Keine Zukunft ohne Weidetierprämie
Der Bundesverband Berufsschäfer (BVBS) fordert eine Weidetierprämie in Höhe von 38 Euro je Mutterschaf und -ziege, um die deutschen Betriebe wirtschaftlich zu stabilisieren. 22 europäische Mitgliedstaaten unterstützen so ihre Schäfer mit rund 500 Mio. Euro im Jahr – Deutschland nicht.
Wenn die Gesellschaft in Zukunft noch Schäfer in Deutschland will, dann muss sie jetzt handeln, fordert der Bundesverband Berufsschäfer (BVBS). Auf die nächste Reform der gemeinsamen Agrarpolitik können die Schäfer weder warten noch hoffen. Im ungünstigsten Fall werde man bis 2023 mit den aktuellen Regelungen leben müssen, dank Brexit, Europawahl und Haushaltsverhandlungen.
Aber die Bundesregierung könne schon heute unkompliziert helfen. „Genau für die Schäfer gibt es bereits einen europäischen Rettungsring“, so die Sprecher des Verbandes, Knut Kucznik und Andreas Schenk, „wir kämpfen schließlich nicht nur um unser Überleben, sondern sind auch unersetzliche agrarökologische Dienstleister für die Gesellschaft“: Schon ab 2019 könne Deutschland eine Weidetierprämie für Mutterschafe und Ziegen zahlen. Das funktioniere über eine gekoppelte Stützung als Teil der Direktzahlungen nach Titel IV der Verordnung (EU) 1307/2013 in Verbindung mit 639/2014 und 640/2014. Insgesamt 22 europäische Mitgliedstaaten fördern so ihre Schäfer mit rund 500 Mio. Euro im Jahr. Aus Sicht der europäischen Kommission sei die Weidetierprämie das beste Mittel für den Erhalt der extensiven Weidetierhaltung.
Der BVBS erklärt dazu: Eine Weidetierprämie ist eine jährliche Direktzahlung zusätzlich zur Flächenprämie. Sie kann bundeseinheitlich festgesetzt werden. Förderbar sind die im Betrieb gehaltenen Muttertiere, bis hin zum höchsten Bestand der fünf Jahre vor Prämieneinführung. Geprüft wird lediglich, ob geförderte Tiere tatsächlich im Betrieb vorhanden sind. Diese Prüfung hat keinen CC-Bezug. Ein vorhandenes Kennzeichnungsmerkmal reicht zur Identifikation. Bei gemeldeten Bestandsänderung nach unten gibt es nur entsprechende Kürzungen, ebenso bei ungemeldeten Abweichungen von bis zu 10 %. Nur bei größeren ungemeldeten Änderungen erfolgen Sanktionen. Die sind begrenzt auf die gezahlte Weidetierprämie für das jeweilige Jahr. Tierverluste können förderunschädlich ersetzt werden. Eine Förderung auf Flächenbasis ist gesetzlich nicht möglich. Für die Einführung ab dem 1. Januar 2019 reicht eine Meldung der Bundesregierung an die Europäische Kommission bis zum 1. August 2018.
Eines müsse jedem klar sein: Die Weidetierprämie sei europaweit etabliert und anerkannt. Ein anderes europäisches Instrument zur Förderung der Schäferei werde es in absehbarer Zeit kaum geben. Eine Beweidungsprämie über die zweite Säule sei aktuell keine Alternative, denn sie wäre nur eine Lösung für einzelne Bundesländer, schwer finanzierbar und reiner Kostenersatz, betont der BVBS.
Warum gibt es in Deutschland keine Weidetierprämie?
Dafür gibt es laut BVBS drei schwache Argumente:
- Die Agrarförderung sei hierzulande entkoppelt, man wolle nicht zurück zur Produktionsförderung, zu Milchseen und Butterbergen. Dieses Argument ist nach Ansicht des BVBS verfehlt: Eine Weidetierprämie stabilisiere lediglich die vorhandenen Tierbestände. Sie wirke nicht produktionsfördernd. Ihr Ziel sei die Sicherung bestimmter öffentlicher Leistungen der Landwirtschaft schreibe die europäische Verordnung vor, im völligen Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation.
- Die Zukunft der Schäferei könne durch die zweite Säule gesichert werden. Dazu sagt der BVBS: In Deutschland wurde dies bisher intensiv, aber erfolglos versucht. Förderungen aus der zweiten Säule sind eben kein Einkommen, sondern nur Kostenersatz und abhängig von den einzelnen Bundesländern.
- Dann könne ja jeder kommen. Das ist nach Ansicht des BVBS falsch, denn eine Weidetierprämie dürfe nur unter ganz bestimmten Bedingungen gezahlt werden. Lediglich gesetzlich benannte Bereiche der Landwirtschaft sind förderfähig. Sie müssen zudem in einer Krise sein und eine besondere soziale, wirtschaftliche oder ökologische Bedeutung haben. Abseits davon kann die Bundesregierung völlig frei entscheiden, wen sie fördert.
„Wir fordern eine Weidetierprämie!“
Der BVBS fordert daher 38 Euro Weidetierprämie je Mutterschaf und -ziege. Diese Prämie wäre finanzierbar mit einer Umlage aus den Flächenprämien von 2 bis 4 Euro je ha. Ziel sei die Stabilisierung der Betriebe durch Ausgleich aller Kosten zuzüglich eines bescheidenen Einkommens für die Betriebsführer, sagt der BVBS. Ohne wirtschaftliche Stabilität könne man weder heute überleben, noch fit für morgen werden. Dafür fehlten den Schäfern Geld und Nerven. Ohne eine Weidetierprämie gebe es keine Zukunft für die Schäfer und ihre Leistungen für die Gesellschaft.
Was bleibt zu tun?
„Wir müssen die Bundesregierung und die Länder überzeugen, uns zu retten“, betont der Bundesverband. Die Hälfte der Bundesländer habe sich bereits positiv zu einer Weidetierprämie geäußert. Auch die Zivilgesellschaft stehe hinter den Schäfern. Über 30 Verbände forderten im letzten Jahr zusammen mit dem Bundesverband Berufsschäfer die Weidetierprämie. „Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen. In den nächsten zwei Monaten wird es sich entscheiden.“
Quelle: Bundesverband Berufsschäfer (BVBS)