Genome Editing: Gentechnik-Revolution beim Nutztier #Expertise2018

Prof. Dr. Angelika Sxhnieke

Bevor Prof. Dr. Angelika Schnieke (TU München) die neuesten Entwicklungen der Biotechnologie vorstellte, skizzierte sie die geschichtliche Entwicklung der Gentechnik im Nutztier-Bereich.

Der gentechnische Transfer neuer Merkmale ins Genom wurde vor etwa 30 Jahren erstmals demonstriert. 1996 folgte Schaf Dolly, das erste aus einer adulten somatischen Zelle geklonte Tier. 1997 folgten die ersten transgenen Lämmer (Polly, Molly, Holly und Olly). 1999 gelang erstmals die gezielte Gen-Modifikation („gen targeting“) bei den Schafen Diana und Cupid und im Jahr 2000 schließlich wurden die ersten aus adulten somatischen Zellen geklonten Schweine geboren. Allerdings ist „gene targeting“ ineffizient und z. B.  seien in den vergangenen 15 Jahren beim Schwein nur sehr wenige Gene modifiziert worden.

Ganz anders beim „genome editing“: Mit maßgeschneiderten Enzymen ließe sich hier ein doppelter Strangbruch herbeiführen, den die Zelle repariert (CRISPR = Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats). Im Vergleich zum „gen targeting“ sei „gene editing“ sehr effizient (über 40%),  funktioniere in allen Spezies und in Zellen ebenso wie in Embryos.

Als Ziele des „genome editing“ nannte Prof. Schnieke

– Verständnis der Gen-Funktion
– Nutzung von Tiermodellen für Krankheiten des Menschen
– Xenotransplantationen (Übertragung von Zellen oder Organen zwischen Spezies)
– Verbesserung von Tiergesundheit und Tierwohl
– Modifikation oder Einführung wünschenswerter Merkmale

Beispielhaft nannte die Biotechnologin die Inaktivierung endogener Retroviren beim Schwein durch den Einsatz von CRISPR-Cas),  genetisch PRRSV-resistente Schweine und Eber ohne Ebergeruch! Den  Forschern der US-Firma Recombinetics ist es gelungen, Eber zu züchten, die noch im Alter von 6-12 Monaten unterentwickelte Hoden haben und weder Ebergeruch noch die geschlechtsspezifische Aggression zeigen, sondern sich verhalten wie Kastraten.

Wer jetzt an die schwierige Diskussion um das Ende der betäubungslosen Kastration denkt, muss unweigerlich hoffen, dass sich Deutschland den modernen Gentechnik-Methoden zukünftig nicht verschließt.

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

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