Die Zwischendesinfektion spielt bei der Melkhygiene eine große Rolle. Sie reduziert die Gefahr der Erregerübertragung beim Melken von Euter zu Euter und hilft so der gefürchteten Mastitis vorzubeugen, vor allem wenn kuhassoziierte Erreger in der Herde vorhanden sind. Dazu zählt u.a. Staphylococcus aureus. Denn Milchreste im Zitzengummi können auch Erreger enthalten, die beim Melken auf die nächste Kuh übergehen. Deswegen gibt es die Empfehlung, nach jeder Melkung einer Kuh das Melkzeug einer Zwischendesinfektion mit Peressigsäure oder Heißwasserdampf zu unterziehen. Bei automatischen Melksystemen ist die Zwischendesinfektion des Melkzeugs mittlerweile Standard, aber auch manuell ist sie eine häufig durchgeführte Maßnahme. Doch funktioniert diese Desinfektion auch immer zuverlässig?
Tupferproben können die Wirksamkeit dieser Maßnahme überprüfen. Doch die Probennahme ist noch schwierig, weil es bisher kein Standardverfahren gibt. Dies hat zur Folge, dass die Proben an unterschiedlichen Stellen im Zitzengummi genommen werden. Außerdem können die Art der Tupfer, der Zeitpunkt der Probennahme oder der Transport Einfluss auf das Ergebnis haben.
Deshalb arbeiten Wissenschaftler und Praktiker nun an einem standardisierten Verfahren für Tupferproben. Daran beteiligt sind der Eutergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie die Milchtierherden-Betreuungs- und Forschungsgesellschaft mbH MBFG in Wunstorf. Es handelte sich bei den Versuchen um einen Naßtupfer mit Konservierungsmittel, der als Feuchttupfer sofort einsatzfähig war. 34 Betriebe waren in das Projekt einbezogen, aus denen 180 Proben gezogen wurden. Die Probennahme erfolgte nach der automatischen Zwischendesinfektion. Der Versand erfolgte in einer Kühlbox. Eine möglichst niedrige Temperatur verhinderte die Keimvermehrung während des Transportes.
Eine keimfreie Oberfläche wurde nicht gefunden, ist aber auch nicht gefordert. Das vorläufige Ergebnis des Projektes ergab, dass etwa 30 % der Tupferproben in einem sehr guten Bereich lagen, und das sowohl mit Peressigsäure als auch mit Dampf. Etwa 22 % der Tupferproben lagen im mangelhaften Bereich. Dies ließ sich mit Dosierungs- oder Einstellungsfehlern erklären bzw. mit Funktionsstörungen beim Heißdampf.
Insgesamt zogen die Beteiligten das Fazit, dass die Tupferprobe mit der entsprechenden Standardisierung eine praxistaugliche und kostengünstige Methode werden kann, um die Qualität der Zwischendesinfektion des Melkzeugs zu überprüfen.
Quelle: Dr. Heike Engels & Wochenblatt Westfalen 23/2022