Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Rohproteingehalte im Futter auf Ammoniak- und Treibhausgasemissionen im Milchviehstall

Die Agroskop Forschungsgruppe Wiederkäuerernährung und -emissionen und das Empa Labor für Luftverschmutzung / Umwelttechnologie in der Schweiz haben die Emissionen zweier mit unterschiedlicher Ration gefütterter Herden im praktischen Maßstab verglichen.

Dabei reduzierte ein geringerer Rohproteingehalt in der Nahrung deutlich die Ammoniak- und Lachgasemissionen. Nahrungsprotein, Stickstoffausscheidung im Urin und Milchharnstoffgehalt zeigten Zusammenhänge. Höhere Temperaturen und Windgeschwindigkeiten erhöhten die Ammoniak- und Lachgasemissionen. Temperatur und Windgeschwindigkeit beeinflussten die Ammoniakemissionen stärker bei höheren Proteingehalten.

Im Abstract zu ihrer Studie schreiben die Schweizer:

„Weniger Rohprotein (crude protein = CP) in der Nahrung kann die Stickstoffausscheidung von Milchkühen verringern und ihr Potenzial zur Bildung von Ammoniak (NH3) und Lachgas (N2O) senken. Die Zusammensetzung der Nahrung könnte sich auch auf die Emissionen von Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2) auswirken. Bisherige Studien untersuchten jedoch nicht den Effekt der in der Schweiz üblichen Rationen mit unterschiedlichen CP-Werten auf die NH3- und Treibhausgasemissionen im praktischen Maßstab.

In einem Fall-Kontroll-Ansatz haben wir die Emissionen (NH3, N2O, CH4, CO2) in zwei getrennten, aber identischen Abteilen eines natürlich belüfteten Liegeboxenstalls für laktierende Milchkühe über sechs Tage mithilfe einer Tracer-Ratio-Methode quantifiziert. Kühe in einem Abteil erhielten ein Futter mit 116 g CP pro Kilogramm Trockenmasse (TM), im anderen Abteil 166 g CP pro Kilogramm Trockenmasse (TM). Anschließend wurde die Ernährung für eine zweite 6-tägige Messphase umgestellt.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Ernährung neben der Außentemperatur und der Windgeschwindigkeit im Stall zu einem Anstieg der NH3- und N2O-Emissionen führte. Die Reduzierung der NH3- und N2O-Emissionen pro Großvieheinheit (GVE) betrug im Durchschnitt 46 % bzw. fast 20 % für das Futter mit niedrigem CP-Wert im Vergleich zum höheren CP-Wert. Darüber hinaus wurden starke Zusammenhänge zwischen dem CP-Gehalt der Nahrung, der N-Ausscheidung im Urin und dem Milchharnstoffgehalt beobachtet. Eine erhöhte Temperatur bzw. Windgeschwindigkeit führte zu einem deutlichen Anstieg der NH3-Emissionen. Unterschiede in den CH4- und CO2-Emissionen pro GVE deuteten auf einen signifikanten Einfluss der Ernährung hin, der nicht auf den CP-Gehalt zurückgeführt werden kann. Unsere Studie auf Herdenebene hat gezeigt, dass eine signifikante Reduzierung der NH3- und N2O-Emissionen im Zusammenhang mit LU, energiekorrigierter Milch sowie der Trockenmasseaufnahme durch die Senkung des CP-Gehalts in der Nahrung erreicht werden kann.“

Energietechnisch wurden die Rationen mit etwa 29 kg Milch pro Tag berechnet. Nach dem Melken am Nachmittag wurde den Kühen beider Versuchsgruppen Ad-libitum-Zugang zu jeweils verschiedenen Konzentraten gewährt, eine energiereich und eine proteinreich, wurden individuell nach Milchleistung und Körperkonditionsbewertung per Futterautomat gefüttert. Die Kühe hatten außerdem ständigen Zugang zu Wasser. Gemessen wurde dann ein energiekorrigierter Milch-ECM-Ertrag pro Kuh (kg d−1). Für niedrigen CP-Gehalt 24.8 l ± 0.8 und für hohen CP-Gehalt 27.8 l ± 2.3.

Originalstudie:
Schrade et al.: Auswirkung von Futtermischungen mit unterschiedlichen Rohproteingehalten auf die Ammoniak- und Treibhausgasemissionen eines natürlich belüfteten Milchviehstalls

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969723036501?via%3Dihub