Schlupf im Stall: Raus aus der Nische?

Gerade geschlüpfte Küken machen sich auf den Weg zu Futter und Wasser. Quelle: NestBorn

Von Thomas Wengenroth, Dr. Heike Engels

Während das noch recht neue Verfahren „Schlupf im Stall“ für Masthähnchen in den Niederlanden und weiteren europäischen Ländern schon seit einigen Jahren praktiziert wird, ist es in Deutschland bisher noch nicht so verbreitet. Doch vielleicht wird sich das bald ändern, denn die Erfahrungen sind durchweg positiv. Wir haben uns das Verfahren der Firma NestBorn einmal genauer angeschaut.

In den vergangenen Jahren wurden Forderungen nach mehr Tierwohl immer lauter, auch und speziell für die Hähnchenmast. Im Jahr 2016 machte sich die Firma NestBorn deshalb daran, Tierwohl vom Anfang her zu denken. Entwicklungschef Erik Hoeven und sein Team entwickelten ein System für den Kükenschlupf direkt im Stall. Heute liefern Partner-Brütereien des belgischen Unternehmens Bruteier nach Deutschland, England, Frankreich, in die Niederlande und natürlich an belgische Mäster. Wöchentlich werden heute bereits 400.000-500.000 Eier ausgeliefert und die Nachfrage steigt.

Bei einer Eiauslieferung im Januar waren wir vor Ort beim Landwirt Ludger Schröer in Spelle, Emsland in Niedersachsen. Dort trafen wir Erik Hoeven von NestBorn und Anton de Jong von der niederländischen Brüterei van Hulst. Für Hähnchenmäster Ludger Schröer war es bereits die achte Brutei-Lieferung und besonders auf seine Erfahrungen waren wir gespannt. Er betreibt einen Hähnchenmaststall mit 29.000 Plätzen, daneben hält er noch Mastschweine und Mastbullen und bewirtschaftet einige Hektar Ackerland. Die Hähnchen liefert er an die holländische „De Heus Voeders B.V.“ an die Schlachterei „GPS Gecombineerde Pluimvee Schlachterijen B.V.“. Diese arbeitet nach dem Konzept Royal Top, wo die frühe Fütterung der Küken Pflicht ist. Ausschlaggebend für den Umstieg auf „Schlupf im Stall“ waren für ihn mehr Nachhaltigkeit und die Antibiotikareduktion.

Schlupf im Stall in jedem Maststall möglich
Große Vorbereitungen sind nicht nötig, wenn Eier statt Eintagsküken geliefert werden. Nur zwei Bahnen Holzspäne müssen ausgelegt und der Stall auf etwa 34 Grad Celsius vorgeheizt sein, die Bodenplatte auf maximal 28 Grad Celsius. Umbauten oder spezielle Technik sind nicht von Nöten, der Kükenschlupf kann praktisch in jedem gewöhnlichen Maststall geschehen.

Reifendesinfektion am Lege-Roboter

Die Eiablage übernimmt bei NestBorn der Lege-Roboter. Dies ist eine Maschine, die auf profillosen Reifen vom LKW rollt und 60.000 Eier pro Stunde schafft. Das bedeutet, dass das Legen der Eier im Stall von Landwirt Schröer innerhalb von einer Stunde erledigt ist. Das Bestücken der Maschine mit den bebrüteten Eiern ist Handarbeit, die Platzierung der Eier im Holzspänebett übernimmt dann der Roboter. Diese Legemaschine wird nach jedem Einsatz innen sowie außen gereinigt und desinfiziert. Spezielle Desinfektionsdüsen säubern die profillosen Reifen, während der Legeroboter vom Lastwagen in den Stall fährt und ebenso auf dem Rückweg. Für die Laborkontrolle auf Salmonellen wird eine repräsentative Anzahl Eier abgezweigt: pro Stall immer 80 Stück, deren Eierschalen auf Salmonellen beprobt werden.

Zur Überwachung von Eitemperatur, Luftfeuchtigkeit, Stalltemperatur und Kohlendioxidgehalt der Stallluft werden in regelmäßigen Abständen je vier Eier in spezielle drahtlos arbeitende Sensor-Schalen (Ovo-Scans) gelegt.

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