Null-Toleranz für Newcastle Disease

Von Dr. Heike Engels

Die Newcastle-Krankheit ist eine anzeigepflichtige Tierseuche beim Geflügel. Die Erkrankung wird aufgrund ihres teils sehr schnellen Verlaufs auch atypische Geflügelpest genannt. Obwohl es eine Impfpflicht gibt, gibt es immer mal wieder Ausbrüche. Dann entsteht nicht nur bei den erkrankten Tieren selbst großer Schaden, sondern es kommt auch zu schweren wirtschaftlichen Folgen für Tierhalter und ganze Regionen. Wie ist die Erkrankung zu erkennen und was ist bei einem Ausbruch zu tun?

Der Erreger der Newcastle-Krankheit (Newcastle Disease, ND) gehört zu den Paramyxoviren vom Serotyp 1 (PMV-Typ 1). Die ND-Virusstämme können anhand ihres Genotyps in zwei Klassen eingruppiert werden. Klasse I Viren sind meist von niedriger Virulenz und werden vorwiegend in Wildvögeln gefunden. Klasse II Viren umfassen verschiedene Genotypen mit Viren niedriger bis hoher Virulenz. Ihren Namen trägt die Erkrankung nach dem britischen Newcastle upon Tyne, wo die Krankheit 1927 erstmals in Europa nachgewiesen wurde.

Die Erreger der ND sind weltweit verbreitet. Sie haben ein breites Wirtsspektrum mit vielen Symptomen. Das erschwert die Diagnose. Es kann neben zahlreichen Vogelarten auch in einigen Säugern, Reptilien, Amphibien und Insekten nachgewiesen werden. Die Einschleppung in seuchenfreie Gebiete erfolgt meistens auch über den Handel von infiziertem Geflügel, bei dem die Erkrankung noch nicht ausgebrochen ist, und sogar über Geflügelfleischprodukte. Infektiöse Viruspartikel können über 6 Monate und länger in gekühltem Geflügelfleisch überdauern.

Natürliches Reservoir in Zugvögeln
Die Erreger der ND verursachen eine Infektion, die sich in die Blutbahn ausbreitet, verbunden mit schweren Allgemeinstörungen und hoher Sterblichkeit vor allem bei Huhn und Pute sowie Haus- und Wildvogelarten. Das Wassergeflügel ist relativ unempfänglich und erkrankt nur selten klinisch. Wildlebende Stand- und Zugvögel stellen das natürliche Reservoir insbesondere für niedrig virulente Virusstämme dar. Doch Wassergeflügel kann das Virus längere Zeit über den Kot verbreiten. Der Serotyp 1 scheint endemisch in Geflügel- und Wild- sowie gehaltenen Tauben zu sein.

Bei der Verbreitungsart des Virus steht die horizontale gegenüber der vertikalen Übertragung im Vordergrund. Das bedeutet, dass das verstärkt innerhalb von Tiergruppen einer Generation verbreitet wird. m Gegensatz dazu steht die vertikale Virusübertragung, die den Virusübertritt von den Elterntieren auf die Nachkommen beschreibt. Das ND-Virus wird bei erkrankten Tieren über den Darm und die Nieren bis zum Tod ausgeschieden. Durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier im Stall oder auf dem Transport (auch von geschlachteten Tieren, Bruteiern oder Eintagsküken) breitet sich das Virus sehr schnell horizontal aus. Aber auch indirekt über Fahrzeuge, Mist, Futter oder Transportkisten kann der Seuchenerreger übertragen bzw. verschleppt werden. Der Mensch ist ebenfalls ein bedeutsamer Überträger der Seuche: über nicht gereinigte und desinfizierte Kleider, Schuhe oder Hände kann er die Krankheit weiter verbreiten. Wildvögel, Ratten, Mäuse und Insekten stellen auch große Risiken dar, ganz besonders in der Freilandhaltung. Der als Dünger auf die Felder aufgebrachte Geflügelkot ist eine zusätzliche potentielle Virenquelle.


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