Um eine Alternative zum üblichen Verfahren der Nottötung nicht überlebensfähiger Ferkel, also dem Kopfschlag mit anschließendem Kehlschnitt, zu entwickeln, wurden an der TiHo Versuche zur Elektrotötung durchgeführt. Auf der diesjährigen Tierschutztagung in Hannover, stellte Dr. Alexandra von Altrock (TiHo) die Ergebnisse vor. Zwar werden ausgewachsene Schweine schon lange mit Strom (not-)getötet, ob sich diese Methode auch für Ferkel unter 5 kg Körpergewicht eignet, war aber bis jetzt wissenschaftlich nicht hinreichend untersucht worden.
Vor den eigentlichen Tierversuchen wurde, zusammen mit dem Institut für Physik, ein Modell entwickelt, um Hinweise auf sinnvolle Parameter zu bekommen. Mithilfe von CT- und MRT-Bildern wurde dieses Modell für Ferkel-Kopf und -Thorax erstellt und den verschiedenen Gewebearten jeweils elektrische Leitfähigkeiten zugewiesen. Am Ende konnten hiermit Stromstärken und die Stromrichtung dargestellt werden.
Bei einer ersten Überprüfung an einem toten Ferkel wurden jedoch relativ große Unterscheide festgestellt. Speziell die Stromstärken am Tier unterschieden sich von den Modellwerten, die Tendenzen jedoch erwiesen sich als gleich.
Für die Elektrobetäubung gibt es Vorgaben in der Tierschutzschlachtverordnung (Mindeststromstärke und Mindestdurchströmungsdauer), für die Elektrotötung gab es bisher nur vage Angaben in der wissenschaftlichen Literatur. Die exakten Werte sollen hier nicht verraten werden, aber am Ende erwies sich eine dreimalige Durchströmung, an Schläfen und Thorax, als am besten geeignet (zweimalige Durchströmung am Thorax zur Elektrotötung, bei vorheriger Betäubung durch eine einmalige Durchströmung des Gehirns). Zwischen den Stromstößen zur Betäubung und Tötung liegt hierbei eine Pause von 20 Sekunden.
Im Anschluss an die klinische Studie ist nun ein zweijähriger Feldversuch geplant, bei dem ein vollautomatisches System zum Einsatz kommen soll. Hier werden, in einem abgeschlossenen Behälter, alle Stromstöße an den korrekten Ansatzstellen und im geforderten Zeitabstand gesetzt. So soll eine anwenderfreundliche Lösung zur Verfügung gestellt werden, die auch der Arbeitssicherheit Rechnung trägt.
(Abbildungen © TiHo)
Ein ausführliches Interview mit Dr. Alexandra von Altrock zum Ablauf der Versuche ist hier zu hören: