Kraftfutter einsparen – mehr verdienen

Viele Schweizer Milchviehhalterinnen und -halter setzen bei der Produktion variable Anteile an Frischgras und Kraftfutter ein. Agroscope-Forschende konnten jetzt zeigen, dass man eine sehr gute Wirtschaftlichkeit erreichen kann, wenn man weitgehend auf Frischgras setzt. Dadurch lässt sich die Milch um einen Viertel bis einen Drittel günstiger produzieren. Die größten Einsparungen ergeben sich beim Kraftfutter.

Agroscope-Forschende haben drei Pilotgruppen von Milchvieh-Betrieben gegenüber einer Referenzgruppe getestet. Letztere ist repräsentativ für die Schweizer Milchproduktion (Details siehe unten). Die drei Pilotgruppen sind:

– Vollweide
– Eingrasen mit wenig Kraftfutter
– Eingrasen mit viel Kraftfutter

In den drei Pilotgruppen lässt sich die Milch unter Einsatz von Frischgras bei optimalem Kostenmanagement bis zu einem Drittel günstiger produzieren als in der Referenzgruppe, die mit konventioneller Fütterung arbeitet. Die größten Einsparungen ergeben sich beim Kraftfutter, das seit Jahren zu einem vergleichsweise hohen Preis eingekauft werden muss, dann aber auch beim Gebäude und bei der Arbeit.

Vollweide zahlt sich aus
Im Vollweidesystem lassen sich höhere Arbeitsverwertungen realisieren. Zudem können so tiefere Milchpreise verkraftet werden als mit den beiden Mischsystemen mit Eingrasen. Eingrasbetriebe mit viel Kraftfutter sind trotz höherem Milchproduktionsvolumen nicht im Vorteil gegenüber denjenigen mit wenig Kraftfutter. Die hohen Direktkosten und die tieferen Nebenerlöse (Fleischerlöse und Direktzahlungen) je kg Milch werden durch die tieferen Arbeits- und Gebäudekosten nicht ausgeglichen. Das zeigt, dass auch Betriebe mit geringeren Milchmengen sehr gute Ergebnisse erzielen können, sofern sie die Kosten bewusst tief halten.

Bis zu einem Drittel günstiger produzieren
Alle untersuchten Pilotgruppen produzieren die Milch um 24 % bis 32 % günstiger als die Referenzgruppe und weisen eine um 8 bis 13 CHF höhere Arbeitsverwertung je Arbeitsstunde aus. Letztere ist größtenteils auf ein besseres Management bzw. ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein zurückzuführen (Details siehe unten).

Welche Frischgras-Systeme sind wirtschaftlich erfolgreich?
Diese Fragestellung wurde im gemeinschaftlichen Projekt «Optimierung von graslandbasierten Milchproduktionssystemen auf Basis von Eingrasen» (Federführend: Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen und das Berufsbildungszentrums Natur und Ernährung (BBZN) Hohenrain) mit 36 Pilotbetrieben über drei Jahre (2014–2016) untersucht. Die Betriebe wurden in drei Pilotgruppen eingeteilt: zwei Mischsysteme mit durchschnittlich 430 kg Kraftfutter (Eingrasen mit wenig Kraftfutter) bzw. 1160 kg Kraftfutter (Eingrasen mit viel Kraftfutter) pro Kuh und Jahr, dazu ein Vollweidesystem mit 90 kg Kraftfutter pro Kuh und Jahr. Die 36 Pilotbetriebe wurden auf die drei Gruppen verteilt. Am Schluss hat Agroscope die Daten genutzt, um für jede Pilotgruppe einen Modellbetrieb mit typischen Daten aufzustellen. Eine weitgehend repräsentative Referenzgruppe, sozusagen «der Schweizer Normbetrieb», wurde diesen gegenübergestellt.

Hintergrundinformationen zur Datengrundlage
Die Ergebnisse der drei Pilotgruppen sind durchwegs besser als die der Referenzgruppe, was auf einen weitgehenden Einsatz von Frischgras zurückgeführt werden kann, der auch tendenziell mit höheren Milchpreisen verbunden ist. So sind Betriebe mit Käsereimilch oder Bio-Milch eher auf eine Frischgrasfütterung angewiesen. Allerdings dürfte auch ein Selektionseffekt zur besseren Wirtschaftlichkeit beigetragen haben, da sich mehrheitlich an Betriebsführung interessierte Teilnehmende meldeten. Die Betriebsleitenden brachten sich aktiv in Arbeitskreisen ein, um bestehende Systeme zu diskutieren und Optimierungen vorzuschlagen. Insofern kann von kostenbewussten Betriebsleitenden mit überdurchschnittlichen Managementfähigkeiten ausgegangen werden.

Quelle: Agroscope Schweiz

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