Intensive Kälberaufzucht

In seinem neuesten Artikel für den Schweizer Kälbergesundheitsdienst, fasst Prof. Martin Kaske die wichtigsten Punkte zusammen, die jeder Rinderhalter in der Kälberaufzucht beherzigen sollte. Nicht zuletzt, weil „die erfolgreiche Kälberaufzucht eine entscheidende Grundlage für die Remontierung von hochleistenden, langlebigen Milchkühen darstellt und wesentlich die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion beeinflusst.“

Entwickeln sich Kälber in den ersten Lebenswochen schlecht oder werden sie als Jungtiere krank, habe dies drastische Konsequenzen für die späteren Mastbullen oder Milchkühe.

Dies liegt an der „metabolische Programmierung“, schreibt der KGD-Geschäftsführer. Das Ernährungsniveau eines Organismus beeinflusst demnach: „sowohl während der Entwicklung des Fetus im Uterus als auch in den ersten Lebenswochen lebenslang die endokrinologische und metabolische Konstellation des Organismus.“

„Tatsächlich zeigten mehrere Studien“, heißt es weiter, „dass eine höhere Fütterungs- intensität in den ersten Lebenswochen – bei identischen Fütterungsbedingungen nach der Tränkeperiode – zu einer höheren Milchleistung bei diesen Tieren in der ersten Laktation führt – verglichen mit anfangs restriktiv gefütterten Kälbern.“

Intensives Wachstum in den ersten Lebenswochen ermögliche hohe Leistungen im späteren Leben des Tieres. Schon in den ersten Lebenswochen müssten die Weichen für hohe Tageszunahmen gestellt und natürlich ernsthafte Jungtiererkrankungen vermieden werden. Dies beginnt für den Wissenschaftler bereits vor der Geburt und beim Muttertier. Über- konditionierung sei hier ein zentraler Risikofaktor für Schwergeburten.

Entscheidender für die Körperkondition der Muttertiere als die Fütterung während der Trockenstehperiode, sei eine angepasste Fütterung im letzten Drittel der Laktation. Speziell für Erstkalbinnen sei eine Verfettung problematisch, „insofern sollten tägliche Zunahmen im zweiten Lebensjahr von mehr als 750 g/Tag unbedingt vermieden werden!“

Kaske hebt die ausreichende Versorgung der Kuh mit Spurenelementen (u. a. Selen) und Vitaminen (z. B. A und E) hervor, denn „auch bei extensiv gehaltenen Mutterkühen wird häufig eine massive Unterversorgung mit Selen nachgewiesen, die bei den Kälbern zu Apathie und Trinkschwäche führen kann.“

Verzögerte Geburten und schwere Auszüge führen beim Neugeborenen zur Übersäuerung des Blutes (Acidose) und Sauerstoffmangel kann außerdem zur Schädigung von Hirnnerven und deswegen zur Trinkschwäche führen. Letzteres gilt es auf jeden Fall zu vermeiden, ist doch die ausreichende Kolostrumversorgung „die mit Abstand wichtigste Maßnahme zur Immunprophylaxe,“ Weil das Kolostrum eine Prägung des Immunsystems induziere, die lebenslang Konsequenzen habe.

Warmes Erstgemelk des Muttertieres sollte dem Kalb über Nuckel-Flasche oder –Eimer ad libitum über eine Nuckelflasche oder einen Nuckeleimer angeboten werden. Viele Kälber tränken unmittelbar nach der Geburt mehr als 3 Liter. Kälber, die nicht freiwillig zumindest einen Liter Kolostrum aufnehmen, sollten gedrencht werden.

Auch sollten Kälber nach der Geburt möglichst schnell trocken werden. Zwar rege es den Kreislauf des Neugeborenen an, wenn die Kuh es ableckt, aber anschließend könnten „ein Frotteehandtuch, eine Wärmelampe, ein geheizter Raum oder ein spezielles Iglu („Hot box“) dafür hilfreich sein.“

Schließlich hebt der Fachmann hervor, dass Infektionen des Kalbes häufig bereits kurz nach der Geburt erfolgen und regelmäßig gereinigte und üppig eingestreute Abkalbeboxen den Keimdruck senken.

Ebenso sei die Muttertiervakzination eine weitere Option, den Immunschutz des Kalbes zu verbessern: „Entscheidend ist dabei, dass die im Impfstoff enthaltenen Antigene tatsächlich für die gehäuften Erkrankungen auf dem Betrieb verantwortlich sind; dies sollte durch die Untersuchung von Durchfallkot bei frisch erkrankten Kälbern nachgewiesen werden.“

Der komplette Beitrag ist hier abrufbar.

Quelle: Schweizer Kälbergesundheitsdienst

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