Aktuelles Interview: Escherichia coli – Wissen, womit man es zu tun hat

Dr. Ines Spiekermeier, AniCon Labor GmbH

Escherichia coli (E. coli) ist ein Darmkeim, der überall in der Umwelt und im Darm von Mensch und Tier vorkommt. Während viele E. coli durchaus nützliche Bakterien sind, gibt es auch einige krankmachende Stämme. Diese bereiten Schweinehaltern immer wieder große Sorgen, weil sie unter anderem im Saugferkelbereich zu schweren Krankheitsverläufen führen können. Warum das so ist und wie dann vorzugehen ist, weiß Dr. Ines Spiekermeier. Sie ist Fachtierärztin für Schweine, hat jahrelang in der Praxis gearbeitet, und ist nun bei der AniCon Labor GmbH in der Beratung zu Diagnostik und Prophylaxe tätig.

E. coli ist natürlicherweise im Darm vorhanden. Warum und wann kann der Erreger gefährlich werden?
Bei E. coli wird unterschieden zwischen den Kommensalen, also den natürlichen Bewohnern des Darmes und den pathogenen E. coli, die über bestimmte Virulenzfaktoren verfügen und damit Krankheitspotential haben. Denn inzwischen sind bei E. coli viele Gene bekannt, die zum einen die schädigende Wirkung über Giftstoffe wie z. B. die Toxine EAST oder ST auslösen oder die die Anheftung von E. coli an der Darmschleimhaut, die sogenannte Adhäsion, vermitteln. Anhand des Nachweises dieser Gene, auch Virulenzmarker genannt, ist es möglich, das Virulenzpotenzial von E. coli-Isolaten besser einschätzen zu können. Die darmpathogenen E. coli werden auch als intestinale pathogene E. coli bezeichnet. Diese können noch weiter in enteropathogene, enterotoxische E. coli sowie in Shigatoxin-bildende E. coli und in E. coli, welche die nekrotisierende Enteritis auslösen können, eingeteilt werden. Es kann aus verschiedenen Gründen zu einer abnormen Vermehrung dieser E. coli-Erreger im Darm kommen. Der Darm kommt aus dem Gleichgewicht, die E. coli heften sich an die Darmwand und produzieren ihre Toxine. Je nachdem, um welches Toxin es sich handelt, erkranken die Tiere. Von den Shigatoxin-bildenden E. coli, die mehr um das Absetzen eine Rolle spielen, reicht eine ganz geringe Menge Toxin, dass die Tiere an der Ödemkrankheit erkranken. Der Erreger wird dann oral über die Aufnahme von erregerhaltigen Kotpartikeln von Tier zu Tier weitergegeben. Der Erregereintrag kann auf vielfältigem Weg passieren, eine Hauptursache für eine Erkrankung ist aber auch häufig darin zu sehen, dass die Ferkel nicht ausreichend durch maternale Antikörper geschützt sind.

Ist die Bestimmung der verschiedenen E. coli-Stämme für die Behandlung wichtig und ist sie einfach durchzuführen?
Ja, sie ist nicht nur für die Behandlung wichtig, sondern schon für die korrekte Diagnosestellung. Allein der Nachweis von E. coli ist nicht gleichbedeutend damit, dass E. coli auch die Erkrankungsursache ist.


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