Von Dr. Heike Engels
Das Chronische- Bienenparalyse-Virus (CBPV) trat in den letzten Jahren in Europa verstärkt auf. Die Erkrankung führt zu großen Verlusten unter den Arbeiterinnen und deutlichen Leistungseinbußen vor allem bei starken Bienenvölkern. CBPV befällt einzelne Gehirnregionen der Bienen und löst dort neurologische Symptome wie Paralyse, also Lähmungen, und Zittern aus. Daneben erscheinen betroffene Bienen durch Haarverlust schwarz und fettig glänzend, was als „Ansteckende Schwarzsucht“ bezeichnet wird. Beide Symptome können in einem Volk auftreten. Übertragen wird das Virus geschieht wohl direkt von Tier zu Tier über den Fäkal-oralen Weg. CBPV gilt als Varroa-assoziierte Erkrankung, da das Virus durch die Schwächung der Bienen, ausgelöst durch einen starken Varroabefall, leichteres Spiel hat.
Um die Verbreitung des CBPV in Bayern zu analysieren, wurden Analyseergebnisse des Tiergesundheitsdienstes Bayern e.V. von 302 Bienenvölkern hinsichtlich der Virusdiagnostik und klinischen Symptomatik mit Fokus auf CBPV untersucht. Die Analyse umfasste die Jahre 2018 bis 2020. Zusätzlich werteten die Forscher Daten aus Fragebögen aus von 105 labordiagnostisch CBPV-positiven und klinisch auffälligen Völkern.
Es konnte ein signifikanter Anstieg CBPV-positiver Proben von 2018 bis 2020 festgestellt werden mit ebenfalls steigender klinischer Symptomatik. Die Auswertung der Fragebögen ergab eine Häufung der ersten CBPV-Fälle im Frühjahr in den Monaten März bis Juni. Zwischen Oktober und Februar wurden kaum Fälle berichtet. Die meist mit vielfältigen Symptomen belasteten Völker erholten sich in 57 % der Fälle von der Erkrankung, wenn therapeutisch eingegriffen wurde. Wurde nicht eingegriffen, kam es in den meisten Fällen zum Tod des Volkes. Insgesamt war die Sterblichkeit bei den Völkern höher, die neben CBPV auch noch weitere Viren im Volk hatten. Bei 62 % der erkrankten und isolierten Völker konnte die Isolation die Weiterverbreitung am Bienenstand verhindern.
Eine eindeutige Therapieempfehlung können die Forscher nicht geben, aber auf jeden Fall den Rat, dass es besser ist, überhaupt etwas zu tun als einfach abzuwarten. Maßnahmen, die bisher zur Therapie erkrankter Völker durchgeführt wurden, entweder einzeln oder in Kombination:
• Austausch der Königin zur Veränderung der Genetik
• Kunstschwarmverfahren zur Senkung der Virenlast
• Varroabehandlung zur Reduktion des Milbenbefalls
• Fütterung einer dünnen Zuckerlösung zur Erhöhung des Bienenumsatzes
• Zuhängen von Brutwaben zum Ausgleich des Totenfalls
Hierbei handelt es sich um kurzfristig wirkende Maßnahmen und auch um langfristige Maßnahmen, wenn es an den Austausch der Königin geht.
Quelle: Dittes, Julia et al.: Chronisches-Bienenparalyse-Virus – quo vadis? Auftreten in Bayern und Betrachtung von Therapiemaßnahmen. Tierärztliche Praxis Großtiere Nutztiere 2021; 49: 326-335.