Transport und Einstallung von Eintagsküken für die Mast – #TiHo-Tierschutztagung 2022

Dr. Birgit Spindler, TiHo

Anlässlich der TiHo-Tierschutztagung am 1./2. September hielt Dr. Birgit Spindler (TiHo) einen interessanten Vortrag über „Tierschutzanforderungen an den Transport von Eintagsküken zum Maststall“ und die anschließende Einstallung.

Der Transport von Eintagsküken darf maximal 24 Stunden dauern und die Tiere müssen spätestens 60 Stunden nach dem Schlupf beim Empfänger eintreffen. Denn der Inhalt des Dottersacks versorgt die Küken bis zu 72 Stunden nach dem Schlupf. Dennoch sollte die Transportzeit so kurz wie möglich gehalten werden und die Vögel, sobald sie im Maststall eingetroffen sind, mit Futter und Wasser versorgt werden. Die Vitalität der Küken leidet bei längerem Futterentzug, ein früher Zugang zum Futter fördert die Resorption des Dottersacks und vermindert so das Risiko einer Dottersackentzündung.

Beim Transport selbst werden geschlossene Fahrzeuge mit Zwangslüftung eingesetzt, in denen die Temperatur 25-30 Grad Celsius betragen soll. Eine kontinuierliche Kontrolle von Temperatur und Feuchtigkeit sei hier entscheidend, führte Dr. Spindler aus. Problematisch könnten jedoch gestapelte Kisten sein, weil der Luftaustausch u. U. unzureichend ist und das Tierverhalten nicht gut bewertet werden kann (Hecheln bei Hitzestress oder Zusammendrängen bei Kälte).

Bei der Vorbereitung des Maststalls müssten natürlich Hygiene- und Biosicherheits-Maßnahmen streng eingehalten werden. Mindestens zwei Tage vor der Einstallung sollte der Stall aufgeheizt werden. Die Lufttemperatur sollte vor Eintreffen der Küken 31-36 Grad Celsius erreicht haben, die Bodenplatte 30-32 Grad Celsius. Beides lässt sich mit einem Hand-Infrarotthermometer leicht überprüfen. (Die größten Probleme machten in der Praxis zu kalte Bodenplatten und zu hohe CO2-Konzentrationen aus.)

Erst nachdem der Stall ausreichend aufgeheizt ist, sollte geeignetes Einstreumaterial eingebracht werden. 600-800 Gramm je Quadratmeter Stallbodenfläche (max. 1.000 g) und eine Einstreuhöhe von wenigen Zentimetern empfiehlt die Geflügel-Spezialistin aus Hannover. Stehendes Wasser in den Tränkelinien erwärmt sich schnell und birgt dann ein erhöhtes Hygiene-Risiko. Deshalb sollten alle Tränkelinien kurz vor Ankunft der Küken nochmals gespült werden. Um den Jungvögeln das Auffinden des Wassers zu erleichtern, solle der Druck in den Tränkelinien so eingestellt werden, dass sich an den Nippeln Wassertropfen bilden. Allerdings dürfe das Einstreumaterial dabei nicht nass werden!

Zur Futterversorgung der Eintagsküken eignen sich gekrümelte Pellets, überlaufende Futtertröge und ein zusätzliches Angebot auf Papierbahnen unterhalb der Tränkelinien und entlang der Futtertröge: auf ca. 20-25% der Stallgrundfläche und ca. 50 Gramm je Tier. Das Kükenpapier sollte innerhalb der 1. Lebenswoche entfernt werden um Plattenbildung der Einstreu zu verhindern; alternativ gibt es selbstzersetzendes Papier.

Treffen die Küken am Stall ein, sollten sie – möglichst nah an der Stalltür – zügig entladen und große Temperaturschwankungen und Zugluft im Tierbereich vermieden werden. Die Tiere sollten aus den Kisten direkt auf die Futterbahnen gesetzt und dabei aus möglichst geringer Höhe aus den Kisten gekippt werden. Schon hierbei empfiehlt Birgit Spindler eine intensive Tierkontrolle, um die Kükenqualität einschätzen zu können und Gesundheitsprobleme frühzeitig zu erkennen.

Das Stallklima müsse einerseits dem Wärmebedürfnis der Küken gerecht werden, aber auch Schadgase (CO2 und NH3) sowie Feuchtigkeit aus dem Stall transportieren.: Temperatur 35-36 Grad Celsius, relative Luftfeuchte ca. 50 %, CO2 ˂ 3.000 ppm und NH3 ˂ 20 ppm. Ist es zu kalt im Stall gelingt die Startphase nur schlecht, die Tiere wachsen auseinander und sind krankheitsanfälliger. Zur Beurteilung der Stalltemperatur gibt auch das Tierverhalten gute Hinweise: vereinzeln sich die Küken stark, ist die Temperatur zu hoch, drängen sie sich zusammen ist sie zu niedrig. Bei richtiger Temperatur bilden sie dagegen kleine Grüppchen über die gesamten Stallfläche verteilt.

Bei der Beleuchtung sind Flackerfreiheit und Tageslichtspektrum wichtig. Direkt bei der Einstallung 20 Lux, gleichmäßig ausgeleuchtet, mit einer Hellphase von 4-6 Stunden. Danach eine Dunkelphase, die anschließend schon in das für die Mast typische Lichtprogramm übergeht. Dies komme der inneren Uhr der Vögel und damit dem Tierwohl entgegen, so Dr. Spindler.

Nach der ersten Tierkontrolle sollten die Küken etwa zwei Stunden Ruhepause zur Eingewöhnung bekommen. Bei der anschließenden Kontrolle sollte zunächst das Verhalten der gesamten Herde beurteilt werden: Verteilung im Stall, Lautäußerungen, Aktivität, Futter- und Wasseraufnahme. Bei der anschließenden Einzeltierkontrolle sollte das Augenmerk u. a. auf dem Nabelzustand liegen, eventuell kotverschmierten Kloaken und der Kloakentemperatur, Bewegungsstörungen und Kropffüllung. Vier Stunden nach Ankunft sollten 80% der Küken einen gefüllten Kropf haben (hierzu einfach palpieren) und die Kloakentemperatur sollte zwischen 39,4 und 41,1 Grad Celsius betragen.

Werden kranke oder verletzte Tiere bei der Kontrolle gefunden, müssen sie entweder unverzüglich abgesondert und behandelt oder tierschutzkonform getötet werden (s. u.).

Legeroboter

In den letzten Jahren wurden zwei Neuerungen eingeführt: „Early Feeding“ und „Schlupf im Stall“. Beim Early Feeding in der Brüterei bekommen Mastküken unmittelbar nach dem Schlupf Zugang zu Wasser, Futter und Licht.

Der „Schlupf im Stall“ erfolgt entweder im Spänebett auf Eierhorden (Nestborn, Van Hulst) oder per „on-farm-hatching“ (x-Treck.-System, vencomatic). Die Eier werden am 18. Bruttag geliefert und der Schlupf soll innerhalb von 24-48 Stunden im Stall erfolgen.

Probleme gibt es bei beiden Verfahren: Brütereien sind eigentlich nicht für die Tierhaltung zugelassen und Mastställe nicht als Brütereien. „Hatch Care“ verzichtet auf Einstreu – das aber nach TierSchutzNutzVo vorgeschrieben ist. Beim „Schlupf im Stall“ gibt es dafür Probleme bei der Abholung der Eierschalen.

Und schließlich: was geschieht mit nicht schlupffähigen Küken im Stall? Sie müssen vorschriftsmäßig getötet werden! Hierfür ist die Zerkleinerung mittels Homogenisator bei Küken bis zu 60 Stunden Lebensalter, für Embryonen im Ei und für nicht schlupffähige Küken die zulässige Betäubungs- und Tötungsmethode. Gas sei weder geeignet noch zulässig und jeder Tierhalter müsse geeignete Geräte vorhalten und Instand halten, sagte Birgit Spindler zum Schluss ihres Vortrags.

Einen ausführlichen Bericht über „Schlupf im Stall“ finden Sie im „Geflügel Spezial 2020“, hier zum kostenfreien Download.

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