Gefährdete Nutztierrassen des Jahres 2019 – Das Wollschwein

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Mit dem Wollschwein steht im Jahr 2019 eine Nutztierrasse im Mittelpunkt, die auf der Roten Liste in der Kategorie „Rassen aus anderen Ländern“ aufgeführt ist. Das Wollschwein ist eine der ältesten, rein erhaltenen Schweinerassen Europas. Seinen Ursprung hat es auf dem Balkan, vor allem in Ungarn. Bis in die 1950er Jahre war es als Speckschwein weit verbreitet. Eben dieser üppige Speck war es, der die Rasse dann, aufgrund veränderter Essgewohnheiten hin zu mehr magerem Fleisch, an den Rand der Ausrottung drängte. Im Jahr 1993 gab es europaweit nur noch weniger als 200 Tiere.

Das Wollschwein kommt in drei verschiedenen Farben vor, die als eigenständige Rassen angesehen werden: das Blonde Wollschwein, das Schwalbenbäuchige Wollschwein und das Rote Wollschwein. Tatsächlich haben die Tiere feste, gekräuselte Borsten mit feiner Unterwolle im Winter und feine, glatte und kurze Borsten im Sommer. Die Ferkel sind gestreift, wie Frischlinge beim Wildschwein.
Für die Bezeichnung Mangalitza gibt es verschiedene Erklärungsansätze, die alle sehr treffend scheinen, so bedeutet Mangalitza „walzenförmig“. Das rumänische Wort „mancare“ bedeutet „essen“. Das Wort „Mangala“ ist slawischen Ursprungs und beschreibt einen guten Ernährungszustand und ein „Mangala svinja“ wäre demnach ein Schwein, das gut zunimmt. All diese Deutungsansätze geben schon eine gute Beschreibung zu dem kompakten, walzenförmigen Schwein mit feinen aber harten Knochen und kräftiger Muskulatur.

Das Wollschwein ist robust und eignet sich ideal für die Freilandhaltung, das dichte Borstenkleid und eine Speckschicht schützen dabei vor extremer Witterung. Das Fleisch ist stark marmoriert, was zu einem exzellenten Geschmack führt und reich an den wertvollen ungesättigten Omega-3-Fettsäuren. Dadurch wird es bei qualitätsbewussten Kunden und auch in der gehobenen Gastronomie immer beliebter. Gute Abnehmer für die Produkte sind für die Schweinezüchter notwendig, damit sie weiter züchten können und diese besondere gefährdete Nutztierrasse erhalten bleibt.

Durch akribische Recherchearbeit konnte in den vergangenen sieben Jahren der Grundstein für ein Wollschwein-Register gelegt werden. Dadurch wurde die Möglichkeit geschaffen Zuchttiere zu registrieren und Abstammungen zu dokumentieren. Insgesamt sind in Deutschland derzeit 74 Blonde-, 90 Rote und 123 Schwalbenbäuchige Wollschweine bei 91 Züchtern erfasst. Darüber hinaus gibt es Kontakt zu den Ursprungsregionen Ungarn, Serbien, Bulgarien sowie Österreich und der Schweiz.

Die GEH ernennt seit 1984 alljährlich die „Gefährdete Rasse“ und macht damit deutlich, dass neben den Wildtieren und Wildpflanzen auch in der Landwirtschaft der Verlust der Vielfalt eingezogen ist.

Quelle: Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH),

Familie Scholten-Meilink zum 2. Mal Bester Milcherzeuger Niedersachsens

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„Goldene Olga 2018“ geht nach Hoogstede in der Grafschaft Bentheim. „Silberne Olga“ geht nach Westerkappeln im Kreis Steinfurt, „Bronzene Olga“ nach Quendorf in die Grafschaft Bentheim, Platz vier und fünf gehen nach Emsbüren im Emsland und Rastede im Ammerland

Unternehmerpreis für nachhaltiges Wirtschaften: Niedersächsische Milchwirtschaft zeichnet die zwölf besten der rund 8.500 Milcherzeuger mit dem „Milchlandpreis“ aus – Staatssekretär Rainer Beckedorf und Landvolk-Präsident Schulte to Brinke übergeben Auszeichnungen

Familie Scholten-Meilink aus Hoogstede im Landkreis Grafschaft Bentheim hat es erneut geschafft. Sie darf sich mit ihrem Milchviehbetrieb Scholten-Meilink GbR bereits zum zweiten Mal „Bester Milcherzeuger Niedersachsens“ nennen. Gisela Scholten-Meilink (43) und Wiljan Meilink (40) erhielten heute (14. Dezember) gemeinsam mit ihren vier Töchtern Julia, Lisa, Hanna und Sina im „Alten Kurhaus“ in Bad Zwischenahn aus den Händen von Rainer Beckedorf, Staatssekretär im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, die „Goldene Olga 2018“ und einen Geldpreis in Höhe von 3.500 Euro. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Wettbewerbs, der in diesem Jahr zum 18. Mal ausgeschrieben wurde, dass ein „Gold-Betrieb“ seinen Erfolg wiederholen konnte. Bereits im Jahr 2005 ging die „Goldene Olga“ an die Scholten-Meilink GbR.

Für den zweiten Platz überreichte der Staatssekretär die „Silberne Olga 2018“ und 2.000 Euro an Birgit (49), Hajo (50) und Katharina (25) Leyschulte sowie Edelgard (56) und Jürgen (55) Steer von der Leyschulte-Steer GbR aus Westerkappeln im Kreis Steinfurt. Ihr Betrieb liegt zwar im benachbarten Nordrhein-Westfalen, da die Milch aber an eine niedersächsische Molkerei geliefert wird, stellte sich die Leyschulte-Steer GbR dem dortigen Wettbewerb.

Die „Bronzene Olga 2018“ ging in diesem Jahr ebenfalls in den Landkreis Grafschaft Bentheim: In Quendorf können sich Margret (50), Dieter (53) und Anne (22) Weusmann mit Markus Ahmann über die hohe Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro freuen.

Plätze vier und fünf für Betriebe aus den Landkreisen Emsland und Ammerland
Der vierte Platz ging an Sabine (49) und Andreas (48) Lohmöller und ihre Kinder Jake (23), Devon (21), Alison (20) und Luke (19) aus Emsbüren im Landkreis Emsland. Sie erhielten ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro. Den fünften Platz und damit verbunden ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro sicherten sich Doris (59), Harm-Dirk (60), Katrin (30) und Jan-Dirk (35) Klockgether aus Rastede-Wahnbeck im Landkreis Ammerland.

Der Milchlandpreis – ein Unternehmerpreis für Nachhaltigkeit
Im Rahmen der Festveranstaltung mit rund 160 geladenen Gästen hat die niedersächsische Milchwirtschaft im „Alten Kurhaus“ in Bad Zwischenahn heute die besten zwölf ihrer insgesamt rund 8.500 Milchviehhalter mit dem „Milchlandpreis 2018“ geehrt. Die Auszeichnung ist nach Angaben der Landesvereinigung als „Unternehmerpreis für nachhaltiges Wirtschaften“ konzipiert.

Zur Bewertung der Nachhaltigkeit der Wirtschaftsweise der einzelnen Betriebe prüft ein jeweils aus zwei Fachleuten bestehendes Gutachterteam nicht nur die Höfe sehr intensiv, sondern insbesondere auch deren Aktivitäten in den Bereichen Ökologie, Tierwohl, Soziales und Ökonomie. „Ziel ist es, jedes Jahr einen Milcherzeugerbetrieb als Preisträger der „Goldenen Olga“ zu ermitteln und auszuzeichnen, der nicht nur eine optimale Rohmilch produziert, sondern der hervorragend wirtschaftet und sich durch einen besonders verantwortungsbewussten Umgang mit seinen Tieren, der Umwelt und den auf dem Hof arbeitenden Menschen hervorhebt“, so die Landesvereinigung in der Ausschreibung zum Wettbewerb.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Rückgang der Schafhalter in Bayern

Nach den vorläufigen Ergebnissen der vom Bayerischen Landesamt für Statistik durchgeführten Erhebung über die Schafbestände am 3. November 2018 ist die Zahl der schafhaltenden Betriebe auf insgesamt 2 000 zurückgegangen, 9,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Mit 264 300 Tieren war im November 2018 auch der Schafbestand leicht rückläufig (-1,5 Prozent).

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik

Persönlichkeit von Milchkälbern prognostiziert ihre Fähigkeit, mit Stress umzugehen

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Eine Studie der kanadischen „University of British Columbia“, die Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, ergab, dass Milchkälber schon in jungen Jahren ausgeprägte Persönlichkeitsmerkmale aufweisen. Forscher der ´“Faculty of Land and Food Systems“ testeten Kälber im Alter von 25 und 50 Tagen auf Pessimismus, Angst und Geselligkeit und stellten fest, dass jedes Kalb eine inhärente Einstellung hat, die sich im Laufe der Zeit kaum ändert.

Jetzt haben die Forscher diese Studie mit der Untersuchung der gleichen Kälber im Alter von vier Monaten fortgesetzt, um herauszufinden, wie ihre Persönlichkeitsmerkmale ihre Reaktionen auf reale Situationen bestimmen.

Benjamin Lecorps, ein Doktorand im UBC-Tierschutzprogramm, war der Hauptautor der neuesten Studie, die am 5. November in Scientific Reports veröffentlicht wurde. Das sagt er zu den Befunden:

Benjamin Lecorps

Sie wussten bereits, welche Kälber optimistisch, pessimistisch, ängstlich und gesellig sind. Warum das zweite Experiment?

Diese Arbeit konzentriert sich tatsächlich auf die Gültigkeit der verschiedenen Merkmale, die wir in unserem früheren Artikel identifiziert haben. Wir möchten zum Beispiel bestätigen, dass ein Kalb mit einer ängstlichen Persönlichkeit in bestimmten Situationen stärker beansprucht wird als ein Kalb, das keine Angst hat.

Wie haben Sie das gemacht?

Eine Routineprozedur, die Kälber möglicherweise belasten kann, ist der Transport. Er ist neu für sie, es gibt viel Handling, und die Kälber gehen normalerweise nicht alleine in den Anhänger, sondern müssen hinein geschoben werden. Da wir diese Kälber, im Rahmen unserer Arbeitsroutine, von einem Stall in einen anderen transportieren mussten, war das eine gute Gelegenheit, ihre Reaktionen auf einen potenziellen Stressor zu messen.

Wie erkennen Sie, ob ein Kalb beim Transport gestresst ist?

Nutztiere zeigen häufig durch Lautäußerungen an, wenn sie in Bedrängnis sind. Es ist ein guter Indikator für die Intensität der emotionalen Reaktion; je mehr sie vokalisieren, desto stärker sind sie gestresst. Typischerweise steigt auch die Temperatur in ihren Augen an, wenn sie sich bedroht fühlen, weil das sympathische Nervensystem aktiviert und dadurch die Durchblutung der Augen erhöht wird. In dieser Studie haben wir eine Kombination beider Messmethoden angewandt.

Sie hatten also einige Kälber bereits als Neugeborene als pessimistisch oder ängstlich identifiziert. Wie reagierten diese Kälber drei Monate später auf den Transport?

Wie zu erwarten, ermöglichten uns Informationen über die Furchtsamkeit, vorauszusagen, wie die Kälber auf den Transport reagierten. Was uns überraschte, war, dass der Pessimismus ein noch besserer Prädiktor war. Die pessimistischeren Kälber gaben häufiger Laute von sich und hatten nach dem Transport höhere Augentemperaturen. Wir vermuten, dass die pessimistischeren Kälber eher negative Erwartungen an neue Erfahrungen haben.

Wie kann dieses Wissen letztlich zum Vorteil der Tiere genutzt werden?

Der Grundgedanke der Untersuchung von Persönlichkeitsmerkmalen für das Tierwohl besteht darin, herauszufinden, welche Tiere anfälliger für Stress sein könnten. Das Wissen über ihre individuelle Persönlichkeit kann es uns ermöglichen, besser zu verstehen, warum manche Tiere mit normalen Arbeitsroutinen nicht zurechtkommen und eher krank werden. Die Zeit rund um die Abkalbung ist ein gutes Beispiel. In dieser Zeit ändern sich viele Dinge für die Kühe, einschließlich der Nahrung, die sie bekommen, unbekannte Buchtgenossin-nen, das Melken im Melkstand und natürlich alle physiologischen Veränderungen, die mit dem Nachwuchs einhergehen. Milchkühe erkranken häufig nach dem Kalben und die Tiere, die anfälliger für Stress sind, können anfälliger für Infektionskrankheiten sein.

Mit freundlicher Genehmigung der University of British Columbia

Stall und Weide haben Stärken und Schwächen

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Systemanalyse Milch legt umfangreiche Forschungsergebnisse vor

Weidende Kühe entsprechen nach den Vorstellungen vieler Verbraucherinnen und Verbraucher dem Idealbild der Milchviehhaltung. Wissenschaftler dagegen sehen sowohl bei reiner Weidehaltung, gelegentlichem Weidegang und auch reiner Stallhaltung von Milchkühen Stärken und Schwächen. „Ob sich der Milchviehhalter für den Stall oder die Weide entscheidet, hat keine so große Bedeutung“, fasst Dr. Karsten Padeken als Vorsitzendes des Grünlandzentrums Niedersachsen zusammen. „Ausschlaggebend ist das richtige Management, dann gehen Tierwohl und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand“, fügt er an. Diese Aussage bestätigen die Ergebnisse von 15 Doktorandinnen und Doktoranden, die in einem Verbundprojekt an drei Universitäten, einer Fachhochschule und zwei Instituten geforscht haben. 60 Milchviehbetriebe waren einbezogen, über fünf Jahre wurden Daten erhoben, verglichen, bewertet und analysiert. Auf mehr als 1.000 Seiten haben die Beteiligten die Ergebnisse zusammengetragen.

Unter dem Aspekt Tierwohl schneiden reine Weidehaltungshöfe besser ab als diejenigen mit ganzjähriger Stallhaltung, allerdings lassen sich die Tiere im Stall besser beobachten und kontrollieren. Dies dient in erster Linie der Tiergesundheit. Unter wirtschaftlichen Aspekten liegt die Stallhaltung etwas vorn. Die Doktoranden merken jedoch einschränkend an, dass in den Jahren 2015 und 2016 die Auszahlungspreise in keinem Haltungssystem die Vollkosten decken konnten, also schlicht zu niedrig waren. Mit Blick auf den Klimaschutz könnte zukünftig dem Rohrschwingel eine größere Bedeutung zukommen, allerdings ist diese Grasart für Kühe weniger attraktiv als das bislang bevorzugte Weidelgras. Mehr Augenmerk müssen die Landwirte der Stickstoffauswaschung unter Weiden beimessen, mit einer effizienten Nutzung, die dem Graswachstum angepasst wird, vermeiden sie Nährstoffverluste. Dies sind nur einige Erkenntnisse des vom Niedersächsischen Wissenschafts-ministeriums geförderten Verbundprojektes mit dem Namen „Systemanalyse Milch“. Alle Details haben die am Projekt Beteiligten in einem 98 Seiten starken eBook für Praktiker zusammengefasst, es ist im Netz unter www.gruenlandzentrum.org abrufbar. Über Wissenschaftsjournale werden die Ergebnisse ebenfalls verbreitet.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Neue Chancen für den Tierschutz: Effizientes Testverfahren zum Betäubungsmittel-Einsatz bei Fischen

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In den letzten Jahren sind die Mengen an Betäubungsmitteln, die in der Industrie für die Fischzucht und in der Wissenschaft für Versuche mit Fischen eingesetzt werden, erheblich gestiegen. Doch ist wenig darüber bekannt, welche Betäubungsmittel in welchen Dosierungen am besten geeignet sind, um bei Fischen die angestrebten Effekte zuverlässig und schonend zu erzielen. Um darüber Aufschluss zu gewinnen, ist ein spezielles Neuronenpaar im Gehirn von Fischen hervorragend geeignet. Dies haben Biologen der Universität Bayreuth jetzt herausgefunden, die über ihre Forschungsergebnisse in der Zeitschrift „Scientific Reports“ berichten.

Mauthner-Zellen als optimaler Prüfstein für Betäubungsmittel

Im Gehirn von Fischen und anderen sogenannten niederen Wirbeltieren befinden sich die Mauthner-Zellen. In diesem Neuronenpaar laufen von den Sinnesorganen kommende Informationen zusammen. Hier werden sie integriert und so weiterverarbeitet, dass die Tiere notfalls die Flucht vor einem Beutejäger ergreifen können. Wie sich in den Bayreuther Untersuchungen herausgestellt hat, sind die Mauthner-Zellen aufgrund ihrer integrierenden Funktionen im Nervensystem ein geradezu idealer Prüfstein, um festzustellen, welche Wirkungen ein Betäubungsmittel auf Fische genau hat. So haben die Forscher um Dr. Peter Machnik und Professor Dr. Stefan Schuster an Goldfischen getestet, wie und in welchen Dosierungen sich Betäubungsmittel auf akustische und optische Sinnesreize, auf die Verarbeitung dieser Sinnesreize im zentralen Nervensystem und schließlich auf das Bewegungsverhalten der Fische auswirken. Dabei prüften sie vor allem diejenigen Wirkstoffe, die derzeit am häufigsten bei Fischen und anderen niederen Wirbeltieren verwendet werden: Benzocain und das Benzocain-Derivat MS-222. Zudem wurden die Wirkstoffe 2-Phenoxyethanol (2-PE) und Aqui-S untersucht, die oft in der Fischindustrie zum Einsatz kommen.

Wege zum verbesserten Tierschutz in Industrie und Wissenschaft

„In allen Fällen konnten wir die Wirkungen dieser Wirkstoffe und ihrer Dosierungen in sehr kurzer Zeit präzise feststellen, auch wenn alle Versuche an tief betäubten Tieren vor-genommen wurden“, erläutert Schuster, der an der Universität Bayreuth den Lehrstuhl für Tierphysiologie innehat. Er betont die Chancen, die sich daraus für einen verbesserten Schutz der Fische ergeben: „Für den Tierschutz ist es von besonderem Interesse, dass schon wenige Fische ausreichen, um mit hoher Präzision die Wirkungen zu ermitteln, die ein Wirkstoff in einer bestimmten Dosierung hat. Wir konnten hier zeigen, dass bei Messungen im Mauthner-System schon drei Fische reichen, um eine fundierte Aussage machen zu können. Untersuchungen an größeren Gruppen von Fischen führen nicht zu signifikant abweichenden Ergebnissen.“

Dr. Peter Machnik, Habilitand am Lehrstuhl für Tierphysiologie, verweist auf den aktuellen forschungspolitischen Kontext: „Neuere Forschungen haben immer mehr Indizien für höhere kognitive Fähigkeiten von Fischen und damit auch für ihre Leidensfähigkeit zutage gefördert. Gleichzeitig ist die weltweite Fischproduktion, die zum Teil mit erheblichem Stress für die Tiere verbunden ist, nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO auf über 170 Millionen Tonnen gestiegen. Daher haben zahlreiche Staaten die gesetzlichen Standards für den Schutz von Fischen und anderen wechselwarmen Wirbeltieren zu Recht angehoben. Somit drängt die Zeit für den schonenden und effektiven Einsatz von Betäubungsmitteln auch bei diesen Tieren. Diese Betäubungsmittel können allerdings von der pharmazeutischen Industrie nicht von heute auf morgen entwickelt werden. Umso wichtiger sind die jetzt anhand der Mauthner-Zellen gewonnenen Erkenntnisse. Sie zeigen, wie der Einsatz bereits vorhandener Wirkstoffe ohne großen Aufwand optimiert werden kann. Und sie geben wertvolle Hinweise für die Erprobung und Einführung neuer Wirkstoffe, die den Tierschutz in den nächsten Jahren weiter voranbringen werden.“

Forschungsförderung:
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Bayreuther Forschungsarbeiten im Rahmen eines Reinhart Koselleck-Projekts gefördert.

Quelle: Universität Bayreuth

Folgen der Enthornung können über die Akutphase hinausreichen

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In einer Studie der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern wurde die Entstehung von akuten und chronischen Schmerzen nach der Enthornung bei Kälbern untersucht. Die bereits bekannte Studie, die nun publiziert worden ist, zeigt, dass trotz optimaler Betäubung und Schmerzausschaltung sowohl eine akute wie auch eine chronische Schmerz- und Überempfindlichkeit bei den Kälbern entstehen kann.

Die Enthornung ist eine invasive Prozedur, die weltweit bei neugeborenen Kälbern bis zu einem Alter von acht Wochen angewandt wird. Dabei werden die Hornanlagen mit einem sogenannten Thermokauter ausgebrannt, was zu Verbrennungswunden führt. Beim Menschen können solche Wunden langfristige sensorische Defizite und chronische Schmerzen verursachen. Die Leiterin der aktuellen Studie, Claudia Spadavecchia vom Departement für klinische Veterinärmedizin, Abteilung Klinische Anästhesiologie der Vetsuisse Fakultät der Universität Bern, erklärt: «Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass die Enthornung bei Kälbern Verhaltens- und hormonolle Veränderungen, auslöst, die auf akute Schmerzen hinweisen; in der Schweiz ist eine Schmerzausschaltung während der Prozedur deswegen gesetzlich vorgeschrieben.» Hingegen war bis jetzt über längerfristige Konsequenzen des Verfahrens sehr wenig bekannt. Spadavecchia sagt: «Insbesondere stellte sich die Frage, ob chronische Schmerzen bei Kälbern nach der Enthornung auftreten können.»

Primäres Ziel der nun im Fachjournal «Physiology & Behavior» publizierten Studie war zu untersuchen, ob die Enthornung, durchgeführt unter einer optimalen, in der Schweiz obligatorischen Schmerzausschaltung, zur Entwicklung von akuten sowie chronischen Schmerzen bei Kälbern führen kann. Das zweite Ziel war, zu evaluieren, ob der Zeitpunkt der Enthornung der Kälber (im Alter von einer Woche gegenüber vier Wochen) einen Einfluss auf die Schmerzentwicklung hat.

Die Methodologie
Die Studie wurde an 34 männlichen Kälbern durchgeführt. Am Tag der Enthornung wurden alle Kälber sediert, und Analgetika wurden lokal und systemisch verabreicht. Tatsächlich enthornt wurde aber nur ein Teil der Kälber, der Rest wurde schein-enthornt. Spadavecchia erklärt: «Das wurde gemacht, um den möglichen Einfluss der Handlung am Kalb und den Einfluss der lokalen Schmerzbehandlung von der Wirkung der Enthornung selber unterscheiden zu können». Um gleichzeitig die Rolle des Alters der Kälber auf die Entwicklung chronischer Schmerzen zu untersuchen, wurden die Kälber in drei Gruppen eingeteilt: die «Gruppe früh» wurde im Alter von einer Woche enthornt, und es wurde eine späte Schein-Enthornung im Alter von vier Wochen durchgeführt; die «Gruppe spät» wurde früh schein-enthornt (im Alter von einer Woche), und es wurde eine späte Enthornung im Alter von vier Wochen durchgeführt; die Kontroll-Gruppe schliesslich wurde im Alter von einer und von vier Wochen schein-enthornt.

Da Schmerzen von komplexer, subjektive Natur sind, und die Kälber selbst ihren Schmerz nicht mit Worten beschreiben können, wurden das Schmerzempfinden der Kälber mit verschiedenen neuartigen Methoden evaluiert. Diese erlauben es auch in der Humanmedizin, eine objektive Quantifizierung von typischen, schmerzbegleitenden Symptomen vorzunehmen. Die Messungen begannen jeweils vor dem Eingriff und dauerten bis zu 105 Tage danach.

Chronische Übermpfindlichkeit bei 38% der enthornten Kälber
Im ersten Studienteil, der bereits im Februar 2018 in der selben Fachzeitschrift publiziert worden war, waren die ersten 24 Stunden nach dem Eingriff untersucht worden. Spadavecchia sagt: «Wir konnten zeigen, dass die Kälber trotz optimaler Betäubung und Schmerzausschaltung unmittelbar nach der Enthornung eine trigeminale Allodynie entwickelten, das heisst eine Schmerzempfindung, die auf an sich nicht schmerzhafte Reize hin entsteht. Zudem stellten wir eine sogenannte Hyperalgesie fest, das heisst eine übermässige Schmerzempfindlichkeit.» Dabei zeigten Kälber, die im Alter von einer Woche und solche, die im Alter von vier Wochen enthornt wurden, ähnliche Werte.

Im zweiten Teil der Studie wurden die längerfristigen Folgen der Enthornung untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass 38% der enthornten Kälber eine chronische, trigeminale Überempfindlichkeit entwickelten. Kälber aus der «Gruppe früh» und der «Gruppe spät» waren in den 38% gleichermassen vertreten. Die Schmerzscores sowie die lokale Hyperalgesie und Allodynie waren bei den enthornten Kälber deutlich höher im Vergleich zu den schein-enthornten Kälbern, und dies während der ganzen Studiendauer bis zum Alter von 105 Tagen. Darüber hinaus zeigten die enthornten Kälber und insbesondere die Kälber der «Gruppe spät» eine Beeinträchtigung des endogenen Schmerzmodulationssystems. Dazu sagt Spadavecchia: «Wir schliessen daraus, dass die Folgen der Enthornung weit über die Akutphase hinaus reichen können. Einzelne Tiere können unabhängig vom Alter und der Schmerzausschaltung zum Zeitpunkt der Enthornung von einer chronischen trigeminalen Überempfindlichkeit und somit von chronischen trigeminalen Schmerz betroffen sein.»

Links:

Casoni, Mirra et al. 2018

Mirra, A., C. Spadavecchia, et al. 2018

Quelle: Universität Bern

Enthornen von Zicklein: Schweizer Tierärzte unterstützen Verbot

Das Enthornen von Zicklein ist sehr heikel. Daher verlangt Schweizer Nationalrätin Irène Kälin in einer Motion, diesen Eingriff zu verbieten. Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) begrüßt diese Motion.

Tierhalter enthornen ihre Zicklein wegen der möglichen Verletzungsgefahr durch die Hörner. Der Eingriff ist aus Sicht des Tierwohls jedoch sehr problematisch. Daher verlangt Nationalrätin Irène Kälin (Grüne, AG) in einer Motion, das Enthornen von Zicklein zu verbieten. Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) unterstützt dieses Anliegen. Der Verband spricht sich seit Jahren für ein solches Verbot aus. Die Tierärztinnen und Tierärzte plädieren für eine artgerechte Haltung von behornten Ziegen mit genügend Platz und Strukturen zum Ausleben ihres natürlichen Verhaltens. Intensive Forschung hat den Stallbau optimiert und behornte Ziegen können heute mit einem minimalen Verletzungsrisiko gehalten werden.

Heikle Punkte beim Enthornen von Zicklein sind sowohl die Vollnarkose wie auch die verhältnismäßig große zu verbrennende Fläche auf dem Kopf der Tiere und die Lage des Gehirns direkt unter der Stirn. Eine Lokalanästhesie, wie sie bei der Enthornung von Kälbern angewendet wird, ist bei Zicklein nicht praktikabel. Bei der Vollnarkose können eine falsche Dosierung, Lagerung oder hohe, bzw. tiefe Umgebungstemperaturen zu Schäden führen.

Mit der Revision des Tierschutzgesetzes 2008 wurde das Enthornen von Zicklein und Ziegen der Pflicht zur Schmerzausschaltung unterworfen. Gleichzeitig dürfen Tierhalter seither ihre Zicklein selber enthornen, wenn sie den entsprechenden Sachkundenachweis erbringen. In einer aktuellen Studie zeigte ein großer Teil der von den Tierhalter selber enthornten Zicklein starke Schmerzäußerungen. Auch wenn das Gewicht der Tiere korrekt geschätzt wird, kommt es zu ungenügenden Narkosen. Die Abgabe der dazu benötigten Medikamente (Ketamin) an die Tierhalter ist zudem als sehr problematisch anzusehen.

Aus Sicht der Tierärztinnen und Tierärzte ist langfristig nur ein Verbot des Enthornens der richtige Weg.

Quelle: Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST)

QS berechnet Tiergesundheitsindices für Schlachtschweine

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Zum zweiten Mal hat QS für Schweinemastbetriebe die betriebsindividuellen Tiergesundheitsindices berechnet. Auf Grundlage der Schlachtbefunddaten des 2. und 3. Quartals 2018 wurden Indices für die Befundgruppen Atemwegsgesundheit, Organgesundheit, Gelenk-gesundheit und Unversehrtheit des Schlachtkörpers ermittelt. Sie ermöglichen den Schweinehaltern eine kompakte Bewertung der Schlachtbefunde und den direkten Vergleich mit anderen Betrieben, die an den gleichen Schlachthof geliefert haben. Grundlage der Tiergesundheitsindices sind die Ergebnisse der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung. Sie sind für Tierhalter und Tierärzte wichtige Indikatoren für Tierschutz und Tiergesundheit im Betrieb, denn sie liefern wertvolle Hinweise auf Erkrankungen der Tiere und auf mögliche Defizite im Stall.

Knapp 20.000 Schweinemastbetriebe haben in mindestens einer der vier Befundgruppen einen Index erhalten. Dr. Hermann-Josef Nienhoff, Geschäfts-führer der QS Qualität und Sicherheit GmbH, sieht einen entscheidenden Vorteil in der zentralen Erfassung und Auswertung: „Die Übermittlung der Befund-daten aus der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung in unsere QS-Datenbank versetzen uns in die Lage, den Schweinemästern eine Rückmeldung zu den Befunden zu geben, die sie für die Bewertung der Tiergesundheit in ihren Ställen nutzen können.“

Alle Schweinemäster im QS-System haben Zugang zur Befunddatenbank. Sie können dort Einzeltierbefunde, Ergebnisse einzelner Schlachtpartien und Auswertungen über ausgewählte Zeiträume einsehen. Zudem können sie die betriebsindividuellen Tiergesundheitsindices für die einzelnen Befundgruppen an-hand der Kennzahlen Median (Wert, den 50 % der Tierhalter unterschreiten) und 1. Quartil (Wert, den 25% der Betriebe mit den häufigsten Auffälligkeiten unterschreiten) bewerten und einordnen.

Die jetzt ermittelten Tiergesundheitsindices zeigen, dass eine große Anzahl angelieferter Schweine in der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung „ohne Befund“ sind. Aller-dings gibt es auch Betriebe, für die wiederholt Befunde ermittelt worden sind. „Diese Betriebe sollten die Möglichkeiten der Verbesserungen in den Ställen prüfen. Die Tiergesundheitsindices können regelmäßig als Vergleich mit anderen Tierhaltern und für die Entwicklung im eigenen Betrieb herangezogen werden“, betont Dr. Nienhoff.

Unterschiedliche Aussagen in wissenschaftlichen Untersuchungen
In wissenschaftlichen Untersuchungen zur Häufigkeit von Schlachtbefunden sind zum Teil deutlich höhere Befundraten publiziert worden, die im QS-System so nicht bestätigt werden. Zurückzuführen sind diese Differenzen u.a. auf die Methodik der Erhebung und die Stichprobe der ausgewählten Betriebe. Die von einzelnen Wissenschaftlern vorgenommenen Begutachtungen unterscheiden sich in der Untersuchungstiefe und in ihrem Umfang von der Befunddatenerhebung, wie sie von amtlicher Seite im Schlachtalltag durchgeführt wird. Häufig konzentriert sich die Wissenschaft auf eine begrenzte Zahl von Schlachtkörpern. Daher müssen die Ergebnisse unterschiedlicher Studien genau eingeordnet werden. Die Bemühungen um eine schrittweise schlachthofübergreifende Standardisierung der Schlachthofbefunde pro Einsendebetrieb wer-den verfolgt und die vielfältigen einschlägigen wissenschaftlichen Ergebnisse mit den Experten diskutiert und verglichen.

Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner: „Wir wollen alle gemeinsam, dass das staatliche Tierwohlkennzeichen ein Erfolg wird.“

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Der Handel unterstützt das freiwillige, dreistufige staatliche Tierwohlkennzeichen. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat sich mit Vertretern des Bundesverbandes des Lebensmittelhandels, der Unternehmen des Einzelhandels und der Gastronomieverbände zum Tierwohlkennzeichen ausgetauscht

Die Bundesministerin zieht nach dem Treffen eine positive Bilanz: „Wir wollen, dass es mit dem Tierwohl in Deutschland vorangeht. Heute haben alle deutlich gemacht, dass das Tierwohlkennzeichen dazu ein wichtiger Beitrag ist. Deshalb möchte ich mich ausdrücklich für das konstruktive Gespräch bedanken. Ich begrüße es sehr, dass die Branche ihre Unterstützung erneut zum Ausdruck gebracht hat. Damit wird ein klares Signal gesetzt: Mit dem dreistufigen staatlichen Tierwohlkennzeichen schaffen wir für die Landwirte Perspektiven und sorgen für Transparenz bei den Verbrauchern. Dabei ist es wichtig, dass alle Kriterien in den Fokus genommen werden: Von der Geburt über Aufzucht, Mast, Transport und Schlachtung, die nicht nur die Haltungssysteme sondern auch das Management und das Tier selbst berücksichtigen.

Mit dem neuen Kennzeichen wollen wir eine hohe Marktdurchdringung erreichen. Doch der Erfolg hängt von der Mitwirkung in der gesamten Wertschöpfungskette ab. Und jedem muss auch klar sein, dass es mehr Tierwohl nicht zum Nulltarif geben kann, denn die Leistung der Landwirte für höhere Standards muss honoriert werden. Der Verbraucher hat die Wahl und kann beim Einkauf entscheiden, mehr für Tierwohl auszugeben.“

Hintergrund
Das BMEL arbeitet an der Einführung eines dreistufigen staatlichen Kennzeichens für bestimmte tierische Produkte, bei deren Erzeugung bereits die Eingangsstufe mit höheren als den gesetzlichen Tierschutzmindeststandards versehen wurde. Das dreistufige Kennzeichen beinhaltet deutliche Verbesserungen. Es spielen vor allem ressourcenbezogene sowie management- und tierbezogene Kriterien eine maßgebliche Rolle. Das Tierwohlkennzeichen beruht auf einer freiwilligen Teilnahme. Die gesetzlichen Grundlagen dafür sollen bis zur Mitte der Legislaturperiode (zweite Jahreshälfte 2019) in Kraft treten. Ziel ist, dass ab Mitte 2020 erste Produkte in den Märkten verfügbar sind.

Quelle: BMEL