Exzellenzforschung in MV: „KI-TIERWOHL“ erforscht innovative Ansätze für Tierwohl und -gesundheit

Bildquelle: Danny Gohlke Die Projektpartner des interdisziplinären Verbundprojekts „KI-Tierwohl“ kamen beim Kick-Off zur ersten Arbeitssitzung zusammen.

Das interdisziplinäre Projekt wird mittels Künstlicher Intelligenz (KI) sowie Bildverarbeitung, Bioakustik und Sensortechnologien das Wohl von Labor- und Nutztieren erfassen

Das Land Mecklenburg-Vorpommern treibt die Forschung zur Tiergesundheit und zum Tierwohl weiter voran. Beim Kickoff für das interdisziplinäre Verbundprojekt „KI-TIERWOHL“ kamen am Dienstag (8. April) in der Aula der Universität Rostock etwa 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen, um bei einer ersten offiziellen Arbeitssitzung den Zeitplan und die Schwerpunktsetzung für die nächsten Monate abzustimmen.

Ziel des Projektes, das durch die Landesexzellenz-Initiative vom Wissenschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern mit fünf Millionen Euro gefördert wird, ist die Entwicklung innovativer Methoden zur automatisierten, kontaktlosen Erfassung des Tierwohls durch Bildverarbeitung, Bioakustik und Sensortechnologien. Dabei werden modernste KI-gestützte Analyseverfahren genutzt, um eine objektive und evidenzbasierte Bewertung des Wohlbefindens von Tieren in Forschung und Landwirtschaft zu ermöglichen. Insbesondere werden deren Verhaltensmuster, Laute (Vokalisation) und Vitaldaten betrachtet.

„Das Wohl von Tieren ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine entscheidende Voraussetzung für qualitativ hochwertige Forschung und nachhaltige Landwirtschaft. Mit „KI-TIERWOHL“ setzen wir neue Maßstäbe in der Erfassung von tierwohlrelevanten Verhaltensmustern. Durch den interdisziplinären Ansatz und den Einsatz modernster Technologien können wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die sowohl in der Forschung als auch in der Praxis eine direkte Anwendung finden“, sagte Prof. Dr. Brigitte Vollmar, Direktorin des Rudolf-Zenker-Instituts für Experimentelle Chirurgie der Universitätsmedizin Rostock und Sprecherin des Verbundes „KI-TIERWOHL“.

Das Projekt bringt führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Lebens-, Agrar-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften zusammen. Unter anderem arbeiten Expertinnen und Experten der Universitätsmedizin Rostock, der Universitäten Rostock und Greifswald, des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie (FBN), des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) für Tiergesundheit und der Hochschule Neubrandenburg gemeinsam an einer objektiven und vollständig automatisierten Tierwohlbewertung. Durch den Einsatz von KI-Methoden, wie maschinellem Lernen und Mustererkennung, soll eine präzisere Beurteilung von Stress, Beeinträchtigung, Schmerz und emotionalem Status möglich werden. Neben technischen Innovationen und einem zeitgemäßen Forschungsdatenmanagement stehen auch sozial-wissenschaftliche Untersuchungen zur Akzeptanz und Implementierung dieser neuen Technologien im Mittelpunkt.

„Im Verbundprojekt KI-TIERWOHL leisten wir am FBN einen wichtigen Beitrag zur automatisierten Erfassung des Tierwohls bei Schweinen und Rindern“, erklärte Prof Dr. Birger Puppe vom FBN. „Unser Fokus liegt auf der Analyse von Verhalten und Lautäußerungen, um objektive und zuverlässige Indikatoren für das Wohlbefinden der Tiere zu identifizieren. Das Team des FBN bringt verschiedene Expertisen in das Projekt ein: Dr. Sandra Düpjan erforscht die Lautäußerungen der Tiere, Dr. Christian Manteuffel entwickelt sensor- und videogestützte Erfassungsmethoden und ich beschäftige mich mit dem Aktivitäts- und Sozialverhalten. Durch den interdisziplinären Austausch mit unseren Partnerinnen und Partnern sowie den Einsatz modernster KI-Technologien schaffen wir die Grundlage für smarte, praxisnahe Lösungen, die eine nachhaltige und tiergerechte Nutztierhaltung ermöglichen“, fasste Prof. Dr. Puppe zusammen.

Neben „KI-Tierwohl“ ist das FBN ebenfalls Partner in zwei weiteren Verbundprojekten und damit an drei der fünf geförderten Forschungsverbünde maßgeblich beteiligt. Im Projekt AutoPasture bringt das FBN seine Expertise in der Verhaltensforschung und digitalen Tierüberwachung ein. Ziel ist es, das Weidemanagement u.a. durch KI-gestützte Verhaltensanalysen und Virtual Fencing effizienter und tiergerechter zu gestalten. Das Projekt Alg4Nut erforscht den Einsatz von Algen als innovatives Futtermittel für Wiederkäuer.

Die Exzellenzprojekte werden über vier Jahre mit jeweils fünf Millionen Euro gefördert und unterstreichen die zentrale Rolle des FBN in der angewandten Spitzenforschung für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung.

Über das FBN:
Das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) mit Sitz in Dummerstorf in der Nähe von Rostock im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (vormals Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere) wurde 1993 gegründet und widmet sich der anwendungsorientierten Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere. Rund 300 Mitarbeitende forschen und arbeiten interdisziplinär in den vier Fokusthemen: Nutztierhaltung individualisieren, Nutztierhaltung in Kreisläufen gestalten, Kritische Lebensphasen von Nutztieren bewältigen und Vielfalt in der Nutztierhaltung fördern. Ziel ist die Erforschung einer verantwortungsvollen Nutztierhaltung als unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft. Dabei steht das Tier im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Fragestellungen, vom Genom über den Stoffwechsel bis zum Verhalten.

Quelle: FBN