Impfstoff gegen die Rote Vogelmilbe #Geflügeltagung2019

Dr. Gustavo Makert dos Santos

Die Rote Vogelmilbe (RVM – Dermanyssus gallinae) ist in Hühnerhaltungen weltweit verbreitet und verursacht Anämie, verminderte Legeleistung und ist ein Vektor für Krankheitserreger. In Belgien, Niederlanden und Deutschland haben über 90% aller Betriebe Probleme mit diesem Parasiten.

Dr. Gustavo Makert dos Santos (Fraunhofer Institut Leipzig) stellte in Celle zunächst aktuellen Bekämpfungsmethoden vor, die jedoch häufig in der EU nicht zugelassen sind. Silikatstaub z. B. zerstört die Lipidschicht der Epikutikula (die dünnste Hautschicht aus Proteinen und Lipiden), wirkt jedoch nicht gegen Eier und Larven. Raubmilben fressen zuerst die RVM, werden anschließend zu Kannibalen und sorgen so für einen weitgehend milbenfreien Stall. Bei der Temperaturbehandlung schließlich wird, über mehrere Tage, heiße Luft (80-90 ℃) in den Stall geblasen, um die Milben abzutöten. Allerdings wirken nicht alle Methoden gegen alle Entwicklungsstadien der Spinnentiere.

Die optimale Lösung wäre eine Impfung, weil sie lange anhält, die Resistenzbildung erschwert und keine Rückstände im Lebensmittel zu befürchten sind. Allerdings geht es in diesem Fall nicht um einen klassischen Impfstoff. Bereits seit dem Jahr 2000 aber existiert ein rekombinantes Protein gegen Zeckenbefall bei Rindern.

In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass auch die Immunisierung von Hühnern mit inaktivierten RVM einen Schutz auslöst. Allerdings sind die hierbei eingesetzten Rohextrakte aus Milben für die Impfstoffentwicklung unbrauchbar, da die Herstellung eines solchen Impfstoffes viel zu aufwendig wäre.

Deshalb haben die Leipziger Forscher jetzt Hühner mit RVM-Extraktfraktionen immunisiert, um Antikörper gegen diese Antigene zu bilden. Anschließend wurden Milben in vitro gefüttert. Dabei konnten mehrere Proteine identifiziert werden, die nach einer Immunisierung der Hühner zu höherer Mortalität der RVM führten. Ziele dieses Ansatzes sind: weniger Eier, weniger Milben, aber nicht unbedingt der Tod sämtlicher RVM (auch wenn über 60% abgetötet werden konnten).

Die Industriepartner des Fraunhofer Instituts entwickeln auf Basis der Laborversuche jetzt geeignete, einfache Impfmethoden und einen preisewerten, praxisgerechten Impfstoff. Im Labor konnten Antikörpertiter gegen die Milben-Proteine bzw. Impfkandidaten nach ca. 1 Jahr noch gemessen werden. Aber der Impfschutz muss noch vom Industriepartner des Projekts im Feld getestet werden.

.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein