Umrauscher-Sauen besser betreuen – was ist zu tun?

© Prof. Stefffen Hoy

Von Prof. Dr. Steffen Hoy, Universität Gießen

Das Ziel bei der Besamung von Sauen muss es sein, eine hohe Trächtigkeits- und Abferkelrate zu erreichen. Allerdings ist im Mittel jede 14. Sau eine Umrauscher-Sau. Die Frage stellt sich, welche Leistungen erbringen Umrauscher-Sauen? Daher verglichen Wissenschaftler der Uni Gießen bei 160 Betrieben die Umrauscher- und Abferkelrate, die Wurfgröße und werteten den Ferkelindex von Umrauscher-Sauen im Vergleich zu erstbesamten Sauen aus.

Die Auswertungen umfassten die Kalenderjahre (KJ) 2016 und 2017 mit insgesamt 160 Betrieben und ca. 277.000 Erstbelegungen (EB). Etwa 24.000 Umrauscher-Belegungen (UB) wurden einbezogen. Alle Daten wurden dem db-Sauenplaner entnommen. Es wurden Abferkelrate (AFR), Umrauscherrate (UR), Wurfgröße lebend geborener Ferkel (WG lgF) sowie Ferkelindex lgF (FI) sowohl für die Sauen nach der ersten Belegung als auch nach erneuter Belegung der Umrauscher-Sauen berechnet.

Umrauscher-Sauen haben weniger Ferkel
Die Umrauscherrate aus Erstbelegung betrug im Mittel beider Jahre 7,5 %, die Abferkelrate 87,2 %. Bei den erneut belegten Umrauschern war die Umrauscherrate mit 13,0 % viel höher und die Abferkelrate mit 65,0 % erheblich niedriger als bei Sauen aus der Erstbesamung. Die Wurfgröße lebend geborener Ferkel war allerdings bei den Umrauscher-Sauen nur unwesentlich um 0,2 geringer als nach erfolgreicher erster Belegung. Erstbesamte Sauen erzielten im Ferkelindex (Anzahl lebend geborener Ferkel je 100 besamte Sauen) über 300 lebend geborene Ferkel mehr je 100 besamte Sauen als Umrauscher-Sauen (siehe Tabelle). Der Anteil Umrauscher schwankte zwischen den Betrieben zumeist zwischen 2,3 und > 11 %. Einige wenige Betriebe lagen aber sogar über 15 bis 20 %.

Große Unterschiede zwischen den Betrieben
Für die weitere Auswertung wurden 10 erfolgreiche und 10 weniger erfolgreiche Betriebe (bezogen auf die Abferkelrate) ausgewählt, die jeweils mehr als 350 Sauen hatten. Erfolgreiche Betriebe hatten eine Abferkelrate von über 88 %, weniger erfolgreiche Betriebe eine unter 86 %. Bei großen erfolgreichen Betrieben betrug die Differenz in der Abferkelrate zwischen erstbelegten Sauen (89,4 %) und Umrauscher-Sauen (67,4 %) 22 Prozent. Bei großen weniger erfolgreichen Betrieben war der Unterschied in der AFR mit 27,1 % deutlich stärker ausgeprägt (aus EB = 84,3 %, aus UB = 57,2 %). Bei den erfolgreichen Betrieben war die Wurfgröße lebend geborener Ferkel aus EB um 0,8/Wurf höher als aus UB, bei den weniger erfolgreichen Betrieben waren die Wurfgrößen identisch (14,2). Die Differenz im Ferkelindex lebend geborener Ferkel zwischen erstbelegten und erneut belegten Umrauscher-Sauen betrug bei den erfolgreichen Betrieben 403, bei den weniger erfolgreichen Betrieben 385 Ferkel je 100 besamte Sauen zugunsten der Erstbelegungen.

In einer weiteren Auswertung ging es um die Differenzen in der Abferkelrate zwischen Erst- und Umrauscher-Belegungen zwischen den Betrieben. Der geringste Unterschied in der Abferkelrate zwischen EB und UB in einem Betrieb betrug bei den leistungsstarken Betrieben 3,8 %, der größte in einem anderen Betrieb immerhin 42,8 % (Abb. 1). Bei den weniger erfolgreichen Betrieben war die größte Differenz in einem Betrieb zwischen erstbelegten Sauen und Umrauscher-Sauen 33,5 %. Der geringste Unterschied in der Abferkelrate zwischen Sauen mit erster Belegung und solchen mit erneuter Belegung nach Umrauschen wurde in einem anderen Betrieb mit 7 % festgestellt.

Warum fallen die Umrauscher-Sauen so auf?
Bei der Suche nach den Ursachen für die verminderten Leistungen der Umrauscher-Sauen war zunächst auffällig, dass große Differenzen in der Abferkelrate, aber kaum Unterschiede in der Wurfgröße bei Sauen aus Erst- oder Umrauscher-Besamungen bestanden. Teilweise wurden sogar identische Wurfgrößen erzielt. Die Umrauscher-Sauen waren demnach offensichtlich (geschlechts)gesund. Die Ursache kann somit nur in einem nicht korrekten Besamungsmanagement liegen.


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