Studien rund um die Mastitis und das Trockenstellen #Expertise2018

Auf der Expertise des Tiergesundheitsspezialisten MSD gab Prof. Dr. Volker Krömker, Hochschule Hannover, einen Überblick über Studienergebnisse zur Antibiotikaminimierung in der Mastitistherapie, selektivem Trockenstellen – Ökonomie, Methode, Diagnostik (epidemiologisch oder automatisch) und den Risikofaktoren durch das Melken mit dem Roboter.

Die tierärztliche Aufgabe bei der Eutergesundheit sieht Prof. Volker Krömker vor allem darin, den Landwirten zu helfen, Mastitis zu erkennen und richtig zu behandeln. Bei einem Anteil der antibiotischen Trockenstellpräparate am Antibiotikaverbrauch in Milchviehbetrieben von 85 % ist es unerlässlich, Tierärztinnen und Landwirtinnen mit praktischem Wissen zu versorgen, so dass sachgerecht entschieden werden kann, wann Antibiotika zu verwenden sind (Foster et al., AUS). Prof. Krömker rät, eine entsprechende Diagnostik im Milchviehbetrieb sowie eine Therapie mit Schmalspurantibiotika zu etablieren.

Selektives Trockenstellen auch wirtschaftlich sinnvoll
Scherpenzeel et al. versuchten eine ökonomische Bewertung des selektiven Trockenstellens. Sie nahmen Daten von einem großen Feldversuch und modellierten drei Betriebsszenarien. Als Ergebnis ergaben sich  Mastitiskosten pro Kuh zum Trockenstellen von 45 € (Herde mit niedriger Zellzahl und vollständiger Trockenstellerbehandlung) bis 56 € (hohe Zellzahl, ohne Trockensteller). Der Effekt klinischer Mastitiden auf die Kosten ist höher als der der Zellzahl. Sie fanden heraus, dass selektives Trockenstellen ökonomisch besser ist in Herden mit niedriger Inzidenz von klinischen Mastitiden und einer niedrigen Herdensammelmilchzellzahl als komplettes Trockenstellen. In allen Arten von Herden kann der Einsatz von antimikrobiellen Mitteln für trockene Kühe ohne ökonomische Konsequenzen reduziert werden, allerdings nicht immer auf 0 %. Die Betriebsökonomie eines Milchviehbetriebes ist kein Argument gegen die Einführung von selektiven Trockenstellsystemen.

Denis-Robichaud et al. testeten die Zelldifferenzierungstechnik QScout in Milch zum selektiven Trockenstellen. Sie fragten sich, ob die Zelldifferenzierungstechnik QScout zur Auswahl von Tieren mit bestehenden Infektionen im Rahmen des selektiven Trockenstellprozesses geeignet ist. Anhand von zuerst einer Herde mit 94 Kühen verglichen sie Bakteriologie vs. QScout (12 Interpretationen), danach erfolgte ein Feldversuch an 300 Kühen und der Vergleich selektiv versus komplett Trockenstellen. Die Sensitivitäten der Methode lagen bei ca. 50 %. Es gab keine Unterschiede in Neuinfektionen, klinischen Mastitiden und Milchmenge nach dem Kalben.

Viertelspezifisches Trockenstellen reduziert Antibiotika
Kabera et al. testete das viertelbezogene selektive Trockenstellen anhand eines Feldversuch mit vier Versuchsgruppen (569 Kühe).

1: Trockensteller für alle Tiere der Gruppe
2: Trockensteller + Zitzenversiegler (ITS) für alle Tiere der Gruppe
3: Schnelltest basierte (Petrifilm) Trockensteller für infizierte Viertel und ITS für gesunde        Viertel
4: TS+ITS für infizierte Viertel und ITS für gesunde Viertel

Sie sahen eine erhebliche Reduktion der eingesetzten antibiotischen Dosen durch viertelspezifisches Trockenstellen und das ohne negative Folgen für die Eutergesundheit.

Infrarot-Thermogramme zur Mastitisdiagnostik geeignet
Ob Infrarot-Thermographie zur Mastitisdiagnose bei Färsen vor der Geburt geeignet ist untersuchten Simoes et al. an 120 HF-Färsen im letzten Trächtigkeitsdrittel. Sie machten zwei Thermogramme (2 Monate und 2 Wochen vor Kalbedatum) mit der FLIR E300 Infrarotkamera (FLIR Systems Inc., Wilsonville, USA)

caudocranial und ventrodorsal aus 70 cm Entfernung. Zusätzlich nahmen sie Viertelgemelksproben zur Kalbung (Zytobakt.). Als Ergebnis ergab sich eine schnelle, einfache, stressfreie Messung. Die Messungen waren jedoch nicht erfolgreich, auch weil die untersuchte Herde (20 % infizierte Viertel der Färsen zur Geburt) relativ gesund war. Anders bei Watz et al.: Sie untersuchten die automatische Analyse von Infrarot-Thermogrammen mittels computergestützter aktiver Formmodellierung bei experimentell induzierter E. Coli-Mastitis. Sie nahmen 5 Kühe und provozierten im Euterviertel hinten rechts eine E. coli Mastitis, hinten links fungierte als Placebo.

13-15 h nach Inokulation gab es einen Temperaturpeak und es gab eine sehr gute Korrelation zwischen manueller und automatischer Diagnostik. Betroffene Viertel können aufgrund von Ödembildungen auf der Euteroberfläche kühler als nicht betroffene Viertel sein.

Sellerie hilft bei Euterödemen
Pirestranie et al. untersuchten den Effekt von Sellerieextrakt auf Euterödeme an 40 Färsen (ölbasierte Plazebogruppe, 0,5 % alkoholischer Extrakt in öliger Salbengrundlage, 1 % alkoholischer Extrakt in öliger Salbengrundlage, Kontrollgruppe). Ergebnis: Die Rückbildung des Euterödems ging schneller bei Anwendung der Selleriecreme im Vergleich zur Plazebogruppe.

Die Schwere von geburtsnahen Ödemen bei Milchkühen in Abhängigkeit vom Querschnitt der Eutervene war Gegenstand der Studie von Constable et al.. 50 Milchkühe (14 Erstlaktierende, 12 Zweitlaktierende) wurden mit Ultraschall (5 MHz linear) täglich von Tag 3 vor der Geburt bis 2 Tage nach der Geburt untersucht. Ergebnis: Die Venenquerschnittsfläche steigt vom Tag 3 a.p. bis zum Tag 2 p.p. und von Laktation zu Laktation (1,4-7,2 cm). Die Ausprägung des Euterödems war negativ mit dem Venenquerschnitt korreliert (rs= 0,49).

Die genannten Beiträge zeigen, dass im Moment im Bereich Mastitis Themen zur Weiterentwicklung therapeutischer Konzepte und entsprechender Diagnostik dominieren.

(Bei Interesse an den Original-Studien, bitte direkt bei Herrn Prof. Krömker anfragen.)

Hintergrund „Expertise 2018“:
Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

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