtet und in zwei bisherigen Sitzungen zunächst für Masthähnchen und Legehennen der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnis¬stand sowie einige erste Vorschläge zusammengetragen. Speziell flächenknappe Betriebe suchen nach Wegen, die Nährstoffausscheidungen zu senken, denn ansonsten stehen nur die Verringerung der Bestandsdichte oder der Export von Wirtschaftsdünger als Lösung dar.

„Inzwischen werden sehr stark N- und P-reduzierte Fütterungsverfahren in der Ferkelerzeugung und der Schweinemast umgesetzt, ohne die Mast- und Schlachtleistung der Tiere zu verschlechtern. Die dies¬bezügliche Fütterungspraxis fragt in hohem Maße nach solchen einzelbetrieblichen Möglichkeiten, um auf die aktuellen Vorgaben von Düngeverordnung und Stoffstrombilanzverordnung zu reagieren. In erster Linie geht es darum, die Versorgung der Tiere sicherzustellen“, so der Wissenschaftler. „Wir wollen bei gleichem Ansatz und geringerer Zufuhr an Rohprotein und Phosphor eine verminderte Ausscheidung von Stickstoff und Phosphor erreichen. Dies hat direkte positive Folgen auf den N- und P-Anfall in der Gülle und somit den Nährstoffaustrag über hofeigene Wirtschaftsdünger. Wir müssen uns bei der Absenkung der N- und P-Gehalte an den eigentlichen Bedarf der Tiere annähern.“ Das funktioniere laut Dr. Kampf z.B. mit dem Einsatz freier Aminosäuren, moderner Phytasen oder durch technische Behandlung der Futtermittel. Bedingung sei jedoch eine ständige Untersuchung der Futtermittel, sowohl der eigenen als auch der zugekauften sowie ein funktionierendes Futtercontrolling, um Nährstoffschwankungen rechtzeitig zu erkennen.

Doch die N- und P-Absenkung im Futter hat ihre Grenzen. Sehr stark lassen sich die Gehalte nicht absenken, denn es können immer Unwägbarkeiten wie Krankheiten oder uneinheitliches Abfangen je Durchgang eintreten, die einen erhöhten Proteinbedarf mit sich bringen. Der Einsatz von einheimischen Proteinquellen und Nebenprodukten mit niedriger Verdaulichkeit sowie die verschiedenen Mastformen Kurz-, Mittel- und Langmast erschweren eine starke N-Absenkung zusätzlich. Der Biobereich müsse separat berücksichtigt werden.

Dr. Kampf wies auf die Broschüre „Arbeiten der DLG, Band 199, Bilanzierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutz¬tiere, 2014“ hin, in welcher die Saldierung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere ausführlich beschrieben ist. Für die wichtigsten Produktions- und Fütterungsverfahren wer¬den dabei die Nährstoffausscheidungen modellhaft kalkuliert und dargestellt.

Mehr Tierschutz durch Routine-Kontrollen

Niedersachsen treibt die Verbesserung des Tierschutzes weiter voran. Erstmals wird Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast auf der Bundesratssitzung in Berlin am kommenden Freitag (15. März) eine neue Initiative vorstellen. Damit wird der Bund aufgefordert, die rechtliche Grundlage für routinemäßige Tierschutzkontrollen in Verarbeitungsbetrieben für Tierische Nebenprodukte (VTN) zu schaffen. „Wir wollen in Niedersachsen den Tierschutz in allen Bereichen stärken. Deshalb müssen wir die Verursacher des Tierleids ausfindig machen. Bislang sieht das deutsche Recht nicht vor, dass angelieferte Tiere auf Verstöße gegen das Tierschutzrecht untersucht werden können. Das wollen wir ändern.“

Aus Sicht Niedersachsens ist außerdem auch eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Tiere erforderlich. Dies ist derzeit nicht bei allen Tierarten gegeben, die in den Tierkörperbeseitigungsanlagen landen. Dazu ein Beispiel: Schweine werden bislang mit der Ohrmarke des Ferkelerzeugers gekennzeichnet und können bei Anlieferung von einem Mastbetrieb nicht bis zum letzten Tierhalter zurückverfolgt werden. Auch dies muss sich aus Sicht Niedersachsens bei Kadavern dringend ändern.
Sofern Vorgaben des EU-Rechts dem Anliegen entgegenstehen, soll sich die Bundesregierung bei der EU-Kommission für eine entsprechende Überarbeitung des EU-Rechts beziehungsweise die Ausweitung nationaler Regelungsspielräume einsetzen.

Hintergrund für die Bundesratsinitiative ist eine Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Das Ergebnis: Bei mehr als zehn Prozent der angelieferten Tierkörper deuteten festgestellte Veränderungen darauf hin, dass die betroffenen Tiere vor ihrem Tod länger anhaltenden Schmerzen und Leiden ausgesetzt waren. „Mit diesen fürchterlichen Bildern muss endlich Schluss sein“, sagte Ministerin Otte-Kinast und nahm die Studie zum Anlass, sich für regelmäßige Kontrollen in VTN einzusetzen. Manche Verstöße können nur hier festgestellt werden.

Auf der Tagesordnung der nächsten Bundesratssitzung steht außerdem ein weiteres Tierschutzthema aus Niedersachsen: Der Entschließungsantrag zur Einführung von kameragestützten Überwachungssystemen in Schlachthöfen.
Nach der Beratung in den Ausschüssen erfolgt nun die Abstimmung über die Aufforderung an den Bund, einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen.

Die Bundesratssitzung wird am Freitag im Live-Stream übertragen unter www.bundesrat.de

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Hochschule Hannover erforscht Methoden zum Trockenstellen von Eutervierteln beim Milchrind

0

„SmartDryOff“ – Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Arzneimittels, das einzelne Euterviertel von Milchkühen bei einer Erkrankung vorübergehend oder permanent trockenstellt. Bestehende mikrobielle Infektionen können so ausheilen und das Milchrind im Milchbetrieb verbleiben.

Eine Mastitis (Euterentzündung) ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen des Milchrinds. Sie verursacht erhebliche Kosten durch Milchverluste, Mehrarbeit und Therapie. Euterviertel mit chronischen und therapieresistenten Infektionen sind demnach ein großes Problem für milchviehhaltende Betriebe. Sie verursachen Behandlungskosten sowie zusätzlichen Arbeitsaufwand. In der Regel weisen nur ein bis zwei Euterviertel chronische und therapieresistente Infektionen auf. Daher wäre es sinnvoll, diese aus der Milchproduktion zu nehmen. Das hat den Vorteil, dass die Tiere für die Produktion erhalten bleiben. Das sogenannte Trockenstellen von Einzelvierteln während der Laktation ermöglicht es, erkrankte Viertel aus der Milchproduktion zu nehmen, ohne die Milchleistung des gesamten Euters oder sogar die Kuh zu verlieren.

An dieser Stelle setzt das Vorhaben „SmartDryOff“ unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Krömker (Hochschule Hannover, Fakultät II – Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik) ein. Das Ziel ist es, eine effektive und zugleich schonende, die Mikroorganismenvermehrung in der Milchdrüse begrenzende Methode zum Trockenstellen einzelner Euterviertel zu entwickeln. Dadurch wird den behandelnden Tierärztinnen und Tierärzten oder Landwirtinnen und Landwirten eine vertretbare und sichere Therapiemöglichkeit geboten.

Derzeit können Milchkühe mit chronisch kranken Eutervierteln entweder nur mit niedrigen Heilungschancen therapiert werden oder das Melken der erkrankten Viertel wird eingestellt. In jedem Fall stellt die Erkrankung ein gesundheitliches Risiko für das betroffene Tier und eine mögliche Infektionsquelle für andere Tiere dar. Diese gilt es aus Tierschutz- als auch aus ökonomischen Gründen zu beseitigen. Die Merzung betroffener Tiere stellt eine Verschwendung landwirtschaftlicher Ressourcen dar. Zudem widerspricht sie dem Streben nach Verlängerung der Nutzungs- und Lebensdauer der Milchkühe.

Bislang fehlen unter anderem alternative Behandlungsmaßnahmen, um chronisch kranke Euterviertel permanent aus der Produktion zu nehmen. Wenn dies gelänge, könnten betroffene Milchkühe im Milchbetrieb verbleiben, anstatt aus Tierschutzgründen gemerzt zu werden.

Die Arbeitshypothesen des Vorhabens sind:

1. Desinfizierende Substanzen können in vitro und in vivo euterpathogene Mikroorganismen im Wachstum hemmen, ohne Epithelgewebe im Euter zu zerstören.
2. Der Einsatz der desinfizierenden Substanz in Kombination mit einer trockenstellenden Substanz lässt eine Addition der Wirkmechanismen zu.
3. Die Anwendung beider Substanzen in vivo kann zum schonenden, nachhaltigen Trockenstellen einzelner Euterviertel während der Laktation genutzt werden sowie beim planmäßigen Trockenstellen ganzer Milchdrüsen Anwendung finden.

Das Vorhaben dauert insgesamt 30 Monate und ist in fünf Arbeitspakete unterteilt:

1. Identifikation und Auswahl von (1) Substanzen zur Induktion physiologischer Vorgänge des Trockenstellprozesses sowie (2) Identifikation von schwach desinfizierenden Substanzen mit möglicher Anwendung an Drüsenepithelien.
2. Entwicklung und Prüfung einer geeigneten desinfizierenden, trockenstellenden Lösung
3. Feldversuch: Trockenstellen einzelner Euterviertel in der Laktation
4. Feldversuch: vorübergehendes Trockenstellen ganzer Milchdrüsen
5. Ergebnisauswertung, -darstellung sowie -publikation

Durch das Vorhaben sollen der Tierschutz verbessert, die Nutzungs- und Lebensdauer von Milchkühen verlängert und Antibiotikagaben verringert werden, um damit die Umweltauswirkungen der Land- und Ernährungswirtschaft zu reduzieren und die Qualität der Rohmilch zu verbessern.

Quelle: Hochschule Hannover

BRS-Pressegespräch: Richtig züchten vorgestellt

0

Das Kürzel RZ kennen viele Milchviehhalter aus den Veröffentlichungen zur Zuchtwertschätzung. Es kenn-zeichnet die „Relativ-Zuchtwerte“ für verschiedene Merkmale, wie z.B. die Nutzungsdauer, die Milchleistung, die Zellzahl und viele weitere wichtige Einzelmerkmale. Doch RZ steht auch für „Richtig züchten“, denn in Sachen Datenqualität und Zuchtwertschätzverfahren ist Deutschland führend und zeigt sich selbstbewusst mit einer Neuheit: Ab dem 2. April 2019 können die Holsteinzüchter erstmals direkte Zuchtwerte zur Tiergesund-heit nutzen.

Die neuen genomischen Gesundheitszuchtwerte sind ein großer Fortschritt für die Holsteinzucht. Um deren Besonderheiten und Entwicklung sowie deren praktische Anwendung vorzustellen, hatte der Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS) am 7.3.2019 mehrere Fachredaktionen nach Melle bei Osnabrück eingeladen.

Bei der Zuchtorganisation OHG, eines der Zuchtzentren für Holsteins in Deutschland, referierten Dr. Egbert Feddersen vom BRS e.V., Dr. Stefan Rensing vom vit w.V. und Rolf Oorlog von der Masterrind GmbH. Ein-drucksvoll vermittelten sie die internationale Stellung der deutschen Relativzuchtwerte und die breite Daten-basis der deutschen Zuchtwertschätzung, dank derer die Zuchtorganisationen und Landwirte nun mit den neuen Gesundheitszuchtwerten arbeiten können. Wie dies in der Praxis funktioniert, konnten sich die Gäste im Anschluss bei dem Besuch des nahegelegenen Betriebes Westrup-Koch selbst anschauen. Ulrich Westrup erläuterte, warum er überzeugter Teilnehmer des Projektes KuhVision ist und wie er die bisherigen und neu-en RZ-Zuchtwerte bei der Bullenauswahl für seine Kühe nutzt, um die Herdengesundheit in seinem Betrieb stetig weiter zu verbessern. Weitere Informationen zu den neuen Zuchtwerten unter richtigzüchten.de.

Quelle: Bundesverband Rind und Schwein

In Kürze folgen weitere Details auf www.der-hoftierarzt.de!

Europaweit erster und einziger Mobilstall-Verband Bundesverband „Mobile Geflügelhaltung e. V.“ gegründet

„Wir Landwirte wollen aktiv daran mitwirken, den Wunsch nach guten und regionalen Lebensmitteln zu unterstützen“, das erklärte der Vorsitzende des Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung, Dennis Hartmann, anlässlich der Gründung des Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung. „Wir wollen die Interessen der Geflügelhalter bündeln, besser nach außen vertreten und den Austausch untereinander fördern“, so Hartmann weiter. Aus einem anfänglichen Trend sei eine nachhaltige Entwicklung geworden. Der neue Bundesverband ist der europaweite erste und einzige Verband im Bereich der mobilen Geflügelhaltung!

In den letzten Jahren habe sich im Bereich der Eiererzeugung eine neue Mobilstall-Szene entwickelt, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. Die Tierhaltung finde dort transparent, regional und zumeist in kleinbäuerlichen Strukturen statt. Das Geflügel lebe in, für die heutige Zeit, relativ kleinen Tiergruppen in mobilen Ställen die regelmäßig auf frische Wiesen umziehen. Der Verbraucher habe so sehr oft einen direkten Bezug zu „seinem Bauern“ und sehe, dass es den Tieren gut ginge. Gleichzeitig sei in ganz Deutschland die Nachfrage nach Eiern aus dieser Haltungsform deutlich gestiegen. Hartmann: „Wir vereinigen Landwirte, die mit viel Herzblut und Energie neue Wege gehen.“

Mittlerweile leben deutschlandweit über eine Million Hennen in mobilen Ställen in über 2.000 Betrieben. Immer mehr Landwirte setzen auf mobile Ställe.

Im September wurde deshalb von engagierten „Mobilisten“ aus ganz Deutschland, mit der Gründungsarbeit des „Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung“ begonnen. Ziel des Verbandes ist es, die gesamte, sich neue entwickelnde Szene und die Haltungsform weiter zu professionalisieren und eine Interessensvertretung gegenüber Politik, Behörden, Verbänden, Medien und Öffentlichkeit aufzubauen.

Der Sitz des Bundesverbands liegt im hessischen Modautal (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Mit dem offiziellen Start der Verbandsarbeit zum 1. Januar 2019 ist auch die Internetseite mein-mobil-ei.de online gegangen.

Quelle: Bundesverband mobile Geflügelhaltung e. V.

Nutztierhaltung in Deutschland ganz abschaffen?

Die Haltung von Rindern, Schweinen, Hühnern steht massiv in der Kritik. Deshalb stellt sich die grundsätzliche Frage, ob wir tierische Lebensmittel nicht einfach komplett importieren sollten. 1-2 % Bioanteil könnten im Land bleiben, für die große Masse ließen sich allgemein akzeptierte Haltungsformen aber nie wirklich umsetzen. Die Ansprüche sind zu hoch, die Zahlungsbereitschaft dagegen zu gering. Die aktuelle Entwicklung läuft auf ein solches Szenario hinaus, aber: wollen wir das wirklich? Ein paar Gedanken zu den vielfältigen Problemen und zu möglichen Lösungen sind zusammengefasst unter Wir und das Tier.

Studie: Intradermale Impfung arbeitswirtschaftlich klar im Vorteil

0

In den letzten Jahren ist die intradermale Impfung auch in der Tiermedizin immer populärer geworden, weil sie arbeitswirtschaftlich interessant ist und als besonders hygienisch gilt. Bei der intradermalen Impfung wird der Impfstoff in die Haut appliziert und ruft dort die Immunantwort hervor. Es ist eine geringere Dosis nötig als bei der intramuskulären Impfung. Nun hat sich eine Studie* damit beschäftigt, ob die intradermale Impfung gegen Mykoplasmen vergleichbar ist mit der intramuskulären Applikation hinsichtlich Hautreaktion, Leistungsparameter und Tierwohl.

Hierzu wurden 672 Saugferkel aus drei Durchgängen eines Ferkelerzeugerbetriebs am 7. Lebenstag mittels One-Shot geimpft, davon 338 intradermal (Dosis: 0,2 ml) und 334 intramuskulär (Dosis: 2 ml). Hautveränderungen wurden mittels Scoring beurteilt und notiert und die Tiere vor der Impfung sowie 8 Tage später einzeln gewogen. Zusätzlich erfolgte eine Zeitmessung für jede Impfung. Die Ergebnisse waren wie folgt: Am 1. Tag nach der Impfung zeigten 71,3 % der intramuskulär geimpften Schweine und 2,7 % der intradermal geimpften Schweine KEINE Schwellung an der Impfstelle. Diese Unterschiede glichen sich in den folgenden Tagen an. Die tägliche Gewichtszunahme lag bei der intradermalen Gruppe bei 248 g und bei der intramuskulären Gruppe bei 258 g, was laut der Studie nicht signifikant war. Die intradermale Impfung benötigte je Ferkel 11 Sekunden und die intramuskuläre Impfung dauerte 17 Sekunden.

Die Experten schlussfolgern, dass die intradermale Impfung arbeitswirtschaftlich klar im Vorteil war. Sie konnten keine nachteiligen Effekte der intradermalen Impfung auf Leistungsparameter sowie keine länger andauernden Hautreaktionen beim Saugferkel nachweisen. Die stärkere Hautreaktion direkt nach der intradermalen Impfung ist das Anzeichen für die erwünschte Immunreaktion. Die Forscher empfehlen zukünftige Untersuchungen mittels Videoaufnahmen, um die Effekte auf das Wohlbefinden der Saugferkel besser prüfen zu können. Dass die intradermale Impfung positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere haben kann, hat eine frühere Studie an tragenden Sauen ergeben.

*Quelle: Intradermale versus intramuskuläre Impfstoffapplikation bei Saugferkeln: Manuel Göller et al., Tierärztliche Praxis Großtier 5, 2018, S. 317-322.