Rekombinante Impfstoffe und in Ovo-Impfungen

Von Björn Oberländer, Fachtierarzt für Wirtschafts-, Wild- und Ziergeflügel
Intervet Deutschland GmbH – ein Unternehmen der MSD Tiergesundheit

Die Impfung der Küken bereits im Ei oder gleich am ersten Lebenstag sind beim Geflügel besondere Impfmethode, die schon in der Brüterei durchgeführt werden. Wann machen diese Methode Sinn und welche Vorteile haben sie?

Seit einigen Jahren gibt es neben den klassischen Lebend- und Totimpfstoffen auch sogenannte rekombinante Impfstoffe. Bei diesen Impfstoffen werden in einem Trägerorganismus, wie beispielsweise dem Putenherpesvirus (HVT; Herpes Virus of Turkeys), zusätzliche Gene eingebaut. Durch diese zusätzlichen Gene kann ein rekombinanter Impfstoff gleichzeitig gegen viele verschiedene Erkrankungen schützen. Typische Kombinationen sind hierbei beispielsweise der gleichzeitige Schutz gegen die Marek’sche Erkrankung (MD), die Newcastle Krankheit (ND) und Gumboro (IBD) oder Infektiöse Laryngotracheitis (ILT). Der Einsatz dieser reinen Brütereiimpfstoffe hat den großen Vorteil, dass jedes Tier zielgenau einzeln geimpft wird. Dies geschieht entweder am ersten Lebenstag oder bereits in Ovo, also im Ei, bei der Umlage am 18½. Bebrütungstag.

Impfung über Tränkwasser
Bei den herkömmlichen Methoden zur Massenimpfung kommt es hingegen häufig nur zur erfolgreichen Immunisierung eines Teils der Herde. Zudem sind die klassischen Impfmethoden häufig sehr zeit- und/oder personalaufwendig sowie fehleranfällig. Beispielsweise kann es bei der Trinkwasserimpfung, die bei der Gumboro- oder der ND-Impfung genutzt wird, schnell zu unzureichenden Impfresultaten in der Herde kommen, wenn beispielsweise nicht alle Nippel in der Tränkelinie gängig sind. Ein weiteres Problem ist der unzureichende Wasserentzug vor der Impfung. Hier kann es dazu kommen, dass sich in den Tränkelinien noch Restwasser befindet und ein Teil der Tiere während der Impfung das reine Tränkewasser und nicht die Impfstofflösung aufnimmt. Zudem müssen die Lebendimpfstoffe in der Regel binnen zwei Stunden von den Tieren aufgenommen werden, da sie nach dieser Zeit absterben. Befindet sich also noch Restwasser im Tränkesystem, so kann es vorkommen, dass der Impfstoff abstirbt, bevor er von den Tieren aufgenommen werden kann. Zusätzlich sollte vor jeder Impfung eine gründliche Reinigung der Tränkeeinrichtungen stattfinden, da Schmutz und Biofilme die Impfung negativ beeinflussen können. Es ist allerdings sehr wichtig, das Tränkesystem nach einer Reinigung ordentlich zu spülen, denn beispielsweise auch Chlor, welches in vielen Mitteln zur Tränkereinigung beigesetzt ist, lässt den Impfstoff absterben. Auch Spuren von Schwermetallen im Wasser können den Impfstoff schädigen. Es empfiehlt sich deshalb, bei Trinkwasserimpfungen Impfstoffstabilisatoren einzusetzen, die beispielsweise Schwermetalle und Chlor binden können.

Impfung per Spray
Eine andere Möglichkeit, um eine Massenimpfung im Feld durchzuführen ist die Impfung per Spray. Auch diese Impfung kann bei unzureichender Planung und Vorbereitung zu einem mangelhaften Ergebnis führen. Bevor geimpft wird, muss die benötigte Menge Impflösung hergestellt werden, hierbei ist nicht nur die Anzahl der Tiere, sondern auch die Menge, die das Impfgerät pro Minute versprüht zu beachten. Zudem sollte die Lüftung im Stall für die Impfung abgestellt werden, damit der Impfstoff die Tiere erreichen kann und nicht von der Lüftung aus dem Stall gesogen wird. Es ist ebenfalls empfehlenswert, die Temperatur im Stall vor der Impfung leicht zu reduzieren, hierdurch gruppieren sich die Tiere und können gezielter gesprayt werden. Verteilen sich die Tiere zu stark im Stall, kann häufig nur ein Teil der Herde zufriedenstellend geimpft werden. Ein wichtiger Faktor bei der Sprayimpfung ist die verwendete Tröpfchengröße, diese ist immer abhängig vom jeweilig eingesetzten Impfstoff. Ist die Tröpfchengröße zu klein für den Impfstoff eingestellt, kann der Impfstoff zu tief in die Atemwege eindringen und es kann zu verstärkten Impfreaktionen kommen, sind die Tröpfchen hingegen zu groß, erreicht der Impfstoff nicht den Wirkort und eine Immunreaktion unterbleibt und es wird kein Schutz ausgebildet.
In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen die Impftechniken von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Die Trinkwasserimpfung kann beispielsweise mit Hilfe eines Farbindikators überprüft werden. Dieser kann auch bei einer „Probeimpfung“ ohne Impfstoff verwendet werden. Zur Kontrolle der Sprayimpfung hat sich Löschpapier bewährt, um das Sprühbild beurteilen zu können.

Impfung per Augentropfmethode
Eine weitere im Feld angewandte Technik zur Impfung ist die Augentropfmethode, wie sie beispielsweise bei der ILT-Impfung zum Einsatz kommt. Hierbei wird allen Tieren einzeln ein Tropfen Impflösung in ein Auge getropft. Durch diese Impfmethode kann eine gezielte Impfung aller Tiere sichergestellt werden, sie ist jedoch auch sehr zeit- und personalaufwändig. Die Impfung sollte zudem im Fall von ILT zweimalig während der Aufzucht durchgeführt werden. Werden aufgrund eines hohen Felddrucks sehr junge Tiere (unter 4 Wochen) geimpft, so können Bindehautentzündungen auftreten.


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