HANSA Schweinefachtagung: Haltung, Fütterung, Düngung: Alles sollte auf den Prüfstand – Teil 2: Stickstoffeffizienz im Futter verbessern

Von Dr. Heike Engels

Dr. Stephan Schneider, BLL

Die NE(R)C-Richtlinie der EU besagt, dass bestimmte Luftschadstoffemissionen bis 2030 zu reduzieren sind und ruft jedes Mitgliedsland dazu auf, entsprechende Maßnahmen zu treffen und diese in nationales Recht umzusetzen. Deutschland hat sich auf eine Reduktion für Ammoniak von 29 % zum Basisjahr 2005 verpflichtet, berichtet Dr. Stephan Schneider von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. „95 % der Ammoniak (NH3)-Emissionen stammen in Deutschland aus der Landwirtschaft. Im Futter steckt Rohprotein, unverdauter Stickstoff (N) wird ausgeschieden und kann zu NH3 umgewandelt werden. Dies belastet die Umwelt, und das ist der Grund, weshalb die Landwirtschaft und speziell die Fütterung jetzt so eine große Rolle spielt“, so der Berater. Langfristig gebe es in der Tierhaltung nur zwei Lösungsstrategien, diesem Problem zu begegnen: Weniger Emissionen pro Tier oder weniger Tiere. Die meisten N-Emissionen, nämlich 66 %, treten bei der Schweinehaltung im Stall auf. Weitere 22 % bei der Güllelagerung und 12 % bei der Ausbringung. Die hohen N-Emissionen im Stall liegen auch an der Art der Schweinehaltung: in der Regel im Warmstall bei höheren Temperaturen, das sind günstige Bedingungen für die Freisetzung von NH3. In der Rinderhaltung treten dagegen über die Hälfte der Emissionen bei der Ausbringung auf.
„Wir müssen die Stickstoffeffizienz verbessern, denn die N-Verwertung beim Schwein ist ineffizient. Nur 30 % des zugeführten N gehen in den Fleischansatz, den Rest scheidet das Tier über Kot und Urin aus. Stickstoff, der über Harn ausgeschieden wird, ist das Problem: Er wird über das Enzym Urease, welches im Kot enthalten ist, in Ammoniak und Kohlendioxid umgewandelt. Stickstoff, der über den Kot aus dem Tier kommt, wird hauptsächlich als Bakterienprotein ausgeschieden und ist dadurch weniger anfällig für den schnellen Abbau“, erklärt Dr. Schneider. Er empfiehlt, die Harn-N-Ausscheidung über die Reduzierung des Rohproteingehaltes in der Ration zu verringern sowie über den Einsatz von Futtermitteln mit hohem Anteil an bakteriell fermentierbarer Faser die Stickstoffausscheidung vom Harn auf den Kot zu verschieben. Die N-/P-reduzierten Fütterungsverfahren werden stark an Bedeutung gewinnen.

Stickstoff-Höchstmenge beachten
Für die ab April anstehende neue und verschärfte Düngeverordnung ist die N-Reduktion über das Futter noch wichtiger, weil der Nährstoffvergleich durch eine Aufzeichnungspflicht der tatsächlich ausgebrachten Düngermengen ersetzt werden soll. Für nitratbelastete sogenannte rote Gebiete sind weitere Maßnahmen einzuhalten, u.a. verlängerte Sperrfristen. „Die Gülleabgabe wird erschwert, da der Staat eine flächengebundene Landwirtschaft will. Aufgrund der hohen Pacht- und Flächenpreise ist eine Erweiterung aber häufig nicht praktikabel. Eine bedarfsgerechte Fütterung und Rationsplanung auf Basis von Versorgungsempfehlung und Futteranalysen ist daher Pflicht für jeden zukunftsfähigen Betrieb“, so Dr. Schneider. Es müssten verstärkt einzelbetriebliche Futteranalysen durchgeführt werden, damit bei der Rationsberechnung überhaupt verlässliche Werte vorhanden sind. Jedes Futtermittel gehöre hinsichtlich der N- und P-Gehalte auf den Prüfstand. „Aller Stickstoff und Phosphor, der über Futtermittel eingekauft wird, fließt in die Stoffstrombilanz ein, die eigentlich eine Fütterungsbilanz ist. 10 g weniger Rohprotein im Futter hört sich wenig an, aber es führt in der Folge auch zu 10 % weniger NH3-Emission. Vor allem in der Endmast kann Protein reduziert werden, hier sind die Effekte groß, weil das meiste Futter in diesem Abschnitt verbraucht wird.“ Dr. Schneider erinnerte auch an Futterverluste am Trog, die teils erheblich seien. Dieses Futter bzw. das enthaltene Protein werde eingekauft, also im Betrieb verrechnet, doch es hat keine Wirkung, sondern es belastet die Bilanzen durch den enthaltenen Stickstoff. Deshalb Futterverluste unbedingt ausspüren und stoppen. „Gesamtbetriebliches Denken ist mehr denn je gefragt. Bei der Eberauswahl auf Tiere mit guter Futterverwertung achten, alle Futterrationen optimieren, Inhaltstoffe prüfen, Futterproben machen, Fruchtfolgen anpassen – überall gibt es Optimierungspotenzial hinsichtlich der NH3-Emissionen“, motiviert der Berater. „Ein gutes Controlling verschafft den Überblick und das Vergleichen mit anderen erfolgreichen Betrieben kann neue Ideen geben.“

Dr. Thomas Glindemann, HANSA

Rohprotein auf Leistung abstimmen
Dr. Thomas Glindemann von HANSA Landhandel betonte, dass sein Unternehmen als Partner der Landwirte durch eine ganzheitliche Futtermittelberatung und Rationsberechnung mithelfen möchte, die neuen Vorgaben einzuhalten. Es gehe dem Unternehmen allerdings nicht nur um die Reduzierung der Rohprotein- und Phosphor-Gehalte im Futter, sondern auch vor allem darum, das Leistungspotential der Tiere voll auszuschöpfen bei gleichzeitiger Verhinderung von Luxuskonsum. Daher stehen bei der Beratung Futteraufwand und -verwertung im Vordergrund. „Das alleinige Ankreuzen von Fütterungsregimen berücksichtigt die biologische Leistung nicht ausreichend“, so Dr. Glindemann. Allerdings sei wichtig zu wissen, dass die biologische Leistung nicht allein vom Futter abhängt. Auch Management, Tiergesundheit und Haltungsbedingungen wirken auf das Tier ein. Alles muss zusammen optimal ineinander greifen, damit es den Tieren bei hoher Leistung und geringeren Emissionen gut geht.

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