Neue Tierschutz-Transportverordnung für Kälber – #TiHo-Tierschutztagung 2022

Ab dem 1. 1. 2023 dürfen Kälber frühestens ab dem 28. Lebenstag transportiert werden. Was dies für Milchviehhalter, Mäster und den Kälberhandel bedeutet, beleuchtete Dirk Albers (LWK Niedersachsen) auf der Tierschutztagung 2022.

Durch die verlängerte Haltung der Kälber im Herkunftsbetrieb entstehen zunächst zusätzliche Fütterungskosten, die Albers mit € 70,- bis € 90,- veranschlagt. Hinzu kämen Stroh, Wasser, Energie, Medikamente, Tierarzt- und Arbeitskosten. Am Ende summiere sich dies leicht auf € 220,- und mehr an Aufzuchtkosten für den Geburtsbetrieb.

In den meisten Betrieben werden aber auch Investitionen in Haltungseinrichtungen nötig. Für einen Kälberplatz könnten, je nach betriebsspezifischer Ausgangssituation, € 850,- bis zu € 4.500, – zusammenkommen. Würden für 100 Kühe und ganzjährige Abkalbung vier zusätzliche Kälberiglus benötigt, wären im günstigsten Fall dann € 3.400, – zu zahlen. Ein Betrag der für viele Betriebe, die ohnehin am Rand der Wirtschaftlichkeit arbeiten, durchaus erwähnenswert ist.

Hinzu komme die kurze Zeit bis zum Jahresende, in der nicht nur Iglus gekauft, sondern ggf. auch eine entsprechende Baugenehmigung eingeholt werden müsse. Viele Länder und Landkreise bestehen auf einer Genehmigung, entsprechend der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.

Allerdings seien neuerdings auch isolierte Kälberhütten mit Auffangwanne für Jauche und Milchreste auf dem Markt, die nach ersten Erfahrungen im LBZ Echem ihren Zweck gut erfüllen. Die Preise liegen jedoch zwischen € 2.500, – und € 3.000, – je Tierplatz. Ob die wenigen Anbieter eine hohe Nachfrage bis zum Jahresende befriedigen könnten, sei allerdings fraglich, meint Dirk Albers.

Da voraussichtlich bis Januar 2027 die Einzelhaltung von Kälbern abgeschafft würde (Bürgerinitiative „End the Cage Age“), empfiehlt die Kammer Haltungseinrichtungen anzuschaffen, welche die Vorgaben der TierSchNutzV erfüllen: 4,5 qm für Kälber im Alter von zwei bis acht Wochen in einer Gruppe bis zu drei Tieren!

Die Lösung durch Verlängerung der Zwischenkalbezeit die Kälberzahl zu verringern (und so Zusatzkosten zu sparen), sei nur bei hoher Milchleistung je Kuh und Laktation rentabel. Gesextes Sperma gehöre zu den Alternativen sowie auch die genomische Selektion von Kühen zur Eigenremontierung und der Einsatz von Fleischrassensperma für Kälber, die nicht zur Remontierung benötigt werden. Beim „beef on diary“ empfehle sich erfahrungsgemäß die Kreuzung von HF mit Fleckvieh eher bei älteren Kühen. Junge Kühe und solche mit schmalen Becken sollten eher mit Limousin belegt besamt werden, rät der Fachreferent für Rinderzucht und Rinderhaltung.

Unklar sei heute aber auch noch, ob die ausländischen Abnehmer von HF-Kälbern die schwereren Tiere überhaupt akzeptieren oder eher Handelspartner in anderen EU-Ländern suchen werden, in denen Kälber auch nach dem 1. 1. 23 schon ab dem 10. Lebenstag transportiert werden dürfen. Im Jahr 2020 wurden aus Deutschland 630.374 Kälber exportiert, davon allein 599.296 in die Niederlande! Was passieren wird, wenn in unserem Nachbarland die Tierzahl um 30% reduziert wird, sei eine weitere offene Frage.

Schließlich gäbe es auf Seiten der Transporteure weitere Knackpunkte, wie den erhöhten Platzbedarf für schwerere Kälber in Transportfahrzeugen und Sammelstellen sowie schwierigeres Handling von Kälbern mit mehr als 70 kg Lebendgewicht, die alle zur Erhöhung der Transportkosten führen dürften.

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