Eutergesundheit im Fokus

Von Alexandra Koch, LWK Niedersachsen

Für Milchviehhalter sind die wirtschaftlichen Verluste durch eine Erkrankung des Euters enorm: Jede einzelne Euterentzündung belastet das Betriebsergebnis durchschnittlich mit über 400 €. Auch das Tierwohl wird auf Grund der auftretenden Schmerzen beeinträchtigt. Für den Betriebsleiter entsteht außerdem ein zusätzlicher Arbeitsaufwand. Zudem werden die Möglichkeiten der antibiotischen Mastitisbehandlung künftig noch stärker eingeschränkt, denn als Reaktion auf das zunehmende Auftreten resistenter Krankheitserreger strebt die EU eine deutliche Reduktion des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung an. Eutererkrankungen müssen daher zukünftig noch stärker durch eine optimale Vorbeugung vermieden werden. Um Landwirte dahingehend fit zu machen, bot die Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Rahmen des Projektes Netzwerk Fokus Tierwohl zwei Online Seminare zum Thema „Eutergesundheit im Fokus“ an. Bei beiden referierte Dr. Andreas Steinbeck, Fachreferent für Rindergesundheit bei Boehringer Ingelheim.

Das richtige Trockensteher-Management
Im ersten Teil wurde die Trockenstehphase genauer beleuchtet. Hierzu wurden einleitend die bedeutendsten Erregerstämme vorgestellt sowie auf Risikofaktoren zur Ausbildung einer Mastitis eingegangen. Zum einen spielt dabei die Haltungsumwelt eine entscheidende Rolle, aber auch Parameter wie die Jahreszeit, die Fütterung der Kühe oder die Methode zum Trockenstellen sind einflussgebend. Darüber hinaus gibt es auch Kuh-individuelle Prävalenzen für das Ausbilden einer Euterentzündung. Ausschlaggebend sind dabei unter anderem das Alter, die Erkrankungshistorie, die Höhe der Milchproduktion zum Trockenstellen oder auch die teilweise rassebedingten Unterschiede beim Ausbilden des Keratinpropfes im Strichkanal.

Im weiteren Verlauf ging der Experte auf die verschiedenen Strategien zum Trockenstellen sowie deren Vor- und Nachteile ein. Das generelle antibiotische Trockenstellen stellt dabei die historische Methode dar. Zwar können damit bestehende Infektionen ausheilen und auch das Risiko einer Neuinfektion wird reduziert, allerdings wird der routinemäßige Einsatz von Antibiotika heutzutage gesellschaftlich weitestgehend abgelehnt. Eine Ausbildung von Resistenzen kann begünstigt werden. Darüber hinaus besteht bei gesunden Tieren keine Notwendigkeit für den Einsatz eines Antibiotikums zum Trockenstellen, für einen vorbeugenden Einsatz fehlt die Legitimation. Einzelne Betriebe sowie Lehr- und Forschungseinrichtungen wenden bereits das sogenannte viertelselektive Trockenstellen an, bei dem nur infizierte Viertel antibiotisch behandelt werden. Ein genaues Wissen um die Gesundheit der einzelnen Euterviertel wird hier in der Regel durch Viertelgemelksuntersuchungen im Labor abgesichert. Muss eine antibiotische Trockenstellbehandlung durchgeführt werden, erfolgt die Auswahl des Wirkstoffs nach Antibiogramm (Resistogramm).

Aufpassen bei der Eutertubenspitze


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