Wir und das Tier

Die Haltung von Rindern, Schweinen, Hühnern steht massiv in der Kritik. Deshalb stellt sich die grundsätzliche Frage, ob wir tierische Lebensmittel nicht einfach komplett importieren sollten. 1-2 % Bioanteil könnten im Land bleiben, für die große Masse ließen sich allgemein akzeptierte Haltungsformen aber nie wirklich umsetzen. Die Ansprüche sind zu hoch, die Zahlungsbereitschaft dagegen zu gering. Die aktuelle Entwicklung läuft auf ein solches Szenario hinaus, aber: wollen wir das wirklich? Ein paar Gedanken zu den vielfältigen Problemen und zu möglichen Lösungen sind zusammengefasst unter dem Titel:

Wir und das Tier

Vor rund 100 Jahren wurden in Deutschland mehr Nutztiere gehalten als heute, umgerechnet auf Großvieheinheiten fast 60% mehr. Die Tiere waren nur eben anders verteilt, auf viele kleine Höfe. Damals arbeitete noch jeder 3. Deutsche in der Landwirtschaft, vor 50 Jahren stellten die Landwirte nur noch rund 12 % der Erwerbsbevölkerung und heute sind es gerade mal 2 %

Die „Hochburgen der Schweinehaltung“ waren schon vor dem Ersten Weltkrieg die gleichen wie heute. In der Gegend von Vechta hielten einzelne Betriebe mehr als 1.000 Schweine und sogar gewerbliche Tierhaltung gab es damals schon. 1970 hatten deutsche Schweinemäster im Durchschnitt 21,5 Tiere im Stall; in Schleswig-Holstein waren es mit 44,8 mehr als doppelt so viele.

In den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts waren die Deutschen zufrieden mit der Landwirtschaft und vor allem satt wie nie zuvor. Vor 25 Jahren aber änderte sich grundlegend etwas, denn die Industrialisierung hatte das Land erreicht. Und das im doppelten Sinne: Industriearbeitsplätze waren attraktiver als solche in der Landwirtschaft und, damit immer weniger Bauern immer mehr produzieren konnten, mussten eben Maschinen statt Knechte die Arbeit verrichten.

Hatten die Massenmedien die Versorgung der Massen gerade noch bejubelt und traf das Schnitzel eben noch den Massengeschmack, war plötzlich Massentierhaltung ein Problem (wie der Massentourismus bald darauf auch). Konnten in den 60er-Jahren Käfigeier noch teurer verkauft werden, als die von freilaufenden Hennen (Hygiene!), wurde jetzt der Käfig zum Problem.

Heute beherrschen „Turbo-Kühe“ und „überzählige Ferkel“ die Schlagzeilen. Die ganze Massentierhaltung muss weg, nur kleinbäuerliche Betriebe erfüllen das Wunschbild der Kritiker. Die zentralen Punkte beleuchtet der folgende Text:

Groß und klein
Spezialisten und Generalisten
Gesund und krank
Leistung & Leiden
Billig und teuer

Wenn der Beitrag nicht gar so viele fertige Antworten liefert, hilft er doch hoffentlich dabei, zunächst die richtigen Fragen zu definieren Auf jeden Fall seien alle Leserinnen und Lesern, die ihren Beziehungsstatus mit der Landwirtschaft als „eher gestört“ beschreiben würden, vorab gewarnt: es ist kompliziert!

Und wer den langen Text nicht lesen mag, kann gleich ans Ende springen, zu ein paar Vorschlägen, was auf alle Fälle passieren muss und wie eine zielführende Diskussion über die Zukunft der Nutztierhaltung in Deutschland aussehen könnte.

Groß und klein
Viele treten ein für (klein-)bäuerliche (Familien-)Betriebe, der Bayerische Bauernverband ebenso wie zahlreiche NGOs. Der Verband denkt an die Mehrzahl seiner Mitglieder, bei NGOs geht es häufig eher um Kapitalismuskritik. Aber was eigentlich ist per se gut an klein und schlecht an groß?

Im Kleinbetrieb teilen sich Bauer und Bäuerin alle Arbeiten und, wo es geht, hilft „der Rentner“. Weil das Paar alles selbst erledigt, haben die beiden auch immer den Überblick, was zu tun ist und wo es gerade klemmt. Aber zu viel auf einmal sollte möglichst nicht auf dem Zettel stehen, dann heißt es nur noch: was lassen wir am Ehesten? Und natürlich müssen die wenigen Menschen viele Fähigkeiten mitbringen: handwerklich und technisch begabt sollten sie sein, aufmerksam bei der Tierkontrolle und akkurat in der Dokumentation, auf dem neuesten Stand bei Rationsberechnung und Hygiene. Echte Allrounder eben (bei denen dafür der Urlaubswunsch möglichst nicht allzu ausgeprägt sein sollte).

Im Großbetrieb werden alle Arbeiten an Spezialisten vergeben, die sich im Notfall auch mal gegenseitig vertreten können. Der „Chef“ muss dann nur noch planen, kontrollieren und seine Mitarbeiter führen. Wer das nicht kann, sollte besser gar nicht erst auf Größe setzen.

Wenn wir vom Großbetrieb sprechen, geht der z. B. bei 300 Milchkühen los und inklusive Kälber und Nachzucht, stehen schnell doppelt so viele Tiere auf dem Hof. All die Arbeitskräfte müssen schließlich bezahlt werden und das geht mit Kühen nur über die Milch.

Was ist also besser? Der Allrounder, dem auf keinen Fall etwas dazwischenkommen darf oder der Großbauer, dem auf keinen Fall die (guten) Mitarbeiter weglaufen dürfen? Und schließlich hat die „industrielle Landwirtschaft“ längst auch im Kleinbetrieb Einzug gehalten. Melkroboter wurden ursprünglich mal erfunden, um Kleinbauern arbeitstechnisch zu entlasten. Jeder, groß oder klein, der heute solche Roboter einsetzt, kann sich entscheiden: nutze ich die gewonnene Zeit für mehr Tierkontrolle oder Lohnarbeit auf dem Traktor? Mit groß und klein hat das gar nichts zu tun.

Spezialisten und Generalisten
Nicht nur beim Menschen gibt es Spezialisten und Generalisten, wie in den Groß- und Kleinbetrieben, auch bei den Tieren ist das heute so. Es gibt Milch- und Fleischrinder, Legehennen und Masthühner, mit jeweils ganz erstaunlichen Leistungen!

Ursprünglich gab es nur Mehrnutzungsrassen: Hennen legten ein paar Jahre Eier und wanderten irgendwann in den Suppentopf. Die überzähligen Hähne wurden, sobald sie ein akzeptables Gewicht erreicht hatten, auf den Grillspieß gesteckt. Rinder boten gar 4-fachen Nutzen, als Milch- und Fleischlieferanten, Zugtiere und auch als Fußbodenheizung, wenn der Wohnraum über dem Stall platziert war. Männliche Küken von Legelinien werden heute gleich nach dem Schlupf getötet, weil sich ihre Mast nicht lohnt und die Holstein-Friesen-Kuh, gilt heute vielen als 3-Nutzungsrind: für Milch, Haut und Knochen.

Dabei sind die Zuchtziele für Tiere ja eigentlich sinnvoll: Foxterrier sollen in die Fuchsröhre passen und der Kaukasische Owtscharka Schafherden vor dem Wolf beschützen. Legt die Henne jeden Tag ein Ei und frisst dabei noch wenig, ist das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ressourcenschonend.

Überhaupt ist das Huhn ein echtes Wundertier, auch in der Mast. Zwischen 1957 und 2005 stieg das Broiler-Wachstum um mehr als 400 %, bei gleichzeitiger Verbesserung der Futterverwertung um 50%. Allerdings zeigen auch 90% der Masthühner Ganganomalien.

Die Mast von „Bruderhähnen“ aus den Legelinien kann keine Lösung sein. Die männlichen Küken erreichen nach 50 Masttagen ein Schlachtkörpergewicht von gerade mal 400 g, nach 70-80 Tagen dann 800 g und brauchen dafür dreimal so viel Futter wie heutige Mastlinien.

Der Fleischverkauf muss über den Eierpreis querfinanziert werden und trotzdem ist die Mast der Hähne oft noch ein Zuschussgeschäft. Mehr als € 10,- pro Kilo Fleisch will wirklich niemand zahlen. Einige clevere Biohalter lassen ihre Hennen deshalb einmal durchmausern, um sie für zwei Legeperioden zu nutzen, ohne nochmals die Brüder mästen zu müssen.

Bei der Milchkuh sind 12.000 kg Milch als Jahresleistung optimal – legt man die Flächennutzung als Maßstab an. Unter Berücksichtigung des Klimaschutzes, wären jedoch 8.000 kg ein optimaler Wert. Zwar sind nicht alle 12.000-Liter-Kühe automatisch krank, aber im Durchschnitt werden Milchkühe heute noch vor der dritten Laktation ausrangiert, wegen Problemen mit Klauen, Eutern oder mit der Fruchtbarkeit. „Hohe Leistung und Gesundheit schließen sich nicht aus. Bei der Zucht gibt es aber sehr wohl einen Zielkonflikt zwischen Milchleistung und Wohlbefinden der Kuh“, sagte Prof. Manfred Schwerin (Leibniz-Institut, Dummersdorf). Zielkonflikte wohin man schaut.

Gesund und krank
Klauenschäden, Mastitis und Fruchtbarkeits-Probleme bei Kühen, Gelenk- und Klauenentzündungen beim Schwein und Fußballengeschwüre beim Geflügel, treten in viel zu hohem Maße auf. Einiges ist auf Zucht und Genetik zurückzuführen, oft sind es jedoch Technopathien, also haltungsbedingte Probleme.

Die Bundestierärztekammer hat kürzlich eine Arbeitsgruppe „Qualzucht“ für den Nutztierbereich gegründet, weil den Tieren „durch übertriebene Zuchtziele Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt“ würden und Nutztiere unter einer Reihe von Produktionskrankheiten litten, „die durch die gezüchtete Leistungssteigerung begünstigt werden“.

Schweinehalter haben oft keine Vorstellung, welche Entzündungsprozesse in den Klauen ihrer Ferkel und Schweine vorgehen können. Rinderhalter erkennen Lahmheiten zu oft erst, wenn die Kuh einen Karpfenrücken zeigt. Sachkunde und Beobachtungsvermögen leider mangelhaft.

Leistung & Leiden
Die Durchschnittsjahresleistung einer Milchkuh liegt derzeit bei etwa 8.000 kg im Jahr. Leistungsstarke Tiere aber geben auch 10.000 kg, 12.000 kg und noch mehr. Aber warum liegt der Anteil P1-Kühe in NRW bei 27% und in Niedersachsen bei 32%, in Bayern aber nur bei 8,5%? Muss es sein, dass Fleisch von HF-Schlachtkühen nur für Hamburger taugt oder sollte man in der Zucht nicht lieber einen Gang zurückschalten?

Prof. Jürgen Rehage (TiHo Hannover) sieht keinerlei Anzeichen dafür, dass mit 12.000 kg Jahresmilchleistung bei der Kuh etwa schon eine physiologische Obergrenze erreicht ist. Im Gegenteil: „Die heutigen Top-Ten in der Milchleistung sind da, wo 2025 der Durchschnitt liegen wird.“ Sollen wir das den Kühen aber zumuten?

Die männlichen Kälber nicht zu vergessen! Wie wäre es, wenn die Milch-Abnehmer nicht nur auf den Fettgehalt achten, sondern auch an das Fett auf den Rippen der Rinder denken? Ein kleiner Jersey-Bulle, taugt nicht mal mehr zum Wurstkalb.

Heute liegt der Durchschnitt vermarktungsfähiger Eier pro Jahr und Henne bei fast 300 und Legehennen haben mit einem Ei pro Tag ihre biologische Grenze erreicht, Allerdings wird der Kalk für die eigenen Knochen knapp. Es ist zwar vielleicht noch legitim, deshalb Tiere mit kürzeren Schenkelknochen zu züchten, aber kann das die einzige Maßnahme sein?

Sauen mit 16 Zitzen zu selektieren, ist kein Problem. Wachsen die Wurfgrößen aber auf 20 und mehr, sind zwangsläufig sehr leichte Ferkel dabei. Die haben eher schlechtere Überlebenschancen und auch Probleme, an die Zitzen zu kommen. Aber: die Zahl der Stallplätze müsste natürlich deutlich erhöht werden, wenn je Sau nur noch ein Dutzend Ferkel erwünscht sind. Und teurer an der Theke würde es natürlich auch.

Billig und teuer
70% des Schweinefleischs werden in Deutschland als Sonderangebote vermarktet und die neueste Untersuchung der Hochschule Osnabrück belegt: nur 16 % der Verbraucherinnen und Verbraucher zeigen Tierwohlaffinität beim Einkauf. (Wobei lediglich Preisaufschläge von etwa 30 Cent für einen mittelpreisigen Schweinefleisch-Artikel akzeptiert wurden, der nach Tierwohl-Standards produziert wurde.)

Mit „Fleisch ist viel zu billig“, wettern gegen Export und hohen Selbstversorgungsgrad aber kommen wir nicht weiter. 30% der Schweinelenden müssen nach Deutschland importiert werden, Nierenspieße gibt ist auf Volksfesten dagegen gar nicht mehr. Nicht zufällig liegt der Selbstversorgungsgrad für Innereien bei stolzen 1.480 %. Dabei ist doch gerade „Nose-to-Tail“ so angesagt – jedenfalls medial. Früher hieß das schlicht „verwursten“, aber Wurst essen ja auch immer weniger Menschen. Schweinefüße und Rüsselscheiben gehen vorzugsweise nach China und das ist auch gut so. Dort gelten sie als Delikatessen und ihr Export hilft, bei der fast 100%-Verwertung des Schweins. Wenn das nicht nachhaltig ist!?

Wie soll’s denn nun weitergehen?
Wieso sparen wir uns nicht den ganzen Verdruss und schaffen die Massentierhaltung einfach ab? Ein bisschen Bio für die Berliner Szene und Museumslandwirtschaft für „Ferien auf dem Bauernhof“ reichen doch aus. Fleisch ist eh ungesund und jeder sollte dessen Verzehr am besten halbieren.

Wollen wir aber nicht komplett auf Importe setzen, wären 50% immer noch eine Masse Tiere: 13,5 Mio. Schweine, 6 Mio. Rinder und 70 Mio. Hühner stünden immer noch in deutschen Ställen. Beim Komplett-Import verlören wir vor allem eines komplett: die Kontrolle. Und Tierschutz wäre das dann, was andere darunter verstehen.

Ein Umbau der Tierhaltung wird zwar von großen Teilen der Bevölkerung gewünscht, zum „Wie“ gibt es aber eher nebulöse Vorstellungen. Viel Platz, viel Stroh und Auslauf werden oft genannt, Biohaltung ist das Vorbild. Die Forschung allerdings kommt zu anderen Ergebnissen und zeigt: auch Bio-Tiere haben oft Probleme – nur eben andere. Die ökologische Tierhaltung hat sicher das Verdienst, früh die richtigen Fragen gestellt zu haben. An den bestmöglichen Antworten jedoch, muss noch gearbeitet werden. Und das in allen Haltungsformen.

Begrenzende Faktoren beim Umbau der Tierhaltung sind immer wirtschaftliche. Nicht alles was denkbar ist, wäre auch bezahlbar. Platz gibt es nicht unbegrenzt, weder im Stall noch für hektarweise Auslauf. Der Nitrateintrag kann vor dem Hühnerstall schon mal dramatische Werte erreichen und Hühnermobile machen vielleicht Sinn für kleine Hofladenbetreiber, aber wo sollen die riesigen Flächen für den Masseneinsatz sein? (Und bitte nur kleine Modelle, die sich tatsächlich auch versetzen lassen und nicht die 20-Tonnen-Monster.)

Über allem steht das Stichwort Zielkonflikt. Dr. John Fetrow (St. Paul, USA) fragte schon vor Jahren: Wie viel Tierwohl ist genug? Wie weit ist Antibiotika-Reduktion vernünftig? Was geht vor: Welthunger oder Klimaschutz? In Zukunft, sagt der Amerikaner, stehen wir vor vertrackten oder gar bösartigen Problemen, deren bestmögliche Lösung keineswegs alle Ansprüche befriedigen kann und durch eine Verbesserung auf einer Seite, Probleme an anderer Stelle verschärft. Nahrungsproduktion durch Veredelung in der Milchviehhaltung beißt sich mit Methan-Emissionen und Klimaschutz.

Es gibt heute schon tiergerechte Haltungsformen, die zwar teurer, aber nicht auf Bio-Kosten-Niveau funktionieren. Der „Aktivstall für Schweine“ ist das beste Beispiel oder die „Privathof-Hähnchen“ von Wiesenhof. Die Preisaufschläge für Modelle wie diese, sind wirtschaftlich noch darstellbar, wenn man dem Vorschlag von Prof. Folkhard Isermeyer folgt. Der Präsident des Thünen-Instituts regt die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes für Fleisch auf 19% an. Das brächte jährlich etwa € 6 Mrd., die der Staat für Entwicklung und Förderung neuer Standards einsetzen könnte (Details unter Link zu Expertise).

Gesetzliche Standards können jedoch nur für Deutschland erhöht werden und haben keinen Einfluss auf die Tierhaltung in der EU. Der Import von billigem Fleisch wird immer möglich sein, egal wie hoch die Latte für deutsche Erzeuger liegt. Deshalb wäre parallel die Kennzeichnung deutscher Erzeugnisse notwenig. „4xD“ wäre deshalb das beste Label. Geboren, gemästet, geschlachtet, verarbeitet in Deutschland und sogar „5xD“ wäre möglich, käme die Futtermittelerzeugung noch dazu.

Wie genau die Tierhaltung zukünftig aussehen soll, muss natürlich auch noch geklärt werden. In einer „gesamtgesellschaftlichen Debatte“, wie es so schön heißt. Dazu ganz am Ende mehr, auf alle Fälle aber sind drei Dinge unumgänglich:

1) Regelmäßige Fortbildung muss für alle Tierhalter verpflichtend werden. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Wissen in der Veterinärmedizin derart vergrößert, dass einige Professoren schon einen extra Studiengang Nutztier-Medizin fordern, um all die Erkenntnisse auch vermitteln zu können. Auch hat Elisabeth große Beilages Untersuchung von Falltieren viel zu viele Defizite offengelegt, in der Beurteilung der Transportfähigkeit sind tierschutzrelevante Mängel allzu weit verbreitet und am Ende, muss auch die Schlachtung mit einbezogen werden.

2) Ebenso brauchen wir die „Integrierte Tierärztliche Bestandsbetreuung“. Tierärzte müssen mehr sein als Feuerwehrmänner und wirksamer Brandschutz ist eben nur mit ganzheitlichen Konzepten möglich.

3) Eine bundesweite Tiergesundheitsdatenbank würde Tierärzten wie Tierhaltern erlauben, die Tiergesundheit auf dem einen Hof mit allen anderen zu vergleichen. Ein solches Benchmarking hat schon bei der Antibiotika-Datenbank vielen die Augen geöffnet. Etliche Bauern (und auch Tierärzte) konnten den eigenen Antibiotikaeinsatz nicht wirklich einordnen und wussten gar nicht, ob sie im Vergleich viel oder wenig verbrauchten.

Bei der Umsetzung aller Konzepte, müssen schließlich Fristen mit verbindlichen Zwischenzielen gesetzt werden. Wenn etwa in 10-15 Jahren das freie Abferkeln verpflichtend sein soll, müssen alle 3-5 Jahre Zwischenschritte erreicht und überprüft werden, z. B. mit Testabteilen.

Den Weg zu neuen Haltungsformen werden einige nicht mitgehen wollen, andere nicht mitgehen können. „Remove the worst, promote the best, improve the rest” (die Schlechtesten entfernen, die Besten fördern, den Rest verbessern) heißt das heute schon bei Nestlé Und, da im Zweifel ohnehin der Handel die Schlagzahl vorgibt, ist dem wohl nichts hinzuzufügen.

Wer macht was bis wann
Für die bereits erwähnte „gesamtgesellschaftlichen Debatte“, sind flächendeckende Bürgerversammlungen inklusive Abstimmung eher unpraktikabel. Es läuft also auf eine „Stellvertreter-Diskussion“ hinaus, damit am Ende allgemein akzeptierte Konzepte herauskommen. Teilnehmen müssen Vertreter aus Industrie und Handel, Wissenschaftler, Tierärzte und Landwirte sowie Tierschützer und vor allem die Presse, als Vertretung
von Bürgerin und Bürger.

Wie ein mehrstufiges Konzept dazu aussehen kann, verrät der Autor interessierten „Stakeholders“ auf Anfrage gerne. Insbesondere die Organisationen der Tierärzte, wären als dessen Träger prädestiniert.

Thomas Wengenroth