Kälbergesundheit: Kokzidiendurchfälle in Gruppenbuchten

Von Dr. Hans-Jürgen Kunz, Institut für Tierzucht und Tierhaltung, Christian-Albrechts-Universität Kiel

Treten Kälberdurchfälle in Gruppenbuchten auf, und wird eine Kotprobe eingeschickt, um den Erreger bestimmen zu lassen, werden nicht selten Kokzidien gefunden, zu denen verschiedene Eimerienarten gehören. Eimerien gehören ebenso wie die Kryptosporidien zu den einzelligen Endoparasiten. Es gibt jedoch wesentliche Unterscheidungsmerkmale zwischen beiden Durchfallerregern, die sehr wichtig bei der Bekämpfung und eventuell der Behandlung solcher Kälberdurchfälle sind.

Nicht alle der Eimerienarten, die bei Rindern nachgewiesen werden können, lösen auch Durchfälle aus. Zu starken, bis hin zu wässrigen und blutigen Durchfällen kann es kommen, wenn Eimeria bovis oder auch Eimeria zuernii am Durchfallgeschehen beteiligt sind. Um genau zu wissen, welcher Erreger den Durchfall auslöst, sollte auf jeden Fall ein Erregernachweis durchgeführt werden.

Besonderheiten der Eimerien
Bei Kälbern bzw. Jungrindern sind drei Eimerienarten bekannt, die für besonders starke Durchfälle verantwortlich sein können. Es sind die bereits genannten Arten Eimeria bovis und Eimeria zuernii, die in Ställen auftreten und deren Oozysten in feuchter und warmer Umgebung besonders lange überlebensfähig sind sowie Eimeria alabamensis, ein Endoparasit, der hauptsächlich auf der Weide übertragen wird und dort auch überwintert.

Die Vermehrung der Eimerien findet in der Darmschleimhaut statt, nachdem die Kälber sporulierte Oozysten aufgenommen haben. Bei einer feuchtwarmen Umgebung im Stall dauert die Sporulation etwa zwei bis drei Tage. Im Darm der Kälber werden aus den Oozysten Sporozoiten freigesetzt, die sich anschließend in der Darmwand einnisten. Dort beginnen sie nach einer sechs bis sieben Tage dauernden Reifung mit der ersten Teilung. Die Reifung dieses zweiten Stadiums zu reifen Meronten benötigt etwa eine Zeitspanne von 14 bis 18 Tagen. Anschließend vollziehen sich dann in kurzer Zeit im Blind- und im Dickdarm eine weitere ungeschlechtliche Teilung sowie eine abschließende Teilung, bei der männliche und weibliche Zellen entstehen, die sich am Ende wiederum zu einer neuen Oozyste vereinigen und über den Kot ausgeschieden werden.

Eimerien oder Kryptosporidien?
Wichtig ist es, Durchfälle, die durch Eimerien entstanden sind, von denen, die durch Kryptosporidien verursacht werden, zu unterscheiden. Zunächst scheint das sehr einfach zu sein. Die Zeitspanne von der Oozysten-Aufnahme bis zum Krankheitsausbruch, also den ersten Durchfällen, ist bei Kryptosporidieninfektionen deutlich kürzer als bei Eimeriosen (Kokzidiosen). Kryptosporidiendurchfälle treten in der Regel am Ende der ersten bis zur dritten Lebenswoche auf, manchmal auch darüber hinaus. Das heißt, von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit können eventuell nur drei bis fünf Tage vergehen. Bei einer Eimeriose ist diese Zeitspanne, wie zuvor beschrieben, deutlich länger. Das ist auch der Grund dafür, dass diese Durchfälle frühestens nach der dritten Lebenswoche auftreten.

Auch aus diesem Grund sollte bei einem Durchfallgeschehen im Kälberbestand immer ein Erregernachweis durchgeführt werden. Der Nachweis kann bei Kryptosporidien mithilfe eines Schnelltests auf der Basis einer Antigen-Antikörperreaktion direkt im Stall vorgenommen werden. Bei einem Eimeriendurchfall ist zu empfehlen, Kotproben in einem dafür zertifizierten Labor untersuchen zu lassen, um den oder die Erreger zu identifizieren. In Schleswig-Holstein können solche Proben in das Landeslabor in 24537 Neumünster, Max-Eyth-Straße, eingeschickt werden, hier erfolgt bei Eimerien eine mikroskopische Untersuchung.

Prophylaxe im Stall
Das Vorhandensein von Eimerien führt nicht zwangsweise zu einem Durchfallgeschehen, auch dann nicht, wenn Eimeria bovis oder Eimeria zuernii beteiligt sind. Bei einem geringen Infektionsdruck sind die Kälber sehr wohl in der Lage, eine stabile Immunität gegen die vorhandenen Eimerienarten aufzubauen. Je größer jedoch der Infektionsdruck ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Immunabwehr eine massive Vermehrung der aufgenommenen Endoparasiten nicht mehr verhindern kann und es zu Durchfällen kommt.


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