Imkertipp: Der Kleine Beutenkäfer

Momentan ist noch Winter, die Temperaturen endlich kalt genug, so dass die Bienen in ihrer Wintertraube sitzen und das Brüten eingestellt haben. Jetzt ist nichts weiter zu tun, als per Wiegekontrolle dafür zu sorgen, dass die Bienen genug Futter haben, und die Imkerutensilien können für die kommende Saison vorbereitet werden. Zeit also, sich fortzubilden: ein aktuelles Thema ist der Kleine Beutenkäfer. Dieser kleine Käfer gilt als die gefährlichste parasitäre Bedrohung der Honigbiene seit Entdeckung der Varroamilbe. Und zwar deshalb, weil er seine Eier direkt in die Bienenbrut legt, die nach 3 Tagen schlüpfenden Larven fressen dann die Brut, den Honig und die Pollen. Nach 10 bis 28 Tagen ist die Larve ausgewachsen und wird eine sogenannte Wanderlarve. In diesem Stadium verlässt sie den Bienenstock, gräbt sich tief in die Erde ein und verpuppt sich dort zum Käfer. Eine Woche später sind diese Käfer wieder geschlechtsreif und die Invasion des Bienenstocks geht erneut los. Das Larvenstadium kann große Schäden im Bienenstock hervorrufen, besonders wenn es zu einer Massenvermehrung kommt.

Ein Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer wird meist zuerst daran sichtbar, dass entweder ein adulter Käfer im Bienenstock gesichtet wird, oder aber dass bei starkem Befall der Wabeninhalt faulig wird und, wenn es Honigwaben betrifft, sich verflüssigt und außen an der Beute hinabläuft. Ein Verdacht auf den Kleinen Beutenkäfer ist gegenüber den örtlichen Veterinärbehörden anzeigepflichtig. Diese suchen dann die betroffenen und umliegenden Bienenstöcke auf und überprüfen den Verdacht mittels Proben, die an ein Labor geschickt werden. Bis zu endgültigen Bewertung unterliegen die Bienenvölker sowie die Imkerutensilien einer Sperre, sie dürfen nicht vom Standort entfernt werden bzw. es dürfen keine neuen Bienen an den Standort gelangen.

Eine Ausrottung des Kleinen Beutenkäfers erscheint nur dann möglich, wenn der Befall frühzeitig entdeckt wurde. Es wird ein Sperrbezirk von etwa 10 km Radius um den betroffenen Bienenstand eingerichtet. Sämtliche Bienenvölker im Sperrbezirk müssen aufgesucht und untersucht werden. Am betroffenen Bienenstand müssen die Bienenvölker abgetötet und unschädlich beseitig werden. Vor dieser Maßnahme werden sogenannte Sentinel-Völker mit effektiven Beutenkäfer-Fallen an den Standort gebracht, die alle zurückbleibenden Beutenkäfer anlocken sollen. Diese Völker werden dann über einen längeren Zeitraum auf Beutenkäferbefall beobachtet. Der Boden rund um die Beuten muss ebenfalls behandelt werden, weil sich dort Puppenstadien befinden können. Insektizide sind umweltschädlich, daher könnte die Abtragung des Bodens um ca. 50 cm mit anschließender Kälte- oder Hitzebehandlung eine Lösung sein.

Der Kleine Beutenkäfer stammt ursprünglich aus Afrika. Da er sehr invasiv ist, wurde er seit seiner ersten Entdeckung außerhalb Afrikas 1996 in den USA stetig weiterverbreitet. Heute hat er alle Kontinente bis auf die Antarktis erreicht und ist in vielen Ländern präsent. In Europa wurde er zuerst 2014 in Italien entdeckt, wo er bis heute nicht ausgerottet werden konnte. Durch Wanderimkerei und den Handel mit Bienenvölkern und Königinnen innerhalb Europas besteht jederzeit die Gefahr, den Kleinen Beutenkäfer auch nach Deutschland zu verschleppen. Es ist daher eigentlich keine gute imkerliche Praxis, Bienenvölker aus anderen Ländern zu kaufen, den der vermeintlich günstige Preis kann am Ende schlimme Folgen haben.

Quelle: Der Kleine Beutenkäfer: Vorgehensweise bei einer Einschleppung: Marc Oliver Schäfer. Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle 3, 2018, S. 166-169.


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