Sozialverhalten von Ziegen – Tierschutztagung (3)

Bericht von der TiHo-Tierschutztagung 2018 (3)

Dr. Nina Keil (Agroscope Tänikon, Schweiz) referierte in Hannover zum Sozialverhalten von Ziegen und den damit verbundenen Anforderungen an Haltung und Management.

Wie alle Herdentiere legen Ziegen eine Rangordnung fest. Und wie bei allen Herdentieren wird die Stellung innerhalb der Gruppe von Zeit zu Zeit überprüft. Dies geschieht in verschiedenen Intensitätsstufen, deren letzte immer das Ausweichen ist. Vorher kommen 1) Drohen, 2) Kopfstoß und 3) Schiebe-Kampf. Unterschreitet eine Ziege die Individual-Distanz einer Artgenossin, reagiert diese mit der Drohung. In Versuchen hat sich herausgestellt, dass ein minimaler Fressabstand von etwa 1,25 m eingehalten werden sollte.

Am Fressgitter sind allerdings 35-40 cm normal und, als typische Futterselektierer, wechseln Ziegen ständig den Fressplatz. Für die Stallhaltung gibt es deshalb verschiedene Möglichkeiten:

+ Trennwände als Sichtschutz zwischen den Fressplätzen haben sich bewährt (je länger,        desto besser);

+ Nackenrohre sind – besonders für behornte Ziegen – schlecht, Palisaden dagegen               bestens geeignet;

+ Podeste schaffen, mit unterschiedlicher Fressplatzhöhe, größere Abständen zwischen         den Ziegenköpfen – und diese ist entscheidend;

+ Freundschaften beeinflussen die Individualdistanz, eine gemeinsame Aufzucht ist hierfür     förderlich und das Gruppierungsalter entscheidet. Einzeltiere lassen sich nicht in                 bestehende Herden eingliedern, denn sie werden derart drangsaliert, dass sie fast nichts     mehr fressen.

Auch in Liegenischen sollte die 3. Dimension im Stall genutzt werden. Allerdings dürfen diese Nischen nicht so hoch sein, dass die Ziege einen Buckel machen kann. In dieser Körperhaltung setzt sie nämlich Harn und Kot ab und eine geringere Deckenhöhe verhindert zuverlässig die Verschmutzung von Liegeflächen.

In Laufhöfen sollte Beschäftigungsmaterial vorhanden und gegenseitiges Ausweichen möglich sein. Ein Witterungsschutz ist unverzichtbar, denn Ziegen mögen weder Nässe noch Wind oder Zugluft.

Ein ausführliches Interview mit der Schweizer Tierärztin zur Laufstallhaltung von Ziegen hier im Video (2014 in Tänikon)

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