Kolostrum fürs Kalb – und Wasser! #MSD-Münsterland-Symposium Nr. 2

Der Vortrag von Dr. Peter Sanftleben (Institut für Tierproduktion der LFA Mecklenburg-Vorpommern) drehte sich vor allem um Kälbertränke und Kolostrum. Natürlich muss jedem Rinderhalter die Bedeutung der Biestmilchversorgung klar sein, aber einige Details gilt es besonders zu beachten.

Laut Kälberhaltungsverordnung muss jedes Kalb spätestens vier Stunden nach der Geburt gesoffen haben. Aber es kommt dabei auf Qualität und Menge des Kolostrums an. Bei Untersuchungen in schwedischen und norwegischen Biobetrieben, in denen alle Kälber bei ihren Müttern saugten, wurde in 31% der Fälle ein mangelnder Immuntransfer festgestellt. Der IgG1-Gehalt der Biestmilch war zu gering und die aufgenommene Menge ebenso. Eine wichtige Rolle spielt auch das Alter der Kuh. Bereits 1991 haben Pritchett et al. festgestellt, dass von Laktationsnummer 1 bis 4 der Gehalt an IgG1 in der Biestmilch von 42,8 auf 56,6 ansteigt.

Erste Wahl sollte möglichst immer das Kolostrum des Muttertieres sein. Aber auch Biestmilch hoher Qualität von älteren Kühen sollte im Betrieb vorhanden sein. Mit der Spindel auf Qualität geprüft, in Portionen von 1 bis 1,5 Litern eingefroren und im Wasserbad bei unter 60 Grad aufgetaut.

Dr. Peter Sanftleben

In den folgenden Lebenswochen des Kalbes gelte es dann, den richtigen Milchaustauscher zu wählen. Manche Landwirte neigten hier zur Sparsamkeit, meinte Sanftleben, aber essentiell sei doch die Verdaulichkeit. Je jünger die Kälber, desto höher solle der Anteil an tierische Eiweiß-Quellen sein. Pflanzliche Komponenten seien für junge Kälber teilweise nur zur Hälfte verdaulich.

Auch auf die Wasserqualität müsse man unbedingt achten. Häufig sei der Sulfatgehalt zu hoch und verursache Durchfälle und einen zu geringen Trockenmassegehalt im Kot. Das eigene Wasser untersuchen zu lassen, sei deshalb unabdingbar.

Die Abtränkphase empfiehlt der Wissenschaftler zu verlängern, von 70 bis auf 100 Tage, um einen Abfall der Tageszunahmen zu verhindern. Und auch die Versorgung mit Wasser sei von Anfang an dringend empfohlen! Die Ergebnisse einer Studie von 2018 Wickramasinghe et al. zeigten, dass Holsteinkälber, denen vom ersten Lebenstag an zusätzlich Wasser angeboten wurde, bis zu einem Alter von 5 Monaten ein höheres Körpergewicht, eine größere Hüfthöhe sowie Körperlänge und höhere Futtereffizienz erreichten, als ihre Vergleichsgruppe.

Eine Meta-Analyse einschlägiger Forschungsergebnisse zeige, so Peter Sanfleben am Schluss seines Vortrags, dass besser versorgte Kälber später als Kühe bis zur 3. Laktation 1.034 kg Milch mehr gäben!

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