Salmonellen im Schweinebestand—Wo liegt das Problem und wie groß ist es aktuell?

© Tiergesundheitsdienst Bayern

Von Dr. Anja Rostalski, TGD Bayern e.V*., Fachabteilung SGD, *gefördert von BStMELF/BTSK

Das Salmonellen-Monitoring von Schlachtschweinen ist seit 2002 über das deutsche Prüfsiegelprogramm „QS“ etabliert und wurde 2007 mit Erlass der Schweine-Salmonellen-Verordnung für alle Mastschweinehaltungen mit mehr als 50 Mastplätzen gesetzlich verpflichtend. Ziel der Verordnung ist es, durch regelmäßige Stichproben bei den Schlachttieren verdeckte Salmonelleninfektionen im Bestand zu finden und somit Salmonelleneinträge in die Schlachthöfe und die Lebensmittelkette zu vermeiden. Hat die Verordnung Erfolg gebracht?
Salmonellen sind klassische Zoonose-Erreger und waren laut RKI (Infektionsepidemiologisches Jahrbuch 2020) auch im Pandemie-Jahr 2020 noch die zweithäufigste Ursache für Lebensmittelvergiftungen beim Menschen. Trotz insgesamt stark rückläufiger Infektionszahlen wurden bei 74 % der humanen Salmonellosen in Deutschland die Serovare S. Enteritidis und Typhimurium nachgewiesen. Beide Serovare sind nicht wirtsspezifisch und können z.T. symptomlos bei vielen Tierarten, aber auch Nutztieren wie Schweinen und Geflügel, zirkulieren. In der Regel zeigen sich Krankheitssymptome erst bei der Aufnahme relativ hoher Erregermengen. Ausgewachsene Schweine sind oft nur subklinisch infiziert bzw. besiedelt, scheiden aber unter Stress, Fütterungsfehlern oder anderen Erkrankungen Salmonellen aus und bilden Antikörper.

Die regelmäßigen Quartalsauswertungen der QS-Salmonellendatenbank „Qualiproof“, in die mittlerweile 92 % aller Untersuchungen auf Salmonellen aus unseren Schweinebeständen eingepflegt werden, waren dazu gedacht, Problembetriebe sicher zu identifizieren und einer zeitnahen Sanierung zuzuführen. Betriebe, die innerhalb eines Jahres mehr als 40 % positiver Proben auf Salmonellen-Antikörper haben, gelten als besonders risikoreich und werden in Kategorie 3 eingestuft. Sie müssen laut Salmonellenverordnung Beratung einholen, die möglichen Eintragsquellen finden und Maßnahmen zur Reduktion einleiten. Lange Zeit hatte sich der Anteil der Kat. 3-Betriebe trotz aller Bemühungen nicht wie erhofft verringert, im Gegenteil. Der Anteil an Betrieben, die allmählich in die Kategorie 2 kletterten, stieg ebenfalls besorgniserregend über 20 % (QS, 2016).

Der Umschwung
In 2019 bahnte sich allmählich eine ungewöhnliche Trendwende an, und seither bewegen sich Kat. 2 (11,7 %) – und Kat. 3 (1,3 %) -Betriebe bundesweit auf gleichbleibend niedrigem Niveau (QS 2021). Wie ist das zu erklären?

Es gibt sicher nicht die „EINE“ Maßnahme, die die Salmonellenprävalenz in Deutschland auf wundersame Weise gesenkt hat, sondern es sind eher verschiedene Erkenntnisse und Erfahrungen aus der jahrelangen Salmonellenberatung, die nun gebündelt einen Effekt zeigen.

Eine wichtige Erkenntnis der Beratung ist, dass Salmonellen nur in Ausnahmen ein Problem in der Mast sind. Zwar können Kat. 3-Betriebe durch akute Kontaminationen hohe Seroprävalenzen aufweisen, aber in solchen Betrieben findet man Salmonellen und kann durch Verbesserung der Hygiene das Problem schnell beheben. Aber da waren auch immer Betriebe, die hatten einen neuen Stall, eine gute Hygiene, viel Beratung, viel Diagnostik und nie eine Salmonelle nachweisbar… und steckten trotzdem in Kat. 3 fest. Als allerletzte Maßnahme blieb dann nur noch der Wechsel zu einer anderen Ferkelherkunft, und damit war das Problem nicht selten gelöst.

Auf der Stufe der Zucht oder der Ferkelerzeugung besteht in Deutschland keine Untersuchungspflicht, aber es gab in den letzten 3-4 Jahren bundesweit verschiedene Projekte, in denen sich vor allem die SGDs um den Status von Sauenhaltungen gekümmert und Hygiene- und auch Impfprogramme aufgelegt haben. In serologisch auffälligen Betrieben lassen sich Salmonellen oft am besten bei den immunologisch schwächsten Tieren im Bestand nachweisen: in der Ferkelaufzucht (Casanova-Higes et al., 2019). Dass den Flatdecks eine maßgebliche Rolle in der Salmonellenepidemiologie zukommt, liegt an der Kombination verschiedener Faktoren, die je Betrieb mehr oder weniger stark ausgeprägt sind, aber gemeinsam immer das Potential haben, Salmonelleninfektionen zu triggern. Hier treffen schließlich Absetzstress auf neue Umgebungsflora, fremdes Futter, ungewohnte Stalltechnik, Crowding und ein naives Immunsystem.

Darmmikrobiom wichtig für Erregerabwehr
Durchfall in der Ferkelaufzucht ist leider keine Seltenheit, dennoch hat man Salmonellen nicht gleich auf dem Schirm. Routinebehandlungen gegen E.coli drücken Salmonellen in den Hintergrund, eliminieren sie jedoch nicht. Neue Erkenntnisse aus der Mikrobiomforschung zeigen, dass jede Form von Antibiose in der frühen Entwicklungsphase das Mikrobiom des Ferkels nachhaltig verändert.


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