US-Förderpreis zur Verbesserung der Zucht von Legehennen

Der Tierschutzforscher Michael Toscano der Universität Bern erhält zusammen mit internationalen Partnern aus der Industrie einen Förderpreis von 2.7 Mio USD von der Stiftung Open Philanthropy (USA). Mit der Finanzierung soll durch neue Zuchtprogramme die käfigfreie Haltung von Legehennen gefördert und deren Wohlbefinden und Gesundheit verbessert werden.

Die Stiftung Open Philanthropy unterstützt Initiativen zur Verbesserung des Tierschutzes, wobei der Schwerpunkt auf Projekten liegt, die weltweit Veränderungen bewirken können – wie etwa die Abschaffung der Käfighaltung von Legehennen. Das Projekt «HenTrack» von Michael Toscano vom Veterinary Public Health Institute (VPHI) der Universität Bern und den führenden Anbietern von Zuchthennen, Lohmann Breeders in Deutschland und Hendrix Genetics in den Niederlanden, zielt genau darauf ab: es nutzt die neuesten Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung zu Hühnern in käfigfreier Haltung mit und ohne Aussenbereiche, um diese in die Zuchtprogramme von Legehennen einfliessen zu lassen. Nun unterstützt Open Philanthropy das Projekt «HenTrack» mit 2.7 Millionen USD.

Das Projekt beginnt 2023, dauert fünf Jahre und wird vier der weltweit am häufigsten verbreiteten sogenannten Hochleistungshybriden, die besonders viele Eier legen, verwenden. «Wir wollen im Rahmen des Projekts herausfinden, welche Merkmale Rückschlüsse auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere geben, um robustere und widerstandsfähigere Hühner für käfigfreie Haltungen zu züchten und gleichzeitig eine hohe Leistung in der Schweiz und weltweit zu erhalten», sagt Toscano.

Durchgeführt wird das Projekt im Versuchsstall des Zentrums für tiergerechte Haltung von Geflügel und Kaninchen (ZTHZ) in Zollikofen. Das ZTHZ ist eine gemeinsame Forschungsstelle des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und des Veterinary Public Health Institute (VPHI) der Universität Bern. Der Schwerpunkt der Forschungsstelle liegt bei Projekten zur Verbesserung des Wohlergehens von Nutzgeflügel und Kaninchen. Der Versuchsstall befindet sich am Aviforum in Zollikofen, dem Kompetenzzentrum der schweizerischen Geflügelwirtschaft in den Bereichen Bildung, Forschung und Dienstleistungen. Diese Kooperation und Unterstützung der Forschung besteht bereits seit 2011. «Dass das gemeinsame Projekt HenTrack nun von Open Philanthropy gefördert wird, kommt einer internationalen Auszeichnung gleich», sagt David Spreng, Dekan der Vetsuisse-Fakultät Bern. «Ich freue mich sehr über diesen grossen Förderpreis. Er unterstreicht die hohe Qualität der Forschung an der Berner Vetsuisse-Fakultät zur Tiergesundheit und zum Tierwohl.»

Gesündere Hühner für die Schweiz und die Welt
Bei den Standards zum Tierschutz ist die Schweiz weltweit führend: so war sie das erste Land, das 1993 die Batteriehaltung von Hühnern verbot und vollständig auf käfigfreie Haltungsformen umstellte. Obwohl das Wohlergehen der Hühner weiterhin eine nationale Priorität ist, bestehen nach wie vor Probleme wie etwa Knochenfrakturen. Diese Probleme werden am ZTHZ untersucht, um Lösungen zu finden, wie etwa Änderungen in der Inneneinrichtung von Ställen. «Der Nutzen ist aber letztlich durch Faktoren wie den internationalen Markt, der die Schweiz mit leistungsstarken Hybriden beliefert, begrenzt», sagt Toscano. «Erschwerend kommt hinzu, dass die genetische Selektion fast ausschliesslich im Ausland mit Hennen in Käfighaltung durchgeführt wird, so dass die auftretenden Probleme nicht gezielt bekämpft werden können.»

Das Projekt «HenTrack» wird in hochmodernen, käfigfreien Haltungseinrichtungen das Verhalten, die Gesundheit und das Wohlbefinden einzelner Legehennen während der Legephase beobachten. Die Kombination von Verhaltensmustern mit Indikatoren für die Tiergesundheit und dem Wohlergehen der Tiere wird es ermöglichen, neue Merkmale (Phänotypen) in die Zuchtprogramme der industriellen Partner aufzunehmen. Dies wird dazu beitragen, gesündere und robustere Tiere für die käfigfreie Haltung zu züchten, und gleichzeitig deren Produktivität beizubehalten. «So werden wir Hühner mit gesünderer Genetik für die Schweiz und die ganze Welt züchten», sagt Toscano.

Für das Tierwohl und die Konsumentinnen und Konsumenten
«Die Züchtung von robusteren Rassen ist unerlässlich zur nachhaltigen Verbesserung des Tierwohls bei Legehennen. Hier zeigt sich, dass das ZTHZ für die Verbesserung des Tierwohls in der Schweiz, aber auch international eine herausragende Bedeutung hat», sagt Hans Wyss, Direktor des BLV.

Daniel Würgler, Präsident von GalloSuisse, der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten und Mitglied im Beirat von HenTrack, ergänzt: «HenTrack wird viele Vorteile für die Legehennen und die Produzenten in der Schweiz bringen. Unsere Organisation ist bestrebt, die höchsten Standards für Legehennen aufrechtzuerhalten, und wir freuen uns, dass unser Engagement nicht nur den Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz, sondern auch weltweit zugutekommt.»

Modernste Tracking-Methoden
Das ZTHZ konzentriert sich auf Verhaltensforschung, um ein besseres Verständnis für das Wohlergehen der Tiere zu entwickeln, und verwendet dafür neuartige Tracking-Methoden. Zu diesen gehört ein Mess-System mit Radiofrequenz-Identifikation und Mini-Empfängern, die am Bein der Hühner getragen werden. Dies ermöglicht die Erfassung relevanter Merkmale, ohne die Hennen zu stören – ein grosser Vorteil gegenüber den derzeitigen Zuchtmethoden. Mithilfe solcher Tracking-Methoden konnten konsistente Verhaltensmuster der Tiere aufgezeigt werden, beispielsweise wie sie die Innen- und Aussenbereiche des Stalls nutzen. Diese Methoden werden auch bei «HenTrack» zum Einsatz kommen. Da die Umgebung im Aviforum einem realen kommerziellen Legehennenstall entspricht, sind die gesammelten Daten sehr praxisnah, was sie für Zuchtunternehmen attraktiv macht.

Forschung für die Tierschutzpraxis
Der Versuchsstall des Zentrums für tiergerechte Haltung von Geflügel und Kaninchen (ZTHZ) mit Standort Zollikofen am Aviforum schafft optimale Bedingungen für die Entwicklung von neuen Ansätzen und Methoden zur Verbesserung des Tierwohls. Hier können die Forschenden unter kontrollierten Bedingungen zum Beispiel untersuchen, welche Art von Nest Legehennen zur Eiablage bevorzugen oder wie Sitzstangen angeordnet werden müssen, damit sich die Hennen unfallfrei fortbewegen können. Die Forschungsresultate dienen auch als Grundlagen für die Bewilligung von neuen Haltungssystemen und Stalleinrichtungen im Rahmen der Tierschutzgesetzgebung sowie zur Information und Beratung von Halterinnen und Haltern von Geflügel und Kaninchen.

Quelle: Universität Bern

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