Von Dr. Heike Engels
Neben PCV2 gibt es mittlerweile auch schon PCV3 und PCV4, wie Dr. Elisabeth Streckel, Tierärztin bei Boehringer Ingelheim, kürzlich auf einer online-Fortbildungsveranstaltung informierte. „PCV1 war das erste entdeckte porzine Circovirus, es ist aber nicht krankmachend. Gut 20 Jahre später wurde PCV2 entdeckt, mittlerweile sind neun verschiedene Genotypen bekannt (PCV2a-i). In der Praxis häufig zu finden und damit im Feld relevant sind aber nur PCV2a, b und d, vor denen z.B. der bewährte marktführende Impfstoff verlässlich schützt. PCV3 wurde 2015 erstmals beschrieben und konnte mittlerweile schon in vielen Ländern nachgewiesen werden, man kann von einer weltweiten Verbreitung sprechen. Der „Neuling“ PCV4 wurde 2019 in China nachgewiesen, bis jetzt ist über dieses Virus aber wenig bekannt. Ein Nachweis in Europa ist bislang noch nicht gelungen.“
PCV3 stimmt nur gering mit PCV2 überein
Zu PCV3 liegen bereits diverse Veröffentlichungen vor. Es ist in mehrere Genotypen eingeteilt, hat eine geringe Mutationsrate und stimmt mit PCV2 im Kapsidprotein genetisch nur zu 26 % überein. Die beschriebenen Symptome von PCV3 gehen über Fruchtbarkeitsstörungen, eine gestiegene Mortalität bei Sauen und Hautflecken wie bei PDNS bis zu multisystemischen Entzündungen bei Ferkeln. PCV3 ist offenbar weit verbreitet, in vielen Probenmaterialien zu finden und auch bei gesunden Tieren nachzuweisen.
„Es ist noch unklar, ob PCV3 ein relevantes Pathogen ist bzw. ob das Virus ursächlich ist oder assoziiert mit einem anderen Pathogen oder Kofaktor für die Erkrankungen verantwortlich ist. Bisher gibt es noch keine Untersuchung, ob die Impfstoffe wirken. Da PCV3 aber so unähnlich ist zu PCV2, ist eine Kreuzprotektion der bestehenden PCV2-Impfstoffe sehr unwahrscheinlich. Für die Zukunft ist deshalb zu klären, in welcher Art PCV3 tatsächlich Krankheiten auslösen kann“, so Dr. Streckel.
Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt 4/2022. Hier geht’s zum kostemfreien Abo.