Von Dr. Heike Engels
Das porzine reproduktive und respiratorische Syndrom, kurz PRRS, verursacht weltweit einen hohen wirtschaftlichen Schaden, weil die Fruchtbarkeit leidet, Tierverluste vor allem bei Saug- und Absetzferkeln vorkommen sowie insgesamt ein erhöhter Medikament- und Diagnostikaufwand entsteht. Um herauszufinden, ob es Unterschiede bei den ökonomischen Auswirkungen eines PRRS-Viruseintrags in Ferkelerzeugerbetrieben mit unterschiedlichem PRRSV-Betriebsstatus gibt, führten Wissenschaftler eine Studie* durch. Die Untersuchung basiert auf drei Ferkelerzeugerbetrieben, die sich zeitgleich mit einem identischen Virusstamm infizierten, der über Sperma nach einem PRRSV-Ausbruch in einer Eberstation übertragen wurde. Die Studie wurde kürzlich im Magazin „Der Praktische Tierarzt“ veröffentlicht.
PRRSV-Ausgangsbedingungen beeinflussen Infektion
Die drei Betriebe verfolgten ein unterschiedliches Konzept zur Schadensbekämpfung und hatten zudem verschiedene PRRSV-Ausgangsbedingungen (Tabelle s. o.)-
Die Beprobung der Betriebe fand zu unterschiedlichen Zeiten statt: bei Betrieb 1 nach 18 Tagen aufgrund von Klinik bei den Sauen, bei Betrieb 2 nach 20 Tagen ebenfalls veranlasst durch Klinik. Bei Betrieb 3 erfolgte die Virusfeststellung bereits 6 Tage nach Viruseintrag, noch bevor die Sauen Klinik zeigten.
Die Forscher stellten fest:
• Der PRRSV-negative Betrieb 1 hatte mit 211 Euro pro Sau den höchsten Schaden während des 18-wöchigen Beobachtungszeitraumes. Hier breitete sich das Virus über die infizierten Sauen weiter im Bestand aus.
• Betrieb 2 war zum Zeitpunkt des Viruseintrags bereits PRRSV-positiv. Dieser Betrieb hatte trotz regelmäßiger PRRSV-Schutzimpfung mit einer modifizierten Lebendvakzine einen Schaden von 68 Euro pro Sau.
• Betrieb 3 war PRRSV-negativ und konnte durch Schlachtung der infizierten Sauen im Deckzentrum die Virusübertragung auf die restliche Herde verhindern. Dieser Betrieb hatte einen Schaden von 119 Euro pro Sau.
Schutzimpfung mindert Folgen der Infektion
Zusätzlich wurden auf Betrieb 1 und 2 die klinischen Auswirkungen anhand der „Time to PRRSV stability“ (Zeit bis zur erneuten Herdenstabilität, Saugferkel sind wieder PRRSV-frei) und der „Time to baseline production“ (Produktionsniveau wie vor dem Ausbruch, Anzahl abgesetzter Ferkel pro Wurf) erhoben. Der Zeitraum bis zum Erreichen der PRRSV-Stabilität war bei dem negativen Betrieb 1 (43 Wochen) deutlich länger als bei Betrieb 2 (27 Wochen), dessen Sauenherde zum Zeitpunkt des Viruseintrags bereits regelmäßig geimpft wurde.
Die Dauer bis zum Wiederanstieg der Anzahl der abgesetzten Ferkel auf das Niveau wie vor dem Viruseintrag lag bei Betrieb 1 bei 29 Wochen. Bei Betrieb 2 wurde hingegen kein Abfall des Produktionsniveaus festgestellt.
Fazit
Die Forscher schlussfolgern aus den Ergebnissen die Studie, dass der PRRSV-Betriebsstatus, also ob der Betrieb negativ oder positiv ist, einen großen Einfluss auf die klinischen Auswirkungen einer PRRSV-Infektion und damit auch auf den ökonomischen Schaden hat. Außerdem lautet das Fazit, dass eine Schutzimpfung wie sie Betrieb 2 praktizierte den Viruseintrag und die Infektion nicht verhindern kann, den Schaden und die Dauer der Infektion aber durchaus reduziert. Die schnelle Diagnose und Schadensbekämpfung von Betrieb 3 war ebenfalls gut für das schnelle Eindämmen der Infektion und ihrer Folgen.
Quelle: Dr. Heike Engels
*Studie: Oppeneder, A. et al. (2020): „Ökonomische Auswirkungen eines PRRS-Viruseintrages mittels Sperma in Betrieben mit unterschiedlichem PRRSV-Status.“: Der Praktische Tierarzt 4, 2020, S. 370-379.
Dieser Text stammt aus der eMagazin-Ausgabe 4/2020. Zum kostenfreien Abo bitte hier klicken, einfach E-Mail-Adresse eingeben und anschließend auf den Link der Bestätigungs-Mail klicken.