Inzwischen über 1.000 Wölfe in Deutschland – Risszahlen nehmen dramatisch zu

Im Rahmen der Anhörung im Umweltausschuss des Deutschen Bundestags zum Wolf fordert der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Eberhard Hartelt, eine sachliche Diskussion. Dazu gehöre auch die ehrliche Offenlegung von Zahlen. „Wir müssen bereits von über 1.000 Wölfen in Deutschland ausgehen. Es dürfe nicht immer nur verharmlosend die Anzahl der Rudel oder erwachsenen Einzeltiere genannt werden“, betont Hartelt. „Eine Koexistenz zwischen Wolf und Weidetierhaltung in Deutschland braucht die Regulierung des Wolfes“, so Hartelt.

Nach einer Schätzung des Deutschen Bauernverbandes gibt es Anfang 2018 über 1.000 freilebende Wölfe in Deutschland. Die Zahlen basieren auf der Grundlage der offiziellen Wolfsstatistik des DBBW/BfN für das Jahr 2016 und einer Hochrechnung für das Jahr 2017 auf Basis von Angaben über die Anzahl von Wölfen pro Rudel des NABU. Entsprechend dieser rasanten Zunahme an Wölfen ist auch die Zahl der gerissenen Tiere in der Landwirtschaft dramatisch gestiegen. Allein in Niedersachsen wurden 2017 durch Wölfe 403 Nutztiere getötet. Ein Jahr vorher waren es noch178 Risse, was mehr als einer Verdoppelung innerhalb nur eines Jahres entspricht. Damit kommt es bundesweit auf schätzungsweise rund 1.500 Risse im Jahr 2017. „Wir sehen, dass der Herdenschutz alleine nicht funktioniert. Mehr Wölfe bedeuten automatisch mehr Risse. Wir brauchen dringend ein aktives Wolfsmanagement und einen konsequenten Schutz der Weidetiere“, sagt DBV-Präsident Joachim Rukwied.

Zur Berechnung:

Das Bundesamt für Naturschutz spricht für das Jahr 2016 lediglich von 60 Wolfsrudeln und 13 Paaren in Deutschland. Dabei wird ignoriert, dass nach Angaben des NABU jedes Rudel nicht nur aus den 2 erwachsenen Wölfen, sondern auch aus 6 bis 8 Welpen und 2 bis 4 Jährlingen besteht.

Nach den amtlichen Zahlen der Wolfsstatistik ist für das Jahr 2016 somit von einer Wolfspopulation von ca. 630 bis 870 Tieren auszugehen. Für das Jahr 2017 unter Berücksichtigung der aktuellen jährlichen Zuwachsrate der Wolfspopulation in Höhe von 30 Prozent schätzt der DBV den Wolfsbestand auf 800 bis 1.100 Tiere für Anfang 2018. Der gute Erhaltungszustand der Wolfspopulation dürfte damit bereits mit den in Deutschland lebenden Wölfen erreicht sein, obgleich die Wölfe Teil einer sehr viel größeren zentraleuropäischen Flachlandpopulation sind. Danach ist der Wolf nicht mehr im Bestand gefährdet und kann nach EU-Naturschutzrecht reguliert werden.

Quelle: Deutscher Bauernverband

Die neue AMI Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2018

In 2017 war die Rindfleischerzeugung in Deutschland leicht rückläufig, für 2018 wird mit einer stabilen Produktion gerechnet. Zugleich erfreut sich Rindfleisch einer zunehmenden Beliebtheit. Gewinnen die Importe, etwa von hochwertigem Rindfleisch aus Argentinien, weiter an Bedeutung?

Bei der Vermarktung von deutschem Schweinefleisch erschweren der starke Euro und der intensive Wettbewerb den globalen Handel. Die größte Sorge bleibt aber die Afrikanische Schweinepest und deren Ausbreitung von Osteuropa in Richtung Westen. Wie setzt sich die Entwicklung am Schlachtschweinemarkt fort? Wie verändern sich die Warenströme im nationalen und internationalen Handel?

Die AMI-Marktexperten haben dazu ausführliche Fakten und Daten in der AMI Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2018 zusammengestellt. Das Jahrbuch zeigt aktuelle Trends an den deutschen und europäischen Märkten sowie dem Weltmarkt auf. Zusätzlich veranschaulichen AMI Markt Charts die Zusammenhänge. Marktbeteiligte erhalten durch die Bewertung der Einflussfaktoren auf das Marktgeschehen eine solide Grundlage für ihre strategischen Entscheidungen.

Die aktuellen und umfassenden Daten beleuchten die nationalen und internationalen Märkte für Rinder, Schweine und Schafe. Dazu gehören Inlandserzeugung von Vieh und Fleisch, Absatz, Verarbeitung, Außenhandel sowie Verbrauch und Preise. Über 170 Tabellen mit ausführlichen Zeitreihen bieten zudem umfangreiche Vergleichsmöglichkeiten mit den eigenen Unternehmens- und Branchendaten.

Die AMI Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2018 ist ab dem 23. April 2018 lieferbar. Die Buchausgabe im A5-Format hat 178 Seiten und kostet 207,60 EUR zzgl. 7 % MwSt. und Versand.

Mit dem „eBook plus“ als pdf-Dokument werden zusätzlich alle Kennzahlen zu Deutschland, der EU und der Welt als Excel-Tabellen bereitgestellt. Die digitale Ausgabe steht ab sofort zum Download zum Preis von 329,00 EUR zzgl. 19 % MwSt. zur Verfügung.

Beide Versionen können bequem im AMI Shop online bestellt werden.

Quelle: AMI

Optimistische Hühner trotz Stress

Hühner, die in einer komplexen Umgebung aufwachsen, bewahren sich eine optimistische Sicht auf das Leben und bewältigen Stress besser, sagen Forscher der Universität Linköping, Schweden.

Um überhaupt optimistische von pessimistischen Hühnern unterscheiden zu können, wurde Küken zunächst beigebracht, Schwarz und Weiß zu unterscheiden, wobei eine der Farben eine Belohnung versprach.

Hatten die Küken gelernt, wo sich die Belohnung verbag, wurden sie mit grauen Symbolen konfrontiert. Hühner, die auf die gleiche Weise wie auf die „Belohnungs-Farbe“ reagierten, stuften die Wissenschaftler dann als optimistisch ein. Die anderen Tiere galten als weniger optimistisch.

Hühner die als optimistisch eingestuft wurden, zeigten auch höhere Dopaminwerte und beim Menschen korreliert Dopamin mit Wohlbefinden und Optimismus.

In ihrer Studie verglichen die Schweden dann Hühner, die in einer eher sterilen Umgebung, mit denen, die in einer komplexeren und stimulierenden Umgebung aufgewachsen waren. „Ein interessantes es zeigte sich, dass Hühner aus beiden Umgebungen gleichermaßen optimistisch waren, bevor sie Stress ausgesetzt wurden.

Stress induzierten die Forscher, indem sie Gegenstände in den Ställen bewegten und die Hühner Licht- und Geräuschen in unregelmäßigen Intervallen aussetzten. Die Tiere waren solchen Belastungen für eine begrenzte Zeit ausgesetzt. Nur wenn die Hühner Stress ausgesetzt waren, zeigten sich Unterschiede: Individuen, die in einer einfacheren Umgebung gelebt hatten, verloren nach Stress ihre optimistische Einstellung, während Hühner in einer komplexeren Umgebung ihre optimistische Einstellung behielten und somit besser in der Lage schienen Stress bewältigen.

„Wenn ein Huhn sich unter etwas verstecken oder irgendwo hoch fliegen kann, kann es eine stressige Situation besser bewältigen. Wir glauben, dass die Möglichkeit, die Situation besser zu kontrollieren, dazu führte, dass diese Tiere auch nach einer Periode mit erhöhtem Stress optimistisch bleiben konnten“, zitiert Scientific Reports die Ethologin Josefina Zidar.

Quelle

Original-Studie

Bayer und World Farmers’ Organisation unterstützen mit Care4Cattle das Wohlergehen von Rindern

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Globale Care4Cattle-Initiative unterstützt innovative Ansätze zur Steigerung des Wohlergehens von Rindern in landwirtschaftlichen Betrieben mit 30.000 Euro.

Jeden Tag kümmern sich Rinderhalter mit beeindrucken¬dem Engagement um das Wohlergehen und die Gesundheit ihrer Tiere. Um ihren Einsatz zu unterstützen, hat Bayer in Zusammenarbeit mit der World Farmers’ Organisation (WFO) die globale Care4Cattle-Initiative ins Leben gerufen, die innovative Ansätze zur Förderung des Tierwohls mit insgesamt 30.000 Euro fördern wird.

Das Tierwohl betrifft sowohl die physische als auch mentale Gesundheit der Vierbeiner. Verbesserungen in diesem Bereich erfordern einen fortwährenden Prozess, Zusammenarbeit und Engagement. Die Initiative Care4Cattle bietet Fördergelder für Tierärzte in der Großtierpraxis, Landwirte und für Wissenschaftler, die daran arbeiten, das Wohlergehen von Milchkühen und Mastrindern in landwirtschaftlichen Betrieben mit innovativen und praxisorientierten Ansätzen zu steigern.

„Care4Cattle ist unsere neue spannende Initiative zur Förderung des Tierwohls, und wir freuen uns, dass wir dabei mit der World Farmers’ Organisation zusammenarbeiten können. Mit Care4Cattle unterstützen wir Rinderhalter dabei, das Wohlergehen ihrer Tiere zu fördern, ermutigen zu innovativen Denkansätzen und helfen mit, großartige Ideen zum Tierwohl Wirklichkeit werden zu lassen. Wir kümmern uns um das Tierwohl, weil wir das für richtig und notwendig halten“, betonte Dirk Ehle, Head of Animal Health bei Bayer.

Theo De Jager, Präsident der World Farmers’ Organisation, erklärt: „Das Tierwohl gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung. Die wirksame Umsetzung nachhaltiger Standards für das Tierwohl erfordert ständige Innovation und starke Partnerschaften zwischen Landwirten, Unternehmen und allen Ebenen der öffentlichen Verwaltung und der Gesellschaft. Deshalb sind wir sehr froh, bei diesem Projekt mit Bayer zusammenarbeiten zu können. Wenn das Wohlergehen der Rinder in den Betrieben gesteigert wird, kommt das letztendlich auch den Landwirten zugute.“

Über Care4Cattle

Die Care4Cattle-Initiative bietet Akteuren in der Rinderhaltung finanzielle Unterstützung, um das Wohlergehen von Milchkühen und Mastrindern in den landwirtschaftlichen Betrieben zu fördern. Bayer stellt dazu insgesamt 30.000 Euro für Projekte bereit, die von einer Jury ausgewählt werden. Diese setzt sich aus unabhängigen Experten im Bereich Tierwohl sowie Vertretern von Bayer und der World Farmers’ Organisation zusammen.

Um die Fördergelder bewerben können sich Landwirte, Rinderhalter, praktizierende Tierärzte, die zur Umsetzung von Maßnahmen für das Tierwohl eng mit Landwirten zusammenarbeiten, sowie Wissenschaftler und Studenten in den Bereichen Tiermedizin oder Landwirtschaft, die bei der Erforschung des Tierwohls mit Landwirten zusammen arbeiten. Die Projekte müssen innovative, praxisorientierte Ansätze zur Förderung des Wohlergehens von Rindern in landwirtschaftlichen Betrieben beinhalten. Bewerbungen werden bis zum 25. Juni 2018 entgegen genommen.

Weitere Informationen zu Care4Cattle und zur Teilnahme

Quelle: Bayer Vital

Der Verdrängungswettbewerb in der Schlacht- und Fleischverarbeitungsindustrie hielt im abgelaufenen Jahr unvermindert an und hinterlässt Spuren. Nicht jeder Name des Vorjahres-Rankings findet sich 2017 wieder. Dementsprechend konnten andere Unternehmen die Zahl der Schlachthaken erweitern bzw. intensiver nutzen und die Plätze besetzen. Die ISN hat bei den Schlachtunternehmen die neuesten Entwicklungen und Trends abgefragt und im bekannten ISN-Schlachthofranking zusammengefasst.

Platz 1: Tönnies investiert in Wurstherstellung

Der Marktführer konnte seine Position bezogen auf die Anzahl der geschlachteten Schweine im vergangenen Jahr ausbauen. Dieses ist insbesondere auf den Ausbau des Standortes in Schleswig-Holstein zurückzuführen. Der Schlachthof in Kellinghusen wird Schritt für Schritt modernisiert und die Kapazitäten sollen auf jährlich 1,7 Mio. Schweine aufgestockt werden. Deutlich stärker als in zusätzliche Schlachthaken investierte Tönnies im vergangenen Jahr in die Verarbeitungskapazitäten.
Gerade im ersten Halbjahr hat eine regelrechte Insolvenzwelle, ausgelöst durch gestiegene Rohstoffpreise, die Wurstindustrie überrollt. Ein Nutznießer war Tönnies, der u.a. die Lutz-Fleischwaren sowie die Unternehmen Astro und Marten übernehmen konnte. Auch der Streit der Eigentümerfamilien konnte im vergangenen Jahr mit einer Neustrukturierung der Gesellschaften und der Unternehmensführung beigelegt werden.

Platz 2: Vion konzentriert sich auf wirtschaftliche Standorte

Das Unternehmen Vion konnte die Schlachtzahlen aus dem Vorjahr nicht halten. Hauptgrund für den Rückgang dürfte die Schließung des Standortes im niedersächsischen Zeven im April 2017 gewesen sein. Der Druck auf dem hart umkämpften Fleischmarkt sei zu hoch, um diesen Standort wirtschaftlich zu betreiben, hieß es seinerzeit. Stattdessen soll der Standort in Emstek, der über die Exportlizenz nach China verfügt, auf
80.000 Schweine/Woche ausgebaut werden. Hinsichtlich der Preis- und Bezahlmodelle könnte Vion in Deutschland bald neue Wege gehen. In den Niederlanden werden bereits über Verträge deutlich breitere Preismasken sowie längerfristige Abrechnungspreise angeboten, um das Anlieferverhalten der Landwirte zu glätten und die Gesamtwirtschaftlichkeit für beide Parteien zu erhöhen. Ob diese Programme auch in Deutschland eingeführt werden, dürfte sich in 2018 zeigen.

Platz 3: Westfleisch auf Expansionskurs

Die westfälische Genossenschaft sieht sich durch den Geschäftsverlauf
2017 auf einem durchweg positiven Weg. Gerade in der genossenschaftlichen Struktur und damit der Nähe zur Landwirtschaft sehen die Westfalen einen Vorteil, der gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel und damit dem Verbraucher kommuniziert werden kann. Für die Zukunft stehen die Zeichen dementsprechend weiter auf Wachstum. Insbesondere die Kapazitäten in Oer-Erkenschwick sollen nach den Westfleisch-Plänen auf ca. 100.000 Schweine/Woche erhöht werden.

Mittelstand: Positive Entwicklungen

Auf den Plätzen 4-10 gibt es, gemessen an den Stückzahlen, durchweg positive Entwicklungen. Angesichts des rückläufigen Gesamtmarktes sind diese Ergebnisse durchaus überraschend. Allerdings zeigen die Zahlen nicht die ganze Wahrheit, da mit der Insolvenz der Vogler-Unternehmensgruppe der fünftgrößte Schlachtbetrieb im vergangenen Jahr aus dem Markt und damit aus dem Ranking ausschied. Die Kapazitäten in Steine und Bremen stehen bis heute still, wodurch die übrigen Unternehmen, insbesondere in Norddeutschland profitieren konnten. Mit besonders hohen Wachstumszahlen stechen Danish Crown und die Willms Gruppe (ehemals Düringer Fleischkontor) heraus. Danish Crown konnte mit der Übernahme der Teterower Fleisch GmbH die Schweine- und Rinderschlachtungen in Deutschland erheblich steigern. Die Willms-Gruppe übernahm nach der Mehrheitsbeteiligung am Düringer Fleischkontor im vergangenen Jahr auch den Bochumer Fleischhandel mit einer Schlachtkapazität von ca. 400.000 Schweinen/Jahr.

Ausblick: Branche vor Strukturkrise – Haltungskennzeichnung als Antwort?

Die gesamte Schweinefleischbranche sieht sich aktuell massiven Herausforderungen gegenüber, die auch die Schlachtunternehmen im Speziellen treffen werden. Hinsichtlich des Ausstiegs aus der betäubungslosen Ferkelkastration Ende 2018 fehlt noch immer eine praktikable Lösung, die die Wirtschaftlichkeit gegenüber den Nachbarländern nicht gefährdet und gleichzeitig eine breite Akzeptanz im Fleischmarkt hat. Eine noch größere Bedrohung wird von vielen Unternehmen in der Afrikanischen Schweinepest gesehen, die nur wenige hundert Kilometer vor der deutschen Grenze in Polen und Tschechien grassiert. Sollte das Virus auch in Deutschland auftreten, könnten die Fleischunternehmen die Exportlizenz für viele Drittlandstaaten zumindest für einen gewissen Zeitraum verlieren, mit erheblichen finanziellen Einbußen. Hier ist die Politik gefragt, in den Veterinärzertifikaten mit den Abnehmerländern die notwendigen Unterscheidungen zwischen dem Auftreten in Haus- und Wildschweinebeständen zu verhandeln.

Nicht zuletzt zeigen die Insolvenzen des vergangenen Jahres, wie stark die enormen Preisschwankungen die Liquidität aller Betriebe der Wertschöpfungskette belasten. „Vor dem Hintergrund der zahlreichen Herausforderungen in Deutschland und dem stetig zunehmenden Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen EU-Staaten zeigen sich viele Marktbeteiligte durchaus offen gegenüber den Diskussionen über eine Haltungskennzeichnung in Deutschland“, so die Einschätzung von ISN-Marktexperte Matthias Quaing. „Zu vermeiden ist ein Label-Wirrwarr.
Wenn es jedoch gelingt, die gesamte Kette, vom Ferkelerzeuger bis zur Fleischverarbeitung, in ein einheitliches System zur Haltungs- und Herkunftskennzeichnung zu integrieren, könnte das mittelfristig ein Bonus im Vertrauen der Lebensmittelhändler und Verbraucher in deutsches Schweinefleisch bedeuten“ appelliert Quaing an eine ganzheitliche und für die Branche machbare Umsetzung von möglichen staatlichen Programmen.

Quelle: ISN

Gesundheitstränker – Neue Wege zur Antibiotika-Reduktion in der Schweiz

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Auch in der Schweiz ist Antibiotika-Reduktion in der Nutztierhaltung ein heißes Thema. In enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) hat der Schweizer Kälbergesundheitsdienst (KGD) ein spezielles Forschungsprogramm für die Kälbermast gestartet und vergleicht die Einstallung von „Gesundheitstränkern“ mit herkömmlich aufgezogenen Tränkern (Tränker = Kalb von ca. 75 kg ab Geburtsbetrieb).

Konkret geht es um die Optimierung von Haltung, Fütterung und um die Impfung des Kalbes in den ersten Lebenswochen, wie Dr. Corinne Bähler, Kälberspezialistin beim KGD, im Interview erläutert. Kolostrum-Versorgung, ad libitum Versorgung mit Milch, Selen- und Eisengaben sowie die Impfung gegen Rindergrippe bereits am 7. Lebenstag gehören zum Programm.

Die Faktorenkrankheit „Rindergrippe“ steht im Fokus und die Impfung auf dem Geburtsbetrieb stellt einen Teil der Untersuchungen dar. Ob die Impfung auf dem Geburtsbetrieb in der Praxis tatsächlich nur Vorteile bringt, ist eine der entscheidenden Fragen. Kommt ein Kalb etwa schon vor der Impfung in Kontakt mit den Erregern der Rindergrippe, kann die Krankheit durch die Impfung ausbrechen bzw. sich verschlimmern. In einem weiteren Projekt testet der KGD, wann der beste Zeitpunkt für die Erstimmunisierung sowie ob und wann Boostern nötig ist.

Die Gesundheitstränker laufen im Feldversuch bereits seit 18 Monaten, während die wissenschaftliche Begleitung vor einem halben Jahr startete. Hierbei wird jeweils ein Gesundheitstränker mit einem herkömmlich aufgezogenen Kalb vom gleichen Geburtsbetrieb verglichen. Die Ergebnisse der Studie sollen in etwa einem Jahr vorliegen.

Ganz entscheidend sei aber auch die wirtschaftliche Seite, betont die Tierärztin „Es muss Anreize bzw. einen Return-on-Investment für den Geburtsbetrieb sowie für den Mastbetrieb geben, wenn das System der Gesundheitstränker Erfolg haben soll.“

Während der Projektphase erhalten die Geburtsbetriebe CHF 70.- zusätzlich. Die Studie soll u.a. zeigen, ob diese Mehrkosten sich für den Züchter wie für den Mäster rechnen, denn in der schweizerischen Schweinebranche ist es heute schon üblich, dass die Impfkosten zwischen Zucht- und Mastbetrieben zu gleichen Teilen getragen werden.

Auch auf den Antibiotikaeinsatz generell geht Corinne Bähler im Gespräch ein: „Sie sind als Tierarzt ein Held, wenn Sie weniger Antibiotika verschreiben (müssen).“ Leicht nachvollziehbar, wenn Behandlungskosten von 20,- oder 30,- Franken einem Verkaufserlös von CHF 120,- pro Kalb gegenüberstehen.

Hier das komplette Interview mit Dr. Corinne Bähler:

Die neue AMI Markt Bilanz Milch 2018

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Der Milchmarkt hat sich 2017, bei zunächst reduziertem Rohstoffaufkommen, weiter erholt. Die Produktmärkte drifteten aber stark auseinander. Während sich Milchfett extrem verteuerte, blieb die Eiweißseite schwach. Die steigenden Erzeugerpreise brachten die Milchproduktion wieder auf Wachstumskurs.

Anfang 2018 hat ein weiterhin hohes Milchaufkommen den Marktverlauf bestimmt. Die Erzeugerpreise gaben im Zuge der Preisrückgänge an den Produktmärkten kräftig nach. Zudem verstärken sich wirtschaftliche wie auch politische Unsicherheiten. Auch die externen Forderungen an die Produktion nehmen zu. Wie geht es vor diesem Hintergrund weiter? Kann die Nachfrage das zusätzliche Angebot aufnehmen? Welche Rolle spielt dabei China?

Die AMI-Marktexperten haben zu diesen und vielen anderen Fragen ausführliche Fakten und Daten in der Markt Bilanz Milch 2018 zusammengestellt. Das Jahrbuch zeigt aktuelle Trends an den deutschen und europäischen Märkten sowie in wichtigen Drittländern auf. Zusätzlich veranschaulichen AMI Markt Charts die Zusammenhänge. Marktbeteiligte erhalten durch die Bewertung der Einflussfaktoren auf das Marktgeschehen eine solide Grundlage für ihre strategischen Entscheidungen.

Die aktuellen und umfassenden Daten beleuchten den nationalen und internationalen Milchmarkt. Dazu gehören Erzeugung, Außenhandel, die Marktversorgung und Verbrauch von Milch und Milchprodukten.

Über 260 Tabellen mit ausführlichen Zeitreihen bieten zudem umfangreiche Vergleichsmöglichkeiten mit den eigenen Unternehmens- und Branchendaten.

Die AMI Markt Bilanz Milch 2018 ist ab dem 17. April 2018. Die Buchausgabe im A5-Format hat 266 Seiten und kostet 207,60 EUR zzgl. 7 % MwSt. und Versand.

Mit dem „eBook plus“ als pdf-Dokument werden zusätzlich alle Kennzahlen zu Deutschland, der EU und wichtigen Drittländern als Excel-Tabellen bereitgestellt. Die digitale Ausgabe steht ab sofort zum Download zum Preis von 329,00 EUR zzgl. 19 % MwSt. zur Verfügung.

Quelle: AMI GmbH

Kuhflüsterer Joep Driessen verrät 5 wichtige Punkte für mehr Tierwohl und zufriedenere Landwirte

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Landwirte stehen vor großen Herausforderungen. Die Gesellschaft erwartet viel und die Gesetzgebung wird mehr. Heutzutage ist ein Bauer nicht nur jemand, der sich um Tiere kümmert, er ist mehr und mehr ein Unternehmer, der alles wissen muss. Ich bin davon überzeugt, dass wir viel tun können, um den Tierschutz zu verbessern und dem Landwirt das Leben zu erleichtern.

Zunächst sehe ich, dass es einen großen Fokus auf das Messen von Daten gibt, aber nicht auf praktische Lösungen. Eine Zunahme des Messens und der Daten von Sensoren geben uns einen schnelleren und besseren Einblick, was schief gehen könnte. Wir vergessen jedoch, dem Landwirt zu helfen, die zugrunde liegenden Probleme zu lösen. Praktisches Training ist hier der größte Gewinn. Es gibt kaum einen Beruf, der so wenig Aufmerksamkeit für eine kontinuierliche Ausbildung hat wie der Agrarsektor. Landwirte sollten häufiger neue Einsichten erhalten und praktische Lösungen teilen.

Als nächstes sollten wir meiner Meinung nach mehr Aufwand in die Prävention investieren. Als Tierarzt musste ich oft dieselben Krankheiten behandeln. Sehr unbefriedigend, da ich genau weiß wo die Ursachen liegen. Für mich ist es viel interessanter, sich darauf zu konzentrieren, wie wir Krankheiten vorbeugen können.

Schließlich glaube ich, dass Berater ein breiteres Verständnis von Faktoren außerhalb des eigenen Fachgebiets erlangen sollten. Futterberater sollten nicht nur die perfekte Ration kennen, sondern auch wissen, wie Management und Haltung die Futteraufnahme beeinflussen. Tierärzte und Hufpfleger sollten sich darüber im Klaren sein, wie man Krankheiten und Lahmheiten vorbeugen und nicht nur behandeln kann. Alle Berater sollten auch in der Lage sein, über die wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Vorschläge zu sprechen. Ein Bauer muss wirtschaftlich arbeiten.

Wenn wir diese drei Ausgangspunkte beachten:
• Nicht nur Daten messen, sondern auch praktische Lösungen im Fokus haben;
• mehr Aufwand in die Prävention einbringen;
• ausgehen von einem breiten Blickwinkel, der Gesundheit, Management, Haltung, Fütterung und Wirtschaftlichkeit umfasst.

Es gibt 5 Themen, die uns helfen können, den Tierschutz und das Wohlergehen der Landwirte zu verbessern.

1. Die Kuhsignale erkennen
Beginne mit der Grundlage. Landwirte und ihre Mitarbeiter sollten in der Lage sein, alle Kuhsignale zu erkennen und verstehen, was diese Signale verursacht. Nur so können sie an der Prävention arbeiten. Ich glaube, dass es viel zu gewinnen gibt, wenn man praktische Ideen unter Landwirten austauschen kann. Nur so können wir sicher sein, dass Lösungen durchführbar sind und das das Wohlergehen der Landwirte verbessert wird. Ich sage immer: Bauern lernen von Bauern!

2. Stressfreier Umgang mit Tieren
Mit Vieh zu arbeiten ist gefährlich. Die Forschung zeigt, dass immer noch viele Unfälle passieren. Ein Teil dieser Unfälle kann verhindert werden, wenn Menschen vorhersehbar und stressfrei mit Kühen umgehen. Wir sehen auch, dass ein ruhiger Umgang die Lahmheit reduziert und somit die Milchproduktion erhöht. Es gibt einfache Techniken, von denen nur wenige wissen.

3. Aufzucht junger Bestände
Gut begonnen ist halb erledigt. Totgeborene Kälber sind ein ernstes Problem, für das Krankheitsprävention die einzige Lösung ist. Durchfall- und Hustenkälber kosten den Bauern ohnehin viel Zeit und Geld. Sie wollen keine beeinträchtigten Lungen und Därme. Kälber, die gesund bleiben, geben mehr Milch und leben länger als Milchkuh. Wir sehen, dass die Kosten für die Jungviehaufzucht auf einer gut geführten Farm etwa 3 Cent pro Liter Milch betragen, während sie auf einem schlecht bewirtschafteten Bauernhof 5 Cent betragen.

4. Fokus auf Futter
Pansen-Azidose ist der stille Killer unserer Kühe. Futter ist ein wichtiger Faktor, um Kühe gesund zu halten. Die Fütterung wird oft den Futterberatern überlassen, die eine ausgezeichnete Kenntnis der Futterqualität haben. Der Einfluss von Management und Haltung wird jedoch oft vergessen. Es wäre gut für Landwirte und Berater, sich zu diesen Themen zu schulen.

5. Fokus auf Menschensignale
Egal, wie viel Wissen Sie als Berater haben, Sie müssen die Signale der Menschen genauso gut erkennen. Nur dann können Sie die zugrunde liegenden Probleme entdecken, den Widerstand verfolgen und dem Landwirt helfen, nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Das Gleiche gilt für die Landwirte und Ihre Mitarbeiter. Es zeigt sich im Tierwohl und in der Arbeitseffizienz, wenn Sie Ihre Mitarbeiter auf das gleiche Niveau bringen.

Über CowSignals
CowSignals zielt darauf ab, das Wohlergehen der Milchkühe zu verbessern und die Arbeitszufriedenheit und das Einkommen der Bauern zu erhöhen. Wir bieten Milchbauern, Tierärzten, Futterberatern, Stalldesignern, Besamungsstationen und Hufpflegern praktische Schulungen an. Diesen Juni organisieren wir 4 offene Trainings:

19. Juni Stressfreier Umgang mit Tieren
20. Juni Jungviehsignale
21. Juni Fütterungssignale
22. Juni Menschensignale
Sprache: Englisch

Weitere Informationen gibt es hier.

Autor: Joep Driessen, Gründer von CowSignals

Wer Joep Driessen in Aktion sehen will, kann sich dieses Video ansehen. Vor ziemlich genau 10 Jahren waren wir mit ihm im Kuhstall.

Wie der Schutz vor BSE in Europa künftig gewährleistet werden kann

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Taumelnde Kühe, Angst vor Ansteckung beim Konsum von Rindfleisch – die Krise um die Gehirnkrankheit BSE, den sogenannten „Rinderwahn“, hielt um die Jahreswende 2000/2001 ganz Europa in Atem. Die europäische Kommission verbot daraufhin das Verfüttern von Tiermehl aus verarbeiteten Schlachtabfällen an Stalltiere. Damit wurde die Infektion mit den gefährlichen BSE-Erregern erfolgreich unterbunden – es traten kaum noch Fälle von Rinderwahn in Europa auf.

Doch Landwirte müssen bei der Aufzucht von Schlachttieren auf proteinreiches Kraftfutter nicht völlig verzichten: Denn bestimmte tierische Produkte – sogenannte verarbeitete tierische Proteine – dürfen dem Futter nach wie vor beigemischt werden oder wurden wieder zugelassen. So dürfen etwa Kälber bis zum Absetzalter mit Fischmehl gefüttert werden, ebenso ist Fischmehl zur Verfütterung an Schweine oder Hühner zulässig. Generell darf Tiermehl, das von Wiederkäuern stammt, nicht verfüttert werden. Weil die verschiedenen Futterarten aber oft in der gleichen Fabrik hergestellt werden, entsteht ein Risiko für Verunreinigungen — von bewussten illegalen Beimischungen in krimineller Absicht ganz abgesehen. „Es ist also notwendig, Kontrollen durchzuführen“, sagt Biochemiker Dr. Oliver Pötz vom NMI, „die selbst in kleinsten Spuren tierischen Proteins die Tierart erkennen können.“ Auch sollte die Methode beispielsweise Milch von Fleisch oder Blut unterscheiden können, denn Milchprodukte sind selbst im Rinderfutter durchaus erlaubt. Ideal wäre es, wenn man darüber hinaus auch die Menge der Verunreinigung bestimmen könnte. Denn nur so können Grenzwerte überprüft werden, die die EU-Kommission künftig festsetzen will.

Bisher in den Futtermittellaboren und Untersuchungsämtern eingesetzte Nachweisverfahren leisten all das nicht: Mit dem Mikroskop kann man nur recht grobe Verunreinigungen wie Knochensplitter oder Federn entdecken. Selbst moderne genetische Verfahren, bei denen die aus dem Futter extrahierte und vervielfältigte DNA analysiert wird, haben ihre Grenzen: Sie unterscheiden beispielsweise nicht zwischen Kuhmilch und Rindfleisch. „Man muss also auf die Analyse der Proteine setzen“, sagt Dr. Pötz. „Und da die Tiermehle hochverarbeitet sind, muss man mit Proteinbruchstücken arbeiten, sogenannten Peptiden.“

Pötz hat Erfahrung mit Peptidanalysen; seine Arbeitsgruppe am NMI und das von ihm gegründete Unternehmen Signatope setzen sie bisher zum Nachweis von Nebenwirkungen während der Medikamentenentwicklung ein. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Verbundprojekts „Animal-ID“ arbeiten sie zusammen mit zwei Berliner Partnern, dem Bundesinstitut für Risikobewertung sowie dem Institut für Produktqualität, daran, ihre Methoden auf die Analyse von Fleischprodukten und Futtermitteln zu erweitern. Eine erste Veröffentlichung dazu erschien jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Analytical Chemistry“ (Anal. Chem., 2018, 90 (6), pp 4135–4143).

Proben käuflicher Viehfutter-Produkte wurden von den Wissenschaftlern mit Tiermehlen verschiedener Herkunft gemischt und untersucht. Zunächst wurden die darin enthaltenen Proteine mithilfe des Enzyms Trypsin vorverdaut, um lösliche Peptide zu erhalten. Dann wurden Antikörper eingesetzt, die das NMI speziell entwickelt hat. Diese fischten vier Peptide aus potenziell gefährlichem Rindertiermehl gezielt aus der Mischung heraus. Anschließend wurde mit einer Kombination aus Flüssigchromatographie und Massenspektrometrie die Menge der Zielpeptide zuverlässig bestimmt. „Wir erreichen jetzt eine Nachweisgrenze von einem Gramm Rindermehl in einem Kilo pflanzlichem Rinderfuttermittel“, versichert Andreas Steinhilber, Erstautor und Doktorand am NMI.

Doch beim Nachweis verbotener Rinderproteine soll es nicht bleiben. „Zurzeit erweitern wir die Methode, um für jede Tiermehlprobe die verwendeten Tierarten eindeutig nachzuweisen“, sagt Pötz. Mit dem gleichen Verfahren könnte in Zukunft auch festgestellt werden, ob beispielsweise Pferdefleisch in der Lasagne nicht-deklariert untergemischt wurde, wie 2013 geschehen. Die Firma Signatope soll das Verfahren zur Marktreife entwickeln und kommerziell verwerten.

Prof. Dr. Hugo Hämmerle, Leiter des NMI, hält die Arbeit für einen Meilenstein in der Lebensmittelsicherheit. „Allein in Deutschland fallen bei Schlachtungen jährlich zwei bis drei Millionen Tonnen Tiermehl als Nebenprodukt an“, erklärt er. „Das ist eine wertvolle Proteinquelle. Es wäre unverantwortlich, sie nicht zu verwerten. Aber es muss natürlich in einer für den Verbraucher sicheren Weise geschehen.“ Das neue Verfahren, das so rasch wie möglich Produzenten und Untersuchungsämtern zur Verfügung stehen soll, werde dabei „einen wichtigen Dienst an der Gesundheit der Bevölkerung“ leisten.

Die Förderung des Vorhabens „Animal-ID“ (FKZ: 28-1-65.037-14) erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.

Quelle: NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen

Barsche, Zander, Schnäpel und Forellen – erfolgreicher Probebetrieb in der neuen Aquakulturanlage

Vor rund zehn Jahren hat das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie seine Forschungsaktivitäten auf die Aquakultur ausgeweitet. Inzwischen nimmt die Fischgenetik einen bedeutenden Platz in den wissenschaftlichen Aktivitäten des Leibniz-Institutes ein. Im vergangenen Jahr wurde deshalb eine eigene Aquakulturanlage in Dummerstorf installiert.

„Seit Juli läuft in einem umgebauten Rinderstall erfolgreich der Probebetrieb, der die Arbeit unserer Forscher vor Ort erheblich erleichtern wird“, informierte heute Professor Klaus Wimmers, Vorstand am FBN. „Dafür wurden rund 200.000 Euro für den Umbau und in die moderne Aquarienanlage investiert.“

Dummerstorfer Wissenschaftler haben sich mit ihren Untersuchungen zur Stressresistenz von Regenbogenforellen und zur grundlegenden molekularbiologischen Analyse des Ostseeschnäpels weltweit einen Namen gemacht. Aktuell wird in einem großen Zander-Projekt unter Leitung von Privatdozent Dr. Tom Goldammer vom Institut für Genombiologie die Genetik des beliebten Speisefisches am FBN erstmals entschlüsselt. In Kooperation mit dem Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern sollen im Jahr 2020 erste Ergebnisse vorgelegt werden.

Wissenschaftler können flexibler arbeiten

Die Dummerstorfer Aquakulturanlage besteht aus drei separaten Strecken mit jeweils 1.700 Liter Fassungsvermögen, auf denen auch drei unterschiedliche Umweltbedingungen simuliert und verglichen werden können. Zu den drei geschlossenen Kreislaufsystemen gehören jeweils vier 200-Liter-Behälter und sechs 60-Liter-Behälter. Rund um die Uhr wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert und von Fischabfallstoffen gereinigt. Die Süßwasserfische werden bei ca. 17 bis 20 Grad Celsius Wassertemperatur gehalten. Im Probebetrieb wurde insbesondere die Wassereinigung getestet, die reibungslos funktionieren muss. Die im Filtersystem enthaltenen Bakterien verwandeln giftige Fischabfälle wie Ammonium über die Zwischenstufe Nitrit zu Nitratsalzen und halten so das Wasser sauber.

Verantwortlich für die Testphase, bevor die eigentliche Forschungsarbeit am Zandergenom auch in der neuen Anlage startet, ist Dr. Ronald Brunner vom Institut für Genombiologie. „Wir werden auch künftig mit der weltweit einzigen experimentellen Aquakulturanlage im Produktionsmaßstab für Zander in Hohen Wangelin bei Waren/Müritz intensiv kooperieren. Allerdings können wir jetzt noch flexibler arbeiten“, so der Tierzuchtexperte. „Grundsätzlich simuliert unsere Anlage im kleinen Maßstab die gleichen Prozesse wie in der großen Anlage in Hohen Wangelin. Die kleineren Einheiten lassen sich schneller desinfizieren sowie neu besetzen und erlauben die vergleichende Untersuchung von Einflüssen verschiedener Umweltbedingungen auf die Fische. Unmittelbar vor Ort befinden sich außerdem Labor- und Büroräume zur Auswertung der Daten und Messergebnisse. Für den Bereich der Fischgenetik ist die neue Infrastruktur ein großer Gewinn“, erklärte Dr. Brunner.

Den Dummerstorfer Wissenschaftlern geht es vor allem darum, die ressourcenschonende und nachhaltige Aquakultur mit regionalen Fischarten zu stärken. Diese soll einen höheren Stellenwert als bisher in der Fischproduktion erhalten. Geschlossene Kreislaufanlagen zeichnen sich durch ihre Umweltfreundlichkeit und gute Wasserqualität aus. Somit sind keine Zusätze mit Antibiotika und anderen Medikamenten notwendig. „Der Verbraucher möchte nicht nur einen leckeren, sondern auch einen gesunden Fisch konsumieren“, so Brunner. Aktuell bevölkern 400 kleine Barsche, zwölf Schnäpel sowie zwei Forellen und zwei Zander die neue Anlage.

Quelle: Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN)