Eine aktuelle Studie der Vetmeduni Vienna untersuchte eine tödliche Listeriose bei Mastschweinen, bei der fast jedes zehnte Tier verstarb. Als Verursacher identifizierte das Forschungsteam die verfütterte Silage. Werden beim Silieren einfache Richtlinien befolgt, lässt sich diese Gefahr minimieren – auch zum Nutzen von Ernährungssicherheit und öffentlicher Gesundheit.
Der vorliegende, an der Vetmeduni Vienna untersuchte Fall ist der erste klinische Bericht über diese Art von Listeriose bei Mastschweinen. Im Rahmen ihrer Studie konnten WissenschafterInnen aus den Instituten für Mikrobiologie, Pathologie und Milchhygiene unter Koordination von Lukas Schwarz, Universitätsklinik für Schweine der Vetmeduni Vienna, nachweisen, dass das Bakterium Listeria (L.) monocytogenes als Auslöser der Listeriose – entgegen der bisherigen Praxis – Teil der Liste der Differentialdiagnosen sein sollte, wenn Mastschweine an blutigem Durchfall und Blutvergiftung leiden.
Tödliche Listeriose in Niederösterreich
Ausgangspunkt der Studie bildete eine tödliche Listeriose bei Mastschweinen in einem Schweineproduktionsbetrieb in Niederösterreich, der in Verbindung mit einer integrierten Masteinheit mit Platz für 450 Schweine geführt wird. Als klinische Symptome wurden bei etwa 10 % der Mastschweine Anorexie, blutige Durchfälle und eine erhöhte Körpertemperatur bis zu 40° Celsius beobachtet, meistens bei gut gefütterten Tieren von 40–100 kg Körpergewicht. Insgesamt starben 35 Mastschweine in einem Zeitraum von etwa 3 Wochen.
Wie im Krimi: Nachweisführung mittels DNA-Abgleich
Zur genauen Diagnostik wurden zwei Mastschweine mit klinischen Symptomen sowie Proben der verfütterten Maissilage untersucht. Molekularbiologisch idente L. monocytogenes-Stämme wurden dabei aus Proben der Schweine und in der Maissilage isoliert. Außerdem wurde in der Maissilage ein hoher Gehalt an Deoxynivalenol gefunden. Bei Deoxynivalenol handelt es sich um ein Schimmelpilzgift, das als Stoffwechselprodukt vor allem auf befallenem Getreide vorkommt und das Immunsystem negativ beeinflussen kann. „Die Fütterung von mit Listerien kontaminierter Maissilage, welche bei schlechter Silierung darin überleben, führte höchstwahrscheinlich zu einer Infektion der Mastschweine“, so Erstautor Heiko Stein.
Silieren unter Luftausschluss schützt zuverlässig
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter konnten mit ihrer Studie zeigen, dass L. monocytogenes bei Mastschweinen klinische Erkrankungen verursachen kann, die möglicherweise auf eine Immunsuppression aufgrund einer hohen Deoxynivalenol-Exposition zurückzuführen sind. Stein formuliert deshalb folgenden Appell: „Beim Füttern von Silage ist es wichtig, dass alle Silierverfahren unter geeigneten anaeroben Bedingungen durchgeführt werden, um das Listerienwachstum zu unterdrücken.“
Wichtige neue Erkenntnisse für die Lebensmittelsicherheit
Listerien sind stäbchenförmige Bakterien, die vielerorts in der Natur vorkommen. Die meisten sind unschädlich für den Menschen, die Art L. monocytogenes ist jedoch für Mensch und Tier alles andere als harmlos. Eine durch diese Bakterien verursachte Infektion kann beim Menschen schweren Durchfall und Gehirnhautentzündungen verursachen und sogar zum Tod führen.
Bei Rinder und Schafen ist bekannt, dass es beim Verfüttern von Silage schlechter Qualität zur Übertragung von L. monocytogenes kommen kann, welche zu Gehirnhautentzündungen oder blutigen Durchfällen führen kann. In der wissenschaftlichen Literatur haben sich jedoch bislang nur wenige ältere Fallberichte mit der Übertragung von L. monocytogenes in Schweineherden befasst, obwohl die Kontamination von Schweinefleisch mit L. monocytogenes auch für die öffentliche Gesundheit von großer Bedeutung ist.
„Wenn blutiger Durchfall in Kombination mit einer erhöhten Sterblichkeit bei Mastschweinen auftritt, sollte L. monocytogenes deshalb in die Liste der Differentialdiagnosen aufgenommen werden, insbesondere wenn Silage Teil der Fütterung ist. Da in unserem Fall therapeutische und prophylaktische Maßnahmen zu einer raschen Genesung der erkrankten Tiere führten, ist eine umgehende antimikrobielle Therapie angezeigt. Dadurch lassen sich eine weitere Ausscheidung von L. monocytogenes über Kot und weitere Todesfälle vermeiden“, so Stein abschließend.
Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien