Die Bedeutung der Nutztiere für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion – #DAF-Tagung 2022 – Teil III

© W. Windisch

Eindringlich schilderte Prof. Wilhelm Windisch (TUM) in seinem Vortrag welche Mengen Nahrung verloren gingen, würde die Menschheit auf tierisches Eiweiß verzichten. Denn, wie er bereits 2021 in einem ausführlichen Hoftierarzt-Interview vorrechnete, erzeugt 1 kg veganes Lebensmittel mindestens 4 kg nicht essbare Biomasse.

Betrachtet man die Verteilung der insgesamt in Deutschland geernteten Biomasse, ergibt sich folgendes Bild (zum Vergrößern bitte anklicken):

Daten aus Vorndran (2022)

Zum Beispiel lassen sich aus 1 kg Hafer 380 g Haferdrink gewinnen. Es bleiben aber 250 g Kleie und 370 g Reststoffe übrig. Aus 1 kg Soja können 200 g Öl gepresst werden, es bleiben 80 g Schalen und 250 g Reststoffe. 1 kg Lupine liefert 300 g Protein, aber auch 240 g Schalen, 410 g Reststoffe – und 50 g toxisches Öl.

Nutztiere jedoch liefern Nahrungseiweiß und Kilokalorien aus der begrenzten Fläche im Umfang von 50-100% der veganen Nahrung. Ohne Nahrungskonkurrenz, allein aus ohnehin anfallenden nicht-essbarer Biomasse und sie liefern wertvollen Dünger für die Kreislaufwirtschaft.

Der Nettogewinn aus 4 kg nicht-essbarer Biomasse beträgt (abzgl. Aufzuchtfutter):

• Grünland, Koppelprodukte (Wiederkäuer): mindestens 3 L Milch = 2.000 kcal = 100 g hochwertiges Eiweiß.

• Nebenprodukte (Schweine, Geflügel): mindestens 400 g Fleisch = 1.000 kcal = 90g Eiweiß.

• In-Vitro-Fleisch wird erst dann zur Alternative, wenn es mit nicht-essbarer Biomasse „gefüttert“ werden kann. Heute benötigt es noch höchstwertige Glucose, Aminosäuren etc., vergleichbar mir parenteraler Ernährung, und steht ebenso in Nahrungskonkurrenz zum Menschen.

Optimale Futtereffizienz und Pflanzenzüchtung auf hohen Futterwert, verarbeitungstechnologische Separierung, Kaskadennutzung und präzise Fütterung gehören ebenso zum Konzept.

Die in einem solchen Szenario begrenzte Futtermenge senkt allerdings automatisch die Gesamtproduktion an Rindfleisch und Milch deutlich, noch stärker beim Schweinefleisch und insbesondere bei Geflügelfleisch und Eiern. Der vielerorts geforderte Fleischverzicht wäre also unvermeidlich, würde die Nahrungsmittelversorgung so konsequent nach „Teller-Trog-Tank“ priorisiert. Ob allerdings eine Mehrheit etwa mit nur noch 10% der heutigen Eiermenge zufrieden wäre, ist eine andere Frage. Ein Stück Kuchen würde dann zum absoluten Luxusartikel.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein