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Afrikanische Schweinepest breitet sich aus: Für Menschen ungefährlich #HANSA 2019

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Wie sich ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wild- und Hauschweinen auf die deutsche Schweinefleischproduktion auswirken würde, darüber informierte Dr. Martina Oetjen, Leiterin Konzernqualität und Veterinärwesen bei Westfleisch, kürzlich auf der Schweinefachtagung des HANSA Landhandels. „Die ASP ist von Osteuropa nun nach Belgien gelangt. Niemand hätte geglaubt, dass sie Deutschland „überspringen“ würde. Mir ist es ganz wichtig zu betonen, dass die ASP völlig ungefährlich für den Menschen ist und dass sich das Virus an sich anders als bei der klassischen Schweinepest (KSP) auch überhaupt nicht schnell verbreitet. Man müsste als Landwirt schon selber aktiv werden, um das Virus von Stall zu Stall zu bringen“, so Frau Dr. Oetjen. Die ASP sei trotzdem ein harter Gegner, da es derzeit noch keine Impfung gibt, je nach Virulenz des Virus die Letalität über 90 % beträgt und das Virus extrem überlebensfähig ist. Es überlebt z.B. bis 11 Tage in Kot, über 150 Tage in gekühltem Fleisch, bis zu 6 Monate in konservierten Schinken, bis zu 10 Wochen in Blut und mehrere Jahre in tiefgefrorenen Schlachtkörpern. Dementsprechend vielfältig sind die Einschleppungswege: Kontakt von Tier zu Tier, aber auch über Vektoren wie z.B. Jagdhunde oder Jagdmesser sowie auch über Räucherware. Der Krankheitsverlauf ist eher unspezifisch: er beginnt mit hohem Fieber und Abgeschlagenheit, die Haut verfärbt sich später rot/blau und nach 7 bis 10 Tagen tritt der Tod ein. Überlebt ein Tier die ASP, ist es ein lebenslanger Virusträger.

Handelsproblem durch ASP
Das größte Problem mit der ASP in Deutschland sei die Vermarktung der Schweine, so Dr. Oetjen. Ein sofortiger Exportstopp in alle Drittländer wäre die Folge für mindestens 12 Monate. Drittland ist u.a. vor allem China, das viele Nebenprodukte wie Schnauzen, Ohren, Pfoten und Knochen abnimmt. Der Grund liege in Veterinärzertifikaten, die für jede Fleischlieferung ausgestellt werden müssen. China verlange eine mindestens 12-monatige Freiheit von ASP bei Wild- und Hausschweinen, KSP sowie AK bei Hausschweinen inklusive jeglicher Impfungen dagegen. Um die Vermarktung der Schweine sicherzustellen, seien viele Gespräche mit dem Handel und den Handelsländern nötig, um Aufklärungsarbeit zu betreiben. Um gut vorbereitet zu sein, haben Fachleute gemeinsam mit dem Verband der Fleischwirtschaft, dem Landwirtschaftsministerium von NRW sowie dem LAVES in Niedersachsen ein Krisenhandbuch für Schlachthöfe und auch für Landwirte erarbeitet. In diesen Krisenhandbüchern ist genau beschrieben, welche Maßnahmen bei einem ASP-Ausbruch ergriffen werden müssen.

Dr. Heike Engels

„So können wir nicht mit Tieren umgehen!“

Die BTK konstituiert Arbeitsgruppe „Qualzucht bei Nutztieren“

Am 30. Januar 2019 wird die Bundestierärztekammer (BTK) die neue Arbeitsgruppe (AG) „Qualzucht bei Nutztieren“ konstituieren. Daran beteiligt sind neben der BTK, der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), der Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT), die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT). Diese Verbände arbeiten schon seit 2015 sehr erfolgreich in der AG „Qualzucht“ zusammen, die sich bisher dem Kleintier-/ Heimtierbereich gewidmet hat. Doch nicht nur Kleintieren können durch übertriebene Zuchtziele Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden, auch Nutztiere leiden unter einer Reihe von Produktionskrankheiten, die durch die gezüchtete Leistungssteigerung begünstigt werden. Die wirtschaftlich wichtigen Körperfunktionen, z. B. die Milchleistung, werden dabei so stark optimiert, dass die extreme körperliche Belastung in vielen Fällen die Lebensdauer der Nutztiere verkürzt.

Bei der Pressekonferenz „Qualzucht bei Nutztieren?“ der BTK am 22.01.2019 anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin, haben der BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann, die Präsidentin der Tierärztekammer Berlin, Dr. Heidemarie Ratsch, Prof. Dr. Holger Martens vom Institut für Veterinär-Physiologie der Freien Universität (FU) Berlin und der Vorsitzende des BTK-Ausschusses für Tierschutz, Prof. Dr. Thomas Richter, ausführlich über die Qualzucht-Thematik bei Nutztieren informiert.

„Als Qualzucht bezeichnet man bei der Züchtung von Tieren die Duldung oder Förderung von Merkmalen, die mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden sind. Dies ist nach § 11b Tierschutzgesetz in Deutschland verboten. Mängel in Haltung, Fütterung und Management können die züchtungsbedingten Probleme auslösen oder verstärken“, erläutert Dr. Tiedemann.

„Die deutschen Tierärzte sind durch ihre Berufsordnung und durch ihren Ethik-Kodex verpflichtet, zur Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere beizutragen. Insbesondere lehnen wir alle Maßnahmen ab, durch die Tiere Leistungen erbringen sollen, die ihre physische oder psychische Anpassungsfähigkeit überfordern oder die negative Konsequenzen für ihre Gesundheit und/oder ihr Wohlbefinden haben“, erklärt Dr. Ratsch. Auf die stark optimierte Leistung der Milchkühe und der damit verbundenen Zunahme an Produktionskrankheiten ging Prof. Martens ein.

„Laktationsleistungen von 8.000 kg, 10.000 kg, 12.000 kg oder mehr sind nicht ungewöhnlich. Als Folge dieser extremen Leistungssteigerung leiden die Tiere beispielsweise unter Gebärparese, Labmagenverlagerung, Nachgeburtsverhaltungen, Gebärmutterentzündungen, Fruchtbarkeitsstörungen, Stoffwechselstörungen wie Fettleber und Ketose, Euterentzündungen und Klauenerkrankungen“, mahnt Prof. Martens. „So können wir nicht mit Tieren umgehen“, appelliert der Veterinär-Physiologe.

Neben den Kühen zählt der Professor auch die betroffenen Landwirte zu den Leidtragenden, die unfreiwillig in diese Situation geraten sind. Die Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere hat als wichtigstes Ziel die wirtschaftlich wichtigen Körperfunktionen zu optimieren. „Beim Schwein sind das die Anzahl der Ferkel je Muttersau und Wurf bzw. Jahr, die Anzahl der Geburten im Leben jeder Muttersau und die tägliche Zunahme beim Mastschwein. Jede dieser Körperfunktionen kann zu tierschutzrelevanten Schäden führen, wenn die Zucht zu einseitig auf Leistungsparameter ausgelegt wird“, sagt der Vorsitzende des BTK-Ausschusses für Tierschutz. So lässt sich z. B. durch einen frühen Absetztermin die Zahl der pro Sau und Jahr geborenen Ferkel steigern. Doch dadurch folgen die Geburten zu schnell aufeinander, was eine Überlastung der Sau und eine geringere Lebenserwartung zur Folge haben kann. „Laut Tierschutznutztierhaltungsverordnung dürfen Saugferkel unter 3 Wochen nur abgesetzt werden, wenn es zum Schutz vor Schmerzen, Leiden oder Schäden erforderlich ist. Wird also routinemäßig ein künstliches Ammensystem verwendet, weil die Sau nicht alle Ferkel versorgen kann, ist damit implizit zugestanden, dass der Qualzuchtparagraph erfüllt ist“, erläutert Prof. Richter.

Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildung zum Thema Qualzucht müssen kontinuierlich verfolgt und weiter ausgebaut werden. Dieses Ziel verfolgt die BTK u. a. mit der AG „Qualzucht“ schon seit Jahren und erweitert die wichtige Arbeit mit der neu gegründeten AG „Qualzucht bei Nutztieren“ ab Ende Januar.

Quelle: Bundestierärztekammer

Fütterungsversuch mit Roggen: Salmonellen und Skatol gesenkt #HANSA2019

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Roggen geriet ein wenig in Vergessenheit, aber angesichts der Debatte um mehr Tierwohl und eine darmgesunde Fütterung erinnert man sich an die guten Eigenschaften des Roggens. Um die Effekte des Roggens in der Schweinefütterung in der Praxis zu testen, führt KWS Lochow gemeinsam mit der Viehvermarktung Walsrode e.G. seit 2017 einen Versuch durch. Er umfasst 18 Schweinemastbetriebe mit rund 67.000 Tieren, darunter knapp 46.000 Eber. Die Betriebe veränderten nichts, außer dass das Futter gröber vermahlen wurde (max. 20 % <0,25 mm) und dass insgesamt mehr Roggen gefüttert wurde bis hin zu 40 % Roggen und 25 % Gerste in der Endmast. Im Ergebnis sind die Salmonellenbefundraten der Betriebe deutlich gesunken (von 14,6 % im 1. Quartal 2017 auf 10,3 % im 4. Quartal 2017), das entspricht einer Reduktion von ca. 30 %. Und auch bei der Anzahl geruchsauffälliger Eber am Schlachtband gab es einen positiven Effekt: Sie sank von anfangs über 2.000 geruchsauffälligen Tieren auf null. „Die Feldstudie läuft noch bis Sommer 2019, um weitere Daten zu erhalten. Zusätzlich haben wir im Sommer 2018 vom BLE die Bewilligung für das „6R“- Forschungsprojekt erhalten. Mit den Tierernährern der Universitäten Hannover, Berlin und Bonn wollen wir den Effekt des Roggens noch besser untersuchen“, so Dr. Andreas von Felde, KWS Lochow, auf der Schweinefachtagung von HANSA Landhandel.

Dr. Thomas Glindemann vom HANSA Landhandel wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass der HANSA Landhandel schon immer einen höheren Anteil an Roggen im Mastfutter hat. Mit dem Spezialfutter Duroc-Mast und Acid-Futter gegen Salmonellen ist eine wirtschaftliche Mast bei gleichzeitiger Salmonellenvorbeugung möglich. Besonders in Stresssituationen wie beim Einstallen oder Umstallen könne das Acid-Futter bei der Salmonellenprophylaxe helfen.

Dr. Heike Engels

Revolution im Bienenstock: Forscher entdecken Gen, das Bienen zu Sozialparasiten werden lässt

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Eine kleine Veränderung im Erbgut der südafrikanischen Kapbiene macht aus den sozial organisierten Tieren kämpferische Parasiten. Sie sorgt dafür, dass die eigentlich unfruchtbaren Arbeiterbienen damit beginnen, selbst Eier zu legen und andere Völker zu bekämpfen. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Molecular Biology and Evolution“ beschreibt ein internationales Forscherteam unter Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) erstmals die genetischen Grundlagen für dieses seltene Phänomen.

Bienen sind soziale Insekten, die in großen Völkern mit einer ausgeprägten Sozialstruktur zusammen leben. Innerhalb eines Bienenstaats sind die Rollen klar verteilt: Es gibt neben den männlichen Drohnen zahlreiche unfruchtbare weibliche Arbeiterbienen, die sich um die Nestpflege kümmern und die Königin versorgen. Letztere ist als einziges Tier für den Nachwuchs des gesamten Volks zuständig – aus ihren unbefruchteten Eiern entwickeln sich die männlichen Drohnen und aus den befruchteten die weiblichen Bienen. Neue Königinnen werden erst dann herangezogen, wenn sich das Volk teilt, die bisherige Königin gestorben ist oder sie aus Altersgründen nicht mehr in der Lage ist, für neue Nachkommen zu sorgen.

Anders ist das bei der südafrikanischen Kapbiene. Einige ihrer Arbeiterbienen sind dazu in der Lage, aus unbefruchteten Eizellen weibliche Nachkommen zu zeugen. Nachdem die Tiere ihr eigenes Volk großgezogen haben, beginnen die falschen Königinnen damit, fremde, aber nahverwandte Bienenvölker anzugreifen und deren Stock letztlich zu übernehmen. Erstmals wurde das Verhalten in den 1990er Jahren von Imkern beobachtet, die versucht hatten, die Kapbiene in einer Region Südafrikas anzusiedeln, in der eine andere Honigbienen-Unterart lebte.

„Das Phänomen, dass Arbeiterbienen voll entwickelte Eierstöcke haben und ihren eigenen Nachwuchs aus unbefruchteten Eiern produzieren können, kommt hin und wieder vor und wird Parthenogenese, oder auch Jungfernzeugung, genannt“, erklärt der Biologe Dr. Eckart Stolle, der die Studie gemeinsam mit Dr. Denise Aumer und Prof. Dr. Robin Moritz am Institut für Biologie der MLU durchgeführt hat. Anders als bei normalen Honigbienen schlüpfen bei Kapbienen aus den unbefruchteten Eiern aber Weibchen – nicht wie normalerweise Drohnen. Dieses Phänomen ist als Thelytokie bekannt. „Das Syndrom ist zwar ungewöhnlich, ergibt aber evolutionär gesehen Sinn: Wenn eine Königin plötzlich stirbt, ermöglicht dieser Prozess es, das Bienenvolk zu retten“, ergänzt Aumer.

Seit mehreren Jahren suchen Wissenschaftler nach den genetischen Grundlagen für die Thelytokie und den Gründen, warum nicht alle Bienen darüber verfügen. Die halleschen Biologen sind diesem Prozess nun auf die Schliche gekommen: Sie verglichen das Erbgut von Kapbienen, die entweder den parasitären oder den normalen Nachwuchs hervorbringen. So fanden die Wissenschaftler ein spezielles Gen, das für die Entwicklung des parasitären Nachwuchses zuständig ist. Eine winzig kleine Variation im Code dieses Gens sorgt dafür, dass die Thelytokie in Gang gesetzt wird.

Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass dieses Merkmal dominant vererbt wird. „Eigentlich müsste das zur Folge haben, dass im Laufe der Zeit immer mehr Bienenvölker darüber verfügen. Das ist aber nicht der Fall. Offenbar ist der zugrundeliegende Mechanismus komplexer“, so Stolle weiter. Die Forscher vermuten, dass das Thelytokie-Gen nur in Kombination mit der normalen Variante funktioniert oder dass eine Dopplung der Gene sogar tödlich für die Tiere sein kann. Bisher ist die Thelytokie nur von einigen Tieren bekannt, darunter mehrere global invasive Ameisenarten. Die Arbeit der halleschen Forscher liefert nun einen weiteren Baustein zum grundlegenden Verständnis dieses Phänomens.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Viele Ballaststoffe, weniger Magengeschwüre: Roggen erlebt Renaissance in Schweine-Ernährung #HANSA2019

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Von Dr. Heike Engels

„Derzeit erlebt der Roggen eine Renaissance, weil er sehr gute Eigenschaften hat. Er enthält viele Ballaststoffe, sorgt damit für eine gute Sättigung und ist anbautechnisch vergleichsweise einfach, denn er benötigt wenig Wasser bei guter Wurzelbildung und auch nur wenig Pflanzenschutzmaßnahmen“, so Dr. Andreas von Felde, Leiter des Produktmanagements bei KWS Lochow GmbH auf der Schweinefachtagung des HANSA Landhandel. Diese findet traditionell gleich zu Beginn eines neuen Jahres statt.

Roggen werde derzeit zu 66 % als Tierfutter genutzt, nur zu 15 % für die menschliche Ernährung und zu 15 % für die Energieerzeugung in Form von Biogas und Bioethanol. Früher war Roggen aufgrund seiner guten physiologischen Eigenschaften ein wichtiger Bestandteil in der menschlichen Ernährung, aber da die Mehlfarbe leicht gräulich sei, habe sich die Lebensmittelindustrie vom Roggen abgewendet.

Ein großes Problem in der Schweinernährung sind Magengeschwüre aufgrund von Fehlernährung und Stress. Der pH-Wert des gesunden Magens unterliegt einer Schichtung: vorne am Mageneingang, auch Pförtner genannt, ist der pH-Wert mit 6 oder 7 eher höher, weiter hinten Richtung Dünndarmausgang sinkt der pH-Wert ab auf den Wert 3 oder gar 2. Dieses Phänomen nennt man Magenschichtung. Verursacht wird dies durch die Abbauprodukte des Futters: Fein vermahlenes Futter lässt schon am Mageneingang saure pH-Werte entstehen. Eine grobe und ballaststoffreiche Futterstruktur wie es der Roggen aufweist kann hier entgegen wirken. Dies liegt an seiner Eigenschaft, erst im Dickdarm mit seinen Ballaststoffen so richtig verdaut zu werden. Dies führe zu der gewünschten langanhaltenden Sättigung.

Ganz wichtig: Durch den Abbau von Roggen erst im Dickdarm entsteht aus Fruktanen Buttersäure (Butyrat), welche positiv auf die Mikroorganismenzusammensetzung des Darms wirkt. Salmonellen etwa erkennen Butyrat und werden gehemmt. Die langanhaltende Darmfüllung sowie das Butyrat haben zudem positive Effekte auf das Verhalten, die Tiere werden ruhiger, eben auch, weil sie länger satt sind. Der Blutzuckerspiegel bleibt stabil. Durch eine gute Verdauung bleibt die Darmschleimhaut gesünder und hat weniger Abschilferungen. Das wirkt sich positiv auf den Ebergeruch aus, denn aus den Abschilfer-ungen der Darmschleimhaut entsteht Tryptophan, welches zu Skatol umgewandelt wird, dem typischen Ebergeruch. „Von allen Getreidearten hat Roggen den höchsten Gehalt an Fruktanen (3,6 bis 6,4 % in der Trockenmasse). Außerdem sind neueste Züchtungen der KWS nur noch wenig anfällig gegen Mutterkorn“, hebt Dr. von Felde die Vorteile des Roggens hervor.

Kaltes Plasma gegen Krankenhauskeime

Forscherteam prüft neues Verfahren, um multiresistente Bakterien auf Oberflächen abzutöten.
Bakterien, die gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent sind, gefährden die Gesundheit von Menschen und Tieren. Besonders in Krankenhäusern sind sie für geschwächte Patienten ein großes Problem. Forscherinnen und Forscher der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), der terraplasma GmbH und des Robert Koch-Instituts prüften daher eine neue Methode, um multiresistente Bakterien auf Edelstahloberflächen abzu-töten. Sie setzten dafür kaltes atmosphärisches Plasma ein – ein Gas mit antimikrobieller Wirkung, das geladene Teilchen enthält. Bereits nach fünf Minuten konnten sie so die Bakterienzahlen um bis zu 85 Prozent reduzieren. Die Ergebnisse ihrer Studie erschienen im Fachmagazin International Journal of Antimicrobial Agents.

Tot, lebendig und geschädigt
Für die aktuelle Studie kontaminierten die TiHo-Forscherinnen Edelstahlplättchen mit verschiedenen Bakterienspezies. In Krankenhäusern und lebensmittelverarbeitenden Betrieben bestehen viele Oberflächen und Arbeitsgeräte aus Edelstahl. Die kontaminierten Platten behandelten sie bis zu zwanzig Minuten lang mit kaltem Plasma. „Wir untersuchten zunächst verschiedene multiresistente Erreger, die häufig in Krankenhäusern vorkommen“, so Dr. Birte Ahlfeld, Leiterin der Arbeitsgruppe Lebensmittelmikrobiologie des Instituts für Lebensmittelqualität und -sicherheit der TiHo. Dazu gehören unter anderem Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) oder Extended-Spektrum beta-Laktamasen bildende Escherichia coli (ESBL). „In einer weiteren Versuchsreihe setzten wir Yersinia enterocolitica ein. Dieses Bakterium kann in rohem Schweinefleisch vorkommen und Magen-Darm-Beschwerden beim Menschen auslösen.“ Das Ergebnis: Bereits nach fünf Minuten tötete das antimikrobielle Gas bis zu 85 Prozent der Bakterien. Nach 20 Minuten lebten teilweise nur noch 2,8 Prozent. Dabei beobachteten die Forscherinnen und Forscher, dass Bakterienarten mit einer dicken Zellwand und kleiner Zelloberfläche eher überlebten. „Diese Merkmale scheinen den Effekt des kalten Plasmas abschwächen zu können“, erklärt Ahlfeld.

Erschwerte Bedingungen
Unter realen Bedingungen kommen Bakterien meist in eiweißhaltigen Sekret-, Blut- oder Fleischresten auf Oberflächen vor. Daher versetzten die Wissenschaftlerinnen die Bakterienkulturen in einer weiteren Versuchsreihe mit Eiweißen, bevor sie sie mit kaltem Plasma behandelten. „Wir konnten zeigen, dass das kalte Plasma dadurch bei einigen Bakterienarten weniger wirksam war. Vermutlich legen sich die Eiweiße um die Bakterien-zellen und schützen sie so vor den geladenen Teilchen“, erklärt Dr. Karolina Lis aus dem Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit. Ahlfeld ergänzt: „Es ist daher sehr wichtig, die Oberflächen regelmäßig zu reinigen, damit das kalte Plasma gut wirken kann.“

Wie entsteht kaltes Plasma?
Plasma entsteht, wenn einem Gas ausreichend Energie zugeführt wird – beispielsweise über ein elektrisches Feld. Dabei bilden sich geladene Teilchen, die mit den Zellmembranen und dem Erbgut von Bakterien reagieren und sie so zerstören können. Die terraplasma GmbH, eine Ausgründung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching, ist auf kaltes Plasma spezialisiert, das sich bereits unter Atmosphärendruck bildet und Zimmertemperatur hat. Da Raumluft als Arbeitsgas dient, ist das Verfahren relativ kostengünstig. Zudem ist es umweltfreundlich, da die Plasmaproduktion keinen Abfall erzeugt.

Fazit
Bevor das Verfahren in einem größeren Maßstab eingesetzt werden kann, sind weitere Untersuchungen nötig: „Wir möchten ein Behandlungsprotokoll entwickeln, das die Bakterienzahlen unter die Nachweisgrenze senkt und prüfen, ob sich das Verfahren auch für andere Oberflächen, beispielsweise aus Kunststoff, eignet“, sagt Lis. Die Wissen-schaftlerinnen vermuten, dass kaltes Plasma prinzipiell bei vielen empfindlichen Materialien anwendbar ist, bei denen weder hohe Temperaturen noch scharfe Desinfektionsmittel eingesetzt werden können. „Vielleicht sogar an vielen weiteren Stellen, an denen ein hoher Keimdruck herrscht, wie auf den Griffen öffentlicher Verkehrsmittel oder den Handläufen von Treppen.“

Die Originalpublikation (Link)
Inactivation of multidrug-resistant pathogens and Yersinia enterocolitica with cold atmospheric-pressure plasma on stainless-steel surfaces
Karolina A. Lis, Corinna Kehrenberg, Annika Boulaaba, Maren von Köckritz-Blickwede, Sylvia Binder, Yangfang Li, Julia L. Zimmermann, Yvonne Pfeifer, Birte Ahlfeld (2018)
International Journal of Antimicrobial Agents, DOI: 10.1016/j.ijantimicag.2018.08.023

Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Beschäftigung im Fokus der Geflügelhaltung

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Dr. Birgit Spindler, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Geflügel ist ständig in Bewegung: Es pickt, es scharrt, es wandert herum. Dazu sind die Tiere neugierig und brauchen äußere Reize und Beschäftigung. Eine artgerechten Haltung sollte dieses Verhalten ermöglichen. Tut sie es nicht, treten die bekannten Verhaltensprobleme wie Federpicken und Kannibalismus auf. Das muss nicht sein!

In der Nutzgeflügelhaltung spielt der Zugang zu Beschäftigungsmaterialien für eine verhaltensgerechte Unterbringung mit Befriedigung des Erkundungs- und Nahrungsaufnahmeverhaltens eine entscheidende Rolle. Schaut man sich das Verhalten des von uns gehaltenen Nutzgeflügels an, so wird schnell ersichtlich, dass die Tiere den Großteils des Tages damit beschäftigt sind, ihre Haltungsumwelt mit dem Schnabel zu erkunden, immer auf der Suche nach interessanten Objekten, die der Nahrungsaufnahme dienen. Es wird gepickt, gescharrt und dabei eine nicht unerhebliche Strecke im Haltungssystem zurückgelegt. Kann diesem Verhalten nicht hinreichend Rechnung getragen werden, kann es gerade bei Jung- und Legehennen aber auch bei Puten dazu kommen, dass die eignen Artgenossen in den Fokus geraten, sie werden bepickt, das Federkleid leidet und nicht selten kommt es auch zu blutigen Verletzungen mit weitreichenden Folgen.

Zu einer verhaltensgerechten Unterbringung gehört demnach dazu, die Haltungsumwelt derart interessant zu gestalten, dass die Tiere die Möglichkeit haben ihr Umfeld langanhaltend zu Erkunden und ihre arteigene Futtersuch- und Nahrungsaufnahme hinreichend auszuüben. Nicht zuletzt kann so das Risiko des Auftretens von Verhaltensstörungen entgegengewirkt werden.

Beschäftigung durch Auslauf und Einstreu
Generell bietet der Zugang zu einem gut strukturierten Auslauf eine besonders gute Möglichkeit, die Tiere langanhaltend zu beschäftigen, vorausgesetzt dieser verfügt über eine sinnvolle Strukturierung, die den Tieren entgegen kommt. Nur so ist eine zufriedenstellende Nutzung durch die Tiere gegeben. In den Ställen – gerade wenn kein Zugang zum Freiland besteht – ist ein Angebot von Beschäftigungsmöglichkeiten unter allen Umständen erforderlich, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.
Generell sollte das eingesetzte Beschäftigungsmaterial mit dem Schnabel manipulierbar, also veränderbar sein. Fressbare, organische Materialien bieten sich hier besonders an. Bei der Auswahl ist aber auch darauf zu achten, dass keine hygienischen und futtermittelrechtlichen Bedenken gegen den Einsatz sprechen.

Vorausgesetzt die Pflege und das Management stimmen, bildet eine lockere und trockene Einstreu eine hervorragende Basis einer verhaltensgerechten Unterbringung. Das üblicherweise flächendeckend zur Verfügung stehende Einstreumaterial regt dann zum Picken, Scharren und Staubbaden an – die Tiere sind in weiten Teilen des Stalles langanhaltend beschäftigt.

Neben der Einstreu sollte Geflügel dauerhaft weitere Materialien zur Beschäftigung angeboten werden.


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Neues GeflügelMobil ermöglicht 360-Grad-Blick in den Stall

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Was macht eine blaue Jeans im Putenstall? Welche Bedeutung hat die Einstreu für das Wohlergehen der Hähnchen? Und wo legen Hennen eigentlich ihre Eier ab? Das gemeinsam vom Forum Moderne Landwirtschaft, dem Stallausrüster Big Dutchman und dem ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. neu entwickelte GeflügelMobil gibt Verbrauchern genau darauf Antworten und viele weitere Einblicke in die Geflügelhaltung von heute. Auf dem ErlebnisBauernhof der heute beginnenden Internationalen Grünen Woche (IGW) wird das GeflügelMobil erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Das Besondere daran: In 360-Grad-Videos laden drei Geflügelhalter zu einem Streifzug durch ihre Hähnchen-, Puten- und Legehennenställe ein und öffnen für Verbraucher den individuellen Rundumblick im Stall.

Das GeflügelMobil verbindet dabei echte Gegenstände aus den Ställen mit digitalen Einblicken in die Haltung: Die Tour beginnt zunächst „offline“ mit drei typischen Gegenständen aus Geflügelställen zum Anfassen, die den Verbraucher neugierig machen sollen – einer blauen Jeans, einem Eimer mit Einstreu und einem Nest zur Eiablage. Was um alles in der Welt eine Jeans im Geflügelstall macht? Möchte der Verbraucher das herausfinden, kann er mittels 3D-Brille und Tablet diese Gegenstände scannen und so auf eine digitale 360-Grad-Entdeckungstour durch die Geflügelställe gehen. Aus drei unterschiedlichen Perspektiven – Landwirt, Industrie und Verbraucher – erhält er kompaktes Wissen zur Hähnchen-, Puten- und Legehennenhaltung. Und dabei erfährt der Verbraucher auch, dass Puten neugierige Tiere sind und so zum Beispiel auch Alltagsgegenstände, wie eben eine blaue Jeans, als Beschäftigungsmaterialien für Abwechslung im Stall sorgen.

„Jeder Verbraucher sollte wissen, wie die Geflügelhaltung von heute aussieht!“, verdeutlicht Stefan Teepker, Hähnchenhalter aus Niedersachsen, stellv. Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerliche Hähnchenerzeuger e.V. (BVH) und Gesicht des GeflügelMobils, den Transparenzgedanken hinter dem neuen GeflügelMobil. „Nicht jeder Verbraucher hat aber heutzutage die Möglichkeiten, sich vor Ort einen Stall von innen anzuschauen. Daher bringen wir den Stall mit dem GeflügelMobil eben zu den Verbrauchern.“ Ab dem Frühjahr 2019 wird das GeflügelMobil als Element der Verbraucherkommunikation des Forums Moderne Landwirtschaft auf Tour durch Deutschland gehen – auf Stadtplätzen und Wochenmärkten, bei Hof- oder Volksfesten sowie auf Messen, bspw. der Grünen Woche in Berlin.

ZDG-Stand auf der IGW: Geflügelprofis gesucht!
Wissen über Hähnchen, Pute, Ente & Co.

Wer zudem wissen möchte, ob er das Zeug zum echten Geflügelprofi hat, kann sein Wissen auf der Grünen Woche testen lassen: Was ist der Unterschied zwischen Hähnchen, Pute, Ente, Gans und Legehenne? Was fressen die Tiere? Und wie erkennt man eigentlich, ob ein Ei frisch ist? Das und noch vieles mehr gibt es vom 18. bis 27. Januar 2019 am Stand des ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. auf dem ErlebnisBauernhof in Halle 3.2 herauszufinden. Unter dem Motto „Geflügel macht Schule“ sind alle Messegäste eingeladen, verschiedene Geflügelwissen-Stationen zu absolvieren und so tiefere Einblicke in die Geflügelhaltung zu gewinnen. Ein besonderes Highlight dürften dabei die Legehennen- und Putenküken werden, die in zwei Vitrinen beobachtet werden können.

Das GeflügelMobil kann auf dem Stand des Forums Moderne Landwirtschaft auf dem ErlebnisBauernhof in Halle 3.2, Standnummer 130, erlebt werden. Am 21. Januar veranstaltet das Forum Moderne Landwirtschaft eine Presseveranstaltung zur Kommunikation mit Tiermobilen, unter anderem das GeflügelMobil.

Der ZDG-Stand auf der Grünen Woche befindet sich ebenfalls auf dem ErlebnisBauernhof in Halle 3.2, Standnummer 124.

Quelle: ZDG

Bioland für mehr ökologischen Landbau – Lidl-Kooperation stärkt heimisches Bio

Auf der Internationalen Grünen Woche lud Bioland heute zur Podiumsdiskussion mit Bioland-Präsident Jan Plagge, dem Geschäftsleiter Einkauf von Lidl Deutschland Jan Bock und dem Bioland-Bauern Konrad Stöger aus dem Allgäu, der innerhalb der neuen Kooperation zwischen dem Discounter und Bioland Erzeugnisse zuliefert. Neben der Vorstellung der Handelspartnerschaft beleuchteten die Podiumsteilnehmer vor allem die Hintergründe und das Vorgehen auf dem Weg zu dieser Kooperation.

„Maßgeblich für unsere Entscheidung war die Fragestellung, was wir insgesamt erreichen wollen. Nämlich einen umfassenden ökologischen Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft“, so Plagge. „Unser gemeinsames Ziel ist es, den heimischen ökologischen Landbau zu fördern und voranzubringen. Nicht, weil es um Profite oder Wachstum geht – sondern weil es eine Notwendigkeit ist.“

Mehr Bioland-Erzeugnisse für weitreichenden Klima-, Umwelt- und Naturschutz
Dürresommer, Unwetter, Artensterben oder weiterhin zugelassene Pestizide haben laut Bioland gezeigt, dass die Politik im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes nicht mit dem nötigen Nachdruck agiert. „Um die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft zu unterstützen, setzen wir auf eine verantwortungsvolle Sortimentsentwicklung“, erläutert Bock*. „Wir freuen uns, mit der Kooperation einen Partner an der Seite zu haben, der auf 50 Jahre Erfahrung im Bereich der ökologischen Landwirtschaft zurückgreifen kann und uns ermöglicht, unseren Kunden hochwertiges Bio von heimischen Bauern anbieten zu können.“

Plagge ergänzt: „Wir erreichen mit Lidl ganz andere Käuferschichten. Das Mehr an Käufern sorgt auch für ein Mehr an Umweltschutz, da jedes heimisch und nach strengen ökologischen Richtlinien produzierte Erzeugnis einen Beitrag dazu leistet. Der ökologische Landbau nach Bioland-Standards hat zahlreiche Werkzeuge an der Hand. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen wie eine an die Fläche angepasste Zahl von Tieren oder vielfältige Fruchtfolgen auf dem Acker, die die Fruchtbarkeit der Böden erhalten. Wichtig ist außerdem die Rückbindung von CO_2 in den Böden, das gelingt über Humusaufbau. So wird nicht nur weniger CO_2 verursacht, sondern die Landwirtschaft wird gleichzeitig widerstandsfähiger gegenüber Klimaeinwirkungen, wovon wir alle profitieren.“

Einsatz zum Schutz der Landschaft & Kultur
Auch Konrad Stöger, Bioland-Landwirt schreibt der Partnerschaft eine wichtige Aufgabe zu: „Ökolandwirtschaft ist die einzig richtige Form der Landwirtschaft, um unsere Lebensgrundlagen auch für folgende Generationen zu erhalten. Große Handelsketten wie Lidl haben viele Kunden, die bislang wahrscheinlich noch nie in Berührung mit unseren hochwertigen, heimischen Produkten gekommen sind. Dies betrifft vor allem jüngere Altersgruppen. Es ist für uns eine Chance, Verbraucher wachzurütteln und großen Akteuren in der Lebensmittelbranche faire Handlungswege aufzuzeigen.“

Fairplay und eine Ombudsstelle machen es möglich
Zur Frage im Podium, wie die Absicherung der Landwirte und Hersteller wie Molkereien aussehe, verweist Bioland stolz auf die neu entwickelten Fairplay-Regeln und die Besonderheit einer neu eingerichteten Ombudsstelle. „Lidl verpflichtet sich im Kooperationsvertrag zu fairen Verhandlungen mit seinen Lieferanten in der gesamten Lieferkette bis zum Bauern und zur Auszahlung auskömmlicher Erzeuger- und Herstellerpreise, damit eine nachhaltige Betriebsentwicklung aller Akteure einer Wertschöpfungskette möglich ist. Wenn diese und die zusätzlich vertraglich vereinbarten Fairplay-Regeln nicht eingehalten werden, können sich benachteiligte Bioland-Lieferanten an unsere Ombudsstelle richten. Stellt die Ombudsstelle eine Verletzung der Fairplay-Regeln fest, kann Bioland Sanktionen gegenüber Lidl aussprechen. So wird ein maximaler Schutz der Lieferanten erreicht sowie eine Gleichbehandlung aller Beteiligten sichergestellt“, so Plagge. „Die Einrichtung eines solchen Verfahrens seitens eines Erzeugerverbandes ist einzigartig, und dass Lidl sich darauf eingelassen hat, unterstreicht deren Ernsthaftigkeit“, ergänzt Plagge.

Das bestätigt auch Bioland-Landwirt Stöger: „Durch die vertragliche Absicherung der Fairplay-Regeln und der Einrichtung der Ombudsstelle fühle ich mich wohl mit der Kooperation.“

Bioland hat die Fairplay-Regeln auf der Delegiertenversammlung Ende November 2018 endgültig verabschiedet und die Ombudsstelle offiziell eingerichtet. Als Ombudsleute fungieren der Kartellrechtsexperte Christoph Peter und der Trierer Rechtsprofessor Frank Immenga.

Der Messestand des Bioland e.V. befindet sich in der Bio-Halle 1.2 am Stand 206.

Quelle: Bioland

Nur wenige Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen mehr für Tierwohl beim Fleisch

Hochschule Osnabrück testet Kaufbereitschaft von Tierwohlprodukten in Supermärkten.
Initiative Tierwohl unterstützt Untersuchung.

– geringe Aufpreisbereitschaft für Fleischware mit Tierwohl-Siegel
– bei verpacktem Schweinefleisch: Nur 16 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher     zeigen Tierwohlaffinität im Test
– tatsächliche Kaufentscheidungen differenzieren deutlich von Befragungsergebnissen

Eine aktuelle Studie der Hochschule Osnabrück hat ergeben, dass 16 Prozent der Einzelhandelskunden bereit sind, einen Tierwohlartikel (in Form verpackter Ware) anstatt konventionell erzeugter Ware zu kaufen. Tierwohl-Siegel hatten dabei nicht durchgängig einen positiven Einfluss auf die Kaufbereitschaft. Zudem wurden lediglich Preisaufschläge von etwa 30 Cent für einen mittelpreisigen Schweinefleisch-Artikel akzeptiert, der nach Tierwohl-Standards produziert wurde. Das entspricht einer Preiserhöhung von 9 bis 13 Prozent je nach Ausgangspreis des Artikels.

„Die Ergebnisse haben uns überrascht“, kommentiert Prof. Dr. Ulrich Enneking von der Hochschule Osnabrück. „Bisherige Umfragen haben ergeben, dass viele Verbraucher grundsätzlich bereit sind, deutlich mehr Geld für Fleisch auszugeben, wenn es nach höheren Tierwohl-Standards produziert wurde. Wir wissen jetzt, dass die beobachtete Realität beim tatsächlichen Kaufverhalten differenzierter und komplexer ist. Die grundsätzliche Bereitschaft, im Test mehr Geld für solches Fleisch auszugeben, ist nur bedingt ausgeprägt.“ Dieses geringe Kaufinteresse steht dabei im Widerspruch zu den Ergebnissen der parallel durchgeführten Befragung im Kassenbereich. Hier gaben deutlich mehr Konsumierende an, Tierwohl-Produkte zu bevorzugen.

Ergebnisse basieren auf mehr als 18.000 Käufen
Im Praxistest wurde der Abverkauf von Selbstbedienungsware bei Bratwurst, Minutensteak und Gulasch aus Schweinefleisch der Preiseinstiegsmarke „Gut und Günstig“ und der Bio-Premiummarke „Bio Janssen“ mit einem neuen Produkt im mittleren Preissegment mit Tierwohl-Siegel verglichen. Von den neun Testprodukten wurden im neunwöchigen Testzeitraum in Summe mehr als 18.000 Produkte in insgesamt 18 EDEKA- und NP Discount-Märkten verkauft. Bei 16 Prozent der Käufe fiel die Entscheidung auf den Tierwohl-Artikel. Dabei wurden lediglich Preisaufschläge zwischen 9 und 13 Prozent akzeptiert. Bei merklich höheren Preisaufschlägen (zum Beispiel 26 Prozent für Gulasch) sowie kleineren Erhöhungen gingen die Absätze deutlich zurück. „Die Kaufentscheidungen der Kundinnen und Kunden im Test weichen somit stark von den Mehrpreisbereitschaften ab, die in vielen uns bekannten Befragungen ermittelt wurden“, so der Professor für Agrarmarketing.

Enneking verweist in diesem Zusammenhang auf die Komplexität der Thematik und widerspricht pauschalen Aussagen zu einer grundsätzlich und immer vorhandenen Aufpreisbereitschaft. „Man muss diese sehr differenziert betrachten, da immer zahlreiche Faktoren wie zum Beispiel die Kaufkraft oder das Produkt einen Einfluss auf das Kaufverhalten haben.“ Er fordert weitere Forschungsanstrengungen, insbesondere unter Einbezug des realen Kaufverhaltens. Die ermittelten Kaufbereitschaften könnten sich durch die Einführung eines zum Beispiel staatlichen Tierwohllabels durchaus positiver entwickeln, sofern es eine hohe Verbraucherbekanntheit und -akzeptanz aufbaut.

Die Studie wurde von Prof. Dr. Ulrich Enneking konzipiert und von der Initiative Tierwohl unterstützt und finanziell gefördert. Die EDEKA-Regionalgesellschaft Minden-Hannover stellte für die Untersuchung insgesamt 18 Märkte sowie die getestete Ware zur Verfügung.

Zum Hintergrund:
Für die Studie der Hochschule Osnabrück wurde zwischen dem 15. Oktober und 15. Dezember 2018 das tatsächliche Kaufverhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern in 18 EDEKA- und NP Discount-Märkten der EDEKA-Regionalgesellschaft Minden-Hannover untersucht. Dabei wurde die neueingeführte Ware nach der Hälfte der Testzeit als Tierwohlware mit Tierwohl-Siegel sowie „Vor-Ort-Informationen“ in Form von Deckenhängern und Flyern zum Tierwohl neu positioniert. Das Fleisch für die Tierwohl-Produkte stammte von Bauern, die ihren Tieren mehr Platz, mehr Beschäftigungs-möglichkeiten und einen komfortableren Stallboden boten als gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem wurde der Preis in drei Stufen verändert, um Aussagen zur Preissensibilität der Käuferinnen und Käufer zu treffen. Neben dem Verkaufstest ergänzte eine wissenschaftliche Befragung im Kassenbereich der teilnehmenden Märkte das Experiment. Hier wurde eine Differenz zwischen Kaufbereitschaft und Umfrageergebnissen nachgewiesen.

Ausführliche Ergebnisse der Studie gibt es auf der Homepage von Prof. Ulrich Enneking

Quelle: Hochschule Osnabrück